Beiträge von R. O'Condore

    Hamburg hat bisher kein Museum von internationalem Format und bleibt in puncto internationalem Tourismus bisher weiterhin eher unbeachtet. Wir reden hier ja nicht nur von Prestige, sondern auch von realem Geld, was durch Tourismus generiert werden kann.

    Ich finde die Idee super, ein großes Naturkundemuseum an so einen prominenten Ort zu verlegen.

    Sicherlich reden wir nicht vom Louvre, aber am Ende entscheiden sich Touristen aus dem Ausland anhand der Vielfalt an kulturellen Optionen, ob eine Stadt sehenswert ist.


    Insofern kann man die Kosten dafür, nicht einfach isoliert betrachten. Ähnliches gilt ja auch für die Elbphilharmonie.

    Die Metropolregion Mailand hat eben auch Mailand als klares Zentrum [...] Die Agglomeration (nicht die Metropolregion!) Barcelona mit 3,2 Mio. Einwohner hat übrigens 630 km2

    1. Was Mailand angeht hast du natürlich Recht. Das hatte ich ja schon eingeräumt. Mailand war als Beispiel unglücklich gewählt.


    2. Barcelona hat also eine geringfügig größere Agglomeration als Hamburg. Ich würde meine Aussage das ich Hamburg als urbaner und größer wahrnehme auch ein bisschen relativeren. Natürlich ist Barcelona eine extrem dicht besiedelte Stadt mit eine durchschnittlichen höheren Bebauung und spürbar lebhafter als Hamburg.

    Die Definition einer Metropolregion bezieht sich meines Wissens nach unter anderem auf die prozentuale Anzahl von Berufspendlern und andere wirtschaftliche/kulturelle Einflüsse der "Metropole" auf das Umland bzw. die Orientierung des Umlands an der Metropole. Bleiben wir also mal besser bei der Agglomeration als Vergleich. Übrigens habe ich die Metropolregion von New York mit der wesentlich kleiner gefassten Metropolregion von London verglichen, nicht mit Hamburg. Aufzeigen wollte ich mit diesem Beispiel übrigens genau das, was du ebenfalls schreibst- Metropolregionen sind ein ziemlich ungenauer Maßstab. Deshalb frage ich mich auch, warum du mir in dieser Hinsicht widersprichst?


    Gerade aufgrund der dichten Besiedlung ist man in Barcelona mit dem Auto sehr schnell im Zentrum und auch sehr schnell wieder im Grünen. Hamburg mit Speckgürtel (plus den Wasserflächen und Hafengebiet mitten in der Stadt), hat dagegen eine enorme Ausdehnung in der Fläche und ähnelt strukturell seit Ende des zweiten Weltkrieges in seiner Bebauung eher einer amerikanischen als einer südeuropäischen Stadt. (Wobei Houston mit 2.3 Millionen Einwohnern sogar eine gigantische Fläche von 1740 km2 hat)

    Ob man nun also das dicht besiedelte Paris oder LA mit seinen endlosen Vorstädten, Barcelona oder Hamburg-sprich-Dichte oder Fläche der durchgängigen Bebauung im Gesamten als größer wahrnimmt; das ist wohl individuell verschieden. Daraus wollte ich erstmal hinaus mit meiner Aussage, das ich Hamburg als Größer wahrnehme, aber wahrscheinlich trifft es suburban im Bezug auf Hamburg außerhalb der angesagten Stadtteile auch besser. Genau das ist übrigens einer meiner Hauptkritikpunkte an Hamburg und in diesem Fall absolut kein Meilenstein der europäischen Nachkriegs-Stadtplanung. Hamburg könnte sich in dieser Hinsicht gerne mal an Barcelona oder Wien orientieren und sich allgemein einmal mit der Frage beschäftigen, wie man Stadteile wie Stellingen, Barmbek, Wandsbek, Horn oder Bahrenfeld urbaner und lebendiger gestaltet. (Bisher scheint es da weitestgehend an Fantasie zu mangeln)


    Apropos Wien :Bevor wir hier aber komplett vom Thema abschweifen und vom Hundertsten und Tausendste kommen: Ich bezog mich ursprünglich auf die Aussage das Hamburg ja einfach "zu klein" wäre im Vergleich zum "großen Berlin" (ja, Mailand und Madrid sind im Prinzip größer als Berlin und erhalten trotzdem nicht die selbe Aufmerksamkeit).

    Hamburg wird international kaum wahrgenommen. An der Größe der Stadt liegt das definitiv nicht, siehe Wien, Prag, Amsterdam, Barcelona ...Woran es dann liegt, das ist die eigentlich interessante Frage.

    Vielleicht ist Wien der Vergleich der am Besten zu Hamburg passt. Wien und Hamburg haben eine ähnliche Einwohnerzahl, Agglomeration und eine ähnlich gefasste Metropolregion.

    Was Mailand angeht, gebe ich dir teilweise Recht. Wobei man auch mit der Berechnung der Agglomeration vorsichtig sein muss. Das Ruhrgebiet ist der größte deutsche Ballungsraum, aber trotzdem nicht als eine Stadt wahrnehmbar und dann innerhalb des Ballungsraums auch wieder zu dünn besiedelt. Die Berechnungen (teilweise sind es auch Schätzungen in manchen Ländern) von Agglomerationen hängen von verschiedenen Faktoren ab.

    Bei der Metropolregion wird es noch schwammiger. Die Agglomeration von Hamburg liegt 2.84 Millionen Einwohner, die Metropolregion hat 5.42 Millionen Einwohner(Stand 2021).


    In manchen Ländern ist man etwas großzügiger was die Berechnung der Agglomeration angeht und dafür gab es keine Eingemeindungen wie in Deutschland. Paris, Athen, Manchester sind gute Beispiele dafür.


    Andererseits: Je dünner die Besiedlung in einem Staat oder einer Region ist, desto eher wird das Umland zur Agglomeration oder zur Metropolregion dazugezählt bzw. aus weiter entfernte Orte orientieren sich dann an der einzigen Großstadt der Region.

    Würde man zum Beispiel die sehr großzügige New Yorker Berechnung der Metropolregion in der ansonsten eher dünn besiedelten USA auf England und London anwenden, dann könnte man fast noch Birmingham zur Londoner Metropolregion dazurechnen.


    Das ist zwar durchaus ein interessantes Thema was sich auch mal genauer beleuchten ließe- Ich persönlich würde aber definitiv behaupten, das Barcelona ein bisschen kleiner wirkt als Hamburg und Prag und Amsterdam definitiv nach jeder Art der möglichen Berechnung kleiner sind.

    Da bleibt also die Frage bestehen, warum Hamburg nicht in ähnlichem Maße die Aufmerksamkeit auf sich zieht?

    Der Hamburger Minderwertigkeitskomplex ist so groß, dass man bei Wikipedia ständig "falsche oder unnötige Superlative" findet.

    Hamburg ist die größte Stadt der EU im Bezug auf die Einwohnerzahl, die nicht Hauptstadt ist und vor ein paar Jahren war Hamburg noch größer als Wien. Das hat sich leider gewandelt, da Hamburg im Verhältnis zu anderen Millionenstädten nur sehr moderat wächst und irgendwann absehbar (wenn es so weiter geht), mit München um den Status der "Second City" in Deutschland konkurrieren muss. Der Hamburger Minderwertigkeitskomplex bezieht sich sicherlich nicht darauf, das Hamburg sich größer machen will, als es ist. Eher ist das Gegenteil der Fall.


    Kleinere Millionenstädte wie Prag, Barcelona, Lissabon, Mailand bekommen international viel mehr Aufmerksamkeit als Hamburg und das ist der Hamburger Minderwertigkeitskomplex!

    Das lässt sich auch an den völlig unzulänglichen Vergleichen gut ablesen, wenn Hamburg sich mal wieder selbst als das "Venedig des Nordens" bezeichnet.


    Was den Größenvergleich von Berlin und Hamburg angeht: Das ist ziemlich exakt im Verhältnis zur Einwohnerzahl der gleiche Größenunterschied, der auch zwischen Madrid und Barcelona in Spanien existiert. Vielleicht ziehen ja eher die Berliner ihr Selbstbewusstsein aus der vermeintlichen Größe?.... Wobei Berlin ja nichtmal annähernd so groß ist wie London, Paris, Moskau oder Istanbul.

    Mit über 1.9 Millionen Einwohnern (Stand 2023) ist Hamburg sicherlich nicht "zu klein" und das noch kleinere Barcelona ist im Bezug auf die internationale Wahrnehmung eine starke Konkurrenz zur Hauptstadt Madrid.


    Ich erkenne aber neidlos an, das sich Berlin in vielerlei Hinsicht ziemlich gut entwickelt hat. Während Hamburg vor 20 Jahren noch locker in vielen Bereichen des Stadtlebens mit Berlin konkurrieren konnte, ist Berlin vor allem im letzten Jahrzehnt sowohl von der Einwohnerzahl als auch gefühlt immer größer und internationaler geworden. Hamburg stagniert im direkten Vergleich in seiner Entwicklung und wirkt etwas piefig, bräsig und selbstgefällig in diesen Tagen. In den letzten Jahren ist Berlin durchaus an Hamburg vorbeigezogen und das sollte in Hamburg auch endlich mal wahrgenommen und diskutiert werden.

    Mit der vermeintlich zu geringen Größe, hat das aber wirklich gar nichts zu tun.

    Der Kritiker: Von was für Superlativen sprichst du genau? Der Elbtower wird nicht nichtmal das höchste Gebäude Deutschlands werden, europaweit nur bedingt Aufmerksamkeit erregen und weltweit werden erstmal nur Architekten und Hochhausfans davon Notiz nehmen.

    Hast du eigentlich die Entwicklungen bezüglich Hochhäusern und Wolkenkratzern in Städten wie Manchester, Rotterdam, Mailand, Wien oder auch nur Basel in den letzten Jahren verschlafen?

    In vielen Großstädten dieser Welt wäre der Elbtower nur ein Gebäude unter Vielen.


    Von Anfang an waren ein bis drei Hochhäuser/Wolkenkratzer in einer Höhe von 150 bis 300 Metern als Abschluss der östlichen Hafencity geplant und es muss doch einmal in Deutschland möglich sein, ein (vermeintliches) Großprojekt zu Ende zu stellen.

    Auch wenn der Elbtower international betrachtet nur halb so spektakulär ist wie die Mopo schreibt, würde er das Stadtbild an dieser Stelle perfekt ergänzen und attraktiver machen. Einen zu breit geratenen 100 Meter Stummel braucht wirklich niemand in der Lage.

    Nun dann warten wir noch 10 Jahre, dann Stürzt die Alte Brücke und die alten Clubs ein. Dann haben wir erfolgreich Verkehr auf die Straße verlagert und der Raum ist auch weg. Von einem Zweckbau zu sprechen ist frech, angesichts dessen mit welchem Aufwand die Bahn an die Gestaltung gegangen ist. Aber am Ende ist folgendes wichtig: Die Brücke muss technisch baubar sein und ansatzweise finanziell tragbar. Danach soll die Kreuzung sicherer und übersichtlicher sein und alle geltenden Gesetze und Normen sollen eingehalten werden. Wenn man nur diese Kriterien anlegt würde nicht der Aktuelle Entwurf herauskommen. Die Bahn ist bereit hier deutlich weiter zu springen als nötig um die kulturellen und optischen belange hier zu erfüllen.

    Es ist interessant so etwas von einem Stuttgarter zu hören. Dort hat man mit den Planungen der Bahn ja richtig gute Erfahrungen gemacht, wie mir scheint ;)

    Die diversen qualifizierten Ingenieure, Statiker, Baulogistiker und Planer des Betriebsablaufs der Bahn, die das ganze monatelang untersucht, Sensoren aufgestellt, Materialproben entnommen und dann ihre Gutachten erstellt haben... Die darf man nicht so ernst nehmen. Die sind bestimmt alle Teil einer Verschwörung gegen Astrastube und Waagenbau.

    Lief das bei den Esso-Häusern damals nicht ähnlich ab? Das jahrelang eine Sanierung verschleppt und die Beschwerden der Anwohner über Mängel ignoriert wurden, bis es dann nichts mehr zu sanieren gab und die Häuser über Nacht geräumt wurden? Die Erfolgsgeschichte dieser Aktion können wir nun seit Jahren als Brachfläche auf der Reeperbahn bewundern und dem damals dort ansäßigen Molotow, (was bereits mehrmals zum Clubs des Jahres Deutschland ausgezeichnet wurde) wurde diese Woche offiziell in der neuen Location gekündigt. Eigentlich sollte das Molotow nächstes Jahr in die neuen Häuser einziehen.

    Erinnert sich noch jemand an das Soul Kitchen in Wilhelmsburg? Da lief es ähnlich. 2012 wurde das Gelände rund um die Halle von der Stadt u.a wegen mangelndem Brandschutz eingezäunt und seit dem ist nichts passiert und der geplante "Kulturkanal" ist vom Tisch.


    Es hat durchaus schon abstrusere Verschwörungstheorien gegeben und man bekommt doch stark den Eindruck, das unbedingt immer dort gebaut, geplant oder nicht mehr saniert werden kann, wo sich im Ansatz so etwas wie eine Alternativkultur etabliert hat. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?...

    Wahrscheinlich muss man aber tatsächlich nicht so weit gehen und dahinter eine Verschwörung vermuten, sondern es ist viel profaner. Der Stadt ist die kleinteilige Kulturlandschaft schlichtweg egal und das schnelle Geld zählt. Der Schlagermove rechnet sich, also findet er zum Leidwesen der Anwohner trotzdem jedes Jahr statt und die Elbphilharmonie fungiert als Aushängeschild für die Stadt.


    Ich arbeite im Event-Bereich und habe viel mit Touristen aus dem Ausland zu tun. Immer wieder werde ich von Briten und Amerikanern auf die Beatles angesprochen, aber das Beatlemania Museum gibt es ja nicht mehr-war der Stadt zu teuer. Er wird immer schwieriger Empfehlungen für das Nachtleben auszusprechen, da sich mittlerweile viele der Kiez-Locations auf deutsche Jungesellenabschiede spezialisiert zum haben scheinen. Es ist peinlich für eine Stadt, die (noch) für ihr Nachtleben weltbekannt ist und die Nischen werden immer kleiner.


    Ich kenne den Hamburger Minderwertigkeitskomplex ziemlich gut. "Warum bloß bekommt wir mit dieser schönen Stadt nicht die selbe Aufmerksamkeit wie Berlin, Amsterdam, Barcelona oder Prag?" oder "warum ist Leipzig bei jungen Leuten auf einmal angesagter?"-Genau deshalb! Weil Kultur nicht als Ganzes gedacht wird, weil ein Club wie das Berghain in Hamburg undenkbar wäre, weil erstmal in schnöder Pfeffersackmentalität gefragt wird ob es sich rechnet.

    Was das ganze mit dem Clubs und der Sternbrücke zu tun hat?- Wenn die Mieten in der neuen angebotenen Location eben deutlich teurer und die Räumlichkeiten nur temporär nutzbar sind, dann lässt sich logischerweise nicht das selbe Konzept auf den neuen Standort übertragen. Hier wäre die Stadt gefragt, aber es ist eben einfach egal....