Beiträge von Steiermärker

    Wenn Sie Unfug schreiben, werden Sie mit Widerspruch leben müssen.

    Dass ich mit anderen Ansichten zu rechnen habe, war mir von vornherein klar. Dennoch habe ich meine Überlegungen zu äußern gewagt, selbst gegenüber einer gut organisierten, dominant auftretenden Minderheit. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich mit sachlichem Widerspruch auch kein Problem und lasse mich auch durchaus belehren. Nur wer keine Argumente hat, flüchtet sich eben in persönliche Angriffe bzw. Herabsetzungen.


    Warum ich Berlin nicht nur als preußische, sondern bewusst auch als norddeutsche Stadt bezeichnet habe, geht (neben der rein geografischen Lage im langgezogenen Norddeutschen Tiefland) auf die mundartgeografische Lage der Spreemetropole zurück. Unbestritten gehörte Berlin ursprünglich und während seiner langen Geschichte dem niederdeutschen Mundartbereich (welcher einst bis nach Dessau in den Süden gereicht haben soll) an. Durch stärkere binnendeutsche Zuwanderung aus dem sächsischen und vor allem dem schlesischen Bereich sollen dann mitteldeutsche Dialektmerkmale ins Berlinische eingeflossen sein. Im Streitfall liegt Berlin kulturgeografisch im norddeutsch-mitteldeutschen Übergangsgebiet.

    Übrigens ist die Charité mit ihrer Backsteinarchitektur direkt gegenüber! Da muss ich nicht Backsteinfassaden direkt am Hauptbahnhof haben, da muss man eben n paar Meter laufen...


    Genau den verloren gegangenen Blick auf die Charité-Bauten mit ihrer preußisch-norddeutschen Backsteinarchitektur bedauere ich.

    Ist Ihnen so langweilig, dass Sie sich hier zu einer Art "Gesinnungs-Kontrollator" aufschwingen? Verdienen Sie sich ein Stipendium bei einer NGO mit Ihren inflationären, rein der Meinungs-Missbilligung dienenden Beiträgen?


    Schaffen Sie es, auch einmal eine Ansicht im Raum stehen zu lassen, die Sie anscheinend nicht hören bzw. lesen wollen?


    Wollen Sie etwa leugnen, dass viele Gebäude gerade in unserer Zeit ganz bewusst Assoziationen wecken sollen? Mir ist übrigens nicht bekannt, dass anstelle dieses Glaskubus zuvor beispielsweise ein Klinkerbau mit Anklängen an traditionelle norddeutsche Architektur geplant gewesen wäre, wie Sie suggerieren wollen - anscheinend themenfremd bezugnehmend auf meine Frage zu den Cuvry-Höfen.


    Oder ist dieses Forum IHR Aufbauwerk? Dann respektiere ich das und ordne mich schön pyramidal unter.

    Sie scheinen dieses wunderbar unverbindliche Allzweckwort zu lieben. Aber die meisten Begriffe nützen sich mit der Zeit ab, weil sie als billige Ausweichfloskeln von immer mehr Mitbürgern durchschaut werden.


    Kann mich übrigens nicht erinnern, Sie angegriffen zu haben. Lediglich mein Bedauern über den Verlust an (zumindest geplanter) Farbigkeit der Stadtumgebung habe ich zum Ausdruck gebracht und gefragt, ob jemand Näheres über das Zustandekommen weiß. Aber ich werde den Diskussionsstrang über diese Bauten erst einmal genauer studieren, wie Sie angedeutet haben. Wenn Sie es nicht wissen, müssen Sie sich ja nicht angesprochen fühlen.

    Ich glaube nicht daran, dass der Bauherr freiwillig seinen Geschmack plötzlich geändert hätte. Im Übrigen können viele ein Lied von Eingriffen beispielsweise einer Lüscher singen.

    Und bitte etwas vorsichtiger mit dem von Ihnen gerade strapazierten Ausweichbegriff von angeblichen sogenannten "Verschwörungstheorien" umgehen, den verwenden nämlich immer die in Erklärungsnotstand Geratenen.

    Also, solche vielerorts immer häufiger werdenden Kuben und Pyramiden (dieser Glaskubus besitzt anscheinend auf jeder Seite drei raffiniert durch Glasscheibenschrägstellungen vorgetäuschte, mehr oder weniger schwebende Pyramiden) wecken in mir keine besonderen Freudengefühle, auch wenn sie fast schon der letzte Schrei zu sein scheinen.

    Schließlich waren Pyramiden doch spätestens seit den von Sklaven errichteten Pharaonengrabstätten ausschließlich Symbole von MACHT und absoluter HERRSCHAFT ganz kleiner Kreise über unten und dumm gehaltene Bevölkerungsschichten.

    Einen bekannten Kubus gibt es sonst noch in Mekka, der auch wieder mit Pflichten zur Umrundung für die Gläubigen verbunden ist.


    Bin über die südliche Umgebung des durchaus ansprechenden Berliner Hauptbahnhofs ziemlich enttäuscht. Nichts Gebautes, was den Ankommenden irgendetwas von Berlin-Brandenburg-Preußen-Norddeutschland spüren lässt.

    Ich wüsste gerne, wie das zustande gekommen ist: Plötzlich ist die so mit der preußischen Backsteingotik der Umgebung Oberbaumbrücke harmonierende, vorgesehene rote Klinkerfassade auf den Cuvry-Bauten eiskalt abgesagt worden. Aus der Entfernung wirken die Bauten damit richtig einfallslos, technizistisch, eintönig und grau. Der geradezu erfrischende Treppengiebel, eine Wiederaufnahme deutscher Bautradition, geradezu ein Blickfang, wurde damit erfolgreich "neutralisiert". Diese Art von Abservierung wirkt auf mich gewollt. Haben da Kräfte ihre Hände im Spiel gehabt, die anscheinend geradezu Ortsbilder bzw. Stadtlandschaften sabotieren wollen?

    Die von der Berliner Morgenpost gebrachte Darstellung der Freitreppe "Schlossfreiheit" empfinde ich gar nicht so sehr als (gewollte?) Profanierung dieses historischen Kernstücks Berlins. In diesen Zwickel, der mir auf alten Bildern eher als edel begrünte Restfläche vorkommt, passt diese großzügige Treppe gar nicht so schlecht hinein. Schwimmen würde ich zwar auch nicht in der Spree im Zentrum der altehrwürdigen Preußenmetropole, aber um sich dem Wasser anzunähern, vielleicht auf Tuchfühlung zu gehen, könnte ich mir das als eine Bereicherung des Stadtraumes vorstellen. Ähnlich hätte ich mir eigentlich die Ufergestaltung unter der Stella-Ostfassade des Schlosses erhofft. Doch die nun in Bau befindliche Mauer empfinde ich als herbe Enttäuschung, da sie die Menschen von der Spree eher abzuschneiden scheint.


    Bezüglich Badegelegenheit muss ich da eher an den Neptunbrunnen denken, der doch von Begas auf den Schlossplatz "hinkonfiguriert" wurde. Eher würde ich damit rechnen, dass sich dann Badende im klareren Wasser des Brunnens und drumherum aufhalten würden, wie man es von manch südeuropäischer Stadt kennt. Das müsste nicht unbedingt zu einer Vermüllung führen, wenn wir alle daran arbeiten würden, uns und unsere Mitmenschen wieder mehr für Kultur, Traditionen und stilvolle Ortsbild-Gesamtkunstwerke zu sensibilisieren - es ist sicher eine Frage der Selbstdisziplin wie der vielstrapazierten Zivilcourage.


    Gut, der Neptunbrunnen wird sowieso noch eine Weile auf sich warten lassen, wo doch die Verlängerung der Rathausstraße über den Schlossplatz leider nicht der Bebauung am Südrand folgt, sondern durch ihre unmotiviert wirkende, "begradigte" Ausführung an der Einmündung der Breiten Straße vollkommen überbreite Gehsteigkeile provoziert, bei denen ich mir nicht vorstellen kann, woher gerade dort, und nur dort, solche "Menschenmassen" auftauchen sollten, die nach diesem keilförmigen Platz verlangen würden.

    Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich da solche heftigen, ja aggressiven Reaktionen ausgelöst habe. Das wollte ich nicht. Deshalb gehe ich auch nicht auf jeden einzelnen, teils provokanten Anwurf ein.

    Wenn man genau liest, habe ich weder Putin noch Trump "gelobt", ganz im Gegenteil. Dass "Merkel und Co" (wie ein Forenmitglied vor mir sich ausdrückte) sich seiner Meinung nach schwerer täte, aus dem ursprünglichen Wallot-Bau zu regieren, dafür kann ich auch nichts. Lediglich den zugespielten Ball habe ich aufgenommen.


    Was ich allerdings längst für überwunden glaubte, ist das Verurteilen, ja das Verdammen des gründerzeitlich-wilhelminischen Stilgemisches in Bausch und Bogen. Man mag den Eklektizismus und das Überladene zurecht kritisieren. Aber man sollte nicht beim Oberflächlichen haften bleiben. Denn seit Jahrzehnten schon weiß man beispielsweise die Raumqualität gründerzeitlicher bzw. wilhelminischer Bauten zu schätzen.


    Übrigens sind Statuen groß und klein, von Knaben bis geschichtlichen Persönlichkeiten oder Germania-Figuren, um das, im und auf dem Bauwerk für mich sicher nicht automatisch Industrieware. Da sehe ich viel Herzblut bei der Gestaltung, trotz der Überladung. Ich verstehe nicht, wie man es als "Dünkel" sehen kann, geschichtliche Persönlichkeiten als Bildwerke plastisch gegenwärtig zu halten, sondern sehe das als Selbstverständlichkeit in jeder Nation, die sich selber auch dem Wesen nach erhalten will.


    Natürlich hat "Deutschland" im Laufe der letzten 2000 Jahre die verschiedensten Staatsformen, Herrschaftsformen, Grenzen durchgemacht (und auch Ideologien - denn auch eine solche ist es für mich, ein "Heiliges Römisches Reich" sein zu wollen), und gerade jenes Reich war nicht völlig ethnisch homogen, richtig. Auch die Habsburger regierten übrigens diesen eher lockeren Reichsverband über Jahrhunderte, bis er unter Napoleon zerbrach und schließlich von Preußen neu zusammengefügt wurde - unter Außenvorbleiben der habsburgischen Gebiete, da jene Dynastie sich bekanntlich verweigerte.


    Aber was soll man erst über Deutschlands Nachbarn sagen?


    Frankreich war im Norden stark germanisch geprägt, im Süden überwiegend romanisch; französisch sprach man nur in der Region Paris. Rundherum dagegen bretonisch, normannisch, aquitanisch, baskisch, provenzalisch; ganz im Norden flämisch und im Elsaß sowie Teilen Lothringens deutsch (alles keine "Dialekte", sondern durchwegs eigenständige Sprachen und Kulturen). Dafür besaß Frankreich als Kolonialimperium über Jahrhunderte Gebiete in aller Welt. Ähnliches könnte man über England sagen, das den Schotten ihre Sprache ebenso wie den Iren das Irische, den Walisern das Walisische usw. weitestgehend nahm, bei gleichzeitiger Herrschaft über Indien, Pakistan, Kanada, Australien, halb Afrika...

    Selbst das kleine Belgien zerfiel zwar innerlich in eine privilegierte französischsprachige Wallonie und ein geringgeschätztes Flandern, besaß aber das riesige Belgisch-Kongo. Dänemark war ein See-Imperium, das nicht nur Anstalten machte, Schleswig und Holstein sich einzuverleiben, sondern auch Norwegen beherrschte, neben Island und Grönland. Schweden beherrschte während einer deutschen Schwächephase das deutsche Pommern. Russland herrschte über Finnland, die baltischen Staaten, Polen usw.

    Im Vergleich dazu waren in der Biedermeierzeit zwischen München und Hamburg mehrere innerdeutsche Staatsgrenzen zu überwinden, galten verschiedene Währungen und Zeitzonen.


    Deshalb finde ich nichts Anstößiges daran, wenn in einem deutschen Volksvertretungsgebäude auch gleichmäßig aus allen Epochen historische Persönlichkeiten oder Allegorien gegenwärtig sind, die das Gewesene, aus dem man geworden ist, gegenwärtig halten. Niederwerfung und /oder Ausbeutung fremder Völker war im Wallot-Bau meines Wissens nach ohnehin kein Thema - wie es sich die überwiegende Zeit in der deutschen Geschichte ohnehin eher um ein Ringen um innere Einigkeit handelte.


    Mag ja sein, dass manche solche Überlegungen überhaupt als überflüssig empfinden, weil vielleicht ohnehin alles auf die Bildung eines Weltstaates hinausläuft, wahrscheinlich ohne eine Volksabstimmung darüber. In jenen künftigen Bauten mag man sich dann eigene Lösungen überlegen. Vielleicht passt ja dann die pure Geometrie.

    Danke vielmals, Sir Moc und Cavendish, für diese aussagekräftigen Bilder.


    Wenn man erkennen kann, was 1945 noch vorhanden war (anscheinend weil auch die Fenster offenbar in konservatorischer Absicht wohl 1944/45 weitgehend vermauert worden waren), macht es einen nur noch fassungslos und man ringt um Worte. Ich frage mich, was für eine Geisteshaltung das ist, die gesamte eigene Geschichte (Germanen konnte ich auf den Bildern zwar nicht erkennen, aber mittelalterliche geschichtlich bedeutende Figuren) mit Höhen und Tiefen, Siegen und auch Desastern dermaßen radikal auszulöschen bzw. auszutilgen und in global unterschiedsloser, purifizierter Geometrie-Manie sein Heil zu suchen.


    Offenbar also lange vor Foster. Was für ein kulturvernichtender Wille war das? Wollte man sich da von der gesamten Geschichte lossagen, in der Hoffnung auf eine Art "Absolution"?


    Und den Reichstag innen zu so einem teilweise 08/15-Bau zu machen, damit sich Merkel und ihre Gefolgschaft dort recht wohl fühlen, erschließt sich mir nicht. Wäre am Ende die Merkelsche Politik eine andere, müsste sie aus dem geschichtlich geradezu verschwenderisch künstlerisch angereicherten Gesamtkunstwerk des Wallot-Baues heraus regieren? Immerhin verändert doch diese Person Deutschland überhaupt schon 14(?) Jahre lang, was übrigens bei Trump oder Putin so einfach nicht ginge und mich sogar demokratiepolitisch nachdenklich macht.


    Aber vielleicht war bei den Reichstags-Umbauten einfach der selbe Hass auf Geschichte im Spiel wie bei der Zerstörung des jeweils weitgehend erhaltenen Anhalter Bahnhofs oder des Stadtschlosses.


    Trotzdem möchte ich hier nicht als "Auswärtiger" den Zeigefinger heben und muss vor der eigenen Haustüre kehren. Auch beispielsweise Graz hat durch Bombardierungen 1944/45 sehr viel an unwiederbringlicher historisch-kultureller Substanz eingebüßt (auch wenn man in manchen Vierteln heute davon nichts bemerkt). Der bedeutendste Verlust ist wohl die ehemalige gotische Grazer Stadtburg, abgesehen von ungezählter Biedermeier- und Gründerzeitarchitektur.


    Trotz der allgemeinen Trauer über den Verlust von Menschen und Kulturschätzen tobten schließlich auch in Graz später der Entstuckungswahn sowie die Abrisswut (letztere allerdings unter der Vorgabe der "Autogerechtigkeit", weniger einer Geschichts-Vernichtungswut). Prominentestes Beispiel wäre hier die nach 1945 vollständig erhaltene, großzügige, aber feingliedrige und prachtvolle alte Erzherzog-Johann-Brücke (früher "Hauptbrücke"), die 1964 völlig sinnlos abgerissen und in eine Art Betonbrett-Brücke transformiert wurde, um noch mehr Fahrspuren zu erhalten, die dann gar nie gebraucht wurden.

    Für mich persönlich gab es nur eine Zeitphase in dem mich das Reichstagsgebäude ästhetisch wirklich angesprochen hat: Während der Verpackung durch Christo :)

    Die deutsche Volksvertretung soll unsichtbar sein? Oder ist das als Jux gemeint? Oder ist das Ostalgie Westalgie?


    der architektonisch schönste Plenarsaal steht für mich immer noch in Bonn...

    Das Bonner Wasserwerk finde ich allerdings auch deutlich schöner als den unterkühlten, blutleeren, geometrie-lastigen, technizistischen Foster-Plenarsaalumbau.



    Bitte gestattet mir noch einmal diese Fragen:


    Gibt es aussagekräftige Bilder einzelner Räume des Reichstags-Inneren nach 1945 und ebenso Bilder des Reichtags-Inneren nach dem kuppellosen und reduzierten Nachkriegs-Wiederaufbau?

    Die beeindruckende Video-Collage von Blaine führt jedem Interessierten vor Augen, was für ein liebevoll bis ins kleinste Detail von Hand gestaltetes GESAMTKUNSTWERK dieser Wallotbau war. Einfach nur fantastisch, über alle (nicht ganz unberechtigten) Historismus- bzw. Eklektizismus-Vorwürfe oder dergleichen hinweg. Danke dafür, denn mich interessiert schon seit längerem das Innere des kaiserzeitlichen Gebäudes und nun sind in mir erst recht viele Fragen aufgekommen.


    Mir ist schon bewusst, dass der Reichstag ja zweimal wiederaufgebaut wurde.

    Nach der verheerenden Brandstiftung liefen ja ab dem Jahr 1933 die Wiederaufbaumaßnahmen an und der Reichstag stand bald außen wieder in alter Pracht, einschließlich Vergoldungen, da (auf Farbfilmaufnahmen der späten Dreißiger zu erkennen). Aber wie weit war die Wiederherstellung des Innenlebens gediehen, als bereits die Flächenbombardements auf die deutsche Hauptstadt hereinbrachen?


    Und wieviel Substanz war nach den ungezählten Bombardierungen, Beschießungen und der Erstürmung des ehrwürdigen Reichstagsbaues durch die Rote Armee doch noch vorhanden? Wurde nicht in der Nachkriegszeit teils konservierend geflickt, teils reduziert wiederaufgebaut? Die Kuppel hat man sich zwar gleich ganz gespart und die Ecktürme wurden gestutzt, die Figuren einkassiert. Auch die noch verbliebenen Säulen und Ziergiebel, die die imposanten hohen Frontfenster einst vorteilhaft unterteilen und proportionieren sollten, wurden samt und sonders abmontiert. Immerhin wurden aber stattdessen gut proportionierte Holzfenster eingebaut, die die wahren Dimensionen der Maueröffnungen zum Ausdruck brachten.


    Die nächste Frage wiederum ist für mich, wo denn alle diese liebevoll gestalteten Wappen, Tierköpfe, Knaben- und Erwachsenenfiguren geblieben sind? Ich gehe doch davon aus, dass niemals 100% davon durch Kriegseinwirkungen vernichtet worden sein kann. Hat man denn damals schon zum Zwecke einer "Vereinheitlichung" damals eine (für mich frevelhafte) Entstuckung und Glättung großen Ausmaßes begangen? Aber wieviel hat man in der Nachkriegszeit im Inneren noch belassen, außer den Selbstverewigungen der Rotarmisten? Wie steht es heute um das zweifellos massive Gewölbe des Reichstagsrestaurants mit dem Deckenadler? Sind noch Spuren der Deckengestaltung vorhanden oder wurde das Gewölbe einfach entfernt?

    Was davon ist noch erlebbar? Wurden die meisten Bildhauerwerke zu Straßenschotter verarbeitet?


    Diese Fragen stelle ich mir, weil für mich der Fostersche Reichstagsumbau mit seinen unmenschlich grobschlächtigen waagrechten Fensterunterteilungen den Charme eines Kühlhauses hat. Unmenschlich deshalb, weil sich diese zentnerschweren, überdimesionierten Riesenscheiben ziemlich sicher nicht durch einen menschlichen Handgriff auch öffnen lassen, abgesehen vom Stilbruch und der kalten Alu-Optik. Außerdem lassen diese "entleerten" Fensteröffnungen das deutsche Parlament optisch schrumpfen.


    Ob vielleicht sogar genau das die Absicht der Umbau-Entscheidungsträger gewesen sein sollte (oder nur ein Versagen von künstlerischem Empfinden an prominentester Stelle), ich finde jedenfalls beides äußerst bedauerlich und eine herbe Abwertung des eigentlich so großartigen Bauwerkes. So sehr, dass ich mich nicht entscheiden kann, ob nicht der Nachkriegs-Wiederaufbau (kenne ich nur von Außenaufnahmen her) noch herzhafter war, obwohl er noch der Kuppel entbehrte.

    Liebe Forennutzer!


    Ich lese schon seit langer Zeit in diesem hochinteressanten Forum mit und bin von den vielen fundierten Beiträgen sehr angetan. Diesmal hat mir ein sehr gut gemeinter Beitrag von Saxonia (#1156) ins Auge gestochen, sodass ich mich registriert habe.



    Lieber Saxonia!


    Auch gerade Ihre Beiträge lese ich mit großem Interesse. Was Sie aber über Österreich nach 1945 in Bezug auf Desintegrationen und Wiedervereinigungen gschrieben haben, möchte ich gerne aus dem Wissen eines Österreichers ergänzen:
    Doch, es gab auch nach 1945 trotz wirtschaftlicher Not und massiven Drucks durch die Besatzungsmächte (welche bekanntlich Deutschland so klein wie möglich sehen wollten) und die von ihnen zugelassenen Parteien und Politiker immer noch deutschnationale Regungen und Bewegungen. Gleich 1945 äußerte noch der von den Sowjets eingesetzte Staatskanzler Dr. Karl Renner (SPÖ) - in Verkennung der Lage und der Absichten - die geneigten Siegermächte mögen doch wenigstens den sogenannten "Anschluss" ans Reich als "einzige positive Errungenschaft" des untergegangenen Regimes belassen. Doch die Siegermächte übten ihren Druck dahingehend aus, dass Österreich nur dann eine "Sonderbehandlung" in Aussicht stünde (Freispruch von "Kriegsschuld"), wenn es sich willig der unterbreiteten These vom "Opfer" unterwarf. Das Angebot schien verlockend, es führte zu guter Presse im Ausland, Ansehensgewinn und letztlich zum Staatsvertrag 1955, einschließlich des Abzugs aller Besatzungstruppen und damit der Verschmelzung der vier österreichischen Besatzungszonen.
    Das Lehrfach Deutsch wurde demzufolge in den ersten Jahren nach 1945 konsequenterweise als "Unterrichtssprache" in den Zeugnissen ausgewiesen. An den Universitäten wurde zunächst allerdings weiterhin traditionell "Deutsches Recht" (wie auch "Römisches Recht") gelehrt, was erst später zu einem "Österreichischen Recht" abgeändert wurde. Das seit deren Gründung im 19. Jahrhundert von linken wie rechten Parteien erbrachte selbstverständliche Bekenntnis zum Deutschtum wurde mit den Jahren nach 1945 zunehmend als anrüchig (bis hin zu staatsgefährdend) empfunden und nur noch als politisch "rechts" klassifiziert. Dennoch war das Gefühl, Teil des deutschen Volkes zu sein, in weiten Kreisen der Bevölkerung - aller politischen Anschauungen mit Ausnahme der Kommunisten - noch sehr lange verbreitet. Wahrscheinlich kann man sagen, dass dieses Jahrhunderte alte Gefühl mit seinen menschlichen Trägern den natürlichen Weg eines lebendigen Einzelwesens gegangen ist. Denn die nachfolgenden Generationen wurden durch die Schule zu einem reinen "Österreichbewusstsein" erzogen, die sich zunehmend weltbürgerlich verstanden und sich aus Staatszugehörigkeit und Volkstum wenig machten. Übrigens soll sogar das Parteiprogramm der ÖVP noch in den 1960er-Jahren das Bekenntnis zur deutschen Kulturgemeinschaft enthalten haben, welches erst danach gestrichen worden sein soll. Mit Sicherheit kann ich sagen, dass die FPÖ, die erst 1949 als "Verband der Unabhängigen" gegründet werden durfte, von Beginn an bis zum heutigen Tag dieses Bekenntnis im Programm enthält. Dass diese Tatsache jedem FPÖ-Mitglied, geschweige denn jedem FPÖ-Wähler bekannt wäre, bezweifle ich allerdings stark.


    Bis in die letzten Jahre verlor das Bekenntnis - egal zu welchem Volkstum - in unserer "Konsumgesellschaft" zunehmend an Bedeutung. Neuerlich zu ändern scheint sich dies nun langsam im Zuge der neuesten globalen Wanderungsbewegungen.


    Gesagt werden muss, dass im heutigen Österreich ein auch nur halböffentliches Bekenntnis zum Deutschsein automatisch Zeitgenossen auf den Plan bringen kann, die darin einen Verstoß gegen das am 8. Mai 1945 von der provisorischen Staatsregierung eingeführte "NS-Wiederbetätigungsgesetz" (oder auch einfach "Verbotsgesetz") vermuten.


    Vermutlich aus all den erwähnten Gründen werden die um uns wohnenden Deutsch-Südtiroler, Deutsch-Untersteirer, Ungarndeutschen oder die Sudetendeutschen usw. in den letzten Jahren neuerdings offiziell zunehmend als "Altösterreicher" bezeichnet.


    Diese Tatsachen bitte ich beim Thema Österreich freundlichst in Rechnung zu stellen und freue mich bereits auf weiter folgende Beiträge.