Beiträge von Bauaesthet

    Zu weiteren Rekonstruktionen im Bauwerk BS-HF möchte ich ein Argument ergänzen:


    In 10 langen Jahren haben professionelle Kunstsachverständige, Künstler, Steinmetze, Metall- und Stuckmodellierer und fachlich kompetente Handwerksbetriebe exakte Rekonstruktionen geschaffen. An dem Bauwerk sind viele wundervolle, ausdrucksvolle Gestalten, Skulpturen, Kartuschen, barocke Wand- und Deckenszenen aus Meisterhand wiedererstanden. Das Gesamtergebnis ist eindrucksvoll - handwerklich und künstlerisch.

    Es ist aber nicht einfach vom Himmel gefallen! Die daran beteiligten Kunsthandwerker und Künstler haben sich mit viel Lernbereitschaft, Mühe, Sensibilität, Fleiß und Begeisterung über Jahre in ihre anspruchsvolle Aufgabe eingearbeitet. Dieses Wissen und diese Kunstfertigkeit sind heute ein großer Schatz und eine Chance. Sollte man in 10 oder 20 Jahren je an weitere Rekonstruktionen am HF denken, werden diese Handwerker kaum noch verfügbar sein. Heute noch motivierte Spender und eine Persönlichkeit wie Wilhelm von Boddien würden fehlen.


    Dieser Edelstein in Berlin müsste, wenn dann gleich weiter geschliffen werden, solange das Potenzial noch da ist.

    Mir scheint, der Gesprächsfaden Bau"thread" ist fast gerissen. Das würde ich sehr bedauern. An dem äußeren Erscheinungsbild des HF-Gebäudes haben sich viele Teilnehmer bisher abgearbeitet. An dem Thema ist kaum noch ein Stein oder eine Skulptur unkommentiert.


    Es gibt aber doch ein Thema, das für mein Verständnis bei weitem nicht ausgeschöpft ist:

    Die Portale mit den rekonstruierten Durchgängen verbessern das gesamte Raumbild und die Körperlichkeit des Bauwerks deutlich. Somit müsste es aktuell mehr Interesse für die Frage weiterer Rekonstruktionen im Raumgefüge geben. Die Gigantentreppe, einzelne hervorgehobene Räume und Verbindungsteile verdienen es m.E., intensiver diskutiert zu werden. Das finde ich wichtig, unabhängig von der Wahrscheinlichkeit lustloser öffentlicher Genehmigungen, kategorischer Gegnerschaften und einer sehr gut möglichen Spendenfinanzierung. Es geht um die Sinnhaftigkeit, Wirkung, den möglichen Nutzen, die Ästhetik und die künstlerische Bedeutung weiterer Rekonstruktionen von Teilen des Gesamtwerks Schlüters. Die Charakteristik als Hybrid ist klar und ehrlich genug dargestellt. So würde keine Gefahr bestehen, bei einzelnen wichtigen Rekonstruktionen das ganze Objekt als Täuschungsmanöver konservativer Nostalgiker einzustufen. Mich würden Argumente berufener Fachleute dazu interessieren.


    Nachtrag:

    Die Paradekammern Andreas Schlüters, deren Zugang seine berühmte Gigantentreppe war, galten als die künstlerische Meisterschöpfung des bedeutenden deutschen Barockbildhauers und gehörten zu den großen Raumschöpfungen des Barock in Europa. Beeinflusst von dem italienischen Barock, der Baukunst Palladios und der Skulptur Michelangelos, schuf Schlüter diese einzigartige Raumfolge und setzte einen Glanzpunkt in Berlin.

    (Quellen: Schriftenreihe der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten 2002)

    Das gesprengte wie auch das rekonstruierte Berliner Schloß war und ist als Symbol und Bauwerk Gegenstand heftiger politischer und ideologischer Auseinandersetzung. Warum? Nach dem 1. Weltkrieg wurden das Deutsche Reich und Preußen als militaristisch und allein schuldig von den Siegermächten abgeurteilt. Die Monarchie wurde abgeschafft. Die Nazis haben dann Preußen, den Staat, das Militär und die Repräsentanten pauschal glorifiziert und als idealisierte Vorbilder verherrlicht. Nach Ende des 2. Weltkrieges machten die Alliierten dem Staat kategorisch ein Ende durch Verbot. Das kommunistische Regime unter Ulbricht trieb dann einseitig den Preußenhass auf die Spitze: gesamtes 250 Jahre Geschichtsbild auf Militarismus, Absolutismus, Kolonialismus, Imperialismus verengt. Nationaldenkmal eingeschmolzen, Standbilder entfernt, Schloßruine gesprengt, Bevölkerung ideologisch ausgerichtet und geschult. Nicht, dass all dieses falsch war, aber es war Ausdruck von Hass, Gegnerschaft, rechthaberischer Arroganz, Manipulation. Heute setzt sich das fort durch Aggression, Agitationen, Aneignung und durch Hasstiraden eines „Historikers“ Oswald. Allen, die dem vehement widersprechen, sei ein hervorragender Beitrag von Peter Stephan „Suum cuique – jedem das Seine!“ Preußen und die Menschenrechte empfohlen. Stephan lehrt an der Fachhochschule Potsdam Architekturtheorie und Kunstgeschichte. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. Architekturgeschichte vom Mittelalter bis 1900, Strategien der herrschaftlichen (Selbst-)Inszenierung, Geschichte der Stadtbaukunst mit den Schwerpunkten Rom und Berlin. Sein Beitrag ist veröffentlicht im Berliner Extrablatt Nr. 102. Er zeigt kenntnisreich, wissenschaftlich fundiert und überzeugend ein vielseitiges, fortschrittliches Bild des alten Preußens unter Friedrich I. und Leibnitz. Das Schloss und die Fassaden beschreibt er in ihrer Bedeutung und Ikonographie als Symbolik eines "Rechtsmantels" und frühes Bekenntnis zu bürgerlichen Grundrechten, zu Menschenwürde und als Symbol des Naturrechtes. Vielleicht hilft die Lektüre manchem Schlossgegner, falls er dafür offen genug ist, über seinen „schloßophobischen“ Schatten zu springen.

    ...und wie ist die absichtsvoll geschaffene künstlerische Kahlheit des südlchen Schlossplatzes begründet? Die einst dekorativen und erhaltenen Kunstwerke (Brunnen, Rosse) im Schlossumfeld sind an jedem Ort gleichermaßen zu pflegen. Am Schloss ist ein durch Ergänzung wieder herstellbares Gesamtensemble durch das Weglassen der Artefakte dauerhaft beschädigt, zugunsten der Steinwüste und des „entschmückten“ Portals IV. Kommentar der früheren Senatsbaudirektorin war: „Wir wollen kein Freiraummuseum“. Die heutige Senatsbaudirektorin verweist ohne Begründung „auf komplexe Fragestellungen, in deren Ergebnis die Entscheidungen“ gefallen sind!“ Was steckt dahinter, sicher kein Pflegeaufwand.

    In der Kunstgeschichte der Architektur gehört das Berliner Schloß schließlich zur Stilrichtung des Preußischen Barock. Diese Kunstform gilt generell als relativ streng, zumindest im Vergleich zum süddeutschen Barock. Die Strenge der Schlossfassaden gefällt mir, übrigens viel mehr als die alten Fassaden von Palladio in Vicenca. Die äußerlich kompakte Form des BS macht nach dem Fehlen des Apothekenflügels die Wirkung noch viel strenger. Dadurch fehlt leider auch ein wichtiges Element der Platzumrahmung des Lustgartens.


    Hinweis: Vom konketen Bezug auf diesen Bauthread abweichende Beiträge werden ggfs. in der Lounge verschoben.

    Was vielleicht etwas zu wenig wirken könnte ist etwas mehr barocker Schwung. Allerdings ist das von den älteren Herrn dieser alttestamentarischen Gruppe viel verlangt. Vielleicht wird die Wirkung der in üppigen Falten gewandeten Propheten weniger steif sein, wenn sie ihre endgültigen Positionen hoch oben in würdiger Distanz zum Betrachter eingenommen haben. Jetzt aus der Nähe betrachtet ist das so, als würde man einer aufgetakelten Diwa mit der Lupe ihre Falten unter dem Make-up suchen. Ich empfehle Vorschuss-Gnade.

    ^... altweiser Camondo: meine Kommentare zum Gesamtkunstwerk gebe ich dementsprechend im Zusammenhang ab.

    Die Museumsinsel war vor dem Krieg ein städtebaulich und künstlerisch zusammenhängendes Gesamt­kunstwerk. Bauten, Anlagen und Kunstwerke waren aufeinander bezogen und stilvoll abgestimmt. Dann wurden Ruinen gesprengt, Kunstwerke, Skulpturen zerschlagen, eingeschmolzen oder provisorisch anderswo verteilt. Das Ensemble war zerstört.


    Als das Projekt: „Berliner Schloß/Humboldt-Forum“ vom Bundestag beschlossen wurde, gab es kein städtebaulich abgestimmtes Projekt. „Gesamtensemble Museumsinsel“. In getrennter Zuständigkeit und gegenseitiger Ablehnung wurden realisiert: „Berliner Schloß/HF“ (Bund) und „Schloßplatz“ (Berlin). Dazu kamen eigenmächtige Bezirksfürsten.

    Ich meine, es war ein Fehler unseres Forums, die isolierte Behandlung des Gesamtkunstwerks Schloss und Umfeld durch die Trennung in Threads zu verstärken. Auch dadurch fehlt das Verständnis für das Ganze. Aufeinander eng bezogene Elemente des Gesamtensembles bleiben auseinandergerissen. Das betrifft zum Beispiel:

    • Den vor der Schloßfassade zu Portal II (u. jetzt auch zu d. Uffizien) gehörenden Schloßbrunnen, der vom Künstler Begas speziell dazu in Dimensionen, Barockstil, Funktion und Sichtachse Portal - Breite Straße gestaltet wurde.
    • Die zu Portal IV gehörenden Rossebändiger, die entsprechend dem Löwenbändiger und der Amazone zum Alten Museum den Zugang zum Schloß flankieren. Auch der Bezug Rossebändiger zu Castor u. Pollux bleibt verloren.

    Der Senat wird die Diasporaumgebung der Kunstwerke aufhübschen, statt diese mit dem Gebäude wiederzuvereinen. Kann es sein, dass Senat und manche Thread-Teilnehmer die Bedeutung und Ästhetik des Ensembles nicht sehen?

    Die Skulpturen auf der Kuppel und den Portalen wirken jetzt schon als kunstvolle Steinmetz­arbeiten. Sie werden erheblich zur historisch korrekten Dokumentation der rekonstruierten Schlossteile und damit zum Gesamtbild der Museumsinsel beitragen. Noch fehlen der weiter festgehaltene Schloß­brunnen und die Rossebändiger. Ich wünsche mir, dass die Berliner ihr eigenes Stadtbild nicht voll verklemmter Fixierungen oder ideologischer Vorbehalte zu Religion, König- und Kaiserzeit, DDR-Nostalgie, Retro- oder Modernismus-Fixierung mit blindmachender Brille ablehnen. Stattdessen hoffe ich, dass die Berliner die tolerante Größe haben, dieses wiedererstehende, prächtige Gesamtkunstwerk im Zentrum, so wie es ist und noch werden kann, als wieder sichtbares, harmonisches und ästhetisches Gesamtkunstwerk zu genießen.

    Es gibt eine für alle hinnehmbare, nämlich die schon bekannte Kopie-Lösung für den südlichen Schloßplatz, vorausgesetzt, auch der Berliner Senat könnte sich darauf einlassen:


    Am besten wäre es, eine Kopie des Naturbrunnens wird ausgeschrieben, hergestellt und vor Portal II aufgestellt. Diese Lösung hätte folgende Vorteile:

    1. Die Ausschreibung wäre einfach ohne blumige Vorgaben maß- bzw. fotografiegenau zu erstellen und für Herstellungsunternehmen zu kalkulieren.

    2. Bezirksbürgermeister Berlin Mitte und die örtlichen Bewohner hätten ihr "Recht" bzw. ihren Wunsch durchgesetzt und ihren Brunnen an Ort und Stelle beibehalten.

    3. Vor Portal II würde der Brunnen in dem früherem Anblick sowie optisch und ästhetisch eingepasst im ehemaligen Umfeld wieder wirken und ein Teil der "Schloßplatz-Nachbesserung" wäre damit entschieden.

    4. Der Förderverein Berliner Schloss wäre immerhin einverstanden und könnte dieser Lösung nach eigener Aussage ebenfalls zustimmen.

    5. Es müsste zwar eine Ausschreibung für eine die Schaffung einer Kopie stattfinden, aber eine frei künstlerische Ausschreibung mit Kommission, riskanten modernen Zumutungen und Auswahl bliebe uns allen erspart.

    Es würde Zeit und Kosten gespart, weil die Zeit für Vorentwürfe und 2. Runde eventuell entfielen.

    6. Eine Auseinandersetzung über Orginal versus Kopie ist ästhetisch nicht von Belang und eine Brunnenrekonstruktion könnte sich mit einer Fassdenrekonstruktion ohne Arroganz oder Minderwertigkeitsgefühl sicher vertragen.


    Wer bringt diese einfache Lösung dem Senat bei?

    Camondo

    Danke für deinen guten Beitrag und den interessanten Hobrecht-Plan. Den kannte ich nicht. Die im Artikel genannten damaligen Nachteile der unkontrollierten sozialkritischen Verdichtung könnten heute vermieden werden. Ich hatte extreme Beispiele gebracht, um davor zu warnen, scheinbar ganzheitliche, schnelle Lösungen bis zur Umsetzung allein in die Hand einer Kommission zu legen, die sich dann unkontrollierbar verselbstständigt. Aber das wäre wohl in unserem demokratisch-föderalistisch-bürokratischen System ohnehin kaum möglich.

    Camondo #1701

    Das manchmal zu klein-klein gedacht und zögerlich gehandelt wird, da gebe ich dir recht. Ich habe den Eindruck, das liegt an den widerstreitenden Machtverhältnissen in der Stadt (Bezirk, Senat, politische Grabenkämpfe, Zeitschichten, Architektenpositionen usw.). Da kommen wir um klein-klein wohl nicht „drum-rum“!

    Dein Vorschlag macht mich sehr skeptisch: Berlin ist in Jahrhunderten aus kleinen Einheiten zusammen gewachsen und enthält viele kleine liebens- und erhaltenswerte Filetstücke. Berlin ist keine Hauptstadt des 21. Jhds. vom Reißbrett, nicht des 20. Jahrhunderts von A. Speer, nicht Brasilia oder die geplante ägyptische Hauptstadt südlich von Kairo, die man in 10 Jahren aus dem Boden stampft. Ein Msterplan wäre sicher gut, aber gibt es den nicht schon?

    Ein großer, „guter“ Plan, in 10 Jahren umgesetzt, geleitet durch ein „installiertes“ (garantiert politisch-ideologisch durchsetztes) Gremium wirkt auf mich durchsetzungsgewillt, zentralistisch-autoritär. Wer bestimmt das Ganze und die Details? Waren das nicht die feudalen Städte der Barockzeit? Hatte Berlin solche Ansätze nicht schon einmal?

    Nach dem Krieg, nach Zerstörungen (Nationaldenkmal) und Wegschiebereien der übrig gebliebenen Kunstwerke (Rossebändiger, Neptunbrunnen) hat man die Bevölkerung auf das „sozialistische“ Stadtbild eingestimmt. Für die aus (zerstörten, hochrangigen Ensembles herausgerissenen Kunstwerke waren städtebaulich u. künstlerisch gleichrangige Standorte im Stadtbild wohl nicht zu finden. Also stellte man sie an zweitrangige Standorte. Heute hat die historisch, stilistisch u. räumlich abgestimmte Ensemble-Wirkung der Kunstwerke aus Gewohnheit für die örtliche Bevölkerung und Stadtregierung keine Bedeutung mehr. Ich vermute, dass solche Wirkungen nicht einmal mehr wahrnehmbar sind.

    In Berlin werden statt dessen offensichtlich von Vielen „coole“, provokative, kontrastreiche Aufreger und Hingucker bevorzugt. Zwischen das Alte: etwas Modernes, zwischen reichhaltig: minimalistisch, zwischen ausdruckstark: ausdrucklos, zwischen Historisches: zeitgemäß Konterkarierend. Dabei wird vergessen, wie schnell die ästhetische Verfallzeit solcher Strategien ist. Das ist schade für Berlin.

    Ich respektiere also, dass die Mehrheit der hier reagierenden und kommentierenden Mitglieder dieses Forums die Gewohnheiten der örtlichen Bevölkerung und ggfs. auch den Erhalt der „Sozialistischen Moderne“ höher bewerten als die künstlerische Ästhetik. Ich hatte im Sinne der Rückgewinnung dieses historisch, künstlerisch und stilistisch stimmigen Ensembles argumentiert. Das war keinesfalls ideologisch und nicht pauschal Retro-fixiert, sondern an diesem Ensemble sachlich begründet. Der krasse Vergleich Grotewohl-Kahlfeld drückt lediglich aus, dass der Berliner Senat eine umstrittene städtebauliche Entscheidung nicht öffentlich begründen und somit sichtbar legitimieren will, sondern dass er sich, ohne zu argumentieren, örtlichen Verhältnissen anpasst. Es wäre in diesem Falle klug und demokratisch gewesen, auch „keine Änderung“ zu begründen. Ich danke den Meinungsgegnern, dass sie reagiert haben. Ich gebe es auf, meinen Standpunkt in dieser Sache in diesem Forum weiter zu vertreten.

    Mein Grotewohl-Zitat und den Vergleich mit Frau Kahlfeld erkläre ich wie folgt:

    Grotewohl (G.) und Kahlfeld (K.) sind beide Politiker. Beide nahmen Stellung zu einem jeweils politisch, historisch und städtebaulich hoch umstrittenen Thema im Zentrum Berlins.

    G. waren die vielen Proteste gegen die Sprengung des Schlosses klar. Er setzte sich zynisch darüber hinweg.
    „wenn das Schloss weg ist, kräht kein Hahn mehr danach“ Er wurde durch die Geschichte widerlegt.

    K. sind die vielen Proteste gegen das Festhalten des Brunnens am Ort klar. Sie setzt sich zynisch darüber hinweg.

    „Der Neptunbrunnen bleibt ´selbstverständlich´ weiterhin am heutigen Standort“

    K. hält eine öffentliche Begründung ihrer (!?) Entscheidung für unnötig. Das widerspricht demokratischen Regeln.

    In einem in der Bevölkerung und unter Experten umstrittenen Thema ist die politische Meinung einer Partei nie „selbstverständlich“. Das zeigt z. B. auch die neu gegründete Allianz der Bürgervereine. Die Hähne krähen weiter.


    Weitere Antworten an Architektenkind und Gutmensch

    „In der Demokratie spielt nun mal der Volkswille eine entscheidende Rolle.“ Richtig. Da zählt aber mehr als die liebgewordene Gewohnheit der örtlichen Bevölkerung, zumal der Brunnen kein originäres „Bezirkseigentum“ ist. Warum führt man denn jetzt keine öffentliche Volksbefragung durch? Befragungen gab es. Man kann googlen.


    Ich habe in vielen (!) Beiträgen auch in diesem Forum ausführlich und differenziert begründet, warum eine Rückführung des Brunnens (nicht mir privat, sondern) für die Stadt Berlin, für den Schloßplatz und für das Ensemble historisch, städtebaulich, ästhetisch wichtig ist. Ich werde das nicht nochmal wiederholen.


    Ich habe nichts ständig suggeriert, nie von „alternativlos“ gesprochen und nie andere als Banausen bezeichnet.

    Gutmensch, Lese am besten deinen eigenen Beitrag, dann erkennst du, wie du selbst mit Unterstellungen umgehst.

    Grotewohl, SED, Ministerpräsident der DDR,1950: “So ist mein Gewissen beruhigt.

    Jetzt schreien alle, und wenn das Schloss weg ist, kräht kein Hahn mehr danach.”


    Wegen dem „Großen Demonstrationsplatz“ Ulbrichts wurde nicht nur das Preußenschloss auf den historischen Müllhaufen der Geschichte geworfen. weil es nach Meinung der Partei für das feudalistische Deutschland stand. Auch der Schloßbrunnen musste wegen des Aufmarschplatzes beiseite geschafft werden.


    Wenn Frau Kahlfeld heute meint, ihr Gewissen zu beruhigen, wenn sie verkündet, dass der Brunnen „selbstverständlich“ bleibt wo er steht (und ich ergänze: dass bald kein Hahn mehr danach kräht), dann könnt es ihr vielleicht irgendwann ebenso gehen wie Grotewohl?

    Du willst ..."Kongruenz". Oder Korrespondenz. Deine ästhetischen Vorlieben gehen Richtung "Retro-Familie" ...

    Kongruenz u. Korrespondenz kann sich auch auf die Moderne oder auf den „sozialistischen Stil“ beziehen. Das Stimmige eines Ensembles gilt für jedes Zeitalter und jeden Stil. Dass ich zur Retro-Familie gehöre, ist deine pauschale Unterstellung u. falsch. Unterstellst du auch, dass ich die Sozialistische Moderne pauschal auf den historischen Müllhaufen befördern will? Das ist falsch. Hat nicht Genosse Ulbricht das Schloss auf den historischen Müllhaufen gestellt? Wenn du die Rückkehr des N-Brunnens an den originalen Platz „künstlich“ und „spießig“ findest, dann findest du folgerichtig auch die Konzeption und den Gesamteindruck des Schloßplatz-Ensembles, Schloßfassade, Portal II, Begas-Brunnen und Marstall im Zusammenhang und den Brunnen selbst „künstlich“ und „spießig“. Erstklassige Kunst (Werk und Ensemble) kann doch nicht plötzlich wertlos werden, nur weil ein Originalteil wieder an seinen Platz zurückgestellt wird. Bei dem Allerweltbegriff „cool“ bin ich mehr als skeptisch. „Cool“ verstehe ich als kurzlebigen Modebegriff junger Leute mit sehr hohem Verfallsgrad.

    Auf der großen, ungerahmten Freifläche neben der Spandauer Straße sehe ich vor mir einen größeren raumgreifenden, stabilen, kinderfreundlichen Brunnen, zum Beispiel große kubus- und quaderartige Formen in einem ausladenden, runden Brunnen, wo irgendwo Wasser rausträufelt - das Ganze ergänzt um eine aufragende Fontäne zwischen Fernsehturm und moderner Stella-Fassade :). Ich respektiere deine Meinung, aber unterstelle mir nicht, ich hätte einen Vorbehalt gegen die Moderne. Es kommt auf das Wie, das Wo, die individelle Qualität und die Stimmigkeit eines Ensembles an. Ich grenze deine Position überhaupt nicht aus. Übrigens sehe ich weder in deiner noch in meiner Meinung Besserwisserei!


    Zitat gekürzt. Bitte maßvoll zitieren. Danke.

    Gutmensch und

    jan85


    ich finde eure beiden Beiträge interessant und kann ihnen durchaus weitgehend zustimmen mit ein paar Abstrichen:

    Ich fühle mich keinesfalls einseitig der"Retro-Familie" zugehörig. Sehr gute Ergebnisse (auch sehr schlechte!) sehe ich sowohl aus früheren, klassischen Stilepochen und aus der sozialistischen Zeit ebenso wie in der Moderne. Wirklich erstklassige, ausdruckstarke Kunst, Architektur und Stadtplanung ist immer zeitlos bleibend wertvoll und nie bemüht "zeitgemäß", auch wenn man die Zeitphase der Herstellung erkennt. Allerdings bevorzuge ich "Inseln der harmonischen Kommunikation", in denen Passendes sensibel aufeinander abgestimmt ist, sich bescheiden einordnet und ergänzt. Auch liebe ich humorvolle, intelligente Ironie in Kunstwerken. Weniger liebe ich provokative "Aufreger" und "Hingucker", sowie nebeneinander- bzw. gegenenander gestellte Stilbrüche. Oft sehe ich dabei das eine oder andere Kunstwerk als Verlierer - dies manchmal gewollt - oder einen Künstler oder Architekten als Selbstdarsteller, der es geradezu auf das kopfschüttelnde Unverständnis der layenhaften Betrachter anlegt. Ich werde also den modernen Brunnen mit offener Neugier erwarten.

    ^ Ausdruckslos trotz fehlenden Entwurfs. Darauf muss man erstmal kommen. Unsachlich und subjektiv. Keine Grundlage für eine seriöse Diskussion.

    Darauf zu kommen fällt mir nicht schwer:

    Subjektiv? Das ist natürlich meine persönliche Meinung. Einverstanden.

    Ausdruckslos? Ich kann mir nach den bisherigen Erfahrungen mit der Freiraumgestaltung nicht vorstellen, dass ein moderner, „zeitgemäßer“ Brunnen – wie auch immer – die schmuckvolle, figurative Feinheit der Barockfassade des Schlossbauwerks, die Dimension, die Säulen, die Ausstrahlung und die Würde des Portals II, das Gegenüber des klassizistischen Neuen Marstalls, die Raumdimension des Schloßplatzes selbst ebenso feingliedrig, kunstvoll und kommunizierend aufnehmen und ausstrahlen kann wie der ursprüngliche Barockbrunnen, das Meisterwerk von Begas. All diese Kriterien bilden den zwingenden „sachlichen“ Hintergrund für die Brunnengestaltung. Insofern ist meine subjektive Meinung über einen „voraussichtlichen“ modernen Brunnen nicht unsachlich, sondern an dem konkreten Sachgegenstand des Ortes orientiert. Es gibt natürlich sehr gute moderne Brunnen, aber an diesem Ort befürchte ich „voraussichtlich“ eine Vergröberung und einen Qualitätsverlust gegenüber dem Original.


    alexsb73

    ist es nicht etwas übertrieben und unfair, zu unterstellen, dass mich Lebendigkeit spielender und lachender Kinder stört und dass Menschen, die glücklich sind angesichts dieses wunderschönen Ortes mich stören? In dem Bild habe ich keine spielenden Kinder gesehen. Hoffen wir, dass Menschen im Schlüterhof auch aufgrund der Möbel noch glückvollere Ausstrahlung gewinnen, als die wenigen Menschen auf dem Bild.

    Sehr schöne Bilder. Danke.

    Ich kann mir allerdings nicht helfen und den Eindruck nicht vermeinden. Der Schlüterhof sieht bei aller Schönheit so aus als wäre er vollgestellt mit Gerümpel.

    .. und die bekannte schmucklose Leere vor der Südfassade hat nie "fertig" ausgesehen. Es fehlen Bäume, Grasflächen und - ganz selbstverständlich und natürlich - der Neptunbrunnen statt einer ausdruckslosen modernen BBZ-Brunnenplastik.


    Aus dem Stadtschloss-Bauthread hierher verschoben.