Beiträge von Prokovjev

    Die Fassaden des Schlosses haben auch früher nur das Innere widergespiegelt, und waren nie das Kernstück des Schlosses.


    Das Schloss wurde im Inneren fortwährend verändert. Jedesmal wenn ein neuer Herrscher den Thron bestieg, wurden ganze Raumfolgen nach seinen Vorstellungen umgestaltet/neu geschaffen. Auch die Barockfassade war anfangs nur Mantel um einen Renaissancebau, daher trifft eine unumstößlichen Verbindung von Außen und Innen keineswegs zu.
    Eine Innenrekonstruiktion ist natürlich wünschens- und erstrebenswert, ist aber weit weniger Bestandteil des öffentlichen Stadtraumes als das Äußere.
    Es wird auch vom Förderverein angestrebt, die dominanten Innenräume in bloßer Kubatur wiederzuerrichten und diese zu späterer Zeit zu rekonstruieren. Das Gedankenspiel, das umgekehrt zu machen - die Fassade nackt und Innen Paradezimmer - zeigt dabei vielleicht auf, daß es dabei eine Prioritätenstaffelung Außen-Innen gibt und geben muß.

    Bertelsmann hat sich hier entschieden, ein baulich nicht gerade besonderes, Gebäude der Gründerzeit originalgetreu anhand nur weniger Fotos zu rekonstruiren.


    Das stimmt so leider nicht. Die Rekonstruktion war Auflage des Senats zur Vergabe des Grundstücks mitsamt der prestigeträchtigen Adresse "Unter den Linden 1". Andernfalls wäre es nicht dazu gekommen, daß ein Kommerzunternemen seine Repräsentanz neben Kronprinzenpalais, Zeughaus, deutscher Staatsoper, Schloßbrücke usw. gebaut hätte.
    Die Entscheidung zu Gunsten des am wenigsten traditionellen und das Innere der Kommandantur karikierenden Entwurfs entspricht auch nicht meiner Interpretation, sondern ist vielmehr einfach Endresultat des Auswahlverfahrens und des gewollten Kontrasts. Die anderen Entwürfe konnten oder können auf der Internetpräsenz von Bertelsmann eingesehen werden.
    Was bei der Ausführung des Baus stört, ist, daß es sich leider nicht um eine Überdachung des Ursprungshofes oder einen Wintergarten handelt, sondern daß hinter der Glasfassade sofort der Bruch mit der rekonstruierten Fassade - auch durch die fehlenden Innenhoffenster - ersichtlich wird und das Ganze fassadistisch wird.
    Hierbei handelt es sich auch um eine Schauseite, die dem zur Zeit in der Revitalisierung begriffenen Schinkelplatz und der Bauakademie zugewandt ist.

    Zumal so ein architektonischer Zwitter einfach nur scheiße aussehen würde.


    Das Beispiel dazu steht leider mit der Rekonstruktion der Kommandantur direkt gegenüber. Dabei hat sich Bertelsmann für denjenigen Entwurf entschieden, der am wenigsten mit dem historischen Gebäude korrespondiert und die Glasfassade auf der Rückseite will kaum überzeugen.
    Man wünscht sich da mehr Mut für das Schloß, mehr Mut keinem selbst definiertem Zeitgeist hinterherzurennen.

    Morgenpost: "Die Ostseite kann laut Tiefensee "die wechselvolle Geschichte des Schlossareals widerspiegeln" [..]


    Das ist ja super, dann liegt's doch eigentlich nahe, die Ostseite zu rekonstruieren. In ihr spiegelt sich ja 'n halbes Jahrtausend Architekturgeschichte wider :) ( Grüner Hut, Haus der Herzogin, Apotherkerflügel, Eishof..) sogar weit mehr als im Rest des Schlosses.
    Ich finde, man sollte ehrlich sein und das Schloß in seiner städtebaulich/historischen Gesamtheit erlebbar machen und nicht so tun, als wär's ein homogenes Barockschloß. Die erste Barockerweiterung fand z.B. nämlich nur über vorgeblendete Fassaden statt und das Schloß ist im Kern zur Hälfte ein Renaissancebau.


    Also, hoffen wir das Beste

    Manuel


    Prokovjev: Darauf gehe ich nicht ein. Du drehst die Äußerungen wirklich zurecht. Ich sage: Entweder original wiederaufbauen (auch nur Teile) oder modern bauen.


    Du siehst die Problemtik in Bezug auf die Architektur des Humboldt-Forums aus einer recht schwarz-weißen Perspektive ( 100% Schloß, 0% Schloß ). Das dies so nicht möglich ist, da eine differenzierte Betrachtung erforderlich ist, war Anliegen meines Beitrags, vor allem, da auch das Konzept der vorgehängten Fassade keineswegs eine Erfindung des späten 20.Jahrhunderts ist und das Endprodukt immer davon abhängt, wie im Einzelfall verfahren wird.
    Kommerz- und Bürokultur in den Vollrekos deines Schlosses widersprechen genauso deiner Forderung, Außen- und Innengestaltung unter einen Hut zu bringen. Vor allem, da dies auch dem Gedanken von öffentlich zugänglichen, rekonstruierten Räumlichkeiten zuwiderläuft.


    Noch mehr als das wundern mich deine persönlichen Ausfälle hier, Manuel ( vorläufiger Höhepunkte: "geh doch zu Mutti", "Was Du konkret nötig hast, möchte ich in der Tat lieber nicht wissen." ). Dich Siezen zu wollen, scheint mir vor diesem Hintergrund alles andere als 'abartig'. Ich möchte dich daher bitten, dir die persönlichen Anfeindungen zu verkneifen.

    Mein Gott! :nono: Die Fassade ist nicht eine Kulisse, weil sie schon einmal da war. Die Fassade ist eine Kulisse, weil sie vor etwas gehängt wird, dass nicht den geringsten Bezug hat.


    Das Berliner Schloß war nach seiner ersten Barockerweiterung durch Andreas Schlüter von 1688 bis 1713 ein Renaissancebau mit 'herangeklatschter' Barockfassade, was keineswegs ein Novum war.
    Die drei Fassaden, von denen Du sprichst, entsprechen nicht einmal der Minimalvorgabe der vom Bundestag beschlossenen Empfehlung der Expertenkomission Historische Mitte Berlin ( Barockfassaden, wichtige Innenräume, Schlüterhof... ). Wenn Du mehr möchtest, so setze Dich bitte dafür ein. Zu Deinem Konzeptentwurf, der die Aufteilung in drei Baukörper vorsieht bleibt zu sagen, daß eine tatsächliche Rekonstruktion in traditioneller Bauweise weit teurer kommt, als die von Dir polemisierte Fassadenvorblendung. In wie weit dabei heute nicht nutzbare Räumlichkeiten wie kleinste Dienstbotenstuben verwendet werden sollen, läßt Du natürlich außen vor. Daher fällt der Kostenfaktor als Pro-Argument außen vor. Die Frage bei dem Ganzen ist nur, wie weit man bei der Rekonstruktion geht, um eine Negativwirkung à la Bertelsmannkommandantur auszuschließen, damit das Gebäude in sich schlüssig wird.
    Mich wundert übrigens, daß Du Deinem Schloßteil einen Mehrwert zusprichst ( exklusive Büro- & Wohnflächen ) aber trotzdem eine Scheu hegst, was andere wohl denken werden ( 'das Ausland lacht uns aus' ).


    Es mag ein Resultat eines gespaltenen Verhältnisses zur Baugeschichte Deutschlands sein, da z.B. auch die in ihrer Form nicht weiter definierten Neubaukuben das Schloß in ihrer Höhe übertreffen sollen.


    Möchte noch Deine Aussage korrigieren, beide Schloßvereine würden Spenden für die Fassadenrekonstruktion sammeln. Dies macht nur der Förderverein Berliner Schloß e.V., wobei Ergebnisse der Rekonstruktion bereits öffentlich zugänglich sind. Die "Stadtschloss Berlin Initiative" ( 'Wir bauen das Schloss.' ) macht dies keineswegs und vertritt eine kommerzfinanzierte Teilreko mit Spreefassade, wichtigen Innenräumen, Fantasiebeigaben ( 2te Kuppel ) und Kulturfeigenblatt ( 'Schlossvitrine' ) unter vollständigem Ausschluß des Humboldt-Forums.
    Die Spende ist dabei auch nicht Beitrag zur Rekonstruktion, sondern zum Betrieb des Berliner Schlosses über den Kauf einer Aktie.

    Was ich und die mir unterstellte Fraktion nötig haben, sollte doch wohl nicht Thema dieses Threads sein.
    Der Kerninformation des Papieres aus dem Bauministerium, daß es um die Glasüberdachung geht, wurde hier bestimmt sechs Mal vorgebracht, ohne Einfluß auf Dein der-Schlüterhof-fällt-beschlossenermaßen-weg-Argument zu haben, was Teil Deiner Disneypolemik ist.
    Du wirst außerdem recht schnell persönlich.

    Es wird ein Architektenwettbewerb für das Schloss geben und dann werden wir sehen, was gemacht wird.


    Somit wird der hier einseitig proklamierte Wegfall des Schlüterhofs genauso Spekulation.
    Es geht um den derzeitigen Planungsstand aus dem Bauministerium. Wenn man dabei allen berichtenden Zeitungsorgangen Geplappere, lautes Denken & Antesten unterstellt und willentlich etwas anderes behauptet, so entbehrt das natürlich nicht einer gewissen Seltsamkeit.

    Manuel


    "Den lange verfolgten Gedanken, in Kooperation mit privaten Investoren im Ostflügel des Schlosses ein Hotel unterzubringen und eine aufwendige Tiefgarage zu bauen, haben die Planer aufgegeben. Auch auf die Überdachung des Schlüter-Hofes soll verzichtet werden, ebenso auf ein zweites Untergeschoss und - jedenfalls vorläufig - auf die Wiedererrichtung der Kuppel über dem Hauptportal."


    HEINRICH WEFING - FAZ, 22.01.2007


    Diese Information kommt aus dem sogenannten 'konzentrierten Entwurf' des Bauministeriums.
    Die Kuppel war bisher Bestandteil keiner Empfehlung oder Planung, daher ist der Perspektive, auf die Kuppel vorläufig zu verzichten, sogar ein Schritt zu Gunsten dieser. Historisch wertvolle Innenräume und Raumfluchten sollen auch erst überwiegend in den bloßen Aufmaßen wiedererstehen ( vgl. Dresdner Schloß ), wobei bei entsprechder Geldlage eine später folgende Rekonstruktion vorgesehen ist.
    Daß der Wegfall des Hotels und einer Tiefgarage ein Verlust sein soll, kann man ja wohl nicht ernsthaft behaupten.

    Der Innenhof ist gestrichen worden. Es ist also vollkommen egal, wohin da was ragt. Und Kent hat vollkommen Recht. Wenn der PdR im Schloss vorkommen soll, muss der Große Saal wiederauferstehen. Was sonst? Eine originalgetreue Kopie der Rückwand des PdR halte ich allerdings für verzichtbar.


    Wie ich schon im einem der vorangegangenen Beiträge geschrieben habe: der Schlüterhof ist nicht gestrichen worden. Der Informationsschnipsel, auf den Sie sich beziehen, sieht den Verzicht auf die aufwendige Überdachung des Hofes vor.
    Der PdR kommt zudem nicht mehr im Humboldt-Forum vor. Wenn, dann als Rekonstruktion, die man erst einmal motivieren müßte ( Nutzung der PdR-Rückwand ist konstruktionstechnisch nicht möglich, da nicht tragend ).


    Es gäbe zwei Schlossfassaden in Richtung UdL und Kupfergraben und evtl. noch einen "Fassadenstummel" in Richtung Werderscher Markt


    Ihr Vorschlag ist unter dem Gesichtspunkt der Stadtreparatur banal, und es verwundert, daß Kulissenschieberei nun unerwähnt bleibt.
    Denken Sie an die Kommandantur, die in Bezug auf die rückwärtige Bruchgestaltung in des Betrachters Auge immer wider negativ auffällt. Dort können Sie übrigens aufgrund der Glasfassade vom Werderschen Markt aus 'reinsehen..oder auch nicht, denn in normalen Lichtverhältnissen ergibt sich eine Pseudotransparenz, die jedem Rendering widerspricht.


    Im Erdgeschoss (innen) könnte es ferner tatsächlich Geschäfte und Cafés geben, um eine echte Passage entstehen zu lassen.


    Wenden Sie sich damit bitte an das Dom Aquaree, die Rathauspassagen, oder ähnliche Kommerzeinrichtungen, die es in direkter Nachbarschaft schon zur Genüge gibt.


    Interessant wäre es, wenn dieser Bau mehrere Etagen höher wäre und folglich das "Schloss" überragt.


    Subjektiv. All Ihre Vorschläge ziehen darauf ab, den Kulissencharakter des geplanten Gebäudes auf die Spitze zu treiben. Seien Sie bitte ehrlich, und geben Sie nicht vor, daß der Hauptmakel des Humboldtforums die Reduzierung auf Fassaden ist.
    Motivation scheint mir sowieso Provokation zu sein.


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    export wegen Schlüterhof:
    Mir lag nur daran zu sagen, in welcher Tradition der Schlüterhof steht. Sollte das Glasdach kommen, so scheint eine uneingeschränkte Öffnung für die Öffentlichkeit natürlich etwas unwahrscheinlicher. Ich denke, es wird wohl in der Tradition sonstiger prominenter berliner Höfe verfahren, und spät abends/nachts zugeschlossen werden.


    Zitat von export

    Wenn ich dann auch noch von Prokovjev erläutert bekomme, dass die Kuppel nicht "explizit" im Gutachten vorkommt, erscheint mir das etwas zu abgebrüht und oberclever. Wenn nicht der Vorkriegszustand maßgeblich ist, kann man gleich auch das Renaissanceschloss rekonstruieren.


    Da hätte ich nix gegen einzuwenden. Es wird übrigens nicht der unmittelbare Vorkriegszustand herangezogen, denn man verzichtet auf einige wenige, schwer verdauliche Historismuszugaben, die in wilhelminischer Zeit an das Eosanderportal angeklebt worden sind.


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    Die Sache mit den Zitaten sollte auch Dir klar sein, den just in diesem Thread habe ich das noch einmal erklärt. Der nächste Beitrag, der so aussieht, wird kommentarlos gelöscht! Bitte künftig auf die Boardregeln (6. Absatz 7) bezüglich Zitate (Quote-Funktion) achten und nur dann zitieren, wenn es wirklich nötig ist. Vielen Dank, Manuel.

    Der White-Cube ( super, Hauptsache ein Anglizismus ) funktioniert doch bloß über die zusätzliche Medienaufmerksamkeit durch Okkupation der 'Mitte' Berlins.
    Würde man die Zelte im Rahmen des White-Cube Projekts in Tempelhof aufschlagen, würde die Medienresonanz kaum spürbar sein. Schon der Umzug auf das gegenüberliegende Marx-Engels-Forum würde kaum schlagzeilenträchtig sein.

    Das Schinkel am Schloßumbau beteiligt war schließt ja nicht aus dass er das Schloß nicht mochte. Ein Abriss stand nie zur Debatte und so hat er nur Bereiche des Schlosses nach seinen Vorstellungen umgestaltet.


    Die Kuppel fungiert als architektonische Krönung des Schlosses. Man bekrönt nichts, was man gleich wieder abreissen möchte und auch mit vollem oder halbem Herzen haßt.


    Ich möchte bezweifeln, daß 'Manuel und Escobar aus dem Internetforum haben irgendwo gelesen, daß..' ein Beweismittel sondergleichen ist.
    Man sehe es mir in diesem Zusammenhang nach, daß ich keine Quellenangaben zu Schinkels Denkschrift zur bedingungslosen Erhaltung des Berliner Schlosses angebe.

    Ich hab übrigens auch mal gelesen dass Schinkel das Schloß gehasst hat und es am liebsten abgerissen hätte...


    Schinkel wird of und gerne intrumentalisiert, um Eigeninteressen gerecht zu werden, deshalb glaube ich gern, daß dies irgendwo stand.
    Es ist sogar schon in seiner Formulierung spekulativ und widerspricht auch der Tatsache, daß Schinkel an der Innenraumgestaltung beteiligt war und gar den Entwurf für die Schloßkuppel lieferte.
    Ich bitte nicht zu vergessen, daß das Schloß in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer politisch-ideologisch motivierten, beispiellosen Verdrängungspolitik unterlag. Dies war bis 1950 nicht der Fall. Davon auszugehen, daß bedeutende Baukünstler das Schloß abreissen wollten, ist geradezu Irrwitz.


    Niemand würde heute auf die Idee kommen, dem Schloß Charlottenburg seine Bedeutung abzusprechen, daß übrigens schwerer zertört war als das Berliner Schloß.
    Im Dresdner Schloß gehen die Rekomaßnahmen seit 50 Jahren an. Konzeptuell über die Wiedererrichtung der bedeutenden Innenräume erst in schlichter Form - mit gradueller Rekonstruktion in der Folge. Ein Erfolgsrezept sondergleichen ( Stichwort Grünes Gewölbe ). Dies zeigt Ihnen, was möglich ist. Vielleicht erscheint es Ihnen in diesem Licht lohnender, sich fürein Plus an Innenräumen auszusprechen, anstatt sich mit drei auf der Stirn geschriebenen Schlagwörtern an dem Dialog zu beteiligen, Manuel.


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    Zur Bedeutung der ethnologischen Sammlung, das ist meiner Meinung nach streckenweise das grossartigste Museum Berlins und mitnichten eine Sammlung von Buschmannaccessoires, wird höchste Zeit dass das aus dem Dahlemer Dornrösschenschlaf gerissen wird.


    Erwähnenswert mag noch sein, daß die außereuropäische Sammlung vor Zerstörung des Gebäudes Teil des Berliner Schlosses war. Wie mit dem Dornrösschenschlaf so schön umschrieben, ist es einfach eine Tatsache, daß die außereuropäische Sammlung durch die Randlage in Dahlem nur einem Bruchteil des Besucherpotentials gerecht wird.

    Hallo, ich möchte mich als Neumitglied kurz in das Gespräch einschalten, obwohl mich das Wiedererscheinen von Argumentationsketten aus der Steinzeit der Diskussion um das Humboldt-Forum ( Teilwiederaufbau des Berliner Schlosses ) etwas verwirren, wozu vor allem die einfach gewählten Schlagwörter à la Disney, Fassadismus/Kulissenarchitektur ( Potjemkinsche Dörfer ), Rückwärtsgewandtheit und Ähnliches gehört.
    Mir liegt nicht daran, den Benutzer, von dem diese Diskussionstaktit hauptsächlich ausgeht, zu überzeugen.
    Dennoch möchte ich Forennutzer Manuel bitten, einen gewissen Pegel an Desinformationspolitik nicht zu überschreiten. Dazu gehört beispielsweise 'Schinkel hat dieses Schloss gehasst'. Das Gegenteil ist der Fall: Die Stüler/Schadowsche Schloßkuppel über dem Eosanderportal wurde nach Schinkelschem Entwurf gebaut, wichtige Innenräume sind von Schinkel ( kronprinzliche Wohnung, Sternensaal, Teesalon ). Das Umfeld des Schlosses stammte quasi fast komplett aus Schinkels Feder: altes Museum, Gestaltung Lustgarten mit zentraler Fontäne, Schinkeldom, Packhof, Bauakademie - ohne daß Schinkel bemüht war, verändernd in die Fassaden des Schlosses einzugreifen. Vielmehr war in der Person Schinkels die Überzeugung vorhanden, das Schloß auf jeden Fall - auch in Zeiten des Geldmangels - zu erhalten und zu restaurieren.


    Was die Fassadenarchitektur anbetrifft, so möchte ich 'Manuel' nach Bamberg verweisen, wo man alle Nase lang auf Fachwerkhäuser trifft, deren Schauseiten jedoch barocke Putzfassaden aufweisen. Auch unmittelbar am Schloßplatz trifft man auf Fassaden ( dem öffentlichen Teil des Gebäudes, welches gleichzeitig Teilnehmer am Stadtraum ist ), die der von 'Manuel' genannten Kritik entsprechen. Kronprinzenpalais, Prinzessinenpalais, Staatsoper, Kaiser-Wilhelm-Palais, Alte Bibliothek, Humboldt-Uni, Zeughaus und auch die in jüngster Zeit entstandene Kommandantur, die jedoch aus dem Rahmen fällt, da sie auf der dem Schinkelplatz zugewandten Seite in Stilbruch verfällt und somit den restlichen rekonstruierten/entkernten Gebäuden der Straße 'Unter den Linden' gegenüber inkonsequent handelt.
    Auch das Schloß selbst war bis zur ideologischen Beseitigung in unmittelbarer Nachkriegszeit Fassadismus: der Umbau Schlüters in Zeiten des Barocks nutzte nämlich - bis auf kleine Ausnahmen - den Renaissancebaukörper weiter, was gar an der Fensteraufteilung gen Süden ( Stadtseite ) ablesen läßt. Das Berliner Schloß war in dieser Beziehung ein unfaßbares Juwel, an dem sich ein halbes Jahrtausend Architekurgeschichte ablesen ließ, so existierte trotz der zweiten monumentalen barocken Erweiterung durch Eosander von Göthe der Nering/Lynarsche Querbau, durch den ehemals die Hofgäste einfuhren, als Hofabschluß weiter und das bis zur Sprengung durch die DDR ( hierzu ein Bild - Quelle: Bildindex.de ).


    In Anbetracht dessen möchte ich darauf hinweisen, daß Sie gerne von hingebauten Wänden sprechen können, wenn Sie sich Gipskartonwände in Ihre Wohnung einbauen, nicht aber im Falle von an der Statik beteiligten Fassaden eines Gebäudes, das in seinen Ausmaßen als größter Barockbau nördlich der Alpen galt. Thematisch betrifft dies denjenigen Teil des Schlosses, der Teil des Stadtraumes ist, wozu übrigens auch der Schlüterhof gehört, der auch vor dem Ende der deutschen Monarchie öffentlich zugänglich war und als Weg zum Lustgarten fungierte. Dieser ist auch keineswegs gestrichen worden, wie Sie das hier vermitteln. Viel mehr steht die Überdachung per Stahl-Glas-Konstrukt ( vgl. Zeughaus ) zur Disposition. Ähnlich verhält es sich bei der Kuppel, die nicht explizit Bestandteil der Empfehlung der Expertenkomission Historische Mitte Berlin war, weshalb hier kein Planungsbruch vorliegt.
    Machen Sie bitte Ihren Frieden mit entkernten Altbauten, denn um einen solchen würde es sich im Endeffekt handeln.


    Ihr zeigender, nackter Finger angesichts der bloßen Teilrekonstruktion des Schlosses scheint sowieso Scheinargumentation zu sein, da Sie keineswegs den Schluß ziehen, in der Folge ein größeren Rekoanteil zu fordern. Erst Rekobestrebungegen argumentativ topedieren und sich am Ende wundern, weshalb ein kaum befriedigender Hybrid enstanden ist ( zu beobachten im Falle der Kommandantur, bei der der am wenigsten historische Entwurf ausgeführt wurde ).


    Coop Himmelb(l)au ist übrigens nicht in der Lage, die Fassaden an den Stellen der Portale zu 'durchbrechen', da dies schon von Schlüter getan wurde, denn Lustgarten- und Stadtportal korrespondieren beide mit Portalgegenstücken innerhalb des Hofes, die es dem Schlüterhof überhaupt erst ermöglichen, Stadtraum zu werden. Würden Sie mit einem Vorschlaghammer vor dem Portal stehen, um Ihren verlangten Durchbruch zu machen, würden Sie wahrscheinlich kaum in der Lage sein, den Hammer überhaupt bis zur Portaldecke hochzuwerfen. Genausogut könnten Sie mit Ihrem Heimwerkerbohrer ein Loch in ein Loch bohren. Aber da dieser Punkt hauptsächlich der Provokation dient, wird es sich wohl nicht lohnen, darauf weiter einzugehen.


    Ich frage mich sowieso, wo Sie als Berliner während der letzten fünf Jahre waren, wenn Ihnen derlei Argumente erst jetzt einfallen.



    Randinformation: eine Teileinbindung des PdRs kann und wird es aus konstruktionstechnischen Gründen nicht geben, da die Spiegelglasfassaden selbst nicht standfähig sind, sondern nur vorgehängt sind ( im Gegensatz zu den Barockfassaden ). Der Grundriß des PdRs blockiert zudem sogar das Fünf-Achsen-Risalit des Schlüterhofs.


    Zitat von Manuel

    Wenn man drei Seiten nachempfundener Schlossfassade an einen Zweckbau hängt und ein Stück vom Original sogar gegenüber steht, kann man nicht erzählen, man hätte das Schloss wieder aufgebaut[..]


    Beim Lustgartenportal im Staatsratsgebäude handelt es sich abgesehen von den wenigen Skulpturen um eine Totalrekonstruktion. An dieser Stelle könnten Sie fordern, die dort befindlichen Originalfragmente wieder in die Lustgartenfassade zu überführen.



    Beim Schloß sollte der Mut zur Rekonstruktion im Gegensatz zu einer vermeintlichen, kurzlebigen Selbstverwirklichungsarchitektur aufgebracht werden. 'Manuel', setzten Sie sich daher lieber für die Renaissancefassade + Maximum an Qualität im Rahmen archäologischer Rekonstruktion ein, damit das Humboldt-Forum in sich schlüssig wird.


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    Das Charlottenburger Tor wurde im Zuge der Baumaßnahmen der 'Ost-West-Achse' der neuen Strassenbreite angepaßt. Die Alternative wäre ein Abriß gewesen, wodurch das Ch-Tor komplett verschwunden wäre. Ich kann mir schwer vorstellen, daß dies ernsthaft Ihren Wunschvorstellungen entspricht.