Beiträge von Antilles

    Mal abgesehen davon, dass das denkmalgeschützte Mosaik von Fritz Eisel integraler Bestandteil des Rechenzentrums ist, geht es trotzdem nicht nur um die Architektur des Hauses, sondern auch um eine Lösungssuche in Hinblick auf die Nutzung als Wirkungsstätte von vielen Kulturschaffenden! Günstige freie Ateliers und Werkstätten gibt es nämlich nicht in en masse in Potsdam. Und dass da keine Besserung in Sicht ist, zeigen auch die geplanten Mietpreise des Investors im künftigen Kreativquartier an der Plantage. Und deshalb ist der aktuelle Kompromiss für alle Akteure unter Einbeziehung ihrer Interessen eine großartige Sache!

    Ich möchte die Entwicklung der Stadt hier möglichst sachlich diskutieren. Aber mich nerven die sich wiederholenden Parolen von Architektur- oder Geschichtsbegeisterten Menschen, die nicht aus Potsdam kommen und keine Ahnung von den Nöten der Kreativszene haben, aber trotzdem zu wissen meinen, was das Beste für die Stadt wäre. Und dazu ihre Ergüsse in einer grenzwertigen Art und Weise artikulieren. Wer am lautesten schreit, hat aber nicht unbedingt Recht.


    Klärungsbedarf gibt es im Übrigen derzeit vor allem bei der Stiftung Garnisonkirche: Stiftung Garnisonkirche in Erklärungsnot | PNN 10.02.2022

    Zu Frau Kahlfeldt kann man noch nicht so viel sagen. Da sie keine zwei Monate als Senatsbaudirektorin im Amt ist, halte ich auch nichts von vorschnellen Urteilen. Aber ich habe den Eindruck, dass sie eher umsichtig kommuniziert. Ich bin gespannt, welche Akzente sie setzen wird.

    Und falls jemand Zugriff auf Morgenpost Plus-Artikel hat, hier gibt es noch ein aktuelles Interview mit Frau Kahlfeldt: "Mir geht es nicht darum, alles zurückzudrehen" | Morgenpost 09.02.2022


    Edit: Das Interview wurde bereits von @Georges Henri zusammengefasst: Berliner Baupolitik

    Die Parallelen haben mich nur überrascht. Am BER habe ich die spartanische Innengestaltung noch auf die Kostenkalkulation für das T2 geschoben. Aber offensichtlich werden LCC-Terminals so geplant.

    Erst mal geben die staatlichen Beihilfen der Flughafengesellschaft mehr Planungs- und Handlungssicherheit. Das ist zunächst einmal positiv. Die Konsequenz die sich aus den Auflagen ergibt, wäre das Terminal 5 in Schönefeld langfristig weiter zu nutzen, wenn die Kapazitäten in den beiden Midfield Terminals T1/ T2 nicht mehr ausreichen. Und die liegen bei 25 Mio./ 6 Mio. Pax - unter normalen Umständen. Wenn aber in den nächsten Jahren jede noch so kleine Maßnahme zur Kapazitätserweiterung im Midfieldbereich verboten bleibt und folgendes Szenario droht:

    dass man im corona-bedingten Tal der Tränen (finanziell) aus den Augen verliert, dass T3/T4 bei einer Erholung der Fluggastzahlen jetzt schon planerisch angegangen werden müsste, damit es dann in 10 Jahren fertig wird.

    Dann könnten die Auflagen der wirtschaftlichen Stabilisierung des Flughafens nachhaltig im Weg stehen.

    Ich vertraue aber trotzdem weiterhin darauf, dass die Geschäftsführung die Auflagen der EU bereits einkalkuliert hat und die Hindernisse schon überwinden wird.

    Leider betreibst eben Du eine solche Ideologisierung

    Nicht nur er.


    Mit dem gemeinsam gefundenen Kompromiss haben die betroffenen Akteure doch eigentlich ein dickes Brett gebohrt. Und das alleine ist schon ein Erfolg im bis dahin festgefahrenen Prozess! Warum wird das nicht mal anerkannt? Stattdessen wird hier tw. so getan, als ob sich die Stiftung Garnisonkirche von den anderen Akteuren hat überwältigen lassen. Ein bisschen mehr Sachlichkeit würde der Debatte auch hier gut tun.

    Insgesamt habe ich den Eindruck, dass man im corona-bedingten Tal der Tränen (finanziell) aus den Augen verliert, dass T3/T4 bei einer Erholung der Fluggastzahlen jetzt schon planerisch angegangen werden müsste, damit es dann in 10 Jahren fertig wird.

    Das ist auch meine Befürchtung. Man kann nur hoffen, dass die neue und meines Erachtens sehr kompetente Geschäftsführung um Frau von Massenbach genügend Argumente findet, um Aufsichtsrat und Anteilseigner von der Notwendigkeit zusätzlicher Gepäckbänder und der Vorplanung von T3/T4 zu überzeugen.

    ^ Wir hatten die Erweiterungsflächen hier schon mal thematisiert und dank deiner Beschreibung habe ich diese bei meiner Sightseeing Tour vor einem Jahr gleich entdeckt.


    Dass diese Erweiterung nicht noch vor der Eröffnung angegangen wurde, kann ich verstehen. Man wollte ja den Eröffnungstermin nicht schon wieder durch neue Baumaßnahmen gefährden. Aber es wäre wirklich sinnvoll, das noch mittelfristig anzugehen. Wenn die Prognosen tatsächlich eintreffen, wird das spätestens 2025 mit den aktuell acht Gepäckbändern eng. Vor allem, wenn eins der Gepäckbänder ausfallen solle und keine Reservekapazitäten vorhanden sind. Dann hat man vermutlich schnell so ein Chaos wie zuletzt in den Herbstferien.

    Vergleichbare moderne Flughafenterminals mit ungefähr derselben Kapazität (25 Mio. Passagiere) haben 10-15 Gepäckbänder. Ich wüsste nicht, warum der BER weniger Gepäckbänder benötigen würde.

    ^ Berechtigte Einwände.

    Allerdings hat die FDP diesmal zwei wahrscheinlich notwendige Maßnahmen aufgegriffen. Der Rückbau der nachträglich eingebauten Check-In-Inseln sowie die zusätzlichen Gepäckbänder wurden bereits vor Jahren von der Flughafengesellschaft als erforderliche und konkret umsetzbare Maßnahmen identifiziert:

    Mehr Gepäckbänder beim BER - Tagesspiegel 07.02.2013

    BER-Passagiere sollen häufiger an Automaten einchecken - Süddeutsche Zeitung 27.10.2019

    Auf politischer Ebene kommt ein bisschen Bewegung in die Debatte um die Abfertigungsprobleme im Terminal 1: Per Antrag möchte sich die Berliner FDP-Fraktion dafür einsetzen, dass die zusätzlich eingebauten Check-in-Inseln im Terminal (vor der Sicherheitskontrolle) zurückgebaut werden. Mit der Maßnahme sollen die Abläufe optimiert werden. Als zweite Maßnahme wird der Einbau der beiden seit langem geplanten zusätzlichen Gepäckbänder gefordert.

    Berliner FDP für Rückbau von Check-In-Inseln im BER-Hauptterminal - Tagesspiegel 20.01.22

    Unabhängig davon, ob mit dem Antrag etwas erreicht wird, halte ich auch beide Forderungen für dringender als zB. den Bau eines Tunnels unter dem Vorfeld.

    In einem Tagesspiegel-Artikel werden drei größere Investitionsvorhaben der Flughafengesellschaft für das Jahr 2022 angekündigt.

    Laufbänder, Tunnel, Wartezeiten: Die größten Baustellen am BER im Jahr 2022 - und danach

    Der Inhalt befindet sich hinter einer Bezahlschranke, man kann aber gerade noch lesen, dass es sich um den Bau einem Tunnels unter dem Vorfeld, die Reparatur beschädigter Laufbänder und die Einführung eines digitalen Wegeleitsystems handelt. Vielleicht hat ja jmd. aus dem Forum Zugriff auf den Artikel und kann den Inhalt hier teilen.


    Auf der Vergabeplattform des Landes Berlin habe ich noch die Bekanntmachungen zu den genannten Vorhaben gefunden:

    Errichtung Logistiktunnel BER

    Instandhaltung Fahrsteige BER Pier Süd und Mietwagencenter

    Adaptives Passagierleitsystem APLS


    Mir ist nicht ganz klar, warum für den relativ kurzen Tunnel 30 Monate veranschlagt werden. Aber das kann jemand mit Erfahrung in diesem Bereich vielleicht besser einschätzen.


    Der Tunnelbau ist bestimmt eine sinnvolle Maßnahme. Ich hätte aber auch gedacht, dass verfügbare finanzielle Mittel eher dafür verwendet werden, das Terminal weiter zu ertüchtigen. Zum Beispiel für den Bau der geplanten zusätzlichen Gepäckbänder (mind. als Reserve) oder für die Bereitstellung weiterer USB-Ladekapazitäten für Reisende etc. Die Einrichtung eines digitalen Passagierleitsystems finde ich auf jeden Fall sehr gut.

    Die Wiederaufbau des Kirchenschiffs war keinesfalls ausgemacht. Richtig ist, dass die Stiftung Garnisonkirche und die Initiative Mitteschön den originalgetreuen Wiederaufbau angestrebt haben und auf den Teil-Abriss des Rechenzentrums bestanden. Aber deren Wünsche spiegeln nicht die Wünsche der Stadtgesellschaft wieder. Das hast das jahrelange Ringen in der Stadtpolitik deutlich gemacht.

    Nun wurde unter Einbeziehung aller(!) Akteure beschlossen, anstatt des Kirchenschiffs ein Haus der Demokratie als verbindendes Element zw. Kirchturm und Rechenzentrum zu bauen. In Anbetracht des langen Streits um das gesamte Areal halte ich das tatsächlich für einen gelungenen Kompromiss.