Beiträge von Llewelyn

    Die vorgeschlagenen Dimensionen erschlagen völlig das Stadtbild um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die schon jetzt verzwergt durch die bereits vorhandenen Hochhäuser ...


    Das sehen andere eben anders. Für mich wird die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche durch die neuen Hochhäuser als Mittelpunkt eines aufgewerteten Stadtplatzes betont. Neben der bereits von "Der Schüler" erwähnten St. Patricks Cathedral in New York kam mir auch die Trinity Church im Süden Manhattans in den Sinn, die durch die sie gleichsam beschützend umstellenden Hochhäuser eine besondere Würde erhält. Und hier handelt es sich wirklich um Hochhäuser und nicht um etwas über die Traufhöhe hinauslugende Hochhausansätze, wie sie in Berlin für Aufregung sorgen.

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    Sicher würden andere Leute nörgeln, wenn Lüscher und Lompscher wie wild Hochhäuser bauen lassen würden, Provinzialität würde man ihnen dann aber nicht vorwerfen. Es gibt hier kein strenges Richtig und Falsch -- wenn man in den Kommentarspalten der Berliner Tagespresse mitliest, merkt man sogar, dass sich nicht wenige Berliner Provinzialität für ihre Stadt regelrecht wünschen. Unser Dorf soll eben sauber bleiben ...


    Allerdings gibt es auch Aspekte, wo man Widersprüche konstatieren kann. Wenn Lompscher aktiv den Bau von Wohnungen verhindert (ohne dass durch den Bau eine Katastrophe ausgehen würde), kann sie nicht mehr glaubhaft behaupten, in Berlin herrsche Wohnungsmangel oder ihr sei der Bau von Wohnungen ein wichtiges Anliegen.

    In Berlin soll weder Zürich noch Singapur oder San Franzisko kopiert werden


    Das hat auch niemand gesagt.


    und auch die Qualifikation der Mitglieder des Baukollegiums ist nicht abhängig von ihrer Herkunft.


    Die Herkunft kann hier schon eine Rolle spielen. Ich empfinde Lüscher als provinziell. Das muss nicht an ihrer Herkunft aus Basel und Zürich liegen, die Vermutung, dass es daran liegt, ist aber auch nicht völlig abwegig. Völlig unabhängig davon: Den großen, weiten Geist, den Berlin sich jenseits der Stadtplanung gerne anheftet, atmet sie jedenfalls nicht.

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    Eigentlich ist doch klar geworden, dass es in diesem speziellen Fall um die Höhe des Park Inn-Hochhauses geht, meinst Du nicht? Jedenfalls steht die Absicht, dass sich die neuen Hochhäuser dort an dessen Höhe einpendeln und eben nicht 150 Meter (von mir aus gerne noch mehr) erreichen sollen, nicht gerade für Vielfalt.


    Bitte nicht unnötig quoten! Danke
    Bato

    Ich muss sagen ich bin aufgrund der kategorischen Ablehnung ohne jeglicher ehrlicher Diskussion auch schockiert bis regelrecht aufgebracht. [...]


    So progressiv und kreativ diese Stadt ist, diese rückständige ideologisierte Klientelpolitik schadet Berlin massiv.


    Meinem Eindruck nach verschmelzen in der Senatsbau- und -verkehrspolitik zwei Strömungen:


    Zum einen Antiurbanismus, der gerade in Deutschland traditionell stark ist und von seinem Ursprung in der Romantik über den Nationalen Sozialismus bis zur grünen Bewegung reicht. In der Verkehrspolitik zeigt sich das vor allem daran, dass selbst in zentralen Innenstadtlagen Bimmelbahnen statt U-Bahnen geplant werden. Bei Lüscher habe ich immer den Eindruck, sie stammt aus einer Kleinstadt. Bis ich dann einmal nachgeschaut habe: Sie wurde vor allem im gemütlichen Zürich geprägt und war dort im Amt für Städtebau.


    Warum hat Berlin keine Senatsbaudirektorin, die Erfahrungen aus Singapur oder San Francisco mitbringt?


    Die zweite Strömung, die insbesondere Lompscher verkörpert, ist DDR-Nostalgie. Hier stören Hochhäuser, wenn sie geeignet sind, bereits bestehende Errungenschaften des Sozialismus wie das Interhotel-Hochhaus am Alex oder die Wohnhochhäuser auf der Fischerinsel in den Schatten zu stellen. Lompscher hat ja persönlich in beiden Fällen sogar den Bau von Wohnungen verhindert. Es wird eifersüchtig darauf geachtet, dass die geplanten neuen Hochhäuser den Bestand nicht deutlich überragen oder die Interessen alter SED-Kader stören.


    Insgesamt handelt der Senat nach meinem Empfinden nach dem Motto, unser Dorf soll sauber bleiben. So wird die Traufhöhe verbissen verteidigt, als wenn es sich um einen Grundsatz aus der Bibel handelte. Zwar ist man nicht komplett gegen Hochhäuser, dass wäre dann doch etwas zu offensichtliche Verhinderung, sie dürfen aber um Gottes willen nicht wirklich hoch sein. Wo kommen wir da hin? Wenn ein Planer mal was größeres vorsieht, ist das in Nullkommanichts hinweggenörgelt.

    Mir gefällt der Entwurf sehr gut - mit der Einschränkung, dass ich nicht viel von der Mode halte, zwei Stockwerke durch Rahmung zu einem zusammen zu fassen (wie es ja auch Sauerbruch Hutton für den Sockelbau am Alex planen). Das führt optisch zu einer "Verkürzung" der Höhe, was gerade bei einem Hochhaus stört.


    Endlich spricht's mal jemand aus! Mich stört das auch immer, aus genanntem Grund. Daher finde ich auch die optische Absetzung der oberen Etagen beim Waldorf Astoria am Zoo so bedauerlich. Ich verstehe schon: Abwechslung und so. Man kann aber Abwechslung auch mit einer Betonung der Höhe verbinden, besonders genial gelungen unter den klassischen Wolkenkratzern zum Beispiel beim Chrysler oder dem Empire State Building.


    Ansonsten: Ich finde den Entwurf ok, auch wenn mich dieses Zick-Zack der Etagenblöcke -- wieder einmal -- eher unangenehm an die Ästhetik der 70er Jahre erinnert. Wären zum Beispiel die Gebäudekanten abgerundet, wäre der Entwurf für mich elegant geworden.

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    Oha, das könnte auch ein ibis-Hotel aus den 1970er Jahren in der Banlieue von Paris sein (mit dem Unterschied, dass das ibis doppelt so breit und hoch wäre). Ansonsten ist die Art der Hässlichkeit kongenial.

    BV Barbarossaplatz

    Ergänzend zu #419 hier noch aktuelle Bilder vom Neubau am Barbarossaplatz mit einer etwas besseren Sicht auf die Fassaden. Die Bäume verdecken das Gebäude ganz schön, was den einen oder anderen Bewohner im Sommer vielleicht sogar ärgern wird. Von der spitzen Ecke des Gebäudes kann man bei voller Belaubung von manchen Etagen aus so gut wie nichts vom Barbarossaplatz sehen. Mir gefallen ja Platanen gut, und da der Bau insgesamt nicht so viel her gibt, stört mich das alles nicht.






    Alle Bilder von mir.

    BV Schwäbische Strasse, U-Bhf Eisenacher Str

    Zuletzt #417


    Abweichend von der Zeichnung auf der Infotafel der Baustelle hat man sich nun für eine Fassadenfarbe in einem etwas seltsamen Orange-Ton entschieden. Einerseits mindert das zwar die Tristesse, die der Neubau schon vor seiner Fertigstellung ausstrahlt, die Abmischung der Farbe erinnert mich aber an das Farb-Experiment des Moneo-Baus am Werderschen Markt, der hier ja -- ganz zu Recht -- überwiegend große Bestürzung ausgelöst hat (vgl. http://www.deutsches-architekt…thread.php?t=8336&page=74). Mit einem endgültigen Urteil will ich aber gerne abwarten, bis das Gebäude abgerüstet wurde.


    Die spitze Ecke des Neubaus wird von Wintergarten-Balkonen geprägt, was den 80er-Jahre-Charme des Gebäudes verstärkt. Spätestens, wenn in diesen Wintergärten Tische in Buchenholz oder Fahrräder und Wäscheständer stehen, bekomme ich einen Ausschlag.





    Bilder: User Llewelyn

    BV Eisenacher Str. / Ecke Grunewaldstr.

    Zuletzt #418


    Die östliche Seite des Neubaus ist inzwischen abgerüstet worden.


    Durch ein breiteres Farbband an der oberen Gebäudekante hat man versucht, den fehlenden Dachabschluss etwas zu kaschieren.


    Die horizontale Fassadengliederung könnte minimalistischer kaum sein, aber man muss schon froh sein, dass es sie überhaupt gibt. Die Bleche an der Unterseite der Fenster (etwas besser zu sehen auf dem zweiten Bild) sollen wohl die üblichen Schmutzfahnen verhindern -- hoffen wir, dass es hilft.


    Wirklich ärgerlich finde ich die gut sichtbaren Brandmauern der beiden Nachbargebäude an / über der Oberkante des Neubaus. Was für meinen Geschmack hier fehlt ist entweder ein vernünftiges Dach oder ein zurückgesetztes Dachgeschoss.





    Alle Bilder: User Llewelyn