Viele scheinen zu vergessen, dass Grunerstraße, Gertraudenstraße, und Leipziger Straße eine der zentralen Verbindungsachsen Berlins darstellen. Insofern ist auch in Zukunft mit einem hohen Verkehrsaufkommen zu rechnen, der nicht beliebig reduziert werden kann. Was allerdings möglich ist, ist den Verkehrsraum entsprechend der Verkehrswende klimafreundlicher aufzuteilen: Statt 3 Autospuren pro Richtung soll es zukünftig eine Tramlinie, eine Busspur und eine Radspur neben der Autospur geben. Tram, Bus- und Radspur werden also im Sinne der Förderung emissionsarmer Fortbewegungsmöglichkeiten gestärkt. Dass das alles nicht bei einer gleichzeitigen deutlichen Reduzierung der Straßenbreite möglich wäre, sollte einleuchten.
Auch scheint vergessen zu werden, dass die Grunerstraße verschwenkt wird, um ein innerstädtisches Quartier mit Wohnungen zu schaffen. D.h. an der Stelle, wo durch eine Verschwenkung bebaubare Fläche in einem relevanten Umfang entsteht, wird dies auch gemacht. Übrigens auf Entscheidung von Regine Günther früher als ursprünglich geplant, die SPD wollte erst ein Jahr später loslegen.
Auch beim Neubau der beiden Brücken geht es um Tempo, damit die Verkehrswende an dieser zentralen Achse noch in diesem Jahrzehnt vollendet werden kann. Dass eine Verschwenkung am Spittelmarkt bei gleichzeitiger Zusammenführung von Gertraudenstraße und der alten Gertraudenbrücke ein zusätzliches mehrjähriges Planfestellungsverfahren erfordern würde und die Verkehrswende damit auch in diesem Jahrzehnt nicht vollzogen werden könnte, sollte auch nachvollziehbar sein. Zudem wäre der Zugewinn an bebaubaren Flächen bei einer Verschwenkung der Getraudenbrücke überschaubar.
Am Ende stellen politische Entscheidungen immer einen Kompromiss zwischen verschiedenen Erfordernissen dar. Ich denke im Abschnitt Grunerstraße bis Spittelmarkt ist ein guter Kompromiss gefunden worden, der in einem wichtigen Teilbereich den Straßenverlauf der Altstadt wieder entstehen lässt, günstigen Wohnraum schafft, ÖPNV und Radverkehr deutlich mehr Raum lässt und dabei noch Tempo bei der Umsetzung macht. Dass jede Form des Kompromisses auch Nachteile mit sich bringt sollte allen klar sein. Ich finde die getroffenen Entscheidungen stellen eine sinnvolle Abwägung aller zu berücksichtigenden Aspekte dar.