Beiträge von ries-van-der-mohe

    Ich bin eigentlich stiller Mitleser dieses Forums, aber als ich Beitrag #303 von Fettucine gelesen habe, ist mir ein Stück weit der Kamm geschwollen. In postfaktischen Zeiten kann und darf man das so nicht unwidersprochen stehen lassen.

    Frankfurt spielt in einer anderen Liga als Berlin oder München? Ja, das stimmt. Allerdings nicht so, wie es gemeint war. Frankfurt ist einzige Alpha-City im gesamten deutschsprachigen Raum im Ranking des Globalization and World Cities Research Network (Quelle). Frankfurt ist die einzige Global City Deutschlands. Die regelmäßigen Platzierungen in den Top 10 der lebenswertesten Städte der Welt laut Economist brauche ich hier nicht, zu wiederholen. (Auch Platz 17 im aktuellen Ranking heißt Nummer 1 in Deutschland.) Frankfurt ist die mit Abstand internationalste Stadt Deutschlands. Ich verlasse mich lieber auf belastbare internationale Rankings als auf Hörensagen (insbesondere von IAA-Besuchern in München, die ich eher für zweifelhaft halten würde).

    Frankfurt soll sich also an Berlin orientieren? Wenn es eine Analogie für einen Failed State auf kommunaler Ebene gibt, dann ist es Berlin. Berlin ist eine Failed City. Politik, Verwaltung und Infrastruktur sind dysfunktional (Quelle). (Ein Indikator ist der Krankenstand in der Verwaltung: Quelle. Vergleichbar ist nur noch Köln.) Berlin zieht das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands nach unten (Quelle). Ohne Berlin hätte Deutschland einen höheren Wohlstand (gemessen am BIP). Das gibt es in keinem anderen OECD-Staat. Ohne den Länderfinanzausgleich wäre Berlin finanziell nicht überlebensfähig. Die Hochhäuser des Potsdamer Platz können sich mit denen Eschborns messen. Die Skyline Eschborns ist ein ebenbürtiger Konkurrent für die von Berlin. (Manche halten Eschborn ja für einen Frankfurter Stadtteil. Dem möchte ich als Eschborner aber vehement widersprechen.)

    Ich komme beruflich bedingt in der Welt herum. Selbst in den hintersten Ecken Afrikas fragt man mich, was denn mit dem Flughafen Berlin-Brandenburg los sei. Die Frage ist mir peinlich. Ich schäme mich in solchen Momenten für Berlin. Das soll hier kein Berlin-Bashing sein. Ich mag Berlin! Ehrlich! Aber Frankfurt soll sich also an Berlin orientieren? Nein!

    Nun zu München. Ich habe sowohl in München als auch in Frankfurt gelebt und gearbeitet. München ist schön, nett und beschaulich. Aber München ist auch extrem homogen. Eine Metropole zeichnet sich aber durch Vielfalt aus. Du möchtest in München abends mal Teppanyaki essen gehen? Kannste vergessen! Du möchtest mediterrane Feinkost erwerben? Kannste vergessen! Wenigstens Currywurst? Zwei Läden! Was gibt es stattdessen? Leberkas-Semmel. Noch und nöcher. München ist ein sehr großes Dorf. Vielleicht das größte Dorf der Welt. Auch hier gilt: ich möchte kein München-Bashing betreiben. Ich mag München! Sogar sehr! Aber Frankfurt soll sich also an München orientieren? Nein, sicher nicht!

    Während München nett und beschaulich ist, ist Frankfurt faszinierend und spektakulär. Alleine das Projekt Four Frankfurt ist spek - ta - ku - lär. Vergleichbare Projekte braucht man in Deutschland nicht zu suchen. Da gibt es nichts. Four Frankfurt ist europaweit einzigartig.

    Woran sollte sich Frankfurt nun orientieren? An Global Cities wie New York, London, Paris und Tokio sowie an den Städten mit der höchsten Lebensqualität, wie z.B. Wien und Kopenhagen. Andere deutsche Städte taugen nicht als Orientierung.

    Bitte entschuldigt die Polemik, aber ich konnte nicht anders.

    Ich bin zufällig an der Baustelle des Casals Forum der Kronberg Academy in Kronberg vorbeigekommen und war erstaunt, dass es hierzu anscheinend noch keinen Beitrag im Forum gibt. Daher hiermit ein paar Handy-Schnappschüsse (sorry für die Qualität) und Infos.

    Das Casals Forum entsteht zwischen Viktoriapark und S-Bahnhof Kronberg. Der Spatenstich war 2017. Die Eröffnung ist für 2022 angekündigt. Bauherrin ist die Kronberg Academy Stiftung. Der Entwurf stammt von Staab Architekten.

    Bei dem Casals Forum (benannt nach dem katalanischen Cellisten Pablo Casals) handelt es sich um ein Konzerthaus für Kammermusik. Bei der Konzeption wurde nicht nur Wert auf die akustischen Qualitäten des Saals, sondern auch auf ökologische Nachhaltigkeit gelegt. Weitere Informationen sind hier zu finden. Visualisierungen des Entwurfs sind hier zu finden.

    Ich halte dieses Projekt und die damit verbundene Institution trotz der reichen Kulturlandschaft im Rhein-Main-Gebiet für bemerkenswert. Es genießt überregionale oder gar internationale Bedeutung.

    Den Entwurf finde ich durch seine "organische" Formgebung ansprechend. Er hebt sich wohltuend vom architektonischen Einheitsbrei ab. Natürlich sprechen wir hier nicht von Gehrys Disney Concert Hall oder Scharouns Philharmonie. Dennoch halte ich es für beachtenswert, dass solch ein Projekt in der Rhein-Main-Region möglich ist.


    Ansicht von Westen:

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    Bauschild:

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    Ansicht von Süden:

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    Ansicht von Südosten:

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    Ansicht von Nordosten:

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    PS: Östlich der Baustelle grenzt unmittelbar das Hotel "Vienna House" an. Der Bau wurde 2020 fertiggestellt. Auch dieses überdurchschnittlich ansprechende Hotelprojekt wäre es Wert gewesen, dokumentiert zu werden.