Beiträge von MMXX

    Die Vergoldungen sind wirklich kitschig- auf historischen Fotos sind diese auch nicht zu erkennen. War das bei der ursprünglichen Ausführung wirklich so?

    Und im direkten Vergleich erkennt man auch leichte Abweichungen der Kartusche vom Ursprungsmodell. Ich bezweifle außerdem, dass das Material in den nächsten 15-20 Jahren überhaupt den Hauch einer Patina bekommen wird und dadurch "heller werden" wird.

    Der Berliner Dom hat durch die Fassadensäuberung enorm an architektonischer Leichtigkeit dazu gewonnen- und wirkt nicht mehr ganz so schwer. Bin gespannt wie sich die Wirkung verändert, wenn man endlich die verrußten Kolossalsäulen am Triumphbogenportal befreit.


    Anderes Thema: Laut aktuellem Stand ist die Rückkehr aller Skulpturen der Schloss-Portale ausgesetzt worden, da die vier Figuren auf Portal V am Lustgarten ursprünglich die Gesichtszüge der Hohenzollern verpasst bekommen haben. Meines Erachtens ist die Maßnahme übertrieben- den Portalen fehlt architektonisch noch ein angemessener ausufernder Abschluss auf der Balustrade.
    So könnte man ja erstmal die anderen Portalskulpturen aufstellen- gegen deren Rückkehr spricht ja nichts- und falls man wirklich darauf bestehen möchte, die Gesichtszüge der Figuren an Portal V verändern- auch wenn mich das ein wenig an die Maßnahmen der DDR am Marmorobelisken am Alten Markt in Potsdam erinnert, wo ähnliches getan wurde.

    Momentan wirkt der Schlossbau sehr kühl und "klassifiziert"- ein wenig wie der Neue Marstall, dessen Fassadenfiguren in den 50er Jahren abgeräumt wurden. Die Skulpturen würden die aktuell monoton wirkende Nordfassade des Schlosses etwas aufbrechen und ihr mehr barocke Dynamik verleihen.

    Das ist ein handfeste Unsinn. Nenne mir bitte aus den letzten 500 Jahren auch nur ein einziges Jahrzehnt, in dem es keine Leibugen und keine Simse gab! Mit Verlaub: du weiß nicht, wovon du sprichst.

    Du hast dir die Frage selbst beantwortet. Nicht nur in den letzten 500 Jahren, sondern weit davor, bis in die Antike, gab es Gesimse und Leibungen (bzw. insgesamt die abendländische Architektur, die von Details und Ornamenten geprägt war). Das macht sie ja gerade nicht zeitlos -> Dass historistische Motive spätestens seit der Klassischen Moderne unpopulär sind, sollte dir bewusst sein. Ein Rückgriff auf diese Elemente ist vor dem Kontext der seit einem Jahrhundert andauernden und fortwährenden Moderne NICHT zeitlos. Man kann diese Elemente gerne zitieren oder reinterpretieren, aber die Bauten von Treese sind in ihrer Art nicht zeitlos, sondern deutlich von historischen Elementen geprägt. Das ungeschulte Auge eines "Normalbürgers" könnte die Bauten von Sebastian Treese nicht von einem Altbau trennen.

    Ich bin selbst Architekt und habe doch einen gewissen Input (du hattest mir vorgeworfen, nicht zu wissen, wovon ich spreche). Ich bin ein Bewunderer historischer Architektur- jedoch halte ich eine Rückbesinnung im Stile der neoklassizistischen Luxusbauten in Berlin für den falschen Weg.
    Wohlbemerkt, dass Treeses Neubau in der Emser Straße seine Qualitäten hat- gerade weil er- abgesehen der historischen Zitate- auch sehr eigenständigen Ansätze hat!

    [...] Viele dieser Kniffe könnten sich auch Architekten abschauen, die für die hier so oft zurecht kritisierten "billigen Kisten" fürs kleinere Geld bauen. Betrachtet man die Leibungen und Simse [...] dann merkt, dass die Architekten mit offenem Auge für zeitlose Details [...] bauen

    Diese Gesimse und Leibungen sind aber nicht zeitlos, sondern eindeutige Zitate vergangener Baustile. Ich weiß gerade nicht, von welchen billigen Kisten du sprichst, aber um keine billigen Kisten mehr zu produzieren, muss man nicht historistisch bauen. Es gibt genug moderne Gebäude, die zeigen, dass man keine Ornamente, Zierleisten oder Profilierungen benötigt.
    Was sollen diese denn auch bitte ausdrücken? Status und Wohlstand für den reichen Bewohner, der dort schon bald einziehen wird? Oder sollen diese einfach das Auge des gewöhnlichen altbautenliebenden Otto-Normalbürgers befriedigen?

    Die aktuellen Diffamierungen einiger Architekten gegenüber Frau Kahlfeldt sind unkollegial und nicht angebracht. Sie hat ihr Amt noch nicht einmal angetreten und schon glauben viele, dass sie ihres Amtes nicht würdig sei und Berlin mit Luxus-Prachtbauten übersäen würde.
    Ich habe unter Frau Kahlfeldt als Professorin studiert und kann euch beruhigen: Sie weiß sich sehr wohl kritisch mit der Umgebung auseinanderzusetzen. Die Chancen, dass Frau Kahlfeldt den Molkenmarkt als "Gründerzeitviertel" wiederauferstehen lässt, stehen bei null. Nur weil sie für einige Bauherren Luxus-Projekte in Dahlem verwirklicht hat, heißt das nicht, dass sie Städtebau nicht auch in größerem Maßstab und ökologisch denken kann.
    Es heißt jetzt erstmal abwarten, was Frau Kahlfeldt für den Molkenmarkt vorsieht. Erst dann darf gerne kritisiert werden.

    Eine wirklich sehr kühle und zurückgenommene Formensprache, ein Musterbeispiel für Architektur in Berlin um 1910.

    Die klaren und einfachen Ornamente und die ionische Kolossalordnung lassen ihn vermutlich noch imposanter wirken, wenn man tatsächlich davor steht.
    Ich bin gespannt über die künftige Nutzung des Komplexes, danke für die Bildeindrücke!

    [...] Nur Altbauten umstehen die Kreuzung Marienburger/Greifswalder, und trotzdem entsteht keine Berliner Grandezza. Leider sind die Fassaden in derart tristem Zustand bzw. geschmacklos saniert, da müsste doch noch einiges passieren um das Stadtbild zu verbessern....[...]

    Nun, so unsaniert sind diese Altbauten nicht, die auf dem angefügten Bild zu sehen sind.
    Dass keine "Berliner Grandezza" entsteht, liegt eher daran, dass in diesem Gebiet so gut wie jeder Altbau entstuckt wurde.
    Die entstuckten Altbauten haben ihre Proportionen verloren und man sieht ihnen kleinste Schäden und Schmutzspuren viel schneller an, als an bestuckt gebliebenen Gebäuden.

    [...] Aktuell gibt es bei allen Ex-Kolonialmächten die Diskussion der Rückgabe von meist gestohlenen Kunstgegenständen. [...]

    Das British Museum ist das weltgrößte Museum von Raubkunst, wobei der Großteil dieser Schätze nicht einmal ausgestellt wird.
    Es gab bereits Eklats, dass wohl zahlreiche Ausstellungsstücke mit Halbwahrheiten oder Lügen über eine angeblich legale Aneignung ausgestellt seien.

    Das British Museum stellt die Spitze der Raubkunst-Museen vor dem Louvre in Paris, dem Metropolitan in New York und nun auch dem Humboldt-Forum in Berlin dar.

    Während Macron sich bereits für eine Rückkehr der geraubten Schätze ausgesprochen hat, ist seitdem auch noch nicht viel passiert. Aber immerhin mehr als in Deutschland oder Großbritannien.
    In letzterem Land (immerhin dem einst größten Weltreichs aller Zeiten) ist die koloniale Vergangenheit nicht einmal Bestandteil des Schulunterrichts.

    Aber damit schweife ich zu sehr ab. Klar ist, dass viel mehr passieren muss und eine Vertuschung oder zögerliche Rückgabe von Raubkunst aus europäischen Museen kein angemessener Weg ist.

    Eine Rückkehr zur früheren Nutzung der Denkmalskirche halte ich für falsch und untragbar.
    Nachdem Camondo und ich einen, wie ich finde, sehr sachlichen und argumentativen Austausch begonnen haben, ist dieser Thread leider aus den Fugen geraten.
    Ich schließe mich ElleDeBe an, der eine differenzierte Diskussion gefordert hatte und von einer Pauschalisierung von "Dom-Freunden" und "Dom-Gegnern" abgeraten hat.


    Es gibt einige Architekten, die mir einfallen würden, eine Wiederbebauung der Brachfläche meistern zu können.
    Hierbei könnte beispielsweise der Innenraum modern (vgl. Neues Museum von Chipperfield) gestaltet werden. Oder die frühere Kubatur könnte aufgegriffen werden und lediglich mit Mauerwerk versehen werden. Die Möglichkeiten für einen Neubau sind breit gefächert und lassen in mir Vorfreude aufkommen. Eine moderne Nutzung der Kirche (Begegnungsstätte etc.) ist gut denkbar!

    Ein Neubau für das Grundstück ist eine große Chance, die man sich in Zukunft nicht entgehen lassen sollte!

    Es geht nicht darum, ob der Berliner Dom ein gelungenes Stück Architektur darstellt oder ob er als schön zu empfinden sei. Wenn es darum ginge, dürfte man sich mit einer Vielzahl an Gebäuden in Berlin nicht beschäftigen, weil diese einem nicht gefallen.
    Der heutige Dom steht nunmal seit 115 Jahren auf der Museumsinsel, gehört zur Geschichte der Stadt dazu und ist auch eines der beliebtesten Touristen-Ziele Berlins.
    Da sollte es schon legitim sein, sich mit womöglichen Anpassungen des Doms zu befassen, zumal die Domgemeinde höchstpersönlich- und nicht der Bund oder die Länder- die Kosten für einen neuen Anbau tragen würden.


    Ich weiß nicht, wie viele von meinen Vorrednern Berliner sind oder in Berlin wohnen, aber Tatsache ist, dass aktuell an der Nordseite des Berliner Doms eine große unbebaute Brache liegt. Diese Fläche nicht zu nutzen, wäre milde gesagt, eine vergebene Chance für die Museumsinsel.
    Ein weiterer Fakt ist, dass in Ahrensfelde eine Vielzahl an Fassadenteilen der gesprengten Denkmalskirche lagern. Die Verwendung oder Einbindung dieser Originalteile (sie liegen seit knapp einem halben Jahrhundert in Ahrensfelde) würde sich hier anbieten.

    Die Sprengung der Denkmalskirche war ein ideologischer Akt der Willkür. Sie widerspricht zutiefst dem heutigen Verständnis von Denkmalschutz in der Architektur.
    Historische Orte sollten nicht vergessen gemacht werden- sondern über sie aufgeklärt werden.

    Die Denkmalskirche wird nach Beendigung der aktuellen Fassadensanierung und Umstrukturierung der Hohenzollerngruft in den Fokus rücken.


    Die Dombaumeisterin des Berliner Doms ließ verlauten, dass das Fehlen der Denkmalskirche zweifellos dem Gesamt-Ensemble schadet.

    Zu Beginn dieses Jahres erschien folgendes Buch von Professor Tubbesing über den Wiederaufbau der Denkmalskirche: https://dom-publishers.com/pro…kirche-auf-der-spreeinsel


    Es gibt sehr interessante Einblicke in die Geschichte und mögliche Zukunft der Denkmalskirche.

    DerBe


    Mögliche Kritik oder geteilte Meinungen über aktuelle Baustellenbilder gehören zu einem lebhaften Diskurs in einem Forum dazu.

    Wenn du etwas zu diesem Strang beitragen möchtest, dann schreib doch, warum du glaubst, dass das Umfeld des Humboldt-Forums gelungen sei und warum die Mauern an der Ostseite nicht anfällig für Graffiti werden könnten.



    lexibexi


    Du darfst seinen Beitrag einfach ignorieren. "DerBe" fällt häufiger durch herabstufende unbegründete Beiträge auf, die einen Diskurs unterbinden sollen.

    Sehr passende Analyse!


    Und genau dort sollte man ansetzen und in Hinblick auf die Verkehrswende neue und bessere öffentliche Verkehrsverbindungen schaffen.
    Die Verlängerung der U5 nach West-Berlin wäre ein Segen für die Stadt.

    Da wette ich dagegen: Die Station wird der zentrale ÖPNV-Zugang zur Museumsinsel und zur Staatsoper und zum Deutschen Historischen Museum und zur Juristischen Fakultäte der HU, außerdem ein ergänzender Zugang zum Hauptgebäude der HU und zum Auswärtigen Amt. Die Station wird tagsüber brummen.

    Das mag für Ost-Berliner zutreffend sein. Aber der Westen ist von den neuen Stationen leider faktisch abgetrennt.
    Und einen Weg von den neuen U5-Stationen in den Osten Berlins werden auch die wenigsten Touristen oder West-Berliner in Anbetracht ziehen.

    [...] von einem gebürtigen Potsdamer, der das Hotel als identitätsstiftend empfindet, weil dort in der obersten Etage seine Jugendweihe stattfand.

    Dann dürfte man deutschlandweit so gut wie kein Gebäude mehr anrühren, weil irgendjemand beliebige Erinnerungen damit verbindet.

    Dass sich die Stadt Potsdam städtebaulich nicht weiterentwickeln darf, weil in einem Gebäude einst Jugendweihen stattfanden- das wirkt leider einfach grotesk.

    Ja, ich habe mit Bergmannkiez-Bewohnern darüber gesprochen:
    Zwei Freunde von mir leben in einer der Parallelstraßen und befürchten, dass der Verkehr durch die Stilllegung der Bergmannstraße in ihre sonst so ruhige Straße umgeleitet wird. Ob dies wirklich so geschehen wird, bleibt abzuwarten.

    Jedenfalls sollten die verantwortlichen Planer dann nicht verdutzt sein und jegliche Schuld von sich weisen..