Beiträge von Salzgraf

    Comic Sans ist das nicht. Sieht eher nach Arial Rounded aus.


    In jedem Fall ist es beachtlich, dass durch die Dachrekonstruktion, die gesamte Zeile nahezu perfekt ihr historisches Antlitz wieder erhält. Ein markantere Abweichung sehe ich eigentlich nur darin, dass das Zwerchhaus nun eine Zinkdeckung bekommt, während es früher mit Ziegel gedeckt war. Die Dachform wird wohl auch etwas variieren.


    http://maincam.de/IMG_1559.PNG

    Nennen Sie es nicht "Banalisierung", sondern einfach "Verschleierung". Das kommt dann nicht nur der Historie dieses Brunnens, sondern auch dem Zustand der gesamten Brache, die über der Keimzelle Berlins wuchert, am nächsten. Tabularasa vergleichbaren Ausmaßes findet sich eigentlich nur noch in Kaliningrad-Königsberg. Dass aber eine Nation die eigenen (sic!) Wurzeln in dieser Radikalität zu vertilgen versucht, ist ein (deutsches) Unikum.

    Es wird am Brühl zwar nicht viel Grün geben, dafür aber Grüntuch satt. Auch hier haben die laibtszschjer Honoratioren wieder zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen - die Sachsen sinn halt helle. Das ist allerding noch NICHTS gegen die Gartenkunst des Grünflächenamtes zu Halle. Um den vielfachen Wunsch der Bürger nach mehr Natur auf dem Markt nachzukommen, hat man hier sogar die Quadratur des Kreises vollzogen. Das Ergebnis lässt sich sehen, denke ich. Aber seht doch bitte selbst.


    Vor zwei Jahren habe ich mir einen Traum erfüllt und bin das erste mal in meinem Leben in diesem Fluß geschwommen. Als mein Vati mir von Badeanstalten an der Saale erzählte, kam mir das als kleiner Bub einfach utopisch vor. Soviel Fantasie konnte man kaum aufbringen, sich ein Bad in dieser Kloake vorzustellen. Heute hat sich dieses Gewässer vollkommen regeneriert. Der Fluß ist absolut sauber und fischreich und fließt von Halle-Giebichenstein an 40 km durch eine piktoreske Kulturlandschaft bis zum Schloßfelsen von Bernburg. Mindestens so sehenswert wie Gegend um Naumburg!

    Danke @ Salzgraf für Deine Antwort :)


    Was mich jetzt zu der Einwohnerentwicklung interessieren würde, ich bin da nicht ganz up-to-date: Wie ist das Verhältnis Einwohnerverlust Halle zu Halle-Neustadt? Ursprünglich sind beides bis 1990 getrennte Städte gewesen und danach fusioniert. Da es jetzt eine gemeinsame Einwohnerzahl ist, leidet wirklich Halle selbst in selben Maße wie HaNeu ?


    Die Innenstadt hält die Einwohnerzahl. Manche Viertel haben sogar sehr starken Zuzug (Paulusviertel, Mühlwegviertel, Kurviertel etc.)
    Der Verlust von 100.000 geht fast ausschließlich zu Lasten der Platten. Schwund alleine in Ha-Neu etwa 50.000, nochmal 30.000 auf der Silberhöhe und etwa 10.000 Heide-Nord. Von den Platten in der Innenstadt stehen auch viele leer, zwei der 3 Steghochäuser in Glaucha sind schon abgerissen worden. Nächstes Jahr fallen die beiden Türme am ehemaligen Thälmannplatz, da schon jahrelang unbewohnt. Auch fast alle Scheiben in Neustadt stehen leer und irgendwann wird man sich dazu durchringen müssen, sie zurückzubauen.


    Die 80er-Jahre Platten in der Altstadt werden jetzt übrigens massiv energetisch saniert. Von den Waschbetonfassaden wird also zukünftig kaum noch was zu sehen sein.

    Angie,


    vielen Dank für die interessanten Bilder. Das ist m.E. ein ganz wertvoller Beitrag weil er zeigt, dass man die Stadt in den 80ern eigentlich nur mit einer extremen Fähigkeit zur Verdrängung ertragen konnte. Wer damals noch Herr seiner Sinne war, für den schien es nur hoffnunglos und deprimierend, den Verfall und die Verpestung dieser Stadt erleben zu müssen.


    Halle hat heute 230.000 Ew. Exakt 100.000 weniger als 1989. Von den vielen, großen Industriebetrieben existiert kein einziger mehr. Viele sprechen von Niedergang und Vergreisung.


    Ich meine dagegen, trotz aller Probleme, die Wende war für Halle ein Glücksfall. Auf das, was hier an historischer Bausubstanz steht, könnte jede Metropole stolz sein. Sicher gibt es noch zu viele Ruinen. Aber die Stadt hat eine intakte, über Jahrhunderte gewachsene, urbane Struktur in der sich sogar die Moderne integriert und das Stadtbild organisch ergänzt, aber niemals dominieren wird. Und diese architektonische Vielschichtigkeit macht den Reiz aus.


    Ich setze darauf, dass Dritte die Qualität dieser Stadt erkennen müssen und ihre Vorurteile begraben werden. Halle ist eine Ort mit einer altehrwürdigen Universität, zahlreichen wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen, bis hin zur Nationalakademie Leopoldina, der Bundeskulturstiftung und den einzigartigen Franckeschen Stiftungen, mit dem wunderbaren Landesmuseum für Vorgeschichte, der neuen Moritzburg-Galerie und dem geplanten Universitätsmuseum mit ganz außerwöhnlichen Beständen, u.u. Für eine Stadt dieser Größe unglaublich vielfältig. Das wird auf lange Sicht auch Außenstehenden (und hoffentlich auch den Hallensern selbst) nicht verborgen bleiben.

    ...ein paar Schritte von der Moritzburg enfernt steht übrigens diese traurige Ruine aus der Renaissance, die sogen. Neumühle - u.a. Wirkungsstätte der Malers Gothart Nidhart, landläufig bekannt als Matthias Grünewald (Isenheimer Altar), der als Wasserbaumeister in Halle die letzten Jahre seines Lebens verbrachte.


    Darmstadts Architekturelend hat wieder mal einen neuen Tiefpunkt erreicht. Aber für den Titel "Wissenschaftstadt" schmeißt man sich doch gern mal der habilitierten Architektenschaft vor die Füße.


    Nur zu doof, dass in so einem Nest auch noch ganz normale Menschen hausen, die beim Anblick dieses modernistischen Overkills in Depressionen verfallen.


    Nunja, man muss halt Opfer bringen für die Wissenschaft - Und wer Sichtbeton nicht mag, kann nach Weiterstadt ziehen. Da sollen die Zellen gestrichen sein. :mad: