Beiträge von Markus40

    ^^ Freilich, gibt es solche Ausschläge in die eine oder andere Richtung. Mir ging es aber mehr um das Gegenüberstellen von der einen Abwehrhaltung und der gebauten Wirklichkeit. Und da sehe ich halt ein Missverhältnis in der fachlichen Debatte.

    Ich persönlich erkenne in dieser Abwehrhaltung von (möglichen) Rekonstruktionen eine Art Angst vor der Wirkmächtigkeit der Resultate. Hier kämpft (aus meiner Sicht) eine im Grunde verängstigte Zunft gegen die Gefühlswelt von Bildern aus einer anderen (uns allen nicht mehr bekannten) Zeit. Aber die Bildkraft ist so stark, dass sie sich früher oder später durchsetzt, weil die Alternative (und mag sie auf Visualisierungen noch so glitzernd daher kommen) wahrscheinlich zu oft ihr Versprechen nicht eingelöst hat.

    Eine interessante Erfahrung hierzu machte ich in Braunschweig. Obwohl ich diese höchst ominöse Hybridlösung aus Königreich Hannover, Shoppingmall und Parkhaus mindestens erheiternd finde, ist für viele Braunschweiger die Hülle (des ehem. Residenzschlosses) mittlerweile Stadtidentität, ja sowas wie Heimat geworden. Viele würden den Abriss der meisten Nachkriegsbauten der Stadt achselzuckend hinnehmen, aber bei der Schlosshülle kämen Gefühlswallungen auf.

    Für mich hat die Moderne ihren Platz und ich sehe ihre Vorteile und Errungenschaften, jedoch auch ihre Nachteile. Und ein Hauptnachteil ist die Vernachlässigung der Gefühlswelt der Menschen, die Ausdruck finden möchte. Vor allem in der Nachkriegszeit war der spröde Spartanismus vielleicht zunächst nachvollziehbar. Es blieb aber etwas auf der Strecke. Es ist ein Bereich der rational nicht erfassbar ist, hier bewegen wir uns im Irrationalen, etwas das unter der Oberfläche pocht. Vielleicht auch deshalb diese Gefechte, bei denen viel Energie verpufft, die besser in die qualitative Absicherung der möglichen Rekonstruktionen fließen sollte.

    ...dass eine ausschließlich historische Reko nicht von vorneherein festgeschrieben werden soll.

    Ich lese in Bezug auf die mögliche "historische Reko" des Äußeren der Bauakademie, dass die Moderne "eine Chance" bekommen soll, was mich doch etwas verwirrt. Gibt es bei dem enormen Bauvolumen alleine in Berlin irgendwo einen Bauplatz wo die "Moderne" denn keine "Chance" hat sich zu verwirklichen?

    Irgendwie haben sich die Parameter völlig verschoben. Oder anders gefragt: ist das oder sind diejenigen, die ihre Werke gerne als "Moderne" bezeichnen, wirklich noch die "Moderne" oder ist sie nicht längst selbst historisch geworden?

    Anders kann ich mir diesen merkwürdig (unwürdigen) Abwehrkampf gegen diese vereinzelten Rekonstruktionen früherer Bauepochen in Deutschland kaum erklären. Nehmen wir doch Frankfurt am Main als Beispiel für dieses merkwürdig wehleidig unverhältnismäßig bissige Klagen. Auf der einen Seite kleine (Mini-)-Straßenzüge mit Altstadt-Rekonstruktion. Trotz manch struktureller Schwächen ergibt sich ein durchweg hochwertiges Ganzes. Dahinter türmen sich die schon unzähligen Hochhäuser (darunter hervorragende) durchweg in Stile der Moderne. Ich kenne kaum Altstadt-Fans (wie man heute gerne sagt) die sich über die Hochhäuser aufregen, aber unzählige selbsternannte Vertreter der "Moderne", die sich über die Altstadt-Rekonstruktion aufregen, obwohl das Verhältnis unverhältnismäßig ist. In Berlin ist das nochmals deutlicher.

    Also deshalb meiner Frage, ist die eine Seite hysterisch oder einfach nur blind für die Wirklichkeit oder ist das schon krankhafter Narzissmus? Die Sorge um die Qualität bei den Rekonstruktionen kann es nicht sein, da das Gegenargument entwaffnender wäre.

    Berlin würde so manche Rekonstruktion gut tun und der sogenannten "Moderne" würden diese keinen Abbruch tun. Nehmen wir als Beispiel nur die (fehlende) Hauptfassade der TU an der Straße des 17. Juni. Oder warum könnte die Schaufassade des ehem. Anhalter Bahnhofs nicht Teil der Stadt werden? Ich kann mir gut vorstellen, dass die Karstadt-Rekonstruktion ganz Neuköllen einen ganz neuen Bezug zum Hermannplatz verschafft. Und warum soll ein Cube wie vor dem Hauptbahnhof oder Chipperfields James-Simon-Galerie jetzt nicht mehr möglich sein? Ich denke die Qualität der Vergangenheit kann erst ein Ansporn für künftiges (neues) sein. Möge sich das Alte und das Neue aneinander reiben, jedoch nicht gegenseitig verunmöglichen.

    Man kann aber auch sagen, hier haben sich zwei gefunden, die sich ähnlicher sind als sie wahrhaben wollen. Zwei die gerne rekonstruieren, zwei die gerne im Rampenlicht stehen, zwei die nur zu gerne ihre reinweiße Weste vorzeigen, zwei die gerne streiten und sich das auch leisten können. Insgesamt gesehen eine morastige Schlammschlacht von der man sich besser fernhält.

    Aber vielleicht auch bei aller berechtigten Kritik an Herrn von Boddien, so müsste man doch selbst als Gegner seiner Arbeit feststellen, dass seine Unermüdlichkeit pro Schlossrekonstruktion ein seltener Akt von Beharrlichkeit und ja sagen wir auch von Idealismus ist. Er hat etwas hinterlassen in der Mitte von Berlin.

    ^ Die ursprünglichen Entwürfe sahen ja auch anders aus, als die jetzt fertiggestellten Objekte. Wenn der Bauherr downgraded, weiß ich nicht inwiefern die Baukommission da noch eingreifen kann.

    Das ist ein ganz wichtiger Punkt den sie ansprechen. Die Vertreter der Stadt sind sich nie zu schade vollmundig über "Baukultur" zu sprechen und "Bauqualität" einzufordern. Wie wichtig war der letzten Baudirektorin auch immer das "Reporting", so dass man im Sinne der Baukultur bei Veränderungen der Bauaufgabe als Stadt eingebunden ist.

    Und in diesem Fall war der Bauherr eine städtische Wohnungsbaugesellschaft und die Stadt Berlin selbst. Beide "downgradeten" ihre ausgewählten Entwürfe (man vergleiche Blauraums Visu vom Mühlendamm aus gesehen und Naglers Wettbewerbs-Gewinn). Eine Information bzw. ein "Reporting" an die Bürger oder Interessierten warum bzw. dass überhaupt "downgegradet" wird - Fehlanzeige!

    Die "Baukommission" hat sich für diese beiden (offensichtlich nebensächlichen) Bauprojekte in Berlins (ganz alten) Mitte nicht weiter interessiert. Und ja, auch der neuen Baudirektorin hätte die Entwicklung an diesen beiden zentralen Grundstücken doch zumindest auffallen müssen. Reaktion ? - Fehlanzeige!

    Mit diesen beiden Bauten diskreditierten die Verantwortlichen in Berlin nicht nur den sozialen Wohnungsbau an zentralen Orten (selbst der Stadt-und-Land-Neubau Pöhlbergstraße - Blumberger Damm oder weite Teile des Gesobau-Stadtgutes Hellersdorf wirken hochwertiger), sondern auch den Leumund der Senatsverwaltung als Bauherr beim Archäologischen Besucherzentrum, einem der wenigen herausragenden Kulturbauten der "Kommune".

    Wie will man da weiter ernst genommen werden als Senatsverwaltung oder Bezirk bei der Einforderung von architektonischer Qualität?

    Verschiebt sich da nicht auch etwas die Glaubwürdigkeit, wenn Investoren wie z. B. Signa von Vertretern des Parlaments oder aus den Bezirken heraus kritisiert werden für dies oder das, diese aber (aus meiner Sicht) durchweg hochwertiges hinterlassen, zu dem die Kritiker (offensichtlich) nicht in der Lage sind? Und nur zur Klarstellung, gute oder besser gesagt überzeugende Architektur muss nicht zwangsläufig teuer sein, hierzu hat Berlin genug Beispiele. Aber da sind wir jetzt wieder beim Thema "Baukultur"...

    Das sanierte Verlagshaus samt Pressecafe und gläsernen Neubau ist nach meiner Auffassung ein gelungener Beitrag zu einem "neuen" Alex, der auch Bauten aus DDR-Zeit enthalten wird. Beim Umbau vom Haus des Lehrers samt Kongresshalle (interessant wieder die Doppelung von Scheibe und Flachbau und künftig von Block und Turm) wurde ähnliches Niveau an den Tag gelegt. Bleibt zu hoffen, dass auch das Haus des Reisens eines Tages eine ähnliche Behandlung erfährt und auf der Rückseite des heutigen Parkplatzes ein passender Neubau (vielleicht mit ein oder zwei Hochhäuser) entsteht. So wären dann die beiden verbliebenen Zeitebenen am Alex des 20. Jhdts. (20er Jahre Alexander- und Berolinahaus, Haus des Lehrers/Verlags/Reisens) würdig ins 21. Jhdt. transformiert worden.

    Das Projekt Haus der Statistik erhält von mir keine Vorschusslorbeeren, da man erst die Integration der Neubauten (evtl. wieder mit HH für Bezirksamt) abwarten muss.


    Monasterium, spannend bleibt es wie mit dem Bau auf der anderen Straßenseite (heute: Stasiunterlagen-Archiv) umgegangen wird. Ursprünglich sollte es ja abgerissen und an die Straßenkante herangeführt werden, was dem Haus des Verlags dann wieder einen noch deutlicheren Auftritt verschaffen würde. Da müssen wir noch warten...

    Deiner Kritik am Neubau muss ich aber einen Pluspunkt des Hauses entgegensetzen. Seit Langem erkennt ein Architekt wieder das Dach (in dem Falle ein sehr spitzes) als Teil der Architektur. Zum kastigen H. d. V. eine gekonnt ironische Ergänzung als möchte das "Podium" selbst ein Hochhaus sein und zugleich wunderbare Überleitung in das flachere Hinterland.

    Ich könnte mir sogar vorstellen, dass auch Geschäftsleute und Touristen etwas Raum und Entschleunigung genießen werden - WENN es denn am Ende gut durchdacht und ansprechend umgesetzt wird...

    Ich springe hier nochmals in die Bresche... Und genau das ist der Punkt der viele eben wenig überzeugt. "WENN" ist das Problem, ja wenn es gut gemacht ist. Und eben genau wegen dem "WENN" haben hier eben sehr viele Bauchschmerzen.

    Zum Beispiel bei einem Event-Erlebnis-Einkaufen mit einem LED-Himmel wie bei "The Place" in Peking könnte ich mich von einer Fußgängerzone schon überzeugen lassen, allerdings bleibt dies in Berlin (leider) nur eine Traumvorstellung. Eben wenn das Wörtchen wenn nicht wär...

    Klarenbach, iIhr beschriebenes „Lieblingsprojekt“ am Halleschen Ufer entspricht m. E. wieder genau dieser Unlogik bei der Berliner Verkehrspolitik. Man schließt die nördliche Fahrtrichtung um sie auf der südlichen (Tempelhofer Ufer) dann umzuleiten. Das Resultat werden einfach mehr Staus, jahrelange Prozesse (siehe Friedrich- und Krautstraße), und die Schließung eines Straßenabschnitts für Autos, was beim nächsten Senat schon wieder geändert werden kann. Die übergroßen und stadtfeindlichen Verkehrsschneisen an der südlichen Wilhelmstraße, am Mehringdamm sowie der nördlichen Potsdamer Straße bis kurz vorm Sony-Center bleiben wie sie sind.


    So sehr ich auch sage einzelne Straßen dem Auto zu entziehen ist durchaus möglich, allerdings wird nur ein Schuh draus, wenn in einer wirklichen nachhaltigen Politik alle Bedarfsfelder im Gleichklang sind (Schließung, Rückbau, U-S-Bahn-Ausbau, etc.). Wenn nur erstes und dies nur in werbewirksame Bereiche betrieben wird, führt dies schnell zu einem allgemeinen Verdruss über die Idee einer „Verkehrswende“. Und da muss ich die Nachwende-Senate bis in die 2000er Jahre hinein schon verteidigen, das war vorbildlich was dort an wenn Sie so wollen wirklicher „Verkehrswende“ betrieben wurde. Der Ausbau der U-5, die Planungen und Vorleistungen für weitere U-Bahnen alleine am Potsdamer Platz, alleine der Rückbau von Straßenschneisen (z. B. Alexanderstraße, Straßenraster Friedrichstraße, etc.) waren (und ich sage es gerne nochmals) vorbildlich und in keinem Vergleich zu dem was heute Verkehrspolitik genannt wird.


    Aber die neunziger Jahre waren für ökologische Fragen in Berlin eine bleierne Zeit, die ich auf keinen Fall zurück haben möchte...

    Da darf ich Sie aber schon die übergroße Leistungen in den 90er Jahren des Berliner Senats hinweisen, der die für heutige Vorstellungen gigantischen ökologische Altlasten der untergegangenen DDR zu beseitigen hatte. Was da geleistet wurde sucht historisch seinen Vergleich.

    Aber natürlich kann man über Kreuz und Inschrift diskutieren und unterschiedlicher Meinung sein. Selbstverständlich ist auch Kunst ein Beitrag um Dinge hervorzuheben oder kritisch zu unterstreichen. Und hier können m. E. auch Politiker unterschiedliche Ansätze haben.

    Aber leider verstehen sich manche immer als erste Kämpfer gegen Ausgrenzung und Spaltung, obwohl genau das merkwürdigerweise immer das Ergebnis ihrer Politik ist.

    Das Stadtschloss wird auch diese Kunstinstallation überstehen, die neuen Gräben und Vorbehalte im Land werden dadurch (leider) nur tiefer. Aber Hauptsache man war in der Zeitung.

    JimmyMcGill, danke ich kenne den Wikipedia-Artikel und ich bin auch über die (mageren) Planungen des Senats informiert. Die Rückgewinnung des Stadtraums vom Autoverkehr wurde ja in Berlin der 90er und noch 2000er vorbildlich durchgeführt bzw. geplant. Zum Beispiel setzte Stimmann die je Richtung Einspurige Friedrichstraße gegen große Bedenken der CDU und Linken (damals PDS) durch. Straßenrückbau war im großen Stil im Stadtbereich geplant. Ohne diese Planungsgrundlagen wäre uns auch der Molkenmarkt in seiner Schneisenform erhalten geblieben. Nur etikettierte man dies damals nicht als sogenannte "Verkehrswende". Dass dies mehr "Verkehrswende" war als das was wir seit den selbsternannten "Verkehrswende"-Senaten (2 x grüner Verkehrssenat) erleben wurde ja schon von Oranien korrekt beschrieben.

    Auch von mir vielen Dank für die aufwendige Fotosammlung zum Ausbau der Dresdner Bahn.

    Ich schaue mir bei Wikipedia gerade die Reisezeit an. Hat jemand hierzu nähere Informationen, warum die heute (neu)

    ausgebaute Strecke lediglich um 5 Minuten schneller ist, als die gleiche Bahnstrecke im Jahre 1939 (Berlin-Dresden Hbf)?

    Oder übersehe ich hier etwas?

    ^ Das was Sie schreiben ist m. E. genau das Missverständnis bei dem Thema "autofreie Friedrichstraße". Sehr vielen Kritikern geht es nicht um die Priorisierung des Kfz-Verkehrs oder seiner Lobby. Zudem stehen viele Kritiker dem Thema Fußgängerzone auch nicht feindlich gegenüber. Vielmehr geht es um die Frage ob dieser Standort dafür der richtige ist und ob es der Straße wirklich gut tut.


    Ich sage der Standort passt einfach nicht und dies wird weitere negative Auswirkungen auf ihn haben. Und weil die Verkehrspolitik als Ganzes nicht zu Ende gedacht wurde (auch rechtlich nicht) wird dieses Vorhaben immer unter Spannung leiden. Die Krautstraße in Friedrichshain hats (leider) vorgemacht.


    Nicht jeder Kritiker ist gleich automatisch pro Auto, allerdings erwartet man schon von einer Verkehrspolitik in größeren Zusammenhängen denkend ein Konzept vorlegen zu können. Was wir bis heute erleben ist ausschließlich Symbolpolitik an ein paar prominenten Orten.


    Ihre Antwort an "Oranien" im Post "133" zeigt genau dieses (aus meiner Sicht) grobe Missverständnis. Ein Gesamtverkehrskonzept für die Gesamtstadt Berlin würde für einzelne Maßnahmen (die darauf zurückzuführen wären) mehr Akzeptanz aufbringen.


    Ich möchte es als Beispiel verdeutlichen was ich meine:

    • "Verkehrswende" wird als plakatives Wort in die Arena geworfen, aber außer werbeträchtigen Inszenierungen habe ich bis heute nicht verstanden was dieses Wort beinhalten soll. Hier fehlt das Fundament, worauf es sich bezieht (z. B. pro dies oder gegen das, dann aber mit alternativem Angebot)
    • „Fahrrad“ – es wird viel vom Fahrradverkehr gesprochen, doch kann ich bei der Politik nicht erkennen, dass es wirklich um eine Verbesserung für Fahrradfahrer geht. Wieder wird an prominenten Stellen die schon vorhandenen Fahrradwege umgebaut oder nur andersfarbig gestrichen samt Abstandmarker – aber außerhalb dieser prominenten Orte habe ich es als Fahrradfahrer nicht leicht. Im Großen und Ganzen werden kaum Fahrradwege angelegt, ausgebaut oder verbessert, ganze Bezirke sind für die Verkehrspolitik nach meiner Wahrnehmung nicht existent.
    • ÖPNV: Hier haben wir zwar etwas Bewegung bei der Tram, allerdings fällt negativ ins Gewicht, dass z. B. bei der Strecke nach Moabit, die Möglichkeit der U-Bahn verbaut wurde. U-S-Bahn-Planung gibt es im heutigen Berlin (120 Jahre nach Eröffnung der ersten U-Bahn) im Grunde keine mehr.

    Und das ist glaube ich das Manko dieser Politik. Es fehlt der überzeugende Überbau, der einzelne Maßnahmen verständlich und als Ganzes erscheinen lassen würde. Zudem versucht man sich in einer „Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand“-Mentalität, völlig Unwillens über Alternativen oder Kompromisse nachzudenken. was natürlich nur Gegenreaktion erzeugt. Ein Vorschlag meinerseits: alternativ ein besser geeignetes (und zudem größeres) Gebiet zur Fußgängerzone auszubauen. Meiner Ansicht nach würde sich der Bereich ab Kottbusser Tor über den Kottbusser Damm bis zum Hermannplatz anbieten.


    Überflüssiges Zitat des Vorposts gelöscht. Wenn du unmittelbar auf einen Beitrag antwortest, ist der Bezug ohnehin klar. Siehe dazu die Richtlinien für das Einbinden von Texten. 🙂

    Wobei man hier wieder die Gegenfrage stellen kann, warum soll nun die (aus Ihrer Sicht) fehlende "Frequenz" ab UdL südlich gerade durch das Ausbleiben des Kfz-Verkehrs erreicht werden?

    Im Grunde ist der Widerspruch zur "autofreien Friedrichstraße" nicht auflösbar. Wie Sie schon in einem Vorpost richtig erwähnten gibt es ja auch die Behauptung einiger die Friedrichstraße (inkl. Passage) habe nicht funktioniert, Dem würde ich sofort widersprechen. Das Hauptmanko war immer das Quartier 206, was aber (wenn man den Sachstand näher betrachtet) vor allem an den Eigentümern (jetzt Insolvenz) lag. Zudem kam es zu einer deutlichen Beeinträchtigung durch den Ausbau der U5, der den besagten Teil der Friedrichstraße praktisch abschnitt. In dieser beeinträchtigten Zeit kam die Idee der "autofreien Friedrichstraße" auf, da manche glauben die Friedrichstraße funktioniere nicht. Ich und andere sagen wiederrum, die Straße funktioniert, lasst sie bitte in Ruhe. Dass man evtl. Veranstaltungen, Attraktionen (diverser Art) dort etwas konzentrieren kann würde sich bei dem Schlauch einer Straße anbieten. Aber mehr ist aus meiner Sicht (derzeit) nicht notwendig bzw. sinnvoll.

    Meine Wahrnehmung ist halt, dass diese Straße in ihrer Diversität auch die Diversität von Verkehr benötigt. Was wiederum in 5 oder 10 Jahren ist möchte ich nicht vorwegnehmen. Falls dann eine zweite Wilmersdorfer Straße oder eine Art Istiklal-Straße entstand, dann ist nochmal vieles möglich zu überdenken. Nur jetzt halte ich den Zeitpunkt für den falschen.


    Markus40 bitte die Zitierfunktion sinnvoll nutzen. Beim Vorpost reicht ein "^" völlig aus.

    Für mich war diese Straße vor dem ganzen Ersticken jeder Atmosphäre immer die urbanste Straße von ganz Berlin. Ein bisschen Verkehr, aber einspurig, viel Gewusel, dazwischen Menschen wie ich völlig normal auf dem Fahrrad

    Da sprechen Sie mir direkt aus dem Herzen. Auch ich war von dieser ewiglangen schnurgeraden Straßenschlucht mit seinem wie sie schreiben „Gewusel“ begeistert – hier kam für mich ein typisches Berlin-Gefühl auf. Nur noch zu vergleichen mit der Ecke Kudamm/Joachimstaler am Freitag oder Samstag Nachmittag. Es ist eine merkwürdige Eigenart der Stadt, dass seine Vertreter (Senat, Bezirk, Bürgerinitiativen) die Stadt immer gerne in eine Art überschaubares Dort verwandeln wollen und mit diesem „Gewusel“ oder sagen wir dieser Wildheit nichts anfangen können oder nichts Positives damit assoziieren.


    Von der Wohnungsmarktkrise, unzähligen verpassten Chancen in Stadtplanung und Architektur über Lompschers Mietendeckel, dem Urteil zur Friedrichstraße bis zur auch verwaltungstechnisch unsinnigen Trennung von Stadtentwicklung und Verkehr (da so keine wirkliche Stadtentwicklung mehr möglich ist, sondern nur noch das Bebauen von Freiflächen), so erkennt man doch, dass die Politik die Probleme der Stadt nicht unbedingt verringert. Ich persönlich glaube mittlerweile ja, dass die Stadtentwicklung samt Verkehr von der Politik entkoppelt bessere Resultate liefern würde. Aber das ist nur meine Träumerei.


    Warum man sich jetzt so an einer autofreien Friedrichstraße festgebissen hat, verstehe ich nicht ganz. Die Leipziger Straße samt überdimensionierten Brücken bleiben von dieser Art „Verkehrswende“ ja ausgespart. Nun gut, der aktuelle Senat scheint nur noch für ein paar prominente Bereiche der Stadt zu planen, dass es in Gesamtberlin nur bedingt und zu großen Teilen in äußerst schlechten Zuständen Fahrradwege gibt, interessiert (leider) nicht weiter. Vielleicht ist das eine Art Beißreflex da man an prominenter Stelle einen Erfolg vorweisen möchte, ich weiß es nicht. Zum anderen kann es gut zu einem Problem werden, wenn wir jetzt so sehr das Fahrrad in den Mittelpunkt stellen wollen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dies zu rechtlichen Neubewertungen führt, die auch (ich) als Fahrradfahrer nicht wollen kann. Wenn Politik nicht zu Ende gedacht wird, müssen es am Ende immer die Gerichte klären.

    Im Falle der Friedrichstraße bleibt mir allerdings ein Rätsel offen. Hat denn die Verwaltung die Senatorin nicht über die möglichen Risiken informiert oder nur unzureichend?

    Geschmäcker sind bekanntlich unterschiedlich, und die Geldbeutel haben bekanntlich auch verschiedene Größen. Aber wenn nur ein Bruchteil des Anspruchs, den viele privaten Investoren (wie z. B. hier in der Fasanenstraße) in Berlin hinterlassen (wenn sie denn dürfen), auch auf die Stadt und seine landeseigenen Wohnbaugesellschaften als Bauherren überschwappen würde - für Berlin wäre es ein Segen.

    Was hat den Lüscher damit zu tun? - Lompscher und Bewohner haben den 1. Preis verhindert und nicht Lüscher, womit hier wir wieder bei der Stimmungsmache wären.

    Moment, so einfach kann man sich das nicht machen. Das entstandene Wohnhaus der WBM ist mit dem Wirken von Frau Lüscher verbunden wie wenige andere in der Stadt. Sie war von 2007 bis 2021 Senatsbaudirektorin und hat die Architektur der Stadt seither maßgeblich mitgeprägt. Vergessen Sie bitte auch nicht, dass Frau Lüscher im Gespann mit Frau Lompscher das Thema Wohnungsbau der landeseigenen aufs Tablet hob und sich immer lautstark über die Themen „Baukultur“ und „Bauqualitäten“ definierte, zudem ist sie was die historische Mitte betrifft in jedes Gremium und jede Entscheidung eingebunden gewesen.


    Es ist wohl das Denkmal der Ära Lüscher das hier entstanden ist. Sicher lag ihr erster Fehler darin, dass sie für dieses Grundstück einen Entwurf mit einem weiteren Hochhaus favorisierte, obwohl das im Planwerk ihres Vorgängers nie vorgesehen war, was natürlich Sprengstoff und Munition für die angrenzenden Bewohner barg. Frau Lompscher hat sich an diesem Grundstück auch die Finger verbrannt, denn einseitig verwarf sie das Hochhaus, was Planungszeit kostete und den schnellen Neubau von günstigem Wohnraum (für den Frau Lompscher stand oder stehen wollte) konterkarierte.


    Um das Trio Infernale zu vervollständigen kam noch ein sehr blasser und baukulturell äußerst durchschnittlicher Baustadtrat Grothe aus Mitte hinzu. Dieser setzte nach dem gekippten Hochhaus den Drittplatzierten (Blauraum) durch. Warum man nicht den ersten Preis ohne Hochhaus überarbeiten ließ oder den Preisträger des zweiten Platzes nahm bleibt im Dunkeln. Um das Kuddelmuddel aber nochmals zu steigern entstand nicht der Entwurf vom Wettbewerb von Blauraum (Dritter Preis) sondern eine komplette (banalisierende) Überarbeitung.


    An der Stelle kommen zwei weitere Protagonisten, die das verbrochen haben ins Spiel: Die WBM und die Firma MILA. Dass die WBM mit Architektur wenig anfangen kann ist bekannt. Warum man in der Breiten Straße und am Molkenmarkt so viele Wettbewerbe abhält liegt wohl am bekannten Defizit, auf der anderen Seite erklär sich an der Stelle wieder nicht, warum man für das Grundstück Fischerinsel nicht einen neuen Architektur-Wettbewerb (da jetzt ja klar war, dass kein HH kommt) durchsetzte? Soweit jetzt zu erfahren ist hat die ausführende Firma MILA den (überarbeiteten) Entwurf von Blauraum in fast schon deutscher Gründlichkeit ins Extrem vereinfacht. Aber auch die aktuelle Bürgermeisterin Giffey kommt zum Richtfest, auch ihr scheint die mangelnde Architektur nicht weiter aufzufallen.


    Jetzt bitte bedenken sie doch mal an wie vielen Stellen Frau Lüscher hätte eingreifen können, nein in Anbetracht des Ortes sogar müssen. Wie schreibt die WBM: „An der Wiege Berlins“. Und nicht immer die Mär vom bezahlbaren Wohnraum verbreiten. Es handelt sich um bezuschussten Wohnraum, die andere Hälfte wird für bis zu 16 EUR qm angeboten samt Concierge Service.


    Ich fasse meine Fragen nochmals zusammen, vielleicht kann sie mir einer beantworten:

    • Wie kann es sein, dass eine Senatsbaudirektorin das Desaster zwar ins Rollen bringt, jedoch zu keinem Zeitpunkt (vier Jahre seit Wettbewerb) eingreift bzw. anscheinend die Entwicklung an diesem zentralen Ort (Wettbewerb war 2015!) an ihr vorbei geht?
    • Wie kann es sein, dass ein Architekturbüro wie Blauraum, das überzeugende Projekte errichtete, so wenig Feingefühl für dieses Stück an dem zentralen Ort hatte?
    • Wie kann es sein, dass die WBM architektonisch an diesem (ich wiederhole mich) Ort, 500 Meter vom Schlossplatz entfernt und nun von allen Achsen zu bestaunen so versagt?
    • Wie kann es sein, dass die Firma MILA den Entwurf nochmals banalisieren durfte? Wer gab dies in Auftrag? Gab es Abstimmungen mit dem Bezirk – Herrn Grothe?

    Nein, auch ich finde den Artikel von Herrn Göbel in der Berliner Zeitung für falsch. Bauten wie den Nalbach-Block gegenüber oder das Parkhaus von Kny und Weber hinter den Rathauspassagen sind im Vergleich zu dem was „an der Wiege Berlin“ (WBM) gerade entsteht wahre Baukunst.


    Abschweifend ein Link zu Baunetz, was denn auf der Fischerinsel in Kiew alles möglich sein könnte:

    https://www.baunetz.de/meldung…BUR-_in_Kiew_8021077.html