Moin erstmal, ich verfolge schon länger die Diskussionen hier und muss jetzt endlich mal meinen Senf dazugeben.:D (Hat mit der Registrierung irgendwie nie hingehauen, dank GMX;) ).
Also gleich zu Anfang, ich bin klar für den Wiederaufbau des Schlosses. Allerdings nur unter der Bedingung, das sämtliche Fassaden rekonstruiert werden (nicht nur drei) und auch die Innenhöfe originalgetreu wiederaugebaut werden. Alles andere sind halbherzige Lösungen, vor allem ein Wiederbau ohne Kuppel halte ich persöhnlich für nicht vertretbar. Das Schloss ohne Kuppel wäre ziemlich gesichtslos. Auf den Punkt gebracht: Entweder ganz oder gar nicht! Und der Möglichkeit das Gebäude nach und nach wiederherzustellen kann ich auch nichts abgewinnen. Den Reiz diese Schlosses macht das Zusammenspiel verschiedenster Epochen aus und es wäre nur in seiner Gesamtheit ein eindrucksvoller Bau. Man sollte die architektonische Bedeutung diese Schlosses auch nicht überschätzen (was offenbar viele hier tun), in Europa gibt es zig Schlösser die sicherlich wesentlich bedeutender sind als das Berliner Stadtschloss. Die Wiederherstellung des alten Stadtbildes an dieser Stelle ist allerdings eine Chance die nicht leichtfertig verspielt werden sollte.
Auf der anderen Seite darf der Palast der Republik auf gar keine Fall verloren gehen. Die historische Bedeutung ist sicher eher gering, doch handelt es sich um den bedeutensten Repäsentationsbau der DDR und im Zusammenspiel mit dem Fernsehturm um ein einzigartiges Ensemble des sozialistischen Berlins. Und mal ganz ehrlich, die Mehrzahl der ausländischen Touristen kommt nicht nach Berlin wegen königlicher Prachtarchitektur (dann fähr man nach Paris oder London) sonder um sich das ehemals geteilte Berlin anzuschauen. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist doch das, was Berlin so interessant macht. Die Jahrhunderte davor war Berlin im europäischen Vegleich eher unbedeutend (was hier sicherlich wieder viele Lokalpatrioten anzweifeln werden aber egal). Der Palast der Republik ist nunmal das zentrale Gebäude der DDR gewesen und auch architektonisch äusserst wertvoll. Sicherlich steht solche 70er-Jahre Moderne momentan nicht sonderlich hoch im Kurs, aber das ist vielleicht in 20, 30 Jahren wieder ganz anders. Den ersatzlosen Abriss des Gebäudes empfinde ich als FATAL. Den durchschnittlichen Berlin-Touristen würde mit Sicherheit der (wiederaufgebaute) PdR mehr interessieren, als ein (nur äußerlich) wiederaufgebautes Stadtschloss.
Es muss nicht unbedingt heissen Palast der Republik ODER Stadtschloss, es geht doch auch beides.
Die einzige akzeptable Lösung meiner Meinung nach (die hier kurioserweise VIEL zu kurz kommt, ich glaube nur EINER hier hat sich dafür eingesetzt) ist den Palast der Republik auf der anderen Seite der Spree wiederaufzubauen (auf dem Gebiet des Marx-Engels-Forums). So würde das Ensemble Palast der Republik und Fernsehturm wiederhergestellt und am Schloßplatz würde das historische Ensemble rekonstruiert. Im Palast könnte man das berühmte Foyer, den Plenarsaal und den großen Saal wiederaufbauen und zudem noch eine Austellung zur Geschichte der DDR unterbringen. Die Innenaustattung des Palastes ist ja noch ausnahmslos vorhanden und wartet nur auf seinen neuen Platz. Und wo würden Marx und Engels besser hinpassen, als vor Erichs Lampenladen?:D Ausserdem ist es ziemlich unfair die Ruine des Palastes mit den schicken CAD-Renderings eines nigelnagelneuen Schlosses zu vergleichen. Ich glaube wenn der DDR-Palast noch im alten Glanz dort stehen würde wären die Meinungen nicht so einseitig. Und ausserdem haben die Schlossfreunde (zu denen ich mich ja auch zähle, nicht falsch verstehen) ja gerade dieser hässlichen Ruine überhaupt die Idee zu verdanken, das alte Schloss wiederauzubauen. Ohne den jetzigen Zustand des Schlossplatzes, der unbestreitbar ein Schandfleck ist, hätte die Schlossinitiative sicher nicht soviel Zulauf.
Also, ich plädiere für BEIDE Gebäude, abgerissen wurde in Berlin schon genug. In guter preußischer Tradition sollte man den Schloßplatz durch das Schloss ergänzen ohne die alte (oder neue in diesem Fall) Bebauung zu zerstören. So hat man zu Schinkels Zeiten auch gemacht (welcher das Schloss übrigens ätzend fand, aber das nur am Rande
).
Abschließend muss ich noch anmerken, dass der Vergleich des Stadtschlosses mit der Frauenkirche ziemlich hinkt. Diese ist nicht nur architektonisch wewentlich bedeutender sondern auch vollständig im Inneren rekonstruiert. Die vielen Touristen dort kommen um sich die Kirche von INNEN anzuschauen. Das nach dem Wiederaufbau des Berliner Schlosse ein ähnlicher Effekt eintreten würde, halte ich für sehr unwahrscheinlich, da eine reine Fassade eines (nicht SO bedeutenden) Schlosses wohl kaum die Massen anziehen wird. Die Innenräume werden schließlich nicht rekonstruiert (wenn überhaupt erst viel später und auch nur einige wenige). Das wichtigste ist die Wiederherstellung des Stadtbildes, die Ausstrahlung des Schlosses an sich sollte man nicht überschätzen...
Sicher werden jetzt viele wieder mit den Kosten argumetieren, da eine Rekonstruktion des PdR auf der anderen Spreeseite wohl nicht gerade billig würden werde, aber in diesem Fall sollte man meiner Meinung nach keine Kompromisse eingehen. Man kann nicht das eine gegen das andere aufwiegen, beides sind wichtige Gebäude zweier verschiedener deutscher Staaten und mann kann entweder nur beide würdigen oder keines der beiden.
So, soviel zu meinem ersten Eintrag, ich hoffe es liest überhaupt jemand so lange Einträge:D .
Freu mich schon auf weitere Diskussione in diesem sehr schönen Forum...