Dorsten: Alter Bahnhof wird nach Modernisierung zum Bürgerbahnhof
Im Frühjahr dieses Jahres wurde der vom Verfall bedrohte, seit 1981 geschlossene und brach liegende Dorstener Bahnhof nach Modernisierung wieder eröffnet.
Das denkmalgeschützte Gebäude wurde mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Wir machen MITte“ kernsaniert und zu einem Bürgerbahnhof für die ca. 76.000 Einwohner*innen der Stadt Dorsten umgebaut.
Dank der Unterstützung von Bund und Land konnten Tradition und Transformation vereint - und aus dem Gemäuer ein modernes Gebäude mit hoher Aufenthaltsqualität und Mehrwert für die Gesellschaft geschaffen werden.
Mit dem Umbau des Bahnhofs hat die Stadt Dorsten mithilfe der Bahnflächen Entwicklungsgesellschaft (BEG) eine neue bauliche Visitenkarte geschaffen, die Bahnreisenden einen sehr positiven ersten Eindruck des Ortes vermittelt und Dorstens Bürgerinnen und Bürger zusammenbringt.
Das denkmalgeschützte, doch marode Empfangsgebäude hatte die Stadt Dorsten bzw. deren Tochter WinDor im Rahmen des ersten Empfangsgebäudepakets des Ministeriums für Heimat, Digitales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen erworben. Für die Öffentlichkeit war es bereits seit 1981 geschlossen, der leerstehende Bahnhof und sein Umfeld zeigten sich als Brache. Aus diesem Grund hatte die Stadt Dorsten es sich zur Aufgabe gestellt, das seit vielen Jahren ungenutzte Empfangsgebäude am Bahnhof in der Innenstadt im Rahmen des Programms „Wir machen MITte – Die integrierte Entwicklung der Innenstadt Dorsten“ einer neuen Nutzung zuzuführen und das Gebäude sowie das Umfeld umfassend aufzuwerten. Leitgedanke war es, den Bahnhof zu einem zentralen Ort in Dorsten nicht nur für Reisende, sondern für alle Bürgerinnen und Bürger zu machen; NRW-Urban.
Die historische Entwicklung des Dorstener Bahnhofs
Im März 1874 erreichte die erste Eisenbahn Dorsten. Nur sechs Jahre später war unsere Stadt bereits sternförmig in alle vier Himmelsrichtungen von der Eisenbahn erschlossen. Mit ihr kam auch die Industrie: Chemie, Maschinenbau und Bergbau siedelten sich entlang der Bahnlinien an. Drei bedeutende Eisenbahngesellschaften verbanden Dorsten mit der großen Welt, selbst Amsterdam konnte direkt erreicht werden.
Das Bahnhofsgebäude in der Dorstener Innenstadt wurde 1879 von der Rheinischen Eisenbahngesellschaft erbaut und befand sich als sogenannter Inselbahnhof genau zwischen den beiden Linien der damaligen Rheinischen Bahn, die am 1. Juli 1879 den Betrieb aufnahm, und der Niederländisch-Westfälischen-Eisenbahn, die ein Jahr später am 14. Juni 1880 eröffnet wurde.
Das Empfangsgebäude des Bahnhofs aus dem Jahr 1879 (Inbetriebnahme) steht mit dem Eintrag in die Denkmalliste seit 1986 unter Denkmalschutz. Als charakteristische Merkmale der damaligen Denkmalschutzstellung werden die Insellage des Gebäudes und die im Stil des Historismus gestaltete Fassade mit den durch hölzerne Streben gestützten Dachüberständen benannt.
Der Ziegelbau besteht aus einem zweieinhalb geschossigen Hauptgebäude und einem eineinhalb geschossigen Flügelbau. Das Gebäude wurde 1876 errichtet und 1906 um einen kleinen eingeschossigen Anbau an der Südseite ergänzt. Der Flügelbau ist komplett unterkellert, das Hauptgebäude ist teilunterkellert. Beide Baukörper besitzen ein Satteldach mit Walmflächen und Nebengiebeln an allen vier Seiten. Außenwände, Kellerwände, Innenwände und Fundamente bestehen aus einem Mauerziegel im Reichsformat 24,5 / 6 / 12. Die Kellerdecke ist als Gewölbekonstruktion mit kleinen Spannweiten ebenfalls aus Mauerziegeln ausgeführt. Die übrigen Geschossdecken und die Dachkonstruktion bestehen aus Holz. Die Dachabdichtung war eine bituminöse Kaltdachkonstruktion. Der Erdgeschossfußboden war mit Kunststeinplatten belegt, Fenster, Türen und die Treppe bestanden aus Holz. Die Innenwände waren mit einem Kalkzementputz verputzt. Eine Wärmedämmung oder eine Abdichtung gegen Feuchtigkeit war noch nicht vorhanden.
Der Umbau
Der Umbau des Gebäudes zum Bürgerbahnhof begann im Januar 2021. Er erfolgte in Verbindung mit der vollständigen Aufwertung des Bahnhofsumfeldes durch die Stadt Dorsten. Die Gleisanlagen und Bahnsteige wurden bereits in den Jahren zuvor von der Deutschen Bahn erneuert. Bestandteil der gesamten Entwicklung war außerdem die räumliche Öffnung der nebenan befindlichen Radstation hin zum Bahnhofsvorplatz. Der Bereich um Bahnhof und Busbahnhof stärkt damit die vielfältige Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs.
Ziel der Umbauarbeiten war neben der Sanierung der Bausubstanz die Wiederherstellung des historischen Gebäudecharakters und damit die Korrektur der wenig behutsam durchgeführten baulichen Änderungen der vergangenen Jahrzehnte. So wurden beispielsweise im Erdgeschoss überdimensionierte Wandöffnungen und Durchbrüche wieder geschlossen und die historischen Bögen, die dem Gebäuderaster folgten und für den ursprünglichen Hallencharakter prägend waren, wiederhergestellt.
Die Gastronomie nimmt nun den größten Teil des Erdgeschosses ein. Der Gastraum ist unterteilt in einen Außerhausverkauf und in einen Sitzbereich mit Bedienung. Über die Theke hinweg können die Gäste einen direkten Blick in die Küche werfen, in der ihre Speisen frisch zubereitet werden. Die Aufgabe der Gastronomie als Lernort wurde bei der Planung von Küche und Gasträumen umfassend berücksichtigt und kommt nun voll zum Tragen.
Das Treppenhaus ist ein zentral gelegener Aufgang in die Obergeschosse, der viel Licht zulässt und Transparenz ermöglicht. Alle drei Geschosse können mit einem Aufzug barrierefrei erreicht werden.
Alle Fotos Bürgerbahnhof Dorsten/Dorstener Arbeit GmbH
Quelle: https://www.buergerbahnhof-dor…bahnhof/historisches.html