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Ich war gestern interessehalber bei der ZfBK-Veranstaltung. Der Raum war gut gefüllt, wobei sich im Verlauf der Veranstaltung herausstellte, dass gut 2/3 bis 3/4 der Teilnehmer irgendwie Mitglieder der Lenkungsgruppe oder Mitarbeiter bei der Stadt oder politisch Verantwortliche in Stadtrat und Ortsbezirksbeirat oder an Entwürfen Beteiligte etc. waren. Der normale Bürger kam denn auch erst recht spät überhaupt mal zu Wort. Die Moderation war zunächst sehr darauf bedacht, den Prozess vorzustellen, alle "abzuholen" und zunächst allen wesentlichen Funktionsträgern das Wort zu erteilen, damit diese den Prozess "einordnen" und "erläutern" konnten. Seitens des Stadtplanungsamtes sah man es denn auch als vorteilhaft an, den Beteiligungsprozess auch zukünftig nicht mit der gesamten Bürgerschaft führen zu müssen, sondern die Lenkungsgruppe adressieren zu können, die ja jetzt einmal "abgeholt" waren - auch, wenn man das nach eigener Aussage der wenigen Normalsterblichen im Prozess erst mühsam durch die Erläuterung von Fachwörtern wie "Straßenbegleitgrün" oder "Schwammstadt" erreichen musste. Der einzige Akteur, der nicht in Gestalt eines Vertreter anwesend war - der entscheidende Akteur - waren die Eigentümer. Das fand ich bei dieser ganzen Friede-Freude-Eierkuchen-Veranstaltung dieses ach so "breiten" Beteiligungsprozesses, des ach so "qualitästvollen" Siegerentwurfs - durch den "Zuwegung kein Problem sei" und "Baurecht kein Problem sei" - sehr bezeichnend.
Dass diese Laienaussagen der verantwortlichen Initiatorin der dortigen Bürgerinitiative so nicht ganz stimmen konnten, dämmerte einigen, als dann der Baubürgermeister einräumen musste, dass der Stadtrat da auch noch ein Wörtchen mitzureden habe und man jetzt zunächst nur versucht, den Entwurf als Grundlage des darauffolgenden Rahmenplans durch den zuständigen Bauausschuss bestätigen zu lassen (ein Vorgang, den man auch wieder mühsam erläutern musste). Die Kette ---> Vorentwurf für den Rahmenplan ---> Rahmenplan ---> B-Plan ---> Grundstückskauf ---> Baurecht lässt dann doch auf ein nicht ganz so "zügiges" Losbauen schließen. Der letzte Hinweis eines Bürgers, dass man an dem jetzigen Punkt ja auch schon vor 10 Jahren mal stand, blieb denn auch weitgehend unbeantwortet (es sei manchmal nicht schlecht, wenn Dinge länger liegenblieben).
Dass es auch anders ging, blitzte immer mal wieder bei den Ausagen aus dem Stadtrat auf, dessen Mitglieder zurecht auf den Beteiligungsprozess am Königsufer verwiesen. Dort konnte man wirklich von einer breiten Beteiligung sprechen (statt 48 Hanseln, davon nur 6 Normalbürger ohne Funktion - doll). Dort geht es jetzt gut und qualitätsvoll voran, obwohl die Reibungspunkte sicherlich wesentlich größer waren als am Alten Leipziger Bahnhof. insofern ist als Fazit vielleicht die ketzerische Frage gestattet, ob diese Art der Lenkungsgruppen-Beteiligung nicht mehr Show als echter Mehrwert für den Prozess ist. Man bindet unheimlich viel Zeit und Ressourcen, um am Ende doch wieder vor eigentumsrechtliche Tatsachen gestellt zu werden. Ja, die Stadt hat die "Planungshoheit", wie Herr Kühn richtig anmerkte, aber ohne die Eigentümer wird es nicht gehen und die sind offenbar wenig überzeugt. Man versucht jetzt das Problem in Geld zu ersticken (die Stadt möchte Flächen erwerben, unter anderem offenbar auch die Flächen um die jetzt denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude), wobei hier die Frage gestattet sei, warum man in der gut betuchten Inneren Neustadt so gern Geld und Aufmerksamkeit aufbringt, die man echten unterentwickelten Stadtteilen nicht zuteil werden lässt.