Beiträge von Popper

    Beim Band Ost frage ich mich, was da entwickelt werden soll. Das wird auf unabsehbare Zeit Vorhaltefläche für eine mögliche, wenn auch höchst unwahrscheinliche, A100-Verlängerung sein. Über eine temporäre Nutzung hinaus wird da nicht viel möglich sein.

    Die A100-Streckenführung ist dort auf der Darstellung eindeutig ausgeklammert, oder? Sprich, der obere Teil des östlichen Rudolfbandes ist breiter als der untere - eingeplanter Platz für die A100 bis zum Tunnel.

    Ich verstehe auch nicht, dass von den Gegenern einer Bebauung stets suggeriert wird, dass man im Prinzip das freie Feld bebauen würde.

    Es würde nur der Rand bebaut werden - also der Teil, auf dem sich ohnehin niemand aufhält; das Feld selbst - so große wie ein ganzer Stadtteil - würde in seinen enormen Ausmaßen weiterhin frei bleiben.

    Dieses Stadtquartier braucht kein Disneyland,

    Im Jahr 2023 kommt jemand noch ernsthaft mit dem "Disneyland"-Argument? Nach Erfolgen und Zuspruch zum Berliner Schlosses, Palais Barberini, Haus zur Goldenen Waage etc.? Ganz offensichtlich wollen die Menschen keinen Minimalismus, zumindest nicht im Stadtkern.


    Geh mal nach Polen und nenn mal die rekonstruierte Altstadt von Warschau mit deiner überheblichen Weise "Disneyland". Auf die Reaktionen wär ich gespannt. Was haben die die Fantasy-Gebäude des Disney-Parks mit der möglichst originalgetreuen Rekonstruktion bedeutsamer und bewahrenswerter architektonischer Werke zu tun?

    Bitte mehr Rationalität und weniger Polemik. Zumindest nicht in dieser unerträglich abgedroschenen Form.

    Ich glaube jedoch die (politisch-aktivistische) Motivation hinter solchen Konzepten ist es eher, die garstige preußisch-monarchische Fassade zu verdecken. Was natürlich aus ästhetischen Gründen völlig absurd ist, denn tatsächlich ist es die ornamentfreie, gleichförmige Ostfassade, die nach ein bisschen optischer Abwechslung verlangt.


    Aber wenn man nicht alle möglichen Maßnahmen ergreift, hat das Land ehe man sich's versieht doch plötzlich wieder einen Kaiser - herbeigezaubert durch rekontruierte Barockfassaden. Kennt man ja, diese Kausalität (ich kann mir das nur mit Esoterik und Magischem Denken erklären, diese Weltsicht). Erstaunlich auch, dass die gleichen Aktivisten überhaupt kein Problem mit Bauten aus der NS-Zeit wie dem Finanzministerium oder dem Flughafen Tempelhof (mitsamt Adler in ziemlichen NS-Style) haben...



    Über das Eingangsportal fehlt noch die Große Wappenkartusche, die laut berliner-schloss.de die ja ursprünglich schon im Sommer angebracht werden sollte:

    https://berliner-schloss.de/bl…information-februar-2022/


    Die sollte anscheinend schon vor dem Sanchi-Tor fertig werden...?: https://www.berliner-zeitung.d…chlosskartusche-li.240800

    "Da wird alles stylish und modern hergerichtet und dann kramt man Oma's Bänke hervor."


    Wo ist dort – bis auf die monolithischen Anzeigetafeln – "alles stylish und modern"? (Aber auch ein bisschen witzig, dass man sich über vollkommen okaye Parkbänke derart echauffieren kann... und das in der Stadt der allgegenwärtigen, knall-orangen Mülleimer, um nur eine ästhetische Verfehlung zu nennen).

    "Bekommt die Moderne eine Chance?"


    Über dieses Wording könnte man sich schon wieder aufregen. Die Moderne bekommt jeden einzelnen Tag eine Chance - und das seit hundert Jahren.


    Es handelt sich um ein vereinzeltes Rekonstruktionsprojekt - nicht um ein Dekret, dass ab jetzt sämtliche Neubauprojekte in der Stadt oder im ganzen Land (wieder) im klassizistischen Stil umzusetzen sind. Dieses diffuse, fast schon esoterische Unbehagen gegenüber Rekonstruktionen werde ich nie verstehen.

    Dieses 17-köpfige Gremium setzt sich sowohl aus Reko-Befürworter(innen) als auch aus Befürworter(innen) progressiver Lösungsansätze zusammen. Wer es ist, kann hier nachgelesen werden.


    Ernstgemeinte Frage: Was haben denn in diesem Zusammenhang "progressive Lösungsansätze" zu bedeuten, bzw. warum wird hier ein Gegensatz zwischen Rekonstruktion und Progressivität suggeriert?


    Die Bewahrung (bzw. Wiederauflebung) bedeutender architektonischer Werke finde ich äußerst progressiv. Das Barney-Stinson-Mantra "Neu ist *immer* besser" ist da eher ein alter Hut.

    ...wo ist denn da auch nur ansatzweise eine "Ritterburg" zu erkennen...? 🙄

    Alles was nicht Bauhaus-Bunker-mäßig ist, was auch nur mini-minimalste, rudimentärste Ornamente zulässt, ist mittelalterlich, anachronistisch und reaktionär, oder wie...? Meine Güte, gerade wenn man sich mit einer Kunstgattung wie der Architektur auseinandersetzt, sollte man vielleicht mal die ideologische Brille abglegen. 🙄🙄

    ..."Ritterburg".... genauso kontrafaktisch und realitätsverzerrend wie "Disneyland"... so ein Quark. Und irgendwie typisch deutsch.

    Das verstehe ich nicht.

    "Bauhaus" ist einfach ein Synonym für Ornament- und Schmucklosigkeit - und das scheint ja ziemlich treffend zu sein, wenn ich mal "Bauhaus Architektur" oder auch "Bauhaus Tel Aviv" bei Google Bilder eingebe. Dann stoße ich da ganz oben auf solches:


    https://radius30.de/wp-content…/05/Bauhaus_640x426px.jpg


    https://www.lescouleurs.ch/fil…el-aviv-barak-brinker.jpg



    Und dass das viele Menschen "unschön", abweisend, langweilig, monoton, schmuddelig (diese schmutzigen Stellen, die sich nun mal ohne Gesims bilden -.- ), trostlos, usw. finden, ist doch nun auch mal irgendwo nachvollziehbar. Und das man "Bauhaus" als synonym dafür nimmt ist finde ich auch legitim. Man weiß halt sofort was gemeint ist: ornamentlose Architektur, und letzten Endes Architektur für den Architekten, nicht für die Menschen.


    Bauhaus ist wie ein Non-Narrative-Film ohne Spannungsbogen - interessant für ein paar wenige Arthouse-Fans (bzw. beim BH für ein paar Freunde experimenteller Architektur), aber unerträglich öde für den normalen, furchtbar spießigen Bürger.

    zu #441:


    Die Verwendung von "Schuppen" und "Garage" sollte nicht auf einen etwaigen Kontext von "Schäbigkeit" abzielen, sondern mehr auf "Privatheit", weil es sich auf dem eigenen Grundstück, oft *hinter* dem Haus befindet.

    Auf die Eigen- und Feinheiten von Sichtbeton zu achten ist garnicht mal uninteressant und im künstlerischen Kontext ja absolut gerechtferigt, und Sichtbeton-Architektur hat auch an und für sich seine Daseinsberechtigung - genau wie Splatter-Gore-Filme, Death Metal, Ballermann-Schlager, Ärzte-Kitsch-Romane, Kunst von Jonathan Meese usw usf. irgendwie irgendwo ihre Daseinsbrechtigungen haben (auch bei dieser Aufzählung geht es nicht ums "Ordinär-sein", sondern einfach nur um Nischen-Interessen - mir ist auf die schnelle kein Artsy-Fartsy-Regisseur eingefallen.).


    Aber muss man andere Leute dazu zwingen, sich damit zu befassen? Das ist halt in der Architektur der Fall. Es wird gebaut und bleibt dann da stehen, und schlimmstenfalls müssen sich die Leute von gegenüber das jeden Tag reinziehen. Bei bestimmten Anlässen, wie bspw. Staatsempfängen, wir dauch kein Death Metal gespielt. Sondern etwas, worauf sich alle halbwegs einigen können. Kitas, Altenheime, ach generell Wohnungen würden, so es denn finanziell möglich wäre, auch nicht im Stil von HR Giger gebaut werden. Aus bestimmten Gründen. Der Stil von Giger ist an sich toll, aber die Menschen wollen in etwas "Schönem" leben und auch sonst städtebaulich davon umgeben sein.


    Ich bin übrigens überhaupt kein Gegner von moderner Architektur, wie du es unter Umständen mit deiner Omma-Kasupke-Ansprache zu framen versuchst. Aber sie muss halt spannend sein. Also *wirklich* spannend. Wie bspw. der Riegel in der Karl-Liebknecht-Straße, gegenüber dem Fernsehturm, parallel zu den Rathaus-Passagen. An dessen Fassade passiert was. Das ist nicht monoton. Oder der Cube am Hbf. Oder die HafenCity in Hamburg. Das Unilever-Haus - DAS ist gekonnte moderne Architektur, weil spannend, detailverliebt, nicht-monoton (somit nicht trostlos, somit nicht menschenfeindlich), nicht bunker-artig und letzten Endes einfallslos wie das Suhrkamp-Ding hier (jaja ich weiß die Architekten haben sich dabei was gedacht pipapo so wie sich viele andere Künstler gaaanzganz toll sich bei ihren "Kunstwerken" was gedacht haben gähn). Es ist eine graue Wand, die letztlich einfach nach Begrünung schreit. Bei aller Liebe zu den Eigenheiten von Sichtbeton.

    < ich bin zwar auch ein grosser Freund von Fassaden- und Dachbegrünung, hier aber finde ich diese fantastische Sichtbetonwand viel spannender und auch gestalterisch wichtig im Zusammenspiel mit den bläulichen Fensterflächen. Die Wand ist auch handwerklich hervorragend gelungen, sodass man sie keineswegs verstecken muss.

    Uff. Eine flache Sichtbetonwand als "spannend" zu bezeichnen ist schon skurril. Eine Einsicht in eine winzig kleine, prätentiöse Architekten-Bubble. In anderen Bereichen der Kunst muss man sich Artsy-Fartsy-Filme oder peinliche Installationen nicht geben, im Bereich der Architektur muss der Rest der Bevölkerung aber gezwungernermaßen mit diesen "Meisterwerken" leben.


    Ich versteh das nicht. Sichtbeton-Fans können doch ihren Schuppen oder ihre Garage in ihrem eigenen Garten in diesem Stil bauen. Was müssen andere Leute damit behelligt werden. Und dann noch mitten in der Stadt. Sowas egoistisches.

    Natürlich gibt es die hybride Mischung aus Rekonstruktion und zeitgenössischen Elementen zu Genüge auch in anderen Städten. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal des Stadtschlosses, diese Mischung ist also weder genial noch einzigartig.

    Okay, ist mir so noch nicht untergekommen, ich war vielleicht auch bisher in zu wenig Städten.


    Dass sich in einem preußischen Schloß Teile eines sozialistischen Prestigeobjektes befinden, finde ich trotzdem ziemlich einzigartig, faszinierend und letztlich auch wunderbar versöhnend.


    Bin übrigens kein Architekturexperte, sondern nur ein begeisterter Spaziergänger und finde daher attraktive Stadträume ganz dufte. Wenn die dann noch einen interessanten Kontext haben ist das noch toller. Von daher meine "Übertreibungen".

    Das HF ist, Stand heute, der größte Unfall der bundesdeutschen Kulturpolitik seit 1990.


    Es ist ein architektonisch kastrierter Hybrid. Nicht Reko, nicht Modern, nicht Besonders.

    Gerade dieses Hybride ist doch Einzigartige und Geniale daran. Man hat die kunsthistorisch wertvollen barocken/klassizistischen Fassaden, im Osten eine moderne Fassade die verblüffend harmonisch mit den Plattenbauten der Fischerinsel korrespondiert und zum Dom hin kontrastiert, und innen leuchten die Lampen aus dem PdR. Was für ein faszinierender Mischling, der dementsprechend die deutsche Geschichte widerspiegelt. Das ist Berlin. Und das hat keine andere Stadt. Unglaublich gut. 👍


    Eine vollständige Reko wäre natürlich auch schön gewesen, aber nu isses nun mal so und es ist gut so.

    TwistedRoad


    Eieieiei. Nachdem ich jahrelang immer nur zugesehen habe, was hier im Forum passiert, zwang mich letztlich der Beitrag von TwistedRoad dazu mich nun endlich zu registrieren.



    Der AfD-Vorwurf ist das eine, aber daraufhin dieses unerträgliche Trüby-Interview anschließend als Argument zu verlinken setzt dem Ganzen die Krone auf.


    Hast du dir das in Gänze durchgelesen? Und DAS soll nicht ideologisch sein?


    Ich hab mich dort bereits im Kommentarbereich ausgelassen, aber muss das Interview hier nochmal auseinandernehmen:


    1. ""Schönheit oder Hässlichkeit sind Begriffe, die wissenschaftlich nicht haltbar sind."
    - Kunst (Architektur) hat nichts mit Wissenschaft zu tun. Auch "Transzendenz" ist wohl wissenschaftlich nicht haltbar. Soll die Religion deshalb davon abstand nehmen? (War die Verwissenschaftlichung der Kunst Bestandteil des Marxismus-Leninismus? Ernstgemeinte Frage...)


    2. "Sobald etwas hundert Jahre alt ist, finden wir es schön."
    - Falsch. Da stellt er einfach ganz frech irgendweche Behauptungen in den Raum.
    Ich glaube das
    https://de.wikipedia.org/wiki/…te-_arq._Le_Corbusier.jpg


    wird man auch in 100 Jahren nicht "schön" finden. Und disqualifizierte er nicht vorher das Wort "schön"? Naja, egal.


    3. "da sie sehr deutlich den enthemmten Hass hinter der vermeintlich bürgerlichen Fassade vieler sogenannter Altstadtfreunde abbilden"
    - ich wiederhole meinen Kommentar: das war ganz normale Kritik, vielleicht ein bisschen polemsich formuliert; wegen Trübys eigener Dünnhäutigkeit wird daraus gleich "Hass". Meine Güte


    4. "Städte mit Brüchen. Mit ablesbarer Geschichte."
    - Es wird trotz einzelner Rekonstruktionen noch ganz ganz ganz viele Brüche geben. Muss er nur mal die Augen aufmachen.


    5. "Allein die Ideologie, die dahintersteckt, lohnt eine Auseinandersetzung."
    - In einer schönen Umgebung leben zu wollen ist NICHT ideologisch, genau so wenig wie gesund bleiben zu wollen. Wenn ich auf meinem Balkon bunte Blumen pflanze, so hat das ebenfalls nichts mit Ideologie zu tun. Das kramphafte "Rekonstruktion ist pöse" ist das schon viel ideologischer, klingt nach "Religion ist Opium fürs Volk" oder "Demokratie ist haram" bei Salafisten. Wie kann man das nur nicht erkennen? Das springt doch ins Auge!


    6. "Aber sie ist kein Stadtviertel geworden, das die Auseinandersetzung mit guter Architektur lohnen würde."
    - Stadtviertel sollen *Aufenthaltsqualität" schaffen, und nicht zur Spielwiese für narzisstische Architekten mit ihren zeitgeistigen Entwürfen sein. Die Stadt ist nicht (nur) für Architekten da, sondern vor allem für die Bürger.


    6. "Auch eine Karriere wie die von Cem Özdemir wäre in Dresden vollkommen unmöglich gewesen."
    - Der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby kommt aus Halle in Sachsen-Anhalt. Im Gegensatz zu Stuttgart eine "schöne" Stadt.


    Dieses Interview lässt einen wirklich an die Decke gegen. Unausstehlich Kontrafaktisch.


    Bei Rekonstruktionen wird nichts politisch missbraucht. Oder sind Günther Jauch und Hasso Plattner Rechtsextremisten?



    Zum Suhrkamp-Verlagsgebäude: einfallslos. Eine Frage kommt da immer wieder hoch: warum Sichtbeton? Warum? Wenn man aus der Linienstraße kommt, läuft man auf diese ganz tolle kalte, graue, abweisende, langweilige Wand zu. Toll. Ganz, ganz toll. Sichtebeton zu gießen ist ja sowas von kunstfertig. Hach. Da muss man gleich die Kamera rausholen und das fotografieren. Ums mit den Grautönen anderer Sichtbetonfassaden zu vergleichen. Wahrhaft meisterlich.