also um erstmal einiges klar zu stellen. Meine Absicht war niemals, die moderne zu verteidigen! Wie käm ich denn auch dazu? Ich finde den Pariser Platz einfach gelungen, denn nachdem er ja wohl unbestritten der wichtigste Platz Berlins war, Empfangssalon etc., gab es meiner Meinung nach auch nur diesen einen Weg der Bebauung. Alles andere, und speziell wenn ich an die schrecklichen, ja teilweise lächerlichen Entwürfe denke, wäre dem Platz nicht gerecht geworden. Die komplette historische Rekonstruktion des Platzes natürlich ausgenommen.
Aber rücken wir mal von der Architektur und Schönheit etwas mehr zur Geschichte. Mauer, Stacheldraht, Todesstreifen, Mauerschützen; das alles war der Pariser Platz vierzig Jahre lang. Du verlangst, dass man an dem markantesten Ort, dem Eingang zur Berliner Innenstadt, die Spuren der Mauer deutlich sichtbar macht. Aber Hand aufs Herz, sind wir nicht ein geeintes Land? Ist Berlin nicht eine geeinte Stadt? Und hat diese Stadt durch Krieg und Teilung nicht genug gelitten, nicht nur architektonisch sondern auch aus menschlicher Sicht? Ich denke nicht, dass an so etwas schreckliches wie die Teilung Deutschlands und Berlins in großem Stile erinnert werden muss. Um sich zu erinnern sind Museen und Gedenkstätten da, aber nicht Städte. Berlin hat finde ich das Recht zu gesunden. Zum anderen, was interessieren den die Deutschen irgendwelche schaulustigen Touris, womöglich noch Briten, die bis heute ins Third Reich reißen, geil auf das diabolische, das dunkle. Diese Menschen, die vom Leid der Stadtbevölkerung und vom Leid der Deutschen keine Ahnung haben, für diese Leute sollen wir dann die Spuren der Teilung sichtbar lassen, damit die sich dran aufgeilen können? Und das alles zum Preis einer hässlichen Innenstadt? Du sprichts von Identitätsberaubung des Platzes, vergisst aber, dass es eine aufgezwungene Identität war! Denn die eigentliche Identität, hat er durch die Neubebauung mehr oder weniger gut zurück bekommen, der Empfangssalon Berlins zu sein! Ich denke ein schlichtes Messingband in die Straße eingelassen, das Mauerstück, dass am Potse steht und die Kreuze für die Maueropfer in Reichstagsnähe sind mehr als ausreichend um an eines der schlimmsten Kapitel deutscher Geschichte zu erinnern!
Verlogen kann ich das ganze wirklich nicht nennen, eher ehrlich, ehrlich zu dem Deutschland von heute.
Ich könnte hier noch ewig weiter schreiben und mich über diese oft anzutreffende deutsche Selbstzerfleischung aufregen, aber wozu. Ich liebe mein Land und möchte es mit so wenig Narben wie möglich sehen. Traurig, dass du das anscheinend anders siehst.
Beiträge von semper
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NewUrban
Du hast ganz recht mit deiner Schelte. Auch wenn ich persönlich nichts an der Bauhaus-Architektur finden und den Historismus bevorzuge, sollte man doch nicht vergessen, dass in Berlin gerade eine fantastische Mischung aus alt und neu entsteht. Ich denke es ist unfair das Baugeschehen in Berlin zu verurteilen, bloß weil die Stadt nicht rekonstruiert wird, was ja auch unmöglich wäre. Natürlich fände ich es zum Beispiel nicht schlecht, wenn es neben Neubauten an manchen Stellen auch ein paar Rekonstruktionen als Leitbauten gäbe. Aber insgesamt gibt Berlin doch ein wunderbares Bild ab und erinnert in manchen Ecken schon an seine vergangene Größe. Mein Lieblingsplätzchen ist zum Beispiel das Starbucks an der Ecke Linden/Pariser Platz. Von dort hat man ja einen wunderbaren Blick auf letzteren und aufs Brandenburger Tor. Und auch wenn der Pariser Platz ja von vielen verschrieen wurde finde ich ihn doch einen der gelungensten Plätze und DEN gelungensten Neubau-Platz Berlins.
Was für den südlichen Teil der Friedrichstraße geplant ist, weiß ich leider auch nicht, aber Handlungsbedarf besteht ja offensichtlich dringend. Das kann man ja keinem Touristen zumuten über den Checkpoint Charlie hinaus zu laufen. Wünschenswert wäre für mich eine Reko des Halleschen Tors und Neubebauung des Mehringplatzes a la Pariser Platz und dazwischen müsste was modernes repräsentatives stehen. Das würde das Image der nördlichen Friedrichstraße find ich ganz gut nach Süden fortsetzen und ihr mit dem Halleschen Tor einen würdigen Abschluss geben. Aber dazu müssten ja erstmal die Sharounschen Ekel weggerissen werden. Der Mehringplatz ist ja schon sehr übel, wenn man bedenkt, dass er vor dem Krieg mit Banken und Firmenrepräsentanzen einer der edelsten Plätze Berlins war.grüsse
semper
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hier die Web-Seite der Bauakademie. Dort findet ihr alle infos über die Rekonstruktion und auch neueste Pressemitteilungen.
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bin letzten freitag an den drei leipzigern vorbei gelaufen und an dem altbau ist mir etwas merkwürdiges aufgefallen. und zwar hat dort ein man mit einem eimer farbe die metalverschläge vor tür und fenstern neu mit brauner farbe gestrichen. etwas ungewöhnlich wenn da in nächster zeit die bauerei losgehen sollte. naja, lassen wir uns überraschen.
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Leipziger Straße 125 / Vosspalais
nachdem das sockelgeschoss des altbaus noch nicht geputzt wurde könnte man doch vermuten, dass die arcaden über die ganze straßenbreite weitergeführt werden. von der aufteilung her würde das ja fast gehen, wenn man jeweils bei den zwei fenstern einen freiraum entstehen lässt. nur die frage, wie das statisch und mit der innenaufteilung hinhaut. aber arcaden über die ganze straßenlänge wäre gigantisch. weiß dazu jemand etwas?
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ich denke auch, dass sich der bau dort ganz gut macht. andererseits denke ich dass viele von euch die sache von der falschen seite betrachten nämlich vom kupfergraben. die eigentliche bedeutung des baues ist jedoch der abschluss des schlossplatzes nach westen. sieht man das ganze vom zukünftigen schlossplatz aus verdeckt das gebäude meiner meinung nach auch nicht wirklich einen wichtigen teil des staatsratsgebäudes. allerdings müsste für die richtige raumwirkung dann auch die schlossfreiheit realisiert werden was allerdings die sicht auf das schloss von den linden aus behindert. lassen wir uns überraschen.
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tstststs.....
ist ja ein nett gemeinter Versuch hier eine Verbesserung herbeizuführen, aber meiner Meinung nach hilft da nur noch ein Komplettabriss, ausgenommen vielleicht der Zoo-Palast. Wäre da nicht die traurige Ruine der KWGK hätte diese Gegend rein architektonisch wirklich überhaupt nichts anziehendes mehr. Um hier jedoch eine Stadtreperatur zu tätigen ist wesentlich mehr erforderlich als einfach eine Glasverkleidung der Bauten...
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schöne entwürfe, allerdings hätte ich mir ein bisschen mehr eingehen auf die alte struktur gewünscht, z.b mit einer reko der petrikirche als leitbau und außenherum auch eine mischung aus vorligenden entwürfen und einigen rekos. aber so ist es auf jeden fall schon mal eine immense verbesserung.
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Der Artikel des Baunetzes schock mich wirklich im Bezug auf das Berliner Stadtschloss. Es handelt sich nämlich dabei keineswegs um eine Schloss-Atrappe. Ich weiß nicht ob jemand die Würzburger Residenz besucht hat, aber dort wurden auch keine Dienstbotenräume oder ähnlich unwichtiges rekonstruiert, sondern lediglich die Prunksäle bzw. Raumfolgen. Die restlichen Räume werden von der Universität, bzw. als Museum genutzt. Nach dem selben Prinzip wird auch dass Stadtschloss in Berlin rekonstruiert werden. Dabei sollten die Kritiker jedoch damit zufrieden sein, dass die Prunksäle nur in ihren Maßen, jedoch ohne Schmuck wieder erstehen. Denn es ist doch eine Utopie zu glauben, dass man ein solches Bauwerk auf einmal wiedererrichten kann, das zu seiner Entstehung 500 Jahre brauchte. Aber vielleicht sind die deutschen einfach zu blöd oder haben ihren Kultursinn verloren und verdienen es damit nicht anders, als dass Rekonstruktionschancen endgültig vertan werden. Ich sage nur Respekt an Warschau! Daran sollte man sich ein Beispiel nehmen oder an Dresden! Wo sind denn die berliner Leitbauten? Im Nikolaiviertel? Lachhaft!
Zum Potsdamer Stadtschloss kann man nur sagen, schaden auf der einen Seite, dass es nun so schnell keine Schließung dieser Lücke geben wird, gut auf der anderen Seite, dass nun der Weg für eine historisch korrekte Rekonstruktion wieder frei ist, wenn auch deren Realisierung weiter ungewiss bleibt.Grüße
semper
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gibt es denn überhaupt die intention den dom zu ergänzen? wünschenswert wäre dass ja. Jetzt mal was ganz anderes, die ebertbrücke unweit der monbijoubrücke soll wohl auch teilrekonstruiert werden, konnte dazu jedoch im netz leider nichts finden. weiß da von euch irgendjemand was?
grüße
semper
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nun wissen wir ja, was mit den 40 Mrd. Mehreinnahmen passiert, zumindest teilweise
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UNGLAUBLICH!!!!
das ganze quartier schreit ja zum himmel. da stellt die DB so einen Prachtbau von Bahnhof hin, eine homage an die große Zeit der Bahnhöfe und den architekten fällt nichts besseres ein, als dieser schrott. die bauten haben generell zu viel glas und passen sich damit zu sehr dem bahnhof an, statt einen kontrasst zu bilden. sprich das bahnhofsgebäude wird im quartier untergehen, bzw. lediglich wie eine graue maus wirken. wirklich UNGLAUBLICH!!! traurig, traurig kann man da nur sagen.
grüße
semper
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http://img.photobucket.com/albums/v242/Viola222/DSCN2304.jpg
fehlt da auf dem sockel etwas oder gehört der so?
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das ist genau das, dass dem historismus immer vorgeworfen wurde, einfallslos zu sein, sich ausschließlich vergangener baustile zu bedienen. ganau das waren die argumente, die damals die verfechter der "moderne" angeführt haben. es wurde nie akzeptiert, dass der historismus (oder auch gründerzeitstil) ein eigener stil ist. soll mir mal jemand ein bauwerk aus dem historismus zeigen, dass diesem stil nicht klar zu zuweisen ist sondern einer vergangenen stilepoche. das wird nämlich schwer zu finden sein! von daher kann man den historismus doch wohl als stilepoche bezeichnen, auch wenn manche dass nicht wahrhaben wollen. außerdem baute der historismus auf vorangegangenen baustilen auf, ganau so wie auch z.b. das barock auf der renaissance aufbaute usw. auf was baut den bitte die moderne auf? die weiterentwicklung des historismus geht nämlich in richtung jugendstil und später art deco. die "bauhaus moderne" bricht zum größten teil mit dieser fortschreibung der architekturgeschichte indem es keinerlei formen der vorangegangenen baustile mehr aufweist. es lässt sich keine verbindung mehr zu der vergangenheit herstellen außer vielleicht ein paar paralellen zum art deco design. damit ist es aber auch schon alles. diese moderne , die vor allem in den 60ern und 70ern für die verschandelung der deutschen stadtzentren geführt hat ist ein klarer bruch zu allem vorangegangenen ganau so wie z.b. der sozialismus ein klarer bruch zu kaiserreich, weimarer republik und nazireich war. ebenso wie der sozialismus wäre auch diese moderne ohne die entwicklungen im zweiten weltkrieg, in deutschland nicht salonfähig gewesen.
Kent of neapel
meinetwegen auch Berlin Stil, hab ja auch geschrieben "international"
grüße
semper
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also irgendwie finde ich die diskussion hier etwas verwirrend. am meisten den begriff neohistorismus. historismus war doch die benutzung aller vorangegangenen stilepochen. hierbei wurden alle gebäude in eine bestimmte epoche eingeteilt, z.b. wohnquartiere wurden hauptsächlich mit stilelementen der renaissance gebaut, da in dieser zeit die stadt ihren höhepunkt hatte, oder theater im barockstil, da das barock die große zeit der theater war usw. deshalb kann man doch den stil, der in berlin verwendung findet, nämlich die orientierung an den historischen vorgängerbauten kaum neohistorismus nennen, da die idee des historismus hier in keinster weise mit einfließt.
stattdessen würde ich diesen stil eher "berlin style" nennen, um es mal international auszudrücken. was vielleicht zum neohistorismus zählt ist das kolhoffsche hochhaus am potse, das sich am art deco orientiert, oder wie LeFay schon richtig gesagt hat das adlon oder entwürfe von patschke und patschke. was dagegen in anderen deutschen städten passiert ist doch wohl eher die rekonstruktion von historischen gebäuden. um aber zum thema zurück zu kehren ist meine meinung zum "berlin style" eindeutig positiv. Steinerne Gebäude vermitteln einfach mehr beständigkeit. und die orientierung an der stadt des 19. jhds ist eigentlich nichts anderes als die orientierung an der stadt der renaissance, also an der blütezeit der städte. warum sollte etwas, dass einst eine blüte auslöste und dies auch beim zweiten mal tat etwas schlechtes sein. außerdem, darf man auch nicht vergessen, dass gerade durch die abkehr vom historismus die deutschen innenstädte zerstört wurden. schlagt mal bei wikipedia nach, dort gibt es kaum eine deutsche großstadt, bei der nicht das stadtzentrum erst durch die planungen nach dem zweiten weltkrieg zerstört wurde und nicht durch den krieg selbst. wir bewundern alle rom oder paris aber in deutschland selbst wollen wir die annährung an solche stadtbilder seltsamer weise aufhalten. hier wird um jede rekonstruktion debattiert, wo in anderen ländern, wie z.b. polen eine ganze altstadt rekonstruiert wird. architekten und andere kritisieren, dass man sie in ihre grenzen weist, wobei die architektur schon lange nichts mehr mit dem respekt vor früheren baustilen sondern nur noch mit dem finden des eigenen stils zu tun hat. mit der selbstsucht mancher architekten. ob das gebäude, dass sie der nachwelt hinterlassen den menschen, die rund herum leben gefällt scheint doch für die meisten unwichtig geworden zu sein. deshalb gut, dass jemand wie stimmann in der position ist um ein "versuchslabor berlin" zu verhindern.
grüße
semperP.S.: einen wirklichen "neohisturismus" würde ich sehr begrüßen, denn das würde heißen, dass man sich wirklich kaum noch gedanken machen müsste, ob sich neubauten in ihre umgebung einpassen...
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langsam muss man sich leider daran gewöhnen, dass die wirklich guten projekte in berlin scheitern, siehe nur falkoniergasse, tacheles oder promenade am bundesrat. das wären wirklich projekte gewesen, die berlin architektonisch bereichert hätten. kann man nur hoffen, dass die nachfolgepläne wenigstens annährend an diese qualität heran kommen, gerade was den stil betrifft.
grüße
semper
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wenn man den hines entwurf sieht muss man sich fragen, was aus dem kolhoffschen masterplan mit den hochhäusern im art deco stil geworden ist. soll etwa glas und stahl den alex in zukunft beherrschen. welch schreckliche vorstellung. naja, um seinem ruf als sich ständig verändrende stadt gerecht zu werden muss berlin halt bausünden bauen, die man dann in ein paar jahrzehnten wieder abreisen kann. wann wacht diese stadt endlich auf? -
sorry, hab auch schon gesucht. den artikel gibt es anscheinend nicht online. Habs aber hier schwarz auf weiß liegen. Titel war "Aufbruchstimmung am Alex", in der Ausgabe vom 19. August 2006, Immobilienteil.
grüße
semper
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es muss sich anscheinend um den Baublock A5 handeln. Zu sehen über den Link von Samuel. Also leider noch kein Hochhaus, aber ein Anfang.
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Also, im Prinzip steht in dem Artikel, dass die TLG mal wieder eine Vorreiterrolle in Berlin übernimmt und am Alex als erstes einen Neubau errichten will. Dies dann quasi als erster Schritt des sogenannaten "Kolhoffschen Masterplans". Dazu wurde ein Baufeld an der Karl-Liebknecht-Straße freigeräumt. Damit werden bis Oktober 2006 die Voraussetzungen für den Neubau geschaffen. Gebaut werden soll ein Bürohaus mit ca. 25.000 Quadratmetern.
desweiteren lässt die TLG noch durchblicken, dass sie unbedingt die ersten sein wollen, die am Alex einen Neubau errichten. Denen scheints also wirklich unter den Nägeln zu brennen.
Grüße
semper