Beiträge von ErSieEs

    Falschaussagen vor Gericht sind eine Straftat und kein normaler Mitarbeiter einer Firma, zumal einer in Insolvenz, würde das auch nur hypothetisch machen, wozu auch. Im Gegenteil, das "Sprechbedürfnis" ist in solchen Fällen gewöhnlich hoch und Verschwiegenheitsklauseln aus Arbeitsverträgen greifen natürlich nicht vor Gericht.


    Das hier ist gerade ein Beispiel warum ich in meiner Freizeit ungern über rechtliche Zusammenhänge spreche. Spekulation fußt auf Spekulation und am Anfang steht nicht die Fragestellung, sondern die bereits fertige Ansicht, zu der Argumente gesucht werden (übliche dialektische Diskussion Vs. Syllogismus). Basierend auf fragmentarischen Informationen aus zweiter oder dritter Hand. Sinnlos. Ich ziehe mich auf obiges Zitat aus dem BGB zurück und verabschiede mich.

    Als Jurist äußere ich mich ungern in meiner Freizeit zu rechtlichen Fragen, aber ich muss da schon lachen.


    Im BGB steht:


    § 133


    Auslegung einer Willenserklärung


    Bei der Auslegung einer Willenserklärung ist der wirkliche Wille zu erforschen und nicht an dem buchstäblichen Sinne des Ausdrucks zu haften.


    ...ich würde mich im Zweifelsfall dann doch lieber am Bürgerlichen Gesetzbuch als an der Berichterstattung von "Capital" orientieren.

    Das Finanzprimat der letzten Jahrzehnte ist nicht durchzuhalten, aus dem Grund den du aufführst. Das Problem begann vermutlich mit Thatcher und Reagan bzw. Friedman, die in Ökonomik und dann Politik die Vorstellung populär gemacht haben, dass staatliches, nicht privates, Geld knapp sei und es folglich "Geld der Steuerzahler" gibt.


    Obwohl auf jedem Schein und jeder Münze der tatsächlichen Eigentümer steht, der jeweilige Staat, der ein gesetzliches Zahlungsmittel festlegt, jeden dazu zwingt darin seine Steuern zu bezahlen und darin selbst Zahlungen an Handwerker, Rentner oder Beamte tätigt. Es gibt kein Geld der Steuerzahler, schön wäre es, dann schreibe ich sofort einen Zettel mit meinem eigenen Geld für meine Steuerzahlungen.


    Eigentlich hat man das weltanschaulich alles nur so verfolgt um die staatliche Umverteilung auszuschalten, denn je weniger über den Staatssektor läuft, desto weniger läuft letztlich durch die Demokratie, desto mehr durch die vielen kleinen Autokratien des Privatsektors, wo wie im alten Zensuswahlrecht Macht durch Eigentum und Eigentümerstellung entsteht und eben nicht jede Stimme gleich viel wert ist.


    Ein Kanzler ist nichts ohne die Zustimmung der Mehrheit seiner Bürger, ein Unternehmenschef ist nichts ohne die Zustimmung der oder eines einzelnen Eigentümers und wenn's den Mitarbeitern nicht passt, who cares. Wir leben in zwei Systemen parallel, Demokratie und Autokratie. Daran hat auch das Betriebsverfassungsgesetz nichts wesentlich geändert. Darum geht's eigentlich beim ständigen Tauziehen zwischen privatem und öffentlichem Sektor. Seit den 70ern hat sich zunehmend das "Privat vor Staat" (=Autokratie vor Demokratie) Narrativ durchgesetzt. Auch baulich sichtbar. Wie ein Strömungsabriss haben wir dann aufgehört öffentliche Güter auszubauen, sei es Wohnblöcke oder Infrastruktur, Schwimmbäder, usw. baulich sind vor allem deswegen die 70er bei öffentlichen Bauten bis heute so präsent, weil danach die Zeitenwende gen private Seite stattgefunden hat.


    Dementsprechend ist die soziale Ungleichheit seit den 70ern explodiert und unsere ganze öffentliche Infrastruktur basiert wie gesagt sichtlich auf Investitionen die bis Ende der 70er getätigt wurden und seitdem nur hier und da ergänzt und erneuert wurden. Einfach weil seitdem die Früchte der arbeitsteiligen Gesellschaft zunehmend privatisiert wurden und in privaten Wohlstand, statt öffentlichen Wohlstand für Alle, geflossen sind.


    Das ist so nicht mehr lange aufrecht zu erhalten. Wir befinden uns im Endstadium dieser Ära. Und es wäre sehr bedauerlich, wenn vor einer fundamentalen Änderung, einer realen Zeitenwende, nochmal für die Allgemeinheit ungünstige Verfügungen getroffen werden würden. Denn abgesehen von Revolutionen, an die ich jetzt weniger glaube, würde auch die nächste Zeitenwende nur darauf basieren können was bis dahin entschieden wurde. Dh selbst wenn die Regeln für öffentliche Finanzen und das Steuersystem komplett reformiert werden, dann bleibt im Rahmen der Demokratie, des Rechstaats trotzdem jede Privatisierung erstmal bestehen wie sie ist.


    Privatisierungen durchzuführen, nicht weil man meint dies wäre die bessere Organisationsform, sondern einzig um einmalig Finanzmittel zu beschaffen und damit Macht von der Demokratie weg, hin zu privaten Einzelinteressen zu verschieben, ist an Kurzsichtigkeit nicht zu überbieten. Und das bei so wichtiger Infrastruktur zu machen und sich dafür dann noch selbst zu loben wäre Meinung nach der Gipfel von Verantwortungslosigkeit, nicht zuletzt gegenüber nachfolgenden Generationen, deren Erbe und Handlungsmöglichkeiten man damit verspielt. Geld ist nur ein Stück Papier, Metall oder meistens eine reine information. Verfügungsgewalt über so eine große Anlage wie den MUC ist reale Macht und Einfluss und als Stadt München nicht mehr über diesen riesigen Flughafen mit verfügen zu können wäre eine historische Fehlentscheidung. Andere entscheiden dann über München in Fragen der Luftfahrt. München kann dann vielleicht noch Online-Petitionen, die keinen interessieren, starten.

    Das größte Problem war damals übrigens nicht Geld, sondern fehlende Arbeitskraft und neue, bis dahin unerprobte Bauweisen, die immer wieder zu Problemen und auch Rechtsstreits führten.

    Ich habe ein ganzes Regalbrett voller alter Sachbücher zum Bau der U-Bahnen und dem Wiederaufbau in Westdeutschland und kann gerne ein paar Quellenzitate dazu heraussuchen, falls gewünscht.

    Wie das Gros der ganzen Infrastruktur wurde das Gros der U-Bahnen von der Nachkriegsgeneration aufgebaut, die nicht so bizzare Vorstellungen von Finanzpolitik hatte, sondern wusste, dass man in die Zukunft investieren muss und das kapitalistische Modell sieht hierfür nun einmal Verschuldung vor. Vom Eigenheim, über die kleine Druckerei die eine neue Druckerpresse braucht bis hin zum Verkehrsbetrieb.


    Ich kann nicht erklären was die aktuelle Generationen zwischen Gerhard Schröder und Christian Lindner dazu bringt zu denken wie sie denken, ich bin deutlich jünger und Sozialisation lässt sich, außer vielleicht von Forschern, kaum in sinnvolle Worte fassen. Dass es nicht nachhaltig ist kommenden Generationen, um die man sich angeblich sorgt, ein ruiniertes Land ohne Industrie und mit kaputter Infrastruktur zu hinterlassen, Hauptsache irgend ein abstrakter Schuldenstand ist gewahrt, sieht man ja jetzt schon.


    Ich bin eines dieser "unsere Kinder", für die schon um die Jahrtausendewende angeblich diese ständige Sparpolitik bei Investitionen gemacht wurde und ich hätte es bevorzugt, wenn damals zB mehr in meine Schule investiert worden wäre. Schulden "erbt" man sowieso und der größte Batzen sind nicht Investitionen, sondern Renten und Pensionen. Als es um die Rente mit 63 ging war die selbe Politikergeneration plötzlich höchst spendabel gigantische Lasten für die nächste Generation aufzubauen, ebenso wie bei der eigenen Altersversorgung von Abgeordneten und Regierungsbeamten.



    Bei Bahnen ist es besonders frustrierend. Das ist bewährte und effiziente Elektromobilität schon heute, ganz ohne Akkus usw. Darin zu investieren wäre langfristig die billigste Art Klimaschutz. Eine gut geplante U-Bahn ist auch dermaßen schnell, da kommt auch kein Auto mit.

    Die nächste Bundestagswahl wird eine Richtungswahl. Zwischen diesem seltsamen deutschen Sonderweg (alles kaputt, aber der Haushalt ist ausgeglichen, spitze), den kein anderes Land folgt und den auch kein anderes Land interessiert oder es so zu machen wie zB die USA, die solides Wachstum haben und dafür selbstverständlich kreditbasiert in die Zukunft investieren. Dadurch, dass die US Wirtschaft so stark wächst, ist die Schuldenquote als Anteil des BIP nicht einmal angewachsen.


    Unser BIP schrumpft, die Inflation ist in den USA niedriger, "trotzdem" ist das Lohnwachstum dort höher. Nichts was in Deutschland in Talkshows über Makroökonomie erzählt wird glaubt irgend jemand außerhalb Deutschlands oder hat sich in der Realität irgendwie bewahrheitet.


    Würde der Staat ernsthaft anfangen wertvolle Substanz wie MUC zu privatisieren, der gratis für den Steuerzahler seine und damit öffentliche Infrastruktur ständig fortentwickelt, weil er die Investitionen fortlaufend selbst erwirtschaftet und wieder reinvestiert, ein Perpetuum Mobile, dann würden diese Investoren das nur machen wenn MUC sein Betriebsmodell ändert und Profite in Zukunft ausschüttet, statt zu investieren. Da bisher alles tiptop gehalten und ständig saniert wurde könnte man MUC lange Zeit auf Verschleiß fahren und melken. Irgendwann ist er dann marode, Investoren cashen aus und der Staat darf die Ruine dann irgendwie am Leben erhalten und wieder sanieren.


    Das Modell hat man schön bei diesem Cross Border Leasing Unsinn gesehen, der mal in Mode war und halb Großbritannien wird nur noch von Duct Tape zusammen gehalten deswegen.

    Es gehört zu den absurden Widersprüchen der neoliberalen Politik, dass man sich lieber privates Kapital über Verkäufe von Volkseigentum beschafft, als über Staatsschulden.


    Aber beim größten Arbeitgeber Bayerns und kritischer Infrastruktur, wie dem Flughafen München, für einen Einmalerlös auszusteigen wäre geradezu verantwortungslos. Am besten noch an ein chinesisches Staatsunternehmen verkaufen, so wie in Hamburg. =O

    Kokolores. Schaut mal nach Frankfurt am Main.

    Dass ein etwas ambitionierteres Gebäude in Berlin nicht funktioniert haben mag lag daran, dass in Berlin nichts wirklich funktioniert hat und es eine absolut dysfunktionale, nur durch Subventionen am Leben erhaltene Stadt war, ohne jegliche Eigendynamik, was sich seit der Wiedervereinigung auch nur langsam geändert hat. Würdet ihr so ein Urteil etwa über Hamburg fällen?


    Meine Erwartung ist, dass viele Büronutzer nur auf die Gelegenheit warten in sowas umziehen, ihre bisherigen braunschwarzen 70er/80er Kästen dafür zu verlassen und ja im Zuge dessen auch Flächen zu reduzieren, mobiles Arbeiten usw. Dieser Trend wird insgesamt den Bedarf nach Büroflächen reduzieren, umso erfolgreicher dürften hochwertige Büroflächen dann aber sein. Nach dem Motto wer Leute noch in ein Büro bekommen will muss mehr bieten.


    Und dann könnte auch manches alte Büro zur Neuentwicklung und Umwandlung in Wohnraum zur Verfügung stehen, egal ob durch Umbau oder Rückbau. In den USA laufen viele Dinge ja ein paar Jahre vorher ab, bevor sie sich bei uns in Bewegung setzen und was ich gerade beschrieben habe passiert dort gerade in riesigem Ausmaß. 0815 Bürobunker verschwinden und Standorte werden umgebaut oder weichen, neuer Wohnraum entsteht wo immer das zoning es erlaubt und spektakuläre neue Büroflächen, mit kleinerem Footprint, ersetzen diese. Signa ist ja auch massiv in den USA aktiv gewesen und dürfte das Potential gesehen haben, deswegen haben sie sich dann plötzlich für Hochhäuser in Berlin und Hamburg interessiert.

    Die meisten Menschen empfinden keinerlei Freude am sogenannten Shopping, ich kenne zwar solche Menschen aber sie sind die klare, kleine Minderheit. Für die meisten Menschen ist es lästige Notwendigkeit und dazu sind sie auch nicht den ganzen Tag an einem Bildschirm, sondern statt locker mal 2 Stunden (mit Fahrerei, egal mit welchem Verkehrsmittel, und Aussuchen und Kasse etc.) zu verbringen um eine neue Hose zu kaufen machen sie das schnell auf dem Klo nebenzu am Smartphone


    Die Größe und Lieblingsmarke ist bekannt, da gibt's einen guten Deal, bestellt, in 1-2 Tagen da und nebenzu angenommen oder auf dem Weg vom Supermarkt am Paketshop mitgenommen. Die Notwendigkeit der Beschaffung einer neuen Hose ist von früher 2h dafür aufgewendete Freizeit zu nahezu 0 Zeitaufwand geschrumpft.


    Und die 2h verbringt man dann lieber als quality time anderweitig außer Haus. Ich kann mir jedenfalls kaum einen Ort vorstellen an dem ich weniger meine Freizeit verbringen möchte als an einem Klamottenregal in einer fensterlosen Kaufhausetage.


    Kann sein, dass du zu den Ausnahmen gehörst und wirklich gerne einkaufen gehst. Aufgrund der unelastischen Kosten funktionieren die alten, riesigen Kaufhäuser, die für eine Gesellschaft geplant wurden in der es fast keine bequeme und schnelle Alternative zu ihnen gab, aber nicht für eine Minderheit der früheren Frequenz. Die Fixkosten können nicht elastisch mit schrumpfen.


    Was KaDeWe und Co machen können ist immer mehr städtisches Leben zu sich zu holen und die reinen Regalflächen zu verkleinern, eben beispielsweise sowas

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    Am Ende des Tages müssen einfachen zusätzliche Erlösquellen erschlossen und Gründe für Menschen das Kaufhaus zu betreten gefunden werden.


    Davon, dass du "in der Stadt" bist, verdient ein Kaufhaus auch kein Geld. Triffst du Freunde im Karstadt? Das KaDeWe hat da eine kluge Diversifizierung angefangen und das sollte es weiterführen is all I'm saying.

    Midas

    okay, fair enough


    Der Kritiker

    Das Gebäude wurde für eine bestimmte Höhe ausgelegt, hierfür wurde die Statik so ausgelegt, dass gewisse Bereiche als Aufzugsschacht usw. dienen, diese können nicht nachträglich umgenutzt werden, es wäre also ein Gebäude mit einer realen Nutzfläche in den unteren Etagen als wäre das Haus zu Ende gebaut worden, ohne auf der selben Grundfläche die Einnahmen aus diesen höheren Etagen zu haben.


    Umgekehrt bekommt jeder Investor den bisherigen Baufortschritt und die Planung, durch Entschuldung, zum Schnäppchenpreis. Interessenten mit genug Geduld können abwarten bis sie alles zum symbolischen Preis von meinetwegen 1€ bekommen, ist immer noch besser als es gar nicht loszuwerden und teuer abreißen zu müssen, was auch notwendig werden könnte wenn man nicht mittelfristig zum Abschluss kommt, weil das offene Skelett ja massiv der Witterung ausgesetzt ist und nicht unbegrenzt standhalten wird. Ein entsprechender Preispoker wird jetzt einsetzen und daher mag es dann für die Öffentlichkeit erscheinen als ob nichts passiert.


    Zur Floskel Größenwahn könnte man genauso den Begriff Zwergenwahn gesellen, zu dem es in der Bundesrepublik durchaus eine lange Tradition gibt, alles möglichst klein und bescheiden und vorsichtig. Entsprechend sieht die Nachkriegsarchitektur in der Breite ja auch aus. Das führt teilweise zu absurden Ergebnissen, wenn zB in die Breite gebaut wird, mit zahlreichen, extrem teuren, Untergeschossen, um nur ja kein Hochhaus zu errichten, durch massiven Grunderwerb und teure Untergeschosse für das Bauen in die Breite wäre ein Hochhaus am Ende aber sogar billiger gewesen. Auch der Flächenverbrauch wird in diesen Diskussionen gerne komplett ignoriert, so als hätten wir drei Erden zur Bebauung.


    Man sollte nicht aufgrund einer bestimmten Gebäudehöhe automatisch in Jubel ausbrechen - aber auch nicht automatisch in Kritik. In diesem Geist hätte es Bauprojekte wie das historische Rathaus Hamburg vermutlich nie gegeben.


    Die Hafencity mit Philharmonie am einen und dem Turm am anderen Ende ist durchaus ein ambitioniertes Konzept, das dann aber auch konsequent durchgezogen werden muss. Ist ja nicht so als wäre darüber im Vorfeld nicht erschöpfend diskutiert und demokratisch entschieden worden.

    Gerade bei diesen Häusern ist das Geschäftsmodell des Handels doch kongruent zum Betrieb der jeweiligen Immobilie. Niemand muss heutzutage noch für irgendwas in einen stationären Laden, die Generation meiner Eltern und Großeltern macht es halt weil sie so sozialisiert sind, wäre das Einkaufsverhalten meiner generell oder gar der nächsten die Norm, dann gab's nahezu keinen stationären Handel mehr. Und aus demografischen Gründen kommt das auch so.


    Was langfristig den Unterschied machen kann ist das was du als Immobilien bezeichnest. Gerade im gehobenen Bereich ist das Gerede vom Einkaufserlebnis durchaus nachvollziehbar. Ich kann mir ehrlich gesagt keinen anderen Grund vorstellen heutzutage noch in Handelsimmobilien zu investieren, als diese Nische zu besetzen. Beheizte Zwischenlager, wo nur Masse umgesetzt wird und "hamwa nich" das Konzept gegenüber dem Kunden ist, werden langfristig fast vollständig durch Bringdienste aller Art ersetzt werden. Der stationäre Handel hat ja unelastische Kosten und kann nicht proportional zum Nachfragerückgang schrumpfen, die retail Apokalypse kommt daher in Schüben, vermutlich jedes mal wenn die gesamtwirtschaftliche Lage zu Kaufzurückhaltung führt, so wie jetzt.


    Es wäre sogar denkbar, dass das Oberpollinger auch auf das Galeria Augsburg oder das Alsterhaus auf das Galeria Hannover ausstrahlt und einzelne Häuser als regionale Zentren unter die Fittiche genommen und entsprechend aufwärts entwickelt werden. Ein vergleichbares Erlebnis, ohne die lange Anfahrt. Und so wie Karl Lauterbach kürzlich ein Foto von seinem Besuch auf einer Ärztetagung im KaDeWe Wintergarten auf X gepostet hat kann so ein Kaufhaus dann hin Hinblick auf die gesellschaftlichen Bedeutung auch mehr sein als ein beheiztes Zwischenlager.


    Dazu wäre aber soviel Kapital notwendig, ich glaube da ist es einfacher und risikoloser sich auf diese drei Häuser zurück zu ziehen und den Rest unter dem Namen Galeria sukzessive, naja, abzuwickeln, sobald die jeweiligen Standorte ihre Kapitalkosten nicht mehr verdienen können, was durch Betrieb auf Verschleiß jeweils nur eine Frage der Zeit ist. Dann ist es ein Sterben auf Raten, selbst wenn sich der Staat nochmal unter Druck setzen lässt Geld zu versenken, denke ich.

    Fazit:

    Zwischen einer großen Lösung, einem Rundumschlag, und dem Sterben auf Raten sehe ich irgendwie keine ernsthafte dritte Alternative. Und das ist halt ganz eng mit den Immobilien verbunden. Durchwursteln hat man jetzt lange genug versucht, ich weiss gar nicht die wievielte Insolvenz das inzwischen ist. Irgendwann wollen ja die Lieferanten dann auch keinen Warenkredit mehr riskieren, die nächste Sanierung ist vermutlich die letzte Chance, meine ich.

    Die Diskussion hier ist ja noch ruhig im Vergleich zur medialen Hysterie. Mein Gott, ist halt eine Baustelle in einer Metropole und Pleiten gibt's im Baubereich schon immer, da war die Nullzinsphase eher eine Aberration.

    Die öffentliche Hand hat sehr gut verhandelt und in Hamburg gibt es sicherlich genug Nachfrage für diese attraktive Lage, sobald das Gebäude fertiggestellt ist.

    Und in der Zwischenzeit muss man halt die Ruhe bewahren und die diversen Verhandlungen abwarten.

    Ich halte das hier für ein komplettes non-issue.


    Bautechnisch haben wir mit dem Wohnraummangel ganz andere Probleme, Symbolthemen wie das hier verstopfen da nur die Bandbreite der öffentlichen Wahrnehmung.


    Ich bin mir der Ironie bewusst das hier in einem Post ohne Neuigkeiten vorzuschlagen, aber wäre das mein Forum würde ich hier einfach ein Schloss dran machen bis es mal wirklich eine neue Entwicklung gibt.

    Aus dem Thread "Umbau des KaDeWe" hierhin verschoben.


    Unter den drei Luxuskaufhäusern scheint jenes in München besonders erfolgreich zu sein, so sagt es das Unternehmen selbst:


    https://www.merkur.de/wirtscha…g-insolvenz-92703437.html


    Diesem Segment wäre es ja fast zu wünschen aus der Insolvenzmasse herausgekauft zu werden. Und wenn die (neuen) Eigentümer dann analysieren und vergleichen, dann wird man ua sehen, dass das Oberpollinger in München architektonisch alles andere als hybrid oder avantgardistisch gestaltet ist, sondern sehr klassisch.


    https://de.m.wikipedia.org/wik…W_2017-03-13_16-53-56.jpg


    und auch in Hamburg geht es klassisch zu:


    https://de.m.wikipedia.org/wik…%3AAlsterhaus_Hamburg.jpg


    Eine Gruppe aus diesen drei Häusern dürfte als Markenkern zeitlosen Luxus heraus entwickeln und aus dem aktuellen Dachausbau, der ein ganz bestimmter Zeitgeschmack war und damals sicherlich genauso gelobt wurde, eher lernen, dass Anbauten im Zeitgeschmack sehr kurzlebig sind und der kurzfristige Zugewinn sich langfristig umkehrt. Und es stört bei der Ausbildung einer Ikonographie, wenn ständig am Haus herum gebaut wird.


    Das KaDeWe hatte nie so hübsche Dachlandschaften wie Alsterhaus oder Oberpollinger. Eine Rekonstruktion wäre eher ein Rückschritt zum aktuellen Zustand. Der aktuelle Entwurf ist aber viel zu viel Zeitgeschmack. Ich vermute daher, dass man sich das nochmal ganz neu überlegen wird.


    Ich persönlich würde ja eine eklektische Neuplanung vorschlagen. Ein filigranes, helles Dachgeschoss, aber im Stil einer wilhelminischen Bahnhofshalle. Das passt zur Entstehungszeit des Gebäudes, zum Gebäude und zum klassisch-zeitlosen Konzept. Mit modernen Materialien kann man ja ein bisschen schummeln und besonders filigrane und helle Konstruktionen realisieren, die vor 100 Jahren undenkbar gewesen wären. Das scheint auch die Grundidee hinter dem aktuellen Dachausbau gewesen zu sein. Leider hat man das dann aber als Hybrid im Zeitgeschmack ausgeführt, statt konsequent als Weiterbau im Stil der Entstehungszeit der restlichen Fassade. Und alles bisschen zu klein und inkonsequent.

    Paris ist voll von Rekonstruktionen der letzten Jahre, London auch. Ganz geräuschlos. Dort betreibt man "Weiterbauen" sogar so, dass Architekten tatsächlich in der Lage sind Materialien und Formen früherer Epochen / der Umgebung in situ aufzunehmen und nein, kein Mensch sagt dazu dann "Disneyland", weil es nämlich so aussieht als wäre es schon 100 Jahre dort.


    Das ist umgekehrt auch meine größte Sorge bei allen Hybriden. DASS DAS dann "Disneyland" ist und auch in 100 Jahren die Leute fragen, was ist da denn passiert? Deswegen hat man auch in Paris schnell die Diskussionen bezüglich verändertem Wiederaufbau von Notre Dame aufgegeben, selbe Schlussfolgerung.


    Da kann dann nur sowas herauskommen:


    https://de.m.wikipedia.org/wik…i%3ANikolaiviertel_2a.jpg

    Berlin wurde aus dem Kahn erbaut. Die Erfindung des Ringofens durch Berliner Baumeister in Fürstenwalde und Stettin machte den Ausbau Berlins zur Industriemetropole ja erst möglich.

    Dass ab den 30er Jahren die Zwangsarbeit die Produktionssteigerung garantierte ist der unvermeidliche schwarze Fleck in der Geschichte des Siegeszugs des Ziegels.

    Nun wird in Adlershof an Baustoffen aus Pilzmyzel geforscht. Also wäre der Ziegel als Fassadenmaterial einer rekonstruierten Bauakademie, in der die Ergebnisse der aktuellen Baustoffforschung präsentiert und diskutiert werden, doch ideal.

    Die Belassung der Musterecke kann ich mir nicht vorstellen. Sie ist halt...ein Muster und als solches in eine Rekonstruktion kaum integrierbar.

    Und das demaskiert für mich dann das ganze als teure Akademikerliebhaberei.


    Bereits verbaute Ressourcen nicht zu integrieren wäre nicht mit Nachhaltigkeit vereinbar.


    Es gehört auch ein bisschen zur Arroganz der Postmoderne, dass wir ständig meinen es besser zu wissen und zu können als unsere Vorfahren. Wir müssten nur Holzbauweise hochskalieren und hätten damit CO2 Abscheidung und da Holzschutz heutzutage konstruktiv, nicht chemisch, erfolgt ist Massivholz der perfekte Kreislaufbaustoff. Es kann nach einem Abriss entweder gefahrlos weiterverarbeitet werden oder auf einem Haufen irgendwo verrotten. Dabei wird genauso soviel CO2 frei wie der Baum einst aufgenommen hat. Das Perfekte kann man nicht mehr verbessern.

    Und das typisch deutsche, reflexartige Brainstorming nach Bedenken, weswegen am Ende doch alles so bleiben müsse wie bisher, lässt sich wie so oft mit der knappen Bemerkung "funktioniert in anderen Ländern auch" abkürzen. Schwedische Städte brennen weder ständig ab, noch (Bedenken X eintragen). Man kann auch wunderbar mehrstöckig bauen. Massivholzwände bestimmter Dicke machen sogar jede zusätzliche Dämmung überflüssig.


    Wäre es uns jenseits teurer Projektarbeit für das Schaufenster ernst mit Nachhaltigkeit beim Bauen müsste man nichts erforschen oder erfinden, Zimmerleute haben Massivholzbau längst "ausentwickelt", sie sind dafür flächendeckend qualifiziert, es könnte sofort losgehen, von Beton und Ziegel auf Holzbauweise umzustellen. Die gesamte Technologie und Lieferkette ist ausentwickelt und beherrscht und muss nur hochskaliert werden, nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern ist möglich und bietet mehr als genug Baumaterial. Forste könnten auch auf Ackerland neu entstehen, wo bisher zB Biodiesel "angebaut" wird, das soll ja eh sukzessive verschwinden. Selbst ein reiner Wirtschaftswald hat mehr Biodiversität und Grundwasserneubildung als jeder Acker. So gehen wir gleich weitere Probleme parallel an.


    Zweiter Aspekt, warum ich das nicht ernst nehmen kann, wieso entdeckt man die Leidenschaft für Nachhaltigkeit ausgerechnet und nur, zufällig!, dann wenn's um eine Rekonstruktion geht. Wieviele Bauprojekte starten täglich in ganz Berlin? Vermutlich hunderte, vom neuen Verkaufsgebäude für Discounter X mit Parkplatz davor bis zu Wohnbau YZ. Fliegt alles unter dem Radar, interessiert niemanden.


    Aber ganz zufällig ist Nachhaltigkeit und der Baustoff Ziegel plötzlich unvereinbar wenn's um diese eine Rekonstruktion geht, in einer Gesellschaft deren Architektur-Establishment Rekonstruktionen traditionell verachtet. Zufälle gibt's. Ist natürlich nicht an den Haaren herbei gezogen nur um diese Rekonstruktion zu verhindern, whatever it takes.

    Das meinte ich mit unredlicher Diskussion, in der Leute nicht in der Lage sind einfach zu sagen "mir gefällt die Rekonstruktion nicht, ich mag es nicht, meine Meinung" und dann entscheidet die Mehrheitsmeinung. Nein, es wird immer nach objektiven "Gründen" gesucht, damit es eben nicht um Meinungen geht und man dadurch zur Not auch einer Mehrheit die eigene Meinung aufzwingen kann.


    Das hat auch lange Methode in unserer Republik, deswegen sucht man ja auch ob man nicht irgendwo eine Unke finden kann wenn man gegen einen Bahnhofsneubau ist und Leute, denen die Fauna der Ostsee bisher komplett egal war, entdecken ihre Sorge für Brutgebiete vor Rügen, wenn's um einen LNG Terminal geht, Leute mit Steingärten werden zu Vogelliebhabern sobald ein Windrad in ihrer Gegend gebaut wird, usw. Ist immer und immer die selbe Charade und wir sind nur gewohnt so zu tun als wüssten wir das nicht ganz genau. I call bullshit.



    Ich behaupte, dass es hier am Ende einfach nur um einen Meinungsstreit zwischen Befürwortern und Gegnern einer Rekonstruktion geht, ein Streit der seit Jahrzehnten läuft. Er wurde zwischenzeitlich von unserem höchsten Parlament entschieden. Bis dort eine neue Entscheidung gefällt wurde, das ist natürlich möglich, ist sie zu respektieren.

    Es kommt doch auf die Umgebung an. Wäre das rundherum inzwischen ein reines Plattenbauviertel und am Ort der einstigen Bauakademie wäre aktuell eine Tischtennisplatte und Hausmeisterrasen, dann fände ich den Vorschlag einer Rekonstruktion albern und unpassend.


    Hier korrespondiert eine richtige Rekonstruktion schon alleine so herrlich mit der wundervollen Friedrichswerdersche Kirche, dass ich das für einen no brainer halte. Nur, mit Dogmatikern lässt sich so pragmatisch halt nicht sprechen. Manche Menschen sind halt aus Prinzip beim Neubau Gegner jeglicher Architektur prä Bauhaus im Allgemeinen und von Rekonstruktionen im Besonderen.


    Ich wünschte mir manchmal nur, dass man das dann auch einfach offen als subjektive Meinungsfrage kennzeichnet, dann kann man im Mehrheitsmodus abstimmen und fertig. Unsere höchste Volksvertretung im Staate hat das getan und damit wäre das eigentlich erledigt. Es dann nicht sein zu lassen, sondern trotzdem dagegen zu arbeiten, finde ich persönlich undemokratisch.

    Nun fragt ihr euch vielleicht ist da was komisch gelaufen, ein Missverständnis?


    "Schließlich erweiterte der Ausschuss auf Antrag und mit der Stimmenmehrheit der Koalitionsfraktio-

    nen der CDU/CSU und SPD bei Titel „Zuschüsse für Investitionen zur Wiedererrichtung des Berliner Schlosses

    – Bau des Humboldt Forums im Schlossareal Berlin“ die Erläuterungen und brachte den neuen Titel „Zuschüsse

    für Investitionen zur Wiedererrichtung des Gebäudes der Bauakademie Berlin und der historischen Kolonnaden

    auf der Schlossfreiheit Berlin“ mit einem Baransatz und einer Verpflichtungsermächtigung aus." aus Seite 103, BT-Drucksache 18/9826. Das war 2016.


    Amtliche Drucksachen sind ja glücklicherweise alle archiviert und öffentlich.


    Wie das mit der Wiederrichtung der historischen Kolonnaden gelaufen ist wissen wir ja inzwischen. Ergo, der Bundestag bestellt einen Wiederaufbau und bekommt am Ende, per Salami-Taktik irgendwas ganz anderes, für das er von Anfang an vielleicht nie einen Cent zur Verfügung gestellt hätte.


    Nachdem aus den historischen Kolonnaden eine, ich weiss nicht wie man das nennt, eine Wippe?, wurde, wird aus dem Budget für den Wiederaufbau der Bauakademie Berlin vielleicht ein Windrad. Wäre nicht weniger seltsam.