Beiträge von maselzr

    Uiuiui - da hat sich endlich mal ein Bauherr gewagt, die ewig gleichen WDVS-Fassaden hinter sich zu lassen, und dann scheitert es bei allen involvierten Parteien am Geschmack. Ich verstehe ja, dass ein bisschen mehr Farbe im Straßenbild willkommen ist, doch muss das Haus deswegen einer überdimensionierten Hüpfburg gleichen? Zusammen mit den halbherzigen Stuckprofilen sieht das eher so aus, als hätte man hier einen Klassizismus-Abklatsch aus Astana abgeladen.

    Schade, dass man die Terrakotta-Riemchen an den Fenstern nicht ein paar Zentimeter tiefer in die Fassade eingelassen hat - das komplexere Relief und die dadurch resultierenden Schattenspiele hätten der schlichten Fassade jedenfalls gut getan. Außerdem würden die Fensterlöcher insbesondere aus der Schrägansicht großzügiger erscheinen. Die umgesetzte Lösung, die Terrakotta-Akzente bündig mit dem Backstein anzubringen, erscheint ein bisschen wie eine olle Tapete.

    Mag sein, dass ich aufgrund meiner Tagesstimmung etwas hart geurteilt habe. „Unterirdisch“ suggeriert schließlich einen Vergleich zur durchschnittlichen Qualität anderer Bauprojekte und die ist mehrheitlich (leider) noch schlechter als beim Kalle.


    Trotzdem bleibt es für mich schleierhaft, wieso allein die Weiterführung der Trauflinie bereits ausreicht, um ein Gebäude als kontextbezogen und respektvoll durchgehen zu lassen - diese Argumentation kennt man zu sehr aus dem gängigen Architektensprech, der völlig unpassende Entwürfe zu verteidigen versucht. In jeglicher anderer Hinsicht stört der Baukörper mMn das Ensemble. Diesmal etwas sachlicher ausformuliert:


    - Die Staffelgeschosse verhalten sich ungeschickt zum tief nach unten gezogenen, und daher besonders auffälligen, Schrägdach des Nachbarn und hinterlassen störende, nackte Anschlussflächen. Eine Lösung wie bei den Tacheles-Passagen wäre mir lieber gewesen.


    - Das Materialkonzept der Fassade besteht aus einem schematischen, harten Schwarz/weiß Kontrast zwischen Pfeiler und Fensterlöcher und steht damit im starken Widerspruch zu den benachbarten Backsteinbauten, die deutlich feinere und visuell ruhigere Material- und Farbabstufungen aufweisen.


    - Die Plastizität und Proportion der Fassade wirkt grob und fast provokativ schwerfällig, im Gegensatz zu den detailreich ausdifferenzierten Fassaden nebenan.


    - Die gefalteten Staffelgeschosse geben dem Gesamteindruck schließlich den Rest: Für mich sehen sie wie eingezwängt aus, als stünden sie kurz davor, das Ensemble auseinanderzureißen - kein netter Nachbar also.


    Ich stelle nur Argumente auf, warum dieses Gebäude sich mMn überhaupt nicht einfügt (und deswegen meinen Geschmack in diesem baulichen Kontext nicht trifft). Das heißt natürlich auch, dass ich all denjenigen, die Kontraste und Brüche generell mögen, wenig entgegenzusetzen habe.

    Selbst das muss nicht zwingend sein. Die Berliner Traufhöhe prägt bekanntlich auch die in der Gründerzeit entstandenen Quartiere und hat dort im Grunde eine wohltuend ordnende Qualität. Nur hat man es bis in die 1950er Jahre (und zum Teil in Zeiten der Postmoderne in den 80er und 90er Jahren) verstanden, das Gebäudevolumen plastisch gekonnt zu differenzieren und durch Giebel, Risalite, Attiken und Ecktürme die strenge Trauflinie zu durchbrechen.


    Variierende Geschosszahlen halte ich städtebaulich gar nicht mal für wünschenswert (obwohl es mir zugegebenermaßen lieber ist als die im obigen Bild zu sehnende Ödnis). Das sieht mE eher nach Pseudo-Wildwuchs als nach gekonnter Baukunst aus und betont nur die Unbeholfenheit, mit der man versucht, Abwechslung im Straßenbild zu erzeugen.

    Ich finde das Gebäude an der Karl-Marx-Straße einfach scheußlich. Was wäre es für eine Chance gewesen, zwischen den zwei Denkmalen zu vermitteln und eine harmonische Schließung des Blockrands anzustreben. Aber nein, mal wieder muss man - und ich denke diese Art des erhobenen Zeigefingers ist zu einer besonders deutschen Manier geworden - einen maximalen Bruch zwischen den unterschiedlichen Zeitschichten herstellen. Selbst das wäre vielleicht noch erträglich, wenn die architektonische Leistung des Gebäudes für sich genommen nicht ebenso unterirdisch wäre. Dieses grobschlächtig massive Raster ohne jegliche Raffinesse in der Proportionierung und Farbgebung sieht aus wie ein Papier-Arbeitsmodell eines Erstsemester-Studenten.


    Die albernen Knicke der Staffelgeschosse, dessen Fassadenraster sich irritierend unharmonisch zu den unteren Geschossen verhält, zerstören schließlich jeden letzten Ansatz eines architektonischen Konzepts. Da wäre es mir sogar lieber gewesen, wenn sich die architektonische Strenge von oben bis unten durchgezogen hätte. Wer mal an der Karl-Marx-Straße entlang gelaufen ist, wird auch sicher festgestellt haben, wie grob und ungeschickt sich die Staffelgeschosse zu den Brandwänden der Nachbargebäude verhalten - da passt einfach nichts zusammen. Ist es so schwer, zur Abwechslung einfach mal was schönes zu entwerfen?

    Ich kann mich den bereits genannten Kritikpunkten kommentarlos anschließen. Was mich darüber hinaus stört - auch bedingt durch die bereits genannten Treppen und offenen Leitungen - ist das räumliche Chaos des Gebäudes. Überall gibt es wirre Ecken und Kanten, willkürliche räumliche Situationen und ein konzeptloser Mix aus Materialien und Farben. In Anbetracht der von Außen einfach erscheinenden Gebäudegeometrie und dem unkomplizierten baulichen Kontext des Busbahnhofs erscheint es mir geradezu absurd. Dabei ist gerade ein übersichtliches und aufgeräumtes Raumkonzept so wichtig, um schnell ans Ziel zu kommen und den Reisestress zu reduzieren - das gilt für Busbahnhöfe genauso wie für Flughäfen.

    Dem Bauherrn Thomas Bscher gehört bereits der halbe Block - genauer gesagt die beiden Nachbargebäude in der Schlüterstraße 45 und Schlüterstraße 46 / Ecke Ku’damm sowie die gesamte Cumberland-Anlage, die sich vom Ku’damm bis zur Lietzenburger Straße erstreckt.


    Ich könnte mir daher gut vorstellen, dass Bscher die verbliebene „Zahnlücke“ an der Ecke Schlüterstraße 43 / Lietzenburger Straße fest im Blick hat, um auch dort früher oder später das Grundstück neu zu entwickeln. Aus städtebaulicher Sicht wäre das sicherlich wünschenswert. Da jedoch günstige Wohnungen verschwinden könnten, werden Bezirk und Mietervereine für Gegenwind sorgen.

    Bin ich der Einzige mit der Meinung, dass die Fassade nun doch eine andere Farbe als das erwartete Silber hat? Für mich hat die Fassade einen deutlichen, warm-güldenen Ton, vor allem wenn die Elemente perspektivisch direkt mit dem Silber-grauen Nachbargebäude im Hintergrund überlagert werden.

    Rein optisch steht es mMn außer Frage, welcher Entwurf der Überzeugendste ist. Mandrup hat einfach viel mehr zu bieten: Das haptische Fassadenmaterial, die schwungvoll konkave Plastizität, die sich in vielfältiger Weise am ganzen Turm wiederfindet und die reizvolle Differenzierung zwischen Sockel, Schaft und Krone.


    Von mir aus könnte man die ca. 6-geschossige Gebäudekrone auf eine Höhe von 2-3 Etagen reduzieren und die restliche Höhe zu den Regelgeschossen packen, um mehr Geschossfläche zu schaffen. Das würde mMn die Proportionen sogar verbessern, da die aktuelle Version eher überdimensioniert wirkt und den Turm paradoxerweise irgendwie gedrungener wirken lässt.


    Müller Reimann Architekten machen idR sehr gefällige Bauten und ich bin mir sicher, dass die Glasfassade ihres Entwurfs, die sich mir allein auf Basis der Visu noch nicht ganz erschließt, im Detail hochwertig gelöst wird. Trotzdem hat der Turm insgesamt eine ziemlich generische Kubatur, die sich von den anderen rechtwinkligen Kisten in der Umgebung nicht ausreichend unterscheidet und somit nur wenig Mehrwert für die Umgebung bringt.

    Ich denke die Namensgeber haben sich stark vom international renommierten Tate Modern in London inspirieren lassen, welches übrigens von den gleichen Architekten zum Museum umgebaut wurde. Der Name des Londoner Museums ist jedoch „Hashtag-Tauglicher“ aufgrund des unverwechselbaren Tate im Namen. Der Begriff Berlin Modern ist jedoch generisch und hat keinen expliziten Bezug auf das Gebäude. So könnten unter dem Hashtag auch lauter zufälliger Bilder von anderen modernen Bauten in Berlin landen, die nichts damit zu tun haben. Auch bei der Google Suche wird es viele andere Resultate geben, die nicht direkt in Verbindung zum Museum stehen.

    Berlin Modern

    Update vom 15.03.2024


    Am Freitag letzter Woche war ich mal wieder am Kulturforum und habe vom erhöhten Sockel der Neuen Nationalgalerie aus halbwegs in die Baugrube schauen können. Interessanter war jedoch eine rein zufällige Entdeckung auf der Brache hinter der Neuen Nationalgalerie. Dort stand ein Mockup der kontrovers diskutierten Fassade für das Berlin Modern. Die Farbe, Materialität und die neuartige Schichtung der Fassade gefällt mir sehr gut; es bleibt jedoch abzuwarten, ob der Backstein auch mit der benachbarten St.Matthäus Kirche harmoniert.


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    Tomov ^^

    Warum meine durchaus realistischen Sorgen jetzt irgendwelche „pessimistischen Untergangsfantasien“ sein sollen, bleibt wohl dein Geheimnis. Jeder, der in Berlin lebt, weiß ganz genau, dass frisch sanierte oder fertiggestellte Bauten gerne von Gentrifizierungs-Gegnern, Kapitalismus-Kritikern oder schlicht asozialen Vandalen beschmiert werden. Wie fies sich derartige Farbstoffe in den Sandstein fressen können, haben wir ja an der Beschmierung des Brandenburger Tors gesehen. Vor dem Hintergrund würde ich die Figuren einfach nicht so frei rumstehen lassen - erst recht nicht, da es in diesem Fall genügend politische Motive für potenziellen Vandalismus gibt.


    Aber Rotes Rathaus schrieb ja bereits, dass die Figuren nun in Schutzfolie gewickelt wurden. Die Verantwortlichen hatten wohl die gleichen legitimen Bedenken.


    Nachtrag: Nun scheinst du, Tomov, deinen Beitrag derart überarbeitet zu haben, dass meine Antwort keinen Bezug mehr zu deiner Aussage hat. Oder ich habe dich von Anfang an falsch verstanden - jedenfalls kann meine Reaktion dann auch eigentlich wieder weg.


    [mod]Unnötiges Zitat gelöscht. [/mod]

    Ach du sch***. Wo immer in dieser Stadt irgendwas aufgewertet wird, wird woanders im Gegenzug ein Haus verunstaltet. Da hat man wenigstens mal einen erhaltenen Schweifgiebel und dann setzt man diesem so einen grauenvoll aufdringlichen Klumpen von Staffelgeschoss direkt in den Nacken - zum heulen...


    Dass es definitiv auch anders geht, zeigen etliche andere Beispiele, bei denen das ursprüngliche Mansard-/Berliner Dach erhalten blieb.

    …Vorausgesetzt die Statuen überstehen die kommenden 10 Tage ohne „Verzierungen“ oder einer orangenen Dusche. Ein oller Bauzaun hält jedenfalls niemanden davon ab, sein Missfallen gegenüber preußischen Symbolen zum Ausdruck zu bringen. Oder gibt es dort 24/7 Security?

    Ich finde diese hochgradige Inkompetenz einfach nur noch peinlich. Die Wohnungskrise ist das wohl dramatischste Problem der Stadt und trotzdem vergeigt es die Politik weiterhin konsequent. Statt konstruktiv zu verhandeln und dem Investor, der sich in der Vergangenheit nun wirklich als ein flexibler Verhandlungspartner erwies, ein vernünftiges Angebot zu machen, fährt man das Projekt aus ideologischen Gründen vor die Wand. Aber Hauptsache man besteht auf seine 30% Sozialwohnungen, und man hat‘s dem gemeinen Investor voll gezeigt! Na herzlichen Glückwunsch…

    Elvirasteig 26

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    Das Mehrfamilienhaus ist seit einiger Zeit fertiggestellt und bezogen. Der Abriss des Vorgängerhauses aus dem Jahr 1905 und die provokante Architektur wurde von Anwohnern und diversen Medien heftig kritisiert. Ich find‘s auch scheußlich..


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