Beiträge von Guderian

    Die Zahl von bedeutenden Gebäuden in München und Berlin ist aber nicht so einfach mit Hamburg vergleichbar. Beides waren Residenzstädte, beides sind immer noch Hauptstädte, München immerhin für 12,5 Millionen Bayern. Das da dann ganz andere Gebäude gebaut werden, ist keine Charakterfrage der Hamburger. Es geht um etwas mehr als notorische Sparsamkeitssucht. Hamburg war immer nur Hauptstadt von sich selbst. Der Zusatz Hansestadt hat schon lange seine eigentliche Bedeutung verloren. Durch die Selbstverwaltung der Stadt fehlten schon immer die überregionalen Institutionen, die besondere Charackterbauten nötig gemacht hätten.


    In der Hamburger Politik fühlt man sich aber dennoch wirtschaftlich hochpotent und gerade dem armen Berlin weit überlegen. Ole von Beust sieht Hamburg als einen schlecht vermarkteten Siegertypen. Deswegen hat er den Eindruck gewonnen, es fehle nur noch der bedeutende Event (Olympia) oder die architektonische Geste (Elbphilharmonie) um der Stadt die Bedeutung zu verschaffen, die sie aus Hamburger Sicht eh schon haben müsste. Es fehlt Hamburg aber oft einfach an einer gewissen Tradition, jenseits von Handel und Seefahrt. Viele Hamburger denken immer noch, der Vorzug Leipzigs bei der Olympiabewerbung hätte nur mit einem Ostbonus zu tun gehabt. Was sie vergessen ist, das Leipzig seit Jahrzehnten Olympiasieger hervorbringt. Zumindest bei der nationalen Ausscheidung (bei der viele Sportler abgestimmt haben) war dieser Punkt bedeutsamer als die pure Einwohnerzahl der Stadt. Auch das es für Unternehmensumzüge von Hamburg nach Berlin (Universal, Vattenfall, Bild) mehr Gründe gibt, als nur Abwerbung mittels Subventionen, ist vielen Hamburgern nur schwer zu vermitteln.


    Hamburg hat (wie jede Stadt) einfach gewisse geschichtlich gewachsene Defizite, die es nicht wieder aufholen kann. Dennoch versucht sich die Stadt nun ausgerechnet daran ihre Sehenswürdigkeitendichte zu erhöhen. Sinnvoller wäre es die eigenen Stärken zu identifizieren und konsequent weiter auszubauen. Die eigenen Schwächen sollte man ignorieren und kompensieren. Aber die Eifersucht auf andere Städte, die solche Charackterbauten vorzuweisen haben, zwingt den Hamburger Senat einfach dazu, sich eine Elbphilharmonie zulegen zu müssen. Da setzt die kaufmännische Sparsamkeitstugend dann kurzzeitig aus.

    Seh ich auch so, der Unterbau verlangt einfach nach einem gläsernen Aufbau, der mindestens nochmal so hoch ist. Sonst sähe es mehr nach Wattenmeer bei Ebbe aus, als nach tosender See. Aber ich vermute, das in diesem Fall die "notorische Hamburger Sparsamkeitssucht" wie du sie nennst, aus einem anderen Grund nicht gegriffen hat. Die CDU Regierung unter Ole von Beust wollte einfach nicht sparen, sondern ein sichtbares Zeichen setzen (protzen). Ich hab nicht den Eindruck, das man sich im Senat sonderlich viel Gedanken gemacht hat, was das alles kostet. Viel mehr hat man darüber philosophiert, wieviel Bedeutung und Ansehen es der Stadt national und international einbringen kann. Der Senat handelt ganz unhanseatisch nach dem Motto: "Wer viel erreichen will, muss auch viel investieren."


    Die ganze HafenCity wird ja eher als Wirtschaftsförderprogramm angesehen. Der neue Stadtbezirk wird sich sicher entwickeln, aber ob die Stadt als Ganzes davon profitiert, finde ich fraglich. Die lokalen Baufirmen und Architekten erleben natürlich erstmal einen warmen Frühling. Aber einige Unternehmen und Institutionen ziehen einfach nur von einem Hamburger Stadtteil in einen anderen. Dadurch gewinnt die Stadt nichts Neues hinzu. Mein Eindruck ist, man versucht eine Wirtschaftsförderung "über den Betonmischer" zu machen und verkennt dabei, welche harten Standortfaktoren für Investoren tatsächlich entscheidend sind. Der größte Attraktivitätsgewinn dieses Bauprojekts dürfte noch im Tourismus liegen und kann dort echte Anschlussinvestitionen auslösen. Aber schon die Kulturwirtschaft kann nicht wirklich profitieren, wenn gleichzeitig Studenten der HfBK zwangsexmatrikuliert werden, weil sie keine Studiengebühren zahlen können oder wollen.


    Ich denke immernoch der Hamburger Senat will eigentlich keine Philharmonie, jedenfalls nicht der Musik wegen. Er will nur ein Marketinginstrument mit dem er potentiellen Investoren (oder Wählern) vorschwärmen kann, was für eine tolle Stadt Hamburg ist. Dazu muss die Philharmonie nicht mal fertig sein, man muss nur darüber reden können, das sie gebaut wird.

    Ich hab da wenig Hofnung. Das ist ein Halbmilliarden Luftschloss. Wieder so eine "wir planen erstmal was und kümmern uns später ums Geld" Sache. Das Gasometer innen auszubauen, ist sicher erstmal keine schlechte Idee. Auch eine Privatuni mit Schwerpunkt Energiewissenschaft wäre sicher eine interessante Sache.


    Aber! Die acht quadratischen Gebäude für Firmenrepräsentanzen sind übles Wunschdenken. Repräsentanz besteht nicht darin, das man sich zusammen mit einem dutzend anderer Firmen an einer Bahnlinie versteckt. Firmen, die sich wichtig genug finden, um zu repräsentieren suchen sich eine besondere Immobilie mit Alleinstellungsmerkmal und außer Sichtweite der Konkurrenz. Die wichtigeren berliner Energieunternehmen wie Gasag, Vattenfall, Gasprom Germania sind schon ausreichend mit Immobilien versorgt und werden nicht einfach so umziehen. Die kleineren vorallem die vielen jungen Solarzellenhersteller werden sich direkt neben ihrer Produktion in Adlershof oder wo auch immer einmieten.


    Ausserdem gibt es schon ein Energieforum-Berlin. Da mischt sich bereits erfolgreich Büro-, mit Konferenznutzung und Event-Gastronomie. Wenn ich mich recht erinnere, sind die Mieter dort etwa zu gleichen Teilen Energie und IT Firmen. Das Gebäude ist sicher eine der gelungeneren Kombinationen von historischer und moderner Architektur. Man hat dort einen schönen Blick auf die Spree, was allemal besser ist als eine Bahnlinie. Allerdings können die Leute dort nicht einparken, auf dem Parkplatz waren überall Rammschäden.


    Zwei "einzigartige" Energieforen braucht Berlin nicht. Wenn man das Gasometer Projekt auf 150 Millionen € einschrumpft und sich auf die tatsächlich einzigartige Energieuni konzentriert, kann daraus noch etwas werden, sonst nicht. Den Wettbewerb für den Grünbereich und die Infobox kann man sicher erstmal streichen. Erst muss Geld verdient werden, dann kann man ans Ausgeben denken. Eine halbe Milliarde! :nono: Davon könnte man sich auch ein eigenes Stadtschloss bauen. Keine Chance dafür einen Investor zu finden.

    Die Assoziation mit Wasser hat glaub ich jeder, aber das der Backstein den Elbgrund symbolisieren könnte? Darauf bin ich garnicht gekommen, dabei hatte ich jahrelang ein Aquarium rumzustehen. Eigentlich naheliegend. Als Symbol für eine Hafenstadt ist die Elbphilharmonie natürlich nahezu perfekt. Es schadet überhaupt nichts, wenn sie schön groß wird und man das Dach auch von weiter weg noch sehen kann. Wenn erstmal die Hobbyfotografen darauf losgehen können und die Elbphilharmonie mit ihren ganzen Tricks mit unterschiedlichen Perspektiven und Belichtungszeiten in Szene setzen, dann wird sie noch viel beeindruckender aussehen als auf den Computerbildern. Ich finde es immer wieder erstaunlich, was man aus Fotos alles herausholen kann. Die Elbphilharmonie wird sicher bald das meistfotografierte Gebäude Hamburgs sein. Und auch die traditionelleren Sehenswürdigkeiten ein Stück weit in den Schatten stellen.

    Nicht kleckern, sondern klotzen.

    NewUrban
    Eine Stadt des Understatements? Das war Hamburg vielleicht früher einmal. Die Elbphilharmonie wird ganz sicher nicht aus Bescheidenheitsgründen gebaut. Wie schaffen es Hanseaten nur, sich selbst angesichts eines solchen Protzbaus einzureden, sie verfügten über eine besondere Bescheidenheit, die sie von anderen unterscheidet?


    Die Elphilharmonie ist die sprichwörtliche große Glocke, an die Hamburg all seine Hoffnung hängt, endlich alle Welt davon zu überzeugen, das es die schönste Stadt der Welt ist. Ein "neues Wahrzeichen" für Hamburg, die "Krone" der Stadt soll sie werden. Laut Wikipedia gehören: "Bauliche Wahrzeichen .. meistens zu den höchsten Bauwerken einer Stadt oder eines Landes." Und die Krone von etwas ist sowieso nur das Oberste.


    Die Elphilharmonie wird nicht einfach aus versehen etwas größer. Sie soll und muss groß sein. Das Größte was nur geht. Deswegen steht sie ja extra auf einem Sockel. Hier heisst es dick auftragen, nicht kleckern sondern klotzen. Auch wenn man Gebäude, die breiter sind als hoch, im Allgemeinen nicht als Hochhäuser bezeichnet, ist die Elbphilharmonie mit 110m genau das. Mit einem Phallus hat sie deswegen zwar noch nichts zu tun, mit Understatement aber genauso wenig.

    Der Eiffelturm stand aber nicht 20 Jahre sondern nur eine Weltausstellung lang und wurde kurz danach von den Parisern spontan geliebt und vor dem Abriss bewahrt. Das lässt sich so direkt nicht vergleichen. Aber die Mehrheit der Hamburger ist ja jetzt schon dafür, wenn die Umfragen stimmen. Und ein paar Leute sind immer gegen alles, egal was es ist. Das ist in jeder Demokratie so.


    Wie die Ottonormalbürger auf ein Bauwerk reagieren ist doch eigentlich auch egal. Wichtig ist nur was die Politik dazu sagt. Wenn das Projekt wirklich zu 100% privat finanziert ist, wieso ist es dann im Senat überhaupt ein Thema? Reine Verkehrsbrücken sind teuer genug, wenn die Stadt mit der Living Bridge eine Verkehrsbrücke quasi im Paket geschenkt bekommt und dazu noch 1000 Wohnungen und eine Einkaufsstraße, dann müsste die Politik davon doch begeistert sein, oder nicht?

    "Zzz."

    Viele Bilder gibts ja noch nicht zu finden von unsrem künftigen Innenministerium. Dafür hab ich ein kleines [url=http://www.tagesspiegel.de/berlin/;art270,2416349]Lagebild[/url] entdeckt. Sehr schön zu erkennen "die drei Z", die die sprichwörtliche Schläfrigkeit des typischen deutschen Beamten symbolisieren sollen. Auch die leichte Treppenartigkeit lässt sich erkennen und gleich wieder vergessen. Mit drei Stufen kommt man eben nicht sehr weit. Auch das symbolisiert hervorragend die Politik der kleinen Schritte, mit denen man nicht vorankommt.


    Die Architekten haben sich jedenfalls bemüht, den großen Baukörper durch allerlei Versetzungen aufzulösen. Auf dem rautenförmigen Grundstück wurde viel Platz gelassen für Bäume, die hoffentlich auch alle gepflanzt werden. Dann entsstünde ein grüner, fast bescheiden wirkender Gebäudekomplex, der seine wahren Ausmaße verbirgt. Die beiden berlintypisch engen Hinterhöfe sind natürlich extra schick. So wie es aussieht wird das Gebäude auch hoch genug, um die Sicht von der S-Bahn auf das hässlich protzige Kanzleramt samt unnützem Kanzlergarten zu unterbrechen. Was die Aussicht während der Fahrt nur verbessern kann.


    Zusammen mit "[url=http://maps.google.de/maps?f=q&hl=de&geocode=&time=&date=&ttype=&q=berlin&ie=UTF8&ll=52.520517,13.360856&spn=0.004426,0.009753&t=k&z=17&om=1]der Schlange[/url]" auf der gegenüberliegenden Seite des Kanzlergartens werden "die drei Z" zu Berlins neuem Viertel für Luftbildarchitektur avancieren. Von unten nix besonderes wird die Ecke auf Google Map richtig expressiv aussehen. :cool:


    EDIT: Mir fällt grad ein, im DAF-Forum gibt's ja auch schon einen passenden Smiley fürs Innenministerium. :zzz: :zzz: :zzz:

    Der Hadi macht aus seiner Architektur eine Massenware. Find ich nicht gut, da Architektur, schon eine gewisse Exklusivität haben sollte.

    Die Living Bridge Duisburg aka Ruhrbrücke sieht doch total anders aus. Kein Mittelgang, keine Shoppingebene, keine Wohnriegel. Zwei Wohnbrücken, noch dazu sehr verschiedene, sind sicher noch keine Massenware. Auf Exklusivität kann die Living Bridge Hamburg meiner Ansicht nach dennoch nicht hoffen. Dazu erinnern die beiden Bügelbauten in der Mitte zu sehr an Gerkans Berliner Hauptbahnhof. Und schon da sahen sie ziemlich scheiße aus. (Ich als Berliner darf das sagen.) Auch diese angeschrägten Seiten hat Teherani nicht zum ersten Mal verbaut. Und auch die sehen nicht unbedingt besonders schick aus.


    Solche großen Rechtecke wirken immer erdrückend und überhaupt nicht exklusiv. Große Bauvolumina versteckt man am besten in runden Formen, wie z.B. beim "abgeschnittenen Bienennest". Ein sehr schöner Baukörper wie ich finde. Und selbst wenn es in Duisburg eine exakte Kopie gäbe, wäre er immer noch etwas besonderes, weil 90% aller Bauten nur aus Rechtecken bestehen. Samuel hat da einen richtig guten Vorschlag gemacht, zwei Doppelbögen die sich auf der Halbinsel treffen würden und dazwischen keine zusätzlichen Bügelbauten mehr. Das nimmt dem Bau (bei gleicher Größe) sofort die Schwere und Gigantomanie. Und die lebende Brücke wäre von der Form her, auch als Brücke erkennbar.


    Durchsichtig wird sie dadurch aber nicht. Alle Diskussionen über zerstörte Blickachsen kann ich nicht nachvollziehen. Man kann jedem noch so tollen Gebäude vorwerfen, das man nicht hindurchschauen kann. Wenn es danach ginge, dürfte man nur noch unterirdisch bauen. Wenn ein Bau für sich genommen schön ist und sich in seine Umgebung einpasst, dann ist es völlig egal, was er alles verdeckt. Wer sich über zerstörte Blickachsen beschwert, meint damit meistens nur: "Ich finde das Gebäude hässlich und wünschte es würde wieder verschwinden.". Weil sich über Geschmack aber nicht streiten lässt, sagt das keiner so wie er's meint.

    Ernstgemeinte Alternative oder nur Architektenhumor?

    Traditionalisten müssen draußen bleiben? Och, menno. Selbst wenn es kein Schloss sein muss, nachdem man die Alternativen gesehen hat, denke ich muss es eben doch das Schloss sein. Gerade der "[url=http://www.imageup.de/my.php?image=Dieter%20Eckert,%20Hubertus%20Negwer,%20Detlef%20Sommer%20und%20Wouter%20Suselbeck%20Bild%201.69ei.jpg]Entwurf[/url] " von Dieter Eckert, Hubertus Negwer, Detlef Sommer und Wouter Suselbeek sieht doch so aus, als hätten die Architekten als Vierjährige nichts anderes als eine Kiste roter Legosteine zum Spielen gehabt. Wie können nur vier Leute an derselben Geschmacksverirrung leiden? Oder soll das Bild vielleicht ein Scherz sein, den ich irgendwie nicht begriffen habe. :confused: Das Bild kann doch unmöglich so wie es ist ernst gemeint sein.

    Neben den Alternativen, die allesamt eins gemeinsam haben: Besser als Schloss ;)

    Ohne das Zwinkern hätte ich schwer an deinem Verstand zweifeln müssen. ;)

    «Wenn man etwas Größeres bekommen kann, soll man es machen»

    Der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes denkt laut darüber nach, ob man ab 2008, wenn die O²-World fertig ist, mit dem Deutschland-Cup nicht von Hannover nach Berlin ziehen sollte. Konkreteres gibts wie immer nicht.


    Ansonsten waren laut Tagesspiegel 6000, laut Anschutz 8000 Menschen beim "Tag der offenen Baustelle". Aber wohl keiner aus dem DAF, oder doch? Anschutz hat zwar auch selber Fotos gemacht, aber nur von der angestrebten Zielgruppe nicht von dem Gebäude selber. Dafür gibts auf der Website einen reichlich verregneten Zeitrafferfilm, den ich jedenfalls noch nicht kannte.

    @ b) bze F.-W. IV.


    :rolleyes: Sorry, die Hieroglyphen hab ich glatt überlesen. Die Bedeutung von Sprache ist eben doch rein kontextahängig. Aha und "bze" heisst dann sowas wie "bzgl."!? Und ein "IV" am Satzende bedeutet demnach auch nicht immer, das man sich irgend ein F.-W. intravenös in die Vene spritzen lässt. (Merke: Länger grübeln und weniger Dr. House gucken.)

    Es gibt nicht zuviele solcher Gebäude. Nur wirkt jedes einzelne dieser Gebäude so fade, das es einem schon zuviel wird. - Eigentlich mag ich die schmalen Fenster ja, weil sie ein Element der Fassadengestaltung alla Albert Speer sind, das es in die neue Zeit geschafft hat. Und damit letztlich den Beweis erbringen, das die "böse" Architektur doch garnicht so schlimm sein kann. - Aber wenn man dann die ganze Fassade nur mit Fenstern rastert, kein Sockel, kein Dach, kein bisschen Wand zwischen all den Fenstern, dann sieht das einfach nur noch öde aus.


    Genauso gut könnte man ein Gebäude nur aus Türen oder nur aus Platten aufbauen. Der Langweiligkeitseffekt ist genau derselbe wie bei Plattenbauten. Immer dasselbe Thema ohne jede Abwechslung, daran kranken fast alle Neubauten seit der unsäglichen Bauhaus Bewegung. Alles nur standartisierte Einheits-Paletten, leicht zu fabrizieren und langweilig anzuschauen. Die heutigen Architekten denken sich nur noch ein Muster aus und überziehen dann damit - wie König Midas - alles was sie nur in ihre Finger bekommen können. Das macht reich, aber nicht glücklich.


    These: Eigentlich waren die Nazibauten architektonisch weit weniger totalitär, als die heutigen Nur-Fenster-Gebäude der Bundesregierung. :rede:

    Aber auch eher widerwillig, wenn ich mich recht erinnere, oder?

    Oder auch nicht. Eigentlich ganz im Gegenteil! Die Münchner sind die fleißigsten Spendensammler für das Berliner Stadtschloss. Schon das es überhaupt einen Spendenstand für das Stadtschloss gibt, kann man nur als massive Unterstützung für das Projekt ansehen.


    Schliesslich investieren da Bürger ihre Freizeit in eine Sache, ohne Aussicht darauf jemals eine angemessene Anerkennung (geschweige denn irgendeine Bezahlung) zu erhalten. Da steckt schon sehr viel Engagement dahinter. Kennt denn jemand noch einen anderen Flecken in Deutschland, wo regelmäßig so ein Stand in der Fußgängerzone zu finden ist?


    In Köln gibts bestimmt keinen. Und in Hamburg eher auch nicht. Die meisten deutschen (Gerne-)großstädte pflegen doch einen ausgeprägten Hass auf Berlin. In München ist die Hauptstadt noch mit am Besten gelitten, wohl auch weil München keine wirtschaftliche Konkurrenz durch Berlin fürchten muss. Aber unterm Strich sind die Bayern einfach nicht so "saupreißn"-feindlich wie sie manchmal tun. :D

    "Go away, there is no monorail and never was!"

    Wenn die exakte Höhe geheim ist, wie willst du dann einschätzen ob der Preis "gut" war? Das wenig immer noch besser als nichts ist, würde gelten wenn Staaten gewinnorientiert wirtschaften würden. Tun sie aber nicht. Als die Concorde fertig war wussten England und Frankreich bereits, das sie nie mit Gewinn verkauft werden könnte. Trotzdem haben sie das Flugzeug ihren staatlichen Airlines quasi geschenkt. Noch ein letztes Mal Verlust machen, aber das Gesicht wahren, so denken Regierungen. Und das ist auch der einzige Grund weshalb eine Transrapidstrecke in Deutschland überhaupt noch im Gespräch ist. Wären Thyssen und Siemens ausländische Firmen und hätte eine andere Regierung die Steuergelder ihrer Bürger für die Entwicklung der Magnetschwebetechnik verschwendet, würden wir sie nur auslachen.


    Das der Transrapid ein bisschen schneller als ne S-Bahn ist, kann man eigentlich voraussetzen. Wo doch schon der erste ICE ohne Neigetechnik schneller war. Die Concorde ist übrigens nach wie vor das schnellste Verkehrsflugzeug der Welt. Und sie sprach auch diese "andere Klientel" an, was ihr dennoch nichts genützt hat. Wie bei allen Luxusgütern schrecken die hohen Preise mehr Kunden ab als sie einbringen. Die angeblich höheren Fahrgastzahlen kommen nur deswegen zustande, weil man bei der Express S-Bahn mit anderen Taktzeiten rechnet. Aber man kann eine S-Bahn auch locker im 5 Minuten Takt fahren lassen, wenn man will. Zur Not baut man halt noch ein zweites Gleis. Was bei der S-Bahn kein Problem ist, verursacht beim Transrapid eine Katastrophe. Jeder Meter Schiene erhöht die Unwirtschaftlichkeit nur noch, weil das Antriebssystem sinniger Weise in der Trasse steckt. Eine Transrapidstrecke wird immer wirtschaftlicher je weniger man von ihr baut. Am Wirtschaftlichsten ist der Transrapid, wenn er im Emsland im Kreis fährt und leichtgläubige chinesische KP-Funktionäre kutschiert.


    Aber bitte, von mir aus baut eure Monorail ruhig. Aber beschwert euch am Ende nicht, wenn München so endet wie North Haverbrook. :D

    Kent of Neapel
    Oh bitte, kein Vergleich mit Bayreuth. Die Wagnerfestspiele haben nur deswegen eine so lange Warteliste, weil sie kaum Sitzplätze anbieten und die wenigen Karten hauptsächlich für Promis rationieren. Der Ruf der Veranstaltung rührt auch eher von allerlei konservativen Politikern (von Hitler bis Merkel), die dort ihr jährliches Klassentreffen veranstalten, als von der überragenden musikalischen Qualität. Verglichen mit den Wagnerfestspielen, die von Bund, Land und einem eigenem Freundeskreis mit Millionen gesponsert werden und trotzdem miese machen, dürften die Elbphilharmonie ein hochprofitables und angesehenes Unternehmen werden. Wer darauf verzichten kann, in seinem Freundeskreis rum zu erzählen, er hätte drei Reihen hinter Karin Stoiber gesessen und das Kleid der Bundeskanzlerin hätte mal wieder todschick ausgesehen, der braucht auch nicht nach Bayreuth fahren. Diese Veranstaltung ist so überflüssig wie eine Mischung aus der Promidisko P1 und dem politische Aschermittwoch in Passau.

    Der "gute Preis" der Chinesen dürfte aber auch nur ein Bruchteil dessen sein, was die Entwicklung des Transrapid gekostet hat. Und die Bundesregierung von deren Staatsaufträgen auch Siemens und Thyssen in Zukunft noch profitieren wollen, hat wenig Interesse die Technik, die sie mit so vielen Milliarden gefördert hat, billig nach China zu verkaufen. Lieber schreibt man das Geld komplett ab, als sich vollends zu blamieren. Die beiden Unternehmen können den Bereich garnicht so einfach verkaufen, wie sie es mit anderen Sparten machen würden.


    Der "real existierende Bedarf" in München besteht in einer Bahnverbindung. Ob die Züge dabei schweben oder rollen ist ganz egal. Es gibt keinen Bedarf nach einer Technik, die nichts besser aber vieles schlechter macht, als das bestehende System. Wenn dem Transrapid noch so eine rosige Zukunft auf den Weltmärkten bevorsteht, warum wartet man in Deutschland nicht, bis er sich durchgesetzt und seine Entwicklungskosten amortisiert hat, bevor man weitere Steuergelder verpulvert?

    Escobar
    Das war doch aber vorher klar. Wo hätte man denn ein besseres Orchester hernehmen sollen? Philharmoniker ziehen nicht so leicht um wie Eishockeyvereine. Und wenn es sich um 1A-Eishockeyvereine handelt, ziehen die auch nicht um. Es stand doch schon von Anfang an in den Zeitungen, das das NDR-Orchester als Hauptnutzer in die Elbphilharmonie einziehen solle. Und das es wohl nicht das beste aller Orchester sei, hab ich auch schon irgendwo gelesen. Nun muss sich das Ensamble eben zusammen raufen und besser werden.


    Einerseits hat man jetzt beste Bedingungen zum Üben und um angesehene Musiker und Dirigenten anzulocken. Andererseits sind Auftritte ausserhalb des NDR Sendegebiets vorerst gestorben, weil 200.000 € eingespart werden müssen um die Miete zu finanzieren. Der Weg zur internationalen Bedeutung der Elbphilharmonie ist ein langer und konnte von den Architekten auch nicht schlüsselfertig mit eingebaut werden.


    Das ist ja meine Hauptkritik an dem Projekt. Es gab eben keine Nachfrage von seiten eines hervorragenden Orchesters nach einer angemessenen Philharmonie. Sondern es gab den Wunsch nach einem eindrucksvollen architektonischen Wahrzeichen, für das dann ein ebenso ehrwürdiger Inhalt gesucht wurde. Dieser Inhalt sollte die klassische Musik sein und die ist in Hamburg nun mal (noch) nicht besser.


    EDIT:
    Ich hätte garnichts schreiben müssen, sondern einfach aufs Abendblatt verlinken können. Da gibt es schon eine ganze Serie zur 1-A-Orchester Frage. Und selbst das Gleichnis mit der Eishockey-Mannschaft ist den Journalisten exakt so eingefallen wie mir. Die beste Einstellung in der Sache hat für mich Daniel Kühnel, der Intendant der Symphoniker. Auf die Frage: "Sollte Ihr Orchester tatsächlich nicht das beste vor Ort sein - was würde es benötigen, um dazu zu werden?" antwortet er: "Wenn vor Ort Hamburg bedeutet: 4 Millionen Euro mehr Subvention im Jahr. Wenn vor Ort globaler zu verstehen ist, dann zusätzlich 100 Jahre Tradition."

    Haha. Da freuen sich die GEZ-Gebührenzahler. Gebührenfinanzierte Grundversorgung mit Prestigeimmobilien nennt man das wohl. :lach:


    Selbst das Recht als "Orchestra in Residence" für die Elbphilharmonie zu fungieren, lässt sich die Hansestadt noch mit fast 150.000 € bezahlen. Was ein Unsinn, eigentlich müsste die Stadt das Orchester bezahlen, damit es kommt. Denn was wollte sie mit der Immobilie sonst machen, wenn kein Mieter da wäre?


    Der Sender sitzt als Besitzer des Orchesters am längeren Hebel und könnte Forderungen stellen. Aber was macht er? Erwarteten Mehreinnahmen von 100.000 € beim Kartenverkauf stehen 500.000 € höhere Mietkosten gegenüber. Macht unterm Strich einen Verlust von 400.000 € für den Sender und der sieht darin nicht mal ein Problem, das kann man ja am Programm einsparen. :eek:


    Nur weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk staatlich kontrolliert und zwangsfinanziert wird, kann es zu so einer defizitären Vereinbarung kommen. Es ist ja nur das Geld des Steuerzahlers, das kann man ruhig verschwenden. :nono: