Es gibt Unwissenheit und es gibt fragliche Relevanz.
Wie oft war Hitler dort, 1x, 2x? Er war an ganz vielen Orten, hat ja schließlich einige Jahre in Deutschland gelebt nachdem er aus Österreich zugewandert ist. Die angeblich ganz besondere Bedeutung dieser Kirche für die NS Zeit wird behauptet, ist aber zumindest für mich nicht evident. NS Rituale wurden überall in Deutschland abgehalten und bei allem Verständnis für die Potsdamer die ihrer Stadt gerne große Bedeutung beimessen wollen, sei es im Negativen, die Demokratie wäre ganz genauso abgeschafft worden wenn Hitler am geplanten Tag des Besuchs in Potsdam wegen einer Erkältung verhindert gewesen wäre.
Die tragende Rolle Potsdams bei der Machtergreifung im Allgemeinen und des Kirchengebäudes im Besonderen dürfte gegen 0 gehen. Ich habe noch nichts gehört oder gelesen das einen gegenteiligen Eindruck macht.
Da war beispielsweise die Neugestaltung rund um die Siegessäule in Berlin ein deutlich relevanterer Ort der auch überregional wahrgenommen wurde. Oder das Olympiastadion Berlin. Die Menschen haben die Orte seitdem so oft ganz anders für Demos und love parade und CSD oder Sportfeste mit Menschen aus aller Welt genutzt, dass einfach nicht mehr von einem Symbol der NS Zeit gesprochen werden kann, das bis in die Gegenwart wirkt. Die NS Zeit ist viel mehr Teil der Geschichte der Orte.
Es wird also darauf ankommen wie man den Ort nutzt.
Dazu hat meinem Verständnis nach die Kirchengemeinde oft eingeladen.
Wer ernsthaft die Garnisonkirche für so wesentlich in der NS Zeit hält (ich halt nicht) der sollte sich dabei einbringen.
Was von Anfang an mein Eindruck war: die ehemalige DDR wurde gewaltsam zum Atheismus umerzogen und Kirche ist seitdem auch in den Neuen Ländern eher ein Fremdkörper und wird von vielen heute als a priori rückständig und ein Relikt betrachtet und damit latent als ein Hort aller Gestrigkeit und damit die Assoziation zu Geschichte die man überwunden glaubte. Zugleich sind Geldgeber aus Politik und Gesellschaft vor allem Wessis und das erzeugt sowieso eine Abwehrhaltung.
Religionsausübung ist vom Grundgesetz aus gutem Grund besonders geschützt, die Kirche geht hier mehr auf ihre Kritiker zu als sie müsste. Und weil man in Potsdam vielfach a priori einfach keine neuen Kirchen will, schon gar keine prominenten Gebäude und zugleich diese Assoziation hat "Kirche=alles schlechte aus der Vergangenheit", so hat die DDR die Kirche ja auch geframed weil diese den weltanschaulichen Allmachtsanspruch von Sozialismus und Partei latent bedrohte, suchte man nach Gründen gegen das Projekt zu sein.
Am Anfang stand nicht "da war der Tag von Potsdam und wir tun jetzt so als müsse das jeder als feststehenden Begriff kennen und selbstverständlich sind wir empört" sondern "der Kirchenbau muss verhindert werden, schauen wir mal was sich da finden lässt, erste Station Wikipedia...".
Das ist mein Eindruck und offen gesagt der Eindruck von jedem mit dem ich bisher in real Life darüber gesprochen habe, das ist ja auch in Berlin ein inzwischen bekanntes Projekt. Wie gesagt, das Projekt Berliner Gedächtniskirche könnte wegweisend sein. Wenn man denn möchte.