Midas Niemand hat davon gesprochen, dass die Möglichkeit eines Fernbahntunnels noch offen steht. Es geht um einen reinen S-Bahn-Tunnel, das ist jetzt das Thema. Keine Ahnung was an meiner Aussage "schlichtweg falsch" sein soll. Es steht bei der Planung des S-Bahn-Tunnels nichts fest, auch nicht die Ausfädlung zur jeweiligen Streckenführung.
Für den S-Bahn-Tunnel werden drei Strecken geprüft, dazu gibt es kein schickes offizielles Bild, sondern nur die Aussage von Anjes Tjarks, dem Verkehrssenator Hamburgs. Daher nur der Screenshot vom Werk des Sat.1-Praktikanten der entsprechend die Streckenverläufe auf eine Karte gemalt hat.
Das Hamburg als Knotenpunkt sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr überlastet ist, wurde schon vor Jahren auf diverse Arten festgestellt. Einen aktuellen ausführlichen Bericht dazu gibt es hier:
PEK für den als überlastet erklärten Schienenweg Hamburg-Harburg – Hamburg Rainweg (Strecken 2200, 6100).
2015 wurde eine Machbarkeitsstudie zum Deutschland-Takt veröffentlicht (Machbarkeitsstudie zur Prüfung eines Deutschland-Takts im Schienenverkehr), dessen Ziel es war die Machbarkeit für ein "netzweit vertaktetes und aufeinander abgestimmtes Schienenverkehrsangebot mit attraktiven Anschlüssen, kurzen Reisezeiten und hoher Verlässlichkeit" festzustellen. Das es auch in Hamburg dafür Veränderungen braucht, ist klar.
Da der neue Bahnhof am Diebsteich gebaut wird, hatte Enak Ferlemann 2019, als Staatsekräter des BMVIs, im Rahmen des geplanten Deutschland-Takts die Idee zu dem Tunnel geäußert. Zu diesem Zeitpunkt war ein Fernbahntunnel oder ein gemischt genutzer Tunnel noch offen, aber schon unwahrscheinlich, weil es einen viel zu großen Neubau am Hauptbahnhof zum Ausfädeln des Fernverkehrs benötigt hätte. Das es ein S-Bahn-Tunnel wird, war schon seit Anfang 2020 wahrscheinlich. Das BMVI hat nachfolgend vor ca. einem Jahr mit Schüßler-Plan ein Konzept herausgebracht (aus dem die ganzen Karten in diesem Thread kommen), um überhaupt eine Machbarkeit aufzuzeigen. Dieses Konzept hat natürlich auch die aktuelle Nahverkehrslage und Planung berücksichtigt und natürlich fädelt der Tunnel hier aus (1: S21, 2: S32, 3: S11 und S31).
Die Machbarkeitsstudie, die bereits im April letzten Jahres von der DB Netz AG öffentlich ausgeschrieben worden war, wird nun mit dem Bund und der Stadt gemeinsam realisiert und hier werden eben drei verschiedene Strecken geprüft und noch ganz andere Faktoren berücksichtigt als in dem Konzept zuvor. Zum Beispiel muss auch das Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung mit einbezogen werden, da es sich hier auch um eine stadtplanerische Aufgabe handelt. Nach der Machbarkeitsstudie und mit der realen Planung muss eine "frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung" stattfinden. Dazu wird es Studien zu möglichen Auswirkungen auf die Anwohner geben etc. Es wird viele Ideen und Meinungen geben.
Soweit ist alles offen und auch ein Ausfädeln im Westen ist nicht zwingend, so sinnvoll irgendwas aktuell erscheinen mag. Das ganze Konzept des aktuellen S-Bahn-Netzes kann und sollte jeder Zeit auf den Kopf gestellt werden. Der neue Tunnel muss sich nicht zwingend den gegebenen Relationen anpassen sondern Gegebenheiten können auch mit der Planung in Relation zum Tunnel verändert werden. Schon vorher war in der Diskussion ob man eine mögliche S32 an der Holstenstraße oder doch am neuen Bahnhof in Diebsteich ausfädelt und bis heute ist das unklar. Aktuell ist sogar in der Diskussion, ob die Stadt die S32 in Eigenregie bzw. mit einem anderen Partner ohne die DB Netz AG planen und bauen kann (Hamburger Morgenpost "Neue S-Bahn in Hamburg: Bau ohne die Deutsche Bahn?" vom 29.09.2021).
Ich würde mich aktuell nicht darauf verlassen und es als zwingend ansehen, dass in Zukunft die S11 noch weiter Richtung Westen fährt und die S31 in Altona (alt) endet/startet. Die Möglichkeiten werden jetzt alle geprüft und ausgearbeitet. Dann kann man sagen, das kommt wohl so oder eben anders. Ohne alle Möglichkeiten und Optionen in Betracht zu ziehen und zu bewerten und gegebenenfalls auszuschließen, kann man so ein Projekt auch nicht nachhaltig und seriös gestalten.