Beiträge von RMA

    Die Bilder könnte man ferner mal wenigstens als Anregung nehmen, wie es zukünftig beim Historischen Museum aussehen soll. Beziehungsweise wie geschichtsverachtend das Betonmonstrum dort aktuell ist.

    @TripleXXX

    Wobei man verschiedenes selbst bei objektiver Betrachtung nicht vergessen sollte: der Bau des Technischen Rathauses mitten im Altstadtkern war eine rein städtische Entscheidung, die schon ihrerzeit bei einer Mehrheit der Bevölkerung nicht akzeptiert war. Ohne jetzt genaue Kenntnisse des Katasterplans von 1970 zu haben, bin ich mir doch sicher, dass es außerhalb des historischen Grundes eine Menge an anderen Standorten für das TR gegeben hätte. Insofern ist die nach wie vor nur als dämlich zu bezeichnende Entscheidung - für die übrigens erhaltene Gründerzeitler an der Braubachstraße weichen mussten, was vor dem Hintergrund der Kriegszerstörungen einfach nur pervers ist - von der Stadt selbst zu verantworten. Was sie ja glücklicherweise nun offensichtlich auch tut.


    Dazu kommt, dass die Maßnahme nicht nur die teuerste städtebauliche Aktion dieser Art, sondern wohl auch die Wichtigste seit der Rekonstruktion des Samstagsberges ist. Meiner Meinung nach sogar die bedeutendste Baumaßnahme seit dem Zweiten Weltkrieg überhaupt - aber das ist eben nur meine Meinung. Klar ist, dass mit dem Gelingen dieses Projektes an einem solch repräsentativen Ort nicht nur die Glaubwürdigkeit, sondern auch, wie Frankfurt von außen her wahrgenommen wird, auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hin steigen oder fallen wird.


    Insofern sind die Kosten für das alles eher Nebensache, ganz ehrlich. Und wenn meine Steuergelder ausnahmsweise mal für soetwas ausgegeben werden, muss ich eigentlich sogar mal dankbar sein.


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    Moderationshinweis: Das Zitat wurde gelöscht. Bitte künftig auf die Boardregeln achten und nur zitieren, wenn es wirklich nötig ist. Danke.

    Passt wohl am ehesten hier, weiß jemand, wann die Umbauten an der Peterskirche abgeschlossen sind? Zuletzt (vor knapp 2 Monaten) hing dort an einem Baugeländer etwas von "Ende 2006"? Die Tatsache, dass durch die Baustelle dort seit Monaten einige der wichtigsten und auch schönsten Grabmale nicht zugänglich sind, finde ich äußerst schade...

    Schön, hier neue Bilder zu sehen, wie man merkt, legst du dich mächtig ins Zeug! Bei soviel Herzblut kann man wirklich nur applaudieren. :daumen:


    Hier mal noch als Ergänzung eine alte Ansicht vom von dir erwähnten Metzgerhöfchen von einem alten Lichtdruck, den ich vor einiger Zeit einmal gescannt habe...



    ...und der Hof des Hauses "Hinter dem Lämmchen 6", der meines Wissens mit dem Gebäude ebenfalls zur Rekonstruktion in Frage käme...



    Vielleicht kannst du ja von beiden noch deine CG-Ansichten posten, zumindest vom Metzgerhöfchen hast du schonmal etwas gezeigt, wenn ich mich recht erinnere. ;)


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    Hinweis der Moderation: Ich nehme an, dass die Fotos inzwischen gemeinfrei geworden sind. Dies bitte das nächste Mal dazuschreiben, ansonsten die Quelle. Danke.


    Edit: Jepp, sind sie - der Fotograf, C. F. Mylius ist 1916 gestorben und somit die 70 Jahre tot, nach denen das Urheberrecht im deutschen Sinne erlischt. Entschuldigung, dass ich das vergessen habe zu erwähnen.

    Zitat von JinStuttgart

    Der Dom hat den Krieg weitestgehend unbeschadet überstanden:



    Nunja, Alt-Frankfurt ist leider keine besonders zuverlässige Quelle. Ich zitiere hier mal aus "Kriegsschicksale Deutscher Architektur":


    "Am 29.1.1944 Zerstörung der Gewölbe im südlichen Querschiff und der gesamten Dachdeckung durch Sprengbombe. Von der Ausstattung wurden der Dreikönigsaltar (1619) und der Bartholomäusaltar (1764) vernichtet."


    Auch alle neugotischen Scheiben wurden zerstört, die zwar kunsthistorisch nicht so wertvoll sind, aber doch ein erhebliches zur Atmosphäre einer Kirche beitragen - die Nachkriegsscheiben von Charles Crodel mögen zwar künstlerisch wertvoll sein, doch erzeugen sie meines Erachtens die völlig falsche Lichtstimmung. Nicht zu vergessen noch die Tatsache, dass man allen historisierenden Schmuck im Inneren beim sogenannten "Wiederaufbau" entfernte, weshalb die Kirche heute eher schlicht wirkt. Insbesondere letzteres empfinde ich als sehr schade, da der Dom ja auch bei den historisch bedeutsamen Kaiserkrönungen eine wichtige Rolle spielte und daher eine prachtvolle Innenausstattung, auch wenn sie nur historisierend ist, eigentlich verdient hätte. Aber das alles ist nun dank unserer 50er-Jahre-Modernisierer verloren.

    Dem kann ich nur 100 %-ig zustimmen! Es geht hier nicht nur um einzelne Gebäude, es geht darum, welchen Platz Frankfurt in der deutschen Geschichte einnimmt - eine ungeheuer bedeutsame. Und diese Geschichte spielte sich bis zur Expansion im 19. Jahrhundert nuneinmal hauptsächlich in dem Gebiet ab, was wir heute Frankfurter Altstadt nennen. Das Gebiet ist, vielleicht etwas romantisch ausgedrückt, geschichtlich heiliger Boden. Wenn ich das sehe, was diese Architekten da jetzt vorschlagen, wäre das, um mal weiter bildlich zu sprechen, ungefähr so, wie auf die deutsche Geschichte zu urinieren.

    Weiß eigentlich jemand, wer politisch betrachtet der erstbeste Ansprechpartner für eine schriftliche Protestnote zu diesen Plänen ist? Ortsbeirat, Büro der Stadtverordnetenversammlung? Wie wäre es denn, wenn zumindest die von uns hier, die aus Frankfurt kommen, entsprechende Schreiben fertigen würden - jetzt nach Vorstellung der Ergebnisse und anbetrachts des bekannten Wunsches in der Bevölkerung nach einer historischen Bebauung zählt jede Stimme, und wir wären sicher nicht die einzigen!

    Naja, die da ausgeführte Satzung ist erstmal nur sehr vage - vor allem, wie die darin gemachten Vorgaben aussehen, wird ja wohl am Ende die Art der Bebauung bestimmen. Und diese Vorgaben wurden offenbar, wie es die Politik so gerne tut, erstmal auf die lange Bank geschoben und sich vermutlich Punkt für Punkt die nächsten Jahre durch Ausschüsse und Komissionen quälen. Insofern behaupte ich einfach mal ganz optimistisch, das da das letzte Wort noch lange nicht gesprochen ist.

    Fällt eigentlich nur mir auf, dass sich in dem oben abfotografierten Text zum Konzept des einen Gebäudes soviele Rechtschreibfehler wie in einem Diktat der Sonderschule, 5. Klasse versammelt haben? :lach:


    Zu den Vorschlägen: grauenhaft. Die Trümmerwüste nach dem Krieg ist schöner anzuschauen als diese Scheisse, die da vorgestellt wurde. Ich bin wirklich sprachlos...

    Zitat von garcia



    Das ist qualitätvolle Architektur, gegen die ich auch als Reko-Fan nichts habe. Das Problem ist nur, dass es die Stadt garantiert niemals zustande bekäme, so ein einheitliches Designkonzept für einen Platz aus der Traufe zu heben. Oder es wird wieder irgendeine Billig-Lösung gesucht und gefunden, die modern und jenseits des guten Geschmacks ist.

    Auf die Idee, mal in irgendeiner Weise historisierende Architektur einzusetzen, kommt wohl keiner - für mich die einzig brauchbare Lösung, um soetwas wie Charakter zu schaffen. Stattdessen wieder irgendwelche Stahlbetonwürfel, am besten noch aus irgendeinem importierten Sandstein, den es in Frankfurt nicht so gibt (siehe Schirn).


    Gerade die Konstablerwache ist ein Platz, für den sich Frankfurt wirklich nur schämen kann - Architektur wie im tiefsten Ostblock.


    Im Bahnhofsviertel gab es doch auch ein paar interessante Neubauten, die die Motive der existierenden Gründerzeitbebauung dort aufgriffen - wieso nicht auch endlich in der Zeil, die von den Nachkriegsarchitekten schlimmer verunstaltet wurde als der Krieg es tat?

    Fachwerkhaus


    Der Wikipedia-Artikel ist im Wesentlichen von mir - und das kolorierte Foto kann ich im Original stolz mein eigen nennen. ;)


    Eine Reko des Gebäudes an anderer Stelle halte ich für falsch. Das Salzhaus in seiner ehemaligen Form war Teil des subtil komponierten Gesamtkunstwerks Römerberg, das von früher Gotik bis Historismus Bauten aller Stilarten bot, ohne dass sich einer von ihnen irgendwie in den Vordergrund drängte. Nachdem nun gut 2/3 der ursprünglichen Platzfassaden wieder in ihrem alten Glanz erstrahlen, wäre es irgendwie falsch, ausgerechnet den schönsten Vertreter der Hochrenaissance aus der architektonischen Komposition zu entfernen.

    Am Dilemma des Salzhauses ist die Stadt Frankfurt selber schuld, weil sie nach dem Krieg auf Stahlbeton setzte, obwohl fast der gesamte kunsthistorisch bedeutsame Teil des Gebäudes durch den Krieg gerettet wurde. Haus Frauenstein ist mit seinen spätbarocken Malereien kunsthistorisch nicht weniger bedeutsam, aber wenigstens spricht hier die Tatsache, dass davon tatsächlich überhaupt nichts wiederverwertbares übrigblieb - zumal sie in den 1880er Jahren ohnehin praktisch vollständig neu gemalt wurde, für den Neubau.


    Ich persönlich bin ja immer noch für den Kompromiss Salzhaus-Reko ja, Frauenstein nein. So wäre das von der Außenarchitektur wertvollste Frankfurter Bürgerhaus wieder hergestellt, und die Nachkriegsarchitektur bliebe in Haus Frauenstein dokumentiert.


    Was mich einmal interessieren würde, sind die Kosten für eine Salzhaus-Reko unter Verwendung der geretteten Teile. Die Initiative in den 80er Jahren, das gute Stück wieder aufzubauen, ist ja offensichtlich nur daran gescheitert, dass zu wenig Geld zusammenkam. Wenn man genug Geld für eine ganze Kirche sammeln kann, wieso dann nicht auch für einen der prächtigsten Bürgerbauten Deutschlands?

    Zitat von mik

    Immerhin hat man damals Versucht die Aufarbeitung ...Jedoch muss man hierbei bedenken, dass die radikale Moderne kein einmaliges Phänomen in der Altstadt war und in sofern nicht wirklich schützenswürdig ist. Der Zeitgeist der 60er und 70er sollte in anderen Gebäuden konserviert werden, wie z.B. den ersten Hochhäusern.


    Da stimme ich dir zweifellos zu. Auch die 50er und 60er Jahre sollen ihre Denkmäler haben - dort, wo sie hingehören. Aber das Salzhaus galt vor seiner Zerstörung als eines der bedeutendsten Renaissance-Bürgerhäuser von ganz Mitteleuropa und wird von einem solchen Bau ersetzt. Selbst das wäre okay, aber wie schon zuvor gesagt, dass Unmengen historischer Bausubstanz dieses kunsthistorisch so wertvollen Gebäudes in Lagern ein Dasein fristen, ist vor diesem Hintergrund einfach nicht hinnehmbar - selbst wenn man den touristischen Aspekt einmal ausklammert.


    Desweiteren wurde schon genug Schindluder beim Wiederaufbau betrieben. So weiß z. B. kaum jemand, dass man beim "Wiederaufbau" des Salzhauses am rückwärtigen, noch erhaltenen Giebel, gotische Wandbilder aus dem 14. Jahrhundert fand. Diese sind noch dem Fachwerkbau zuzurechnen, dem das Salzhaus dann im 16. Jahrhundert aufgepropft wurde. Und was hat man gemacht? Einfach alles abgerissen, um den Wiederaufbau zu ermöglichen. Ähnlich wie der Verkauf der unversehrten Arkaden der Goldenen Waage oder der Quadriga des Schauspielhauses ein glorreiches Beispiel für den Umgang der Stadt mit ihrer Geschichte, den man jetzt zumindest wieder gutmachen könnte.

    Wie lange sollen die Originalteile des Salzhauses noch im Depot vor sich hinschimmeln? Bis sie nicht mehr zu einer Rekonstruktion taugen? Das wäre unseren Politikern wohl am liebsten.


    Und diesen hässlichen 50er-Jahre-Betonklumpen unter Denkmalschutz stellen, bitte? Das Salzhaus in seiner jetzigen Form drückt einen architektonischen Zeitgeist aus, der weder erinnerungswürdig ist, noch irgendwelcher steingewordener Denkmale bedarf. Wir vergessen bitte nicht, dass in diesem Zeitgeist in Deutschland ungefähr nochmal soviel Bausubstanz den Bach runtergegangen ist wie durch den Krieg verheizt wurde...:Nieder:

    Salzhaus

    Ein Thema, das mir schon wirklich lange unter den Fingern brennt ist, wieso nicht endlich das Salzhaus in seiner ursprünglichen Form wiederaufgebaut wird.


    Seit ich das erste Mal im Institut für Stadtgeschichte Fotos der Fassade von vor dem 2. Weltkrieg sah, war ich von dem Bau fasziniert - damals jedoch noch mit dem Gedanken: "Schade, dass alles im Krieg verbrannt ist." Dann kam die Ausstellung 2004, die zeigte, dass knapp 60 % der Fassade gerettet wurden, und in städtischen Archiven vor sich hinschimmeln. Da habe ich dann wirklich am Verstand der städtischen Politik gezweifelt.


    Das ist ungefähr so, als hätte man das Knochenhaueramtshaus in Hildesheim eingelagert und nie wieder aufgebaut - aber dieses ist komplett verbrannt und wurde dennoch rekonstruiert.


    Zusammen mit der ursprünglichen Fassadenbemalung des angrenzenden Frauenstein wäre der Römer dann das wohl einzige Rathaus in Deutschland, dass praktisch alle Stilrichtungen von Gotik bis zum Historismus in einem Gebäude vereint - was das wohl für den Tourismus bedeuten würde, muss man kaum erwähnen.


    Ich habe gelesen, dass es bereits in den 80er Jahren Bestrebungen in Richtung eines Wiederaufbaus gab - woran ist dieser gescheitert? Und woran scheitert er immer noch? Geld? Stoische Politiker? Oder bin ich verblendet, und es gibt mehr Leute, die mit der Nachkriegsversion zufrieden sind, als ich denke? Aber bitte vorher mal in Straßburg vor die Maison Kammerzell stellen und diese auf sich wirken lassen, bevor man Gegenteiliges behauptet...