Beiträge von ErSieEs

    Menschen auf den Straßen und Plätzen, die dies 1989 und 1990, gegen die damalige Staatsmacht tatsächlich erzwungen haben, dass es überhaupt zur Öffnung der Mauer, Entmachtung der Stasi und schließlich zu freien Wahlen kam.

    Das ist etwas anderes als die Einheit.


    Die Meinung im Osten war alles andere als ohne Widersprüche, insbesondere war der Zuspruch für eine Einheit größer als zB der Zuspruch zum Kapitalismus als System:


    https://www.cap-lmu.de/aktuell…2009/deutsche-einheit.php


    Letztlich war es dann eben nur ein Beitritt und keine Vereinigung. Die Bundesrepublik blieb die Bundesrepublik, im Osten blieb nichts wie es war. Mit ein paar anderen Schlüsselereignissen und charismatischen Personen aus der Bürgerbewegung an der Spitze hätte die DDR durchaus ihren eigenen Weg gehen können.


    Dass die Selbstanschaffung dieses Staates als pro Forma Akt verstanden wird ist an sich schon ziemlich skandalös. Ich bin selbst Ende der 80er in der Bundesrepublik geboren worden und habe mich immer dafür geschämt wie meine Elterngeneration mit Ostdeutschland umgegangen ist. Maximale Geringschätzung und Überformung, städtebaulich, personell, rechtlich, alltagskulturell. Der Beitritt war nicht der einzige Weg aus dem SED Mief heraus und dass die Volkskammer letztlich so gestimmt hat war keine Selbstverständlichkeit.

    Von allen weit her geholten, vermeintlich objektiven Formalargumenten ist dies besonders absurd. Warum fällt es dir so schwer einfach deinen subjektiven Geschmack zu äußern und auszuhalten, dass dann zwei subjektive Meinungen nebeneinander stehen?


    Die Urheber wären, vor die Alternative des Ruin gestellt falls der Bund auf Vertragserfüllung pocht, sicherlich gerne bereit über einen Abbruch des Projekts zu verhandeln.


    Da du nachträglich eine besonders abenteuerliche Bemerkung zum Einheitsprozess hinzugefügt hast: es gilt das Selbstbestimmungsrecht der Völker gemäß Völkerrecht, niemand hätte die Volkskammer zum Beitritt zum Grundgesetz zwingen können. Juristisch ist das die Kernentscheidung dessen gewesen was wir als Einheit oder Wiedervereinigung bezeichnen. Hier hätte auch alles noch enden können.


    Es wurde in der Protest- und Reformbewegung der DDR ja auch ein eigener Weg der DDR diskutiert, auch daran wird heute nicht mehr erinnert. Geschichte wird von Siegern geschrieben. Die Bundesrepublik hat gewonnen. Inzwischen ist das ehemalige Parlament komplett baulich überformt worden. Es scheint als wär es nie da gewesen.


    Der Impuls hier ein Einheitsdenkmal zu schaffen ist schon gut und richtig. Dafür ausgerechnet Bezug zum Schriftzug über dem Reichstagsportal zu nehmen, also schon den "vergessenen Ort" zu nehmen aber kurz vor dem Ziel wieder abzubiegen indem man weiterhin nichts bzgl. Volkskammer andeutet, sondern eher eine symbolische Außenstelle des Reichstagsgebäudes schafft, das fand ich nie gelungen und ist für mich ganz persönlich der Grund warum ich die Wippe immer schon abgelehnt habe. Die Schale hätte man so ehrlicherweise auch überall sonst in Mitte planen können, es besteht kein Bezug zur Volkskammer. Ich konnte in all den Jahren seit der Vorstellung jedenfalls keinen finden.


    Beiträge zusammengeführt.

    Ich weiss nicht ob dir das klar ist, es scheint ja erwähnt werden zu müssen, aber dort war mal das Parlament der DDR und es wäre passend mit einem Flaggenzwilling den Bogen zum noch stehenden Reichstagsgebäude im ehemaligen Westberlin zu spannen, das ebenfalls ein Sitz eines Parlaments während der Teilung war, auch wenn der Bundestag fast nur in Bonn getagt hat.


    In der Volkskammer der DDR erfolgte auch der entscheidende Beschluss zum Beitritt des Geltungsbereichs des Grundgesetzes. Ohne diesen hätte es nie die heutige Einheit gegeben. Selbst wenn's vor den ersten freien Volkskammerwahlen nur ein Propagandaparlament gewesen sein mag.


    Man könnte analog zur Inschrift der Flagge vor dem Reichstagsgebäude hier das Datum des 23. August 1990 verewigen. Die Einheit war ein Prozess, kein einzelner Tag. Und am 23. August 1990 nahm der Einheitaprozess die letzte, unumkehrbare Hürde. Bis dahin hätte alles nochmal anders kommen können. Dieser Beitrag der Volkskammer ist inzwischen allgemein fast vergessen, falls jemand in Frage stellt, ob so ein konkretes Gedenkelement notwendig wäre.


    Da vom Parlamentsgebäude der DDR nichts mehr steht könnte die Frage, was diese Flagge denn dort zu suchen hat, ein schöner Anknüpfungspunkt für weitere Informationen sein.

    Es ist bedauerlich, wie das hier sofort reflexartig und in schrillen Tönen vom Tisch gewischt wird.

    Also Beflaggt wird offiziell vor Dienstgebäuden, deswegen steht die Flagge der Einheit auch vor dem Bundestagsgebäude und nicht einfach irgendwo in der Gegend herum.


    Ich sehe auch nirgends eine Verpflichtung heutiger Institutionen gegenüber Wilhelm Zwo's Privatvergnügen irgendwas machen zu müssen. Gerade deshalb ist es eine außerordentliche Würdigung den Sockel überhaupt als Basis für das neue Denkmal zu verwenden, immerhin symbolisiert dies eine hohe Verbundenheit des modernen Deutschlands mit seinen Wurzeln.

    Das ist so ein Argument das entsteht wenn man etwas nicht will und nach Argumenten sucht statt zu sagen "gefällt mir nicht".


    Wenn du den Wikipedia-Artikel liest siehst du, dass die Flagge am Reichstagsgebäude ein Sonderfall ist.

    Und wer's so genau nehmen will: der Standort am Ufer befände sich ziemlich genau zwischen Stadtschloss und Auswärtigem Amt. Das steht nur direkt am Blockrand und hat keinen Vorplatz, dann kommt auch schon das Wasser. Die Zuordnung kann dem Betrachter überlassen werden.

    Der Sparzwang ist real, die Koalition bekommt den Haushalt gerade so halbwegs hin und die Union lauert nur darauf der Koalition wieder mit einer Klage eins reinwürgen zu können.


    Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (es gibt kein derartiges Ministeramt beim Bund, da Ländersache) wird keinen Cent zusätzlich von Lindner bekommen, eher im Gegenteil. Da es sich um kein Bundesministerium handelt hat die Beauftragte auch eine besonders schwere Verhandlungsposition gegenüber dem Finanzminister. Die Bundesbeauftragte ist nicht Mitglied des Bundeskabinetts, sie und ihre Organisation sind den Bundesministerien nachgeordnet. Das ist die denkbar schwächste Hausmacht in solchen Zeiten. Die Existenzgrundlage ist nicht einmal ein Gesetz, sondern lediglich ein

    Organisationserlass

    des Bundeskanzlers. Das ganze ist dem Kanzleramt nachgeordnet und sofern der Kanzler kein persönlicher Fan des Projekts ist, bisher hat er sich meines Wissens nach nicht in der Richtung geäußert, landet ein Nachschuss hierfür sicherlich an oberer Stelle auf jeder Streichliste.


    Ich kann mir vorstellen, dass mit einer Mischung aus Neuprüfung und Sparzwang Frau Roth sehr gut überlegt ob sie ihre eigenen kulturellen Projekte für ein wenig geliebtes Prestigeprojekt ihrer Vorgängerin zusammen streichen will.


    Sprich das Ding ist tot. Alles andere wäre eine riesige Überraschung. Die Sanierung des Sockels kann zur Gesichtswahrung als Win verkauft werden und dann stellt man das halt irgendwie günstig fertig. Wie gesagt, ein schöner Treffpunkt mit einer Bundesflagge wäre auch erstmal nicht die schlechteste Lösung.

    Zunächst einmal war nie zuvor eine Zeit so nihilistisch gegenüber Kompetenzen aller Vorfahren. Wir wollen einfach alles besser wissen und können. Auch wenn Betonkrebs, Asbest & Co. es schwer machen ein Gebäude, das ab den 50ern gebaut wurde, dauerhaft zu erhalten.


    Unsere Vorfahren haben natürliche Baumaterialien genutzt. Im 20. Jahrhundert sah man das als Schwäche, "die hatten halt nichts anderes". Nicht nur wirkt selbst so ein karger, in Architektensprache vermutlich als reduziert und klar bezeichnet, Entwurf ganz anders wenn er mit Ziegel und Mörtel oder aus Naturstein gefertigt werden würde, man kann auch an die Lebensdauer vormoderner Sakralbauten anschließen, die nicht in Jahren sondern Jahrhunderten zu zählen ist.

    Verschleiß, Witterung und Bauchemie wirken da einfach in ganz anderen Zeiträumen.


    Und man erzeugt keinen Sondermüll der Zukunft. Beton ist nicht einmal effizienter. Der Energieverbrauch für Kiesgruben und Zementherstellung ist alles andere als sparsam, der Stahl kommt noch dazu.


    Betrachtet man die primitiven Werkzeuge unserer Vorfahren, die zugleich aus Stein und Ziegel filigrane und mutige Gewölbe bauen konnten, ist die hier gelobte Kreativität der Studenten doch arg auf Sparflamme. Aber Bildung heißt ja erstmal Nachahmung, die Professoren nickten sicher wohlwollend.


    Nachdem sich alles seit ca. einem Jahrhundert im Kreis dreht, in den letzten 20ern waren Le Corbusier & Co. meinetwegen innovativ.


    Ich verweigere hier einfach das Prädikat innovativ oder modern im Wörterbuchsinn. Wir sind im Westen alternde Gesellschaften und das sieht man an der Architektur.


    Der hier schon gefallene Begriff Bunker kommt sicherlich durch die starken Elemente des Brutalismus. Sehr innovativ. Hätte ich vielleicht 1954 geschrieben.


    Hätte ich Architektur studiert und wäre nicht rausgeprüft worden, weil ich nicht vom Besitz eines Sessel Barcelona träume, dann würde ich alles, egal ob Barock oder Bauhaus, als historische Architektur begreifen. Kam alles vor mir, die genauen Jahreszahlen sind ja relativ und wieso nicht an allem bedienen. Auch über Europa hinaus, heute wissen wir ja viel mehr über Architektur aus anderen Kulturen und Erdteilen. Aber nö, alles nur für das Museum. Es bleibt bei Abwandlungen der Fertigteilgarage. Ich würde komplett depressiv werden müsste ich im Architekturbetrieb arbeiten. Wie eine riesige Küche voller Werkzeuge und man kocht jeden Tag nur Brei, denn das ist so ehrlich und klar.

    Dass etwas bereits diskutiert wurde begründet übrigens kein Sprechverbot und es gibt auch niemand der das Recht hat deswegen zu sagen "Ende der Diskussion".

    Das erinnert mich an die Boomer und alt68er die alles denkbare schonmal in Stuhlkreisen durchgekaut haben bevor ich überhaupt geboren wurde und jetzt immer gerne sagen 'ich dachte das sei geklärt'.

    Für die vielleicht.


    Für dich vielleicht.


    Nachdem immer noch nichts gebaut wurde und es scheinbar darauf hinaus läuft, dass weitere Millionen Steuergeld nachgeschossen werden müssen, während gerade überall mit Verweis auf Geldmangel gekürzt wird, ist es überaus angebracht das neu zu diskutieren. Vielleicht reichen die vorhandenen Gelder aber noch um den an sich jetzt ja sanierten Sockel wieder mit Mosaiken herzustellen und erstmal einen ansehnlichen Bellevue fertigzustellen, vielleicht mit einem riesigen Flaggenmast der Bundesrepublik darauf, der kaiserlichen Symbolik gegenübergestellt. Analog zur Flagge vor dem Bundestag. Eine klare Symbolik, kein technisches Experimente und wer mit der Flagge unserer Republik ein Problem hat, der steht nicht auf dem Boden unseres Grundgesetzes. Das gilt für Ränder auf beiden Seiten.

    Zum Vergleich Äpfel und Birnen gesellt sich der Vergleich Brücken und Wippen. Herrlich.


    Brücken sind technisch gesehen Massenware die über Generationen tausendfach in allen Industrieländern gebaut und dabei über Generationen perfektioniert wurden. Und wippen sollen Brücken nicht.


    Das ist ein Unikat in jeder Hinsicht. Kein Mensch weiss wie das nach 1 oder 10 Jahren Betrieb ausschaut.

    Es ist schon bedauerlich, wenn sich Politiker mit absoluten Aussagen selbst alle Optionen nehmen.


    Es wäre sogar eine günstige Gelegenheit wenn man einfach alles was man an dem Grundstückseinkauf eingenommen hat wieder in eine Projektgesellschaft investiert und zwar nicht als Beihilfe, sondern für Anteile. Dabei kann im Gegenzug eine Gesellschaftskonstruktion gewählt werden die jegliches Risiko wie eine Nachschusspflicht ausschließt und sogar eine Vorzugsposition der Stadt sicher, sollte es erneut zur Pleite kommen und das Gesamtprojekt verwertet werden müssen.

    Das heißt in jedem Fall bleibt die Stadt finanziell besser gestellt als wenn das Grundstück nie verkauft und bebaut worden wäre und on top hätte man was für das Stadtbild gewonnen und wenn das Projekt dauerhaft erfolgreich ist hat man hochwertiges Immobilien-Miteigentum das man zB in eine städtische Stiftung für Zwecke der Stadtentwicklung oder Wirtschaftsförderung als Stiftungskapital einbringen könnte, damit aus dem Investment als Keimzelle dauerhaft mehr Dynamik entsteht.


    Dieses kleine Karo der Hamburger Politik ist nicht mehr nachvollziehbar.

    Es gibt eigentlich nur zwei extreme Entwicklungsmöglichkeiten.


    Entweder wird das Ding ein teurer Flopp wie so manch anderes Stadtmobiliar in Berlin und langfristig verschwindet es wieder.


    Oder es wird so erfolgreich, dass es qua Menschenauflauf und Abnutzung eine Dauerbaustelle ist, mit regelmäßigen Problemen der menschlichen und technischen Art. Wo Bewegung ist, ist Verschleiß.

    ^^ dermont: Die in Deutschland notwendigen Markierungen, Beschilderungen in mehreren Sprachen, Absperrungen und Überwachung aufgrund der Betriebsgefahr würden ein unfreiwilliges Denkmal unserer Nation in der Gegenwart darstellen und sicherlich dauerhaft für Spott sorgen.

    Absolutes Eigentor.



    Seit der ersten Idee hat sich da auch noch viel verändert.

    Man denke an die Verschärfungen für öffentliche Veranstaltungen und Veranstaltungsorte nach der "Loveparade". Oder auch die Zuspitzung der Sommerhitze über die letzten 10 Jahre. Ist eine große Stahlschale wirklich das wo sich im Sommer bei Sonnenschein überhaupt irgend jemand aufhalten will, jetzt und erst recht in Zukunft (oder darf?). Solar cooker sag ich da nur. Früher hat man a la Rudi Carell traditionell in Deutschland ja nur die kalten Sommer beklagt und bei Planungen nur an Nässe und Winter gedacht.


    Der Wettbewerb ist schon 13 Jahre her.



    Ich glaube heute hätte man das gar nicht mehr neu geplant.


    Überflüssiges Vollzitat gelöscht. Bitte nicht unnötig zitieren. Danke.

    Für die Wippe haben sich stets nur Einzelpersonen eingesetzt, der Unterhalt ist organisatorisch und baulich auch vermutlich eine Dauerbaustelle. Wenn die visionierten Menschenmassen die Konstruktion wirklich belaufen wird man mittelfristig eine angeblich nicht vorhersehbare Abnutzung beklagen und ständig Nacharbeiten müssen, die selbsterklärenden Gefahren durch eine sich bewegende Megakonstruktion und soviele Anwärter auf den Darwin Award in der Bevölkerung werden zu weiteren "unvorhersehbaren" Schlagzeilen führen und je nach Einzelfall ggf. sogar zu dauerhafter Sperrung.


    Hypothese: beim Bund wäre man froh mit einem blauen Auge nochmal da raus zu kommen und pocht daher auf die Verträge, die so scheinbar einfach nicht erfüllbar sind, das Urheberrecht liegt leider leider dann aber auch nicht beim Bund, das Projekt hängt also am Projektbüro und scheitert dieses dann scheitert leider leider die ganze Wippe dauerhaft....

    Für mich wäre schon die Deckenhöhe unerträglich, mit 190 bin ich jetzt auch nicht freakishly groß.


    Man kann den Aufwand für Sanierungen und Umbauten natürlich unendlich betreiben oder man wohnt die Objekte mit gelegentlichen Pinselsanierungen runter und steckt die Sowiesokosten lieber in kompletten Neubau. Vorteil: man hat jetzt mehr Wohnraum und wenn der demografische Wandel den Bedarf verringert, das wird irgendwann garantiert kommen, reißt man nach dem worst first Prinzip den Bestand ab.


    Gerade wenn man Wohnungsnot hat sollte man doch den Schwerpunkt auf Neubau setzen. Keine Sanierung bringt zusätzlichen Wohnraum.


    Bezüglich Nachhaltigkeit finde ich unser konventionelles Bauen ohnehin unrettbar. Das müsste alles auf Massivholz und andere Naturmaterialien umgestellt werden, statt wegen sunken cost fallacy am alten Bauen mit Chemiefugen festzuhalten und was weiss ich für Schadstoffe neu zu verteilen die man dann in 30 Jahren erst wieder richtig erkennt und überall teuer raussanieren muss.

    Die Nachhaltigkeit im Bauen muss tiefer gehen als den u Wert auszurechnen und in der Tabelle zu optimieren.


    Nicht nachvollziehbar?!

    Und serielles Bauen ist an sich schon eine gute Idee. Wir haben es doch auch geschafft mit Klamotten von der Stange und Autos aus Massenprodukt genug Individualisierung hinzubekommen, dass wir uns nicht komplett einheitlich vorkommen.


    Beim Bauen gehen wir alle noch zum Maßschneider und zum Schuster. Da irgendwo ein Mittelding finden und die gestiegene Produktivität in ökologische Standards investieren wäre IMHO besser als die selben grauen Würfel immer neu von der Pieke auf auf planen zu lassen, optisch sind Neubauviertel dadurch ja trotzdem nicht vielfältiger geworden, auch wenn das Rad in Architekturbüros für jedes Bauprojekt neu erfunden wird.


    Ich kann mir irgendwie keine ineffizientere Art des Wohnungsbaus vorstellen als das was wir da betreiben, der maximale Aufwand vorserieller Architektur, sieht nur nicht so aus und Nachhaltigkeit auf Energieverbrauch reduziert. Die Plattensanierungen führen das halt einfach weiter, mit den heutigen Bausünden, die wir nur noch nicht kennen.

    Die Frage ist für mich bei Plattenbauten jenseits der Ostalgie die Frage der Erhaltungswürdigkeit. Gebäude haben eine technische Lebensdauer, Stahlbeton ist irgendwann ausgehärtet, usw.

    Zugleich sind Wohnungen häufig nicht zukunftsfähig. Beispielsweise nicht mit vertretbarem Aufwand auf Wärmepumpe umzurüsten, nicht barrierefrei für die alternde Gesellschaft, nicht mehr passende Grundrisse, Balkone fehlen, kein Platz für Waschmaschinen und Trockner, zu niedrige Decken, heizen sich in den immer heftigeren Sommern der Zukunft unerträglich auf und baulich kann man nicht so wirklich ordentliche Klimaanlagen unterbringen, ...


    Dann ist neben den reinen bautechnischen Mängeln die Liste der Mängel irgendwann so groß, dass man über Ersatzneubau und Abriss nachdenken sollte. Ersatzneubau gerne auch wieder stärker seriell um Kosten zu senken.


    Der einzige der sich über kleine, hässliche Löcher freut sind Investoren:


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    Nur mal am Rande: niemand spricht mit Privatmann X über Thema Y, who cares.

    Medien fragen Person X als Amtsträger, Unternehmen fragen Person X als Amtsträger.

    Und man darf natürlich erwarten, dass auch ohne rechtskräftigen Verwaltungsakt von Amtsträgern verlässliche Signale kommen.

    Sonst können wir gleich das Grundgesetz nach Kafka umschreiben.

    Nichts und schon gar nicht im Baubereich funktioniert so, dass Bauinteressenten bis zur Sekunde eines rechtskräftigen Bescheids im Dunkeln tappen können.


    Davor liegen, gerade in Deutschland, Jahre (!) der formaljuristisch unverbindlichen Gespräche, bis der daraufhin designte Bauantrag eingereicht und genehmigt wird, das ist nur der allerletzte Schritt. Dafür ist ein Grundgerüst an Kontinuität notwendig.


    Das weiss eigentlich auch jeder der hier schon wieder versucht uns Sand in die Augen zu streuen selbst sehr gut, da bin ich mir ganz sicher.


    Der Staudenhof wird abgerissen, get over it.

    Vielleicht hilft der Hinweis, dass das Insolvenzrecht in Österreich anders als das in Deutschland strukturiert ist.

    In Ö liegt der Fokus mehr auf Sanierung, zur Not stärker auf Kosten der Gläubiger, in D mehr auf Abwicklung zu Gunsten der Gläubiger.

    Wobei es in Ö zugleich aber kein Schutzschirmverfahren zur Sanierung in Eigenregie wie in D gibt, in Ö hat das Gericht eine wesentlich stärkere Rolle. Das österreichische Insolvenzrecht ist geeignet für Dinge wie ein insolventer Fertigungsbetrieb, wo man alles nach Aktenlage studieren kann und es einfach darum geht Kosten und Erlöse neu aufzustellen. Ein halbfertiges Immobilienprojekt inmitten einer Phase der Unsicherheit wie aktuell, aber auf dem Höhepunkt eines Zinszyklus, ist so ziemlich der worst case einer Insolvenz nach österreichischem Recht.


    EU Recht hat zwar zu etwas Harmonisierung geführt aber wesentliche Unterschiede bleiben. Das ist schon ein Problem wenn deutsche Privatinvestoren auf österreichische "Handelsgerichte" treffen.

    Die Gerichte haben eine deutliche bürokratischere Sichtweise auf das, was sie als Sanierungskonzept anerkennen, als man das in Deutschland gewohnt ist.


    Im Immobiliensektor besteht aus bekannten sachlichen aber auch psychologischen Gründen eine große Unsicherheit und daher fehlen dem Gericht in Österreich vermutlich die fixen Zusagen nach Aktenlage die es für entsprechende Kalkulationen sehen will.


    Die wird es in der gegenwärtigen Situation aber auch schwer geben. Außer ein Hamburger Lokalpatriot geht mit seinem Privatvermögen rein.

    Schwierige Gemengelage, dafür kann das Projekt per se nichts. Alles sehr unglückliches Timing.

    Die Plastizität entsteht durch die plan wie ausgestanzten Fensteröffnungen. Man kann selbst bei Tageslicht ziemlich gut reinschauen, das ist ungewöhnlich (ob die Nutzer das auch gut finden ist die andere Frage).


    Ist äußerlich auf jeden Fall nicht das beste und nicht das schlechteste Gebäude in der Gegend Münchens. Und der Rest ist dann halt das Innenleben, da hat sich ja ein internationaler Reichengeschmack rausgebildet, da sehen die teuren Hotels innen immer irgendwie gleich aus ("Dubai Barock").

    Die Bauten haben doch Funktionen.

    Man hat lediglich in Potsdam die Gelegenheit genutzt Brachen und marode Gebäude in einem großen Umgriff wieder im für Potsdam passenden Maßstab auf kleinen Parzellen zu gestalten. Diese kleinen Parzellen werden sich in Zukunft auch wieder unabhängig voneinander weiterentwickeln, aber die kleinteiligere Gestaltung wird qua Grundbuch bleiben.


    Und vielleicht liegt das an meiner Generation (ich trauere zB auch keinen geschlossenen Kaufhäusern hinterher) aber ich fand es immer befremdlich von Kommerz als "lebendige Innenstadt" zu sprechen.


    Wenn dort Menschen in unterschiedlicher Weise ihren Alltag verbringen ist ein Zentrum wirklich lebendig. Es muss nicht alles immer was mit Shopping und Event und Gastronomie zu tun haben. Diese kommerziellen "lebendigen" Innenstadtlagen in typischen westdeutschen Städten, wo sich bis Geschäftsschluss alle drängen und danach ist Friedhofsruhe und leere Fenster, das finde ich beispielsweise richtig furchtbar und for the life of me kann ich die Boomer nicht verstehen die das immer versuchen auch noch künstlich weiter aufrecht zu erhalten indem zB alte Kaufhäuser mit Staatsknete "gerettet" werden, für deren Neubau in zentraler Lage in Westdeutschland ganz genauso wie in der DDR urbane Alltagsviertel ausradiert wurden, wo sie noch den Bombenkrieg überlebt hatten um diese durch repräsentative Betonungetüme zu ersetzen.


    Was man repräsentativ fand hat sich lediglich systemideologisch unterschieden (Investorenarchitektur im Westen, Staatsarchitektur im Osten). Ganz unabhängig von der einzelnen Architektur wurde Potsdams Zentrum hier einfach geheilt und der Schluckauf des 20. Jahrhundert überwunden, ein großer Sprung zurück zum über Jahrhunderte gewachsenen Maßstab und Nutzungsmix. Und das endet jetzt nicht hier mit Abschluss der Bauarbeiten, das ist erst der Anfang. Die Straßenzüge werden Patina entwickeln, Nutzung, zukünftige Umbauten, ... der Faden, der in der Nachkriegszeit durchschnitten wurde, wird sozusagen wieder aufgenommen.


    Man kann auch westdeutschen Städten nur soviel Mut wünschen.

    Interessantes Detail, Ziegel, mit den Sternen und dem neuen Historismus.

    Ich habe mich schon oft gefragt ob nicht einfach jede Generation die selbe Nostalgie ereilt und scheinbar ist das so.

    Die heutigen ü60+ BDA Architekten in den ganzen Jurys und Chefbüros der deutschen Architektenschaft waren halt Teenager als die 60er und 70er Architektur überall in Ost und West viele Gebäude ersetzte die den Krieg noch überstanden hatten.


    Sie haben das als eine klare Kategorisierung Alt vs. Modern erlebt, sind so sozialisiert und wie wir in unserer Jugend sozialisiert wurden, das prägt uns in der Regel lebenslang. Insbesondere bezüglich Kulturtechniken und Geschmäckern.


    Die entsprechenden Architekten werden auch noch als Hundertjährige in wenigen Jahrzehnten die "klaren Formen" und "rhythmische Gliederung" loben. Vielleicht gibt's dann sogar Spendenkampagnen für Reko-Projekte.


    Ich habe mich schon dabei ertappt sowas zu denken als in Berlin diskutiert wurde ein eh schon kleines Hochhausprojekt weiter zu kürzen weil es die Sichtachsen auf den Fernsehturm von ein paar Straßenecken aus stören könnte. So hat man auch schon oft diskutiert als es um historische Kirchtürme ging.


    Ja, die Architektur des 20. Jahrhunderts ist langsam historisch. Auch wenn's für viele schwer ist zu akzeptieren. Sei es zu akzeptieren inzwischen einfach selbst alt zu sein oder zu akzeptieren, dass auch diese Architektur nicht einfach ausgelöscht werden darf, sondern erhalten werden muss. Nicht jede Hütte, aber mehr als wir manches mal zugestehen. Nein, speziell um die FH ist es nicht schade, dass ihre Architektur in der Neubebauung aufgenommen wurde ist hingegen wichtig und richtig.


    Ich würde mir wünschen, dass es davon mehr in Potsdam geben würde. Weiterbauen und dabei das Kulturerbe nicht vergessen. Preußen und DDR gleichermaßen.