Mit diesem Auszug aus der Schatztruhe des Deutschen, wollte ich lediglich klarstellen, dass man dem Berliner Dom diese Bezeichnung wohl kaum absprechen kann.
Was seine Baugeschichte angeht, denke ich, dass man den Dom durchaus als Konkurrenz zu Rom ansehen kann, dass er diese je war, ist natürlich unwahrscheinlich, aber innerhalb des Deutschen Reiches wurde er mit Sicherheit so verstanden. Ich weiß nicht, wie gut du in der Geschichte des Kaiserreiches bist, aber wenn man bedenkt, das der Dom unter Wilhelm II. geplant und erbaut wurde, wird einem denke ich doch schnell klar, dass der Dom eindeutig eine Herausforderung seitens des Kaisers an den Pabst sein sollte. Man darf nicht vergessen, dass damals und heute die Hauptreligion in Deutschland der Protestantismus ist und war. Es war nicht nur Preussen evangelisch, sondern der größte Teil des Reiches. Desweiteren stellte der Kaiser auch ein religiöses Vorbild da und verlangte von seinen Untertanen, dass sie mit dem gleichen Eifer wie er selbst zur Messe gingen. Wer kaisertreu war, war kirchentreu! Außerdem, darf man nicht vergessen, dass das Deutsche Reich auf rein weltlicher Eebene gegründet wurde, denn da die preussischen Könige streng evangelisch waren, bedurften sie nicht der Zustimmung des Pabstes um die Kaiserwürde zu erlangen. Und um dies zu zeigen, war der Berliner Dom einmal mehr ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Rom. Als letzter Grund für den Bau des Doms kann man noch nennen, dass der Kaiser einen angemessenen Sakralbau wollte, der zum einen als Hauptkirche des Jungen Reiches, und als letzte Ruhestätte seiner Kaiser angemessen war. Wie du siehst, kann man also denke ich kaum sagen, dass Atheismus zur damaligen Zeit in Mode war, noch dass man mit dem Dom nicht herausfordernde Größe präsentieren wollte.
Was die Dimensionen des Berliner Domes angeht, hat er denke ich die größten, an diesem Platz möglichen Ausmaße. Genaueres zum Bau findest du aber auf einer Besichtigungstour durch den Sakralbau selbst. Dort sind Entwürfe, Modelle und mit Sicherheit auch Informationen zur letzendlichen Entscheidung und Umsetzung zu finden.
Architektonisch kann man den Dom heute denke ich auch schlecht beurteilen. Es ist sicherlich war, dass er im Moment seinen Standort völlig dominiert. Doch um seine Qualität wirklich beurteilen zu können, muss man ihn im Kontext der damaligen Bebauung sehen. Denn vor der Zerstörung seiner Umgebung, stand er keineswegs so frei wie heute. Sicherlich hat er auch damals zusammen mit dem Schloss diesen Platz dominiert, aber zeigt mir eine kathedrale, die ihren Standort nicht maßgeblich mit- oder gar ganz dominiert. Mit der Vermischung von Barock und Renaissance hat der Architekt zwei bedeutende Architekturstile des Kirchenbaus aufgegriffen, wobei die Einbeziehung dieser beiden Stile sicherlich als Hinweis auf den Petersdom verstanden werden kann.
grüße
semper