Beiträge von Irrlicht

    In Dessau-Roßlau beginnen 2022 die Bauarbeiten an der weltgrößten Algenzuchtanlage auf einem 10ha großen Grundstück. Ziel ist es, umweltschonend vegane und hochreine Omega-3-Fettsäuren zu produzieren, die bisher aus Fischen gewonnen werden. Die Visualisierung der Produktionshalle ist beeindruckend und es gibt auch ein Bautagebuch: https://algaecytes.de/bautagebuch.html

    Becken Development hat die Anwohner darüber informiert, dass die Abrissarbeiten nun erst Ende März 2019 abgeschlossen sein sollen. Als Grund wird angegeben, dass die abzureißenden Strukturen robuster sind, als es die Voruntersuchung eingeschätzt hat, und dass deswegen tlw. in zeitaufwändiger Handarbeit abgerissen werden muss.
    Beim aktuellen Stand der Abrissarbeiten frage ich mich allerdings, ob auch unterirdische Teile zum Abriss dazugerechnet werden, denn oberirdisch ist nicht mehr so viel zu sehen, als dass man dafür noch 5 Wochen brauchen könnte - selbst bei Handarbeit. :confused:

    Ich teile Rohnes Befürchtungen - Zum Teil!


    Deutschland unter Regierung der Angela M. spielt in den letzten Jahren in der EU auch meiner Wahrnehmung nach eine unrühmliche Rolle. Gerade Deutschland hätte UK bei notwendigen Reformen der EU entgegenkommen müssen - Man muss ja nicht gleich alles 1:1 umsetzen, was die Briten wollen. Aber diese Missachtung von Reformvorschlägen der britischen Seite (das war übrigens Anfang 2016 noch unter Cameron und Monate vor dem Referendum!) spiegelt sich 1:1 in der gleichwertigen Missachtung der Reformwünsche der EU seitens des französischen Präsidenten wider. Der mag momentan gar schon wieder auf dem absteigenden Ast sein, aber als er vor einem Jahr ins Amt kam, wollte er sein Momentum nutzen und Dinge verändern. Die Bundesregierung ließ ihn aber genau so ins Leere laufen wie zuvor den britischen Premier. Stattdessen reitet sie lieber weiter mausetote Pferde wie eine Flüchtlingsumverteilung. Wohin eine von Deutschland derart blockierte EU in den nächsten Jahren taumeln wird, ist kaum abzusehen. Bestenfalls passiert gar nichts. Schlimmstenfalls wird unabsichtlich der nächste EU-Austritt provoziert, nämlich der von Italien! Denn was in Deutschland viele nicht wissen: Würden die Italiener derzeit über die EU-Mitgliedschaft abstimmen, dann wären nur 44% dafür, in der EU zu bleiben (UK aktuell 53%)! Noch würde ein solches Referendum wohl pro EU ausgehen, aber noch ein paar Jahre mehr unter Wirtschaftsdauerkrise, gelähmter EU und einer populistisch-nationalistischen Regierung und der Italexit wäre da. Immerhin wäre dadurch aber Rohnes Südstaatenmehrheitsproblem gelöst. ;)


    Aber zurück zum Thema Frankfurt und Brexit:


    Hier gibt es ein hochinteressantes Video zu Ursachen und Auswirkungen des Brexit von keinem Geringeren als Prof. Hans-Werner Sinn, gehalten im Dezember 2018 an der Universität München.


    Darin geht er zwar nicht auf Frankfurt ein, aber aus seinen Thesen und den ebenfalls hochinteressanten Ausführungen Capriccios lässt sich für mich leicht folgendes Bild konstruieren: Der Brexit ist für UK und die City of London (= Finanzbranche) ein GAU, der allerdings nicht explosionsartig eintritt, sich aber schrittweise entladen wird.


    1.) Zuerst wandern die Unternehmen und Jobs ab, die abwandern müssen, weil sie sonst rechtliche Schwierigkeiten haben, ihre Kunden zu bedienen. Diese Abwanderungswelle ist bereits im Gange und wird es im Jahr 2019 auch noch bleiben.


    2.) Die noch nicht so stark beachtete Sekundärwirkung des Brexit, nämlich die gesellschaftliche und politische Spaltung UKs, wird dort auf Sicht von Jahren keine echte Ruhe einkehren lassen. Theresa May ist Premierministerin auf Abruf. Sagt sie den Brexit ab (was sie darf), geht die eine Hälfte des Parlaments und der Bevölkerung auf die Barrikaden, zieht sie ihn durch (ob nun mit Vertrag oder auf die harte Tour), rebelliert die jeweils andere Hälfte. Dieser Zustand wird am 30.03.2019 nicht schlagartig vorbei sein, sondern sich ggf. sogar noch verstärken, mindestens aber lange Zeit erhalten bleiben. Wenn sich die Dinge extrem ungünstig für UK entwickeln, wackelt ggf. sogar die Union mit Nordirland und Schottland, was wiederum den EU-feindlichen Kräften im verbleibenden Rest von UK zu noch mehr Macht verhälfe. Die politische Opposition wird angeführt von einem durch und durch ideologisierten Altkommunisten, der wohl nichts lieber sähe, als nach einem EU-Austritt das UK unter seiner Führung in Richtung eines populistischen Sozialismus zu lenken. Das mögen jetzt alles Schreckgespenster sein, aber es gibt in UK derart viele Szenarien für das Spuken derartiger Schreckgespenster, dass es wohl kaum gelingen wird, kurzfristig alle zu verbannen. Das Ergebnis ist in allen Fällen weitere Instabilität und sinkendes Vertrauen. Ich spitze das jetzt mal zu auf die Frage: Will ein japanischer, chinesischer, koreanischer, indischer, nordamerikanischer oder südamerikanischer Konzern (welcher Branche auch immer) wirklich weiter in seinen Europasitz in einem zerrissenen UK investieren, von dem man nicht weiß, wohin die nächste Regierung das Land zu führen gedenkt, sofern sie das Land überhaupt führen kann? Und wenn ohnehin gerade Investitionsentscheidungen anstehen: Wird die Wahl dann auf UK fallen? Capriccios Geschichte gibt uns heute bereits die Antwort. Sein Arbeitgeber gehört für mich bereits zur zweiten Welle der Abwanderung, die von der beschriebenen Unsicherheit bzw. dem zerstörten Vertrauen ausgelöst wird und noch gar nicht wirklich in Gang gekommen ist.


    3.) Je nachdem, was nach dem Brexit passiert, ist eine dritte Abwanderungswelle denkbar. Diese könnte bspw. ausgelöst werden, wenn ein Freihandelsabkommen zwischen UK und EU auf sich warten lässt, weil die EU absichtlich lieber erstmal die Gunst der Stunde nutzt, um mit neuen Auflagen weitere Teile der UK-Finanzindustrie auf den Kontinent zu zwingen (Stichwort Clearing). Oder weil die Republik Irland oder Spanien weitere Zugeständnisse bzgl. Nordirlands bzw. Gibraltars von UK einfordern, bevor sei einem solchen Abkommen zustimmen (wir erinnern uns daran, dass das Freihandelsabkommen zwischen Kanada und EU beinahe am Votum des belgischen Regionalparlaments gescheitert wäre, und der Partner Kanada lieferte gewiss weniger politischen Zündstoff als es der Partner UK täte). Ein weiterer Auslöser einer dritten Abwanderungswelle könnte sein, falls tatsächlich Jeremy Corbyn im Laufe des Jahres zum Premierminister würde, und damit begänne, seine stramm linke Agenda umzusetzen. Oder falls die wirtschaftlichen Folgen des Brexit allen Prognosen zum Trotz doch so erheblich sind, dass das Pfund und/oder die Londoner Börse und/oder der Londoner Immobilienmarkt und mit ihm etliche Fonds crashen. Eine dritte Abwanderungswelle könnte aber auch schlicht und ergreifend schon dadurch ausgelöst werden, dass junge, gut ausgebildete EU-Bürger aber auch junge, gut ausgebildete UK-Bürger in so großer Zahl das Land in Richtung Kontinent und Übersee verlassen, dass dadurch die Innovationskraft und das Wirtschaftswachstum des UK jahrelang stagnieren und das Land immer unattraktiver für ausländische Investitionen würde.


    Fazit: Zwei Abwanderungswellen von Unternehmen sind mMn sicher, eine dritte wahrscheinlich. Wo aber gehen die hin? Natürlich nicht alle nach Frankfurt, aber die Wellen können so hoch und breit sein, dass es Frankfurt quasi flutet. Denn Frankfurts härtester Konkurrent Paris ... Nunja ... Ich würde derzeit keine 10 EUR darauf verwetten, dass der französische Präsident im Jahr 2020 Macron heißt. Und darauf, wohin das Land dann steuert, schon gar nicht. Dagegen wirken Deutschlands und damit auch Frankfurts schon bräsige Ruhe und Stabilität ja regelrecht verlockend! :lach:


    Und zuguterletzt: Falls auch du nach Frankfurt umziehen darfst, hier schon mal ein vorträgliches "Herzlich Willkommen, Capriccio!" ;-)))


    PS: Capriccio, dürfen wir denn erfahren, in welcher Größenordnung in den kommenden Jahren neue Arbeitsplätze in Frankfurt durch den Wegzug deines Arbeitgebers aus London (und ggf. Berlin) entstehen werden?

    * Fiktion an *


    ^ Bald kannst du derlei im Stundentakt verkünden, Kaiser! Denn folgendes Szenario liegt im Bereich des Möglichen:


    Trotz aller Kuhhandel, Schiebungen und Kunstgriffe gelingt es T. May nicht, im Britischen Parlament eine Mehrheit für den Ausstiegsvertrag mit der EU zu organisieren. Auch eine Verlängerung der Ausstiegsfrist wird erfolgreich von den Brexiteers torpediert. Ungewollt rauscht UK am 29.03.2019 um 24:00 aus der EU - Der harte Brexit ist da!


    In den kommenden Tagen geht in UK etliches drunter und drüber: Lieferketten brechen zusammen, Preise steigen, das Pfund verfällt, garstige Konkurrenten aus der EU verklagen britische Firmen, die noch auf dem Kontinent ihre Kunden bedienen, mit der Argumentation "Ihr dürft das ja gar nicht mehr!", Firmen legen Investitionen auf Eis und Angestellte bangen um ihre Jobs. Und alle zeigen mit dem Finger auf die einzige und allumfassend Schuldige: Theresa May!


    Nun tritt Jeremy Corbyn, Chef der Labor-Partei und überzeugter Alt-Kommunist, auf den Plan und jagt die Premierministerin durch ein Misstrauensvotum erfolgreich aus dem Amt. Neuwahlen werden für Anfang Mai 2019 angesetzt, aus denen Labor mit satter Mehrheit hervorgeht. Corbyn wird neuer Premierminister - Zum Entsetzen aller Londoner Banker! Denn die ersten Gesetzesänderungen der neuen Regierung lauten: Einführung einer gesalzenen Finanztransaktionssteuer sowie eine saftige Erhöhung der Einkommensteuer für alle Einkommen ab 100.000 Pfund.


    Und plötzlich wirkt auch für den letzten Londoner Banker Frankfurt wie der Nabel der Welt.


    Alles nur Fiktion? Wie werden sehen! ;-P


    * Fiktion aus *

    Es hätte auch Charme, wenn hinter dem Operneubau zwei sehr ähnliche und gleich hohe Hochhäuser stünden, denn dreht man sich dann um 180° müsste der Blick direkt auf die Zwillingstürme der Deutschen Bank fallen. Solche Referenzen und Blickbeziehungen mögen Architekten doch normalerweise. Ein weiteres Argument für 4 statt 3 Hochhäuser ;););)

    Ein feiner Vorschlag auf den ersten Blick. Allerdings:


    - Auf der Visualisierung wirkt das Operngebäude recht klein. Reicht denn das? Ich hatte es immer so verstanden, dass ein Neubau mehr Opern-Schauspiel-Nutzfläche haben muss als das bisherige Gebäude, dessen Inneres ineffizient aufgeteilt und eben auch zu klein ist. Ich vermute daher, dass der Opernbau größer sein muss als im Bildchen dargestellt, sofern er nicht auch tlw. in den Sockeln bzw. unteren Geschossen der angrenzenden Hochhäuser untergebracht ist
    - Wo ist denn die Straßenbahnlinie samt Haltestelle geblieben? Die müsste direkt vor dem neuen Operngebäude entlang führen. Da sehe ich aber nur Grün. Insofern schwindelt das Bildchen, denn die Gleise werden auf alle Fälle die Parkanlage zerschneiden!
    - Für mich sieht es so aus, als stünde der höchste der drei neuen Türme recht weit vorn uns somit zum Teil wohl über der dortigen U-Bahn-Station. Ich glaube nicht, dass das so einfach geht.
    - Und wenn ich mich zurücklehne und den Entwurf betrachte, beschleicht mich das Gefühl, dass es optisch besser wäre, den Wohnturm hinter der Oper ein Stück weiter nach links zu rücken, untenrum etwas schmaler zu halten und dafür ganz rechts ein schlankes, viertes Hochhaus zu platzieren, das wieder ein Stück höher sein sollte als besagter Wohnturm. Zwischen den beiden Hochhäusern sollte dann ein breiter Weg (gerne auch komplett begrünt) zum Mainufer, Jüdischen Museum etc. führen. Das sähe spektakulärer aus, denn dem abgeknickten "Park-Wurmfortsatz" rechts des Wohnhochhauses kann ich nichts abgewinnen. Außerdem wäre der Finanzierung des Projekts durch ein 4. zu vermarktendes Hochhaus gedient!

    Quergedacht

    Ohne den ganzen Thread gelesen zu haben, will ich doch mal eine quergedachte Idee in die Diskussion zum Standort eines Opern-Neubaus einbringen. Aber Achtung, diese Idee ist keine leichte Kost! ;)


    Ich plädiere hiermit für einen Opern-Neubau auf der Konstablerwache! Und zwar in Form eines Baukörpers von rund 100m Höhe.


    Vorteile:


    - der Bauplatz gehört der Stadt, keine Grundstückanschaffungskosten
    - Frankfurt war und ist geprägt von baulicher Enge, etliche der atmosphärischsten Bauensembles der Stadt sind extrem dicht bebaut (Beispiele: Frankfurt hoch 4, absehbar Four Frankfurt, neue Altstadt). Warum also nicht auch hier eine sehr dichte Bebauung wagen?
    - Frankfurt ist eine Stadt der Hochbauten. Der Opernsaal würde natürlich nicht zu ebener Erde entstehen. Die unteren 3-5 Geschosse sollten für Restaurants und Geschäfte genutzt werden. Durch die dort erzielbaren Mieten ließen sich die Baukosten schon zu einem Teil finanzieren. Im Mittelteil gäbe es etliche Techniketagen. Die eigentlichen Bühnen wären im oberen Drittel, die Lounge, Bar, Garderobe etc könnte ganz nach oben mit Skylineblick. Wenn Kopenhagen eine Oper auf einer Insel baut, kann Frankfurt eine Oper auch in einem Hochbau unterbringen! Das passt einfach! :)
    - Die Erschließung durch den öffentlichen Nahverkehr ist bereits vorhanden. Man müsste im Zuge der Hochbauarbeiten die Bahn nur dazu bewegen, die unteren Etagen und Zwischenebene rundzuerneuern.
    - Rundherum gibt es bereits etliche Parkhäuser
    - Der Standort liegt in der Innenstadt. Hunderte Restaurants und Bars sind fußläufig erreichbar
    - Bei geschickter Architektur könnte das neue Bauwerk ein Blickfang am Ende der Zeil werden
    - Die dringend notwendige Aufwertung der östlichen Innenstadt könnte dadurch einen Schub erfahren
    - Ggf. könnte auf Ebene des Erdgeschosses eine öffentliche Durchwegung eingebaut werden, die die Zeil fortsetzt, so dass diese als Straße nicht unterbrochen würde.
    - Den Platz der Konstablerwache braucht die Stadt derzeit nicht wirklich. Der Wochenmarkt kann in die benachbarte Große Friedberger Straße verlegt werden (der Schillerstraßenmarkt ist ja auch auf einer Straße), der jährliche CSD könnte irgendwo auf Hauptwache und Roßmarkt stattfinden
    - Die Stadt entledigt sich damit eines hässlichen, unwirtlichen und wegen des Plateaus absolut bescheuerten Platzes, der kaum genutzt wird
    - Die Stadt spart sich die vielen Millionen EUR, die sie ohnehin in den kommenden Jahren irgendwann mal für die Runderneuerung der Konstablerwache aufwenden müsste


    Den Altbau auf dem WB-Platz könnte man dann nach außen hin rekonstruieren und im Inneren ein Museum unterbringen. Fehlt nicht noch irgendein Erweiterungsbau für das Völkerkundemuseum? Das Museumsufer würde damit aufgewertet.


    Das sind überraschend viele Vorteile, die mir bei dieser irren Idee spontan einfallen! ;-P


    Nachteile:
    - Das Vorhaben ist gedanklich ungewohnt und führt (gerade bei typisch deutscher Denkweise) erst einmal zu spontaner Skepsis und Ablehnung -> Das geht nicht! Das haben wir noch nie so gemacht! Das machen andere Städte auch nicht so!
    - Das Vorhaben ist statisch schwierig, mMn aber lösbar oder sollte zumindest einmal von Statikern geprüft werden. Ohne bauliche Eingriffe in die unteren Ebenen wird es wohl nicht gehen. Die dadurch entstehenden Mehrkosten gegenüber anderen potenziellen Bauflächen werden mMn aber durch die oben genannten Kostenvorteile überkompensiert.


    So, und jetzt könnt ihr mich und diese kreative Idee nach Herzenslust zerreißen. Aber vielleicht lohnt es sich ja, eine Nacht drüber zu schlafen, bevor in die Tasten gehauen wird ;-)))

    Der aktuelle Stand der Brexit-Debatte ist in meinen Augen an Absurdität nicht mehr zu überbieten! Und auch hier stellen die Medien leider nicht die entscheidenden Fragen. Da alle hier im Forum bereits erwachsen sind, können sich sicher alle noch an die Zeit vor 2-3 Jahren zurück erinnern, genauer gesagt an die Diskussion VOR dem Brexit-Referendum:


    - Warnungen vor dem Verlust von bis zu 950.000 Jobs in UK machten die Runde (Quelle)
    - Davon 100.000 Jobs allein in der Finanzbranche gefährdet (Quelle)
    - Selbst die Bank of England sah im Falle eines Brexit 75.000 Stellen in Gefahr (Quelle)
    - Und wenn auch noch das Euro-Clearing betroffen wäre, dann könnten sogar bis zu 232.000 Jobs verloren gehen (Quelle)


    Das Brexit-Referendum hatte den bekannten Ausgang und der Stichtag für den Brexit ist nur noch ein reichliches halbes Jahr entfernt. Die Verhandlungen zwischen UK und EU sind seit Monaten in der Sackgasse und die Finanzbranche bereitet sich angeblich auf einen harten Brexit vor. Ein harter Brexit wiederum ist der "Worst Case", also der härteste anzunehmende Ausstieg UKs aus der EU. In diesem Falle wäre gar nichts geregelt und UK hätte den Status irgendeines x-beliebigen Drittstaats, der über keinerlei Verträge mit der EU verfügt. Es ist also genau das Szenario, vor dessen Hintergrund die eingangs genannten Horrorzahlen zum Arbeitsplatzverlust seinerzeit in die Welt gesetzt wurden!


    Aber was sehen wir rund 6 Monate vor dem mutmaßlichen Eintritt des Brexit? Bisher 2.000 neue Jobs in Frankfurt (Quelle). Und ungefähr nochmal genau so viele anderswo in der EU. Runden wir das mal äußerst großzügig auf 10.000 Arbeitsplätze der Finanzbranche auf, die irgendwo in der verbleibenden EU oder anderswo auf dem Globus außerhalb von UK am Entstehen sind und aus UK verschwinden. Verglichen mit den Horrorzahlen oben sind das kaum mehr als 10%! Und wie Golden Age schrieb, erdreistet sich die Deutsche Bank sogar zu der Aussage


    "Wir werden in der Deutschen Bank keine große Anzahl an Mitarbeitern von London nach Kontinentaleuropa umziehen" und behauptet gleichzeitig


    "Natürlich bereiten wir uns als Großbank auch auf einen harten Brexit vor. Abzuwarten, ob in letzter Minute eine Einigung erzielt wird, wäre leichtsinnig. Unabhängig davon, wie die politischen Verhandlungen ausgehen, müssen wir bereit sein."


    Hallo?!? Dieser offene Widerspruch beleidigt die Intelligenz jedes Beobachters des Brexit-Prozesses und es ist ein journalistisches Armutszeugnis der Wirtschafts- und Finanzpresse, diesem offenen Widerspruch nicht auf den Grund zu gehen!


    Aus meiner Sicht gibt es nur 3 Szenarien, die die beobachtbaren Fakten erklären können:


    Szenario 1: Die Pro-EU-Kampagne hat vor dem Brexit-Referendum gelogen, dass sich die Balken biegen, und versucht, mit einer Angst-Kampagne den Brexit zu verhindern -> "Huh! Huh! Wenn wir aus der EU aussteigen, verliert ihr alle euren Job! Überlegt euch das gut! Huh! Huh!" Wenn dieses Szenario zuträfe, wäre es ein journalistisches Armutszeugnis immer nur der Pro-Brexit-Kampagne Lüge und Angstmacherei vorzuwerfen, denn die hätte es bei den EU-Befürwortern dann nachweislich auch gegeben, was genau so verurteilt und angeprangert gehört!


    Szenario 2: Die Deutsche Bank irrt sich in ihrer Wahrnehmung, dass sich die Finanzbranche momentan auf einen harten Brexit vorbereitet, da überall das Prinzip Hoffnung regiert, dass es so schlimm schon nicht kommen wird. Ich habe neulich in einer englischsprachigen Zeitung einen Artikel über den Brexit gelesen, in dem ein anonym bleiben wollender hochrangiger Banker aus London behauptet, in den Entscheidungsgremien der Londoner Finanzbranche würde weiterhin auf Zeit gespielt und würden notwendige Entscheidungen nicht getroffen, weil man der festen Überzeugung sei, dass der Brexit in dieser Form nicht kommen werde (leider habe ich die Quelle nicht mehr zur Hand). Wenn dieses Szenario zuträfe und es tatsächlich einen harten Brexit gibt, dann wird es an den Finanzmärkten kommenden Frühling äußerst ungemütlich und es werden Zehntausende(!!!) Arbeitsplätze im Hauruck-Verfahren verlagert. Dann bekommt Frankfurt innerhalb kürzester Zeit genau das, was Golden Age nicht wollte, denn man wird sich dann nicht mehr lange mit Standortsuchen aufhalten können, sondern zwischen den drei naheliegendsten Optionen wählen: Frankfurt oder Dublin oder Paris. Und es wäre auch hier ein journalistisches Armutszeugnis, dieses gefährliche Vabanque-Spiel der Finanzbranche nicht frühzeitig öffentlich zu machen! Denn wenn es unvorbereitet einen harten Brexit gibt, werden EU-Konzerne gezwungenermaßen ihre notwendigen Kreditlinien, Fremdwährungsgeschäfte, Währungs- und Rohstoffderivate und Anlagen in zigfacher Milliardenhöhe von UK-Banken auf EU-Banken wechseln müssen und die zugehörigen Sicherheiten natürlich mitnehmen. Dadurch könnten bei etlichen UK-Banken die Kapitalkennziffern in den Keller rauschen, was eine neue Finanzkrise auslösen könnte. Aber die zuständige Journaille befindet sich im Tiefschlaf!


    Szenario 3: Die gut vernetzte Finanzbranche Londons weiß aus vertraulichen Hinterzimmergesprächen, dass die britische Regierung spätestens im März 2019 den Schwanz einziehen und den Austritt aus der EU abblasen wird. Denn rechtlich darf sie das! Sie könnte noch am letzten Tag der EU-Mitgliedschaft ihren Austritt widerrufen, womit UK wieder auf unbestimmte Zeit EU-Vollmitglied wäre, denn der Widerruf ist unmittelbar gültig und muss nicht noch von der EU oder sonstwem genehmigt werden. Wenn dieses Szenario zuträfe, würde dem Finanzplatz Frankfurt im kommende Jahr ordentlich die Luft abgelassen. Gleichzeitig würde UK aber vermutlich in eine ernsthafte Demokratie-, Regierungs- und Vertrauenskrise stürzen, denn das Referendum war als verbindlich versprochen worden und die Zahl der Brexit-Befürworter wird auch im März 2019 in UK noch jenseits der 30% zu verorten sein! Auch hier wäre es insbesondere seitens der britischen Medien ein journalistisches Armutszeugnis, diese Kungelei nicht zeitnah in die Öffentlichkeit zu zerren. Und wenn es dann doch rauskommt und die Schlagzeilen im April 2019 lauten "Banker und Regierung blasen Brexit ab", dann bekommen UKIP und alle Arten von Kommunisten und Sozialisten auf der Insel derartig Oberwasser, dass es für die Herren Banker in London sehr ungemütlich werden wird.


    Ein spannendes Thema! ;)

    Bzgl. der oben definierten 2. Phase des Projekts: Warum so zurückhaltend mit Hochhäusern auf dem Gelände des FraSpa-Flachbaus neben dem Japan Tower? Bis zu den beiden denkmalgeschützten Altbauten passen da doch locker zwei ausgewachsene 150m+ Hochhäuser hin. Ich fände es gut, wenn es dort 2 Hochhäuser mit Mischnutzung gäbe (Büro, Hotel und Wohnungen) und zwar in der Größenklasse zwischen Grand Tower und Omniturm. Das würde die ganze Straße undTaunusanlage beleben und als netter Nebeneffekt wäre dann endlich der hässliche Garden Tower fast völlig verdeckt :D

    ^ Die FAZ verschweigt leider ein wichtiges Detail der Flächenamietung durch JP Morgan, das auf Reuters erwähnt wird. Zitat: "The news comes days after CEO Jamie Dimon held face-to-face talks with Prime Minister Theresa May to discuss Brexit" Die Schlussfolgerungen überlasse ich euch :lach:;)

    Und noch ein paar Brexit-Gerüchte vom Frankfurter Immobilienmarkt (Quelle:(


    JPMorgan: ist bereits Mieter im Taunusturm und will dort angeblich eine weitere Etage anmieten


    Citigroup: weiß noch nicht, wie viele zusätzliche Mitarbeiter in Frankfurt angesiedelt werden und ist daher noch in der Sondierungsphase bzgl. zusätzlicher Mietfläche


    Goldman Sachs: hat bereits 10.000 m² im Marienturm angemietet. Soweit so bekannt. Dass auch eine Option auf weitere 5.000 m² im Marienturm besteht, war mir aber neu.


    Bank of China: mietet im bestehenden Gebäude zwei weitere Etagen an, was angeblich aber nichts mit dem Brexit zu tun hat. Vielleicht wirds auch noch eine Etage mehr, falls eine Brokerlizenz beantragt wird.


    Deutsche Bank: ist wie oben beschrieben auf der Suche nach Flächen für 1.600 Mitarbeiter


    Baker & McKenzie: hier muss ich die Quelle im Original zitieren: "... signed for a new Frankfurt office in a tower five years before it will be completed ..." Welcher soll das denn sein? Four Frankfurt?


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    Mod: Ja, Baker McKenzie hat im 100-Meter-Büroturm an der Junghofstraße gemietet (mehr).

    ^Die Entscheidung von Mizuho ist sehr interessant, weil es dazu vor einigen Wochen noch in der Presse hieß: "Bank of Mitsubishi-Tokyo UFJ and Mizuho Bank operate subsidiaries in Amsterdam."


    Keine Ahnung, ob Mizuho tatsächlich eine Tochterbank in Amsterdam unterhält. Falls ja, hätten sie mit dieser ihre Kunden in der EU bedienen können. Eine weitere Tochterbank in Frankfurt aufzubauen, wenn es bereits eine in Amsterdam gibt, wäre ein starkes Signal für die Bedeutung des Finanzplatzes Frankfurt!

    Vergesst bitte nicht, dass in UK gerade Wahlkampf herrscht! Da wird naturgemäß die Anzahl zu verlagernder Jobs runtergekocht und alles relativiert - Eine Wendung in der Berichterstattung, die zeitlich erst nach der Neuwahlankündigung einsetzte. Kurz davor war die Tendenz noch, dass die Zahlen zu verlagernder Jobs stetig größer wurden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt? :lach::lach::lach:


    Ich würde Zahlen von Banken, die potenziell viele Arbeitsplätze zu verlagern haben, derzeit keine große Beachtung schenken.


    Interessanter finde ich da die kleineren Meldungen wie oben Standard Chartered oder Daiwa, einen japanischen Broker, für den Frankfurt der "leading candidate" ist und mit neuen Arbeitsplätzen "in the dozens of staff, even including management" rechnen kann. (Quelle)


    Außerdem sagte der Hubertus Vaeth bisher immer, 3 der 5 größten amerikanischen Investmentbanken werden zahlreiche Jobs nach Frankfurt verlagern. Letzte Woche wurde er zitiert mit "5 von 5". Quelle hab ich leider nicht mehr. Aber nur weiter Daumen drücken. Das wird schon :daumen:

    ^ Ja, vielleicht. Aber ich glaube, das Problem der Banken, die viele Arbeitsplätze verlagern müssen, ist aktuell folgendes: Sie sind dabei, die grundsätzlichen Entscheidungen zu treffen (oder haben sie schon getroffen), aber nun kommt ihnen der britische Wahlkampf dazwischen. Jede Bank, die substanziell Arbeitsplätze verlagern will/muss, wird einen Teufel tun, das vor der Wahl anzukündigen - der Shitstorm wäre sicher! Deshalb ergeht man sich im Moment in nebulösen Ankündigungen und spielt die Anzahl der betroffenen Arbeitsplätze herunter. Immerhin hieß es vor Kurzem noch, JPMorgan würde 4000 Jobs verlagern wollen. Jetzt wird lediglich von mehreren hundert gesprochen. MMn alles nur Kosmetik. Nach der britischen Wahl werden die Zahlen wieder schlagartig größer werden :lach:

    ... Aber auch die größeren Kaliber sehen sich allmählich gezwungen, Farbe zu bekennen: JP Morgan plant, "hunderte Arbeitsplätze" nach Dublin, Frankfurt und Luxemburg zu verlagern (Quelle). Für Frankfurt fällt da vermutlich auch eine dreistellige Anzahl neuer Arbeitsplätze ab. Und interessant ist der folgende Satz:


    "We will have to move hundreds of people in the short term to be ready for day one, when negotiations finish, and then we will look at the longer-term numbers."

    Standard Chartered hat entschieden, wegen des Brexit seine Frankfurter Niederlassung in eine Tochtergesellschaft umzuwandeln (Quelle). Frankfurt hat sich intern gegen Dublin durchgesetzt und kann mit einer "small number ... in the low tens" neuer Jobs rechnen. Hört sich wenig an, allerdings betreibt Standard Chartered seine Geschäfte vornehmlich in Asien und nur wenig in Europa (einschließlich Großbritannien). Deswegen ist es vermutlich auch eine der ersten Banken, die sich mit der Ankündigung von Arbeitsplatzverlagerungen aus der Deckung wagt.

    ^ So weit ich weiß, herrscht grade etwas Unklarheit darüber, wer eigentlich bestimmt, wohin die EBA zieht. Im Zweifelsfall werden das also die Finanzminister oder die Regierungschefs entscheiden. Und da denkt (logischerweise) jeder nur an sich. Warum die EBA nicht nach Dublin, Warschau, Luxemburg oder Amsterdam umziehen? Diese Städte werden ja auch als Umzugsziele Londoner Banken gehandelt. Das ist das eine Argument.


    Das andere ist: Wenn die EBA nach Frankfurt zöge, dann wäre in 10-20 Jahren Frankfurts Status als DAS (kontinental-)europäische Finanzzentrum zementiert. Drei der vier maßgeblichen Aufsichtsbehörden der Finanzbranche hätten dann ihren Sitz in Frankfurt. Die Stadt würde sich zum Place to be für alle Banken, KAGs und wohl auch Versicherungen entwickeln, die in der EU Geschäfte machen wollen.

    ^ Interessant! Mein erster spontaner Gedanke war: Hier versucht man wohl mittels der Fusion von EBA und EIOPA durch die Hintertür die EBA nach Frankfurt zu bekommen, weil es durch die Vordertür wegen des politischen Proporz nicht klappt. :lach: Für Frankfurt wäre der Zuzug der EBA (ob nun fusioniert oder nicht) ein Sechser im Lotto. Dann würde die Entscheidung bei der Mehrheit der umzugsgenötigten Banken auch zugunsten Frankfurts kippen. :daumen: