Man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Niemand verlangt „pseudohistorische Gemütlichkeitsarchitektur“. Zumindest habe ich nichts davon gelesen. Wenn man einen stärkeren Bezug zur historischen Bebauung fordert, ist das nachvollziehbar, bedeutet jedoch nicht die zwingende Rückkehr zu Historismus und Ornament (das man hier offenbar scheut, wie der Teufel das Weihwasser). Eine Bebauung im Kontext der historischen Altstadt kann selbstverständlich in vielen Formen und Farben erfolgen, setzt zugegebenermaßen aber einiges an Vorstellungskraft voraus bei Leuten, die nur Schwarz oder Weiß kennen. Hinrich Baller ist ein gutes Beispiel dafür, dass man selbst in Altbauquartieren modern bauen kann. Die Rosenhöfe oder seine Wohnhäuser in Charlottenburg mögen gute Beispiele sein. Im übrigen ist die gegeißelte „Gemütlichkeitsarchitektur“ insbesondere diejenige der 80er Jahre- ob Gendarmenmarkt oder Nikolaiviertel - ziemlich erfolgreich (da kann man jetzt wütend aufstampfen, ändert aber nichts in der Sache). Den Erfolg wage ich bei dem jetzigen Planungsstand zu bezweifeln, dass dies ähnlich der Fall sein wird.
Dennoch. Ich bin nicht unbedingt begeistert von den gezeigten Ansichten, ob WBM oder Archäologischw Werkstätten oder House of One. Aber ich empfinde den künftigen Zustand als eine deutliche Verbesserung verglichen mit den 90er Jahren. Diese Ecke wird endlich wieder als bewohnte Stadt wahrgenommen werden können. Insofern bin ich froh, schäume aber nicht gerade über.
Beiträge von rallekoffskaja
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Mir sagt der Vierkantbolzen weder architektonisch noch lagetechnisch zu. Viel zu breit wirkt er zu plump. Was sich von der Alexanderstraße noch als ganz hübsch erweist, erweist sich in der Fernwirkung als wahres Meisterstück der Missachtung von Blickachsen. Da wird krampfhaft versucht, die alte Mitte der Stadt wiederzugewinnen und tut dich eh schon schwer, dies mit den wenigen vorhandenen Gebäuden des alten Kerns zu verbinden. Da stellt man in die zentrale Achse des Quartiers (die Parochialstr.) diesen bräsigen Brocken, der das Zille-Berlin in Form der „Letzten Instanz“ zum Witz verkommen lässt.
Doch damit nicht genug: wer sich zuletzt wieder am Tanz der Kuppeln beidseits der Linden erfreuen wollte, wird beim Betreten der Plattform der Siegessäule eines besseren belehrt: die historische Silhouette wird im direkten Hintergrund zur Schlosskuppel vom Meisterwerk in Form einer Zigarettenschachtel verziert.
Das alles ist sicher (ausgenommen die Architektur selbst) kein Missgeschick der Bauherren und Architekten. Wohl aber der Stadtplaner, die 1993 die Standorte für solche Hochhäuser festlegten. Selten war ein Standort für ein Hochhaus so schlecht gewählt (mit Ausnahme des Zoofensters, das unsinnigerweise die Gedächtniskirche als Zentralbauwerk des Breitscheidplatzes und gleichzeitigem Fluchtpunkt von Kurfürstendamm und Tauentzien ablöste). Kann man machen, muss man aber nicht. Ich meine, die Stadtplanung der Jahre der Metropolenwerdung Berlins haben einen spezifischen Wert, der über die reine Architektur hinausgeht und bewahrenswert ist. -
Ich vermute stark, dass an der Karl-Liebknecht-Straße gebaut wird, um die Tiefgarageneinfahrt zu verlegen, die im Moment noch Richtung ehemalige AlexOase zeigt und auf diesem Baufeld den Bauarbeiten schlicht im Wege wäre.
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Finster! Anders lässt es sich nicht beschreiben. Und was mir noch auffällt: Zeitgenössische Architektur ist nicht mehr in der Lage, Stadträumen eine Struktur zu vermitteln. Moderne Formensprache, aber Vor- und Rücksprünge, Unförmigkeit und Unregelmäßigkeit der Straßenfluchten wie im Mittelalter. Nichts will zum anderen passen, es bleibt ein Sammelsurium der Architektur. Wenigstens hat man den Versuch unternommen zwischen Springerhochhaus und Geschäftshausarchitektur der Jahrhundertwende durch die Verwendung von Glas und Lisenen zu vermitteln. Aber glücklich macht das nicht. Und noch etwas finde ich problematisch: durch die fehlende Parzelle ist das Risiko, dass eine missglückte Architektur ganze Straßenzüge optisch abwertet, besonders groß. Dabei gibt es für an Parzellenstruktur angelehnte ausdifferenzierte Blockstrukturen bei ein und demselben Investor auch in der Friedrichstadt viele Beispiele.
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Na man sollte eine Frage nicht mit einer Gegenfrage beantworten. Aber ich will trotzdem versuchen zu erläutern, warum ich an dieser Stelle Hochhäuser für unangemessen halte. Niedrige Häuser mögen für sich genommen nicht zwingend „geil“ sein. Aber wenn sie eine gewisse einheitliche Höhe (ich halte die Häuser an dieser Stelle auch nicht für niedrig) aufweisen, bieten sie die Chance, sich harmonisch aufeinander abzustimmen. Das ist etwas, das in der City West bislang eigentlich ganz gut funktioniert hat. Abwechslungsreichtum hört sich zwar zunächst auch erstmal ganz nett und erfrischend an. Aber dazu muss man nicht notwendigerweise auf Hochhäuser zurück greifen. Wenn die Architektur schlecht ist - und dies liegt durchaus im Bereich des Möglichen - zieht es u.U.einen ganzen Straßenzug mit hinunter. Das Risiko ist mir einfach zu hoch.
Zum anderen stört mich die Beliebigkeit in der Diskussion. Es ist nahezu egal, wo sie stehen. Man diskutiert über Höhen wie über die Wahl einer Pizza im Supermarktregal. Gedanken um den Bezug zur Umgebung? Nur bezüglich der anderen Hochhäuser. Gedanken um die Wirkung auf die eigentliche Platzgeometrie? Unerheblich. Der Bezug zum zentralen Bauwerk der City West sowie des Platzes selbst (und damit meine ich die Gedächtniskirche)? Eine Bagatelle. Die Straßen- und Platzgeometrie ist in Berlin vielfach - und das wird leider zu oft übersehen - Resultat eines Planungsprozesses, der vom Großen (Planung von breiteren Achsen, Knotenpunkten und Plätzen) zum Kleineren (den Häuserzeilen) überging. Das Zentralbauwerk an diesem Platz wird zunehmend abgelöst von Bauwerken am Rand. Das kann man mit Achselzucken hinnehmen, man kann auch von Fortschritt sprechen. Ich halte es jedenfalls für unnötig und schade. Ich meine, am Tauentziehn hat sich die Qualität der Sichtachse vom Wittenbergplatz aus bereits erheblich verschlechtert. Die Silhouette der Kirche ist einem Rechteck gewichen.
Es mag zwar alles etwas überspitzt formuliert sein von mir. Aber ich finde London ist ein gutes, wenngleich abschreckendes Beispiel: Die Stadt mag abwechslungsreich sein in ihrem Zentrum. Ich finde sie aber auch wahnsinnig unharmonisch. Brüssel mag zwar kaum Hochhäuser haben. Aber auch hier gehen die Großstrukturen deutlich zu Lasten des einstigen Charakters. Viele andere europäische Metropolen schaffen es doch auch, sich Hochhäusern in ihrem Zentrum zu widersetzen. Es sind auch nicht die touristisch und ökonomisch unattraktivsten Städte. Und dass das alles auch weniger mich dem Wachstum der Stadt zu tun hat, zeigt allein die Tatsache, dass die Stadt früher mehr als heute der Nabel der Republik war, zudem auch noch mehr Menschen in der Stadt und noch dazu auf viel engerem Raum lebten. -
Kann mich mal jemand aufklären, was an Hochhäusern jetzt so besonders „geil“ ist? Berlin ist nicht New York und sollte erst gar nicht den Versuch unternehmen, ein Hauch von X und ein Feeling von Y zu sein. Berlin ist Berlin. Und das ist auch ganz gut so. Berlin hat seinen unverwechselbaren Charakter bereits und muss ihn nicht austauschbarer machen, um irgendwie zum erlauchten Metropolenkreis dazuzugehören. Wem das zu wenig Metropole ist, dem sei eine Fahrt mit den Öffentlichen gern empfohlen. Ich bin nicht grundsätzlich gegen hohe Häuser, aber es gibt mit dem Alexanderplatz sicher einen geeigneteren Standort, als ausgerechnet eine an sich gut gewachsene städtische Struktur. Warum muss man auf Teufel komm raus den Straßencharakter einer weltberühmten Meile ändern? Mit Petitessen wie Architektur hält man sich scheinbar gar nicht mehr auf. Und um noch mal den Torbegriff aufzunehmen: Der Begriff scheint so sinnentleert, wie die Verortung von Torsituationen im Stadtraum. Die beiden Behrensbauten am Alexanderplatz machen ja wenigstens als Übergang zu Keimzelle der Stadt Sinn. Und auch am Potsdamer Platz sehe ich einen Sinn in den beiden Hochhäusern. Aber beim Baukollegium bilden ja auch das Haus des Lehrers und das Haus des Reisens eine Torsituation. Diagonal, mit einer überdimensionierten Kreuzung zwischendrin. Da ist die Frage „Tor zu was?“ eigentlich schon völlig nebensächlich.
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Ich finde den Sockel wohltuend plastisch. Sowohl im Vergleich mit dem Kaufhaus, als auch mit Blick auf den Saturn. Dass sich der Sockel optisch vom Hochhaus abhebt, finde ich ebenfalls gut. Das erzeugt Abwechslung. Der Alex ist zugestellt von Gebäuden, die vorne, hinten und von der Seite jeweils identisch aussehen. Meist noch in Würfelform. Wohltuend finde ich auch die Höhe des Sockels, der doch noch um einiges höher zu sein scheint, als der Saturn.
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Man hätte es zumindest zur Auflage für den Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes machen können, die Reklame als Identitätsmerkmal zu erhalten bzw. instand zu setzen. Wenn eine Sanierung des Hauses dem Eigentümer wirtschaftlich nicht zuzumuten war, dann doch aber der Erhalt der Tafel. Und das ist etwas, was ich in unserer Stadt nicht verstehe: Die Ideenlosigkeit der Verwaltung und das zu leichtfertige Opfern bestimmter Dinge.
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Von einem Freihalten des Platzes zwischen Galeria und Karl-Liebknecht-Straße halte ich gar nichts. Das Umfeld des Alexanderplatzes leidet nicht an zu wenig Frei- bzw. Verkehrsfläche, sondern eher an einem zu viel davon. Ein derartiger Platz bietet nichts, außer einem Abstellplatz für Poller (was er bereits heute ist). Im übrigen wird Richtung Marienkirche künftig ein weiteres Gebäude entstehen. Direkt in Nachbarschaft zum Panoramahaus. Ich würde mir wünschen, dass an dieser Stelle (vor bzw. hinter der S-Bahn-Brücke) mal so etwas wie eine durchgehende Straßenflucht erkennbar wird. Diese Flickschusterei von Vor- und Rücksprüngen in der Flucht trägt heute nach meiner Auffassung zur optischen Unruhe bei. Nichts ist hier bislang aus einem Guss. Das ständige Rumgepeter an städtebaulichen Entwürfen tut ihr übriges. Das nur nebenbei. Um noch mal auf den angesprochenen Platz zu kommen: Ich denke, Plätze müssen auch gepflegt werden. So lange Ordnungsamt und Grünflächenamt mit der Pflege, der ihnen anvertrauten Areale um den Alex offensichtlich überfordert sind, so lange das beim Senat nur Schulterzucken verursacht, so lange die Anrainer sich nicht wirksamer zusammenschließen (das schaffen selbst Gewerbetreibende und Bürger in Alt-Tegel) bin ich gegen neue Freiflächen. Ich habe heute einen kleinen Spaziergang gemacht und war erschüttert. Die von Frau Lüscher im überarbeiteten Masterplan präsentierten Satellitenplätze sind eine Ansammlung von Wildurinalen, Trampelpfaden, Fahrradleichen, Baumüll und Hamsterlöchern. Man kann davon ausgehen, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Nach meinem Hinweis an das Ordnungsamt im letzten Dezember zum Zustand der Bäume scheint man ja mal in Wallungen gekommen zu sein und hat gleich mehrere Transporterladungen Jahre alten Wildwuchs beseitigt. Man darf verwundert sein über die Zustände und die Abwesenheit von städtischer Pflege, sitzen doch der Regierende Bürgermeister und das Bezirksamt in direkter Nachbarschaft hierzu.
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Also ich kann bei einem Vergleich der historischen Bilder mit den heutigen Aufnahmen keinen Unterschied im Straßenniveau erkennen. Der Rathauszugang hat nach wie vor drei Stufen zum Vorplatz hin. Und auch an der Metallbalustrade erkennt man, dass das abfallende Niveau zur Spandauer Straße historisch schon so war. Ich war überrascht, dass selbst der große Kurvenradius historisch bereits so angelegt war.
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Ich denke, dieselbe Fassade hätte in dunkelroter Verklinkerung deutlich mehr her gemacht. Die Lisenen hätten im Technikgeschoss auf dem Dach sogar noch als Galerie fortgeführt werden können. Schade. Dieses Grau greift langsam um sich. Erst die graue Verhunzung des Hauses der Elektroindustrie, dann der Indigo-Blechkasten und anschließend die Blechkiste von Hilton und nun dieser Farbtupfer. Immerhin kein Blech.
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Da passt oben und unten nicht zusammen. Oben luftig durch Säulen in der Optik von Regenwasser-Fallrohren unterbrochen und unten massiv. Das rechte Säulenpaar leitet die Kräfte auch noch direkt auf ein Fenster. Das macht sie vollends absurd.
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Hätte man den Bauherrn im Gegenzug für eine Abrissgenehmigung nicht wenigstens zum Erhalt der charakteristischen Gloria-Palast-Reklame verpflichten können (ähnlich wie beim Marmorhaus)? Ein Flugdach auf dem rechten Staffelgeschoss wäre zumindest eine Reminiszenz an die 50er gewesen. Allgemein finde ich die „Verstaffelgeschossisierung“ Berliner Straßenzüge inzwischen bedenklich. Wie mir auf der Visualisierung scheint, wird man dem neobarocken Altbau links derart breite Gauben aufsetzen, dass sie ebenfalls den Eindruck eines Staffelgeschosses machen.
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Ich denke, allen ist klar, dass es um Kleinteiligkeit geht, die im besten Fall parzellierte Individualität erzeugt, ohne dass es dabei zu architektonischen Auswüchsen kommt, die leider in einer Vielzahl der Fälle schief geht. Wenn es in Jury-Entscheidungen bspw. heißt, es sei ein mutiger Entwurf, dann schrillen bei mir die Alarmglocken. Wenn ich Mut beweise, dann doch in der Regel deshalb, weil es auch in die Hose gehen kann. In vielen Fällen tut es das leider auch. Es gibt viele gute Beispiele, für eine parzellierte Individualität. Der Hackesche Markt etwa. Hier kommt jedermann mit dem Neubau auf altem Stadtgrundriss in Verbindung mit Rekonstruktion (Große Präsidentenstr./Ecke Hackescher Markt) sowie mit Neubau in historisierender Formensprache (Neue Promenade) klar. Es ist nicht die Welt deswegen untergegangen. Und wie man jeden Tag sieht, funktioniert der Platz. Für meine Begriffe mit Blick auf die vielen Menschen dort fast schon zu gut. Ähnlich auch der Pariser Platz in seiner historischen Parzellierung. Eines der charakteristischsten Gebäude am Platz (neben dem Tor selbst) ist das Adlon, das zwar nicht rekonstruiert, seinem Vorgänger jedoch sehr nahe kommt. Und es funktioniert. Keiner fühlt sich unwohl auf dem Platz.
Selbst in der Endphase der DDR ist man schließlich auf den Trichter gekommen, dass Bauen im großen Maßstab und ohne Kleinteiligkeit nicht der Weisheit letzter Schluss sind (Gendarmenmarkt, Charlottenstraße, Markgrafenstraße; Nikolaiviertel) - und das bei äußerst beschränkten Mitteln.
Was mich am Molkenmarkt jedoch stört, das sind die aus meiner Sicht unnötigen Vorgaben hinsichtlich der Dachgestaltung. Da Dächer zu begrünen sind, heißt das: Flachdach. Bei den ohnehin niedrigen Gebäudehöhen zum Molkenmarkt hin, wird das ein ziemliches Desaster werden. Auch hier mag sich ein Blick in die erst 30 Jahre alte Eiergasse empfehlen. Nicht jedem mag die Architektur gefallen. Davon aber abgesehen, empfinde ich die ziegelgedeckten Dächer als wohltuend. Im übrigen genauso wie dem Projekt Klostergärten neben der Parochialkirche.
ElleDeBE: dann solltest du deine eigenen Postings vielleicht noch mal lesen und ggf. korrigieren, falls du etwas anderes schreibst, als du meinst. In #557 schreibst du von "Rekofundis" und ihrer "wahnhafte(n) Polarisierung" (und beziehst dies offenbar auf Mitforisten) und unter #567 erweiterst du den Begriff um "Extremismus" und "Radikalismus". Wenn du etwas bzw. jemanden anderes meinst, solltest du das auch schreiben. Die deutsche Sprache bietet hinreichend Möglichkeiten dafür. Im übrigen bin ich nicht der einzige hier im Forum, dem die unnötige Verschärfung der Diskussion übel aufgestoßen ist. Also empfehle ich, etwas verbal abrüsten, evtl. ist man dann auch geneigter, sich mit deinen Argumenten auseinanderzusetzen (es wäre ja in deinem eigenen Interesse).
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Ich finde man kann und man sollte durchaus Orte der Erinnerung schaffen. Das funktioniert am besten nicht etwa durch das Aufstellen von Tafeln, sondern durch ein authentisches Erinnern in Form von Bauwerken. Die Geschichte des Jüdenhofes eignet sich hierzu hervorragend. Letztlich verhält es sich ähnlich zur Garnisonkirche in Potsdam. Ihre Rekonstruktion mag man kritisch sehen oder nicht. Aber ihre bloße Existenz wird dazu führen, dass sich Menschen an ihre Geschichte erinnern. Vor allem solche Menschen, die nichts mit der Kirche verbinden. Was sie zunächst als gewöhnliches Bauwerk sehen, entpuppt sich plötzlich als geschichtlich hoch relevant. Diese Personen beginnen an diesem Ort zu lernen. Aktuell ist die Situation eine andere: niemand hält sich dort auf. Daher fragen auch die "Unwissenden" nicht nach. Das Erinnern wird abstrakt, setzt aktives Handeln der Menschen voraus. Ganz ähnlich ist es letztlich auch beim Jüdenhof. Erst durch räumliche Fassung statt beliebiger Überbauung kann Interesse an der Geschichte des Ortes entstehen. Und daher hinterfragt Konstantin zurecht die Art und Weise der kritischen Rekonstruktion beim Cöllnischen Rathaus. Es ist quasi nicht mehr erkennbar. Doch was soll das dann? Niemand wird erinnert und ich persönlich möchte auch gar nicht den Vergleich zum alten Rathaus ziehen, weil man sich angesichts der gebotenen Beliebigkeit nicht am Ort aufhalten möchte, geschweige denn sich mit ihm zu beschäftigen.
Zur Diskussion hier will ich anmerken, dass das Diskussionsniveau deutlich nachlässt. Wenn man anscheinend nur noch schwarz und weiß kennt und denjenigen, der nicht die eigene Meinung vertritt als "Radikalen", "Fundamentalisten" oder "Extremisten" beschimpft, ist man als Diskussionsteilnehmer im Abseits. Was kommt als nächstes? Wird erwartet, dass man mit Termini wie "Modernismus-Faschisten" antwortet? Ich verstehe die Intention nicht ganz.
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Ich kann mich an die Debatte im Zusammenhang mit der Änderung des Masterplans Alexanderplatz erinnern. In deren Ergebnis hieß es anschließend sinngemäß: "DDR-Moderne weiterbauen". Zwar wurde das üble Gebäude schon zuvor geplant und errichtet. Aber von seiner Optik passt's zu diesem Anspruch!
Fehlt eigentlich nur noch die Neonreklame für Schwermaschinenbau aus der Sowjetunion... -
Positive Nachrichten gibt es mit Blick auf die Wiedererrichtung der Garnisonkirche: Die Spendenlücke ist geschlossen, sodass man bei der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien um die Freigabe der im Bundeshaushalt eingestellten 12 Mio. Euro Fördermittel ansuchen will.
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Es ist beschämend, dass Müller so lange für diese Entscheidung gebraucht hat, und sich stattdessen hat am Nasenring durch die Manege führen lassen. Unverständlich finde ich den ursprünglichen Ansatz, das Urteil der HU abzuwarten. Wie hätte ein solches Urteil aussehen sollen? Die HU kann sich nur gegen Holm entscheiden, da sie sich sonst angreifbar machen würde gegenüber Personen, den der Dienst in der HU ebenfalls verwehrt worden war. Es würde darüber hinaus jegliche Vergangenheitsabfrage im Zusammenhang mit neueingestelltem Personal im Öffentlichen Dienst in Ostdeutschland in Frage stellen, da man hier einen Präzedenzfall geschaffen hätte.
Ich finde, um seine Expertise weiterzugeben, muss Holm nicht Staatssekretär sein. Er kann sich auch auf andere Art im politischen Raum einbringen. Er könnte dies auch über Arbeitskreise tun oder sonstige Gremien. Wenn Holm so viel an dieser Stadt liegt, wird er es auch tun. Berlin braucht angesichts der Aufgaben politisch Handelnde, die sich um die Probleme der Stadt kümmern, und nicht um sich selbst.
Allerdings finde ich auch, dass Frau Lompscher ebenfalls gehen sollte. Da sie bis zu letzt an ihrem Mitarbeiter festhielt, ihn gegen ihre Überzeugung wohl entlassen wird müssen, selbst nicht die Tragweite ihrer Politik erkannt hat, hat sie an Glaubwürdigkeit stark eingebüßt. Auch das Verhältnis zu ihrem Vor-Vorgänger Müller dürfte wohl beschädigt sein. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik in Zukunft insgesamt weniger ideoliegetrieben ist, sondern sich mehr an dem politisch Machbaren und vor allem Notwendigen orientiert.
Insgesamt denke ich, dass bei einigen, bei denen die "Sektkorken" nach der Wahl knallten, wohl ganz schöne Katerstimmung aufgetreten ist. Vielleicht führt das aber zu einer besseren politischen Streitkultur, die doch alle bereits in den Sondierungsgesprächen angemahnt hatten.
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Ich will an den ehem. Justiz- und Verbraucherschutzsenator Michael Braun (CDU) des Senats Wowereit IV erinnern, der nach 9 Tagen seiner Vereidigung zurücktrat. Alle Vorwürfe wurden gerichtlich überprüft und stellten sich als haltlos heraus. Auch der Wirtschaftssenator Gysi trat damals für etwas, das viele eher als Belanglosigkeit sahen, zurück, was bei vielen Bedauern auslöste. Rot-Rot-Grün macht in der Tat alles anders. Vor allem vieles falsch! Dabei hatte die neue Koalition so hehre moralische Ziele. Es ist in der Tat, wie Kleist betont hat, eher keine Werbung für Rot-Rot-Grün im Bund. Man sollte sich bewusst sein, wie viele Menschen diese Personalie vor den Kopf stößt. Und das, wenn man bedenkt, dass RRG als Experiment begriffen wird und sich als "Alternative" versteht. Ich finde man verspielt hier jegliche Glaubwürdigkeit.
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Ich denke, von Rekonstruktionen können wir leider absehen. Ich meine neben der üblichen Festschreibung der Fenster-Mauerwerk-Aufteilung gelesen zu haben, dass Dächer zu begrünen sind. Für mich heißt das schlicht: Flachdach. Das ist deswegen bedauerlich, da die Dächer der Ursprungsbebauung durchaus vom Molkenmarkt wahrnehmbar und somit Charakteristikum waren. Oben rasierte Häuser fügen sich daher nicht ein. Sie passen weder zum Schwerinschen Palais, noch zur Front des Nikolaiviertels. Wird der B-Plan so umgesetzt, wäre das ein Rückschritt im Vergleich zum Nikolaiviertel (bei allen unterschlichen Voraussetzungen).