Beiträge von Rud

    Nachdem der Wieshüttenplatz in den letzten Jahren erheblich aufgewertet wurde (Hotel Roomers, Studentenwohnheim, Cafe Gutviertel, YokYok Eden (mit Konzerten, Austellungen, Parties und Openair-Kino), um die Ecke jetzt die Nestle-Zentrale ...), ist die verfallene Villa der letzte Schandfleck dort. Aktuell dient der Garten als Mülleimer und die Vortreppe als Konsumort.

    Wenn man die Villa hinkriegt und den Park einigermaßen von der Drogen- und Alkiszene frei hält (aktuell geht es so, aber manchmal grenzwertig), dann wird das ein schöner Ort direkt am Hauptbahnhof.

    Hallelujah. Der Nordaufgang wurde geschlossen und wird jetzt renoviert. Das war der traditionell schlimmste Ort des Hauptbahnhofs, gerade in letzter Zeit wurde es noch einmal schlimmer. Der Vorhof zur Hölle.


    Mögen die Kompetenzgerangel, die für die katastrophale Situation gesorgt haben, gelöst werden und der Nordaufgang nie wieder so schlimm werden wie er viel zu lange Zeit war.



    Nordaufgang2.jpg

    Wie gesagt: was Oktagon angeht würde ich so schnell niemandem einen Vorwurf machen. Ein einmaliges Ereignis: man hatte keine Erfahrung mit dem Verhalten / Anreiseverhalten / Abreiseverhalten der Besucher (das sich stark von dem von Fussballfans oder Konzertbesuchern unterscheiden dürfte), es war auch nicht klar wie lange es gehen würde (die Länge von MMA-Fights ist nicht so leicht vorherbestimmbar) ...


    Ich sehe das generelle Problem bei der Veranstaltungslogistik im Waldstadion auch nicht in der Organisation sondern klar in der Infrastruktur. Deren Qualität passt nicht zu Frankfurt und angesichts der umfangreichen Nutzung würde es sich auch lohnen hier ein paar Milliönchen zu investieren.

    Food for thought.

    Es gibt im Rhein-Main-Gebiet vier Opernhäuser (Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden, Mainz): davon zwei Paare auf engstem Raum (F/D und M/W). Diese haben nach meinem Verständnis nicht nur jeweils separate Spielstätten sondern auch separate Besetzungen und Organisationen ohne nennenswerte Kooperationen. Angesichts der kleinen profitierenden Nischen und der riesigen Belastungen für den Steuerzahler gibt mir das sehr zu denken.


    Vielleiht könnte man die Frankfurter Milliardeninvestitionen einmal zum Anlass nehmen zu versuchen sich mit den Darmstädtern zusammenzuraufen und nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen, als kleines Zugeständnis an den geplagten Steuerzahler. Aber so lange das Geld im Überfluss vorhanden ist und der Steuerzahler eben keine richtige Lobby hat, denkt man an so etwas wahrscheinlich nicht einmal.

    Generell stimme ich zu: die Situation ist peinlich, gerade die Verschlammung.


    Was Oktagon angeht bin ich mir allerdings nicht so sicher. RMV / Stadt / Behörden werden sich die Infos zu den Menschenströmen ja nicht selbst zusammenreimen, das muss vom Veranstalter kommen, bzw. von der Stadiongesellschaft. Da man mit einer VA wie Oktagon in dieser Größenordnung bisher keine Erfahrung hatte, kann ich mir vorstellen, dass das einfach falsch eingeschätzt und kommuniziert wurde. Bei 60K Besucher führt dass dann schnell zu einer schwierigen Situation.

    Es sei an dieser Stelle auch an das Böse Onkelz-Konzert im Waldstadion 2022 erinnert. Da sind zwei Menschen beim Abtransfer über die Gleise gelaufen, vom Zug erfasst worden und gestorben.

    Naja, wenn Steuer-Milliarden für das Privatvergnügen einer winzigen Minderheit ausgegeben werden, dann wird man ja wohl Diskussionsbedarf anmelden dürfen. Nur mal so zum Vergleich: meines Wissens beträgt der aktuelle Schuldenstand der Stadt Frankfurt ca. 3 Mrd Euro.

    Wenn die Oper jetzt 2 Mrd. kostet und wir mal davon ausgehen, dass keine wesentlichen Zuschüsse von Bund und Land kommen (so ist das typischerweise), dann erhöht man den Schuldenstand der Stadt Frankfurt mal eben um 70%, denn durch Überschüsse finanziert wird das ja nicht. Im Gegenteil: die laufende Subvention des Opernbetriebs darf der Steuerzahler ja zusätzlich noch stemmen.


    Das Projekt bürdet der Allgemeinheit 70% mehr Schulden auf, obwohl nur 1-2% der Bevölkerung davon profitieren.

    Angesichts solcher Zahlen ist es schon schräg, das so wenig kritisch reflektiert wird. Da ist die Debatte in Düsseldorf wesentlich lebhafter.

    Wie gesagt: es ist eine Schwäche unseres demokratischen Systems, dass es mit extremer Lobby-Arbeit und dem Wohlwollen einflussreicher Kreise wie der Medien zu derart absurden Zuständen kommen konnte.

    Wie weit das gehen kann, sieht man gerade gut in Berlin, wo der Kulturbetrieb ja geradezu parasitäre Ausmaße angenommen hat: wenn man die Subventionen ein bisschen runterfahren will, muss man sich permanenten Anfeindungen bis hin zu physischen [EDIT] Angriffen aussetzen. Das Anspruchsdenken kennt keine Grenzen.

    Wieso problematische Sicht? Es ist Ergebnis einer demokratisch legitimierten kommunalen kulturpolitischen Entscheidung

    Mir nicht bekannt, dass es flächendeckend Volksentscheide zur Luxussubventionierung von Opern gab. Diese Institutionen, bzw. die ganze Szene darum machen fantastische Lobby-Arbeit, nur deswegen gibt es diese unfassbaren Zuschüsse. Ich kenne fast niemanden, der das gutfindet, es ist eine Schwäche unseres demokratischen Systems, dass das so ausarten konnte.


    Selbst meine Mutter, die nicht nur ständig die Oper besucht sondern auch jahrzehntelang dort gesungen hat, findet es teilweise absurd ("Wenn ihr jungen Leute euch nicht wehrt, werdet ihr eben ausgenutzt").


    Außerdem gibt es nicht immer nur eine 0 und eine 100-Lösung: sicherlich ginge es einfacher und pragmatischer, sicherlich könnten diese Institutionen sich um andere Erlösquellen bemühen (gerade in einer Stadt wie Frankfurt), aber ohne Druck gibt es keine unangenehmen Entscheidungen, da macht man es sich bequem. 1-2% gönnen sich Luxus auf Kosten der Gesamtbevölkerung.


    Und zu den 30% Kostendeckungsquote: geht da alles rein? Auch Baukosten der Spielstätten?

    Heute um 18 Uhr wird der erste Bahnhofsviertel-Weihnachtsmarkt auf dem Jürgen-Ponto-Platz offiziell eröffnet. Undzwar durch die Weltpremiere des neuen Bahnhofsviertel-Chors.


    Was erwartet die Besucher? Es gibt ca. 20 Buden, also ein sehr kleiner Markt.

    Der Markt wird zwar als alternativ beworben, aber extrem alternativ finde ich ihn bisher nicht. Der übliche Dreiklang aus Essen, Trinken und Weihnachts-Krimskrams. Beim Essen konnte ich einen südamerikanischen Einschlag feststellen, ich habe auch Diskokugeln vorgefunden, evtl. gibt es mehr auf die Ohren als nur den Chor.

    Puh, bei diesen Berechnungen stehen mir als Betriebswirt alle Haare zu Berge. Die verzinst/diskontierst/projizierst gerade so, wie es dir in den Kram passt. Und wenn man über einen Zeitraum von 200 Jahren alle möglichen Zinsberechnungen macht, dann kommt man schnell bei sehr vielen Milliarden raus wenn man es will.


    Ganz davon abgesehen sind irgendwelche Richtwerte hier nicht interessant, Marktwerte aus Transaktionen für vergleichbare Objekte, das wäre spannend.


    Es ging mir bei meiner Analyse auch lediglich darum, die Herkunft dieser sehr ominösen 70 Millionen Euro zu verstehen, nicht das Gesamtkalkül zu untermauern.

    Ich habe mehrere Bankumzüge mitgemacht, die sind ziemlich unspektakulär. Bis Freitagnachmittags markiert man seine sieben Sachen oder packt sie in eine Kiste. Montagmorgen betritt man das neue Office, geht an den zugewiesenen Arbeitsplatz und findet dann dort seine sieben Sachen wieder, die man dann auspacken kann. Dann gibt es noch ein Willkommensbrunch in der Etagenküche, man kriegt ein nettes Booklet mit allen relevanten Infos zum neuen Arbeitsplatz und die Vorstände streichen durch die Reihen und fragen ob alles OK ist. Pro "normalem" MA maximal ein halber Tag Ausfall. IT hat die Sparkasse mittlerweile wohl überwiegend ausgelagert, Handel hat sie eh kaum, ja die Tresorfächer könnten ein bisschen was kosten, aber man wird da jetzt auch nicht tausende von Notaren und Sicherheitsleute für ein paar Meter Umzug brauchen. Die 70 MEUR sind einfach absurd, die echten Umzugskosten (inkl. Ausfälle) werden nicht mehr als 10 MEUR sein.


    Ich vermute ich weiß wie diese absurde Kostenposition zustande kommt. Wir dürfen nicht vergessen, das ist eine Kostenschätzung, auf deren Basis der finale Transaktionspreis bestimmt wird. Niemand wird nachträglich fragen ob das jetzt 70 MEUR oder 7 MEUR gekostet hat. Ich glaube auch nicht dass das irgendwas mit Korruption oder Betrug im engeren Sinne zu tun hat.

    Ich gehe davon aus, dass die FraSpa einfach die 200 MEUR haben wollte und die Stadt zur Umsetzung ihrer Wunschidee auch gerne bereit war, diese zu bezahlen. Allerdings wären eben nur 130 MEUR gemäß der EU-Vergabeverordnung als Preis möglich gewesen. Deswegen hat man nach Möglichkeiten gesucht, diese Lücke zu schließen. Offenbar ist es OK, diese Umzugskosten da aufzuschlagen, Und dann hatte irgendein Berater, Wirtschaftsprüfer oder sonst jemand die Idee, auf diese Weise, durch Ausnutzung aller Wahlrechte und Ansatz absurder Parameter 70 MEUR Umzugskosten anzusetzen: das Excelsheet würde ich gerne mal sehen ...


    Ich gehe davon aus, dass eine EU-Stelle das prüfen wird, mal sehen ob die das beanstanden. Wie gesagt hier wurde niemand übers Ohr gehauen, nur sieht es so aus als wollte man durch einen Buchhaltertrick die Vergabeverordnung aushebeln.


    Alles Spekulation, aber nur so kann ich mir das erklären.