Beiträge von maselzr

    Also die Frankfurter Europa City unterscheidet sich nicht von der in Berlin.

    Kleingeistig geht also auch in FFM.

    Die Europacity in Frankfurt finde ich städtebaulich und architektonisch sogar deutlich schlimmer als die Europacity in Berlin. In Frankfurt stehen (fast) nur weiß verputzte, belanglose WDVS Kisten, von denen viele als Spekulationsobjekt gekauft wurden und leer stehen. Das alles aneinandergereiht an einer überbreiten Straße, die ihren Spitznamen Stalinstraße hoch verdient hat. Dahinter liegen nur noch suburban anmutende Townhäuser, die null städtischen Raum erzeugen. Desaströser geht es wohl kaum.


    Das macht die Europacity in Berlin zwar nicht zu einem gelungenen Projekt, aber zumindest wurde hier ein städtebaulich kiezigeres und urbaneres Viertel geschaffen, das sich fassadentechnisch durchaus vom WDVS-Einerlei lösen konnte.

    Das Ensemble Bierpinsel, U-Bahnhof Schlossstrasse und Joachim-Tiburtius-Brücke steht laut Denkmalverzeichnis unter Denkmalschutz und wird von den Plänen nicht betroffen sein. Das finde ich eigentlich auch gut so, denn an keinem anderen Ort ist das Verständnis von Urbanität der Nachkriegsjahre so erlebbar wie dort. Man regt sich zwar häufig über die zerschneidende Brücke mitten in der Schlossstraße auf, allerdings versprüht das gesamte Ensemble, abgerundet durch die Pop-Architektur von Schüler-Witte, einen sehr spannenden Zeitgeist.

    Im Koalitionsvertrag wird offenbar nicht nur der schrittweise Rückbau der A104 sondern auch der Rückbau der A103 als Ziel der Stadtentwicklung genannt. Diesen Vorschlag gab es meines Wissens nach schon vor einigen Jahren, allerdings gab es damals zu viel Widerstand als dass die Planungen ernsthaft fortgeführt wurden.


    Ich halte den Rückbau der A103 beinahe für wichtiger als den der A104, da die Autobahn mitten durch Steglitz und Friedenau verläuft und die Kieze voneinander trennt. Eine große Autobahnschlucht, die meinen Beobachtungen nach für das Verkehrsaufkommen gar nicht notwendig ist. Eine breite Stadtstraße als Fortführung von Unter den Eichen sollte eigentlich genügen.


    Hoffentlich wird daraus etwas und es verschwindet nicht einfach wieder in der Schublade.


    https://www.tagesspiegel.de/do…nftshauptstadt-berlin.pdf

    Wow, die neue Kräfteverteilung in der Koalition kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt. Die Rekonstruktion des Karstadt am Hermannplatz und die Signa-Hochhäuser am Ku’damm standen zuvor lange auf der Kippe, der Molkenmarkt wäre in seiner finalen Planungsphase vielleicht andere ästhetische Wege gegangen und nun wird wohl auch der Spittelmarkt vor weiteren Jahrzehnten Stadtautobahn gerettet!

    Endlich werden Entscheidungen getroffen, die in die richtige Richtung weisen!

    Heute würde man das Areal wahrscheinlich völlig anders planen und ein sozial und funktional gemischtes Ökoquartier bauen. Jetzt sieht das Projekt mit seiner banalen Investorenarchitektur wie aus der Zeit gefallen aus. Dem besonderen Ort nicht gerecht. Man hätte sich für diese besondere Lage und Geschichte des Areals kreative Unterstützung holen müssen.

    Und in wie fern wird ein Ökoquartier der Geschichte des Ortes mehr gerecht?

    Ich finde hier entsteht ein städtebaulich sehr gelungenes Quartier, das die Geschichte der Passage direkt zitiert und die historische Parzellierung respektiert. Was die Fassaden angeht, sind vielleicht nicht alle super gelungen, aber es gibt definitiv auch Hingucker wie das prominente Oro oder die Passage von Herzog & de Meuron - hochwertig ausgeführt sind alle Gebäude sowieso.


    Mir ist der klassische Städtebau an der Stelle deutlich lieber als irgendein derzeit angesagtes „Ökoquartier“ aus zusammengewürfelten, begrünten Holzregalen.

    Wow, ein sehr gelungener Bau - und das obwohl die Bepflanzung als Gestaltungselement noch fehlt! Die Ecke wird durch die Erhöhung schön betont und zitiert den gründerzeitlichen Typus, der gerade in Kreuzberg häufiger an Straßenecken zu finden ist. Eine spannende, plastische Fassade, die zugleich modern ist - weiter so!


    Nur die Eckfenster hätten mit gebogenen Glasscheiben noch etwas mehr hergemacht, aber ich will jetzt nicht meckern :)

    Unglaublich, die zeitgenössische Architektur ist im gleichen Dogmatismus erstarrt wie schon in der frühen Moderne...Sind den Architekten auch andere geometrische Prinzipien außer rechte Winkel bekannt?
    Einzig die sehr filigrane Ausführung könnte dem Raster zumindest einen luftigen Ausdruck verleihen und den erschlagenden Maßstab mildern.


    Interessant finde ich die Beschreibung im Text, die eine Differenzierung des modernen Baus zum gegenüberliegenden Nazi-Bestand lobt, wodurch das neue Deutschland symbolisiert werden soll. Ich finde den Entwurf in seiner Wirkung sogar erstaunlich ähnlich zum ebenfalls strengen, großmaßstäblichen Nachbarn von dem man sich eigentlich zu distanzieren versucht.

    ... Wenn ich mal Zeit habe, stelle ich ein paar vorher- nachher Fotos von besonders schönen aber verlorenen Fassaden zusammen.

    Hierzu habe ich mittlerweile einige Beispiele gefunden, allerdings hätte ich noch zwei Anliegen:


    1. Weiß jemand wie es mit den Nutzungsrechten für die historischen Postkarten/Ansichten hier im Forum aussieht? Kann man diese frei im Forum verwenden, bzw. gibt es bestimmte Quellen, die eine freie Nutzung zulassen?
    2. Gibt es einen Strang über Wiederbestuckung von Altbauten und wenn nicht, wäre es vielleicht interessant, einen neuen Strang dafür zu öffnen. Denn neben zahlreichen Verlusten gibt es auch erfreuliche Sanierungsmaßnahmen, bei denen der historische Zustand ganz oder zum Teil wiederhergestellt wurde.


    Vollzitat gekürzt. Bitte nicht mehr als nötig zitieren. Danke!

    ^

    Da fällt mir vor allem das Thema Entstuckung ein, das Berlin wohl so weiträumig getroffen hat wie keine andere Stadt.


    Wenn man sich alte Bilder von Berlin vor dem Krieg anschaut, sieht man Prachtbauten und -Plätze, die durch Kriegszerstörung verloren zu sein scheinen. Auf dem zweiten Blick stellt man allerdings fest, dass die Bauten noch sehr wohl erhalten sind, jedoch aufgrund der Modernisierungswelle oder Billigsanierungen ihren Stuck, die Türme, Dachlandschaften, etc. verloren haben und fast unkenntlich geworden sind.


    Würde man sich um einen besseren Umgang mit dem Bauerbe und einer Wiederbelebung der verlorenen Fassaden und Gebäudeelemente bemühen, hätten wir womöglich die ein oder andere Rekonstruktionsdebatte ganzer Viertel (zB Marienviertel oder Molkenmarkt) weniger. Es gibt noch so viel Potenzial, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Immerhin sind Wiederbestuckungen oder Rekonstruktionen von nur einzelnen Gebäudeelementen wie Türme oder Giebel deutlich günstiger als die Rekonstruktion ganzer Gebäude von Grund auf.


    Wenn ich mal Zeit habe, stelle ich ein paar vorher- nachher Fotos von besonders schönen aber verlorenen Fassaden zusammen.

    Die Kant-Garagen sind nun bis auf das EG abgerüstet und das Ergebnis sieht meiner Meinung nach super aus! Hier wurde ein Stück Architekturgeschichte wieder in altem Glanz versetzt. Einzig der andockende Neubau, der noch immer eingerüstet ist, wirkt von der Fassade etwas unruhig und lenkt von der reduzierten Formensprache des Denkmals ab. Allerdings ist die Fassade auch nicht ganz fertig und ich beurteile das womöglich zu früh.

    Ich habe mir auch alle Entwürfe genau angeschaut und muss sagen, dass das Spektrum der verschiedenen Arbeiten sowohl im Positiven als auch im Negativen breit gefächert ist.

    Einen klaren Favorit habe ich nicht wirklich, aber die historisierenden, sich am ursprünglichen Stadtgrundriss, bzw. am Bebauungsplan haltenden Entwürfe haben mir am Besten gefallen. Konzeptuell war besonders die 1022 mit den „Vier Stadthöfen“ interessant, die jeden Block von innen mit einem individuellen Hofgrundriss öffentlich begehbar macht und somit ein quartiersübergreifendes Alleinstellungsmerkmal entwickelt. Allerdings zeigten die Perspektiven eher typische Rasterfassaden in historischer Parzellierung, daher waren die anderen Entwürfe (1021, 1024, 1029) mit rekonstruierten Leitbauten und/oder historisierenden Fassaden architektonisch ansprechender.


    Am anderen Ende des Spektrums fand man überraschend freie Interpretationen des Areals, die jedoch ganz nach anti-urbanem Nachkriegsvorbild lose Punktbauten willkürlich in einen offenen, öffentl. Raum platzieren - umfasst von Lärmschutzriegeln an der Grunerstraße / Mühlendamm. Eines dieser Entwürfe geht sogar noch weiter und kombiniert den öffentlichen Bereich mit der gefürchteten Bullerbü-Ideologie, die den Innerstädtischen Raum mit Spielplätzen und biodiversen Hainen übersät. Hier werden also alle Fehler der Nachkriegsvergangenheit als sozio-ökologische Zukunftsvision verpackt- na super. Diese Entwürfe haben nichts mit dem Charakter des Ortes zu tun und werden allein durch verkopfte Argumentation schöngeredet.


    Bizarr war vor allem ein Entwurf, der es irgendwie geschafft hat, einer historisierenden Blockrandstruktur dystopischen Flair zu verleihen. Alle Fassaden aller Blöcke sind trotz historisierender Anmutung wie nach Plattenbauvorbild exakt gleich und die hyperverdichteten Blöcke machen Höfe und Straßen zu Angsträumen.


    Ach und nen Troll gab‘s auch ^.^ Aber wie in den dortigen Kommentaren erwähnt ist der transparente Umgang mit solch hinterfragenden Entwürfen positiv anzumerken.


    Die Kommentare waren auch sehr interessant zu lesen, um ein Bild der allgemeinen Meinung zum Städtebau seitens der Bevölkerung zu erahnen (auch wenn sicherlich nicht wenige aus diesem Forum oder dem Nachbarforum stammen). Es gab große Einigkeit, dass modernistische Rasterfassaden a la Europacity und großmaßstäbliche Riegel absolut unerwünscht sind. Fast alle wünschen sich historisierende, kleinteilige Bebauung und lehnen pseudo-innovative Entwürfe ab.

    Ich denke das Tempelhofer Feld hat das räumliche Potential, ein komplett neues Stadtviertel mit eigener Identität entstehen zu lassen - auch wenn nur 1/3 des Feldes bebaut wird. Hier ist genug Platz um großmaßstäbliche städtebauliche Konzepte umzusetzen, die man in der Form kein zweites Mal in der Innenstadt findet.


    Umso wichtiger ist es, dass hier nicht voreilig und aus der Not heraus eine halbherzige Schlafstadt aus Rasterbauten entsteht sondern erst in Zukunft ein wirklich gut durchdachtes, aus den Fehlern der Europacity lernendes Konzept entworfen wird. In Kombination mit dem freigebliebenen Teil des Feldes als einzigartiger Stadtpark, kann das sehr spannend werden.


    Den aktuellen Politikern traue ich jedoch nicht zu, ein visionäres Konzept zu entwickeln. Dann warte ich gerne einige Jahre mehr bis sich die politische und finanzielle Situation sowie die Wohnungsnot entspannt.


    Was lange währt wird endlich gut ist hier vielleicht die passende Einstellung :)

    Okay der gute Wille ist da, das kann man auch positiv anmerken.
    Diese Elemente verschwimmen für mich jedoch in der Gesamtkomposition, die maßstäblich zu groß wirkt, zu viele Geschosse hat und keine Symmetrie, bzw. gekonnte Asymmetrie in der Fassade aufweist. Die Vor- und Rücksprünge sowie die Fenstergrößen erscheinen eher willkürlich.
    Für mich tun sich die paar klassischen Elemente daher sehr schwer, ernst genommen zu werden.

    Ich finde den Parkplatz an dieser Stelle ebenfalls sehr befremdlich. Das hat was von amerikanisch-suburbaner commercial zone, typischerweise mit Parkplätzen im Mittelpunkt, umringt von Malls und Großhandel - Ziemlich genau der Antipol zur zukunftsgerichteten Stadtentwicklung.


    Und hier geht es nicht darum, gänzlich auf Stellplätze zu verzichten. Dem Architekten muss aber klar sein, dass Architektur und städtebauliche Komposition einen Ausdruck mit sich bringen. Hier wird ein Parkplatz von drei Seiten umrahmt und mit zwei Ecktürmen betont - also eindeutig als zentraler Ort in Szene gesetzt. Der Mensch soll jedoch im Mittelpunkt des Städtebaus stehen und es ist die Aufgabe der Architektur genau das zu vermitteln..

    Wie von Vorrednern vorgeschlagen, sollte daher eine Erholungsfläche mit angrenzenden Cafés und Geschäften die zentrale Rolle spielen während die Stellplätze irgendwo am Straßenrand eingeplant werden können.

    Ein scheußlicher Bau in einem scheußlichen Umfeld, der durch seine Sanierung an Scheußlichkeit nichts verloren hat.

    Da stimme ich nicht zu. Das Haus des Berliner Verlags ist sogar eines meiner Lieblingsgebäude der DDR rund um den Alex. Mit dem Pavilion-Vorbau, der gläsernen Treppe mit Reklametafeln an der Seitenwand des Hochhauses, dem krönenden Schriftzug und den Finnen an der Fassade hat es zahlreiche spannende Elemente und versprüht ostmodernen Charme. Das freigelegte, mir vorher nicht bekannte Fresko rundet das Ganze genial ab.


    Ich finde den Bau super und weine dem gestrichenen Neubau, der höchstwahrscheinlich eine relativ uninspirierte Kiste geworden wäre, keine Träne nach. Da gibt es noch genug Verdichtungspotenzial rund um den Alex.

    Mir gefällt die abgerundete Ecke mit der runden Verglasung ganz gut. Trotzdem hätte man aus den Fenstern mehr Potential rausholen können, indem man die horizontale Gliederung des Gebäudes aufgreift. Jetzt erinnert die Sprossung der Fenster eher an einen Nachkriegs-Wohnbau - leider etwas konzeptlos..


    https://turm65.de/