Beiträge von K-1

    Ich versuche es hier nochmal. Falls jemand den Vorentwurf von Sievers und Piatscheck für das ehem. Delbrück-Gebäude am Potsdamer Platz (dann von Kollhoff geplant) hat oder den Link dazu kennt, dann wäre es sehr freundlich wenn einer diesen hier veröffentlichen könne. Ich finde hierzu im Internet leider gar nichts mehr. Danke im Voraus!

    Das Gelände zwischen Voß- und Behrenstraße wirkt auf mich städtebaulich genau so deplatziert wie der Moabiter Werder. Abstellfläche ohne richtige Einordnung.


    Im Norden eine geschlossene Straßenfront, die jedoch durch den Totalunfall der amerikanischen Botschaft wie abgesägt wirkt. Im Osten entsteht die „Botschaft des Austauschs“ die irgendwas mit Kreativität am Holocaust-Mahnmal macht, zumindest ein Rahmen zur Straße / zum Denkmal entsteht.


    Dahinter immer wieder Trauben von Touristen, die andächtig auf einem Parkplatz Zwiegespräch mit dem Führer halten. Auf Google Maps mal „Führerbunker“ googeln, der ist „vorübergehend geschlossen“. Daneben ein Sportplatz für die sogenannten „Ministergärten“. Die Bebauung der Ministergärten villenartig, der Bebauung der Friedrichstadt und des Potsdamer Platzes entgegenstehend, wie wenn man das Tiergarten-Viertel hierher erfolglos verlängern wollte. Am Ort der ehemaligen neuen Reichskanzlei gibt’s heute Peking-Ente, eine Kita und schon wieder Büro- und Botschaftsvillen.


    Das ist der Kern meiner Kritik an diesem Ort. Nichts hat Form, nichts gehört zusammen, nichts ist vollendet oder als Ganzes gedacht. Die Fläche des heutigen Denkmals für die ermordeten Juden war eine Zeit lang als Ort für das Außenministerium im Gespräch. Als klar war, dass das Denkmal kommt wurde die Fläche zur Verfügung gestellt. Ich vermute, dass die Verunklarung des zuvor beräumten Gebietes auch in der Unsicherheit im Umgang mit dem Gebiet der ehemaligen neuen Reichskanzlei zu finden ist. Einerseits gab es lange Zeit zum Führerbunker nicht mal eine Tafel. Andererseits bemüht man schon fast in einer romantischen Art die ehemaligen „Ministergärten“.


    Ein Ort wie es ihn wohl nur in Berlin geben kann (das ist ganz wertfrei gemeint).

    Hallo Mitforist Theseus532, ich dachte nicht dass mein Text so missverständlich geschrieben war. Ich versuch meinen Standpunkt anhand Ihres Texts nochmals zu klären


    Auch wenn es nicht hierhergehört, deine Analyse der 20ger Jahre und Berlin halte ich für falsch, ebenso deine ziemlich simpel gestrickten Hitler Aussagen.

    Und der Standort des Holocaustdenkmals als Abstellort zu bezeichnen ist einfach nur grotesk, sorry.

    Ich halte meine Anlayse für richtig, allerdings kann ich in einem Text nicht die Gesamtanalyse aller Bereich des damaligen Berlins abdecken. Die Armut ist jedoch ein sehr essentieller Bereich, den man heute durch den Mythos "goldene 20er" gerne überdeckt.

    "simpel gestrickte Hitler Aussagen" - welche?

    Den Standort finde ich nicht passend, aber ich weiß jetz auch keinen direkt besseren. Bitte nochmals meinen Text lesen. Die Gesamtfläche von Behrenstraße bis Voßstraße halte ich für nicht gelungen und ja mein Gefühl sagt mir, dass man nicht wusste wohin damit, da ich keine richtige städtebauliche Einbindung (die sich mir erschließt) vorfinde. Warum das grotest sein soll weiß ich nicht.



    Kann ich so unterschreiben, aber es ging mir auch nicht um die Stadtverwaltung als solche. Den Zusammenhang verstehe ich jetzt nicht.

    Hitler kam sicherlich AUCH an die Macht wegen der wirtschaftlichen Notlage, aber das war einer von vielen Gründen und alleine bestimmt nicht ausschlaggebend.

    Unterschreibe ich auch, aber habe ich geschrieben dass dies der einzige Grund war?


    Und das mit dem Abstellort kann ich einfach nicht Ernst nehmen und entbehrt einer Erwiderung.

    Ist die Ecke Behrenstraße / Ebertstraße ein heiliger Ort, oder warum können Sie das nicht vernünftig (mit Argumenten) erwidern?

    Das Berlin der 20er ist wohl das größte Missverständnis der Stadt bzw. unsers Landes. Die 20er in Berlin waren nur für eine feine wohlhabende oder mit dem großen Geld mitlaufende Gesellschaft von ein paar Leuten ein wirkliches Fest. Die Wirklichkeit in den 20ern Bestand aus Überlebenskampf, Hunger, Verelendung oder zumindest Zukunftspessimismus im ganz großen Stil.


    So einer wie Hitler kam doch nicht an die Macht, weil die Leute zu viel Langeweile hatten. Wer sich das Berlin der 20er zurückwünscht dem muss ich Wahnsinn unterstellen. Dann bitte mal eine Woche hungern, in erbärmlichen hygienischen Bedingungen leben. Und dann kann man objektiv beurteilen ob man das Brot von einem nicht nimmt, weil einem dem sein Oberlippenbärtchen nicht gefällt.


    Im Übrigen ist das auch ein Grund warum wir ein Denkmal für die damals ermordeten Juden dort stehen haben, weil Hitler es sehr gut verstand diese kosmopolitische TouriUpperClass und deren (im Verhältnis zur umgebenden Armut) dekadente Feierfreude mit den Juden an sich in Verbindung zu bringen.


    Ob der Ort im Stadtplan der Richtige ist für das Denkmal, da bin ich mir nach wie vor nicht sicher. Auf mich wirkt die Umgebung zwischen der Rückseite des Pariser Platzes bis zur Rückseite des Leipziger Platzes eher wie ein Abestellort für Dinge, bei denen man nicht wusste wohin damit.

    Das Hafenbecken am zentralen Ort der Europacity hatte im Masterplan ja die Grundidee das Quartier mit dem Wasser (Schifffahrtskanal) zu verbinden. Das Thema Wasser sollte ja die intellektuelle Stringenz vom Nordhafen zum Humboldthafen darstellen.


    Der Nordhafen ist ein breiteres Flussbecken, das in die Natur einbettet bzw. umgeben ist. Der Humboldthafen wird ja (wenn er denn überhaupt fertig gebaut wird) vor allem unter Kolonnaden mit Sicht auf die Bahn-Durchfahrt erlebbar sein. Bei Ungers Original waren die „Platzflächen“ noch großzügiger bemessen.


    Beim zentralen Platz der Europacity hätte es als drittes ein Becken in die Weite des Raumes gegeben. Dies hätte optisch eine ganz andere Entsprechung gehabt Am besten vom Bundeswehr-Krankenhaus kommend mal betrachten und dann visualisieren, dann wird das deutlich was ich meine.


    Nördlich vom QH Crown entsteht ja ebenfalls eine Platzanlage, die der Alltäglichkeit der vorher verlinkten Landschaftsplanung entspricht. Ich denke, dass die Investition des Hafenbeckens sich dahingehend schon gelohnt hätte um die Europacity nicht nur als Büro-/besseres Wohngebiet zu erschließen, sondern für mehr Stadtbewohner/Besucher als Anziehungsort attraktiv zu machen. Aber das hat wieder etwas mit Anspruch zu tun.

    Lieber Mitforist HarrySeidler, danke dass Sie die Visualisierung des Platzes hochgeladen haben. Er wirkt auf mich wie ein durchaus netter (Quartiers-)Stadtplatz, man kann zumindest sagen, das Pflaster wird Qualität haben - und ästhetisch pflastern kann Berlin einfach!


    Meinem Anspruch an den zentralen Platz bzw. Mittelpunkt der "Europacity" erfüllt diese durchaus schöne Visualisierung nicht. Es ist immer eine Frage des Anspruchs. Zu Beginn war ein Hafenbecken versprochen, nun eventuell ein paar Plätscheranlagen. Nicht schlecht, aber mir kommt hier ein Sprichwort eines großen Denkers unserer Zeit in den Sinn. Ich glaube es war DJ Westbam der mal meinte, "irgendwann werden die Menschen erkennen, dass weniger nicht mehr, sondern einfach nur weniger ist!".

    Der Kritik an der Fassade des Turmes kann ich mich nicht anschließen. Die Fassade scheint eine eigenwillige Wirkung zu erzeugen, die wohl erst bei Abschluss der Arbeiten (beim direkten davorstehen) bewertet werden kann. Vom Architekten wurde allerdings ursprünglich angekündigt, dass die Lamellen aus Keramik seien, ich kann dies nicht bewerten ob dem auch so ist. Falls nein wäre mein Urteil kritischer.


    Die Europacity ist das Herzstück von Frau Lüschers Wirken in Berlin. Wo Europacity drauf steht ist auch Frau Lüscher drin, ihr Name ist mit diesem Baugebiet verbunden wie sonst keiner. Selbstverständlich ist sie als Person damit auch direkt in der vordersten Kritiklinie (vergleichbar mit Stimmann und der Friedrichstraße).


    Positiv fallen mir die vielen verschiedenen und auch handwerklich sehenswerten Fassaden auf. Das Problem der Europacity (und der oft sehr reflexhaften nicht immer zielgerichteten Kritik darauf) besteht nach meinem Empfinden in folgenden Punkten:


    1. Die übermäßige Kastigkeit der Baukörper, die mich beim Anblick (trotz oft interessanter Fassaden) zumindest ermüden. Dies trifft auch sehr stark auf den

    KPMG-Turm zu, obwohl die Fassade auffallend dagegen angehen möchte. Ich sehe kaum Staffelungen (Hotel Tchoban Voss, Heidestraße 58 und Riegel zur Bahn als Ausnahme) oder spannende Höhendifferenzierungen. Die wären sehr nötig gewesen.


    2. Das sogenannten Herzstücke wirken nicht. RobertNeun hat verdient den Wettbewerb gewonnen, was aber dort heute als "Nahversorgungszentrum" steht hat mit dem Wettbewerbsergebnis nur noch die Kubatur gemeinsam. Das wirkt nicht.

    Das Hafenbecken (das einzig wirklich interessante) wurde gleich zu Beginn aufgegeben. Allein die Baukostensteigerung für den späteren Bau des S-Bahn-Haltes hätten das Becken dreimal finanziert. Im Übrigen ein Kuriosum, eine Stadt wie Berlin mit so viel Grundwasser kann sein Wasser nicht schön, oder gar anmutig inszenieren. Da müssen schon die privaten ran (Mercedes-Platz, Sony-Center). Wasser (zum anfassen, erleben) täte Berlin vor allem im Sommer gut und zieht immer an. Am Otto-Weidt-Platz sind Treppen zum Wasser eingelassen, aber wo ist der Schatten? Und leider ist der Platz architektonisch (Nordseite) in seiner Größe trist geraten.


    3. Das fehlende Hochlicht

    Würde die Europacity mit ihrem anspruchsvollen Namen in Zürich oder sogar München stehen, ich würde als Besucher die Blockstruktur und die unterschiedlichen, oftmals interessanten Fassaden loben. Für Berlin als Hauptstadt und das Auftreten des Bundes in Europa fehlt mir persönlich etwas, nicht unbedingt im Sinne des Kommerz wie am Potsdamer oder an der East Side Gallery. Eher in Richtung Sinnlichkeit. Ich spinne jetzt mal um Assoziationen anzuregen: Kollhoffs Leibniz-Kolonnaden am Otto-Weidt-Platz, vielleicht Alsterartig am Wasserbecken entlang angelegt. Oder im Zentrum der Europacity ein besonderes Kunstwerk z. B. wie der Bean Spiegel in Chicago. Die Europacity soll ja so viel mit Kunst zu tun haben, ich sehe nur nichts davon. Alles nur Beispiele.

    Nach dieser völligen intellektuellen Bankrotterklärung Lüschers und auch ihres mir immer ominöser erscheinenden Baukollegiums ("wir haben uns das angeguckt...") braucht es jemand mit Erfahrung. Oder zumindest jemand der die Baukultur in der Stadt wieder auf ein anderes Niveau hebt. Früher gab es Stadtforen mit Stimmann (den ich zu genüge kritisierte), da gings zur Sache! Heute haben wir von externen (Werbe)-Firmen betreute Workshops - Marke Infantilismus. Stimmann hat meterweise Schriften und Bände zu Berlin verfasst, von Lüscher kam bis heute kein einziger interessanter Satz zu Berlin.

    Spontan würde mir jetzt Jörn Walter aus Hamburg einfallen. Hilmar von Lojewski wäre zumindest in Berlin erfahren. Wenn Berlin als Hauptstadt einen gestalterischen Anspruch hat dann muss jetzt entscheidendes geschehen. Wie schon gesagt bei den Protagonisten des RBB-Berichts käme für mich nur die Journalistin in Frage, alle anderen kann ich nicht ernst nehmen. Haben wir eigentlich überhaupt noch einen Bürgermeister??

    Der Murks mit dem Saturn war ja bereits ein entgegenkommen ggü. Hines der sein Grundstück zumindest zum Teil schon mal vermarkten wollte. Heute kommt ihm dies wohl teuer zu stehen. Mein Mitleid hält sich da in engen Grenzen.

    Und meines hält sich auch in Grenzen, das sehe ich genauso. Und trotzdem habe ich als Verwaltung in erster Linie die Stadt als solche vor Augen. Mein Argument ist und bleibt ja der neu geschaffene Bezug von Monach und Hines nach den Überarbeitungen aufeinander.

    Und das die gekappten 20 Meter dazu führen das die Investoren nun "gezwungen" sind auf den übrigen qm alles rauszuholen was geht ist doch absurd. Die Grundstücke sind heute ein vielfaches Wert als vor 25 Jahren!

    Auch hier denken Sie nicht falsch, jedoch auch wenn die Grundstückspreise noch so hoch sind, wird das Maximum trotzdem herausgeholt. Um dies zu regeln und in Zaun zu halten gibt es ja Bebauungspläne. Und denke ich als Verwaltung in Bezug auf die Ästhetik an die Stadt, dann kann ich nur die Höhe gleichzeitig mit der BGF reduzieren. Aber nicht die Höhe reduzieren und die BGF lassen = fette Brocken = ParkInns in der Masse = Pervertierung von Kollhoffs Idee.


    Eines war aber schon Kolhoff in den 90ern klar: Die Studien zum Layout der Türme stellen nur eine Skizze dar. Solch schlanke Hochhausspitzen sind eben bei solch kleinen Grundstücken praktisch nicht verwertbar...

    Und genau an der Stelle wäre die Baudirektion und/oder das Baukollegium aufgetreten. Man beachte bitte was man anderen Investoren mit auch länger ausgestellten Baugenehmigungen alles abringen kann. Beim Sauerbruch Hutton-Covivio-HH wurde im Baukollegium sogar diskutiert, ob die Markisen gestreift oder einfarbing sein sollen. Und Beispiele von verjüngenden HH gibt es auch in Berlin genug (Upper West / Zoofenster / Kollhoff-Türme / Beisheim / ehem. Concorde / im Grund kriegt das Estrel-HH auch eine Staffelung wenn auch in Form einer Schräge). Oder nehmen sie nur zum Beispiel Norra Tornen in Stockholm. Wer sagt denn wie genau eine "Verjüngung" aussehen muss?!

    Ich kann beim besten Willen kein Argument nachvollziehen, warum diese "Verjüngung" am Alex nicht möglich sein soll.

    Bleibt die Frage offen, warum soll eine "Verjüngung" nicht funktionieren? Diese ist ja nicht klar definiert worden und das mit gutem Grund. Zum Beispiel verjüngen sich am Potsdamer Platz die Türme auch nach oben, bei Jahn und Piano etwas Definitionssache. Zoofenster und Upper West haben auch keine "Rechtkantbolzen"-Figur. Der ursprüngliche Alexa-Turm von Ortner und Ortner (mit der Kugel oben drauf) verjüngte sich ja auch. Es ist nur eine Frage des Wollens, nicht des Könnens. Und das beste Vehikel eine Verjüngung nach Oben zu verhindern ist einfach die selbe BGF nicht mehr auf 150 Meter sondern auf 130 Meter zu verteilen.

    Der ganze Durcheinander entstand ja auch schon unter Junge-Reyer, als die Sockel separat gebaut werden sollten und dann erst die Türme. Man schaue sich nochmals Kollhoffs Exemplar für den Hines-Standort an. Die Horizontalität der Sockel und der Übergang in die Vertikalität (auch in der Architektur) in die Turmbauten, die aus dem bestehenden herauswachsen. Sauerbruch Hutton hat dies allerdings nicht ganz vergessen, man schaue sich die Perspektive von der Alexanderstraße aus an.

    Die Türme waren von Kollhoff so angeordnet, dass man von jeder Seite einen Blickwinkel zwischen zwei Türmen zu einem weiteren Turm gehabt hätte. Deshalb zwei Platzseiten, Alex 35 Meter, dahinter hoch, Alexanderstraße und Grunerstraße wäre man direkt mit der Höhe von 150 Meter konfrontiert gewesen. Die Wand, die jetzt durch die Fettheit der Turmbatzen entsteht war so nie geplant. Durch die "Verjüngung nach oben" (wie auch immer der Architekt dies einzelne Architekt interpretiert hätte) wäre auch die TV-Kugel nicht beeinträchtig geworden, denn es wären wahnsinnig interessante Blickbeziehungen entstanden. Zudem ein geordnetes, mit Vielfalt in der Einheit, im positiven Sinne deutsches Turmensemble (im Sinne von sehr eigenständig und mit hohem Wiedererkennungswert) entstanden, welches eine Alternative zur heute weltweit entstehenden Cluster-Skyline (von manchen auch als Wildwuchs bezeichnet) geboten hätte.

    Und die Höhe war von Kollhoff ja nicht willkürlich gewählt. Am Potsdamer Platz ist die dreifache Gebäudehöhe (35 Meter Sockel x etwa 3) ist dort proportional kein Problem, da die Türme direkt am Platz stehen und die Verbindung mit den angrenzenden Sockelgebäuden nicht so überstark ist. Vom Kulturforum aus jedoch (die Perspektive ist ähnlich wie am Alex) merkt man, dass die Türme bis dorthin keine Präsenz haben und die Sockel dominieren.

    Proportionalität in Bezug auf Kollhoffs Plan kann man in Deutschland bei vielen Kirchenbauten beobachten. Oft ist das Kirchenschiff zu dominant und der Turm wirkt deshalb einfach nicht.

    Die Vorsitzende der Architektenkammer forderte nach der Gehry-Entscheidung einen neuen Masterplan für den Alex. Mittlerweile glaube ich auch, nach Lüschers völliger Verwurstelung von Kollhoffs Vision wäre dies der beste Weg gewesen.

    Und wenn es noch 10 Jahre gedauert hätte, der Kollhoff-Plan mit jeweils unterschiedlichen Architekten hätte sich gelohnt. Jetzt kriegen wir sechs ParkInns 2.0. Und in 10 oder 15 Jahren wird das ParkInn abgerissen weil sich vielleicht die Nutzerstruktur oder die Anforderungen an ein solches Haus geändert haben. Dann wird man sich vielleicht wieder an Kollhoffs Idee erinnern.

    Also nach dem RBB-Bericht glühen auch bei mir die Sicherungen. Ist das wirklich unser heutiges politisches Personal? Das lässt mich sprachlos zurück. Möchte ich mir nicht ausmalen, wenn auf unser Land mal eine richtige Krise zusteuert, vielleicht aus den Folgen der Corona-Krise. Gott bewahre.



    Frau Lüscher (leider immer noch) Senatsbaudirektorin.

    Prämiert mit Hines im Wettbewerb den Entwurf von Gehry und erklärt damit das Ende von Kollhoffs-Chicago-Version. Das sei nicht mehr zeitgemäß. Gut bin ich noch dabei, wenn man aber von so einer durchdachten und perfekten Planung wie von Kollhoff Abstand nimmt, dann muss die neue Version war hermachen und/oder zumindest gleichwertig gut sein.


    Im Workshop kam man dann auf die Idee, die HH könnten sich ja dem ParkInn anpassen, denn das neue sollte mit dem alten harmonieren. War ich auch noch nicht gegen, mal schauen wie das kommt. Covivio hatte Interesse gezeigt. Aus heutiger Sicht klar, die pressen halt alles zusammen, also weniger Freifläche, also billiger. Sauerbruch Hutton hatten die Idee mit der „Fuge“, fand ich ok. Im Baukollegium fragte allerdings eine Kollegin Frau Hutton, ob die Fuge sein müsse, also ob es nicht besser wäre eine glatte Schachtel hinzustellen.


    Signa möchte seine Projekte in Berlin durchbringen, deshalb lehnen die sich nicht auf, der Kleihues-Entwurf ist halt eine langgestreckte Schachtel, nicht mehr, nicht weniger.


    Das Alexa-HH Monarch wurde ja vom ursprünglichen Entwurf umgeplant und dem Gehry-Entwurf (3-Teilung!!!!) angepasst, beide 150 Meter. Frau Lüscher meinte dann würden diese beiden als „Tor“ fungieren.


    Ich setze bei einer Baudirektion in so einem (hohen) Amt schon voraus, dass man für die Zeit seines Wirkens eine klare Agenda oder einen klaren intellektuellen Überbau hat, dem man verpflichtet ist. Bis hierhin hatte ich auch den Eindruck Frau Lüscher hätte dies, es würde sich am Ende mit dem Erhalt einzelner DDR-Bauten mit der Idee von Kollhoff zu einem Ganzen fügen.


    Seit dem letzten Baukollegium (Mollstraße 4 als „Heimat“ zu verklären und kein Interesse mit dem Haus der Statistik ein Ganzes zu formen) hatte ich jedoch starke Zweifel bekommen. Ich habe Frau Lüscher zuvor stets in dieser Frage verteidigt, es gibt viele die dem Kollhoff-Plan nachtrauern. Nun soll Hines auf 130 Meter gekürzt werden, der Gehry oder was auch immer wird dann noch fette, der Monarch fungiert dann aber als Chef des Alex, obwohl seine Kubatur und Architektur nicht fürs alleinstehen gemacht ist und er als einziger von der KMA aus den Blick auf die TV-Kugel beeinträchtigt (wie irre!). Hierbei habe ich jetzt das Gefühl, Frau Lüscher hatte weder eine Agenda noch einen intellektuellen Überbau für Ihre Zeit als Baudirektorin in Berlin. Aus meiner jetzigen Sicht war und ist Sie für diesen Posten nicht geeignet, das Resultat reicht nicht aus. Der Kollhoff-Plan ist damit zur Karikatur verkommen, die Proportionen stimmen nicht mehr und ja es ist schon entscheidend ob 150 oder 130 Meter. Bei einzelnen HH ist das nicht weiter entscheidend, in einer Gesamtkomposition schon. Die Türme müssen sich auch gegen gut 35 Meter hohe Sockelgebäude, die in der Fläche sehr massig sind durchsetzen bzw. klar hervortreten. Unproportionalität führt auch immer zu den Berliner Stummeln.



    Frau Billig, baupol. Sprecherin der Grünen
    Sie hat Angst, dass der Turm mit 20 Meter mehr absacken könnte, obwohl die BVG mitteilt, dass dies geklärt sei samt Sanierungszahlungen von Hines. Frau Billig, nur eine Rechenaufgabe: Wer ist schwerer? Ein Mann mit 190 cm Größe und 100 kg Gewicht oder ein Mann mit 180 cm Größe und 100 kg Gewicht. Ich denke das dauert eine Zeit.



    Herr Grothe, Baustadtrat von Mitte

    Er will ja auch den Humboldthafen nicht fertigbauen, wozu auch. Was Interessantes zu Mitte kam von ihm bis heute nicht und ob 130 oder 150 Meter, alles egal.



    Sarah Oswald, RBB

    Das ist Journalismus, danke weiter so!

    Nun ist es also endlich soweit, die Doppelplatzanlage Potsdamer-/Leipziger ist vollendet. Aus meiner Sicht insgesamt ein mehr als vernünftiges Ergebnis, die Moderne hat zum ersten Male ein Platz-„Ensemble“ geschaffen. Die Staffelungen sind dem Masterplan entsprechend, 22 Meter, dann Sprung auf die 35 Meter (Kranz) am Leipziger Platz, das ist auch die Traufe im Bereich Potsdamer Platz (mit Hinterland), dann doppelte Gebäudehöhe (70 Meter) Piano, Beisheim, und kleiner Kollhoff (ehem. Delbrück) und dann dreifache Höhe (etwas über 100 Meter) großer Kollhoff und Jahn.


    Die Unterschiedlichkeit besteht ja einmal in der Abfolge von Einzelgebäuden (PPlatz) und der Parzellierung (LPlatz). Insgesamt ist hier (wieder aus meiner Sicht) das beste und durchdachteste und auch intellektuell durchdiskutierteste entstanden, in Berlin und Deutschland kenne ich hierzu zumindest seit der Wende nichts Gleichwertiges.


    Am Potsdamer wird ja gerade fast alles verändert von der Mall bis zum Sony-Center bis zum Marlene Dietrich Platz, vielleicht schafft man es diese sonderbaren Feuchtbiotope hin zum Landwehrkanal und den unwirtlichen (gigantischen) Innenhof des Arazaki-Gebäudes zu verwandeln und richtig sinnvoll zugänglich zu machen. Also alles im Fluss.


    Beim Leipziger verstehe ich manche Kritik schon, ich vermute nur was genau zu kritisieren ist, ist nicht jedem ganz klar. Das neue abschließende Gebäude von Leon Wohlhage finde ich ansprechend, da die Fassade für mich doch plastisch wirkt, mal live anschauen bitte!


    Die Probleme am Leipziger Platz sind aus meiner Sicht folgende:

    • Der Kranz mit 35 Meter Höhe (er soll ja zum Potsdamer Platz überleiten). Zur Platzseite hin gibt es das Problem, dass es einmal 3, einmal 4 OG über Traufe gibt, einmal mit Attika, einmal ohne. Das verunklart die Platzfigur. Der Kranz hat jedoch auch eine Rückseite, die städtebauliche Idee war es
      ja, dass dieser quasi über der Friedrichstadt „schwebt“ und den Leipziger Platz sichtbar macht. Ich habe jedoch den Eindruck, dass manche Architekten nicht auf die Rückseite des Kranzes geachtet haben, die somit ebenso wichtig ist. Man vergleiche die Rückseiten zum Potsdamer Platz (die plötzlich Vorderseiten werden) und zum Beispiel die Rückseiten vom Holocaust-Mahnmal aus. Hier fehlt der Schliff.
    • Die 22 Meter Traufe hätten penibel eingehalten werden müssen. Bei den drei Bauteilen der Württembergischen Versicherung hat man diese deutlich überzogen. Somit verrät man jedoch auch, dass es sich um keine Parzelle handelt. Für mich störte das seit Fertigstellung die Platzharmonik. Ursprünglich waren dort 4 OG mit Einhaltung der 22 Meter geplant, wurde leider umgeplant.
    • Als Vorgabe für die Architekten wäre wahrscheinlich die vertikal bzw. horizontale Gliederung der Fassaden sinnvoll gewesen. Gern auch in Abfolge (Kranz anders als Sockel, vielleicht auch je Parzelle anders, etc.). Aber da war wohl Stimmann nach dem Akademie der Künste Hickhack (und für was für ein mickriges Ergebnis) zu wund geschossen.

    P.S. Kann jemand vielleicht den Vorentwurf für das Delbrück-Gebäude (jetzt Kollhoff) von Sievers + Piatschek posten oder verlinken. Das sah kathedralenartig aus, irgenwie sehr 90er und sehr eigenwilig. Ich finde im Internet hierzu leider gar nichts mehr :(

    Danke für Antwort, ich denke ich muss meinen Einwurf nochmals untermauern, damit der Kern aussagekräftiger wird. Eine Demokratie zw. gelebter Pluralismus lebt ja vom Gegensatz. Die sogenannte oder gefühlte Mehrheitsmeinung auf den absoluten Tron zu heben widerspricht dem. Es gibt Wahlen, die klären manches, sind aber durch die Partei-Wahl nicht immer ein Rückschluss auf das was denn nun die "Mehrheitsmeinung" ist. Das Beispiel mit den Querdenk-Demos hakt, da es selektiv ist. Bei einer Pelzgegner-Demo ist der Pelzträger auch in der Minderheit. Das sagt nichts aus. Dieser von ihnen verlinkte "Konsens" betrifft aber nun plötzlich mich als Bürger sehr direkt, jetzt auch mit gesonderten Abgaben. Doch frage ich mich, wie kann ich als einzelner Laie (aber immer noch als mündiger Staatsbürger) hier demokratisch mitgestalten oder sogar dagegenhalten? So strömen wir weg vom Urteil demokratischer Prozesse, hin zu einer alternativlosen "Eliten"- oder "Experten"-Führung, die immer neue Themen zum Konsens erklärt. Die ich nicht mehr angreifen kann und darf, denn diese Herrschaften haben qua ihres Standes einfach Recht.

    Die Demokratie ist die beste Staatsform - nicht für die Regierenden - sondern für die Regierten! Deshalb bin ich so penetrant, wenn einfach dem einen qua Stellung und qua erklärtem "Konsens" bedingungsloser (!) Glauben geschenkt wird. Der Andere jedoch auf Grund der Etikettierung "nicht mehr zum Konsens zu gehören" kein Ohr mehr geschenkt wird, weil man ja weiß dass die anderen sowieso Recht haben. Und das meine ich mit hündischer Ergebenheit. Ich verstehe vor allem nicht, warum hier so unkritisch mit dem "Konsens" umgegangen wird. Es ist doch kein Geheimnis dass fast jeder Mensch auf diesem Planeten in einer gewissen Abhängigkeit zu einer anderen Instanz steht. Das ist keine plumpe Unterstellung einer Verschwörung, das ist einfach die Wirklichkeit.

    Hier mache ich einen Schlenk, thematisch vielleicht nicht ganz passend, man verzeihe es mir. Aber nur ein Beispiel wie schnell der Glaube an Obrigkeiten falsch sein kann und in Katastrophen münden kann. Das bestimmende außenpolitische Thema des Jahres 2003 war der Irak-Krieg. Die rot-grüne Regierung hat sich (aus meiner Sicht Gott sei Dank) dagegen gestellt. Die heute (zu meinem Schmerz leider auch von linken Kreisen) so unkritisch betrachtete Bundeskanzlerin hat sich damals sehr für einen Kriegseintritt Deutschlands stark gemacht. Der Grund hierfür war die Aussage der unzähligen "Experten" und des so honorigen Herrn Powell vor der UNO, der Irak habe Massenvernichtungswaffen. Das Ende kenn wir, die Anzahl der Toten, Verletzten und Verelendeten werden wir wohl nie ganz erfassen.

    Damals hatten wir aber eine Regierung die den Mut hatte sich gegen "Expertenmeinungen" zu stellen und eine Medienlandschaft, die Pro und Contra für selbstverständlich hielt. Heute (und das vermute ich) würde man als Kriegs-"Skeptiker" oder "Saddam"-Versteher zum nicht mehr zum "Konsens gehörend" bezeichnet werden. Es geht im kleinen los, nur wo hört es auf?

    Lieber Mitforist tunnelblick, ich danke für Ihre freundliche argumentative Antwort.


    Sie müssen natürlich nicht meiner Meinung sein, und natürlich darf ich meine Meinung sagen. Allerdings – und das hat sich verändert – habe ich Konsequenzen anschließend zu tragen. Zum Beispiel auf der Arbeit ein Gespräch über gesellschaftliche Entwicklungen führte vor gut 10, 15 Jahren zu keinen Problemen, eher zu einer Diskussion, vielleicht noch launigem Gemotze. Heute wird jedoch eine „Haltung“ eingefordert (und das zu banalsten Dingen), das ist was anders wie Meinungsfreiheit. Bin ich nicht im Gefolge dieser „Haltung“, die immer menschenfreundlich daher kommt und doch nur das beste möchte, dann werde ich zum Außenseiter. Und das hat nichts mit einer Mehrheitsmeinung zu tun. In den 90er Jahren was Schwulsein nicht das Normalste der Welt in Deutschland. Die Mehrheitsmeinung war eine andere. Allerdings lag ein Grundkonsens in der Luft, d. h. Minderheitenmeinungen anzuhören und – im besten Falle – anzunehmen.


    Anlass meiner Auslassung war ja der Hinweis von Mitforist MiaSanMia „vehementer Skeptiker“ zu einer anderen Anschauung. Und die Antwort von Mitforist DaseBLN bestätigt leider meine Auffassung von unserer Gesellschaft, dass Abweichung ins Lächerliche gezogen bzw. etikettiert werden muss.


    Und ich Unterscheide schon zwischen Stromlininförmigkeit und einer fundierten Mehrheitsmeinung. Zum Beispiel heute schwenken alle Regenbogenfahnen (auch der DFB), aber was bedeutet es? Hat sich jetzt ein Fußballspieler bei er EM geoutet? Konnte man das Schwule Überfalltelefon in Berlin nun abstellen? Und hier habe ich das tiefe Empfinden, es wird heute blitzartig alles übernommen (z. B. letztes Jahr hatten wir BLM, davor Friday for Future, davor waren wir alles Frankreich, davor natürlich Charlie Hebdo, etc.) – Können sie wirklich sagen, dass die Mehrheitsmeinung durch Prüfung und Abwägung entsteht? Und hier empfinde ich selbstverständlich die Medien und das Internet als manipulativ.


    P.S. will hier niemand zu Nahe treten, ich schreibe halt von der Leber weg. Also Peace!

    Lieber Mitforist Bleine, deine Gegenargumente sind ja auch nicht von der Hand zu weisen. Allerdings vergeude hierzu keine Lebenszeit, das sind geschlossene Glaubenssysteme, da dringst du nicht mehr durch.

    Sobald die von den Medien autorisierte Führung Richtungen vorgeben, werden diese vom überwiegenden Teil der Bevölkerung hündisch in Untertanenergebenheit akzeptiert. Das ist hart formuliert, jedoch kenne ich noch eine andere Zeit, in der Debatte und Auseinandersetzung Für und Wider auf der Tagesordnung war. Eine Justizministerin ist in diesem Land schon mal wegen dem sogenannten "Lauschangriff" zurückgetreten. Heute unvorstellbar. Egal welches Thema, jeder der eine Abweichung anmerkt, muss halt Skeptiker, Verschwörer oder sonstwas sein. Die Meinungsfreiheit die unser Land und seine Bevölkerung so gerne in anderen Ländern bemängelt, steht man dem Mitmenschen innerhalb deutscher Grenzen nur in dem Maße zu, dass man ihn etikettiert und damit als Häretiker neutralisiert. Nur leider ist die Welt so, dass Eindeutigkeit in die eine oder andere Richtung meist zu Komplikationen führt.

    Aber vielleicht wird ja auch deshalb so pingelig in unserem Land darauf bedacht, dass keiner abweicht, weil man sich selber nicht sicher ist, wohin der Dampfer MS Deutschland diesmal durch die Weltmeere irrt.

    Nicht umlagefähige Beträge (und seien sie für den "Klimawandel") zahlt letztendendes wieder der Mieter, da die Vermieter (auch durch die Katastrophe Causa Lompscher) nun peinlichst darauf achten, keine Mieterhöhung auszulassen.

    Aber ein Land im Größenwahn rettet mit dieser Pauschale die Welt, regelt gleich auch noch die Welttemperatur, ebenso wie wir mit Regenbogenfahnen die Toleranz und den Schutz von Schwulen in der Welt durchsehen. Ich bin selber schwul, stelle mir aber die Frage wie wir das machen wollen, wenn wir im eigenen Land mittlerweile Frauenschutzzonen benötigen?

    Solche Aussagen von Frau Lüscher sind es, die mich wirklich nur noch den Kopf schütteln lassen. Von einer Führungskraft ist mehr Substanz zu erwarten. Sie hat den Gehry-Entwurf mit ausgelobt, gelobt und damit eine Abkehr von der kollhoffschen 30erChicago-Vorstellung eingeleitet. Das Monarch-HH bezieht sich wieder auf die Dreiteilung des Gehry-Entwurfes. Beide sollen laut Frau Lüscher ja ein "Tor" bilden, die anderen HH dann nur 130 Meter hoch sein. Ihre Aussage im oben genannten Zeitungsinterview stellt dies aber wieder auf den Kopf. Und dies lässt mich generell an der Richtung der Baudirektion der letzten 14 Jahre zweifeln.

    Ok, war vielleicht etwas aus der Hüfte geschossen. Ich habe das was ich medial von Herrn Schruoffeneger vernehmen konnte doch als zielgerichtet empfunden (Thema Karstadt Kudamm).

    Dann ein anderer Vorschlag, wie wäre es mit Jörn Walter als Baudirektor?


    Lüscher – gewogen und für zu leicht befunden – Teil 2


    Ich will nicht langweilen, allerdings möchte ich zu Frau Lüschers Abgang noch ein paar Gedanken anfügen. Ich möchte nochmals näher darlegen, was ich mit Haltung bzw. eine Position haben meine in Bezug auf das Fehlen dieser bei Frau Lüscher.


    Ganz am Anfang Ihrer Amtszeit wurde von ihr die Gestaltungssatzung für Unter den Linden erlassen. Satteldächer sollten es sein. Es wurde viel gremiert und noch mehr verfasst und gedruckt. Beim Neubau der Poln. Botschaft und des Elisabeth-Selbert-Hauses konnte ich davon nichts mehr vernehmen.


    „Nachhaltigkeit“ und „Energiewende“ das ist ja das Programm der Zeit. Wenn ich mir den Euref-Campus so ansehe, der durchaus nett geworden ist, dann frage ich mich jedoch, ließ sich da baulich auch in Bezug auf das Programm nicht mehr rausholen?? Gab es auch von Seiten des Senates hierzu keinen Anspruch??


    Aber wahrscheinlich sind die scheinbaren Wichtigkeiten von heute, die Zertifizierungen in allen Farben und die schöngerechneten Energiebilanzen der Neubauten nicht mehr, als die verordneten Feuchtbiotope der 90er. Karl Valentin würde heute wohl sagen, „früher wusste auch jeder wie genau die Zukunft aussieht…“. Im Baukollegium gab es sogar bezüglich des Tegeler Feldes, also der geplanten Weidefläche den Einwurf, dass Schafe unökologisch seien. Zeitgeist eben.


    Unverständlicher wird es bei mir nur noch bei der Transformation des Hauses der Statistik zum „Rathaus der Zukunft“. Klar kann man ein Reichsluftfahrtministerium in ein Finanzministerium verwandeln und selbstverständlich ein Haus der Statistik in ein Rathaus, dann aber bitte nicht der „Zukunft“. Von der geschichtlichen Aufarbeitung des Hauses habe ich bisher nichts vernommen. (Bitte nicht versuchen etwas zu unterstellen was nicht ist, hier wird nichts verglichen!)


    Das Haus der Statistik wäre nach meinem Empfinden ein qualitätvoller Vertreter der Ost-Moderne, zusammen mit dem Haus des Lehrers bildet es das Ende des 2. BA KMA in einer Bauflucht. Wenn man aber selbst beim Haus Mollstraße 4 sogar von „Heimat“ spricht, dann kann ich um bei meinem Punkt von Haltung und Prinzip zu bleiben, nicht den TLG-Riegel nicht unter Denkmalschutz stellen. Dieser gehört mit dem Haus der Statistik städtebaulich zusammen. (Ich bin nicht dafür, dass er stehen bleibt, jedoch kann man so nicht pro Haus der Statistik argumentieren.) Nun ja, die Bewohner der Platten an der Wilhelmstraße sind auch etwas gleicher als Bewohner in anderen abrissbedrohten Wohnbauten der Stadt.


    Ihre Ära fiel allerdings auch in eine Zeit einer großen gesellschaftlichen Spaltung. Politische Herausforderungen sind nicht das Problem leider ist es der Umgang der Politiker mit diesen Aufgaben. Das Rathaus der Zukunft soll auch etwas mit Flüchtlingen machen und Frau Lüscher nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an, weil sie so stolz auf den Umgang mit der Flüchtlingskrise ist. Und vor allem ist „Marzahn das neue Kreuzberg“. Für jemand der im Billiglohnsektor arbeitet ohne Aufstiegschancen, der in einem sozial problematischen Stadtteil lebt ohne Aussicht auf Verbesserung oder bezüglich der eigenen vier Wände Verdrängung befürchtet – für so jemand wirken diese weltfernen Phrasen solcher Politiker wie von Frau Lüscher wie blanker Hohn. Denn Leute wie Frau Lüscher müssen wohl niemals Angst haben, dass ihre Füße mit ihrem finanziellen Fallschirm jemals den Boden berühren. Inklusive Sabbatical und vorzeitigem Ruhestand. Zudem bleibt bei so viel propagierter Liebe zum Fahrrad und den ÖPNV die Frage, ob sie ihre Reisen in die Schweiz auch stets mit diesen unternahm?


    Ich weiß ich überspitze vielleicht, und natürlich ist auch Frau Lüscher nicht alleine an den spaltungstendenzen insbesondere in unserem Land schuld. Allerdings saß sie in verantwortlicher Stellung. Und hat sie insbesondere beim Thema Flüchtlinge 2015 und der krassen Wohnungsnot massiv gegengesteuert? Nein, selbst mit abenteuerlichen Hochhausleitbildern und immer neuen Vorschriften und auch mit ihrer (aus meiner Sicht etwas abgehobenen) Art hat sie zu dieser Tendenz ihren Teil beigetragen. Auf die Frage wo sie Berlin 2070 sieht, meinte die Senatsbaudirektorin, sie sehe Insel von Clustern starker Verdichtung... dann sollten wir langsam zum bauen anfangen! Der nächste bitte!

    Lüscher – gewogen und für zu leicht befunden


    Ich lese sonst hier nur mit und muss danke an die Foristen sagen, alles was mit Bau und Architektur zu tun hat wird man hier stets mit den aktuellen Infos versorgt.


    Ich beobachte das Baugeschehen in Berlin seit über 20 Jahre sehr intensiv, muss aber zum Abgang der aktuellen Senatsbaudirektorin doch meinen Senf dazu geben.


    Als sie damals „ernannt“ wurde (wie wird man das eigentlich?) konnte ich mir schlecht ein Bild von ihr machen. Zürich-West war doch auch ein recht unbeschriebenes Blatt. Ihre ersten Auftritte irgendwie nicht uninteressant, „kontextueller Städtebau“, „das Hansa-Viertel ist gute Architektur“, „das Planwerk Innenstadt zeigt nur wohin die Reise gehen könnte“ und so. Vielleicht zaubert sie ja einen Hasen aus dem Hut.


    Aus meiner Sicht waren die Anfänge auch hoffnungsvoll. Ihre deutliche Kritik am Neubau der amerikanischen Botschaft empfand ich als richtig und erfrischend! Ihre Wahl am Hausvogteiplatz für den Entwurf von Nägeli Architekten – geschmackvoll! Neuer Umgang und Anerkennung von Nachkriegsbauten – Endlich!


    Aber das alles blieben nur Ansätze, aus denen sich keine Strategie ablesen ließ. Für das Geschäftshaus „Die Welle“ Karl-Liebknecht-Straße wurde mit ihr in der Jury ein Entwurf von Nalbach ausgewählt – empfand ich als sehr feinen und passenden Entwurf. Das Endresultat ist jedoch eine völlige Verunstaltung und Banalisierung des Entwurfes. Da fragte ich mich schon, die TLG als Bauherr ist doch jetzt nicht so senatsfern, dass die nicht mit sich reden lassen würden?!


    Der aus meiner Sicht große Wurf von Tchoban Voss für die Fassade des ehem. Wertheim zum LP hin wurde von Lüscher buchstäblich zerhackt und banalisiert. Der LP hätte ein so deutliches Ausrufezeichen jedoch gebraucht, vielleicht noch ein bisschen verfeinert, ja aber die Richtung stimmte.


    Beim Labels 2 hat sie sogar so weit daneben gegriffen, dass obwohl ihr „Nachhaltigkeit“ so am Herzen liegt, die Fassade schon bröckelt. Zudem will sich das Haus so gar nicht in die Reihung am Osthafen einfügen.


    Und obwohl Frau Lüscher so gerne die Worte, „Reporting“, „Bauqualität“ in den Mund nimmt. So sehr kann ich bei ihrem Lieblingsprojekt oder besser gesagt ihrem Prestigeprojekt Europacity nicht verstehen, was beim „QH Core“ zwischen Wettbewerbsergebnis und gebauter Realität geschehen ist. Ist der Kommunikationsfaden gerissen? Was ist beim Humboldthafen Eins geschehen? Apropos Europacity, dass man den Wegfall des kleinen Hafenbeckens sofort akzeptierte war zu erwarten, aber dass nicht mal mehr darum gekämpft wurde, das bestätigte allmählich meine Enttäuschung von Frau Lüscher. Wobei die Europacity grundsolide ist, brav, adrett und tut keinem weh. Wo ist das Sony-Center, wo der Kollhoff (als Beispiel)?


    Aus dem „Planwerk Innerstadt“ wurde das „Planwerk innere Stadt“ – why not?


    Den Rückbau von Straßen (Lietzenburger, Urania, Bundesallee, Leipziger Straße, etc.) verhinderte sie gemeinsam (entgegen allen meinen Erwartungen) mit der aktuellen Verkehrssenatorin. Also Verkehrswende ohne Verkehrswende. Der Spittelmarkt scheint nicht mehr zu interessieren, Torso ist anscheinend sexy.


    Das Baukollegium ist für mich eine merkwürdige Sphinx. Ich habe bisher jeden Stream und jedes Protokoll gelesen, schlau werde ich daraus nicht. Vertauscht doch mal beim Bürohaus Karl Liebknecht Straße 14 die Argumente von Architekten und Baukollegium – ihr werdet feststellen, die Aussage des Baukollegiums hätte auch eine ganz andere sein können. Auf hoher See, vor Gericht und vorm Baukollegium weiß man nie wo man am Ende landet. So stark doch die „Nachhaltigkeit“ angebetet wird, so wenig wird sie gelebt. Was nutzt ein Baukollgium wenn der Investor vorher mit den Ämtern, den Architekten und Fachplanern alles auf Herz und Nieren prüft (Papier, Fahrten, Arbeitszeit) um dann vom Baukollegium gesagt zu bekommen – Nein wir sehen das jetzt ganz anders. Genauso sehen die Entwürfe mittlerweile aus, die dort eingebracht werden, etwas verschüchtert.



    Ich kann in diesem Kollegium keine Haltung, keine Position oder ähnliches erkennen. Einmal so und einmal so. Das letzte Baukollegium zum Vorhaben Mollstraße 4 war an groteskheit nicht mehr zu überbieten. Ein selten banaler Bau aus DDR-Zeit, der nach der Wende entsprechend nochmals verunstaltet wurde als „Heimat“ zu deklarieren, obwohl er 30 Jahre lang als Billighotel diente – das nenne ich der Welt entrückt!


    Apropos DDR-Architektur, diese liegt Frau Lüscher ja angeblich besonders am Herzen. Ihre Positionen zu manchen Bauten am Alex und die Anpassung der kollhoffschen Planung habe ich begrüßt. Die Renovierung des Hauses des Berliner Verlages finde ich bisher vorbildlich. Aber jetzt kommt wieder die mangelnde Haltung ins Spiel. Während man Mollstraße 4 als „Heimat“ versteht, konnte ich von Frau Lüscher nichts vernehmen, als unter den Linden die Polnische Botschaft und vor allem das Wiratex-Gebäude abgerissen wurden. Oder schweigt man hier, weil man nach oben nicht tritt?


    Ja ja, sie hat mit dem Entwurf eines Seebeckens vor dem Roten Rathaus auch meine Sicht auf Berlin etwas verändert. Ihre Idee von zwei dreigeteilten HH (Gehry und Monarch) am Alex mit 150 m als „Torsituation“ das finde ich nicht falsch. Und ich glaube das Suhrkamp-Haus, den Cube am HBF und manch anderes Gebäude hätte es unter Stimmann so nicht gegeben.


    Aber schlimmer noch, es gibt keine Architektur- und Stadtbaudebatte mehr, die auf Intellektualität beruht, und nicht so sehr auf Gefühlsduselei. Frau Lüscher redete gerne von „Qualidäd“, aber sie untermauerte nicht am klaren Beispiel was sie meint. Darf ich keinem Gebäude der Nachkriegszeit mehr Nahe kommen, weil sonst der „Respekt“ fehlt? Das hat nichts mit Intellektualität zu tun. Als Helmut Jahn seine Idee für ein zweites Europacenter vorstellt (Pepper) war sie nicht anzufinden (hätte schon der Anstand erfordert). Die AG City West versucht zu klären wie der Kudamm auch nach Corona und Onlinekauf weiter leibt – von Frau Lüscher nur Antihaltung! Sogar Oliver Schruoffeneger (aus meiner Sicht ein möglicher Nachfolger) blieb die Spucke weg.


    Mal schauen was kommt…