Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich da solche heftigen, ja aggressiven Reaktionen ausgelöst habe. Das wollte ich nicht. Deshalb gehe ich auch nicht auf jeden einzelnen, teils provokanten Anwurf ein.
Wenn man genau liest, habe ich weder Putin noch Trump "gelobt", ganz im Gegenteil. Dass "Merkel und Co" (wie ein Forenmitglied vor mir sich ausdrückte) sich seiner Meinung nach schwerer täte, aus dem ursprünglichen Wallot-Bau zu regieren, dafür kann ich auch nichts. Lediglich den zugespielten Ball habe ich aufgenommen.
Was ich allerdings längst für überwunden glaubte, ist das Verurteilen, ja das Verdammen des gründerzeitlich-wilhelminischen Stilgemisches in Bausch und Bogen. Man mag den Eklektizismus und das Überladene zurecht kritisieren. Aber man sollte nicht beim Oberflächlichen haften bleiben. Denn seit Jahrzehnten schon weiß man beispielsweise die Raumqualität gründerzeitlicher bzw. wilhelminischer Bauten zu schätzen.
Übrigens sind Statuen groß und klein, von Knaben bis geschichtlichen Persönlichkeiten oder Germania-Figuren, um das, im und auf dem Bauwerk für mich sicher nicht automatisch Industrieware. Da sehe ich viel Herzblut bei der Gestaltung, trotz der Überladung. Ich verstehe nicht, wie man es als "Dünkel" sehen kann, geschichtliche Persönlichkeiten als Bildwerke plastisch gegenwärtig zu halten, sondern sehe das als Selbstverständlichkeit in jeder Nation, die sich selber auch dem Wesen nach erhalten will.
Natürlich hat "Deutschland" im Laufe der letzten 2000 Jahre die verschiedensten Staatsformen, Herrschaftsformen, Grenzen durchgemacht (und auch Ideologien - denn auch eine solche ist es für mich, ein "Heiliges Römisches Reich" sein zu wollen), und gerade jenes Reich war nicht völlig ethnisch homogen, richtig. Auch die Habsburger regierten übrigens diesen eher lockeren Reichsverband über Jahrhunderte, bis er unter Napoleon zerbrach und schließlich von Preußen neu zusammengefügt wurde - unter Außenvorbleiben der habsburgischen Gebiete, da jene Dynastie sich bekanntlich verweigerte.
Aber was soll man erst über Deutschlands Nachbarn sagen?
Frankreich war im Norden stark germanisch geprägt, im Süden überwiegend romanisch; französisch sprach man nur in der Region Paris. Rundherum dagegen bretonisch, normannisch, aquitanisch, baskisch, provenzalisch; ganz im Norden flämisch und im Elsaß sowie Teilen Lothringens deutsch (alles keine "Dialekte", sondern durchwegs eigenständige Sprachen und Kulturen). Dafür besaß Frankreich als Kolonialimperium über Jahrhunderte Gebiete in aller Welt. Ähnliches könnte man über England sagen, das den Schotten ihre Sprache ebenso wie den Iren das Irische, den Walisern das Walisische usw. weitestgehend nahm, bei gleichzeitiger Herrschaft über Indien, Pakistan, Kanada, Australien, halb Afrika...
Selbst das kleine Belgien zerfiel zwar innerlich in eine privilegierte französischsprachige Wallonie und ein geringgeschätztes Flandern, besaß aber das riesige Belgisch-Kongo. Dänemark war ein See-Imperium, das nicht nur Anstalten machte, Schleswig und Holstein sich einzuverleiben, sondern auch Norwegen beherrschte, neben Island und Grönland. Schweden beherrschte während einer deutschen Schwächephase das deutsche Pommern. Russland herrschte über Finnland, die baltischen Staaten, Polen usw.
Im Vergleich dazu waren in der Biedermeierzeit zwischen München und Hamburg mehrere innerdeutsche Staatsgrenzen zu überwinden, galten verschiedene Währungen und Zeitzonen.
Deshalb finde ich nichts Anstößiges daran, wenn in einem deutschen Volksvertretungsgebäude auch gleichmäßig aus allen Epochen historische Persönlichkeiten oder Allegorien gegenwärtig sind, die das Gewesene, aus dem man geworden ist, gegenwärtig halten. Niederwerfung und /oder Ausbeutung fremder Völker war im Wallot-Bau meines Wissens nach ohnehin kein Thema - wie es sich die überwiegende Zeit in der deutschen Geschichte ohnehin eher um ein Ringen um innere Einigkeit handelte.
Mag ja sein, dass manche solche Überlegungen überhaupt als überflüssig empfinden, weil vielleicht ohnehin alles auf die Bildung eines Weltstaates hinausläuft, wahrscheinlich ohne eine Volksabstimmung darüber. In jenen künftigen Bauten mag man sich dann eigene Lösungen überlegen. Vielleicht passt ja dann die pure Geometrie.