Beiträge von tegula

    Ich schrieb doch oben z. B. von der Neogotik, dem Orientalismus, die in der Schublade "Historismus" liegen. Hast du das überlesen, oder warum unterstellst du mir Eindimensionalität?

    Nein, das habe ich nicht überlesen und du hast damit natürlich absolut recht, wie mit vielem, was du schreibst. Mir war lediglich der Einstieg zu eindimensional, wenn man einem Architekten der Zeit des Klassizismus selbstverständlich unterstellt, sich bei der Antike bedient zu haben, wenngleich seine Bauten - hier die Bauakademie - deutlich machen, dass zwar antike Motive eingesetzt wurden, diese aber nur über die Entwicklung der Renaissance wirklich erklärbar sind. Die Fassaden der Bauakademie sind vom Klassizismus so weit weg (oder nah), wie der Barock von der Antike. Die Wurzeln sind unbestritten, aber die dazwischenliegenden Entwicklungssprünge erklären erst, was wir da sehen.


    Übrigens: Wenn du das Gefühl hast, ich würde in Schubladen denken, liegt es vielleicht darin, dass ich Kunsthistoriker bin, obwohl auch unsere Zunft längst zu der Erkenntnis gekommen ist, dass Epocheneinteilungen vielfach zu starr sind.

    Schinkel gehörte der Kunstepoche des Klassizismus an. Und diese bezog sich allem voran auf die griechisch-römische Antike, wobei man sich auch anschaute, wie die Antike in der Renaissance wiederbelebt worden war.

    Das ist mir zu eindimensional gedacht. Schinkel war ein Kind des beginnenden 19. Jahrhunderts, also auch der ersten Experimente des Historismus. Und hier diente er als entscheidender Wegbereiter. Man denke nur an die Friedrichswerdersche Kirche. Die Fassaden der Bauakademie stehen auf jeden Fall der Renaissance näher als der Antike. Sie sind in wesentlichen Zügen als Neorenaissance anzusprechen, wobei auch Tendenzen des Backsteinexpressionismus vorweggenommen werden. Das Revolutionäre an diesem Bau ist doch aber gerade die Verbindung von klassischer Fassade mit modernen Bauweisen.

    Danke für die ausführliche Antwort. Ich möchte aber anmerken, dass die Bauakademie eher die Renaissance rezipiert als die klassische Antike. Natürlich gehen nahezu alle Einzelformen letztlich auf die Antike zurück, aber die Komposition als Ganzes ist von antiken Bauwerken sehr weit weg. Hier stehen eher italienische Palazzi als Vorbild. Die Terrakotte-Elemente lassen mich wiederum an die norddeutsche Renaissance eines Statius von Düren denken. Beides ist im Fürstenhof von Wismar vereint, der nach meiner Einschätzung entscheidende Impulse für den Schinkelbau gegeben haben könnte. Dieser verweist natürlich wieder in die italienische Renaissance: https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrstenhof_(Wismar)

    Historischer Abriss zu Veere


    Im 13. Jahrhundert wurde der Ort auf der Halbinsel Walcheren in Urkunden als Weiler Kampvere bezeichnet. Doch erst im Spätmittelalter stieg Veere zu einem bedeutenden Handelsplatz und Hafen auf. Das Stadtrecht ist erstmals für das 15. Jahrhundert bezeugt. Bis 1560 war Veere Sitz der niederländischen Admiralität. Die burgundischen Herren von Veere bekleideten das Amt des Admirals. Insbesondere die Familie Borssele, namentlich Wolfhart VI. von Borsselen, war für die Geschichte der Stadt und von Walcheren von Bedeutung. Durch ihre Beziehungen nach Schottland – Wolfhart VI. heiratete Marie Stuart von Schottland – kamen schottische Kaufleute nach Veere und gründeten eine Kolonie. Fortan hatte der Wollhandel für die kleine Hafenstadt eine hohe Bedeutung.


    Wie viele andere niederländische Städte wurde Veere in die Wirren des 80 Jahre andauernden Unabhängigkeitskrieges der niederländischen Provinzen gegen die spanischen Besatzer aus dem Hause Habsburg hineingezogen. 1572 konnten die Spanier aus der Stadt gejagt werden. Die schottische Kolonie bestand noch bis 1795. Danach begann der Abstieg des Ortes zu einem bescheidenen Fischerdorf. In der napoleonischen Zeit besetzten Franzosen ihn. Heute ist Veere mit seinem pittoresken Ortsbild Touristenmagnet.


    Stadtrundgang: https://www.zeilenabstand.net/…tische-idylle-in-zeeland/


    Impressionen:


    Veere%20-%20Hafenansicht.jpg


    Veere%20-%20Grote%20Kerk.jpg


    Veere%20-%20Campveerser%20Turm.jpg


    Veere%20-%20Rathaus.jpg


    Veere%20-%20Markt%20mit%20Rathaus.jpg


    Veere%20-%20B%c3%bcrgerh%c3%a4user%20in%20der%20Marktstra%c3%9fe.jpg

    In der Realität ist es jedoch genau umgekehrt. Genau diese Parteien sperren sich reflexhaft gegen jede originalgetreue Rekonstruktion ....

    Ganz so pauschal würde ich das nicht behaupten. Immerhin ist die Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt unter Schwarz-Grün abgesegnet worden, um mal ein gewichtiges Gegenbeispiel zu nennen. In der Summe steht links eher für progressiv und rechts für konservativ, aber das sollte in jedem konkreten Fallbeispiel überprüft werden.


    Die Bauakademie bezieht sich in manchem auf die klassische Antike, greift aber auch, und das in stärkerem Maße, der heute so genannten klassischen Moderne vor.

    Kannst du das bitte näher erläutern? Worin siehst du die klassische Antike und worin die klassische Modern konkret?

    Historischer Überblick

    Zutphen ist eine der zahlreichen niederländischen Städte, deren Geschichte in vielen Straßen anhand der historischen Architektur ablesbar ist. Ihre Bedeutung als wichtige Handelsstadt ist ähnlich wie bei Deventer, Zwolle oder Kampen auf die günstige Lage an der IJssel zurückzuführen, die eine direkte Verbindung zur Nordsee bildet. Eine Siedlung existierte an der Stelle des Zuflusses der Berkel in die IJssel bereits in spätrömischer Zeit. Im 9. Jahrhundert ist ein Hof des Grafen von Hamaland, einer nur unzureichend lokalisierbaren Gaugrafschaft auf dem Gebiet der heutigen niederländischen Provinzen Overijssel und Gelderland, bezeugt. Ende des Jahrhunderts wurde eine Ringmauer mit Wassergraben errichtet.


    Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts ist Zutphen erheblich ausgebaut worden. Im Auftrag Kaiser Heinrichs III. wurde eine Pfalz errichtet. Der Bischof von Utrecht, der seit 1046 Herrschaftsrechte in der Stadt ausübte, gründete ein Kanonikerstift. Die Stiftskirche wurde 1105 geweiht und ist der Vorgänger der heutigen Walburgiskirche. Zutphen wurde zur Residenz der gleichnamigen Grafschaft. Bereits 1190 verlieh ihr Graf Otto von Geldern und Zutphen das Stadtrecht. Viele Städte in Gelderland führten ihr Stadtrecht auf die Privilegien in Zutphen zurück. Es folgte die Ummauerung der Stadt und eine Erweiterung durch die Gründung einer Neustadt. Seit dem 13. Jahrhundert war die Stadt an der IJssel zudem Mitglied der Hanse und ein bedeutender Handelsstützpunkt mit einer Blütezeit im 14. Jahrhundert.


    Zutphen hatte wie viele andere niederländische Städte im Achtzigjährigen Krieg, dem Unabhängigkeitskrieg der Niederländer gegen die spanischen Besatzer, zu leiden. Immer wieder wechselte die Herrschaft vom katholischen Spanien zu den Protestanten und zurück. 1591 konnte Moritz von Oranien die Stadt endgültig für die Niederlande erobern. Ihre Bedeutung besaß sie nunmehr als Garnison- und Festungsstadt. Noch einmal, im Jahre 1672, ist Zutphen eingenommen worden – von französischen Truppen, die für kurze Zeit den katholischen Glauben zurückbrachten. Ihren Charme verdankt die Stadt an der IJssel vielleicht der Tatsache, dass sie nach den Wirren des Achtzigjährigen Krieges in den Rang einer Provinzstadt zurückfiel und ihr historisches Gepräge dadurch weitgehend bewahren konnte.


    Stadtrundgang: https://www.zeilenabstand.net/…hansestadt-an-der-ijssel/


    Galerie:


    Zutphen%20-%20Walburgiskirche.jpg

    Walburgiskirche und Stadtmauer


    Zutphen%20-%20Walburgiskirche%20-%20Chor.jpg

    Blick in den Chor der Walburgiskirche


    Zutphen%20-%20Rathaus.jpg

    Rathaus am ’s-Gravenhof


    Zutphen%20-%20Lange%20Hofstraat.jpg

    Blick vom Houtmarkt in die Lange Hofstraat – im Hintergrund der Turm der Walburgiskirche


    Zutphen%20-%20Berkelpoort.jpgDas Berkelpoort zwischen Alt- und Neustadt

    Zutphen%20-%20Drogenapstoren.jpg

    Der Drogenapstoren mit der Stadtbefestigung


    Zutphen%20-%20Wijnhuistoren.jpg

    Der Wijnhuistoren am Groenmarkt


    Zutphen%20-%20Zaadmarkt.jpg

    Bebauung am Zaadmarkt mit dem Drogenapstoren im Hintergrund


    Zutphen%20-%20Dat%20Bolwerck.jpg

    Dat Bolwerck an der südlichen Schmalseite des Zaadmarktes


    Zutphen%20-%20Broederenkerk.jpg

    Die Broederenkerk

    Das finde ich schon bemerkenswert, da einige der führenden Köpfe keine unbekannten Namen waren

    Die führenden bzw. bekannten Köpfe hinter der Initiative sind der dauerempörte Schlossgegner Philipp Oswalt und neuerdings auch der Historiker und Kolonialismusforscher Jürgen Zimmerer, im weiteren Sinne ein Kollege von mir, den ich für seine Forschungen sehr schätze. Ich habe ihm mehrfach versucht, mitzuteilen, dass er sich da in etwas verrannt hat. Immerhin schließt die Initiative nicht aus, das Schloss ganz oder in Teilen einfach wieder niederzureißen. So etwas kann man gerne auch als extremistisch, zumindest aber radikal einstufen. Dass dabei nicht zu viel Unterstützung aus der Bevölkerung einzusammeln ist, wundert mich nicht. Meine ausführliche Einschätzung zu der Initiative ist hier nachzulesen: https://www.zeilenabstand.net/…reit-am-berliner-schloss/

    Schloss Neuhaus und das katholische Paderborn

    Nur wenige Städte in Deutschland zeigen in ihrem Stadtbild eine derart programmatische Architektur als Ausdruck der Gegenreformation wie Paderborn. Rekatholisierung, Landesherrschaft und Architektur schritten und wirkten hier Hand in Hand. Die Umgestaltung Paderborns zur barocken Hauptstadt mitsamt der Residenz in Neuhaus verliehen den Fürstbischöfen einen auch nach Außen hin sichtbaren Rang als Landesherr eines geistlichen Territoriums. Damit hievte sich der Paderborner Kirchenfürst auf einen Rang mit anderen katholischen Amtskollegen wie in Münster, während in vielen Teilen Westfalens wie den Fürstentümern Minden und Lippe sowie den Grafschaften Mark und Ravensberg der protestantische Glaube vorherrschend blieb. Diese konfessionellen Grenzen, die sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts herausbildeten, sind auch heute noch dominierend.


    Überblick: https://www.zeilenabstand.net/…as-katholische-paderborn/


    Galerie:


    Schloss%20Neuhaus.jpg

    Schloss Neuhaus – Blick vom Schlossgarten auf den Nordflügel


    Schloss%20Neuhaus%20-%20S%c3%bcdfl%c3%bcgel.jpg

    Schloss Neuhaus – Südflügel (Architekt: Jörg Unkair)


    Schloss%20Neuhaus%20-%20Portal%203.jpg

    Schloss Neuhaus – Portal am nordwestlichen Turm des Hofes


    Paderborn%20-%20Jesuitenkirche%20und%20Gymnasium.jpg

    Hauptfassade der Jesuitenkirche, daneben das Jesuitenkolleg


    Paderborn%20-%20Gymnasium.jpg

    Paderborns Gymnasium im Jesuitenkolleg


    Paderborn%20-%20Jesuitenkirche%20-%20Mittelschiff.jpg

    Mittelschiff der Jesuitenkirche


    Paderborn%20-%20Rathaus.jpg

    Das Rathaus von Paderborn


    Paderborn%20-%20Heisingsches%20Haus.jpg

    Heisingsches Haus am Marienplatz


    Paderborn%20-%20Gleseker-Haus%20und%20Fassade%20der%20Gaukirche.jpg

    Gleseker-Haus, Fassade der Gaukirche und barocke Bebauung am Domplatz / Markt


    Paderborn%20-%20Domdechanei.jpg

    Die Domdechanei


    Paderborn%20-%20Alexiuskapelle.jpg

    Alexiuskapelle an der Abdinghofkirche – im Hintergrund der Domturm

    Ich hoffe, ich darf hier deine tolle Galerie durch einen aktuellen Sachverhalt zu Graffiti-Kunst unterbrechen, der gerade in Köln großen Wirbel erzeigt. Es geht um ein Werk des bekannten Schweizer Avantgardisten Harald Naegeli:


    Harald%20Naegeli%20Totentanz%20K%c3%b6ln.jpg

    Harald Naegelis Totentanz an der Cäcilienkirche in Köln – Quelle: 1971markus bei Wikimedia – Lizenz: CC BY-SA 4.0

    Der Schweizer Künstler Harald Naegeli ist ein Avantgardist. Als „Sprayer von Zürich“ wurde er in den 1970er-Jahren zu einem Vorreiter in der Kunstwelt von Street-Art und Graffiti. Das brachte ihn damals zwangsläufig auch in Konflikt mit dem Schweizer Gesetz, was diverse Kontroversen auslöste und ihn zur Flucht nach Deutschland bewegte. Als sein Fürsprecher fungierte kein Geringerer als Joseph Beuys. Der Kölnische Kunstverein stellte seine Werke in einer Fotoausstellung aus. Heute ist Naegeli, der eine künstlerische Ausbildung genoss und auch als Zeichner tätig ist, ein angesehener Künstler. Unter anderem verfügt die Universität Tübingen über eine entsprechende grafische Sammlung. Naegelis charakteristischen Strichmännchen lassen dabei den Einfluss des Dadaismus erkennen. 2022 widmete das Museum Schnütgen dem Kunstschaffen Naegelis eine Sonderausstellung. Gegenstand dieser Ausstellung war auch das nun versehentlich durch die Stadtreinigung in Teilen entfernte Skelett, das der Künstler 1980 an das vermauerte Westportal der Cäcilienkirche sprühte. Es steht seit Jahrzehnten unter Denkmalschutz und wurde 1989 explizit auf Bitten des Museums durch den Künstler erneuert.

    Da Naegeli aus gesundheitlichen Gründen nicht für die erneute Auffrischung seines Totentanz-Skeletts nach Köln reisen kann, gab er bereits grünes Licht für den Fall, dass andere berufene Hände dem Kunstwerk wieder zu seiner Vollständigkeit verhelfen wollten. In diese Übereinkunft, die eigentlich alle zufriedenstellen könnte, grätscht nun ein Kulturverein hinein, der die Vernichtung des Werkes fordert, weil normalen, bodenständigen Menschen eine solche störende Sauerei als Kunstwerk vermittelt werden könne. Zu den irritierenden Hintergründen, die für mich einen Angriff auf die Kunstfreiheit darstellen: https://www.zeilenabstand.net/…nd-der-koelner-totentanz/


    Anschließende Diskussion über Graffiti und Kunst in die Lounge verschoben.

    Der Eigentümer möchte den Bau nun gegen den Willen der Denkmalpflege abreißen und Parkplätze errichten. Ich habe die Vorgänge hier skizziert: https://www.zeilenabstand.net/…r-hofsynagoge-in-detmold/

    Gestern gab es dann das nächste Urteil zur Hofsynagoge in Detmold. Nachdem der Eigentümer aus dem rechtsradikalen Milieu bereits vor dem Verwaltungsgericht in Minden mit der Durchsetzung des Abrisses der Synagoge gescheitert ist, folgte nun auch die Niederlage vor der nächsten Instanz in Münster: https://www.sueddeutsche.de/pa…0090101-240919-930-236651


    Da das Gericht keine Revision zugelassen hat, bleibt dem Eigentümer nur noch die Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht. Man muss sich leider fragen, ob das Denkmal das noch übersteht. Zwischenzeitlich sind in der ehemaligen Synagoge Halloween-Partys gefeiert und eine palästinensische Flagge aufgehängt worden. Geschmacklos und aus meiner Sicht eine antisemitische Provokation!

    Putbus funktioniert noch ohne Schloss, zumindest für den durchschnittlichen Touristen, der durch die Stadt jagt. Allerdings ist jedem halbwegs historisch Interessierten klar, dass dort etwas nicht stimmt. Die gesamte Stadtstruktur ist nicht erklärbar ohne ihr Herzstück, auf das im Grunde alles ausgerichtet ist. Insofern begrüße ich es sehr, dass es Bemühungen gibt, den Bau zu rekonstruieren. Eine Machbarkeitsstudie ist in jüngster Vergangenheit positiv abgeschlossen worden.

    Putbus – klassizistische Residenzstadt auf Rügen

    Das Städtchen Putbus ist ein ungewöhnlicher Ort, den man hier auf der durch Bädertourismus und Fischerdörfer geprägten Insel Rügen in dieser Form nicht unbedingt erwarten würde. Glanzvoll, geradezu mondän präsentiert sich die Residenzstadt mit ihren weißen Fassaden, die eine bemerkenswerte Geschlossenheit aufweisen – ein klassizistisches Ensembles ersten Ranges! Bewahrt wird das einzigartige Ortsbild unter anderem vom Förderverein Residenz- und Rosenstadt Putbus.


    Zu verdanken ist diese architektonische und städtebauliche Oase dem Fürsten Wilhelm Malte I. von Putbus. Das Adelsgeschlecht ist seit dem Mittelalter mit einer ursprünglich slawischen Burganlage an diesem Ort bezeugt. Fürst Malte entstammte einer Nebenlinie und sollte Putbus ab 1808 zu einer kleinen, aber ansehnlichen Residenzstadt ausbauen. Hierzu gehörten der Umbau des Schlosses und die Schaffung ausgedehnter Parkanlagen mit Orangerie und Marstall. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Stadtanlage durch Villenviertel erweitert, die nicht minder sehenswert sind.


    Nördlich des Parks entstand entlang der Alleestraße, der alten Fahrstraße nach Stralsund, eine repräsentative Stadtanlage mit einem Marktplatz, Theater und dem sogenannten Circus. Bei letzterem handelt es sich um eine groß dimensionierte, kreisrunde Platzanlage mit parkartigem Charakter in seiner Mitte. Sie stellt den östlichen Abschluss der Alleestraße dar und öffnet sich gleichzeitig zum Schlosspark, der mit einer Kastanienallee eine direkte Achse auf diese außergewöhnliche Platzanlage ausbildet. Am besten erschließt sich die gesamte Struktur aus der Luft.


    Stadtrundgang: https://www.zeilenabstand.net/…residenzstadt-auf-ruegen/


    Impressionen:


    Putbus%20-%20Luftbild%20Circus.jpg

    Luftbild des Circus, links das Pädagogium, Quelle: Klugschnacker bei Wikimedia, Lizenz: CC BY-SA 3.0 Deed


    Putbus%20-%20Circus.jpg

    Klassizistische und historistische Bebauung am Circus


    Putbus%20-%20Theater.jpg

    Das Putbuser Theater an der Ecke des Marktplatzes zur Alleestraße


    Putbus%20-%20Schlosskirche.jpg

    Schlosskirche aus Richtung des Wildgeheges gesehen


    Putbus%20-%20Orangerie.jpg

    Parkansicht der Orangerie


    Putbus%20-%20Obelisk%20am%20Circus.jpg

    Obelisk im Zentrum des Circus


    Putbus%20-%20Schloss.jpg

    Das Putbuser Schloss vor seiner Zerstörung, Foto: Archiv Christoph Gebler

    Stadtname

    Nach dem bekannten Maastricht ist das zentral in der Provinz gelegene Roermond neben Venlo die bedeutendste historische Stadtanlage Limburgs. Der Name der Stadt geht auf den Fluss Roer (deutsch: Rur) zurück, der hier in die Maas fließt. Gemeint ist hier wohl nicht die Roermündung, denn diese lag bis ins 14. Jahrhundert hinein einige Kilometer nordwestlich der Stadt. Vielmehr dürften hier das lateinische "mundium" (Schutz) oder sogar "monte" (Berg) hineingespielt haben, denn Roermond liegt auf einst römischem Boden.

    Geschichte

    Der erhöht gelegene Ort, an dem sich Roermond heute befindet, war bereits zu spätrömischer Zeit besiedelt. Eine Ortschaft wird 943 und wieder im Jahre 1130 schriftlich erwähnt. Nach zwischenzeitlicher Zerstörung erhielt Roermond 1232 durch Otto II. von Geldern Stadtrechte. Im Jahr 1342 wurde das Flussbett der Maas näher an die Stadt verlegt. 1441 folgte die Mitgliedschaft in der Hanse. Zugleich spiegelt sich die mittelalterliche Bedeutung Roermonds in der Ansiedlung zahlreicher Klöster und dem 1472 erteilten Recht zur Münzprägung wider.

    Bei den Stadtbränden von 1554 und 1665 wurden große Teile der Stadt zerstört. Seit 1559 existiert hier mit Unterbrechungen ein Bischofssitz. Wie viele niederländische Städte und Regionen war Roermond im 16. und 17. Jahrhundert in die Unabhängigkeitskriege der nördlichen Niederlande gegen die spanische Besatzung involviert. Letztere endete für Roermond erst im Jahre 1632. In der Folge wechselte die Stadt häufig den Besitz, wobei sie immer wieder in französische und sogar in österreichische Hand gelangte. Kurzzeitig gehörte es dem neu gegründeten belgischen Königreich an, ehe Ostlimburg schrittweise 1839 und 1867 endgültig niederländisch wurde.


    Stadtrundgang: https://www.zeilenabstand.net/…he-stadt-an-maas-und-rur/


    Galerie:


    Roermond%20-%20Marktplatz.jpg

    Marktplatz mit Rathaus (rechts) und Christoffelkathedraal im Hintergrund


    Roermond%20-%20Christoffelkathedraal.jpg

    Mittelschiff der Christoffelkathedraal


    Roermond%20-%20M%c3%bcnsterkirche%20-%20Mittelschiff.jpg

    Mittelschiff der Münsterkirche


    Roermond%20-%20M%c3%bcnsterkirche.jpg

    Münsterkirche von Südosten


    Roermond%20-%20Huis%20met%20de%20Stenen%20Trappen.jpg

    Huis met de Stenen Trappen


    Roermond%20-%20Prinzenhof.jpg

    Prinzenhof


    Roermond%20-%20Steinbr%c3%bccke.jpg

    Steinbrücke über die Rur

    Herausragend ist in Halberstadt auch das jüdische Erbe, mit dem man sich - ebenso wie mit dem Dom - schon versucht hat, auf die Welterbeliste zu setzen.

    In der Tat gibt es dort ein sehr gelungenes und sehenswertes Museum zur jüdischen Geschichte der Stadt. Hinzu kommen noch drei erhaltene jüdische Museen. Weil es aber keine jüdische Gemeinde mehr in Halberstadt gibt, werden sie nur halbherzig in Schuss gehalten. Bei meinem letzten Besuch waren sie nicht öffentlich zugänglich und das Gras wuchs in Hüfthöhe.


    Die Unkultur des Zweiten Weltkriegs und der DDR tun in Halberstadt bis heute sehr weh, aber auch der Anblick von herrlichen Fachwerkhäusern, die bis heute dem Verfall preisgegeben sind.

    Das ist heute nach jahrzehntelanger Sanierung nur noch bei wenigen Einzelbauten der Fall. Halberstadt hat sich beispielhaft gewandelt, wenngleich das DDR-Erbe noch lange nachwirken wird. Es gilt noch immer, viele Brachflächen zu schließen.

    Stadt der mittelalterlichen Kirchen und der sakralen Kunst


    Halberstadt ist eine viel zu wenig beachtete Stadt im nördlichen Harzvorland. Das mag vorwiegend daran liegen, dass man touristisch mit den Fachwerkensembles in Quedlinburg, Goslar oder Wernigerode nicht konkurrieren kann. Dies wiederum ist dem Umstand geschuldet, dass die Stadt bei einem Luftangriff kurz vor Kriegsende am 8. April 1945 zu über 80 % zerstört wurde. In der Zeit der DDR wurden die verbliebenen Reste der einst reichen Fachwerkbebauung systematisch dem Verfall preisgegeben. Für viele Bauten kam die Rettung durch die Wende sprichwörtlich in letzter Sekunde.


    Halberstadt war eine der ersten Städte, die ich nach der Wende in den neuen Bundesländern besuchen durfte. Geradezu erschrocken war ich über den Zustand der Stadt. Ganze Straßenzüge bestanden nur noch aus Fassaden, die mit einfachen Streben vom drohenden Einsturz bewahrt wurden. Durch die Fenster- und Türspalte sah man häufig nicht mal mehr in ein Haus, sondern in eine Wildnis, die sich Jahrzehnte der Gebäude bemächtigt hatte. Der Marktplatz, einstiger Mittelpunkt der Bürgerstadt mit mittelalterlichem Rathaus und engen angrenzenden Fachwerkgassen, war eine öde Betonfläche.


    Das alles hat sich gewandelt. Halberstadt ist wie Phönix aus der Asche auferstanden. Die erhaltenen Fachwerkhäuser in der westlichen Altstadt rund um den Domplatz erstrahlen weitgehend in neuem Glanz. Der Marktplatz hat durch eine Neubebauung etwas Urbanität zurückerhalten. Selbst das Rathaus ist wiederauferstanden – in Teilen rekonstruiert oder in historischer Anlehnung. Vor ihm steht wie in alten Zeiten der Roland von 1433 als Symbol der bürgerlichen Selbstbestimmung. Den Gesamteindruck stört insbesondere in der östlichen Altstadt noch vielfach der Plattenbau. Halberstadt besitzt aber weiterhin überregionale Bedeutung in Hinblick auf seine sakrale Architektur und sakrale Kunst. Wir wollen daher genau dort unseren Schwerpunkt bei der folgenden historischen Stadtbetrachtung setzen.


    Stadtrundgang: https://www.zeilenabstand.net/…rchen-und-sakralen-kunst/


    Impressionen:


    Halberstadt%20-%20Domplatz.jpg

    Domplatz mit Blick zum Dom nach Osten


    Halberstadt%20-%20Domplatz%20mit%20Liebfrauenkirche.jpg

    Halberstädter Domplatz mit Liebfrauenkirche


    Halberstadt%20-%20Dompropstei.jpg

    Dompropstei am Domplatz – im Hintergrund die Türme der Martinikirche


    Halberstadt%20-%20Dom.jpg

    Halberstädter Dom von Südosten


    Halberstadt%20-%20Dom%20-%20Kreuzgang.jpg

    Kreuzgang mit Neuenstädter Kapelle am Halberstädter Dom


    Halberstadt%20-%20Dom%20-%20Mittelschiff.jpg

    Halberstädter Dom – Blick ins Mittelschiff nach Osten


    Halberstadt%20-%20Dom%20-%20Lettner.jpg

    Lettner und Triumphkreuzgruppe im Dom


    Halberstadt%20-%20Liebfrauenkirche.jpg

    Liebfrauenkirche von Südosten


    Halberstadt%20-%20Liebfrauenkirche%20-%20Chorschranke.jpg

    Nördliche Chorschranke in der Liebfrauenkirche


    Halberstadt%20-%20Kloster%20St.%20Burchardi.jpg

    Kloster St. Burchardi mit Torhaus und Taubenturm


    Halberstadt%20-%20Klosterkirche%20St.%20Burchardi%20-%20Chor.jpg

    Blick in den Chor der Klosterkirche St. Burchardi


    Halberstadt%20-%20St.%20Martini.jpg

    St. Martini von Nordwesten


    Halberstadt%20-%20Holzmarkt.jpg

    Der Halberstädter Holzmarkt mit dem teilrekonstruierten Rathaus, Marktbrunnen und den Türmen der Martinikirche


    Halberstadt%20-%20Bakenstra%c3%9fe.jpg

    Blick in die Bakenstraße nach Südwesten

    Historischer Überblick


    Unter dem erst im 6. Jahrhundert bezeugten Namen Mosa Trajectum existierte an diesem Ort bereits in römischer Zeit eine bescheidene Siedlung und ein Übergang über die Maas. Auch ein Kastell aus dem 4. Jahrhundert ist nachgewiesen. Doch die römischen Spuren sind im heutigen Stadtbild nicht sichtbar. Sie sind nur archäologisch zu ergründen. In merowingischer und karolingischer Zeit gewann Maastricht an Bedeutung, war zumindest zeitweise bis ins 8. Jahrhundert Bischofssitz. Der Überlieferung nach war der heilige Servatius der erste Bischof von Maastricht und der Niederlande überhaupt. Die Schriftquellen hierzu sind so widersprüchlich, dass man seine Lebzeiten nur grob ins 4. oder 5. Jahrhundert terminieren kann. Servatius ist der Schutzpatron von Maastricht und vor Ort omnipräsent – inklusive jährlicher Prozessionen. Über dem vermeintlichen Grab des Bischofs erhebt sich heute die imposante St.-Servatius-Basilika.


    Das Hochmittelalter war für Maastricht nicht zuletzt durch die bedeutende Abtei (bereits seit dem 9. Jahrhundert weltliches Stift) St.-Servatius von hohem Wohlstand geprägt. Die deutschen Kaiser besuchten regelmäßig das Grab des Heiligen Servatius und machten entsprechende Schenkungen. Damit verbunden war eine bemerkenswerte kulturelle und künstlerische Blüte. Maastricht war im Mittelalter ein wichtiges religiöses Zentrum und Wallfahrtsort, was sich ebenfalls noch im Stadtbild mit seinen zahlreichen Sakralbauten abzeichnet. Im Jahr 1202 gab König Otto IV. die Stadt dem Herzog von Brabant zum Lehen, was zu einer Doppelherrschaft gemeinsam mit dem Bischof von Lüttich führte. Diese Konstellation und die daraus resultierenden kriegerischen Auseinandersetzungen waren über Jahrhunderte für Maastricht prägend. Obwohl nie offiziell Stadtrechte verliehen wurden, begann man seit dem 13. Jahrhundert, die Stadt mit Stadtmauer und Toren zu versehen und diesen Ring im 14. Jahrhundert erheblich zu erweitern. Große Teile dieser Befestigungssysteme sind erhalten und sogar begehbar.


    Die Geschichte Maastrichts in der frühen Neuzeit war von den Wirren der Reformation und den niederländischen Unabhängigkeitskriegen gegen die spanischen Habsburger geprägt. 1579 wurde die Stadt von den Truppen des spanischen Statthalters belagert und in weiten Teilen zerstört. Es folgte eine Rekatholisierung Maastrichts. Letztlich konnten sich aber beide Konfessionen – Protestanen und Katholiken – in der Stadt behaupten, nachdem diese 1632 von Frederik Hendrik von Oranien für die Republik der Vereinigten Niederlande erobert worden war. Immer wieder war Maastricht als Garnisonstadt im späten 17. Jahrhundert bis ins frühe 19. Jahrhundert für kurze Zeiträume von französischen Truppen besetzt, blieb aber eine Provinzstadt. Aufs nationale bzw. internationale Parkett kehrte es als erste Industriestadt der Niederlande und mit dem Vertrag von Maastricht zurück. Letzterer darf 1992 als Geburtsakt des Euro angesehen werden, und genau aus diesem Grund dürfte die Stadt an der Maas vielen ein Begriff sein, obwohl sie so viel mehr an bedeutender Geschichte zu bieten hat.


    Stadtrundgang: https://www.zeilenabstand.net/…t-des-heiligen-servatius/


    Impressionen:


    Maastricht%20-%20Maas%20und%20Liebfrauenkirche.jpg

    Panorama von Maastricht mit der Maas und der Liebfrauenkirche – im Hintergrund die Türme der St.-Servatius-Basilika und der Sint-Janskerk


    Maastricht%20-%20Vrijthof.jpg

    Der Vrijthof mit der St.-Servatius-Basilika und der Sint-Janskerk


    Maastricht%20-%20St.-Servatius-Basilika%20-%20Chor.jpg

    Die Ostteile der St.-Servatius-Basilika


    Maastricht%20-%20St.-Servatius-Basilika%20-%20Bergportal.jpg

    St.-Servatius-Basilika: Bergportal


    Maastricht%20-%20Sint-Janskerk%20-%20Westturm.jpg

    Der markante Westturm der Sint-Janskerk


    Maastricht%20-%20Liebfrauenkirche%20-%20Ostteile.jpg

    Die Ostteile der Liebfrauenkirche am Graanmarkt


    Maastricht%20-%20Liebfrauenkirche%20-%20Westfassade.jpg

    Westfassade der Liebfrauenkirche


    Maastricht%20-%20Liebfrauenkirche%20-%20Chor.jpg

    Chorraum der Liebfrauenkirche


    Maastricht%20-%20Rathaus.jpg

    Das Rathaus (Stadhuis) auf dem weitläufigen Marktplatz


    Maastricht%20-%20Graanmarkt%20und%20Stokstraat.jpg

    Blick vom Graanmarkt in die Stokstraat


    Maastricht%20-%20Bisschopsmolen%20und%20Ridderstraat%202.jpg

    Blick auf die Rückfront der Bischofsmühle und das Haus Ridderstraat 2


    Maastricht%20-%20Dinghuis.jpg

    Das Dinghuis


    Maastricht%20-%20Huys%20Op%20Den%20Jeker.jpg

    Huys Op Den Jeker


    Maastricht%20-%20Helpoort.jpg

    Das Helpoort

    Die eine Seite sagt: schöne Gebäude können nichts für die Zeit und Umstände in der sie entstanden sind, also lasst uns rekonstruieren.


    Die andere Seite sagt: das Gebäude mag äusserlich schön sein, wurde aber mit Blut und Tränen gezahlt, Rekonstruktionen sind daher zu vermeiden

    Ich proklamiere da ja gerne noch einen dritten Weg. Ich sage: Baut die historischen Bauten wieder auf, um das Stadtbild aufzuwerten und die historische Stadtgestalt zu heilen. Aber nutzt dabei die Möglichkeit, sie zu kontextualisieren. Nutzt die Chance, etwas über ihre wechselvolle und kontroverse Geschichte zu erzählen. Schafft Ausstellungen und Gedenkstätten. Bringt die Menschen dazu, innezuhalten und darüber nachzudenken, unter welchen Voraussetzungen hier Geschichte geschrieben wurde, was sie für uns bedeutet und wie wir unsere zukünftige Gesellschaft formen wollen. Welcher Ort wäre dafür geeigneter als eine Rekonstruktion, die all die Widersprüche in seiner Geschichte aushalten muss? Schaut nicht nur in die Vergangenheit, sondern formt Zukunft. Für mich ist das kein Widerspruch, dies an einem historischen Ort, in einem historischen Bauwerk umzusetzen.

    ^


    Welche Linien gezogen werden, müssen die Organisatoren selbst definieren. Das sollte aber im Vorfeld geschehen und offen kommuniziert werden. Solche Linien sollten sich an gesellschaftlichen Normen und Vorstellungen orientieren und sich von den Rändern der Gesellschaft abgrenzen. Geht man dabei zu weit oder nicht weit genug, läuft man Gefahr, die gesellschaftliche Akzeptanz zu verlieren. Das ist also eine Gratwanderung, der man sich bewusst sein muss.


    Und natürlich kann man es einem Förderverein nicht aufbürden, die Gesinnung jedes Spenders zu überprüfen, mal ganz abgesehen von ganz anderen Bedenken. Sollten aber "problematische" Spender enthüllt werden oder offen zutage treten, braucht es ein fertiges Konzept, wie man souverän agiert. Im Fall des Fördervereins für das Berliner Schloss hatte ich aber das Gefühl, dass man auf Enthüllungen wie im Fall Bödecker nicht vorbereitete war und zunächst sehr kopflos unterwegs war. Das hätte sich sicher vermeiden lassen, wenn man solche Entwicklung im Vorfeld einkalkuliert hätte. Wer ein solches Projekt auf die beide stellt, dem muss es doch bewusst sein, dass sich auch eine konservativ-reaktionäre Klientel angesprochen fühlt. Dann muss man sicherstellen, dass nicht auch noch weiter rechts stehende Individuen und Organisationen das Projekt für die eigenen Ziele instrumentalisieren. Irgendwo dort sollte man seine roten Linien ziehen und entsprechend konsequent handeln.

    Auf jeden Fall sollte es bei derartigen Projekten eine rote Linie geben, bei deren Überschreiten Spenden auch abgelehnt werden können. Schwieriger als die Formulierung dieser Linie dürfte die konkrete Entscheidung sein, wann sie überschritten ist. Im Fall des Berliner Schlosses hat ja vorwiegend die Causa Bödecker für Aufregung gesorgt. Der Fall war schon so grenzwertig, dass selbst die Angehörigen dafür plädierten, die Ehrentafel für den Spender zu entfernen. Man muss bei solchen Sachlagen sehr sensibilisiert vorgehen, um die unzähligen unbescholtenen Spender nicht in Misskredit zu bringen. Diese Herausforderung sehe ich schon.

    Die einzige Moeglichkeit etwas gegen diesen Krebs zu tun ist Rektoren der Schulen aufzufordern,

    mit den Lehrern die Schuehler dadegen zu positionieren. So wie man das gegen das Rauchen

    schon seit Jahrzehnten macht. Wenn die Schuehler sehen, wie eine 80 Jaehrige Eigentuemerin heult

    weil Ihr Haus von Hass zerfressen verschmiert wurde, regeln die Schuehler das untereinander.

    Ich habe da gleich mehrere Rückfragen bzw. Anmerkungen. Wie kommst du dazu, dass es sich bei den Sprayern um Schüler handeln muss? Der obige Artikel spricht gar von einem 64-jährigen! Aber was mir hier noch wichtiger erscheint: Sprayer handeln in aller Regel nicht aus Hass, insofern läuft deine Belehrungsaktion wahrscheinlich ins Leere. Man muss dabei sicher auch unterscheiden zwischen lästigen Schmierereien und wahren Kunstwerken. Der Übergang ist da natürlich fließend. Man muss das Phänomen Graffiti also sehr differenziert betrachten. Es gibt hier im Forum sogar einen Strang, der sich mit den positiven Beispielen beschäftigt.