[…] verfolgt man diese Überlegungen ernsthaft? Und wenn ja: wie bringt man die baulichen Anforderungen der beiden Projekte dann zusammen? Da sollte man sich wohl mal zügig (Wortspiel
) zusammensetzen.
Soweit ich die Nachrichtenlage interpretiere, nein.
Die aktuellen Meldungen beruhen darauf, dass der Betreiber der britischen Hochgeschwindigkeitsstrecke die Kapazitäten am Bahnhof St. Pancras erweitern möchte. Das ist eine der Voraussetzungen für mehr Züge vom Festland nach London - aber kein Hinweis oder gar Garantie dafür, dass von weiteren Zielen Züge nach Großbritannien angeboten werden.
Optimistische Zeitschiene: der Bau des Fernbahntunnels beginnt in 5-10 Jahren. In 10-15 Jahren ist der Deckel des Tiefbahnhofes fertig, und der Wiederaufbau von Gleis 1a bis Gleis 2? 3? 4? beginnt. Angenommen, dabei würden dann Einrichtungen zur Grenzkontrolle mit errichtet (z.B. im Erdgeschoss des Südflügels), würden wir frühestens in 15-20 Jahren Direktzüge von Frankfurt nach London sehen.
In Köln und ggf. Aachen sind die Probleme eher größer, die dortigen Bahnhöfe haben nicht den Vorteil, dass ihr Fernverkehr in eine neue Anlage verlagert wird, und man dann ein relativ "nutzloses" Kopfgleis am Bahnhofsrand opfern könnte.
Schön wäre es sicher, die Abfertigungsanlagen strukturell in den Fernbahntunnel und die neuen Erschließungsbauwerke zu integrieren, aber ich bezweifle, dass ein Projektbeteiligter bereit ist, für einen Zug alle 1-2h jetzt sofort Bau und Planung der Grenzkontrollen zu finanzieren - inklusive der dadurch entstehenden Projektverzögerung für den Fernbahntunnel.
Zusammen mit den speziellen Anforderungen an den Brandschutz im Eurotunnel, der Betriebsdurchführung in vier verschiedenen Ländern, den hohen Trassenpreisen in Frankreich, dem Eurotunnel und auf der High Speed 1, und der immer noch recht langen Fahrzeit sind ICEs nach London einfach kein Selbstläufer.
Alles für sich genommen keine KO-Argumente (der ICE Velaro / 3neo könnte wohl für den Tunnel zugelassen werden, Trassenpreise könnten politisch oder durch Verhandlungen und bessere Auslastung gesenkt werden, die wohl gute Nutzung des 8-Stunden-Direktzugs Berlin-Paris könnte das Argument der langen Fahrzeit entkräften…), trotzdem müsste sich jemand aktiv für die Idee einbringen. Hat die DB (Fernverkehr) aktuell entsprechende finanzielle Spielräume? Der Bund hält sich bisher per Definition aus dem Fernverkehr heraus, die EU zeigt bahnpolitisch wenig Eigeninitiative.
Hat jemand noch Zugriff auf die Pläne oder Visualisierungen von 2013? Die Links im Ursprungsbeitrag sind leider tot.