Einleitung
Vielleicht sagt Zittau dem ein oder anderen ja nichts, oder er will nicht Unmengen an vorigen Beiträgen durchforsten, deswegen will ich hier in Ergänzung zu Klarenbach einen kurzen geschichtlichen Abriss liefern. Offiziell wurde Zittau Anfang des 13. Jahrhunderts an einer bereits zuvor durch eine Burg befestigten Handelsstraße nach Böhmen und Schlesien, gleich hinter der Grenze der damaligen Mark (Meißen) gegründet. Der Grundriss zeigt eine eher typische, wenn auch wohl durch ältere Siedlungskerne im Stadtgebiet nicht ganz perfekte Plananlage der Ostsiedlung mit zwei großen Stadtplätzen im Sinne eines Ober- und Untermarktes (hier: Markt und Neustadt). Stadtbefestigung und Stadtrechte waren bereits Mitte des 13. Jahrhunderts erlangt.
Mitte des 14. Jahrhunderts konnte sich die durch Tuchherstellung und -handel sowie die Bierbrauerei florierende Stadt mit dem Beinamen „Die Reiche“ zeitweilig von der Reichslehensschaft freikaufen und wurde Teil des Oberlausitzer Sechsstädtebundes. Mit 5.000 Einwohnern um 1400 war man eine große Mittelstadt des Mittelalters. Andererseits brachte eine ungewöhnliche Vielzahl von Stadtbränden in den folgenden Jahrhunderte schwere Einschnitte in der Bevölkerungszahl, vor allem aber der Bausubstanz.
Der erste große Stadtbrand 1359 vernichtete ein offenbar weitgehend aus Holzbauten bestehendes Zittau, da danach das kaiserliche Gebot erging, nur noch in Stein zu bauen. Auch wurden die Baufluchten auf die bis heute gültigen Grenzen verschoben, weswegen die ältesten Gebäude im Kern aus der Zeit danach stammen dürften. Sonderlich viele können es jedoch nicht sein, denn alleine bis 1589 kam es zu sechs weiteren großen Stadtbränden. 1589 wurden dann erneut 153, 1608 sogar etwa 500 von wohl etwas über 600 Häusern zerstört. Das letzte Ereignis war allerdings – zumindest einem unter Folter erzwungenen Geständnis nach – Brandstiftung, die zwei Übeltäter werden auf die für die Zeit übliche bestialische Weise hingerichtet. Kaiserliche Steuererlasse erlaubten, die Stadt binnen kurzer Zeit wieder aufzubauen.
Der Dreißigjährige Krieg verschont Zittau ebenfalls nicht, eine Kirche und zahlreiche Privatbauten fallen Brandschatzungen zum Opfer, eine große Katastrophe wie in Magdeburg oder Worms bleibt aber aus. Nach Ende des Krieges führt die nicht abreißende, vielmehr noch ansteigende Prosperität der Stadt durch den Textilhandel zu einer raschen Konsolidierung und einem damit einhergehenden Bauboom, der zahlreiche repräsentative Bauten entstehen lässt. Die größte Katastrophe der Stadtgeschichte stand aber noch bevor: Bei der Beschießung durch österreichische Truppen im Siebenjährigen Krieg 1757 werden 599 von 641 Häusern zerstört, darunter die Hauptkirche mit ihrer Silbermann-Orgel und das Alte Rathaus. Die Zerstörung galt im 18. Jahrhundert lange Zeit als eine ähnlich fragwürdige Aktion wie die Bombardierung Dresdens 1945, rief aber auch eine europaweite Soldiaritäts- und Spendaktion hervor.
Dennoch zog sich der Wiederaufbau – der Schaden wurde seinerzeit auf 10 Millionen Taler beziffert – bis Mitte des 19. Jahrhunderts hin (Rathaus, Johanniskirche). Zu dieser Zeit war die Stadtbefestigung längst abgetragen und Zittau hatte begonnen, über seine historischen Grenzen hinauszuwachsen. Die Bebauung des Klassizismus und des Historismus, die das Stadtbild aufgrund der Zerstörungen des Siebenjährigen Krieges bis heute in großen Teilen prägt, ohne es zu dominieren, war, wie für Sachsen allgemein und die Wirtschaftskraft der Stadt im Speziellen typisch, sehr prächtig.
Auf das 20. Jahrhundert und die jüngere Geschichte ist Klarenbach bereits eingegangen, weswegen ich das hier mal ausklammere. Von „Altenburger Verhältnissen“ ist man m. M. n. dennoch entfernt, da die Innenstadt und ein Großteil der Ausfallstraßen saniert sind und vor allem bisher kaum schmerzliche Lücken in den geschlossenen Straßenreihen existieren. Andererseits gibt es immer noch sehr viel Leerstand bei einer keineswegs als konsolidiert zu bezeichnenden Einwohnerentwicklung und einige Sorgenkinder unter den Altbauten, jedoch nur wenige Ruinen, die man als unrettbar bezeichnen muss. Die wenigen Neubauten seit der Wende, auch der jüngeren Zeit, zeigen zudem ein recht großes Bemühen um ein altstadtgerechtes Bauen vor allem in der Kleinteiligkeit und der Dachlandschaft. Schmerzliche Abrisse werden wir wohl aber auch mittelfristig noch häufiger sehen.
Anmerkungen & Technisches
Bei den nachfolgenden Bildern, die bereits am 28. Juni 2011, also vor rund zweieinhalb Jahren bei bestem Wetter entstanden sind, habe ich mich vor allem dank neuem PC endlich mal aufgerafft, sie fertig zu bearbeiten. Da sie somit schon etwas älter sind, mag manches Gebäude anbetrachts des Abbruchgeschehens vielleicht schon heute nicht mehr vorhanden sein.
Mangels Ortskenntnis entsprechen die Eindrücke dem, was man als kunstgeschichtlich Interessierter in gut drei Stunden inklusive Kaffepause so von Zittau zu sehen bekommen kann, wenn man sich einfach durch die Straßen treiben lässt – besondere Präferenzen bei der Motivauswahl bestanden nicht. Dennoch habe ich sicher das eine oder andere vergessen, so etwa einige Kirchen, den heute mehr denn je desaströsen Südwesten der Altstadt, der hier nur angeschnitten werden soll, sowie die Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts. Bewusst etwas ausgelassen habe ich jedoch nicht.
Die Kommentare habe ich daher nach bestem Wissen und Gewissen mit Google Maps / StreetView, Bing Maps, Wikipedia und diversen Kunstführern recherchiert. Bei einigen Gelegenheiten habe ich auf historische Vergleichsbilder vor 1942 von Bildindex.de oder Wikipedia verlinkt. Die Fotos sind mit der Canon EOS 1Ds Mark II und dem Canon EF 24-70mm 2.8 L USM entstanden, stellenweise steht wie üblich die topografische Zusammengehörigkeit der Bilder über ihrer realen Chronologie.
Fotos & Kommentar
Los geht es am Marktplatz, hier einfach „Markt“, der relativ zentral als längsrechteckiger Platz im annähernd runden Stadtgrundriss zu lokalisieren ist. Die Nordseite bestimmt die Zittau-typische Mischung aus Barock, Klassizismus und Historismus. Das zweite Haus von links Markt 10, die Stadt-Apotheke, im Kern 1707, Fassade nach Siebenjährigem Krieg gegen 1760 erneuert; das zweite Haus von rechts, Markt 4, das sogenannte Noacksche Haus, 1689 für den damals reichsten Kaufmann Zittaus, Andreas Noack errichtet, eines der bedeutendsten frühbarocken, aber auch das Dresden seiner Zeit rezipierenden Bürgerhäuser Sachsens.
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Noacksches Haus im Detail, dessen Restaurierung mittlerweile (hier aber noch nicht) glücklicherweise angegangen wurde und auch schon fast abgeschlossen ist.
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Nochmal etwas näher ran, die stilisierten Inschriften lesen sich von oben nach unten als „Sperando Vigilando“, also „In Hoffnung unermüdet“, dem Leitmotto der Zittauer Bürger von einst, das heute mehr denn je Aktualität besitzt. Auf dem Schlußstein die Initialen des Bauherren, flankiert vom Errichtungsdatum.
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Selbst die zum engen und kaum repräsentativen Johannisplatz gerichtete Fassade des Hinterhauses ist außergewöhnlich reich gestaltet. Unterhalb des Traufgesimses wohl an Psalm 112 angelehnt „Sit nomen Domini benedictum in secula“, also frei übersetzt „Gepriesen sei der Name des Herrn in Ewigkeit“.
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Zurück am Markt, zur Ostseite. Das älteste Rathaus, von dem ich nur die Abbildung bei Merian (Buchstabe C) von 1647 auftreiben konnte, wurde im Siebenjährigen Krieg zerstört, nur Reste des Turms blieben stehen. 1833 beauftragte der Zittauer Rat keinen geringeren als Karl Friedrich Schinkel mit der Ausarbeitung eines Neubaus. Sein Schüler, der in Zittau gebürtige Carl August Schramm, überarbeitete die Pläne nochmals, nach denen das Gebäude 1840–45, unter Einbezug des Turmrests, zur Ausführung gelangte. Stilistisch damals hochmodern steht es zwischen Klassizismus und der im frühem Historismus gerade beginnenden Neorenaissance vor allem nach italienischen Vorbildern.
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Am Eingang befinden sich zwei große Sandsteinfiguren des Bildhauers Karl Gottlob Beyer, wobei die rechte Sophia (Göttin der Weisheit) und die linke Themis (Göttin der Gerechtigkeit) darstellt.
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Nun zur Südseite des Marktes, einem der schönsten Bürgerhausensembles der Stadt. Das sechste Gebäude von links Markt 13 von 1767 als anspruchsvolles Beispiel für die Zeit des Wiederaufbaus in späten Rokokoformen nach 1757.
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Markt 5–9 (von links nach rechts) im Detail, Markt 9, der ehemalige Gasthof „Zur goldenen Sonne“, gegen 1710...
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...mit einem der prächtigsten Barockportale der Stadt.
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Fortsetzung der Südseite nach Westen (Nr. 17–23, von links nach rechts, Nr. 23 nur angeschnitten), wo die Straße Mandauer Berg aus der Südwestecke des Marktes in den desolaten Südwesten der Stadt führt, wohin wir später noch zurückkehren. Nr. 21 und 23, letzter auch bekannt als „Weißer Engel“, sind im Kern mittelalterliche Bierhöfe, Nr. 21 mit Geschäftsausbau im Stil des Dresdner Neobarock, Nr. 23 mit Fassadenerker aus dem 17. Jahrhundert (nur angeschnitten).
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Portale von Markt 21 und 23 (von links nach rechts) im Detail, wohl 1720/30.
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Westseite des Marktes mit Blick in die Brunnenstraße (zum gerade entstehenden Neubau vgl. hier).
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Markt 24 im Detail, ehemaliges Amtsgericht, angeblich ältestes Bürgerhaus des Barock in Zittau und der Oberlausitz, 1678 für Bürgermeister Johann Philipp Stoll als Wohnhaus errichtet.
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Fortsetzung der Westseite mit dem Ausgang nach Norden Richtung Bautzner Straße, Johannisplatz und Innere Weberstraße. Links das Eckhaus zur Brunnenstraße (Nr. 2) / Markt 22, Kern 1534, Fassade wohl so gegen 1760.
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Davor der Roland-, auch Marsbrunnen, 1585 errichtet und somit eines der wenigen Baudenkmäler aus der Renaissance, die in Zittau überlebt haben. Thematisiert wird eine antikisierende Marsfigur auf einer reich profilierten Renaissancesäule, deren Früchte, Ähren und Weberschiffchen die Quellen von Zittaus Reichtum symbolisieren.
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Schräg gegenüber führt der Markt durch die im vor-vorherigen Bild gezeigte Verengung nach Norden hin zum Johannisplatz, der praktisch vollständig von der gleichnamigen Kirche eingenommen wird. Der im Kern noch aus der Stadtgründungszeit stammende, 1485–1531 errichtete gotische Vorgängerbau (Bild), eine vierschiffige Hallenkirche, wurde bei der Bombardierung 1757 fast vollständig zerstört, wobei insbesondere der Verlust der erst kurz vorher (1741) errichteten großen Orgel von Gottfried Silbermann zu beklagen war.
1766–1804 entstand ein barocker Neubau, der jedoch von Anfang an große statische Probleme hatte. 1833 wurde wie beim Rathaus Karl Friedrich Schinkel hinzugezogen, der einen vom Klassizismus geprägten Umbau entwarf, für dessen 1837 fertig gestellte Ausführung jedoch sein Schüler Carl August Schramm verantwortlich zeichnete, wobei aus technischen Gründen nur der Nordturm entwurfsgemäß vollendet wurde. Wenn man sich das Bild des Zustands vor 1757 anguckt und mit dem jetzigen Bild der Türme vergleicht, so scheint ähnlich wie beim Rathaus zumindest in den Türmen noch eine Menge des gotischen Vorgängerbaus erhalten zu sein.
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Ein Blick ins Innere offenbart, dass es sich, obwohl noch nicht vollständig restauriert, um einen der wenigen Kirchenbauten Karl Friedrich Schinkels handeln dürfte, der nahezu im bauzeitlichen Zustand auf uns gekommen ist. Die Nüchternheit der Ausstattung entspricht dem Zeitgeist und nicht etwaigen Verlusten, wie etwa diese Abbildung aus dem Jahr der Fertigstellung erkennen lässt. Eine vergleichbare Innenansicht nach Westen mit der Orgel von 1929/30 gibt es hier zu sehen.
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Wieder raus aus der Kirche bietet sich linkerhand bzw. nach Südwesten dieser Rückblick zum Markt.
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Rechterhand befindet sich, noch vor der dahinter beginnenden Inneren Weberstraße, das Eckhaus Bautzner Straße (Nr. 2) / Johannisplatz / Markt, besser bekannt als Dornspachhaus. Das 1553 für den Bürgermeister Nicolaus von Dornspach auf Kellern eines Vorgängerbaus des 13. Jahrhunderts errichte Gebäude ist das älteste erhaltene Bürgerhaus in Zittau. Dornspach förderte als Humanist unter anderem die Errichtung des heute noch bestehenden (erst seit 1993 so benannten) Christian-Weise-Gymnasiums in der Stadt, das mit seiner Eröffnung 1586 zu den frühesten Bildungseinrichtungen dieser Art in Deutschland gehört. Später diente das Haus als Sitz des Ratsuhrmachermeisters, Lesehalle, Bibliothek und Antiquariat und in jüngerer Zeit schließlich als Gaststätte.
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Der Blick geradeaus geht in die Innere Weberstraße nach Westen bzw. deren Südseite.
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Auf der Inneren Weberstraße, ungefähr auf Höhe des südlich abstechenden Feuergäßchens, die Ansicht zurück nach Osten bzw. entlang den Fassaden der Nordseite.
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Vom gleichen Standpunkt weiter nach Westen mit den Fassaden der Nordseite, im Vordergrund Innere Weberstraße 20, das sogenannte Grätzsche Haus, erbaut 1710–17 im Auftrag des Handelsherrn Heinrich Grätz aus Lüneburg für seinen Sohn Heinrich Georg Grätz.
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Portal im Detail, das Oberlichtgitter erst 1888 ergänzt, den lateinischen Spruch lese ich als „Hoc aedificium Domino auxilio conditum divina gloria redditur“, also frei übersetzt wohl soviel „Dieses Gebäude, durch Gottes Hilfe gegründet, (sei) Gottes Herrlichkeit gewidmet“.
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Der Rest der Nordseite bis zur historischen Stadtgrenze.
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Daraus ein Detail, das Portal von Innere Weberstraße 32.
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Der Rest der Südseite bis zur historischen Stadtgrenze, links bzw. südlich sticht die Innere Oybiner Straße ab.
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Kurzer Blick in die Innere Oybiner Straße.
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Etwas aus der Stadt herausgetreten nun noch drei Blicke zurück. Die Nordseite in der Totale, ausgerechnet das eröffnende Eckhaus zur Poststraße ist in absolut katastrophalem Zustand, immerhin sieht das Dach noch eher dicht aus...
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...etwas auf den weiter östlich gelegenen Abschnitt der Nordseite herangezoomt...
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...und schließlich die Südseite, das rechte, für das Stadtbild so wichtige, da wie sein Gegenüber die Straße eröffnende Eckhaus Innere Weberstraße 37 wurde 2013 abgerissen, selbst ein geplanter Erhalt der Fassade schlug fehl, da diese zusammenbrach, bevor sie gesichert werden konnte.
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Tritt man nach Westen aus der Stadt heraus, so stößt man erstmals auf die die Stadt umspannende Ringstraße, deren Bebauung abzuhandeln alleine ein Tageswerk wäre und daher nachfolgend nur ausschnittweise vorzustellen sein werden wird. Zu den bedeutenden Bauten am Ring gehört die Weberkirche, die im Kern noch aus der Zeit von 1488–1508 stammt, jedoch durch Umbauten im Barock und Historismus ihre heutige Gestalt erhielt. Zur Kirche gehört auch noch ein alter Friedhof.
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Aber gehen wir an dieser Stelle zurück Richtung Stadt und zugleich entlang dem alten Zwinger in Form der Poststraße nach Norden, so stoßen wir auf die nördliche Parallelstraße der Inneren Weberstraße, die Lindenstraße. Diese ist noch verhältnismäßig geschlossen erhalten und auch der Sanierungsstand recht hoch – nachfolgend die Ansicht nach Osten aus der Poststraße.
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Problemkinder gibt es natürlich auch hier, wie etwa Lindenstraße 11, ungefähr auf der Mitte des Straßenverlaufs bzw. links im nächsten Foto beweist, der Blick geht von hier zurück nach Westen bzw. zum Ring. Es handelt sich um das Durch- bzw. Rückhaus des bereits vorgestellten Grätzschen Hauses an der Inneren Weberstraße, weswegen das Gebäude wohl als relativ gesichert betrachtet werden kann. Links bzw. östlich angrenzend eine schon ältere Brache.
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Detail des weitgehend bauzeitlich erhaltenen Hauptportals, einzig an den Schlußsteinen mit den Inschriften ist mal in jüngerer Zeit (wobei das bei hiesigen Verhältnissen auch im Historismus sein kann) mal was gemacht worden. Das Oberlichtgitter in typischen Rankenwerk dürfte im Gegensatz zum Vorderhaus ein Original sein. In „HG“ dürfen wir wohl wie beim Vorderhaus den Bauherren Heinrich Grätz lesen, ob und ggf. was die darüber stehende Symbolik sagen will, vermag ich nicht zu erschließen.
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Im Osten trifft die Lindenstraße auf die senkrecht zu ihr, im Süden zum Markt, im Norden zum Ring führende Bautzner Straße. Dahinter setzt sie sich nach Osten, wie hier zu sehen, als Kirchstraße zum Klosterplatz mit der gleichnamigen Kirche der Franziskaner fort, deren schlanker Turm sich hinter den Häusern erhebt. Das Eckgebäude am linken Bildrand mit dem prächtigen Erker das Haus Bautzner Straße 6, die sogenannte Alte Post, erbaut 1745/46.
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Folgen wir nun erstmal der Bautzner Straße nach Norden, die in diesem oberen Abschnitt noch am ehesten als Geschäfsstraße bezeichnet werden kann und von wenig Leerstand geprägt ist. Die Substanz ist überwiegend die typische Mischung des 18. und 19. Jahrhunderts. Zunächst ein Blick nach Südosten auf die Ostseite...
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...dann ein solcher nach Südwesten auf die Westseite.
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Am nördlichen Ende mündet die Bautzner Straße in den historistisch geprägten Haberkornplatz, dahinter fängt die aus Sachsen gewohnte, repräsentative Bebauung des 19. Jahrhunderts an – hier stellvertretend frisch sanierte Häuser an der Bahnhofstraße.
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Der Blick nach Nordosten zeigt uns das Bahnhofstraße 2, das ursprünglich als Fabrikgebäude gedachte, sogenannte Wäntighaus, das 1851 im englischen Tudorstil nach Plänen des aufmerksamen Lesern an dieser Stelle bereits bekannten Schinkel-Schülers Carl August Schramm fertig gestellt wurde.
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Im Südosten des Haberkornplatzes steht keine Kirche, wie man anhand der baulichen Gestalt mit dem 56 Meter hohem Turm zunächst annehmen möchte, sondern das sogenannte Johanneum, das 1869–71 erbaute, nach König Johann von Sachsen benannte neue Schulhaus des Christian-Weise-Gymnasiums. Sein Vorgängerbau, das sogenannte Alte Gymnasium am Johannisplatz, das wie schon erwähnt von Bürgermeister Nicolaus von Dornspach im 16. Jahrhundert gestiftet worden war, fiel zumindest teilweise der Bombardierung im Siebenjährigen Krieg zum Opfer und war danach nur notdürftig wieder aufgebaut worden. Im Inneren neben der fast vollständig erhaltenen bauzeitlichen Ausstattung bedeutend vor allem das Wandgemälde „Paulus predigt in Athen“, 1872–77 von Anton Dietrich, das als wichtigstes Werk der Historienmalerei der Dresdner Schule des 19. Jahrhunderts gilt.
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