22.10.03
Eine kleine Provinzposse:
Die Landesregierung plant das Sieger- und Sauerland zu einer Art großem Skigebiet werden zu lassen, Zuschüsse beispielsweise für den Bau neuer Lifte in Winterberg sind bereits geflossen. Auch die zukünftige "Skiarena Lützel" im Siegerland soll durch Steuergelder entstehen und durch Schneekanonen auch ohne natürlichen Niederschlag Winterfreuden bieten können.
Aus der SZ von heute:
"Als Masterplan-Projekt konzipiert, aber:
Bleibt »Skiarena Lützel« eine Vision?
Bau eines Weihers zur Schneeproduktion blockiert / Ohne Machbarkeitsstudie läuft nichts
mir Lützel. Bald schon fällt der erste Schnee, die Lust aufs Skifahren steigt. Warum nicht auf dem Giller, schließlich soll(te) dort die »Skiarena Lützel« entstehen. Bekanntlich ist Lützel der einzige Alpin-Skiort im SI-Kreisgebiet, der im Masterplan-Gutachten II neben Winterberg/Altastenberg anerkannt wurde (die SZ berichtete). Doch was ist aus den Plänen für neue Schneekanonen, gespeist aus einem noch zu bauenden Naturweiher, geworden? Die ernüchternde Antwort: Nichts! Statt das kostenträchtige Projekt gemeinsam voranzubringen, verharren die Akteure – SI-Kreis, Stadt Hilchenbach, Liftgemeinschaft, Banken – auf »alten« Positionen, ein Durchbruch scheint momentan unmöglich.
Weiher im Hochmoor oder im Forst?
Speziell in Sachen Naturweiher klaffen die Standpunkte sehr weit auseinander. Die Liftgemeinschaft Gillerberg möchte den Wasserspeicher (mindestens 3000 Kubikmeter, besser 4000) unterhalb der Talstation im Naturschutzgebiet Ginsberger Heide direkt in die feuchte Wiese am noch namenlosen Bach bauen, der talwärts gen Altenteich fließt. Ein schier unmögliches Unterfangen, wie Reinhard Kämpfer als Amtsleiter Wirtschaftsförderung im Siegener Kreishaus bekundet: »Es handelt sich dort um ein Hochmoor mit dem höchstmöglichen Naturschutzfaktor. Ein Eingriff ist nicht realisierbar.«
Bautechnisch wäre die Maßnahme leicht zu bewerkstelligen, ein Zwei-Meter-Damm wäre angesichts des muldenförmigen Landschaftsbildes schnell angeschüttet. »Ein solcher Teich wäre ökologisch sicherlich wertvoll als Lebensraum für Wassertiere aller Art«, ist sich Wilfried Asbeck (Liftgemeinschaft) sicher.
Der SI-Kreis als Untere Wasserbehörde sieht eine bessere Alternative: Gleich nebenan könnte dieser Weiher mitten in den Fichtenforst gebaut werden. Laut Kämpfer habe die Waldgenossenschaft dazu ein »positives Votum« abgegeben, das Forstamt Hilchenbach ebenfalls. Asbeck sieht darin keinen Vorteil: Ein einmal »angeschlagenes« Waldstück werde beim nächsten Sturm weiter geschädigt. Die Kosten für einen Weiher im Wald seien beträchtlich, nicht zuletzt wegen der aufwendigeren Zu- und Ableitung.
Masterplan-Zuschuss in weiter Ferne
Stagnation ist angesagt! Sollte ein Antrag auf einen Weiher im Hochmoorbereich kommen, wird im Siegener Kreishaus die Antwort mit »Nein« klar ausfallen. Kämpfer: »Auf dem Weg geht es nicht weiter.« Schließlich ist Geld im Spiel, besser im Masterplan-Zuschusstopf des Landes NRW. Nochmals Kämpfer: »Das Land will nur Anträge vorgelegt bekommen, die fix und fertig durchgearbeitet sind.«
»Fix und fertig«, das beinhaltet – wie auch anders zu vermuten – zusätzlich eine Machbarkeitsstudie. Das Angebot eines auswärtigen Fachplaners liegt seit Monaten vor: 5000 e soll die Expertise kosten. Bezahlen soll das »Papier« natürlich die Liftgemeinschaft Gillerberg. Asbeck kann dem nichts Positives abringen: »Für das Geld könnte man beinahe einen halben Teich bauen.« Kämpfer geht allerdings von einem sehr viel höheren Preis für einen Wasserspeicher aus.
Die Machbarkeitsstudie sollte, so der SI-Kreis, zuvorderst die betriebswirtschaftlichen Aspekte betrachten, danach erst die technischen. Konkret, Kämpfer zweifelt daran, ob bei intensiver Beschneiung 50 Lifttage am Giller möglich sein werden. Ein Wert, der im Masterplan-Verfahren ein wichtige Rolle spielte und dem Wintersport-Standort Lützel von den Gutachtern der Uni Köln zuerkannt wurde. Meteorologische Messungen liegen vor (die SZ berichtete). Dazu Asbeck: »Letzten Winter hatten wir rund 35 Lifttage. Hätten wir vor Weihnachten richtig Schnee produzieren können, wären mindestens zwei Wochen bei tollstem Winterwetter dazu gekommen.«
Wenig Trinkwasser und viel zu warm
Womit wieder das alte Übel genannt werden muss: Der Hochbehälter Lützel hat gerade einmal 800 cbm Inhalt, 300 cbm müssen mindestens als Brandreserve verbleiben. Zudem ist das Wasser so warm, dass die Liftgemeinschaft erst bei minus 6 Grad Außentemperatur Schnee »zubereiten« kann. Wasser aus einem Naturweiher wäre wesentlich kälter und mit Einsetzen der ersten Schnee- und Kälteperiode schnell verfügbar.
Mehr noch: Das wenige städtische Wasser ist nach drei, vier Stunden verbraucht, die Stadt Hilchenbach muss in diesen Fällen die Schneeproduzenten stoppen. Bis die 100er-Leitung von Vormwald aus Nachschub nach Lützel befördert hat, vergeht wieder viel Zeit. Tage, an denen im Raum Winterberg die Lifte längst laufen – und Geld einbringen. Trotzdem, das verbrauchte Trinkwasser muss die Liftgemeinschaft bezahlen – 3000 e Wassergeld (inklusive anteilige Grund- und Zählergebühr) im vergangenen Winter.
Obwohl die Visionen auf Eis liegen, die Lützeler »Liftfreunde« werden in gehabter Manier weitermachen. Und sie hoffen auf einen frühen Wintereinbruch mit viel natürlichem Schnee, »möglichst einige Zeit vor Weihnachten«, hofft Asbeck."
Naja, ziemlich provinziell. Übrigens sind an der Liftstation auf dem Giller in Lützel 10 Ferienwohnungen geplant. Auch ohne vernünftige Kunstschneeversorgung wirds dort oben weitergehen.
halbwegs passend dazu
http://deutsches-architektur-f…read.php?s=&threadid=1675