Ich habe mir auch alle Entwürfe genau angeschaut und muss sagen, dass das Spektrum der verschiedenen Arbeiten sowohl im Positiven als auch im Negativen breit gefächert ist.
Einen klaren Favorit habe ich nicht wirklich, aber die historisierenden, sich am ursprünglichen Stadtgrundriss, bzw. am Bebauungsplan haltenden Entwürfe haben mir am Besten gefallen. Konzeptuell war besonders die 1022 mit den „Vier Stadthöfen“ interessant, die jeden Block von innen mit einem individuellen Hofgrundriss öffentlich begehbar macht und somit ein quartiersübergreifendes Alleinstellungsmerkmal entwickelt. Allerdings zeigten die Perspektiven eher typische Rasterfassaden in historischer Parzellierung, daher waren die anderen Entwürfe (1021, 1024, 1029) mit rekonstruierten Leitbauten und/oder historisierenden Fassaden architektonisch ansprechender.
Am anderen Ende des Spektrums fand man überraschend freie Interpretationen des Areals, die jedoch ganz nach anti-urbanem Nachkriegsvorbild lose Punktbauten willkürlich in einen offenen, öffentl. Raum platzieren - umfasst von Lärmschutzriegeln an der Grunerstraße / Mühlendamm. Eines dieser Entwürfe geht sogar noch weiter und kombiniert den öffentlichen Bereich mit der gefürchteten Bullerbü-Ideologie, die den Innerstädtischen Raum mit Spielplätzen und biodiversen Hainen übersät. Hier werden also alle Fehler der Nachkriegsvergangenheit als sozio-ökologische Zukunftsvision verpackt- na super. Diese Entwürfe haben nichts mit dem Charakter des Ortes zu tun und werden allein durch verkopfte Argumentation schöngeredet.
Bizarr war vor allem ein Entwurf, der es irgendwie geschafft hat, einer historisierenden Blockrandstruktur dystopischen Flair zu verleihen. Alle Fassaden aller Blöcke sind trotz historisierender Anmutung wie nach Plattenbauvorbild exakt gleich und die hyperverdichteten Blöcke machen Höfe und Straßen zu Angsträumen.
Ach und nen Troll gab‘s auch Aber wie in den dortigen Kommentaren erwähnt ist der transparente Umgang mit solch hinterfragenden Entwürfen positiv anzumerken.
Die Kommentare waren auch sehr interessant zu lesen, um ein Bild der allgemeinen Meinung zum Städtebau seitens der Bevölkerung zu erahnen (auch wenn sicherlich nicht wenige aus diesem Forum oder dem Nachbarforum stammen). Es gab große Einigkeit, dass modernistische Rasterfassaden a la Europacity und großmaßstäbliche Riegel absolut unerwünscht sind. Fast alle wünschen sich historisierende, kleinteilige Bebauung und lehnen pseudo-innovative Entwürfe ab.