Beiträge von K-1

    ^ Mal abgesehen von der Frage, wie sinnvoll diese Verlängerung wäre:

    Die Sinnhaftigkeit eines Durchstichs zur U5 Frankfurter Tor lässt sich am besten live vor Ort beobachten, wenn gedrängte Menschenmassen teils bei Rot über die vielbefahrene Warschauer Straße zur Straßenbahn Richtung Osten hechten. Bei Stoßzeiten steigt man in die erst beste Straßenbahn gar nicht ein, da chronisch überfüllt.

    Bleibt bei mir die Frage, warum sich das Märchen (und sonst ist es nichts) vom Nicht-sinnhaften U-Bahn-Ausbau bei so vielen verfängt?

    Irgendwie haben ja beide Seiten Recht. Die einen dürsten nach Ästhetik und Sinnlichkeit, was uns in der Dekade von Frau Lüscher als Baudirektorin durch blutleere, zeitgenössisch im biederen Sinn und über Strecken langweilige bis banalisierte Architektur vorenthalten wurde. Wenn Architektur-Fan sich sowas am Alex wünscht, so entstammt dies schon auch dem Wehklagen dass dort der Gestaltungsspielraum durch die Politik fast völlig erwürgt wurde.

    Auf der anderen Seite verweist DerBe, genau wie in meinem Beitrag #224 aus meiner Sicht folgerichtig auf die Umgebung, die solch eine Kleinteiligkeit erst ab der Lehmbruckstraße kennt. Zwei Dinge fallen hierbei auf. Einerseits die gespielte "Wildheit" des Internetauftritts und andererseits die dann überraschenden Visualisierungen, die ich in diesem Zusammenhang zumindest nicht erwartet hätte.

    Um nicht falsch verstanden zu werden, ich würde diese Fassaden begrüßen, in mir regt sich jedoch Zweifel ob dies der richtige Ort dafür ist. Dass der gründerzeitliche blockartige Städtebau mit seinen Hinterhöfen ein spezielles Lebensgefühl erzeugt wissen wir. Dass dieser auch mehr und mehr für Unternehmen und deren Philosophie interessant ist wissen wir spätestens seit dem Bauboom der "neuen" Gewerbehöfe im Bereich Ritterstraße/Prinzenstraße und weitere in Kreuzberg, aber auch im Wedding und Neukölln boomen solche Investitionen.

    In diesem Zusammenhang würde ich eher die Frage stellen, warum bauen wir in dieser Art und Weise Berlin nicht einfach weiter? Kreuzberg ist voll? Dann bauen wir halt ein zweites Kreuzberg! Wie wäre es entlang der Landsberger Allee bis Marzahn? Und hier kommt immer wieder der Einwand das ginge finanziell nicht. Hier kann auch dieses Projekt einen Gegenbeweis antreten, dass Nutzungsmischung innerhalb von Blockstrukturen auch für weite Bereiche Ost-Berlins von Schöneweide bis Marzahn nicht nur (!) aber doch eine Möglichkeit sein könnten fernab der üblichen Monofunktionen. Nehmen wir doch als Beispiel das Stadtgut Hellersdorf. Ich finde es nicht schlecht geworden für Hellersdorf. Aber wäre nicht eine andere Dimension von Urbanität erzeugt worden, hätte man dort den gründerzeitlichen Städtebau (mit Variation ist klar) zur Position gestellt. Wer schreibt eigentlich vor, dass Parzellierung und Dichte nur Merkmal der Kernstadt sein darf?

    52Grad, beim letzten Foto im Beitrag #135 das Haus ganz rechts im Bild mit den starken Beton-Pfeilern. Die Fassade darüber mit den glänzenden Keramik-Teilen erinnert mich in der Tat an die Fassaden der Karl-Marx-Allee Höhe Weberwiese. Und für einen "Betonriegel" ist die Aufteilung durchaus phantasievoll worden. Und die Aussicht vom Haupteingang zur Bucht wirkt fast mediterran.

    Nur die Nutzung und die Unzugänglichkeit schlagen dem ursprünglich offenen Charakter des Hauses ins Gesicht. Wäre es nicht besser gewesen das BKA mietet sich woanders ein. Gerade an der Stelle zeigt sich die Stadt ja von ihrer offenen Seite, selbst die Touristen haben die Halbinsel schon für sich entdeckt, da kann man fast drauf warten bis noch mehr abgesperrt wird.

    Und von „Fahrräder zählen“ steht auch nichts im Artikel. Die verkehrliche Begleituntersuchung (die du ja meinst) wird sicherlich einiges mehr umfassen und das machen auch keine 1-Euro-Jobber.

    Widerspruch. Ich erinnere doch mal an die seit fast 15 Jahren stattfindende BVG-Verkehrszählung alle paar Jahre. Die wurde auch immer als "Untersuchung der Verkehrsströme" angekündigt. Ohne Probleme standen immer Millionensummen zum Verteilen an Marktforschungsinstitute bereit. Die Zähler verdienen das was man gerade als Aufstocker beim Jobcenter benötigt (vor Einführung des Mindestlohnes deutlich unter diesem). Die Auswerter verdienen zwar Mindestlohn, der Arbeitsplatz ist aber prekär. Mehr als Zählen oder Befragen passiert bei einer solchen "Untersuchung" nicht. Da Messen keine Drohnen irgendwelche Schwingungen im Boden. Wie sich die ausgegebenen Gelder letztendlich verteilen bleibt im Nebel - auch weil die Medien sich diesem Thema kaum annhmen. Im Übrigen beauftrag wurde immer das gleiche Berliner Marktforschungsinstitut, ein transparentes Auswahlverfahren fand nicht statt.

    Von daher ist der Einwurf von Blaine nicht aus der Luft gegriffen. Es ist generell fraglich in welchem Umfang Staatsgelder an Marktforschungsinstitute, Werbefirmen und Unternehmensberatungen verteilt werden. Und das nur um herauszufinden, wieviele Menschen um genau diese Uhrzeit sich hier oder dort aufhalten. Ändert sich die Lage (wie bei Corona) sind solche Messzahlen Makulatur. Auch ein Grund warum Berlin den wahren Wohnungsbedarf so völlig falsch wahrnahm.

    Danke für die vielen guten Fotos. Kann man jetzt schon sagen, ob der treppenartige Zugang zum begehbaren 1. OG am Paul und Paula Ufer auf Grund von Sicherheit... geschlossen bleibt? Denn dann wäre ja von den Ankündigungen des Gebäudes als offenes zugängliches Ensemble nich viel übrig geblieben. Trotzdem die Archiektur gefällt mir, an manchen Stellen lese ich Zitate der Karl-Marx-Allee heraus.

    Diese Gewerbehöfe werden den Straßenabschnitt stark beleben, wahrscheinlich werden auch östlich davon noch weitere solche Bausteine folgen. Ich habe hier mal gelesen, dass an der Helene-Ernst-Straße ein Hochhaus in Überlegung ist, sobald die Baufläche nicht mehr für den Bau des Edge und auch die Wendeschleife nicht mehr gebraucht wird. Hierzu kann ich im Internet jedoch nichts finden, vielleicht weiß jemand von Euch mehr.

    Die Architektur finde ich auch ansprechend, wobei ich nicht ganz sicher bin ob diese Kleinteiligkeit zu diesem Standort passt. Sonst bin ich ein Freund von konservativer Architektur, hier hätte aber nach meinem Empfinden mehr "wildness" möglich sein können, gerade wo doch die Internetseite der Höfe alles als ganz verückt und sub und so anpreisen. Da wirkten dann die Visualisierungen doch etwas wie der Wunsch nach Geborgenheit im Dschungel der Subkultur.


    Die verlinkte Internetseite zu dem Tamara-Danz-Höfen ist wirklich sehenswert, ein Hochamt des Marketingsprechs. So unglaublich dass es fast schon wieder wahr ist. Mir kommt dabei Polt in den Sinn, der davor warnte dass die Menschen nur noch zu Orginalitätsdarstellern werden in einer Welt die das "Echte" sucht um es völlig zu vermarkten und damit zu zerstören. Und nein, Underground ist kein einziger Berliner Club mehr. Underground sind die illegalen Raves über Telegram in alten Anlagen in Brandenburg. Zum Glück wurde das von den Tamara-Danz-Leuten noch nicht entdeckt :)

    < ... die schrillgrüne Puderdose ist doch das i-Tüpfelchen des gesamten Ensembles.

    Bei aller Begeisterung für die Architektur und die feinsinnige Materialwahl sowie der außerordentlichen Beziehung zwischen Sockel und Hochhaus samt renoviertem Alt-Hochhaus, wirkte auf mich die Ecke zur Markgrafenstraße immer etwas unfertig. Ansonsten ein Haus wie für die südliche Friedrichstadt geschaffen, Genius loci inbegriffen.

    Aber wir wissen ja noch gar nicht was genau geschieht. Beim Thema Haustechniken wäre ich vorsichtig, die sind nach mittlerweile 10 Jahren veraltet, Ersatzteile zu bekommen wegen dem Zwang zum immer neuen ein Problem, deshalb entscheiden sich dann viele wieder für eine neue Haustechnik. Im Falle GSW-HH alles noch Spekulation oder wisst ihr genaueres?

    Mit dem Verunstalten von Neubauten hat ja Berlin Erfahrung. Ich empfehle hier ein paar Straßen weiter nördlich zu laufen. Das Quartier 205 hat modische Glastüren erhalten, die ursprünglichen Messingprofile (wirkte jedenfalls so auf mich) sind weg. Ungers Idee von der tragenden Stütze auch in der Tür einfach beiseite geschafft. Der Kenner merkt die Diskrepanz.

    Beim Lindencorso brannten den Verunstaltern diesmal von VW gleich ganz die Sicherungen durch. Das geschmackvolle und wohlproportionierte Entree mit seinen verschiedenen Etagen verschwunden, übrig blieb eine ordinäre weiße Lagerhalle indem VW sowas wie Zukunft präsentiert. Auch die Verunstaltung an den Kolonnaden empfinde ich als schmerzhaft.

    Wollen wir hoffen, dass es das GSW-HH nicht so schlimm trifft. Wobei ich immer dachte es gibt sowas wie einen Bestandssschutz bei Neubauten im Sinne des Urheberrechts. Wenn jemand mehr weiß, dann bitte um Aufklärung.

    Viel eher stellt sich die Frage warum das Ensemble "umgebaut werden muss". Dem aus meiner Sicht sehr wirren Artikel der Berliner Zeitung kann ich leider nichts Brauchbares hierzu entnehmen. Der Grund des Umbaus wäre schon mehr als interessant, da das Hochhaus ja als Öko-Klima-Eier legende Wollmilchsau gepriesen wurde.

    Das einzige was ich daran verkraften könnte wäre, wenn dieser in grün gehaltene ovale Aufbau zur Markgrafenstraße hin geschliffen werden würde. Er stört für mein Empfinden die sehr sinnliche Ästhetik zwischen dunklem Sockel und dem Glas(roten) Hochhaus.

    Ein erhaltener, harmonisch bebauter Straßenzug, der keineswegs einen (gut gemachten) Bruch vertragen kann ist für mich etwas anderes.

    Mir persönlich gefällt der Neubau auch, wobei ich noch auf die Lösung der Eingangssituation gespannt bin (die ja deutlich vom Wettbewerbsergebnis abweicht). Am Neubau selbst habe ich nichts auszusetzen.
    DerBe warf hier mit seinem Verweis auf die Vertikalität der Gliederung bei den noch vorhandenen Altbauten aus meiner Sicht eine wichtige kulturhistorische Frage auf. Hätte ich seinen Beitrag nicht gelesen und nur die Fotos überflogen, mir wäre dieser Frage gar nicht so bewusst geworden.

    Warum entscheidet sich ein Architekt bei Anblick der Straße samt seinen Rudimenten aus verschiedenen Epochen für eine Horizontalität und damit gegen eine Vertikalität, obwohl sich diese aus dem kulturgeschichtlichem Verlauf der Straße aufdrängen würde. Deshalb meinte ich die Architekten waren entweder nicht vor Ort, kennen diese Unterscheidung nicht bzw. sind darauf nicht sensibilisiert oder sie wollten einen Bruch mit dem vorhandenen schaffen.

    Es mag für manche durchaus eine Spitzfindigkeit sein, aber ich finde es schon interessant wie ein Architekt zu seiner Haltung gegenüber der vorhandenen Straße und ihrer typischen "Baukunst" kommt. Genauso wie Altbauten abgerissen oder Parzellen zusammengelegt und überformt werden, so ist auch dies eine Art Verlust von baukünstlerischem Zusammenhang. Was hält eine Straße zusammen könnte man weiter fragen? Beim Thema Leipziger Platz hatten wir auch mal die Diskussion ob eine vertikale oder horizontale Struktur dem Gesamterscheinen nicht besser gedient hätte.

    Und da dies ein Architekturforum ist finde ich diese Feinheiten schon diskutabel.

    Neubau HOWOGE Wittenberger Str. 40

    Die HOWOGE plant an der Wittenberger Str. 40 (s. DAF-Karte) einen nach eigenen Angaben architektonisch anspruchsvollen Neubau mit 133 Mietwohnungen und hohen Wohnstandards.

    Mir fällt seit längerem auf, dass sich die Howoge von den anderen städt. WohnBauGes. vom gestalterischen Anspruch deutlich abhebt. Architektonische Wunderwerke wurden zwar noch nicht geliefert, die erwarte ich jedoch auch nicht beim Budget einer städt. Gesellschaft. Aber dass günstig immer auch billig aussehen muss (leider zu oft bei der WBM gesehen) wird von der Howoge klar widerlegt.

    Ich war heute vor Ort, der Fassadenausschnitt wie im Post #1.336 zu sehen entspricht nach meiner Einschätzung minderer Qualität und übertrifft noch die von mehreren Foristen hier geäußerten Befürchtungen bezüglich der Fassadengestaltung für diesen Ort. Ich rang um Fassung.

    Wie ich aber auch schon mehrfach darauf hinwies, hat es anscheinend tatsächlich eine Überarbeitung der Fassadengestaltung gegeben. Die Anordnung der Fenster ist eine andere, zudem ist die graue Umrandung einfacher Putz (WDVS), auf den Visualisierungen sah dieser nach oben geriffelt und nach einer Tiefenstruktur aus. Der farbliche Putz-Teil sollte laut Visu Teil des Fensterkastens werden. Etwas Hoffnung hatte (!) ich ja, dass das Material überzeugt.

    Meine letzte Hoffnung ist, dass dieser Fassadenausschnitt nur die Hofseite bekleckern soll, was schon schlimm genug ist. Lediglich die Umrandung des Sockelgeschosses laut Musterfassade versucht etwas Würde zu wahren, obwohl es den WDVS-Putz darüber nur noch billiger erscheinen lässt.

    Wenn schon Bausenat, Baudirektion, Baustadtrat und sogar die WBM ausfallen bei einfachsten Qualitätskriterien für die Berliner Mitte, dann bleibt doch immer noch die Frage offen was mit den Architekten los ist, die ja keine völlig unbekannten sind?!

    jan85 danke für Deine ausführliche Antwort. Dann ist es wohl wirklich so, dass wir uns noch etwas gedulden müssen bis Handfestes auf dem Tisch liegt. Städtebauliches Potential hätte das gesamte Gebiet auf jeden Fall. Insbesondere wenn man im Großen die dazukommenden Stadtbausteine entlang der Spree/Westhafenkanals bis zum Nordhafen mitdenkt (Büroentwicklung Jungfernheide, Friedrich-Krause-Ufer, evtl. auch Büronutzung Westhafen) oder im Norden den ehem. Flughafen Tegel oder das noch zu entwickelnde "Neue Gartenfeld".

    Da wäre Siemens (wenn Siemens dann selber ordentlich anpackt und sich und sein Kapital einbringt) schon ein Pulsgeber und könnte im Berliner Nordwesten größere Entwicklungen auslösen.

    3) Siemens mit Töchtern investiert alleine 660 Mio in diesen einen Standort. Alleine die 600 Mio vom Hauptkonzern sind laut übereinstimmenden Presseartikeln die größte Einzelinvestition eines Konzerns in Berlin seit dem zweiten Weltkrieg. Zudem wird es voraussichtlich auch substanzielle flankierende Investitionen von privaten Partnern und der öffentlichen Hand geben. Insgesamt reden wir alleine schon für die nächsten 10-15 Jahre von einem Milliardenprojekt.

    Lieber jan85 ich möchte dieses Thema nochmals aufgreifen, da ich glaube viele inklusive mir nicht verstehen was auf dem Gebiet der ehem. Siemensstadt eigentlich entsteht. Ich persönlich habe deine sehr ausführlichen und gut geschriebenen Beiträge zum Thema Siemensstadt gelesen und versuchte auch die Pressemeldungen hierzu zu verstehen. Mir geht es aber wie dem armen K bei Kafka, je näher er dem Schloss kam desto mehr entfernte es sich von ihm. Obwohl ich das Projekt doch mit Wohlwollen verfolge, verstehe ich nicht was am Ende dabei herauskommen soll. Mir persönlich drängt sich etwas der Eindruck auf (und ich kann mich täuschen), dass es sich um mehr Verpackung als Inhalt handelt.

    Die vielen Präsentationen, der Held aus dem Wedding der seiner Stadt etwas zurückgeben will, die begeisterte Politik, sogar S-Bahn-Bau wird plötzlich wieder möglich. Siemensstadt 2.0 also. Ich ging davon aus, dass dann vielleicht die Konzernleitung auch ihren Sitz wieder in die 2.0-Stadt verlegt und diverse Abteilungen oder Töchterfirmen ihren Sitz von Erlangen, München oder Fernost ihren Platz im Berliner Nordwesten einnehmen. So wie es Daimler ja am Potsdamer Platz damals vorgemacht hat. Kommt es so oder so in der Art, dann wären die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt.


    Die Umbenennung in Square allerdings klingt als würde man an Vergangenes erinnern in einer etwas verfremdeten Sprache (nur nicht zu genau). "Siemensstadt 2.0" hatte da aus meiner Sicht ein Versprechen im Namen. Die 660 Mio. EUR sind für unser eins viel, aber der Covivio-Turm am Alexanderplatz kostet auch 530 Mio. (Quelle: Entwicklungsstadt.de). Hat der Potsdamer Platz nicht noch mehr gekostet (Daimler-Areal)?


    Vielleicht bist du ja näher im Bilde was folgen wird. Ich bin ganz ehrlich, ich verstehe ich es einfach nicht. Deshalb meine Fragen an Dich.

    Kommen in diese Liegenschaften von Siemens eigene Sparten bzw. Töchterfirmen bzw. irgendwie verbundene Firmen in Bürogebäude, welche dann nicht aus anderen Standorten Berlins abgezogen werden? Oder handelt es sich am Ende nur um eine vergleichbare Entwicklung wie in der Europacity wo die Liegenschaften der Bahn (durch CA Immo) abgewickelt und für den freien Markt vermarktet wurden?

    Der Techno-Campus scheint ja der erste Neubau dort zu sein. Architektonisch aus meiner Sicht überzeugend, aber wer bezog dieses Gebäude? Genau die gleiche Frage stelle ich mir bei dem prämierten Bauabschnitt von RobertNeun-Architekten (hoffe die müssen ihren Bau nicht wieder kastrieren wie in der Heidestraße)? Ist Siemens nur Makler oder bringt Siemens etwas nach Berlin mit?

    Zum ersten Punkt: Nicht i.d.R. Fußgängerzone ist nicht gleich Fußgängerzone, je nach Lage und Erschließung, Ladengrößen, Eigentümermix ergeben sich vollkommen unterschiedliche Geschäftsstrukturen.

    Genau das ist ja der Punkt bezüglich der Friedrichstraße. Man darf auch als Münchner nicht den Fehler machen die Friedrichstraße mit der Kaufingerstraße zu verwechseln. Vom Sendlinger Tor bis zum Odeonsplatz und zurück bis zum Karlsplatz haben wir ja eine enorme Dichte auf relativ kleinem Platz (im Verhältnis zum Schlauch der Friedrichstraße) an Einkaufen (vom kleinen Laden bis zum EKZ), Essen, Trinken bis zum platzen. Es gibt also einen Grund in diese FGZ zu gehen, auch weil es das unbestrittene Zentrum Münchens ist.

    In Berlin ist das Zentrum eher eine repräsentative Mitte, das Leben findet aber hauptsächlich in den Einzelzentren (Alex, City-West, dann Unterzentren) statt. In der Friedrichstraße fehlt für diese Dichte wie in München einfach das Hinterland. Zudem ist die Straße auch eine Bürostraße, ein EKZ gibt es keines, nur ein Warenhaus, das aber wieder speziell ist. Die Friedrichstraße ist eine durch und durch spezielle Straße (so wie Berlin speziell ist).

    Man sollte sie gedeihen lassen, abwarten wie sich die Ströme durch die U-Bahn U5 verändern, am Checkpoint Charlie kommt noch was größeres hinzu demnächst, es werden mehr und mehr Ministerien in der Umgebung angesiedelt, also diese Mitte ist in noch keinem abgeschlossenem Zustand. Aber eine Monokultur ist und wird die Straße nicht.

    Wichtig wäre für die Stadtplaner eine kluge Verbindung über die Leipziger Straße zum Potsdamer Platz zu kreieren.


    Wenn ich jetzt als Senat aber sage ich will das Stück oder die ganze Straße (3,3 km) ohne Autos, dann muss das Ganze dem Ort auch gerecht werden und für die Bedeutung des Ortes muss dann auch Geld in die Hand genommen werden ("ist nicht da" - dann lasst es!). Es muss für mich einen Grund geben in die autofreie Friedrichstraße zu wollen. Ein Beispiel: So etwas wie die Videoleinwand The Place in Peking.

    https://www.google.de/search?q…BA&biw=1920&bih=927&dpr=1



    Hierzu ein passender Artikel aus der FAZ zu den Senatsplänen:

    https://www.faz.net/aktuell/fe…bol-18010149.html?GEPC=s3

    Ich erlaube mir den letzten Absatz daraus zu zitieren:


    Unzulässiges Pressezitat entfernt. Bitte Richtlinien für das Einbinden von Texten beachten! Danke.


    Genau das ist das Unding an den Senatsplänen. Anderswo gern, aber das ist der falsche Ort.

    Humphey Cordonnier, ich finde den Turm auch überzeugend, allerdings nicht genial. Dazu hätte mir noch ein Clou nach oben weg gefehlt, sowas wie Vollverglasung als materielle Auflösung nach oben. In Verbindung mit dem Tour Total (den ich jedoch noch überzeugender finde) und dem 50Herz-Gebäude ist hier eine kleine Staffelung von Häusern entstanden, die auch zusammen passt. Die Nahwirkung dieser Türme finde ich sehr gut, allerdings überzeugt mich die Fernwirkung nich ganz.

    Im Post #250 sehen die Türme Tour Total und das hier diskutierte HH sehr reizvoll aus, von Weitem profanisiert sich der Eindruck leider durch die Kubatur und die sehr einheitlichen Fassaden. Will sagen, der Reiz ist von Weitem nicht mehr zu erkennen.

    KaBa1, ja traurig sieht es aus, wie in Zukunft auch die Friedrichstraße, wenn es nach den Senatsplänen geht.


    Architektenkind, bei uns beiden treffen einfach die unterschiedlichen Vorstellungen einerseits bei dir vom bevormundenden und gängelnden und bei mir vom freiheitlichen und fortschrittsdenkenden Staat(s-Gesellschaft) aufeinander. Deine Vorstellung scheint im Moment den Vorzug zu genießen, wer jedoch Recht hat werden wir wohl erst in einer Generation feststellen können. Nur ein Beispiel: Die Regenbogenfahne gehört heute zum guten Ton, allerdings ist das Wort "Schwul" seit gut 20 Jahren das Schimpfwort Nummer eins auf Deutschen Pausenhöfen. Und da sage ich, Fortschritt sind nicht diese aufmerksamsüchtigen Zeichensetzer (vor allem bei als Demonstration getarnten Staatsprozessionen wie CSD) sondern dass es auch für Jugendliche mit anderer sexueller Orientierung kein Pausenhoftrauma mehr gibt.

    Wir beide haben eine Neigung durch unsere inhaltliche Opposition zueinander die Argumente des Anderen nur aus der Extremposition heraus lesen zu wollen.


    Interessant ist aber auch dass sich die Diskussion darüber an der Friedrichstraße entzündet. Voltaire, der alte Fritz, ja Reinhard Mey fragt sich heute noch welcher Friedrich das wohl sei.


    Zudem finde ich ihre Aussage interessant dass sie bei ihrem ersten Besuch in der Friedrichstraße vom Lafayette nicht beeindruckt waren. Mir ging es genau anders herum, ich war zufällig vor meinem ersten Besuch dort einige Wochen zuvor in Paris beim Original. In der Berliner Ausgabe faszinierte mich die glatte Modernität die ich durchweg als nobel empfand. Oder auch das Lindencorso, bevor der aus meiner Sicht geniale Innenraum vom Mäckler für das VW-Forum Zwangs-Profanisiert und damit zerstört wurde. Ob es die Halle des Westin, Dussmann mit seinem damals weißen glatten Wasserfall (heute ein sonderbares Pflanzenbiotop), ob es die Passage vom Lafayette bis Q205 war - ich habe so eine eigenwillige Art von Straße bis dahin noch nirgends gesehen. Mir hat es auf Anhieb gefallen. Wären wir uns damals begegnet hätten wir wohl da schon unsere unterschiedliche Wahrnehmung durchdiskutieren können.

    Und immer höre ich das Gejammer dass angeblich dieses oder jenes Geschäft nicht geht - aber konkret werden sie in ihren Aussagen auch nicht. Und ich sehe auch nicht warum der Senat zuständig ist diese Straße in diese oder jene Richtung zu verbiegen. Am Kudamm gibt es auch schwache Punkte, der Corso in Rom ist für viele Geschäfte auch nicht die erste Adresse und die Maximilianstraße in München besteht auch nur aus Filialisten - aber kommt man gleich auf die Idee diese Straßen mit Experimentierfeld zu machen? Ich würde mir gerne etwas Respekt und Würde für die Friedrichstraße einfordern.Wo ich mitgehe mit Ihnen ist der Abschnitt von der Leipziger Straße bis zur Zimmerstraße. Aber hier wissen wir doch alle dass die finale Bebauung am Checkpoint Charlie noch erhebliche Veränderungen bringen wird. Im Grund ist im Süden dann die Friedrichstraße tot, da der Mehringplatz sie abwürgt und das Thema Stadt quasi dank des Nachkriegsaufbaus (wahrscheinlich für immer) abtötet.


    P.S. Aber mal ein Vorschlag für Sie, wie wäre es wenn wir beide mit unseren unterschiedlichen Wahrnehmungen der Straße uns mal verabreden und die Strecke vom Oranienburger bis zum Halleschen Tor ein Streitgespräch führen, das aufnehmen und hier hochladen. Wäre mal eine andere Art von Forumsbeteiligung. Ich wäre interessiert, denn ich glaube das wäre für den Hörer und auch für Nicht-Berlin-Kenner eine abwechslungsreiche und interessante Sache.

    Lieber Mitforist, ich hoffe sie haben Verständnis dass ich diesen Teil gesondert kommentiere (wenn der verschoben wird, bleibt zumindest der obere Kommentar zur Friedrichstraße stehen.

    Das Leiden des Planeten unter der "Lebhaftigkeit" des Menschen im Kapitalozän ist in Ihren Augen vermutlich auch nur ein "angebliches". Jeder Beleg für Klimawandel, Artensterben & Co. ist Moral, also – Ideologie! Man kann es sich anscheinend sehr einfach machen mit seinem Weltbild (und gleichzeitig ein Selbstbild als großer Kritiker pflegen).

    Genau das ist das was mir so Sorge bereitet, der Mensch als Feind, als Problemkind, das es zu beherrschen gilt. So im Kanon eines Hoimar von Ditfurth, früher des Pfarrers auf die sündigen Schäfchen von der Kanzel schreiend oder die vom König auf dem Stadtplatz verkündete Strafe für die zu frechen Untertanen. Genau dieses Antiaufklärerische der Gerechten oder Geläuterten, die im Weltbild des Klimawandels, Artensterbens oder was auch immer für eine Katastrophe die Opfer vor allem vom Nächsten erwarten. Deshalb Antiaufklärerisch weil das Fahrradfahrer-Prinzip hier durchschlägt. Der Minijobber soll seinen Billigflug vereitelt bekommen, die Herrschaften oben müssen selbstverständlich Up to dieser Welt sein.

    Das meinte ich mit einer um sich greifenden Freudlosigkeit und Opferhingabe, die immer mehr im Einheitsgrau ertrinkt, obwohl man sich bei allen Gelegenheiten das Prädikat "Bunt" auf den Armt malt. Was war Florenz vor den Untergangsideen eines Savonarola und was war es danach. Jaja die Untergangsideen waren damals direkt von Experte Gott bestätigt. Heute sitzt Herr Experte nicht mehr am Marktplatz sondern im TV und verkündet dort das immer drohende Weltenende.

    Die Friedrichstraße aber sollte ja eigentlich eine Berliner 5th Avenue werden: Luxus-Shopping in einer engen, dichtbebauten Straßenschlucht (nur ohne Hochhäuser). Keine Cafés, kein Grün, nur Autos und Passanten. Das lief aber nie so recht – wie hier schon mehrfach gezeigt, war das Ergebnis im Abschnitt südlich der Linden mau. Die Fußgänger blieben aus, die Geschäfte waren schon lange vor dem Pilotprojekt auf dem Rückzug. Nur deshalb kam ja die Idee der Verkehrsberuhigung auf: Das in den 90ern entwickelte Konzept war gescheitert.

    Das ist eine Legende, die gerne erzählt wird.


    Die Friedrichstraße war von Anfang an das Feindbild mancher Architekten und selbsternannter Stadtgrößen. Vor allem solcher die gerne das Prädikat "Links" und "irgendwas gegen Luxus" glauben für sich zu beanspruchen hegen und hegten einen Grundhass auf diese Straße. Aber auch Geschäftsleute vom Kudamm und um die City-West wurden nicht müde die mögliche Konkurrenz in der Mitte klein und vor allem schlecht zu reden. Das Image wurde von vorne herein bewusst etwas in Moll toniert.

    Mögen Geschäfte nicht immer glatt gelaufen sein (wie im Beispiel Quartier 206 sehr unterschiedliche und vor allem rechtliche Gründe) so war die Straße ab 2010 der Bürohotspot mit den größten Mietsteigerungen in der Hauptstadt. Die Kolonnaden ab Dussmann bis VW waren immer gut besucht und sind dies bis heute.

    Der U-Bahn-Bau, der die Straße lange Zeit abschnitt behinderte nicht nur die Besuchsströme in und durch die Straße. Aber dies ist nun vorbei. Es wird bei Ihrer Erzählung völlig ausgeklammert, dass jedem in der Straße klar war, dass der U-Bahn-Bau eine starke Belastung darstellen wird. Anfang der 2000ern tobten viele Geschäftsleute gegen den damals projektierten U5-Bau.


    Lasst sie doch einfach entwickeln. Die 5th Avenue entstand auch nicht nur in 20 Jahren. Zudem empfand ich die Pflasterung, die Bordsteine, die Laternen (die Senatsverwaltung hat hier einen ganzen Katalog zur Friedrichstadt auf Ihrer Seite) immer sehr würdevoll. Das was jetzt kommen soll kann ich nur als Witz bezeichnen. Aber das war von Anfang an das Grundproblem der "neuen Mitte" Berlins ob Potsdamer, Friedrichstraße oder Leipziger, alles wurde schlecht geredet bis man es glaubte, obwohl man einfach etwas Zeit lassen musste.

    Puh... Schlimmer als befürchtet. Am härtesten trifft es die Ecke weil der Baukörper an sich gar kein Spiel zulässt und "Klotz"-mäßig seine Dominanz ausspielt. In Hohenschönhausen oder Marzahn oder Britz sicher eine Möglichkeit. Für die direkte Innenstadt gestalterisch sehr mager. Ironie des Ganzen ist, dass die WBM nicht mal 200 Meter weiter in der Breiten Straße Fassadenwettbewerbe durchführt, hier reichte es nicht mal für sowas wie "Architektur". Wer sind denn jetzt nur die Verantwortlichen für dieses Desaster??