Beiträge von Berlinier 2.0

    Der HH-Entwurf hätte vor 40-50 Jahren in der DDR sicher zu den Besten gehört, das muss man goutieren. Vielleicht ist dieser architektonische Anachronismus im Jahr 2025 auch eine Retourkutsche auf die Reko des Stadtschlosses. Dann wäre das Projekt quasi der Trostpreis an die Berliner Linke, die sich für den Verlust von Erichs Lampenladen, hier immerhin noch recht zentral gelegen, (ebenfalls) mit Steuermitteln in dieser Parzelle eine art neo-sozialistisches Vivarium herrichten darf. Denn städtebaulich ist die Parzelle ein Vivarium. Ein Vivarium ist eine von der Umwelt abgeschlossene und kontrollierte Ausstellfläche, in der unter hohem Aufwand ein Stück "natürliche Idylle" simuliert, konserviert und vor dem Einfluss durch invasive Faktoren geschützt werden soll.

    Leider bestätigt sie für mich die von mir hier vor Jahren geäußerte Befürchtung, dass sich alle neuen Hochhäuser bei ungefähr gleicher Höhe und alle aus irgendwelchen Sockelbauten herausragend, irgendwie sehr eintönig und gewollt ausmachen. ich hatte seinerzeit auf das Pariser Beispiel >Front de Seine< hingewiesen: https://www.parisfrontdeseine.…ge/pfds_immeubles_big.jpg


    Insbesondere wenn man da auch noch an die Fernwirkung denkt, wird das eher wie eine immens hohe Wand aussehen mit der Fernsehturmkugel drüber schwebend.

    Lieber Camondo,

    ich teile die Einschätzung, dass die Ausrichtung und Gleichförmigkeit der Baukörper ein unzufriedenstellendes Ensemble erzeugt, das Esprit vermissen lässt, weil die Hochhäuser angeordnet und gruppiert sind, als würden sie gelangweilt auf den Bus warten. Der mangelnden Dynamik lässt sich aber meiner Ansicht nach nicht nur mit größeren Höhen begegnen (mehr als 150m ohnehin unwahrscheinlich), sondern es ist vor allem das Fehlen der wohl wichtigsten Komponente des einstigen Kolhoff-Masterplans, nämlich das geplante HH auf dem Gelände des "Memi". Das stünde nämlich an der angeschrägten Memhardstraße und somit etwas eingedreht als willkommene optische Erweiterung des Clusters nach links.


    Weil ich neugierig war, habe ich mit meinen bescheidenen Mitteln ein etwa 145m hohes Gebäude am Standort des Memi gezeichnet. Kriterien waren, dass es sich an der Memhardstraße ausrichtet, vom Umfang bzw. der Bruttogeschossfläche nicht stark von den anderen HH abweicht und gläsern und modern ausschaut. Stahl und Glas sollten dominieren, um dem ParkInn einen modernes Geschwisterchen zu spendieren, damit der Cluster nicht zu "schwer" wird.


    Alex-edit.gif

    Link zum non-animierten Originalbild / Copyright SIGNA Holding GmbH / Bearbeitung von mir, keine kommerzielle Nutzung

    Mod: Verschoben, es geht um den kürzlich abgeschlossenen Realisierungs­wett­bewerb für das Hochhaus "Gloria" im Kaiser-Karree.



    Der Sieger ist mAn verdient. Gerade als die Frankfurter Skyline begonnen hat beliebig und langweilig zu werden, kommt das richtige Gebäude zur richtigen Zeit. Allerdings kann ich als Berliner nicht umhin zu bemerken, dass hier scheinbar ziemlich dreist bei Christoph Langhof abgeschaut wurde. Der Sieger sieht den Entwürfen, die er vor vielen Jahren mal für das Umfeld des ICC in Berlin in den Diskurs eingebracht hat, sehr, sehr ähnlich.


    Siehe: EWS-LANGHOF1.jpg

    Bildrechte bei Langhof GmbH

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    Danke, dann muss aber auch die Post-Sanierungs-Prognose von 7,9 -11,5 Mio. deutlich nach oben korrigiert werden. Wahrscheinlich sind es nach der Sanierung bei den heutigen Energiepreisen 15-20 Mio. die das Haus (wohlgemerkt nach einer ca. 200-400 Millionen Sanierung) einspielen müsste, nur um sich zu erhalten. Das ICC hat aber vor seiner Schließung nur irgendwas um die 10 Mio. eingespielt, während es mit 14,7 Mio. bezuschusst werden musste (Link). Es müsste schon zu einer gewaltigen Steigerung auf der Einnahmenseite kommen und da bin ich pessimistisch welche Konzepte (außer Glücksspiel und Prostitution) so einen Pullfaktor darstellen könnten. Es wird davon ausgegangen, ein Hotel-Betreiber könnte das Parkhaus abreißen, dort einen Turm von der Bruttogeschossfläche (nicht Höhe) des 140m Edge-Towers errichten und beides zu einem Giga-Hotel-Komplex umbauen, so als stünde das ICC in Palm Beach, Florida. Ich sehe das nicht.


    Die Elbphilharmonie setzt ca. 40 Mio. (4x wie das ICC vor Schließung) um und die Stadt Hamburg bezuschusst den Betrieb mit ca. 7 Mio. im Jahr. Natürlich hat es Hamburg auch beinahe eine Milliarde gekostet die Elbphi zu bauen, aber das hat das ICC in D-Mark ebenfalls, inflationsbereinigt sogar deutlich mehr.

    Vielleicht kam das aus meinem Text nicht genügend heraus, aber ich bin überhaupt kein Abrissbefürworter, sondern ein Fan des ICC. Es ist nicht weniger als ein Teil meiner Kindheit. Ich bin in dem Kiez aufgewachsen und hatte in dem Foyer auf dem Punkte-Teppich eines meiner ersten Vorstellungsgespräche für einen "Schülerjob" im Veranstaltungsservice (den ich nie angetreten bin, weil schlecht bezahlt wurde und Mindestlohn gab es noch nicht). Den Vergleich mit dem PdR/Stadtschloss habe ich aber gescheut, auch wenn er mir ebenfalls aufkam. Ich finde vor allem den Standort (zentrales Apex-Gebäude u.d.L. versus Autobahnauffahrt am Messe-Rand) schwer vergleichbar, weil das völlig verschiedene städtebauliche Funktionen sind.


    Was die politische Dimension betrifft, so mag die Einordnung zwar stimmen und insofern auch meinen Dank für die Abhandlung, aber wir haben ja auch Flughafen Tegel geschlossen, der eine ebenfalls riesige politische Bedeutung hatte. Der Aufschrei hielt sich auch hier in Grenzen, wahrscheinlich ist das Nostalgische für jüngere Generationen auch einfach nicht mehr so interessant. Wenn ich nach Zahlen schaue, dann finde ich hier relativ genaues:


    ICC

    "Die Betriebskosten für das ICC Berlin betragen jährlich etwa 14,2 Mio. €.

    [..]

    Somit ergeben sich nach den bisherigen Erkenntnissen nach der Sanierung des ICC theoretische jährliche

    Betriebskosten von rd. 7,9 bis 11,5 Mio. €."


    Stadtschloss/Humboldt Forum

    "Die jährlichen Unterhalts- und Betriebskosten liegen zwischen 10 und 20 Mio. €. Letzteres sind allerdings Schätzungen für 2020; wie sich das Haus im Betrieb mit Ausgaben/Einnahmen entwickeln wird, das ist zumindest der Senatsverwaltung noch nicht bekannt. Noch sind nicht alle Ausstellungssäle, noch ist das Restaurant auf dem Dach nicht fertig."


    In manchen Artikeln ist von bis zu 50 Mio. die Rede, allerdings ist mir unklar, was sich dort alles subsumiert.

    Was gibt’s denn am ICC so Besonderes, das man unbedingt sehen müsste? Was es andernorts nicht gibt?

    Es ist eine üppig bestückte Traumfrau, für jeden, der mit Deckenverkleidungen/Abhängungen oder Filmkulissen zu tun hat. Ansonsten steht es als extravagante Ikone der 70er Jahre für eine absurd teure Bausünde und mit etwas Fantasie für ein gelandetes Raumschiff, das einen Aufbruchs- und Fortschrittsgeist widerspiegelt, der davon träumte, dass wir 2025 in schwebenden Autos durch Hochhausschluchten fliegen würden, in der wir die Armut besiegt und das Misstrauen der Völker untereinander verlassen hätten; in der das menschliche Streben nach den Sternen in einem kollektiv erreichten Durchbruch gipfelte, der die Pforten des Weltraums für mehr von uns öffnen konnte, als für die Busenfreunde von Gigareichen.

    Vielleicht ein gelangweilter Saudi, der eine Skihalle daraus machen will.

    Wenn es denn eine riesige Halle wäre (dann hätte es längst DHL oder Amazon übernommen), aber es ist ja ein vollverbautes, mehrstöckiges Haus, das allerdings zu ~50% aus "unnützem" Raum wie Foyers, Treppen und Gängen besteht, die zu drei größeren und sieben kleineren Konferenzsälen führen, die man zwar kommerziell nutzen könnte, aber für die man astronomische Mieten verlangen müsste, um den Unterhalt des Gebäudes finanzieren zu können, geschweige denn Gewinne zu machen. Ich könnte mir höchstens eine art Prestige-Hauptquartier vorstellen, z.B. eines der US-Cloud-Kapital-Giganten, die nicht wissen wohin mit dem Geld. Dafür ist dann allerdings der Standort wahrscheinlich nicht sexy genug und das Gebäude müsste für moderne Bürobedarfe stark umgebaut werden, Konferenzsäle allein werden auch hierfür nicht reichen. Einzig die Aussicht ein 80-100m Hochhaus daneben (vermutlich anstelle des Parkhauses) bauen zu dürfen, scheint (in maßen) reizvoll, allerdings erscheint die Höhenbegrenzung wieder einmal weltfremd, immerhin ist das ICC selbst bereits deutlich über Traufhöhe und ca. 40m hoch, das HH könnte sich mit dieser Begrenzung kaum merklich von dem massiven, langen Riegel abheben und würde als Erweiterung den gesamten Komplex wie ein liegendes "L" aussehen lassen, was ich architektonisch schwer verdaulich finde. Abgesehen davon kann man sich die Frage stellen, ob Streletzki seinen 176m Estrel-Tower gebaut hätte, wenn das ICC auf dem Areal in Kreuzberg gestanden hätte. Ich glaube doch, der würde das verneinen. Mit 176m und mit 80-100m erst recht.

    Es geht schon um Umweltverträglichkeit und auch um die Frage, was dort noch alles geplant wird

    Es gibt nichts umweltverträglicheres als Städte bzw. Zentren zu verdichten. Was dort "alles" geplant wird ist doch keine Frage oder Wette. Die bebaubaren Parzellen sind im Bplan ausgewiesen und was nicht ausgewiesen ist, dürften nur noch die Wohnblöcke mit den DDR-Punkthochhäusern sein, die sowieso unantastbar sind.

    Insbesondere die betroffene Verkehrsinfrastruktur muss dabei beachtet werden.

    Warum ein 115m Gebäude die Verkehrsinfrastruktur mehr gefährdet als ein 95m Gebäude erschließt sich mir nicht. Wirklich nicht. Grundsätzlich ist es Sache der Stadt dafür zu sorgen, dass die Infrastruktur den Erfordernissen der Stadtentwicklung gerecht wird. Vor diesem Hintergrund ist es schwer zu vermitteln, dass die Stadtverdichtung hinter dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs zurückzustehen hat. Das gilt insbesondere, da Stadtverdichtung die Öffis ent- nicht belastet, weil keine langen Pendelbewegungen mehr durchgeführt werden müssen, wenn die Leute auch dort Arbeit finden können wo sie wohnen. Das kann überhaupt kein Argument sein in diesem Zusammenhang.

    Sicher ist deren Arbeit nicht perfekt, aber wer ist das schon?

    Sehr gönnerhaft. Ich für meinen Teil habe dann schon lieber Erwartungen an die von der Öffentlichkeit bezahlten Verantwortungsträger. Wir sind ja hier (noch) nicht in Havanna.

    Ich kam heute am Moxy vorbei und war überrascht, dass die angrenzende Tankstelle geschlossen und eingezäunt ist

    Die Tankstelle ist schon seit ca. 2 Jahren geschlossen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob das aus bauplanerischen Erwägungen heraus passiert ist oder nicht eher, weil sich die Tankstelle nicht mehr rentiert hat und sich daher auch kein Nachfolger findet, denn das müsste ja ebenfalls eine Tankstelle sein, wegen den unterirdischen Tanks, die sich wohl auch nur mit hohem finanziellen Aufwand beseitigen lassen.

    es ist doch traurig, dass sich die deutsche Hauptstadt, die eigentlich das Aushängeschild seines Landes sein soll[..]

    Genau das [Aushängeschild] möchte ein beachtlicher Teil der Berliner (von denen ein beachtlicher Teil heute in politischen Ämtern ist) aber nicht sein, weil man Erbe der Diskrepanz ist, in einer vergleichsweise armen, leeren und sanierungsbedürftigen Stadt aufgewachsen zu sein, die man aber trotzdem in höchst-sympathischer Erinnerung hat. Eine Stadt, die keine vollen S-Bahnen kannte, wo man die Brachen-, Brüche- Orte und Un-Orte der Stadt noch erkundet hat, weil es kein Internet und keine Smartphones gab und weil das Leben noch in den Gassen stattfand und nicht in den digitalen Gazetten. Diese Generation erlebt das sukzessive Schließen der Berliner Brachen und Parzellen durch zunehmend gestreamlinte "corporate architecture" als Entfremdung, sie assoziiert die "Hauptstadt" daher auch nicht mit repräsentativen Funktionen (gesteht ihr diese max. im Botschafts&Regierungsviertel zu), sondern beäugt kommerzielle Neubauten grundsätzlich kritisch, bzw. unter dem Generalverdacht, dass diese auf Kosten der Berliner Identität und zu Gunsten einer defizitären Mietpreisentwicklung an ihren Interessen vorbei projektiert würden. Besonders Hochhäuser, obwohl aufgrund ihrer Bauart vergleichsweise wenig Stadtraum "raubend", haben sie als Katalysatoren dieser Entwicklung ausgemacht.


    Diese Generation wird nun sukzessive ersetzt durch eine, die zunehmend unbeeinflusst vom Charme des "alten Berlins" und zunehmend beeinflusst von der Ästhetik korporativer Designsprachen sind und die sich weit besser für ein Kreuz-Priming von Status&Unterhaltung eignen, sowie kommerzieller Inszenierung grundsätzlich unkritischer gegenüber stehen. Für sie ist ein [Aushängeschild] ein ausdrücklich positiver Begriff, weil sich der vermeintliche "Pracht-Status" Berlins unter ihre individuelle Leistungsstatistik als global vernetzter Weltbürger subsummiert und dort mit Hochburgen der Opulenz aus anderen Wirtschaftsräumen konkurriert.

    Wenn es für Berliner wenigstens ein einzelnes Highlight gäbe (der Pullfaktor war eigtl. das Imax), von mir aus auch ein elitäres Sternerestaurant, aber ich sehe nur seelenlose, überteuerte Franchises und ein profanes, tausendfach gesehenes Wasserspiel. Das ist dann in der Summe das Pendant zu den umgestalteten Potsdamer Platz Arkaden gegenüber für hungrige Touristen, denen es dort zu vulgär war. Schade, denn so verbleibt beim Sony Center der Eindruck einer künstlichen Stadt-Insel, einer art Flughafen-Terminal-Lounge ohne Abflugmöglichkeit.

    Was glaubt ihr denn was bei "+33% Bruttogeschossfläche und -20% Höhenabzug" noch von dem Entwurf übrig bleibt?


    Damit sind alle Entwürfe abgelehnt. Das wird prinzipiell eine Neuplanung werden (vermutlich ein besser verpackter Klumpfuß). Mir stößt vor allem die Begründung bitter auf, die der Kreuzung an der Jannowitzbrücke (Eine Hauptverkehrskreuzung im Stadtzentrum, nur einen Steinwurf vom Alex entfernt) abspricht, sich für ein Hochhaus ü95m zu eignen. Nicht Millieuschutz, Schattenwürfe, Regenwürmer oder Wutbürger, nein, die Kreuzung-Jannowitzbrücke ist für das Vorhaben nicht entwickelt genug, also der Stadt(!) nicht entwickelt genug, nicht dem Entwickler! Eine absurde Verdrehung der Zuständigkeiten.


    Normalerweise pressen die Baulöwen aus der Stadt die "m²" heraus, weil diese Höhenmeter realisiert sehen will, nicht: Die Stadt presst aus sich selbst "m²" heraus, um die Baulöwen damit zu beschwichtigen, damit diese weniger Höhenmeter realisieren.

    Warum sollte eine Anlage, die trotz Obdachlosen schon heute von Familien und Touristen en masse genutzt wird, nach einer Aufwertung nicht mehr von ihnen genutzt werden?

    Welche "Anlage", die "heute bereits en masse genutzt" wird, meinst du denn? Das Argument kann sich doch nur auf den "Neptunbrunnen-Park"(*) am frontalen Fuße des FT beziehen, sowie die von der Stadt in Dreiecksform angelegten Langbänke am seitlichen Fernsehturmfuß (Spielbank-Seite), welche in Sichtweite von Restaurants (Eiscafe im Alea, Restaurant im FT) liegen. Diese Langbänke werden von der BSR zwar halbwegs von Flaschen beräumt und sind lang genug, damit man auch neben ein paar Schlafenden noch Platz findet (in anderen Großstädten werden Bänke nach dem exakt gegenteiligen Kriterium entworfen), aber selbst hier, an diesen vergleichsweise neuen Anlagen ergibt das ein eher schmuddeliges Gesamtbild (Kippen, Ruß, Urin, Öl, Kaugummireste).

    (*)

    Ich mag den Neptunbrunnen-Park. Er ist vergleichsweise hübsch und vergleichsweise gepflegt, sowie durch die Umschließung von drei stark frequentierten Verkehrsstraßen ausreichend sicher für Frauen und Familien. Ich sehe nur keine Argumente dafür, ihm einen "wilderen Gegenpart" gegenüberzustellen, der von all den genannten Aspekten negativ abweichen wird.

    Eine echte Aufwertung wäre eine Bebauung gewesen, evtl. mit einem kleinen mittigen Parkdurchgang, der sich sauber und mondän gestaltet hätte, schon allein weil die zukünftigen Eigentümer dies verlangt hätten. Was wir nun südlich/westlich des Neptunbrunnens bekommen, dürfte in etwa so werden, wie die Dreiecks-Bänke heute sind, nur noch versiffter (mehr Bänke = weniger oft gereinigt) und (vor allem abends) noch gefährlicher, weil weniger exponiert und mit noch mehr Dunkelräumen für allerlei Ungemach (Dealerein, Pöbeleien, Suff, Drogen, etc.).

    Was ändert sich denn diesbezüglich durch den Umbau?

    Nun, wir hätten ja eine Bebauung bekommen können. Damit wäre das Problem gar nicht aufgekommen, bzw. hätte sich um den Neptunbrunnen herum konzentriert. Weitläufige Grünanlagen mitten im Zentrum bringen derartige Probleme nun mal mit sich und man kann der Situation nur beikommen, in dem man es so macht, wie es in Paris am Trocadéro gehandhabt wird, also mit massierter Polizeipräsenz und 0-Toleranz-Strategie. Oder in London, wo alle größeren Parkanlagen Nachts verschlossen werden und ebenfalls 0-Toleranz herrscht. Beide Ansätze halte ich in der Berliner Melange für undenkbar und der Erfahrung nach wird ein Großteil der anzulegenden Bänke und Sitzgelegenheiten von Schlafenden und Trinkenden belegt werden, so wie es auch heute bereits um den Fernsehturm herum praktiziert wird. Da frage ich mich was der ganze Aufwand soll, wenn sich die Situation später derart gestaltet, dass Familien mit Kindern die Anlagen gar nicht nutzen können, weil die hygienischen Zustände untragbar geworden sind.

    Der grosse Vorteil der heutigen Fläche, ist die Öffentlichkeit, die dort entstanden ist.

    Und auch gleichzeitig der größte Nachteil. Wo auf den Visualisierungen fröhliche Kinder spielen und freundliche Erwachsene entspannen, sehe ich vor meinem geistigen Auge Obdachlose/Junkies/Bettler vegetieren. Ihr habt mitbekommen, dass sich dieses Problem massiv vergrößert hat in den letzten Jahren, oder traut sich niemand das anzusprechen? Wie will man denn verhindern, dass die Anlage durch die für Bettelei und Wegelagerei äußerst attraktive Zentrallage zweckentfremdet wird. Ich erwarte hier größtenteils eine "Investition in Verelendung", weil die soziographische Struktur Berlins nicht nur vor dem Hintergrund der Fluchtbewegungen, sondern auch durch inflationären Druck (Mietsteigerungen) immer prekärer wird und Pull-Faktoren diesen Standort prädestinieren, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

    Müller Reimann fällt hier einfach total ab. Auch wenn die grünen Flächen mit glasierten Kacheln gestaltet wären, so ist es doch ein korpulenter Glaskasten. Dorte Mandrup ist hier viel angenehmer, vor allem durch den Klinker wird hier eine ganz andere Wärme transportiert.

    Ich stimme zu, aber der Reimann vermittelt eben auch besser als Bindeglied zu den DDR-Bautypen. Der Mandrup stellt sich daneben, wie ein Weinglas neben eine Bierdose.

    Ich fahre oft dran vorbei und bin jedes mal entzückt, wie fantastisch der grüne Marmor(?) dem Gebäude steht. Hätte man mehr Großzügigkeit bei den Geschosshöhen gehabt und die Front weniger "überladen" wäre ich gar vollends begeistert.


    edit: Zwar keine Architekturkritik, aber nachdem ich die Mietpreise (950€) und Wohnungsgrößen (22,59m²) gesehen habe und für mich festgestellt habe, dass mich beides für sich genommen doch sehr schockiert, muss ich meine Begeisterung ein Stück weit relativieren. Da hätten sie den grünen Marmor mal besser in den Wohnungen verbaut, statt an der Fassade, dann hätte man sich die Miete nicht auf einem 0,53m² Balkonklumpen schönsaufen müssen und tatsächlich einen Hauch Wohnqualität gehabt.

    "Zu voluminös und hoch" sei es dem Baukollegium, aber verglichen womit? Damit können doch wieder nur die 60/68m WHH-GT-18-Puppenkästen gemeint sein, dessen Dominanz an dieser gesichts- und rahmenlosen Autokreuzung schon eine Lompscher vor Jahren gegen jeden Fortschritt verteidigen wollte, oder? Mir kommt der Verdacht, dass man evtl. mit der Hinterhand bereits darauf spekuliert das Monarch-Projekt zurückzukaufen und mit nur noch 130m zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund wäre die Reduktion 130-90-68 (-20,-25) kongruent zu 150-115-68 mit dem Unterschied, dass der Anstieg weniger steil verliefe und sich harmonischer verhielte (68+22>90+40>130 statt 68+47>115+35>150). Leider eine Argumentation, die in das bekannte Schema des Baukollegiums passt. Alles "neue" muss sich dem "gestern" unterordnen und harmonisch anpassen. In einer Stadt, die voller Brüche und Lücken ist und aus allen Nähten platzt, trifft retrospektives Mikro-Management zunehmend auf Unverständnis.