^ Danke für den Hinweis, das ist doch mal eine interssante und amüsante Sonntagslektüre
Das Ganze erinnert mich ein bisschen an Schulzeiten:
Da haben wir Herrn Braunfels, den Revoluzzer, der sich an den Autoritäten abarbeit, aber im Kern dann eben doch nicht ganz Unrecht hat, nur mit der Tonlage etwas schrill daherkommt. Aber hey, er ist kein Politiker, wieso sollte er also so schreiben wie einer? Er polarisiert, polemisiert und übertreibt dabei, na und? Wir wollen doch alle immer den Dialog und wenn der dann kontrovers ist und das auch argumenatativ sichtbar wir, umso besser. Ich denke, man sollte sich mit seinen Argumenten auseinandersetzen und nicht mit der Art des Vortrages. Denn er legt den Finger in die richtige Wunde und thematisiert den fehlenden städtebaulichen Wettbewerb, die Nichtbeachtung der Potsdamer Straße und auch die Performance der Preisgerichtes. Ich denke auch, dass es sich darüber zu disktutieren lohnt.
Ganz anders die liebe Frau Lüscher, die Einser-Schülerin, bzw Streberin, die ganz genau weiß, wie es läuft, die Autoritäten durchschaut hat und sie bedient. Ihr Text ist ein schöner Schulaufsatz, der strukturiert und argumentativ beginnt, völlig klar und nachvollziehbar, sachlich und fachsprachlich. Leider blendet sie bei ihrer Bestandsanalyse völlig die Potsdamer Straße und auch die unbefriedigenden Lage an der Piazetta aus. Nicht dass sie das nicht im Auge hätte, aber die fleißige Schülerin hat aufgepasst und weiß, in Erörterungen sollten man potentiellen Gegenargumenten kein Gewicht beimessen bzw. in anderen Zusammenhängen neutralisieren (macht sie dann ja auch wunderbar). Wer jetzt erwartet, dass der HdM Entwurf sachlich und argumentativ in diesen, wenn auch verengten, Rahmen eingeordnet wird, der wird enttäuscht. Frau Lüscher hebt jetzt nämlich ab in die Sphären der Architekten-Lyrik und liefert eine weitere ihrer Berliner Elegien und präsentiert ein M20 mit wahrhaft wundervollsten Eigenschaften, Argumente werden jetzt nicht mehr gebraucht, das würde die Begeisterung nur stören, Visionen sind jetzt gefragt, Deutungen, Interpretationen, Erwartungen, nein, das wäre zuwenig, Heilserwartungen und so bekommt der Entwurf geradezu übersinnliche, esoterische Qualitäten, die uns Frau Lüscher, die Einser-Schülerin, am Höhepunkt des Hymnus dann in einem Parallelismus mit anthitetischen Paradoxien (3 rhetorische Stilmittel in einem, 15 Punkte) "Laut und leise, zugleich bescheiden und selbstbewusst" anpreist. Achja, fast hätte ich vergessen, dass wir erfahren, dass dieses Haus natürlich auch "demokratisch" ist und "sich jedem und jeder erklären will", damit ist dann auch der Politiklehrer begeistert ....