Beiträge von maselzr

    Meiner Meinung nach sollte die Steigerung der Lebens- und Aufenthaltsqualität eines Stadtraums als höchste Priorität der Stadtentwicklung gelten. Einen unzureichenden Ist-Zustand absichtlich zu konservieren halte ich demzufolge für absurd.


    Wenn also eine Aufwertung des Stadtraumes geschieht, sollte man den Umgang mit einer möglichen Gentrifizierung als zweite Priorität verstehen. Das Ziel lautet in diesem Fall: Ein lebenswertes Stadtumfeld (1. Priorität) unter Beibehaltung der sozialen Mischung (2.Priorität) - die ja auch einen wichtigen Teil zur Lebensqualität beiträgt. Dafür gibt es durchaus einige politische Instrumente, zum Beispiel ein festgelegter Prozentsatz geförderten Wohnraums bei jeder Kernsanierung, Milieu-Schutz-Gebiete oder staatlicher / genossenschaftlicher Neubau.


    Statt dauernd Aufwertungen des Stadtraumes auszubremsen wäre die Formulierung einer wohnpolitischen Strategie zum Erhalt der sozialen Mischung der richtige Ansatz. Und genau in diesem Punkt geschieht mMn (und nach meinem Informationsstand) noch zu wenig, was wirklich zukunftsfähig ist.

    Ausgerechnet einer von den Grünen ist also gegen ein sozial und ökologisch nachhaltiges Nutzungskonzept eines ausgedienten Kaufhauses, gegen innerstädtische Nachverdichtung und gegen die gestärkte Dezentralisierung von städtischen Zentren? Unfassbar. Ein „ausreichender Wille zur Beteiligung“ wäre für ihn wohl erst dann der Fall, wenn es zu einer Nicht-Umsetzung des Vorhabens kommen würde.


    Ich bin froh, dass Geisel endlich einen neuen Ton im Senat vorgibt, der die schnelle Umsetzung von Projekten und zügigere Verfahren fordert statt diese ständige Ausbremsung, die man bisher gewohnt ist. Schon jetzt bin ich überzeugt, dass die Position des Bausenators mit einer kompetenteren Person belegt wurde.

    Das mag auf den Visualisierungen mit schöner Stimmung zur blauen Stunde noch passabel aussehen, ich fürchte aber, dass es nach Fertigstellung eher einem 70er Jahre Bau ähneln wird. Die Betonfassade mit den ganzen Fugen und Schrägen wird auch nicht sonderlich gut altern und vor allem im Regenwetter unvorteilhaft aussehen.

    Ich finde, es hat sich insgesamt nochmal deutlich verbessert. Hier die Veränderungen, die ich entdecken kann:


    - Loggien werden durch die Ausbildung einer innenliegenden Fassung besser gerahmt

    - Balkone des obersten Stockwerks sind nun auch rundlich und nicht mehr schnurgerade

    - Eingangsbereich ist „massiver“ gerahmt

    - Gebäudeabschluss ist differenzierter, indem die beiden Spitzen deutlicher hervortreten

    - Gesims zwischen 3. und 4.OG ist weniger präsent

    - Sockel hebt sich weniger hervor, da er nun wie die restlichen Etagen weiß verputzt wird und sich die „Rustizierung“ kaum von den oberen Etagen unterscheidet


    Was davon nun besser oder schlechter ist, ist wohl eher subjektiv.

    Das Auswärtige Amt wird umgebaut und erweitert


    Dafür wurde ein Architekturwettbewerb ausgetragen, den Harris + Kurle Architekten für sich gewonnen hat.
    Es liest sich heraus, dass der vorhandene, hässliche Bestandsbau nicht abgerissen sondern aufgestockt wird und eine neue Fassade erhält. Für mich wäre es in diesem Fall ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie viel man aus vorhandener Bausubstanz rausholen kann!


    Der unter dem Link aufgeführte Entwurf sieht mMn sehr vielversprechend aus. Die Klinkerverkleidung und Akzentuierung der Fensterbänder erinnert ein wenig an die Backsteinarchitektur der 20er Jahre. Nur noch ein vernünftiges Gesims als Dachabschluss hätte dem Gebäude gut getan.


    Edit: Wie ich sehe, gibt es schon einen Strang hierfür. Die einzige Neuigkeit sollte also sein, dass die Fassade offenbar überarbeitet wurde und es im Januar 2022 losgehen wird.


    https://www.bbr.bund.de/BBR/DE…amt/kurstrasse-33-35.html


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    Ich verstehe auch nicht ganz, warum so viel Kritik auf den Turm hagelt. Im Gegensatz zu Covivio und Hines wirkt der Baukörper nicht klobig, die Vor- und Rücksprünge, die an den Konstruktivismus lehnen sollen, finde ich sogar sehr spannend. Für mich resultiert daraus die größte Qualität des Entwurfs. Der Turm wirkt durch die Gliederung des Maßstabs größer und vor allem deutlich urbaner als ein glattgebügeltes Hochhaus mit Glasfassade.


    Dieser Effekt ist auch an anderen Beispielen deutlich erkennbar. Art Deco Hochhäuser wirken oft deutlich metropolischer als kastenförmige Glashochhäuser, da ihre Rücksprünge und Fassadengliederung den Maßstab einordnet, die große Masse verständlicher übermittelt und in einen Kontext setzt. Glaskasten haben keinen Fixpunkt, keinen maßstäblichen Bezug. Die Größe des Gebäudes wird schlecht kommuniziert.


    Auch die Fassade hat eine hohe Qualität und von nahem einige schöne Details, wie zum Beispiel die verschachtelten Fugen. Der Bezug zu den Behrens-Bauten ist mMn auch gelungen. Man hat es geschafft, den Turm gestalterisch klar zum Alex zu verorten. In der City West oder sonstwo wäre der Entwurf fehl am Platz.


    Dass die Sichtachse verbaut wird, ist tatsächlich sehr ärgerlich, aber hoffentlich wird der komische Effekt nicht immer so bleiben. Wenn weitere Hochhäuser dazukommen und die Silhouette mit dem Alexander Tower verschmilzt, wird der Fernsehturm ganz natürlich hinter einer Skyline stehen.

    Also ich kann mir noch keinen rechten Reim auf die Personalie Petra Kahlfeldt machen. Ich hatte eher mit einer Persönlichkeit aus Wien gerechnet, die dort am Bau neuer Stadtquartiere wie der Seestadt Aspern beteiligt war und diese Erfahrungen in Berlin anwenden kann. Auch an Kopenhagen hatte ich gedacht, wegen der Gestaltung der Verkehrswende

    Wenn Berlin eine Seestadt Aspern 2.0 erspart bleibt, bin ich dankbar. Das kann kein ästhetischer Anspruch für die Zukunft sein und würde die Lüscher Jahre mit noch weniger Geschmack fortsetzen. Ich glaube nicht, dass Petra Kahlfeldt unbedingt ihren klassischen Geschmack in jedes Projekt einbringen möchte, allerdings wird sie sicherlich auf differenzierte, abwechslungsreiche Gestaltung in menschlichem Maßstab achten und die richtige Person sein, die die Fehler der Europacity und MediaSpree erkennt und in den nächsten Projekten zu korrigieren versucht.

    Ein Fachmann aus Kopenhagen hätte ich jedoch auch begrüßt. Jemand wie Jan Gehl wäre genial, um Berlins inkonsequente Verkehrs- und Straßenraumorganisation sowie Platz- und Parkgestaltung nach vorne zu bringen.

    Einfach gruselig was hier gezeigt wird.
    Es wird immer von nachhaltigem Bauen gesprochen, alles muss begrünt und ökologisch sein, aber dann entstehen weiterhin Projekte, bei denen in 15 Jahren nur noch die Abrissbirne zu helfen weiß...

    Petra Kahlfeldt klingt super! Sie ist Berlinerin, hat somit viel mehr Verständnis für das Stadtbild und baut vorwiegend in klassischen Stilen. Außerdem hat sie im Landesdenkmalamt gewirkt und wird hoffentlich eine größere Schätzung des Berliner Erbes mitbringen!
    Nachdem Lüscher das Land in eine stark rational-funktionale Richtung gesteuert hat, bin ich doch sehr überrascht, dass nun eine klassisch orientierte Architektin den Platz übernimmt. Ich bin sehr gespannt und freue mich schon auf die kommende Zeit!


    Ps: In ihrer Projektübersicht ist auch ein Entwurf für die Bauakademie zu finden, der eine originalgetreue Rekonstruktion vorschlägt. Auch in Hinsicht auf die in den nächsten Jahren anstehende Debatte über den Wiederaufbau wird sie hoffentlich einen positiven Einfluss haben.

    Hier im konkreten Fall muss ich aber dennoch sagen, dass mir zumindest die neue Gestaltung der Wandfliesen zusagt. Das ist mE auch nicht einfallslos. Es soll mE stilisierte Birkenstämme darstellen. Schau mal genauer hin maselzr Ob es am Ende insgesamt trist wirkt, muss man auch erst abwarten.

    Okay, einfallslos ist es dann wohl nicht, aber die Umsetzung ist trotzdem furchtbar. Das Mausgrau könnte trister nicht sein und die „Birken“ sind mMn tot-stilisiert. Ein feineres Mosaik mit ansprechenderen Farben hätte Wunder bewirkt und die Birken auch als solche erkennen lassen. So wirkt es einfach billig..

    Schade, unter den Teilnehmern sind auch einige spannende Kubaturen zu sehen, die deutlich mehr Charakter haben als der Gewinnerentwurf. Unter Anderem hat Zaha Hadid Architects einen schönen Entwurf mit organischen Formen vorgeschlagen, der das Gebäude in mehrere Volumen aufteilt und somit der Wucht etwas entgegenwirkt.
    Bestimmt werden solche „mutigen“ Entwürfe u.a. aus Gründen der finanziellen Umsetzbarkeit nicht weiterverfolgt.


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    Trotz der Architektur ist hier doch eigentlich ein sehr städtischer und vor allem organisch anmutender Stadtplatz entstanden, der alles andere als steril wirkt. Ich glaube, dass vor allem die relativ unorganisierte Anordnung der Gebäudehöhen erfrischend und auflockernd wirkt. Nur der große Riegel zur rechten Seite des Platzes fällt etwas raus und hätte wie die gegenüberliegenden Parzellen geplant werden sollen.

    Das war den Renderings kaum zu entnehmen, danke für die Auskunft. Außerdem steht die architektonische Ausführung eh noch nicht fest, man mag also gespannt sein, ob das Potential dort schön ausgenutzt wird.

    Könnte auch bedeuten, dass die Hochhäuser weniger in der Zahl aber dafür höher werden. Flächenversiegelung ist doch ein immer wieder diskutiertes Thema bei der Nachverdichtung in der Innenstadt. Da werden höhere Gebäude mit effizienterer Flächennutzung den klimatologischen Aufgaben folglich eher gerecht. Nur irgendwie glaube ich, dass sich R2G was anderes dabei gedacht hat.

    Sehe ich auch so. Ich verstehe nicht, warum es für die Architekten so schwer ist, sich an die Straßenkanten zu halten? Die Gebäude wirken so, als hätte man sie für einen anderen Ort geplant, hierfür einfach übernommen und lose platziert. Dadurch entsteht undefinierter öffentlicher Raum, der keine klare Nutzung erkennen lässt. Ein Problem, das wir aus den versagten Siedlungen der Moderne doch eigentlich kennen...


    Insbesondere die spitze Ecke am westlichen Eingang könnte man durch eine tolle Gebäudeform zur Landmarke machen, doch hier wird wie zu Wiederaufbau-Zeiten einfach ein Querriegel nach hinten versetzt und eine unnötige Freifläche erzeugt, die dem Viertel eine Verbindung zur Straße verwehrt.

    ^^

    In der Tat ist die Zerstörung der amerikanischen Städte durch die autogerechte Planung verheerend. Und trotzdem werden noch heute (!) Autobahnen in amerikanischen Städten verbreitert.

    Ich möchte nicht zu offtopic werden, aber dazu gibt es eine sehr interessante Studie, die Satellitenbilder der meisten großen Städte in den USA aus den 50ern mit heutigen Aufnahmen vergleicht. Die weiträumige Zerstörung von einst belebten, historischen Blockrandstrukturen ist zum weinen. Die Moderne hat den Amerikanern die Stadt geraubt und übrig bleibt an vielen Orten ein trostloses Wasteland aus Autobahnen, Parkplätzen und geschlossenen Bürotürmen.


    Hier der Link: http://iqc.ou.edu/2014/12/12/60yrsmidwest/