Ich habe mir nicht alles durchgelesen, aber nur mal ein paar Fakten zwischendurch: Der Modal Split ist für Verkehrsbetrachtungen relativ irrelevant, da er nicht die Wegelänge betrachtet. 400 Meter zum Bäcker laufen, zurück, 300 Meter zum Kindergarten laufen, zurück, 12 Kilometer quer durch die Stadt mit dem Auto auf Arbeit, zurück = 67% Modal-Split für Fußgänger, 33% für das Auto. Tatsächlich wurden aber nur 1,4 Kilometer gelaufen und 24 Kilometer gefahren.
Bisschen interessanter sind ja bspw. die Brücken-Querungszahlen, wo je nach Quelle und Jahreszeit (!) etwas von 1.000 bis 4.000 Radfahrern und 30.000 bis 40.000 Autofahrern (mit im Schnitt mehr als einer Person) genannt wird. Dazu kommt die zunehmende Alterung der Gesellschaft, wobei der Motorisierungsgrad schlichtweg aufgrund der Fähigkeiten mit dem Alter zunimmt (und wenn es als Beifahrer ist... aber die wenigstens 80-jährigen können sicher Rad fahren.).
Ob man die Verkehrsknoten bei gleicher Leistungsfähigkeit enger zusammenlegen kann, werden schon Verkehrsplaner am besten bewerten können. Es wird sicher einen Grund haben, dass diese so aufgeweitet sind.
Zur St. Petersburger Straße / B170: Das IST die Umfahrung der Innenstadt. Früher war die Prager Straße eine Straße für Autos und für alle. Um die Innenstadt zu beruhigen und autofrei zu gestalten gibt es die St. Petersburger Straße, damit Autos eben die Innenstadt umfahren. Ich weiß ja nicht, was man hier für Ideen hat, eine Umfahrung für die Umfahrung? Zudem ist die St. Petersburger Straße / B170 eben nur 2-spurig je Richtung, was m.E. auch nicht weiter eingedampft werden könnte. Schaut man mal nach Leipzig, da waren es bis vor kurzem vor dem Hauptbahnhof noch vier Spuren pro Richtung - das ist eine Verkehrsschneisse. Die B170 finde ich dem gegenüber einfach zu queren und kein sonderliches Hindernis (ich quere mit dem Rad oft bei den Kinos, die Ampelphasen sind abgestimmt; alternativ auch oft bei der Kreuzstraße wenn ich in eine Restaurant in der Innenstadt möchte). Und gerade dort bei der Kreuzstraße find ich die Baum-Alleen auch wirklich sehr schön und lassen diese Innenstadt-Umfahrung wirklich nicht wie große Straßen wirken. Sinnvoller als eine kleinere Straße wäre es, die beiden Parkplätze Pirnaischer Platz und Schießgasse zu bebauen.
Der Georgplatz ist natürlich für Fußgänger eine Wüste, andererseits muss dort auch keiner queren, weil dort auf der anderen Seite auch nur eine große Straße ist. Wer von der Bürgerwiese kommt, quert am Ferdiandplatz. Wer vom Hygiene-Museum kommt, quert an der Kreuzstraße. Dazwischen gibt es für Radfahrer und Fußgänger schlichtweg auch keinen Querungsbedarf.
Zur Stau-Situation: Auf der linken Elbseite ist es schon sehr viel schlimmer geworden. Die Autos, welche über die Marienbrücke wollen, stehen bis zum World Trade Center. Noch extremer ist es bei der Albertbrücke, da ist quasi und selbst Samstags ein Dauerstau von Lennéplatz bis zur Brücke. Das war vorher nicht so extrem.
Zur neuen Brücke, falls diese wirklich notwendig sein sollte: Das wird ein Ersatzneubau. Im Wesentlichen wird also das wieder neu aufgebaut, was bisher dort stand. Falls ein Ersatzneubau notwendig werden sollte, erwarte ich da auch, dass dieser im Herbst 2025 fertig sein sollte. Die Brücke in Genua hat keine zwei Jahre gedauert und ist wesentlich komplexer und größer. Wenn Dresden und Deutschland es hier nicht schaffen sollten, die zwei Jahre der wesentlichen größeren Brücke in Genua/Italien zu schlagen, dann verliere ich wirklich jedes Vertrauen in den Standort Deutschland. Das wäre geradezu lächerlich, wenn es Italien schafft, deutlich komplexere Brücken deutlich schneller wieder aufzubauen als wir.
Beim Neubau sollte man natürlich insb. auch die Belangen der Radfahrer beachten, d.h. neben den Autospuren dort auch ordentliche, breite Radwege bauen. Wie oben ja betont, der Radverkehrsanteil am Individualverkehr ist dort keine 10%, aber trotzdem sollte eine hochwertige Radinfrastruktur (neben der Infrastruktur für den MIV, das steht ja außer Frage) gebaut werden.
Sprich eine einspurige Brücke wäre in meinen Augen keine Option und unterdimensioniert.
Das steht ja außer Frage. Ich glaube nicht mal die Grünen würden dort mit nur einer Spur je Richtung bei einem Neubau planen. Der Baubürgermeister selbst spricht ja von einem Ersatzneubau und nicht von einer völlig neu konzipierten Brücke mit weniger Spuren. Und selbst wenn könnte er das nicht gegen die Mehrheit durchsetzen (was er ja, zumindest lt. bisheriger Aussagen, auch gar nicht plant).