Es fehlen nicht Wohnungen an allen Ecken und Enden, es fehlen günstige/bezahlbare Wohnungen. Für Leute mit (viel) Geld gibt es mehr als genügend Wohnungen.
Und genau darin liegt das Grundproblem (nicht nur) der Berliner Politik, die zur aktuellen Misere führte. "Wohnungen ja, aber..." ist mittlerweile ein von fast allen übernommener Gedanke, der aber leider nur in Ideologie fußt und keine Antwort auf die Wirklichkeit hat.
Die Wirklichkeit am Berliner Wohnungsmarkt dramatisiert sich von Tag zu Tag, das neu aufgekommene Phänomen der Wohnungslosigkeit (nicht direkt zu verwechseln mit Obdachlosigkeit), ist keine Randerscheinung mehr, sondern zwingt Menschen zur Stadtnomadität. Das kann man doch nur noch ausblenden, wenn man die Rollos runterlässt und nur noch in der eigenen Internetrealität oder auf der geblendeten Sonnenseite der Stadt lebt. Spätestens wenn bei einer gemieteten ET-Wohnung die Eigenbedarfskündigung im Briefkasten ist findet man sich in dieser Wirklichkeit wieder. Ich kenne dutzende Beispiele von Eigentümern, die sich (eine) ihre(r) Wohnung(en) mit einer Eigenbedarfskündigung freigeklagt haben, da sie selber aus einer gemieteten Wohnung gekündigt wurden.
Es benötigt Wohnungen für jeden (!) Geldbeutel und das in der Masse. Das was hier seit Jahren zwar geleistet wird ist nett, aber entspricht nicht der Berliner Wirklichkeit. Bitte zeige mir diese "genügend Wohnungen" für "Leute mit (viel) Geld", wobei die erste Frage ist, ab wann geht "Geld" los? Ich kenne diesen angeblichen Leerstand nicht!
Auch hier zeigt sich die Verwirrung durch die immer gleichen (und gleich inhaltsleeren) Verlautbarungen der Politik:
"Nur günstiger Wohnraum fehlt...", "keine Wohnungen für Reiche..." etc. etc. (ich vereinfache etwas um es verständlich zu machen). Wir sind angeblich ein Einwanderungsland, nehmen unbegrenzt Flüchtlinge und auch Wirtschaftsmigration in Kauf - stellen aber den Wohnraum nicht zur Verfügung! Mal liegt es an der Umwelt, mal an der freien Sicht, mal sind Verkehrsabstandsflächen schöner, mal kann man wegen dem Klima nix oder nur sehr teuer oder nicht zu hoch bauen, und, nein die Bauvorschriften sind auch nicht schuld an den teuren Wohnungen, etc. etc. etc. Beispiel hierzu: "Mollstraße 19" oder der Protest zur "Holzmarktstraße 66.
Es findet sich jeden Tag ein neuer Grund warum dies oder das nicht geht. Nur hilft das niemanden. Was viele gar nicht sehen, es findet auch Einwanderung von Menschen mit entsprechend Geld statt, die beanspruchen hochwertige Wohnungen. Auf der anderen Seite wird eine Verkäuferin in einem Discounter oder gar ein Bürgergeldaufstocker die Mietpreise bei den öffentlichen WBGs nicht gerade "billig" finden. Beides und die vielen Graustufen nimmt die Berliner Politik nicht wahr, die nur noch schwarz oder weiß kennt. Hinzu kommen neue Verwerfungen bei den städt. WBGs durch das Losverfahren, da die Dringlichkeit ausgehebelt wurde.
Wer das eine will muss das andere in Kauf nehmen. Vielleicht muss sich Berlin oder gar Deutschland als Ganzes mal im Klaren darüber werden was es eigentlich will. Und wenn ich Zuzug wie aktuell gewährleisten möchte (und ja, ich zweifle an den offiziellen Einwohnerzahlen nicht nur Berlins), dann muss ich Wohnraum in der Masse (!) gewährleisten. In dem Fall ist dann "das Hemd näher als die Hose", und an anderer Stelle (Umwelt, Vorschriften, Klima, etc.) müssen Abstriche her. Aber es wäre schon eine geistige Errungenschaft dieser Stadt, nicht ständig zu behaupten, dies lasse sich alles unter einen Hut bringen und am Ende bleibt das Ergebnis sogar hinter den eigenen (sehr bescheidenen) Erwartungen zurück (siehe Zahlen Wohnungsbau).