Was hat den Lüscher damit zu tun? - Lompscher und Bewohner haben den 1. Preis verhindert und nicht Lüscher, womit hier wir wieder bei der Stimmungsmache wären.
Moment, so einfach kann man sich das nicht machen. Das entstandene Wohnhaus der WBM ist mit dem Wirken von Frau Lüscher verbunden wie wenige andere in der Stadt. Sie war von 2007 bis 2021 Senatsbaudirektorin und hat die Architektur der Stadt seither maßgeblich mitgeprägt. Vergessen Sie bitte auch nicht, dass Frau Lüscher im Gespann mit Frau Lompscher das Thema Wohnungsbau der landeseigenen aufs Tablet hob und sich immer lautstark über die Themen „Baukultur“ und „Bauqualitäten“ definierte, zudem ist sie was die historische Mitte betrifft in jedes Gremium und jede Entscheidung eingebunden gewesen.
Es ist wohl das Denkmal der Ära Lüscher das hier entstanden ist. Sicher lag ihr erster Fehler darin, dass sie für dieses Grundstück einen Entwurf mit einem weiteren Hochhaus favorisierte, obwohl das im Planwerk ihres Vorgängers nie vorgesehen war, was natürlich Sprengstoff und Munition für die angrenzenden Bewohner barg. Frau Lompscher hat sich an diesem Grundstück auch die Finger verbrannt, denn einseitig verwarf sie das Hochhaus, was Planungszeit kostete und den schnellen Neubau von günstigem Wohnraum (für den Frau Lompscher stand oder stehen wollte) konterkarierte.
Um das Trio Infernale zu vervollständigen kam noch ein sehr blasser und baukulturell äußerst durchschnittlicher Baustadtrat Grothe aus Mitte hinzu. Dieser setzte nach dem gekippten Hochhaus den Drittplatzierten (Blauraum) durch. Warum man nicht den ersten Preis ohne Hochhaus überarbeiten ließ oder den Preisträger des zweiten Platzes nahm bleibt im Dunkeln. Um das Kuddelmuddel aber nochmals zu steigern entstand nicht der Entwurf vom Wettbewerb von Blauraum (Dritter Preis) sondern eine komplette (banalisierende) Überarbeitung.
An der Stelle kommen zwei weitere Protagonisten, die das verbrochen haben ins Spiel: Die WBM und die Firma MILA. Dass die WBM mit Architektur wenig anfangen kann ist bekannt. Warum man in der Breiten Straße und am Molkenmarkt so viele Wettbewerbe abhält liegt wohl am bekannten Defizit, auf der anderen Seite erklär sich an der Stelle wieder nicht, warum man für das Grundstück Fischerinsel nicht einen neuen Architektur-Wettbewerb (da jetzt ja klar war, dass kein HH kommt) durchsetzte? Soweit jetzt zu erfahren ist hat die ausführende Firma MILA den (überarbeiteten) Entwurf von Blauraum in fast schon deutscher Gründlichkeit ins Extrem vereinfacht. Aber auch die aktuelle Bürgermeisterin Giffey kommt zum Richtfest, auch ihr scheint die mangelnde Architektur nicht weiter aufzufallen.
Jetzt bitte bedenken sie doch mal an wie vielen Stellen Frau Lüscher hätte eingreifen können, nein in Anbetracht des Ortes sogar müssen. Wie schreibt die WBM: „An der Wiege Berlins“. Und nicht immer die Mär vom bezahlbaren Wohnraum verbreiten. Es handelt sich um bezuschussten Wohnraum, die andere Hälfte wird für bis zu 16 EUR qm angeboten samt Concierge Service.
Ich fasse meine Fragen nochmals zusammen, vielleicht kann sie mir einer beantworten:
- Wie kann es sein, dass eine Senatsbaudirektorin das Desaster zwar ins Rollen bringt, jedoch zu keinem Zeitpunkt (vier Jahre seit Wettbewerb) eingreift bzw. anscheinend die Entwicklung an diesem zentralen Ort (Wettbewerb war 2015!) an ihr vorbei geht?
- Wie kann es sein, dass ein Architekturbüro wie Blauraum, das überzeugende Projekte errichtete, so wenig Feingefühl für dieses Stück an dem zentralen Ort hatte?
- Wie kann es sein, dass die WBM architektonisch an diesem (ich wiederhole mich) Ort, 500 Meter vom Schlossplatz entfernt und nun von allen Achsen zu bestaunen so versagt?
- Wie kann es sein, dass die Firma MILA den Entwurf nochmals banalisieren durfte? Wer gab dies in Auftrag? Gab es Abstimmungen mit dem Bezirk – Herrn Grothe?
Nein, auch ich finde den Artikel von Herrn Göbel in der Berliner Zeitung für falsch. Bauten wie den Nalbach-Block gegenüber oder das Parkhaus von Kny und Weber hinter den Rathauspassagen sind im Vergleich zu dem was „an der Wiege Berlin“ (WBM) gerade entsteht wahre Baukunst.
Abschweifend ein Link zu Baunetz, was denn auf der Fischerinsel in Kiew alles möglich sein könnte:
https://www.baunetz.de/meldung…BUR-_in_Kiew_8021077.html