Beiträge von Der Kritiker

    Ohne die genauen Kosten eines Abrisses zu kenne, kann man sagen, dass sie erheblich sein werden. Und wer sollte das denn bezahlen? Das kann sich nur rechnen, wenn eine vernünftige, lukrative und planerisch umsetzbare Nachnutzung für die Fläche gefunden wird. Oder die Stadt geht hier selbst ins Obligo, was aber einem politischen Selbstmord gleichkäme.


    Alternativ bleibt die Fertigstellung auf der jetzt erreichten Höhe eine Option. Aber auch hier müsste die Stadt sich bewegen und planerische Flexibilität zeigen.

    Die Struktur der Wirtschaft ist in Hamburg eine andere als in Frankfurt usw. Gerade große internationale Konzerne haben kein Interesse. Mit Beiersdorf gibt es nur ein DAX-Unternehmen und das hat seine Gründe. Eine kleinteiligere Struktur hat ihre Vorteile, aber hier hilft sie nicht weiter.


    Dass in Hamburg keine Nachfrage an hochpreisigen Büroflächen in dieser Größenordnung existiert, wa von Anfang an klar. Man ist sehenden Auges ins offfene Messer gelaufen oder hat sich von Benko blenden lassen. Die zitierten Experten der Hamburg Commercial Bank bestätigen also nur das allseits Bekannte. Der Standort ist City Nord 2.0.


    Gäbe es einen entsprechenden Bedarf an Büroflächen, müsste man nicht Notlösungen wie das Naturkundemuseum oder ein Riesenhotel diskutieren. Allesamt Rohrkrepierer.


    Der erste Weg zur Bessserung ist das Eingeständnis des Scheiterns. Wann endlich wird der Senat eine konstruktive Rolle wahrnehmen? Es ist schon zuviel zeit verschenkt worden.

    Man kann sich die Welt auch schön rauchen, aber bleiben wir doch bei der Realität. Nicht ganz überraschend wurde die Machbarkeitsstudie zwischenzeitlich "mit einem gemeinsam erzielten Ergebnis erfolgreich abgeschlossen". Herzlichen Glückwunsch erst einmal.


    Was erwartet uns also: Anstelle des historischen Neptunbrunnens freuen wir uns auf das Modell "Einkaufszentrum", dazu eine funktionslose Treppe, ein paar Bäume und eine schlecht durchdachte Straßensperrung. Kostenfrage ungeklärt, aber das sollte bei so einem Projekt ja keine Rolle spielen. Und natürlich ganz viele wichtige Entscheider, die alle miterden wollen.


    Das Beste wäre aus meiner Sicht ein kompletter Relaunch des Projektes mit frischen, unbefangenen Playern.



    Welche Funktion soll die Freitreppe eigentlich erfüllen nachdem eine Verwirklichung des Flussbads chancenlos ist und auch die Fertigstellung der Einheitswippe immer unwahrscheinlicher wird? Die Beschreibung als "verbindendes Element zwischen Land und Wasser" ist ein Witz, denn solche verbindenden Elemente existieren bereits zahlreich und in unterschiedlichster Form am Lauf von Spree, Havel und Kanälen. Als Anlegestelle für Ausflugsdampfer erscheint mir der Aufwand überzogen.

    Erstmal besten Dank an HelgeK für die Bilder. Leider konnte ich selbst seit der Eröffnung noch nicht vor Ort sein, aber man bekommt einen ganz guten Eindruck.


    Es scheint mir, dass sich die Qualität der Architektur nicht wirklich von der Frage trennen lässt, ob das Zentrum ein wirtschaftlicher und kultureller Erfolg werden wird. Architektur ist kein Selbtszweck, sondern soll diesen Erfolg ermöglichen, der aber auch durch zahlreiche andere Faktoren beeinflusst wird. Für mich drängt sich in mehrfacher Hinsicht ein Vergleich mit den Potsdamer Platz-Arkaden in Berlin auf (hochwertige Architektur, gute und zentrale Lage in einem sich neu euntwickelnden Stadttteil, großes Volumen), die in den ersten Jahren ein überaus erfolgreiches Einkaufszentrum waren. Diese Position konnte man jedoch nicht dauerhaft aufrechterhalten. Onlinehandel, Konkurrenz in unmittelbarer Nähe (Mall of Berlin), Rezession, Verlagerung in andere Stadtteile usw. führten zum Niedergang. Die Antwort war der Wechsel vom Einzelhandel zum Urban Entertainment und Relaunch als "The Playce". Wenn man scih heute dort umsieht, muss man feststellen, dass das Konzept gescheitert ist. Pure Langeweile mit nur wenigen Highlights, Kundschaft fast rein touristisch.

    Stephan Maus fordert angesichts der Situation beim Elbtower im Stern eine "radikale Architekturwende": "Vielleicht sollte man für eine gewisse Zeit einfach gar keine Neubauten auf freien Flächen mehr genehmigen. Sondern nur noch Projekte, die schon vorhandene Gebäudestrukturen nutzen: leerstehende Bürotürme, Spekulationsruinen wie den Elbtower oder leere Gewerbehallen wie das geschichtsträchtige Überseezentrum, das erst kürzlich in Hamburg abgerissen wurde (noch so eine stadtplanerische Sünde!)."

    Es ist schon ein Dilemma: Sowohl die Sicherung der Ruine wie auch der Abriss kosten Geld, das niemand hat. Die Fertigstellung ist extrem teuer und mit hohen Kostenrisiken verbunden. Für eine Büronutzung in dieser Größenordnung fehlt die Nachfrage. Becken ist nach seinen Aktionen verbrannt, Kühne mit der Oper beschäftigt. Das Naturkundemuseum müsste auf viele Jahrzehnte mit erheblichen Mitteln subventioniert werden. Das alles scheint nicht wirklich auflösbar.


    Eigentlich bleibt da nur die chinesische Lösung.

    Doch, genau das scheint hier passiert zu sein. Bei Mietverträgen greift das Vergaberecht nur unter besonderen Voraussetzungen, die man hier offensichtlich umgehen wollte. Gescheitert ist das Ganze wohl daran, dass die beteiligten Personen den genauen Flächenbedarf des Museums (getrennt nach Ausstellung/Lager) nicht kannten oder ignorierten und am Ende keine Mehrheit in der Bürgerschaft vorhanden war, die mit Beckens Kalkulation/Erwartung im Einklang gestanden hätte.

    Ich hatte ja hier bereits vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass die Entscheidung für Becken nicht in einem geordneten Verfahren getroffen wurde.


    Über die Hintergründe kann man natürlich spekulieren. Denkbar wäre aber, dass man sich mit der öffentlichen Illusion einer "Hamburger Lösung" über die Wahl retten wollte. Nachdem das nun gelungen ist, wäre es an der Zeit, den Reset Button zu drücken und das Problem systematisch anzugehen. Die Kernfrage aber bleibt: In welchem Maße ist die Stadt bereit, sich bei einer Lösung selbst zu engagieren.

    Beim U-Bahnhof Bismarckstraße hatte man ja bereits 2017 einen gestalterischen Totalverlust im Hinblick auf das Rümmler-Erbe vorausgesehen. Man muss feststellen, dass dieser wie befürchtet eingetreten ist. Warum man ohne Not einen der wunderbaren Rümmler-Bahnhöfe, die am westlichen Ende der U7 streng geschützt sind, grundlos geopfert hat, bleibt ein Rätsel.


    Zur Neugestaltung: Die grünen und roten Wandfliesen sind von auffallend guter Qualität und haben eine schöne Anmutung. Das Bismarck-Mosaik ist eine peinliche historische Verirrung. Dem in Deutschland bestehenden Überfluß an Bismarck-Denkmälern hätte man - wenn überhaupt - eine historisch-kritische Auseinandersetzung entgegenstellen müssen. Trotz gewisser gestalterischer Parallelen ist der Vergleich mit Rathenau und Herzl in Nürnberg unpassend.

    Kühne hatte im Dezember einen Eigenkapitalbedarf von 400 Mio genannt, wovon er 100 Mio selbst tragen wollte.

    Herr Kühne hat innere Widersprüche zu seinem Elbtower-Engagement und behauptet, dass der Elbtower eigentlich gar nicht nach Hamburg passe. Dennoch möchte er sich am Weiterbau "vielleicht zu einem Viertel" beteiligen.

    Elbtower in Hamburg: HSV-Investor Kühne will Milliardenprojekt retten

    Wenn jetzt noch 30% fehlen, wären das also deutlich über 100 Mio.

    Das würde städtebaulich gut passen, aber eine Umsetzung über landeseigene Gesellschaften ist aus verschiedenen Gründen schwierig. Man sollte eher die späteren Bewohner frühzeitig in den Prozess einbeziehen, also Baugruppen oder kleinere Genossenschaften bilden oder auch in Eigentumswohnungen aufteilen.

    Es ging mir nicht darum der Linken das Wort zu reden. Ich empfinde aber den ganzen Prozess als zutiefst befremdlich und der Sache nicht angemessen.


    Die Stadt schließt zunächst sowohl eine eigene Beteiligung wie auch jede Veränderung an der Planung kategorisch aus. Dies führt zu einem Stillstand. Dann entscheiden einige Mitglieder des Senats entgegen der Beschlusslage in der Bürgerschaft, geheime und exklusive Verhandlungen mit einem bestimmten Investor aufzunehmen und allein diesem einen Deal anzubieten. Weitere Optionen (andere Investoren und/oder alternative Planungen) werden niemals ausgelotet.


    Und dieses Verfahren wird jetzt von Frau Pein und anderen als alternativlos hingestellt und soll von der Bürgerschaft nach Möglichkeit ohne größere Diskussion durchgewunken werden. Das stinkt.


    Hätte man hier nicht mit Transparenz, öffentlicher Diskussion und Chancengleichheit für Investoren etwas mehr Wettbewerb herstellen und ein besseres Ergebnis erzielen können?