Die Zahl von bedeutenden Gebäuden in München und Berlin ist aber nicht so einfach mit Hamburg vergleichbar. Beides waren Residenzstädte, beides sind immer noch Hauptstädte, München immerhin für 12,5 Millionen Bayern. Das da dann ganz andere Gebäude gebaut werden, ist keine Charakterfrage der Hamburger. Es geht um etwas mehr als notorische Sparsamkeitssucht. Hamburg war immer nur Hauptstadt von sich selbst. Der Zusatz Hansestadt hat schon lange seine eigentliche Bedeutung verloren. Durch die Selbstverwaltung der Stadt fehlten schon immer die überregionalen Institutionen, die besondere Charackterbauten nötig gemacht hätten.
In der Hamburger Politik fühlt man sich aber dennoch wirtschaftlich hochpotent und gerade dem armen Berlin weit überlegen. Ole von Beust sieht Hamburg als einen schlecht vermarkteten Siegertypen. Deswegen hat er den Eindruck gewonnen, es fehle nur noch der bedeutende Event (Olympia) oder die architektonische Geste (Elbphilharmonie) um der Stadt die Bedeutung zu verschaffen, die sie aus Hamburger Sicht eh schon haben müsste. Es fehlt Hamburg aber oft einfach an einer gewissen Tradition, jenseits von Handel und Seefahrt. Viele Hamburger denken immer noch, der Vorzug Leipzigs bei der Olympiabewerbung hätte nur mit einem Ostbonus zu tun gehabt. Was sie vergessen ist, das Leipzig seit Jahrzehnten Olympiasieger hervorbringt. Zumindest bei der nationalen Ausscheidung (bei der viele Sportler abgestimmt haben) war dieser Punkt bedeutsamer als die pure Einwohnerzahl der Stadt. Auch das es für Unternehmensumzüge von Hamburg nach Berlin (Universal, Vattenfall, Bild) mehr Gründe gibt, als nur Abwerbung mittels Subventionen, ist vielen Hamburgern nur schwer zu vermitteln.
Hamburg hat (wie jede Stadt) einfach gewisse geschichtlich gewachsene Defizite, die es nicht wieder aufholen kann. Dennoch versucht sich die Stadt nun ausgerechnet daran ihre Sehenswürdigkeitendichte zu erhöhen. Sinnvoller wäre es die eigenen Stärken zu identifizieren und konsequent weiter auszubauen. Die eigenen Schwächen sollte man ignorieren und kompensieren. Aber die Eifersucht auf andere Städte, die solche Charackterbauten vorzuweisen haben, zwingt den Hamburger Senat einfach dazu, sich eine Elbphilharmonie zulegen zu müssen. Da setzt die kaufmännische Sparsamkeitstugend dann kurzzeitig aus.