Ich muss sagen ich bin aufgrund der kategorischen Ablehnung ohne jeglicher ehrlicher Diskussion auch schockiert bis regelrecht aufgebracht. [...]
So progressiv und kreativ diese Stadt ist, diese rückständige ideologisierte Klientelpolitik schadet Berlin massiv.
Meinem Eindruck nach verschmelzen in der Senatsbau- und -verkehrspolitik zwei Strömungen:
Zum einen Antiurbanismus, der gerade in Deutschland traditionell stark ist und von seinem Ursprung in der Romantik über den Nationalen Sozialismus bis zur grünen Bewegung reicht. In der Verkehrspolitik zeigt sich das vor allem daran, dass selbst in zentralen Innenstadtlagen Bimmelbahnen statt U-Bahnen geplant werden. Bei Lüscher habe ich immer den Eindruck, sie stammt aus einer Kleinstadt. Bis ich dann einmal nachgeschaut habe: Sie wurde vor allem im gemütlichen Zürich geprägt und war dort im Amt für Städtebau.
Warum hat Berlin keine Senatsbaudirektorin, die Erfahrungen aus Singapur oder San Francisco mitbringt?
Die zweite Strömung, die insbesondere Lompscher verkörpert, ist DDR-Nostalgie. Hier stören Hochhäuser, wenn sie geeignet sind, bereits bestehende Errungenschaften des Sozialismus wie das Interhotel-Hochhaus am Alex oder die Wohnhochhäuser auf der Fischerinsel in den Schatten zu stellen. Lompscher hat ja persönlich in beiden Fällen sogar den Bau von Wohnungen verhindert. Es wird eifersüchtig darauf geachtet, dass die geplanten neuen Hochhäuser den Bestand nicht deutlich überragen oder die Interessen alter SED-Kader stören.
Insgesamt handelt der Senat nach meinem Empfinden nach dem Motto, unser Dorf soll sauber bleiben. So wird die Traufhöhe verbissen verteidigt, als wenn es sich um einen Grundsatz aus der Bibel handelte. Zwar ist man nicht komplett gegen Hochhäuser, dass wäre dann doch etwas zu offensichtliche Verhinderung, sie dürfen aber um Gottes willen nicht wirklich hoch sein. Wo kommen wir da hin? Wenn ein Planer mal was größeres vorsieht, ist das in Nullkommanichts hinweggenörgelt.