Nackenheim - alte Kapselfabrik
Bisher ein 'Lost Place' im Eichelbachtal am Südwest-Rand von Nackenheim. Seit 1868 produzierte man dort Kapseln für Wein- und Sektflaschen.
Zuerst wohl mit Hilfe eines Wasserrades - was die Lage im Tal erklärt. Eine Dampfmaschine gab es erst, als ein Carl Zuckmayer sen. 1887 den Betrieb übernahm und ausbaute. War mal der führende Hersteller von Staniolkapseln in Europa - damals wohl ein High-Tech-Produkt.
In den 1950ziger Jahren übernahm Irmgard von Opel das Unternehmen - deren Nachfolger es in den 1990ziger Jahren an die französische Sparflex-Gruppe verkauften. 2009 kam dann die Insolvenz - seitdem fiel das Gelände in den Dornröschen-Schlaf.
Ein Teil des Unternehmens überlebte in Mainz und produziert heute in Bingen.
2018 kaufte die Richter-Gruppe aus Mainz (wer sonst in Rheinhessen ?) das 2,8 ha große Gelände -
Ziel war die Entwicklung des Areals "zu einem neuen Quartier für Generationenwohnen, Wohnen und Arbeiten,
Loftwohnen, Einzelhäusern, kompaktes Wohnen, Gastronomie und Kultur".
Im Gegensatz zu dem Kasernen-Gelände in Nierstein liefen die Verhandlungen über einen Bebauungsplan mit der Gemeinde wohl friedlich und konstruktiv ab - im Juni dieses Jahres gab es in Nierstein eine Bürgerveranstaltung, bei der der erste Entwurf des Bebauungsplans vorgestellt wurde.
Vorgesehen ist danach ein urbanes Gebiet mit max.105 Wohneinheiten und Gewerbeeinheiten für nicht-störendes Gewerbe ohne übermäßigen Lieferverkehr.
Verkehrstechnisch liegt das Areal am Ende der teilweise recht engen Talstrasse (Weinbergstrasse) durch den Nackenheimer Ortskern. Die hat man im Ortskern nach dem Ende der Industrie in eine Strasse ohne Bürgersteige umgewandelt.
Eine zweite Zufahrt geht über die ebenfalls recht engen Strassen eines Neubaugebietes den Berg hoch Richtung Lörzweiler.
Keine Ahnung, welches Gewerbe sich dort ansiedeln soll - eventuell Kreative wegen der idyllischen Lage (?).
Am Südrand des Areals soll ein Wohngebiet für Einzel-und Doppelhäuser mit einer Mindest-Grundstücksgröße von 750 qm entstehen - das wird nicht gerade sozialer Wohnungsbau.
Weitere Leitlinien der Gemeinde waren:
- der Erhalt des Eichelbachweges (der ist ein Wanderweg und gleichzeitig die Zufahrt zu Kleingärten und dem Weiher des Angelvereins )
- der Erhalt und die kulturelle Nutzung des Geburtshauses von Carl Zuckmayer junior (des Schriftstellers)
- der Erhalt des 'Pförtnerhäuschens' als Entree des Geländes,
- Altlastensanierung - an Altlasten gibt es da nach 140 Jahren industrieller Nutzung wohl reichlich.
- die Freilegung und Renaturierung des Eichelbachs.
Für Interssierte ganz lustig - die Geschichte des Verhältnisses der Nackenheimer und Carl Zuckmayer ( Link nackenheim.de/Carl-Zuckmayer und die Nackenheimer ) - vom reich geborenen Schmutzfinken zum Ehrenbürger, immerhin noch zu Lebzeiten.
Der Link zu der Präsentation und dem Bebauungsplan-Entwurf mit Visualisierungen nackenheim.de/neues Quartier Alte Kapselfabrik
So sieht es jetzt dort aus:
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Unter der Brücke führt der Weg ins Eichelbachtal.
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Das Gebäude mit dem Pförtnerhäuschen soll erhalten werden.
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Das ehemalige Verwaltungsgebäude sieht eigentlich auch noch gut aus.
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Weiter hinten im Tal sieht es so aus.