Berlin wurde aus dem Kahn erbaut. Die Erfindung des Ringofens durch Berliner Baumeister in Fürstenwalde und Stettin machte den Ausbau Berlins zur Industriemetropole ja erst möglich.
Dass ab den 30er Jahren die Zwangsarbeit die Produktionssteigerung garantierte ist der unvermeidliche schwarze Fleck in der Geschichte des Siegeszugs des Ziegels.
Nun wird in Adlershof an Baustoffen aus Pilzmyzel geforscht. Also wäre der Ziegel als Fassadenmaterial einer rekonstruierten Bauakademie, in der die Ergebnisse der aktuellen Baustoffforschung präsentiert und diskutiert werden, doch ideal.
Die Belassung der Musterecke kann ich mir nicht vorstellen. Sie ist halt...ein Muster und als solches in eine Rekonstruktion kaum integrierbar.
Und das demaskiert für mich dann das ganze als teure Akademikerliebhaberei.
Bereits verbaute Ressourcen nicht zu integrieren wäre nicht mit Nachhaltigkeit vereinbar.
Es gehört auch ein bisschen zur Arroganz der Postmoderne, dass wir ständig meinen es besser zu wissen und zu können als unsere Vorfahren. Wir müssten nur Holzbauweise hochskalieren und hätten damit CO2 Abscheidung und da Holzschutz heutzutage konstruktiv, nicht chemisch, erfolgt ist Massivholz der perfekte Kreislaufbaustoff. Es kann nach einem Abriss entweder gefahrlos weiterverarbeitet werden oder auf einem Haufen irgendwo verrotten. Dabei wird genauso soviel CO2 frei wie der Baum einst aufgenommen hat. Das Perfekte kann man nicht mehr verbessern.
Und das typisch deutsche, reflexartige Brainstorming nach Bedenken, weswegen am Ende doch alles so bleiben müsse wie bisher, lässt sich wie so oft mit der knappen Bemerkung "funktioniert in anderen Ländern auch" abkürzen. Schwedische Städte brennen weder ständig ab, noch (Bedenken X eintragen). Man kann auch wunderbar mehrstöckig bauen. Massivholzwände bestimmter Dicke machen sogar jede zusätzliche Dämmung überflüssig.
Wäre es uns jenseits teurer Projektarbeit für das Schaufenster ernst mit Nachhaltigkeit beim Bauen müsste man nichts erforschen oder erfinden, Zimmerleute haben Massivholzbau längst "ausentwickelt", sie sind dafür flächendeckend qualifiziert, es könnte sofort losgehen, von Beton und Ziegel auf Holzbauweise umzustellen. Die gesamte Technologie und Lieferkette ist ausentwickelt und beherrscht und muss nur hochskaliert werden, nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern ist möglich und bietet mehr als genug Baumaterial. Forste könnten auch auf Ackerland neu entstehen, wo bisher zB Biodiesel "angebaut" wird, das soll ja eh sukzessive verschwinden. Selbst ein reiner Wirtschaftswald hat mehr Biodiversität und Grundwasserneubildung als jeder Acker. So gehen wir gleich weitere Probleme parallel an.
Zweiter Aspekt, warum ich das nicht ernst nehmen kann, wieso entdeckt man die Leidenschaft für Nachhaltigkeit ausgerechnet und nur, zufällig!, dann wenn's um eine Rekonstruktion geht. Wieviele Bauprojekte starten täglich in ganz Berlin? Vermutlich hunderte, vom neuen Verkaufsgebäude für Discounter X mit Parkplatz davor bis zu Wohnbau YZ. Fliegt alles unter dem Radar, interessiert niemanden.
Aber ganz zufällig ist Nachhaltigkeit und der Baustoff Ziegel plötzlich unvereinbar wenn's um diese eine Rekonstruktion geht, in einer Gesellschaft deren Architektur-Establishment Rekonstruktionen traditionell verachtet. Zufälle gibt's. Ist natürlich nicht an den Haaren herbei gezogen nur um diese Rekonstruktion zu verhindern, whatever it takes.
Das meinte ich mit unredlicher Diskussion, in der Leute nicht in der Lage sind einfach zu sagen "mir gefällt die Rekonstruktion nicht, ich mag es nicht, meine Meinung" und dann entscheidet die Mehrheitsmeinung. Nein, es wird immer nach objektiven "Gründen" gesucht, damit es eben nicht um Meinungen geht und man dadurch zur Not auch einer Mehrheit die eigene Meinung aufzwingen kann.
Das hat auch lange Methode in unserer Republik, deswegen sucht man ja auch ob man nicht irgendwo eine Unke finden kann wenn man gegen einen Bahnhofsneubau ist und Leute, denen die Fauna der Ostsee bisher komplett egal war, entdecken ihre Sorge für Brutgebiete vor Rügen, wenn's um einen LNG Terminal geht, Leute mit Steingärten werden zu Vogelliebhabern sobald ein Windrad in ihrer Gegend gebaut wird, usw. Ist immer und immer die selbe Charade und wir sind nur gewohnt so zu tun als wüssten wir das nicht ganz genau. I call bullshit.
Ich behaupte, dass es hier am Ende einfach nur um einen Meinungsstreit zwischen Befürwortern und Gegnern einer Rekonstruktion geht, ein Streit der seit Jahrzehnten läuft. Er wurde zwischenzeitlich von unserem höchsten Parlament entschieden. Bis dort eine neue Entscheidung gefällt wurde, das ist natürlich möglich, ist sie zu respektieren.