Beiträge von RMA

    Das Tragwerke aus statischen und Decken aus Brandschutzgründen (nicht, dass man dies nicht auch mit traditionellen Materialien erreichen könnte, aber die Diskussion hatten wir hier schon tausendfach) sein müssen, steht außer Frage. Aber die Problematik der alternden Betonkerne ist ohnehin sekundär, da wohl eh alles gedämmt wird – dass man aktuell bei einigen innerstädtischen Bauprojekten Leute in ABC-Schutzanzug-ähnlicher Montur ältere Dämmungen entfernen sieht (weil diese verpilzter Sondermüll sind) sagt eigentlich schon alles zum Wahnwitz dieser Thematik.


    Aber back to topic: danke für das Foto, Schmittchen. Beton oder nicht, Rohbau hin oder her, die Giebel vor dem Dom wirken bereits jetzt automatisch an der richtigen Stelle. Schon in Kürze wird man verstehen, wieso der untere Teil des Domturms so kahl und schmucklos ist, eben weil er in den direkten Sichtachsen zu einem Großteil immer von der davor stehenden Bebauung verdeckt war.

    Ich verstehe auch nicht ganz, wieso das alles aus Beton sein muss. Da ist man ja teilweise im traditionellen Wohnungsbau konservativer und kann zumindest die Wände in klassischer Mauerwerkstechnik erstellen (vgl. auch Dresden). Es würde nebenbei auch zu einer wesentlich besseren Patinierung beitragen. Stattdessen sprengen die Betonschäden wie heute schon an der Schirn im rückwärtigen Bereich dann in 30 Jahren wieder die Natursteinverkleidung vom Stadthaus.

    Ob man selbst im Wissen der hinzutretenden Bankenaufsicht höher gebaut hätte? Ab einer gewissen Höhe explodieren die Kosten derartig, dass es unwirtschaftlich wird – und vor diesem Hintergrund sollte man nicht vergessen, dass es sich hier um ein vom Steuerzahler finanziertes HH handelt. Gibt halt keine Ölmagnaten hier, um irgendwelchen 600 Meter-Blödsinn zu finanzieren. Dafür kann man schon recht zufrieden sein. Ein Witz ist dieser Antennenstummel, das hätte man besser einfach komplett lassen sollen, dann hätte es immer noch wesentlich besser ausgesehen als das, was wir jetzt haben.


    Insgesamt sollte man wie schon zuvor erwähnt erstmal die Fertigstellung des ganzen Umfeldes abwarten, das ist ja immer noch eine gigantische Baustelle. Bereits jetzt aber ist das Gebiet kaum wiederzuerkennen, gerade wenn man dort seit Anfang des Projektes an fotografiert hat, merkt man, wie sich alles verändert. Das fängt schon bei den lichtscheuen Gestalten an, denen man dort früher immer zwangsläufig in den Abendstunden begegnet ist. Wobei das aufgrund das für das Ostend als klassischer Arbeiterstadtteil und das Umfeld der Hanauer im Speziellen ja nichts neues ist. Jetzt herrscht eine viel „bürgerlichere“ Atmosphäre, weil die Bewohner des Deutschherrnviertels auch die andere Flußseite für sich entdecken. Naja, wahrscheinlich kommen gleich wieder die roten Laternen, was ich für ein Spießer bin...


    Zur Transparenz noch: es gibt wohl kaum ein HH in Frankfurt, das so viele verschiedene Erscheinungsbilder bietet, was wohl auch ganz sicher intendiert war. sweet_meat hat das in seinen Bildern ja eindrucksvoll gezeigt, im fortgeschrittenen Frühjahr, wenn es naturgemäß häufig dunstig ist, könnte das noch viel spektakulärer werden. In den Abendstunden (wohl auch morgens) ist der Transparenzeindruck aufgrund des Polarisationswinkels eher „ungünstig“, ein besserer Eindruck bietet sich in den Mittagsstunden, wobei der Sonnenstand in der momentanen Jahreszeit ja auch dann weit vom Ideal entfernt ist. Es dürften sich aber zusätzlich auch immer noch Gerüste im Inneren befinden.


    Zur Illustration noch zwei Bilder aus den Mittagsstunden vom Freitag:



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    Kleines Update von mir von heute nachmittag.


    Die „dicke Seite“ fast senkrecht vom Deutschherrnufer aus:



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    Näher ran lassen sich die Arbeiten am Großmarkthallen-Durchbruch besser erkennen:



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    Von Südosten von der Deutschherrnbrücke:



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    Und die seltene Ansicht von der Mayfarthstraße von Osten, von hier hat man mit am stärksten das Gefühl, das gute Stück würde gerade umkippen:



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    Das wars.

    Leserbrief an die FAZ ist raus, auch wenn wir hier gelesen werden, helfen diese ganz ungemein. Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, der einen schreibt. Eigentlich müssen nur die Autoren der vorhergehenden Beiträge diese in einen solchen packen. E-Mail-Adressen s. o.. Danke.


    Ansonsten sehr gutes Beispiel, Querido. Ich habe das Palmengarten-Gesellschaftshaus in meinem Brief als Beispiel dafür herangezogen, dass man in dieser Stadt auch fähig ist, mit den wenigen verbliebenen Monumentalbauten des Historismus angemessen umzugehen.

    Die Argumente, die Wionski und der Pressesprecher, der anscheinend das Pech hatte, von seinen Eltern keinen Namen zu erhalten, vorbringen, sind ja wohl mal gelinde gesagt für das Gesäß. Wenigstens ist letzterer ja noch so ehrlich mit „Schönheit liegt im Auge des Betrachters.“ das Ganze auf das zu reduzieren, was es es ist, nämlich der schlechte Geschmack der Beteiligten, das Geschwurbel von Wionski dagegen ist kaum erträglich. Man muss es sich echt auf der Zunge zergehen lassen, der *Landesdenkmalpfleger* segnet ein Projekt ab, bei dem ein schon verhunztes Bauwerk weiter verhunzt wird.


    Am genialsten aber der Satz „Weil wir den Bestand in seiner zeitlichen Entwicklung respektiert haben“ – dem Mann ist schon klar, dass er damit seine Profession komplett in Abrede stellt? Mit dem Totschlagargument kann man jeglichen Denkmalschutzstatus eines jeden noch so wertvollen Gebäudes aushebeln, ist dann ja einfach eine „zeitliche Entwicklung“, dass wieder mal irgendwas weggerissen und durch ein Betonungetüm ersetzt wird. Herr, wirf Hirn vom Himmel...

    Die bleiben garantiert stehen. In Zukunft dürfen wir dank einer gewissen Partei im Stadtparlament eher noch mehr Bäume erwarten, die die Sicht auf gute Architektur verstellen, siehe etwa die Pläne zur Neugestaltung des Taunustores. Man kann auch auf goldige Weise beobachten, wie neuerdings jede Visualisierung von Neubauplanungen auf teils völlig utopische Weise irgendwo Bäume oder Grünzeug enthält. Ein Schlingel, wer dahinter Anbiederung an ein grün dominiertes Baudezernat vermutet.

    Ja, an der bisher erhaltenen bauzeitlichen Schiefereindeckung der Gauben musste man natürlich sparen. In einer armen Stadt wie dieser. Ein weiterer Schritt in Richtung Stuttgarter Verhältnisse. Aber gut, immerhin hat man nicht die Fassade durch Wärmedämmung ruiniert wie bei der ebenfalls denkmalgeschützten Nr. 18–22. Dafür muss man ja mittlerweile schon dankbar sein.

    Im Westen des Haberkornplatzes schließlich die wohl aus der Jahrhundertwende stammende Neue Post.



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    Geht man vom Haberkornplatz aus südlich am Johanneum vorbei und dann durch die Pfarrstraße nach Süden, so kommt man zum Klosterplatz, hier von Süden aus der Brüderstraße gesehen. Dort befindet sich der neben der Johanniskirche zweite große Sakralbau innerhalb der Stadtmauern, die Franziskaner-Klosterkirche, seltener Petri-Pauli-Kirche, mit ihrem stadtbildprägenden, 70 Meter hohen Kirchturm. Das Bild zeigt nur die Kirche eines größeren Komplexes, der einen ganzen Baublock innerhalb der Stadtanlage einnimmt, wie aus diesem Plan hervorgeht. Die Ansiedlung der Franziskaner in Zittau und der Kern der baulichen Anlage geht auf das beginnende 13. Jahrhundert und damit nahezu die Zeit der Stadtgründung zurück. Der Chor wurde 1293 geweiht, das Langhaus im 15. Jahrhundert als zweischiffige Hallenkirche erneuert.


    Nach der Verbreitung der Reformation ging die Kirche zunächst an die Stadt über, evangelische Gottesdienste wurden jedoch erst 1598 abgehalten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann 1658 der Um- und Ausbau in barocken Formen, der sich bis ins 18. Jahrhundert hinzog. Den Siebenjährigen Krieg überstand die Anlage vergleichsweise gut. Nach erneutem Verfall nach 1945 wird sie seit der Wende sukzessive restauriert, das Beispiel der noch 2008 gefundenen „Jungbrunnendarstellung“ zeigt, was für Schätze es dort noch zu heben gibt. Stellvertretend für Bilder von mir hier und hier zwei Innenansichten, die trotz ihres Alters noch aktuell sind.



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    An der Südseite der Kirche wurde 1696 die sogenannte Noacksche Betstube angebaut, eine Stiftung des uns schon am Markt begegneten Herrn Noack, wobei „Stube“ zumindest von den Dimensionen her eher Understatement ist.



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    Der mittelalterliche Westflügel im Winkel zwischen Nordseite der Kirche und dem senkrecht darauf stoßenden Klosterhof wurde 1658–62 unter Bürgermeister Heinrich von Heffter ausgebaut (daher „Heffterbau“ genannt) und erhielt in dieser Zeit seinen manieristischen Giebel. 1709 kam noch der einst der Zittauer Ratsbibliothek dienende Saal im zweiten Obergeschoss hinzu. Nachfolgend die eher unspektakuläre Ansicht von der Pfarrstraße von Westen. Alle vorgenannten Bauten des Franziskanerklosters bilden heute das Kulturhistorisches Museum Franziskanerkloster, in dem neben den Räumlichkeiten und verschiedenen Sammlungen unter anderem das berühmte „Kleine Zittauer Fastentuch“ bestaunt werden kann.



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    Weiter geht es vom Klosterplatz durch die rechts im Bild zu sehende Schulstraße nach Osten zum zweiten großen Stadtplatz, hier „Neustadt“, auf dem ich für diese Aufnahme bereits stand. Das gewaltige Eckhaus Neustadt / Schulstraße, man beachte dort die nur im sehr spitzen Winkel zu sehende Nordseite mit ihrem merkwürdigen, eingetieften Abschnitt mit Spitzbögen, offenbar sichtbarer Rest eines weit älteren Kerns, ist ein weiteres Sorgenkind.



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    Der Platz lässt sich durch darüber verlaufende Querstraßen in verschiedene Abschnitte einteilen. Neben dem vorgenannten Eckhaus gibt es im obersten Teil zwischen Schulstraße und der südlich querenden Frauenstraße mit der klassizistischen Neustadt 35 ein zwar nicht so wertvolles, aber vom Erhaltungszustand wesentlich sorgenvoller stimmendes Haus. Der Schwannenbrunnen von 1710 im Vordergrund wurde dagegen offenbar vor nicht allzu langer Zeit restauriert.



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    Der obere Abschnitt von der Ecke Frauenstraße / Neustadt in der Totalen.



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    Ein paar Schritte zurückgetreten ein Blick nach Nordosten auf das expressionistische Eckhaus Neustadt 47, jetzt Bankgebäude, das im vorigen Bild bereits angeschnitten zu sehen ist. Davor die Frauenstraße, die nach Osten aus der Stadt zum Ring führt.



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    Gegenüber bereits im vorigen Bild zu sehen ist eines der wertvollsten Häuser Zittaus, Neustadt 34, der ehemalige Sächsische Hof. Im Kern aus der Renaissance, erbaut vermutlich kurz nach dem Stadtbrand 1589 (?), erhielt es seine heutige äußere Gestalt 1749. Im Innenhof befinden sich wertvolle Renaissancereliefs als eines der letzten erhalten Zeugnisse des Zittaus dieser Zeit, von denen ich hier ein Bild aufstöbern konnte. Dort gibt es auch die erfreuliche Nachricht, dass sich wohl endlich jemand dieser Kostbarkeit annehmen will.



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    Detail des wunderbaren Erkers...



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    ...und des Portals.



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    Von hier geht der Blick nach Süden auf das prächtige Ensemble der Neustadt, das sich nach Süden in die Franz-Könitzer-Straße verengt, und dadurch entfernt an einen süddeutschen Straßenmarkt erinnert. Der Sanierungsstand auf der zu sehenden Ostseite ist erfreulich hoch.



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    In der Mitte des Platzes steht das Salzhaus, das auch Funktionen als Marstall, Speicher und Zeughaus übernahm. Im Kern ein spätgotischer Steinbau von 1511, 1572 aufgestockt, erhielt es seine heutige äußere Gestalt bei einem barocken Umbau 1730. Diesem entstammt auch das fünfgeschossige Mansarddach, ein Meisterwerk der Zimmermanskunst seiner Zeit. Trotz seiner enormen Breite und Höhe benötigt das Dachwerk nur eine schmale, mittige Stützenreihe. 1997 saniert beherbergt das Gebäude heute die Christian-Weise-Bibliothek und eine Außenstelle des Landratsamtes Görlitz.



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    Blick auf die gegenüberliegende nördliche Westseite des Platzes, rechts im Bild die über den Platz führende und sichtbar zum Rathaus zurückführende Frauenstraße. Das Eckhaus Neustadt 23, erbaut 1681–83 für den Bürgermeisters Johann Jacob von Hartig, ist ein weiterer wichtiger Vertreter des Frühbarock.



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    Weil es so schön ist, nochmal im Detail...



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    ...sowie die Ansicht der Frauenstraße nach Westen – eine der klassischsten Zittauer Perspektiven.



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    Auf den vorigen Bildern bereits zu sehen war ein weiterer Brunnen, der, wie unschwer zu erraten, auf den Namen Herkulesbrunnen hört – errichtet 1708 als eine Arbeit von Johann Michael Hoppenhaupt zu Ehren von August dem Starken, der hier verkörpert sein soll.



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    Bewegen wir uns weiter nach Süden, so blicken wir auf die Ostfassaden in diesem Teil des Platzes, wohl überwiegend 18. Jahrhundert mit teils älteren Kernen.



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    Auffällig Portal von Neustadt 28, datiert 1722 zeigt es schon deutliche Einflüsse des Régence.



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    Blick zurück nach Norden auf die Häuser Neustadt 14/16/18 (von rechts nach links).



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    Im unteren Drittel des Platzes, räumlich getrennt durch die darüber verlaufende Albert- / Ludwigstraße, verjüngt sich dieser wie schon angesprochen unter dem Straßennamen Franz-Könitzer-Straße stark auf seinem Weg nach Süden. Dort sieht es alles andere als rosig aus. Auch wenn von den Häusern jetzt keines ruinös wirkt und manches scheinbar schonmal teilsaniert worden sind, steht auf der nachfolgend zu sehenden Ostseite gefühlt fast jedes Haus leer...



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    ...und auf der Westseite sieht es auch nicht viel besser aus. Man beachte, dass dieses Ensemble beidseitig noch keine einzige Lücke oder einen Neubau aufweist.



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    Vom Standort des vorigen Bildes nach Nordwesten, als zurück auf den Platz und seine südliche Westseite bzw. die Nordseite der dort abstechenden Albertstraße geblickt, tut sich eine der größten innerstädtischen Brachen auf. Mit dem bereits damals projektierten Einkaufszentrum ist es meines Wissens bis heute nichts geworden, letztes Jahr geisterten ziemlich gruselige Visualisierungen, die offenbar auch den zusätzlichen Abriss von im vorigen Bild gezeigten Häusern auf der Westseite der Franz-Könitzer-Straße bedeuten würden.



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    Nochmal der Blick auf die nördliche Westseite des Platzes, an die das etwaige Einkaufszentrum direkt anschließen würde, rechts das bereits vorgestellte Salzhaus.



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    Doch folgen wir der westlich vom Platz wegführenden Albertstraße. Die Nordseite fehlt, wie im vor-vorherigen Bild angesprochen, vollständig, auch die Südseite ist nur noch teilweise vorhanden, wie das nachfolgende Bild mit Blickrichtung Osten, also durch die Straße über den Platz auf die gegegenüberliegende Ludwigstraße zeigt. Weniger wertvoll sind die Gebäude leider nicht.



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    Die Albertstraße trifft auf die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Reichenberger Straße, die einen noch vergleichsweise belebten, genutzten und halbwegs sanierten Eindruck macht, der Blick geht hier nach Süden.



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    Am südlichen Ende trifft die Reichenberger Straße auf den Ottokarplatz – quasi die südliche Entsprechung des Haberkornplatzes. Dort mündet auch die Franz-Könitzer-Straße von Nordosten her ein.



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    Gleicher Standort, Ansicht zurück in die Reichenberger Straße nach Nordwesten.



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    Von dort kehren wir zurück an die Kreuzung der Reichenberger mit der Albertstraße, folgen aber nicht der Reichenberger Straße nach Norden, die uns zum Rathaus zurückführen würde, sondern biegen an der nachfolgend gezeigten Kreuzung nach links bzw. Westen in die Fortsetzung der Albertstraße ab.



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    Die Albertstraße führt in die nächste große Nord-Süd-Achse, die Böhmische Straße, der Blick geht nach Süden...



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    ...und nach Norden vor allem auf die Ostfassaden. Das rechts zu sehende Haus Böhmische Straße 9, eines der gröten Gebäude des Straßenzuges, wurde im April 2013 trotz jahrelanger Bemühungen, es zu erhalten, in Ersatzvornahme abgebrochen. Das Alter ist schwierig einzuschätzen, ich würde ähnlich wie beim Nachbarhaus eher 19. Jahrhundert vermuten (vgl. auch Bildindex).



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    Mit etwas südlichem Versatz zur Albertstraße führt die Amalienstraße aus der Böhmischen Straße weiter nach Westen bzw. in den Südwesten der Altstadt, wo sich die Perforation der Straßenzüge am schlimmsten darstellt. Nachfolgend die Perspektive aus der Amalienstraße zurück nach Osten in die Böhmische Straße...



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    ...sowie vom gleichen Standort nach Westen. Die große Grünfläche links eine wohl schon lange bestehende Abrissbrache in der Südseite der Straße, wahrscheinlich ein oder zwei Häuser.



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    Die Amalienstraße trifft von Westen auf den mir nur als „Uhreninsel“ bekannten Platz mit der sich von Norden her trichterförmig aufweitenden und dann Süden bis zum Ring wieder verjüngenden Baderstraße. Nach Westen sticht die Breite Straße ab. In der Mitte des Platzes steht das rechts im nachfolgenden Bild zu sehende Gründerzeitgebäude. Die einstige Intimität dieses Altstadtplätzchens ist nicht mehr vorhanden, da der Baderstraße mittlerweile fast die Hälfte ihrer Westseite fehlt. 2006 gab es mit dem Abbruch von Baderstraße 24 aus dem 16. Jahrhundert einen der schlimmsten Abbrüche in Zittau seit der Wende. Die auf diesem Bild von 2000 zu sehenden Häuser, die direkt an das noch existierende Gebäude mit dem Schopfwalm anschlossen, existieren heute alle nicht mehr...



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    ...so dass der Baderstraße gegenwärtig bereits ungefähr die Hälfte ihrer Westseite fehlt (links im Bild), nachfolgend die Perspektive nach Norden, wo es zum Markt zurückgeht.



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    Auch im Südwesten des Platzes, der von Häusern der Südseite der Breiten Straße gebildet wird, möchte man fast nicht glauben, dass man sich in Deutschland 21 Jahre nach der Wende in einer Kreisstadt, gerade mal 100 Meter Luftlinie vom Rathaus befindet.



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    Der Blick nach Süden, aus der nun eingeschlagenen Baderstraße auf die Nordseite des auf der Uhreninsel stehenden Gebäudes offenbart zumindest 100 Jahre Reklamegeschichte.



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    Um nicht mit diesen deprimierenden Eindrücken zu schließen noch ein harter Schnitt zurück zum Rathausplatz, dem kleinen Platz, der im Gegensatz zum westlich davon gelegenen Markt östlich des Rathauses liegt. Die Ostseite bildet die bereits aus der Gegenrichtung gezeigte Brüderstraße, nun von dort nach Süden gesehen...



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    ...die Südseite besteht aus prächtigen, glücklicherweise sanierten Historismusbauten, entfernt an das Neue Rathaus in Görlitz erinnernd, die in ihrer westlichen, im Bild rechts befindlichen Fortsetzung direkt Anschluss an die historischen Bauten auf der Südseite des Marktes suchen.



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    Das wars.

    Einleitung


    Vielleicht sagt Zittau dem ein oder anderen ja nichts, oder er will nicht Unmengen an vorigen Beiträgen durchforsten, deswegen will ich hier in Ergänzung zu Klarenbach einen kurzen geschichtlichen Abriss liefern. Offiziell wurde Zittau Anfang des 13. Jahrhunderts an einer bereits zuvor durch eine Burg befestigten Handelsstraße nach Böhmen und Schlesien, gleich hinter der Grenze der damaligen Mark (Meißen) gegründet. Der Grundriss zeigt eine eher typische, wenn auch wohl durch ältere Siedlungskerne im Stadtgebiet nicht ganz perfekte Plananlage der Ostsiedlung mit zwei großen Stadtplätzen im Sinne eines Ober- und Untermarktes (hier: Markt und Neustadt). Stadtbefestigung und Stadtrechte waren bereits Mitte des 13. Jahrhunderts erlangt.


    Mitte des 14. Jahrhunderts konnte sich die durch Tuchherstellung und -handel sowie die Bierbrauerei florierende Stadt mit dem Beinamen „Die Reiche“ zeitweilig von der Reichslehensschaft freikaufen und wurde Teil des Oberlausitzer Sechsstädtebundes. Mit 5.000 Einwohnern um 1400 war man eine große Mittelstadt des Mittelalters. Andererseits brachte eine ungewöhnliche Vielzahl von Stadtbränden in den folgenden Jahrhunderte schwere Einschnitte in der Bevölkerungszahl, vor allem aber der Bausubstanz.


    Der erste große Stadtbrand 1359 vernichtete ein offenbar weitgehend aus Holzbauten bestehendes Zittau, da danach das kaiserliche Gebot erging, nur noch in Stein zu bauen. Auch wurden die Baufluchten auf die bis heute gültigen Grenzen verschoben, weswegen die ältesten Gebäude im Kern aus der Zeit danach stammen dürften. Sonderlich viele können es jedoch nicht sein, denn alleine bis 1589 kam es zu sechs weiteren großen Stadtbränden. 1589 wurden dann erneut 153, 1608 sogar etwa 500 von wohl etwas über 600 Häusern zerstört. Das letzte Ereignis war allerdings – zumindest einem unter Folter erzwungenen Geständnis nach – Brandstiftung, die zwei Übeltäter werden auf die für die Zeit übliche bestialische Weise hingerichtet. Kaiserliche Steuererlasse erlaubten, die Stadt binnen kurzer Zeit wieder aufzubauen.


    Der Dreißigjährige Krieg verschont Zittau ebenfalls nicht, eine Kirche und zahlreiche Privatbauten fallen Brandschatzungen zum Opfer, eine große Katastrophe wie in Magdeburg oder Worms bleibt aber aus. Nach Ende des Krieges führt die nicht abreißende, vielmehr noch ansteigende Prosperität der Stadt durch den Textilhandel zu einer raschen Konsolidierung und einem damit einhergehenden Bauboom, der zahlreiche repräsentative Bauten entstehen lässt. Die größte Katastrophe der Stadtgeschichte stand aber noch bevor: Bei der Beschießung durch österreichische Truppen im Siebenjährigen Krieg 1757 werden 599 von 641 Häusern zerstört, darunter die Hauptkirche mit ihrer Silbermann-Orgel und das Alte Rathaus. Die Zerstörung galt im 18. Jahrhundert lange Zeit als eine ähnlich fragwürdige Aktion wie die Bombardierung Dresdens 1945, rief aber auch eine europaweite Soldiaritäts- und Spendaktion hervor.


    Dennoch zog sich der Wiederaufbau – der Schaden wurde seinerzeit auf 10 Millionen Taler beziffert – bis Mitte des 19. Jahrhunderts hin (Rathaus, Johanniskirche). Zu dieser Zeit war die Stadtbefestigung längst abgetragen und Zittau hatte begonnen, über seine historischen Grenzen hinauszuwachsen. Die Bebauung des Klassizismus und des Historismus, die das Stadtbild aufgrund der Zerstörungen des Siebenjährigen Krieges bis heute in großen Teilen prägt, ohne es zu dominieren, war, wie für Sachsen allgemein und die Wirtschaftskraft der Stadt im Speziellen typisch, sehr prächtig.


    Auf das 20. Jahrhundert und die jüngere Geschichte ist Klarenbach bereits eingegangen, weswegen ich das hier mal ausklammere. Von „Altenburger Verhältnissen“ ist man m. M. n. dennoch entfernt, da die Innenstadt und ein Großteil der Ausfallstraßen saniert sind und vor allem bisher kaum schmerzliche Lücken in den geschlossenen Straßenreihen existieren. Andererseits gibt es immer noch sehr viel Leerstand bei einer keineswegs als konsolidiert zu bezeichnenden Einwohnerentwicklung und einige Sorgenkinder unter den Altbauten, jedoch nur wenige Ruinen, die man als unrettbar bezeichnen muss. Die wenigen Neubauten seit der Wende, auch der jüngeren Zeit, zeigen zudem ein recht großes Bemühen um ein altstadtgerechtes Bauen vor allem in der Kleinteiligkeit und der Dachlandschaft. Schmerzliche Abrisse werden wir wohl aber auch mittelfristig noch häufiger sehen.


    Anmerkungen & Technisches


    Bei den nachfolgenden Bildern, die bereits am 28. Juni 2011, also vor rund zweieinhalb Jahren bei bestem Wetter entstanden sind, habe ich mich vor allem dank neuem PC endlich mal aufgerafft, sie fertig zu bearbeiten. Da sie somit schon etwas älter sind, mag manches Gebäude anbetrachts des Abbruchgeschehens vielleicht schon heute nicht mehr vorhanden sein.


    Mangels Ortskenntnis entsprechen die Eindrücke dem, was man als kunstgeschichtlich Interessierter in gut drei Stunden inklusive Kaffepause so von Zittau zu sehen bekommen kann, wenn man sich einfach durch die Straßen treiben lässt – besondere Präferenzen bei der Motivauswahl bestanden nicht. Dennoch habe ich sicher das eine oder andere vergessen, so etwa einige Kirchen, den heute mehr denn je desaströsen Südwesten der Altstadt, der hier nur angeschnitten werden soll, sowie die Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts. Bewusst etwas ausgelassen habe ich jedoch nicht.


    Die Kommentare habe ich daher nach bestem Wissen und Gewissen mit Google Maps / StreetView, Bing Maps, Wikipedia und diversen Kunstführern recherchiert. Bei einigen Gelegenheiten habe ich auf historische Vergleichsbilder vor 1942 von Bildindex.de oder Wikipedia verlinkt. Die Fotos sind mit der Canon EOS 1Ds Mark II und dem Canon EF 24-70mm 2.8 L USM entstanden, stellenweise steht wie üblich die topografische Zusammengehörigkeit der Bilder über ihrer realen Chronologie.


    Fotos & Kommentar


    Los geht es am Marktplatz, hier einfach „Markt“, der relativ zentral als längsrechteckiger Platz im annähernd runden Stadtgrundriss zu lokalisieren ist. Die Nordseite bestimmt die Zittau-typische Mischung aus Barock, Klassizismus und Historismus. Das zweite Haus von links Markt 10, die Stadt-Apotheke, im Kern 1707, Fassade nach Siebenjährigem Krieg gegen 1760 erneuert; das zweite Haus von rechts, Markt 4, das sogenannte Noacksche Haus, 1689 für den damals reichsten Kaufmann Zittaus, Andreas Noack errichtet, eines der bedeutendsten frühbarocken, aber auch das Dresden seiner Zeit rezipierenden Bürgerhäuser Sachsens.



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    Noacksches Haus im Detail, dessen Restaurierung mittlerweile (hier aber noch nicht) glücklicherweise angegangen wurde und auch schon fast abgeschlossen ist.



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    Nochmal etwas näher ran, die stilisierten Inschriften lesen sich von oben nach unten als „Sperando Vigilando“, also „In Hoffnung unermüdet“, dem Leitmotto der Zittauer Bürger von einst, das heute mehr denn je Aktualität besitzt. Auf dem Schlußstein die Initialen des Bauherren, flankiert vom Errichtungsdatum.



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    Selbst die zum engen und kaum repräsentativen Johannisplatz gerichtete Fassade des Hinterhauses ist außergewöhnlich reich gestaltet. Unterhalb des Traufgesimses wohl an Psalm 112 angelehnt „Sit nomen Domini benedictum in secula“, also frei übersetzt „Gepriesen sei der Name des Herrn in Ewigkeit“.



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    Zurück am Markt, zur Ostseite. Das älteste Rathaus, von dem ich nur die Abbildung bei Merian (Buchstabe C) von 1647 auftreiben konnte, wurde im Siebenjährigen Krieg zerstört, nur Reste des Turms blieben stehen. 1833 beauftragte der Zittauer Rat keinen geringeren als Karl Friedrich Schinkel mit der Ausarbeitung eines Neubaus. Sein Schüler, der in Zittau gebürtige Carl August Schramm, überarbeitete die Pläne nochmals, nach denen das Gebäude 1840–45, unter Einbezug des Turmrests, zur Ausführung gelangte. Stilistisch damals hochmodern steht es zwischen Klassizismus und der im frühem Historismus gerade beginnenden Neorenaissance vor allem nach italienischen Vorbildern.



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    Am Eingang befinden sich zwei große Sandsteinfiguren des Bildhauers Karl Gottlob Beyer, wobei die rechte Sophia (Göttin der Weisheit) und die linke Themis (Göttin der Gerechtigkeit) darstellt.



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    Nun zur Südseite des Marktes, einem der schönsten Bürgerhausensembles der Stadt. Das sechste Gebäude von links Markt 13 von 1767 als anspruchsvolles Beispiel für die Zeit des Wiederaufbaus in späten Rokokoformen nach 1757.



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    Markt 5–9 (von links nach rechts) im Detail, Markt 9, der ehemalige Gasthof „Zur goldenen Sonne“, gegen 1710...



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    ...mit einem der prächtigsten Barockportale der Stadt.



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    Fortsetzung der Südseite nach Westen (Nr. 17–23, von links nach rechts, Nr. 23 nur angeschnitten), wo die Straße Mandauer Berg aus der Südwestecke des Marktes in den desolaten Südwesten der Stadt führt, wohin wir später noch zurückkehren. Nr. 21 und 23, letzter auch bekannt als „Weißer Engel“, sind im Kern mittelalterliche Bierhöfe, Nr. 21 mit Geschäftsausbau im Stil des Dresdner Neobarock, Nr. 23 mit Fassadenerker aus dem 17. Jahrhundert (nur angeschnitten).



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    Portale von Markt 21 und 23 (von links nach rechts) im Detail, wohl 1720/30.



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    Westseite des Marktes mit Blick in die Brunnenstraße (zum gerade entstehenden Neubau vgl. hier).



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    Markt 24 im Detail, ehemaliges Amtsgericht, angeblich ältestes Bürgerhaus des Barock in Zittau und der Oberlausitz, 1678 für Bürgermeister Johann Philipp Stoll als Wohnhaus errichtet.



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    Fortsetzung der Westseite mit dem Ausgang nach Norden Richtung Bautzner Straße, Johannisplatz und Innere Weberstraße. Links das Eckhaus zur Brunnenstraße (Nr. 2) / Markt 22, Kern 1534, Fassade wohl so gegen 1760.



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    Davor der Roland-, auch Marsbrunnen, 1585 errichtet und somit eines der wenigen Baudenkmäler aus der Renaissance, die in Zittau überlebt haben. Thematisiert wird eine antikisierende Marsfigur auf einer reich profilierten Renaissancesäule, deren Früchte, Ähren und Weberschiffchen die Quellen von Zittaus Reichtum symbolisieren.



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    Schräg gegenüber führt der Markt durch die im vor-vorherigen Bild gezeigte Verengung nach Norden hin zum Johannisplatz, der praktisch vollständig von der gleichnamigen Kirche eingenommen wird. Der im Kern noch aus der Stadtgründungszeit stammende, 1485–1531 errichtete gotische Vorgängerbau (Bild), eine vierschiffige Hallenkirche, wurde bei der Bombardierung 1757 fast vollständig zerstört, wobei insbesondere der Verlust der erst kurz vorher (1741) errichteten großen Orgel von Gottfried Silbermann zu beklagen war.


    1766–1804 entstand ein barocker Neubau, der jedoch von Anfang an große statische Probleme hatte. 1833 wurde wie beim Rathaus Karl Friedrich Schinkel hinzugezogen, der einen vom Klassizismus geprägten Umbau entwarf, für dessen 1837 fertig gestellte Ausführung jedoch sein Schüler Carl August Schramm verantwortlich zeichnete, wobei aus technischen Gründen nur der Nordturm entwurfsgemäß vollendet wurde. Wenn man sich das Bild des Zustands vor 1757 anguckt und mit dem jetzigen Bild der Türme vergleicht, so scheint ähnlich wie beim Rathaus zumindest in den Türmen noch eine Menge des gotischen Vorgängerbaus erhalten zu sein.



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    Ein Blick ins Innere offenbart, dass es sich, obwohl noch nicht vollständig restauriert, um einen der wenigen Kirchenbauten Karl Friedrich Schinkels handeln dürfte, der nahezu im bauzeitlichen Zustand auf uns gekommen ist. Die Nüchternheit der Ausstattung entspricht dem Zeitgeist und nicht etwaigen Verlusten, wie etwa diese Abbildung aus dem Jahr der Fertigstellung erkennen lässt. Eine vergleichbare Innenansicht nach Westen mit der Orgel von 1929/30 gibt es hier zu sehen.



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    Wieder raus aus der Kirche bietet sich linkerhand bzw. nach Südwesten dieser Rückblick zum Markt.



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    Rechterhand befindet sich, noch vor der dahinter beginnenden Inneren Weberstraße, das Eckhaus Bautzner Straße (Nr. 2) / Johannisplatz / Markt, besser bekannt als Dornspachhaus. Das 1553 für den Bürgermeister Nicolaus von Dornspach auf Kellern eines Vorgängerbaus des 13. Jahrhunderts errichte Gebäude ist das älteste erhaltene Bürgerhaus in Zittau. Dornspach förderte als Humanist unter anderem die Errichtung des heute noch bestehenden (erst seit 1993 so benannten) Christian-Weise-Gymnasiums in der Stadt, das mit seiner Eröffnung 1586 zu den frühesten Bildungseinrichtungen dieser Art in Deutschland gehört. Später diente das Haus als Sitz des Ratsuhrmachermeisters, Lesehalle, Bibliothek und Antiquariat und in jüngerer Zeit schließlich als Gaststätte.



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    Der Blick geradeaus geht in die Innere Weberstraße nach Westen bzw. deren Südseite.



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    Auf der Inneren Weberstraße, ungefähr auf Höhe des südlich abstechenden Feuergäßchens, die Ansicht zurück nach Osten bzw. entlang den Fassaden der Nordseite.



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    Vom gleichen Standpunkt weiter nach Westen mit den Fassaden der Nordseite, im Vordergrund Innere Weberstraße 20, das sogenannte Grätzsche Haus, erbaut 1710–17 im Auftrag des Handelsherrn Heinrich Grätz aus Lüneburg für seinen Sohn Heinrich Georg Grätz.



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    Portal im Detail, das Oberlichtgitter erst 1888 ergänzt, den lateinischen Spruch lese ich als „Hoc aedificium Domino auxilio conditum divina gloria redditur“, also frei übersetzt wohl soviel „Dieses Gebäude, durch Gottes Hilfe gegründet, (sei) Gottes Herrlichkeit gewidmet“.



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    Der Rest der Nordseite bis zur historischen Stadtgrenze.



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    Daraus ein Detail, das Portal von Innere Weberstraße 32.



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    Der Rest der Südseite bis zur historischen Stadtgrenze, links bzw. südlich sticht die Innere Oybiner Straße ab.



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    Kurzer Blick in die Innere Oybiner Straße.



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    Etwas aus der Stadt herausgetreten nun noch drei Blicke zurück. Die Nordseite in der Totale, ausgerechnet das eröffnende Eckhaus zur Poststraße ist in absolut katastrophalem Zustand, immerhin sieht das Dach noch eher dicht aus...



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    ...etwas auf den weiter östlich gelegenen Abschnitt der Nordseite herangezoomt...



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    ...und schließlich die Südseite, das rechte, für das Stadtbild so wichtige, da wie sein Gegenüber die Straße eröffnende Eckhaus Innere Weberstraße 37 wurde 2013 abgerissen, selbst ein geplanter Erhalt der Fassade schlug fehl, da diese zusammenbrach, bevor sie gesichert werden konnte.



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    Tritt man nach Westen aus der Stadt heraus, so stößt man erstmals auf die die Stadt umspannende Ringstraße, deren Bebauung abzuhandeln alleine ein Tageswerk wäre und daher nachfolgend nur ausschnittweise vorzustellen sein werden wird. Zu den bedeutenden Bauten am Ring gehört die Weberkirche, die im Kern noch aus der Zeit von 1488–1508 stammt, jedoch durch Umbauten im Barock und Historismus ihre heutige Gestalt erhielt. Zur Kirche gehört auch noch ein alter Friedhof.



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    Aber gehen wir an dieser Stelle zurück Richtung Stadt und zugleich entlang dem alten Zwinger in Form der Poststraße nach Norden, so stoßen wir auf die nördliche Parallelstraße der Inneren Weberstraße, die Lindenstraße. Diese ist noch verhältnismäßig geschlossen erhalten und auch der Sanierungsstand recht hoch – nachfolgend die Ansicht nach Osten aus der Poststraße.



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    Problemkinder gibt es natürlich auch hier, wie etwa Lindenstraße 11, ungefähr auf der Mitte des Straßenverlaufs bzw. links im nächsten Foto beweist, der Blick geht von hier zurück nach Westen bzw. zum Ring. Es handelt sich um das Durch- bzw. Rückhaus des bereits vorgestellten Grätzschen Hauses an der Inneren Weberstraße, weswegen das Gebäude wohl als relativ gesichert betrachtet werden kann. Links bzw. östlich angrenzend eine schon ältere Brache.



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    Detail des weitgehend bauzeitlich erhaltenen Hauptportals, einzig an den Schlußsteinen mit den Inschriften ist mal in jüngerer Zeit (wobei das bei hiesigen Verhältnissen auch im Historismus sein kann) mal was gemacht worden. Das Oberlichtgitter in typischen Rankenwerk dürfte im Gegensatz zum Vorderhaus ein Original sein. In „HG“ dürfen wir wohl wie beim Vorderhaus den Bauherren Heinrich Grätz lesen, ob und ggf. was die darüber stehende Symbolik sagen will, vermag ich nicht zu erschließen.



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    Im Osten trifft die Lindenstraße auf die senkrecht zu ihr, im Süden zum Markt, im Norden zum Ring führende Bautzner Straße. Dahinter setzt sie sich nach Osten, wie hier zu sehen, als Kirchstraße zum Klosterplatz mit der gleichnamigen Kirche der Franziskaner fort, deren schlanker Turm sich hinter den Häusern erhebt. Das Eckgebäude am linken Bildrand mit dem prächtigen Erker das Haus Bautzner Straße 6, die sogenannte Alte Post, erbaut 1745/46.



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    Folgen wir nun erstmal der Bautzner Straße nach Norden, die in diesem oberen Abschnitt noch am ehesten als Geschäfsstraße bezeichnet werden kann und von wenig Leerstand geprägt ist. Die Substanz ist überwiegend die typische Mischung des 18. und 19. Jahrhunderts. Zunächst ein Blick nach Südosten auf die Ostseite...



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    ...dann ein solcher nach Südwesten auf die Westseite.



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    Am nördlichen Ende mündet die Bautzner Straße in den historistisch geprägten Haberkornplatz, dahinter fängt die aus Sachsen gewohnte, repräsentative Bebauung des 19. Jahrhunderts an – hier stellvertretend frisch sanierte Häuser an der Bahnhofstraße.



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    Der Blick nach Nordosten zeigt uns das Bahnhofstraße 2, das ursprünglich als Fabrikgebäude gedachte, sogenannte Wäntighaus, das 1851 im englischen Tudorstil nach Plänen des aufmerksamen Lesern an dieser Stelle bereits bekannten Schinkel-Schülers Carl August Schramm fertig gestellt wurde.



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    Im Südosten des Haberkornplatzes steht keine Kirche, wie man anhand der baulichen Gestalt mit dem 56 Meter hohem Turm zunächst annehmen möchte, sondern das sogenannte Johanneum, das 1869–71 erbaute, nach König Johann von Sachsen benannte neue Schulhaus des Christian-Weise-Gymnasiums. Sein Vorgängerbau, das sogenannte Alte Gymnasium am Johannisplatz, das wie schon erwähnt von Bürgermeister Nicolaus von Dornspach im 16. Jahrhundert gestiftet worden war, fiel zumindest teilweise der Bombardierung im Siebenjährigen Krieg zum Opfer und war danach nur notdürftig wieder aufgebaut worden. Im Inneren neben der fast vollständig erhaltenen bauzeitlichen Ausstattung bedeutend vor allem das Wandgemälde „Paulus predigt in Athen“, 1872–77 von Anton Dietrich, das als wichtigstes Werk der Historienmalerei der Dresdner Schule des 19. Jahrhunderts gilt.



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    Danke für die treffliche Analyse, Xalinai. Diese „Broschüre“ und ihr Marketinggewäsch ersetzt gar eine abendfüllende Komödie – ich glaube, ich würde eher als Waffenhändler arbeiten wollen als jemand, der sowas verfassen muss.


    Unabhängig von der enormen Verbesserung, dass man das Areal auf Höhe Untermainkai 4 nun auch vertikal durchschreiten kann und der Wiederherstellung des Verlaufs der Alten Mainzer Gasse bin ich vor allem mal gespannt, wie belebt das Ganze sein wird. Das Westhafenquartier mag ich architektonisch und von der Lage ja wirklich, aber mangels Gastronomie ist es bis auf die westlichsten 10 % rund um das Druckwasserwerk nach Einbruch der Dunkelheit ähnlich ausgestorben wie das Bankenviertel. Ist hinsichtlich der Erdgeschossnutzungen schon etwas bekannt?

    Ich finde das gar nicht so schlecht respektive sogar originell bei einem Hochhaus. Bei historischen Bauten sieht man zugemauerte Fenster ja häufig, sie geben dem Ganzen eine Geschichtlichkeit, die hier ja auch vorhanden ist. In New York, der wohl ältesten Hochhausstadt der Welt, sieht man sowas relativ häufig.

    Zittau sieht aber nicht nur so aus wie auf den Bildern. Seit der Wende wurde enorm viel restauriert, die gezeigte Problematik betrifft vor allem den schon in der DDR-Zeit perforierten Südwesten sowie den südlichen Rand der Altstadt. Viele andere große Ensembles sind dagegen für die nächsten Jahrzehnte gerettet. Es ist meines Erachtens eher eine Schande der Kulturpolitik auf Bundesebene, dass es keine Fördertöpfe auf oberster Ebene gibt, um derart national bedeutsames Kulturgut wie in Zittau zu erhalten.


    Die nächsten Tage werde ich eine Galerie der auch vielen schönen Seiten von Zittau einstellen.

    Wenn Gebäude wieder Tauben-Abwehrmaßnahmen wie die Gründerzeitler in der Stadt benötigen kann das nur ein positives Zeichen für das Bauwesen sein. Aufgrund der klassischen Fassade lässt sich hier sogar mit dem fehlenden Dach leben. Ein hervorragendes Beispiel, wie man mit wenig Mehraufwand sehr viel für das Stadtbild erreichen kann.

    Tjo, hätte man nur mal Wikipedia lesen müssen. Der Junge Esslinger (Hinter dem Lämmchen 2) war nämlich entgegen der Attributierung zumindest im aufgehenden Bestand das *ältere* Haus, Kernbau wohl drittes Viertel 15. Jahrhundert, der Alte Esslinger (Hinter dem Lämmchen 4) das Jüngere. Vom Innenleben des Alten Esslingers existieren keine Fotos.

    Naja, also so wirklich eine Verbesserung, von der Farbigkeit einmal abgesehen, sehe ich in dieser Kubussammlung jetzt auch nicht so recht. Der überhängende Teil soll wohl vermeintlich Altstadtarchitektur zitieren, wirkt darin aber völlig unbeholfen. Auch Flachdächer sind an dieser Stelle inakzeptabel. Die gefühlt wahllos mit Grün zugekleisterte Visualisierung soll wohl die Gemüter in politisch ähnlich gefärbten Teilen der Stadtregierung hinsichtlich ihrer Entscheidungsfreudigkeit gnädig stimmen.


    Beim Vorderhaus lässt sich wahrscheinlich einfacher eine Verbesserung erzielen, aber anbetrachts des offensichtlichen Faibles des Büros für Asymmetrie habe ich da so meine Bedenken.

    Solche Bausünden findet man nicht mal in Budapest oder Prag nach Jahrzehnten Sozialismus. Gratulation. Am widerlichsten an der ganzen Sache ist, dass das nicht im Geringsten etwas mit Wohnraumbeschaffung, sondern einzig mit Boden- und Immobilienspekulation zu tun hat. :nono:

    Wenn ich mir die Renderings im Info-Thread angucke ist es viel wichtiger, dass die umliegenden Grünanlagen fertiggestellt werden. Die dadurch erzielte Freistellung gerade in der Ansicht von Süden her wird dieser als Solitär angelegten Architektur einen Großteil ihrer Wirkung geben, die jetzt meines Erachtens noch nicht wirklich zu erahnen ist. Das halte ich auch für wichtiger als das Thema der Antenne.