Da man nicht immer nur meckern kann, habe ich heute mal vorbeigeschaut. Die Eindrücke sind durchaus ambivalent.
Die landschaftliche Einbettung der Anlage bzw. die Wahl des Standorts kann durchaus als gelungen bzw. sehr schön bezeichnet werden – wobei das in der Gegend um Limburg an der Lahn, die sich durch ihre leicht hügelige Geographie und relativ unverbaute, noch klar voneinander abgegrenzte, gut erhaltene Dörfer auszeichnet, auch nicht allzu schwierig ist.
Auch die Größe der Anlage und Baustelle beeindruckt und stellt schon damit klar, dass der Bauherr es ernst meint, und es sich hier keinesfalls um einen Papiertiger handelt. Leider muss man jedoch konstatieren, dass, von verschiedenen Anzeichen ausgehend, wohl schon seit einiger Zeit nichts mehr passiert bzw. Stillstand herrscht – grob würde ich schätzen etwa zwei, vielleicht sogar schon drei Jahre.
Dennoch, ich wünsche dem Bauherren wirklich alles Gute, denn die Baustelle hat mich erkennen lassen, dass hier jemand grundsätzlich mit Herzblut bei der Sache ist. Vor allem aber wünsche ich ihm, dass er an einen Architekten gerät, der ihn wieder dorthin zurückführt, wo das Projekt einmal mit den Aquarellen begann – ohne jetzt zu wissen, ob es es Architekt oder Bauherr waren, die es dann dahingehend verwässert haben, wie es sich auf den gegenwärtigen letzten Visualisierungen leider darbietet.
Zu den Bildern. Nach meinem Empfinden sehr ungewöhnlich ist, dass, wenn man die A3 von Frankfurt am Main kommend bei Limburg-Süd verlässt, und der B417 folgend über den südwestlichen Limburger Ortsausgang Richtung Diez fährt, schon sehr bald offizielle (!) Straßenschilder auf das „Neue Schloss Diez“ hinweisen, obwohl von diesem ja gerade mal die Baugrube ausgehoben wurde. Die bereits geäußerte Vemutung, dass der Bauherr gute Beziehungen haben dürfte, liegt in der Tat nahe.
Das Schild wiederholt sich ein letztes Mal im sehr ländlichen Raum (im Kontext mit dem Misthaufen von nicht unfreiwilliger Komik) ungefähr einen Kilometer vor der Baustelle, was das nachfolgende Foto illustrieren möge.

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Blick von hier nach Nordosten gen Limburg an der Lahn – da wir uns hier etwas höher als die tatsächliche Baustelle befinden, dürfte ein ähnlicher Blick wenn überhaupt nur von den Obergeschossen des Schlosses möglich sein. Der bereits angesprochene Turm, der das simulieren soll, ist ja bekanntlich nur Sonntags offen.

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Folgt man nun dem Feldweg, steht man alsbald vor der „Baumallee“, die dereinst mal wie eine Paradestraße in gerader Linie auf das Schloss führen soll. Auffällig die aufwändigen Pflasterarbeiten, in die wohl nicht unerhebliche Teile der bereits aufgewendeten Mittel geflossen sind.

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Leider ist es, wie im Satellitenbild gut zu erkennen, nur zu einem guten Drittel fertig gestellt worden – und wie im nachfolgenden Detailbild anhand der Entwicklung der Vegetation zu sehen auch nicht erst seit gestern.

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Blick zurück nach Norden vom südlichen Ende der Allee.

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Die Kamera nach rechts bzw. Osten geschwenkt stellt man fest, dass eins schon weitgehend fertig ist, die Parkplätze. Nuja, wir sind in Deutschland.

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Die Kamera nach links bzw. Westen geschwenkt fällt vor allem der starke Abfall des Geländes ins Auge, der einen reizvollen, weiten Blick über die Landschaft und vor allem Diez selbst ermöglicht. Aus den Obergeschossen des Schlosses dürfte die Wirkung noch entsprechend verstärkt sein. Der belvedereartige, nach Nordwesten gerrichtete „Diezer Platz mit Blick auf die Stadt Diez“ ist ebenfalls schon in seinen Grundzügen fertig gestellt, vermutlich fehlt hier nur noch die Pflasterung.

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Will man der Allee nun weiter nach Süden zum eigentlichen Schloss folgen, steht man erstmal vor einem Bauzaun und einer vom UV-Licht schon deutlich mitgenommenen Visualisierung, die wohl mindestens bis in das Jahr 2008 zurückreichen dürfte.

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Wandelt man auf den Spuren der Bevölkerung eines nahe gelegenen Neubaugebietes, die auf dem Areal offenbar gerne den besten Freund des Menschen ausführt, gelangt man an das eigentliche Baufeld. Die gewaltige, bereits ausgehobene Baugrube für das Schloss fällt zunächst ins Auge – zur Orientierung, im Hintergrund die Allee mit dem Bauschild im rechten Bilddrittel, vor dem wir zuletzt standen. Der Blick geht in etwa auf Höhe des Aussichtsturms nach Nordwest...

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...und nach Südwest, links der Aussichtsturm, das nachfolgende Bild dominiert der zumindest in seinen Grundzügen zu erahnende künftige Garten. Auch hier ein schöner Ausblick, auch wenn das Wetter heute dies nicht gerade unterstreichen wollte.

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Ein genaues Bild der Anlage bzw. wie sie einmal werden soll, liefert ein Plan, der am Erdgeschoss des Turmes hängt – wie gesagt, die Obergeschosse sind wohl nur Sonntags geöffnet. Die unten zu sehenden Visualisierungen des Inneren lassen bedauerlicherweise eher an bewegte Bilder aus dem San Fernando Valley oder Hausbesuche in einem großen Flächenstaat östlich der Ukraine denken.

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Jenseits des Turms – der Blick nach Süden. Im Vordergrund ein Container und weitere Baumaterialien, die dort schon länger zu liegen scheinen, im Mittelgrund wohl die Dörfer Flacht (rechts) und Holzheim (links), im Hintergrund qualmt das Kalkwerk Hahnstätten, rechts lugt zwischen den Bäumern die Burg Ardeck hervor, die zwar fertig wurde, aber schon Mitte des 18. Jahrhundert wieder kaputtging.

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Unterhalb des Turmes weiß man nicht so recht, was passiert ist – wurden hier bereits fertig gestellte Teile des Gartens mit Aushub zugekippt, oder sieht das nur so aus?

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Im Bereich des Gartens liegt, der Alterung des Palettenholzes und der Durchdringung mit Vegetation nach zu schließen schon seit geraumer Zeit, Baumaterial herum, es sieht nach einer Art Bordsteinkanten oder Einfriedungen aus (ich bin mir sicher, die schöne deutsche Sprache hat dafür einen hochoffiziellen, viel professioneller klingenden Begriff).

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Die Natur holt sich die Baugrube am Rande bereits zurück – wie Eingangs gesagt geschätzt sicher schon ungestört seit zwei oder gar drei Jahren.

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Abschließend ein letzter Blick über den Gartenbereich nach Südosten.

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Das wars.