Beiträge von Fachwerkhaus

    Mir wäre es auch lieber wenn die Situation von vor 1944 noch unverändert erhalten wäre. Aber wir haben nun mal heute eine andere Ausgangslage mit gewissen positiven Aspekten, deren Veränderung in welcher Form auch immer ohnehin so gut wie ausgeschlossen sein dürfte.


    Ich hatte übrigens im Historischen Museum schon Wettbewerbsentwürfe zum Wiederaufbau von Paulskirche und Börse aus den späten 1940ern in der Hand. Letztere sollte eine Art Eingangshalle für die Paulskirche werden, mit einem unterirdischen Verbindungsgang. Die Paulskirche selbst wäre als Respektserweisung an die 48er weitgehend originalgetreu wiederhergestellt worden, nicht mit dem komplett neuen Interieur was wir heute kennen.

    Die Paulskirch hat ja die runde Form, weil sie von allen Seiten verbaut war.


    Mit Verlaub, das ist falsch. Kirchliche Rundbauten in Nachahmung des Pantheon waren zur damaligen Zeit schlicht und einfach in Mode. In Darmstadt steht die sehr ähnliche Ludwigskirche, genauso rund und von Anfang an rundherum freigestellt, eben weil der Namenspatron Kraft seines Amtes das so anordnen konnte. Öffentliche Gebäude des Klassizismus sind fast immer als freistehende Solitäre konzipiert worden, als Leuchttürme einer neuen Geisteshaltung die sich aus der Enge des Mittelalters hervorheben wollte. Hätte man das nicht gewollt, hätte man auch die Barfüßerkirche behalten können, die noch viel mehr eingebaut war.

    Das Stadtarchiv war ein Bau aus dem Historismus, der nach 1945 natürlich keinerlei Lobby mehr hatte. Grundsätzlich bietet das Areal südwestlich des Doms heute natürlich sehr viel Verbesserungspotenzial. Sollte irgendwas rekonstruiert werden fände ich das Haus Fürsteneck an der Fahrgasse wesentlich bedeutsamer.


    Was den Paulsplatz angeht, finde ich die heutige Situation bei aller Trauer um die verlorene Alte Börse eigentlich ganz ansprechend. Für heutige Verhältnisse ist der Platz sehr klein und übersichtlich. Die Paulskirche ist als klassizistischer Solitärbau ganz darauf ausgelegt, eine größere Freifläche städtebaulich zu dominieren. In den meisten anderen Städten hätte man im 19. Jahrhundert keine Hemmungen gehabt sich diese Freifläche per fürstlichem Dekret zu schaffen, in der Freien Stadt Frankfurt hatte man diese Möglichkeit nicht.


    Goethe hat 1797 dazu folgendes geschrieben:

    Die neue lutherische Hauptkirche gibt leider viel zu denken. Sie ist als Gebäude nicht verwerflich, ob sie gleich im allermodernsten Sinne gebaut ist; allein da kein Platz in der Stadt weder wirklich noch denkbar ist, auf dem sie eigentlich stehen könnte und sollte, so hat man wohl den größten Fehler begangen, daß man zu einem solchen Platz eine solche Form wählte. Sie stickt, da man ringsherum wohl schwerlich viel wird abbrechen lassen, zwischen Gebäuden, die ihrer Natur und Kostbarkeit wegen unbeweglich sind, und will doch von allen Seiten gesehen sein; man sollte sie in großer Entfernung umgehen können


    Im Prinzip hat der gute Mann heute noch Recht. Was ich für wesentlich wichtiger erachte ist die äußerliche Wiederherstellung des historischen Daches, wenn schon der Innenraum als ewiges Denkmal für die heilige Wiederaufbauzeit herhalten muss.

    Alter und Neuer Esslinger, baugeschichtlich war es wohl andersherum. Beide Häuser wurden nachträglich für das Struwwelpetermuseum innen verbunden. Das Baugerüst wurde vorübergehend abgenommen weil in Kürze das Straßenpflaster verlegt werden soll. Danach folgt die Fertigstellung der Fassade.


    Detail der Tragkonstruktion am Esslinger. Auch der Neubau ist fast komplett aus Holz...abgesehen vom Treppenhaus und dem Aufzugschacht, für den die Statik der Tiefgarage bis ins 2. UG neu berechnet werden musste.


    Goldenes Lämmchen:


    Details:


    Im "Lämmchenhof": Die Turmspitze gehört zum Haus Klein Nürnberg


    1. OG im Haus Esslinger. Die Stahlträger wären nicht nötig gewesen, aber der Statiker hat es nicht anders hinbekommen...


    Deckenkonstruktion:


    Blick auf den Hühnermarkt:


    Zurück im Lämmchenhof, die Säule hat, natürlich, einen Stahlkern...


    Zwischen Lämmchen und Klein Nürnberg, der Bogen wird natürlich noch mit Sandstein verkleidet und erhält ein schweres Holztor


    2x Klein Nürnberg: Baugeschichtlich höchst interessant, eine gotische Markthalle mit einem Renaissancewohnhaus obendrauf. Die einst offenen Bögen wurden wohl im 18. Jahrhundert verschlossen.


    Das Gewölbe im Inneren:


    Die steinerne Wendeltreppe genügt auch heutigen Feuerschutzrichtlinien, dementsprechend ist Klein Nürnberg eines der wenigen Häuser ohne Betonkern.


    Blick auf "Stadt Mailand":


    Typische Innenansicht, Mangels überlieferter Fotos oder Zeichnungen konnten fast keine Innenräume rekonstruiert werden. Klein Nürnberg wurde übrigens von der Frankfurter Evangelischen Kirche übernommen, die Obergeschosse werden zur Dienstwohnung für den Pfarrer der Alten Nikolaikirche.


    Dachgeschoss, obendrüber gibt es noch einen kleinen Dachgarten, der nur über eine steile Treppe zu erreichen sein wird.


    Aussichten:


    Ausblick Richtung Römer. Der Kunstverein-Würfel in seiner derzeitigen Form stört real noch viel mehr.


    Das wars für heute. Wenn jemand ein Bild gern in größerer Auflösung hätte, bitte melden. :)

    Gestern konnte ich an einer Führung durch das Areal mit D.W. Dreysse höchstselbst teilnehmen. Außer wirklich überwältigenden Eindrücken gab es auch einige interessante Hintergrundinformationen. Möglicherweise alles Altbekanntes, mir aber neu:


    - Rein rechtlich gilt alles als ein einziges Gebäude, andernfalls wären insbesondere aus Brandschutzgründen gravierende Änderungen nötig gewesen
    - Jedes Haus muss dem Anprall eines 20-Tonnen-LKWs mit 120 km/h standhalten. Wie man auf dem Hühnermarkt 120 km/h erreichen soll blieb offen.
    - Die deutsche Steinindustrie hat es nach dem 2. Weltkrieg versäumt, Naturstein als Baustoff zuzulassen. Ausnahmen wären möglich gewesen (Beispiel Dresdner Frauenkirche), die DomRömer GmbH hat es aber versäumt, eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen.
    - Die Mischbauweise Beton mit Natursteinverkleidung ist nicht billiger als die historisch akkurate Massivbauweise, weil die teuren Steinmetzarbeiten in beiden Fällen gleich sind und so noch die Baukosten für das Betonskelett hinzukommen.
    - Wohnungen sind nur da zugelassen, wo mindestens einmal am Tag Sonnenlicht durch die Fenster einfallen kann. Wo das nicht möglich ist, müssen andere Nutzungen gefunden werden.
    - Energetisch betrachtet erreichen die Häuser fast Passivhausstandard. Alle haben mehr oder weniger aufwendige Lüftungssysteme, auch wenn sie nicht wirklich nötig gewesen wären.


    Nun ein paar Eindrücke:


    Haus am Rebstock, die Säulen sind aus altem Holz


    Der Schoppepetzer hat noch immer keine Nase. Den Neubau haben wir bekommen, weil sich der zuständige Architekt kategorisch geweigert hat, einen "Nazi-Bau" von 1940 zu kopieren. Auch wenn der damalige Architekt schon zuvor die Braubachstraße geplant hatte und ziemlich sicher kein Parteigenosse war.


    In der Neugasse. "Goldenes Kreuz" und die Rückseite von "zur Flechte",


    Namenloses Gässchen zwischen Goldenem Kreuz und Braubachstraße 23:


    Links Flechte, rechts Esslinger:


    Hühnermarkt von Norden. Spätestens hier waren auch die Zweifler in der Gruppe begeistert.


    Ostseite, "Kleines Seligeneck" und "Neues Paradies":


    Nochmal Flechte und rechts ums Eck "Schildknecht"


    Esslinger und Flechte, links angeschnitten "Goldene Schere"


    "Grüne Linde", die oberen drei Geschosse sind zu einer Privatwohnung zusammengefasst worden. Die Rückseite musste gekürzt werden um den Archäologischen Garten freizuhalten. Fenster gibt es nur zum Markt hin.


    Detail:


    "Eichhorn"


    Detail vom Haus "Schlegel", Ecke Markt und Hühnermarkt


    Blick Richtung Römer mit Pergola, links Rotes Haus. Wenn die Pergola eins schafft, dann vor allem anzuzeigen wo man demnächst weiterbauen sollte.


    Markt Richtung Dom, wegen der Baustelle leider kein weiteres Durchkommen möglich


    "Kleiner Vogelsang", erst auf den 2. Blick als Neubau zu erkennen


    Hölzerne Säulen des Roten Hauses


    Nochmal Schlegel


    "Würzgarten", das rote Elend links nebenan zum Glück noch verhüllt:


    Das namenlose Nachbarhaus zum Roten Haus (mit gefälschten Mäcklerrillen :lach:)


    Teil 2 folgt.

    Ich stelle mal eine ketzerische These in den Raum:


    Wer Denkmalschutz für die Moderne fordert hat die Moderne nicht verstanden.


    Die architektonische Moderne in ihrer Urform wollte nie etwas anderes sein als die effizienteste Lösung eines Bauproblems. Wird sie durch Denkmalschutz in ihrer effizienten Verwendung eingeschränkt, weil dieser effiziente Anpassungen an neue Bedürfnisse verhindert, verliert sie diese Funktion und nimmt eine neue Funktion als Kunstwerk an, die nie im Sinne ihrer Erfinder war. Die Vordenker der Moderne hätten Denkmalschutz nur der Architektur halber kategorisch abgelehnt.


    Was aber jetzt nicht heißen soll, dass ich kein modernes Gebäude schützenswert finde.

    ^
    Busse, egal ob autonom fahrend oder klassisch, bieten nicht den Fahrkomfort eines Schienenfahrzeugs. Kommt eine wie auch immer geartete Spurführung hinzu, ergibt sich ein neuer Rattenschwanz an Folgeproblemen. Fährt ein schweres Fahrzeug wie ein Bus täglich hundertfach über die exakt selbe Stelle im Asphalt, drücken sich sehr schnell Spurrillen ein. An den vielfrequentierten Bushaltestellen kann man das schön beobachten. Also brauch man für die gesamte Strecke eine besonders befestigte Fahrbahn, wenn man nicht jährlich Unsummen in Ausbesserungen stecken will. Und schon ist das ach so tolle neue System nicht mehr viel billiger als die klassische Tram.


    Autonome Fahrzeuge werden in den kommenden Jahrzehnten den innerstädtischen Verkehr verändern, daran habe ich keinen Zweifel. Dass die große Masse aber weiterhin verlässliche öffentliche Verkehrsmittel benötigt wird sich aber nicht so schnell ändern. Neue U-Bahn-Strecken sind praktisch unbezahlbar geworden und das nächstkleinere Beförderungsmittel ist und bleibt auf absehbare Zeit die Straßenbahn. Es gab in den letzten 60 Jahren sehr viele Versuche, ein "besseres" System für den Nahverkehr zu schaffen, durchgesetzt hat sich am Ende immer nur der Klassiker. Jetzt nicht mehr zu investieren, weil es in 20-30 Jahren vielleicht etwas besseres geben könnte, wäre grob fahrlässig.


    ^^
    Die Strecke in der Mainzer Landstraße wurde 1986 als teil der "schienenfreien Innenstadt" stillgelegt, die Strecke durch den Reuterweg schon 1978. Es wäre zweifellos sinnvoll, die damals gerissenen Lücken im Netz besonders in der nördlichen und nordwestlichen Innenstadt wieder zu schließen. Mit der seit Jahrzehnten stetig steigenden Nachfrage könnten auch derzeit utopisch klingende Ideen irgendwann neu bewertet werden.


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    Übrigens hat die VGF nun eine Ausschreibung für 38 neue Straßenbahnwagen mit einer Option auf weitere 15 veröffentlicht. Ein Interview mit dem neuen Technischen Geschäftsführer Michael Rüffer aus der heutigen Print-FR geht von einer Lieferung 2022 aus. Geplant ist ein Ersatz der 38 R-Wagen von 1993-1997, die keine Klimaanlage haben und auch nicht nachgerüstet werden können.


    altes Polizeipräsidium


    Die Idee hat was, zentraler liegt kaum ein Standort außer dem bisherigen. Das Entrée mit der neobarocken Treppenanlage ist einem Schauspiel- oder Opernhaus mehr als würdig. Wenn man die Hinterhäuser abreißt wäre vermutlich Platz für zwei Bühnen, wenn man den Bestand aus Kostengründen weitgehend erhalten würde hätte immernoch eine Bühne im Innenhof bequem Platz, rundherum wäre genug Fläche für Werkstätten, Proberäume etc.


    In jedem Fall würde am alten Standort reichlich Platz freiwerden die man z.B. für ein Hochhaus verkaufen könnte. Zur Gegenfinanzierung wird es nicht reichen, aber besser als nichts.

    Der Fechenheimer Mainbogen ist Naturschutzgebiet und wird in den nächsten Jahren zu einer großen Auenlandschaft inklusive künstlichem Main-Altarm umgebaut (siehe z.B. hier), außer am Südrand von Fechenheim ist Wohnbebauung absolut nicht drin.


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    Mod-Hinweis: ... und auch in diesem Forum, mit Fotos etwa an dieser Stelle von #731 bis #737 sowie weiteren drei Beiträgen mit Bildern von den Bauarbeiten.

    Mäckler hat die Alte Stadtbibliothek ohne äußerlich ersichtliche moderne Zutaten wiedererrichtet, warum sollte das nicht auch für die Turmspitzen gelten?


    Abgesehen davon sind die Türme ein wesentlich kleineres Projekt, hier bräuchte es theoretisch nur einen Bauingenieur für die Planung der Konstruktion und eine Handvoll Kunsthandwerker für das Äußere, auch wenn ein fachlich qualifzierter Architekt als Projektleiter sicher Vorteile hätte.

    Es fehlt in Frankfurt schlicht und einfach ein Problembewusstsein für die mangelhafte Ästhetik von Nachkriegsdächern. Ich unterstelle hier nicht mal zwingend eine ideologische Motivation. Die mag bei Fällen wie der Paulskirche vorhanden sein, aber bei der großen Mehrheit der verstümmelten Gründerzeitbauten dürfte es schlicht Ignoranz, bei privaten Projekten noch gepaart mit Profitstreben sein. Geht ja auch so, hauptsache es regnet nicht rein, und ein Flachdach-Staffelgeschoss ist billiger in der Herstellung und lässt sich teurer vermieten als eine Mansardwohnung mit schrägen Wänden. Und wo mal ein traditionelles Dach wiederhergestellt wird, ist das Ergebnis meist ein grauenhaft proportioniertes Etwas, weil bei Architekt und Auftraggeber schlicht und einfach die Sachkunde zu fehlen scheint.


    Dass ein originalgetreu wiederhergestellter Altbau auch im Wert ganz erheblich steigen würde, hat sich hier im Gegensatz zu Städten wie Leipzig wohl einfach noch nicht herumgesprochen. Es bräuchte wohl ein Leuchtturmprojekt, was die Sache ins Rollen bringt. Am Hauptbahnhofvorplatz wärs doch mal ein guter Anfang....

    Schön, wenn es denn diesmal nun endlich klappen würde. Nach all den ergebnislosen Anläufen der letzten Jahrzehnte glaube ich es aber erst, wenn wirklich die Gerüste stehen.


    Sollte man am Römer eine Spendenbox aufstellen, ich wäre der erste der ein paar Scheine einwerfen würde. :D

    Was Neu-Isenburg jetzt noch fehlt ist die Verlängerung der Straßenbahn bis ins Stadtzentrum und möglicherweise weiter nach Süden. Leider hatte man bisher dazu eine Haltung, die mehr an die Verkehrspolitik der 70er erinnerte.

    Vorbereitende Arbeiten haben schon längst begonnen, u.a. wurde das künftige Baufeld gerodet, was die künftige Ausdehung der Bahnstrecke erstmals erkennen lässt. Insbesondere rund um Berkersheim wurden in festem Abstand zur Trasse dekorative Häufchen aus Sand, Schotter und Holz errichtet, die wohl diverse schützenswerte Fauna anlocken sollen zwecks Umzug.


    Schön, dass es jetzt endlich losgeht, auch wenn die baubedingten Einschränkungen in den nächsten Jahren den Pendlern einiges abverlangen dürften. Angesichts der substanziellen Verspätung hoffe ich, dass der 2. Bauabschnitt bis Friedberg zeitnah ebenfalls folgen wird.

    Ich möchte nur daran erinnern, dass das gewesene Technische Rathaus 1973 als vorbildliche Leistung ausgezeichnet wurde (wahrscheinlich von ungebildeten Leuten mit dem falschen Geschmack).


    Ungebildete Leute mit dem falschen Geschmack haben das Technische Rathaus schon vor Baubeginn als städtebauliche Katastrophe bezeichnet und eine Alternative am Börneplatz gefordert. Die Betonmoderne hat sich außerhalb elitärer Architekten- und Künstlerkreise nie durchsetzen können, das sollte hinreichend bekannt sein. Hänschen und Lieschen Müller haben für ihr Eigenheim im Grünen zu 99,9% andere Visionen, sei es nun Gelsenkirchener Barock oder Landhausstil.


    Auf die Großstadt übertragen muss man sich nur mal die Immobilienpreise im Nord- und Westend anschauen, die übrigen Gründerzeitviertel sind auf dem besten Weg dahin. Ob die Nordweststadt auch einmal wieder zu den Toplagen zählen wird...?