Beiträge von Civitas fortis

    Es geht uns im Verein um eine städtebaulich angepasste Einbindung eines offen verlaufenden Kaitzbachs. Eine Troglage mit Natursteinmauern hat dabei bzgl. der naturschutzfachlichen Einordnung den gleichen Biotoptyp wie das in der Machbarkeitsstudie visualisierte Konstrukt, bei dem mehr Versiegelung nötig ist, als es scheint, und bei dem eine durchgehende Zugänglichkeit mit Treppen und Terrassen keinen "naturnahen" Bach entstehen lässt, sondern im Gegenteil Störungen der Bachfauna und -flora bedingt.


    Wir favorisieren zudem die Wiederherstellung der Lingnerallee im Verlauf der ehemaligen Johann-Georgen-Allee, in deren Mitte der Kaitzbach verlaufen könnte, genau dort, wo er übrigens auch heute unterirdisch im alten Kanal verläuft. Das sähe dann mit Blickrichtung Gewandhausstraße aus der (wiederhergestellten) Lingnerallee so aus (mit potentiell mehr Bepflanzung des Ufers):


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    Grundsätzlich begrüßen wir die Offenlegung des Kaitzbaches, und entlang der Zinzendorfstraße ist die vorgestellte Planung auch hervorragend. Aber für die Lingnerallee braucht es noch Diskussionen, v. a. weil die Teilbebauungspläne dort noch gar nicht alle mit Entwürfen in der Offenlage waren, bzw. erhebliche Mängel aufwiesen und im Bauausschuss kontrovers diskutiert wurden - geschweige denn ein Satzungsbeschluss vorliegt. Die Machbarkeitsstudie nimmt das also vorweg.

    Im Übrigen zeigen die Visualisierungen mit einem angeblich "naturnahen" Verlauf wohl auch nur einen mit Betonwinkeln befestigten Trog, der durch die öffentliche Zugänglichkeit höchst wartungs- und pflegeintensiv und von Anfang an ganz sicher nicht "naturnah" sein wird, siehe Biotoptypen der naturnahen Fließgewässer. und Biotoptypen, Rote Liste Sachsens, sowie diese Auflistung von Biotoptypen Binnengewässer - man vergleiche auch die Beispielfotos eines "naturnahen Bachs" (Code "FB") und des eher passenden Biotoptyps "stark ausgebauter Bach" (Code "FX").

    Wir hatten eine Anfrage an das Stadtplanungsamt und das Amt für Wirtschaftsförderung geschrieben, zu prüfen, wie man den Auszug von C&A zum Anlass nehmen kann, die Freiflächen- und EG-Gestaltung mit dem Eigentümer zu überarbeiten. Das Gebäude Seestraße 7 hat ja ringsum Schaufenster, die aber von C&A derzeit abgeklebt sind. Ein Café o. ä. an der Ecke zu "An der Mauer", eine Einschränkung der Anlieferzufahrten, Aufstellen von Grünkübeln (Bäume im Erdreich gehen wohl nicht so einfach wegen Leitungswirrwarr im Untergrund) und das Anbringen von Balkonen/Vorsprüngen/Markisen am Gebäude zur Beschattung des Gehwegs direkt vor dem Gebäude wären sehr sinnvoll.

    Für eine Anbindung von Klotzsche her gibt's ein paar Probleme:

    • Querung der Autobahn notwendig; das bedeutet aufwändige und langwierige Planfeststellungsverfahren und Einbeziehung des Bundes; die Unterführung der B 97 ist auch noch nicht allzu alt (Inbetriebnahme um 2000?), d. h. hier müsste die Straßenbahnstrecke im Bestand integriert werden
    • Verlauf auf einer Bundesstraße: auch hier bräuchte es wohl ein Planfeststellungsverfahren und zudem umfangreiche Öffentlichkeitsbeteiligung, weil die Strecke durch Wohngebiete führen würde und wahrscheinlich umfangreiche Grundstücksankäufe und Umlegungsverfahren notwendig wären
    • ggf. nicht genug Bedarf für eine dritte Linie zwischen Antonstadt und Klotzsche; eine Flügelung der "7" oder "8" würde allerdings eine Angebotsverschlechterung des bisherigen Linienwegs bedeuten
    • Für eine Anbindung des Flughafens per Straßenbahn besteht wahrscheinlich kein ausreichender Bedarf zusätzlich zur S-Bahn
    • kein Zusatznutzen für die Anbindung aus der Innenstadt, also nur lokale Vorteile, die eine Wirtschaftlichkeit wahrscheinlich nicht hergeben
    • kein Zusatznutzen für die Anbindung per Bahn aus Richtung Görlitz oder Königsbrück, da bei beiden Linienführungen der Straßenbahn ein direkter Umstieg erst in Industriegelände möglich wäre
    • eine Verlängerung der "8" von Hellerau ist schnell umzusetzen, was man ja auch anstrebt

    Die Eingleisigkeit zwischen Hellerrand und Diebsteig sowie zwischen Festspielhaus und Kiefernweg ist derzeit auch kein Problem und die "8" verkehrt alle zehn Minuten - mehr wird wohl auch für die Anbindung des Gewerbegebietes nicht notwendig sein. Letzterer Streckenabschnitt ist für einen zweigleisigen Ausbau auch schon teilweise vorbereitet.

    Das mag ja alles sein, aber grundsätzlich hat das Gebäude eben so viele vermeidbare Nachteile auf den Stadtraum, dass ich es nicht loben kann. Wenn es Zwänge gibt, die guten Städtebau und gute Architektur verhindern, sollte man mal eher untersuchen, woran es denn ursächlich liegt. Genau deswegen müssen ja solche Dinge wie die Gestaltungsleitlinie entstehen und deren Einhaltung nachdrücklich gefordert werden - eben weil ansonsten eben keiner Expertise darin hat, sie sich leisten will, oder sie ignoriert wird. Ob das jetzt der Bauherr mit seinen (mutmaßlich überwiegend finanziellen) Interessen ist, oder die Gestaltungskommission, der durch die ausschließlich beratende Arbeitsweise nur gut gemeinte Kosmetik zusteht, oder ein Stadtplanungsamt, das als Fachbehörde äußerst weit unter seinen Möglichkeiten bleibt, ums mal vorsichtig auszudrücken. Und Ausreden wie "ringsrum ist's hässlich, da brauchen wir uns nicht anstrengen" sind sowieso überhaupt kein Argument.


    Ich kann meine Kritik in jedem Punkt gerne ausführlich begründen, und auch, wozu traditionelle Architektur, bzw. deren Elemente gut sind, und dass das sehr wohl viel Objektivität beinhaltet - da lasse ich mir kein undurchdachtes Geschmacksurteil draus machen. Ich spreche eben für diejenigen, die sich nicht mit solchen halbgaren Dingen im öffentlichen Raum abfinden wollen, weil dieser eben allen gehört, und nicht nur den Bewohnern schicker Wohnungen, in denen eher die digitale Heizautomatik oder Markenkeramik im Bad zählen. Guter Städtebau und gute Architektur sind auch in "verhunzten" Lagen möglich und aus meiner Sicht sogar geboten, um überhaupt mal einen Schritt zur Besserung zu gehen. Der, der hier gegangen wurde, ist mir eben zu klein, um ihn als solchen zu würdigen. Auf diese Diskussion lasse ich mich auch gerne immer wieder ein, weil es eben doch besser geht, und zwar nicht nur theoretisch. Es müssen nur die richtigen Leute wollen (oder dazu gebracht werden).

    Das Adamsche Haus stand ungefähr dort, wo jetzt die Bäume vor dem "Wilsdruffer Kubus" stehen, das Palast-Hotel Weber würde ungefähr die Fläche von der Panzerdusche bis (einschließlich) der Grünflächen vor dem Schauspielhaus einnehmen. auf altesdresden.de muss man den alten Stadtplan gedanklich paar Meter verschieben, das erkennt man aber an den erhaltenen Gebäuden ganz gut.


    Bis auf evtl. Abstandsflächenregelungen wäre das also bei beiden Gebäuden problemlos möglich.

    Mir gefällt der "neue Expressionismus", hier im Blockhaften der Johannstadt passt etwas Kantiges auch rein, wirkt deutlich wertiger als die Platten oder Neubauten drumrum.

    Naja, für einen Vergleich mit Expressionismus ist mir das immer noch zu eintönig. Ein Risalit in der langen Fassade zur Hans-Grundig-Straße und ein extravaganter Dachabschluss hätten dem Entwurf etwas eigenständiges und unverkennbares gegeben.


    Der "Ehrenhof" ist ja wohl auch eher ein Hinterhof zur Straße hin (mit Zaun abgeteilt), also weder öffentlicher, noch privater Raum - sehr suboptimal; das ist städtebauliches Grundlagenwissen, das hier gefehlt hat oder ignoriert wurde.


    Auch die straßenseitigen Erdgeschosszonen binden das Gebäude nicht in den Stadtraum ein (klar, wenn ebenerdig und nur Wohnraum gebaut wird).


    Und auf die Gefahr hin, mich immer aufs Neue zu wiederholen: Ein Haus ohne Dach (oder erkennbare Dachzone) ist kein Haus - Gestaltungsleitlinie mal wieder missachtet (wobei die zum Entwurfszeitpunkt wohl noch nicht vorlag). Und hier gibt's ja offenbar weder Dachbegrünung, noch PV-Anlagen.


    Je länger ich das Gebäude betrachte, desto mehr missfällt mir daran. Es bleibt die - im Vergleich zu den Platten ringsum - verbesserte Fernwirkung durch das Fassadenmaterial - mir persönlich allerdings viel zu wenig für ein gutes Gebäude.

    Teilstrecke 1.3: Nürnberger Straße – Zellescher Weg – C-D-F-Straße - V2748/24 - mit Horroraufweitungen selbst am Nürnberger Platz.

    Dazu gab's letzte Woche einen Artikel in der Sächsischen Zeitung, nach dem der Bau-BM in diesem Abschnitt gerne nochmal umfangreiche Umplanungen vornehmen will:

    • Wegfall der stadteinwärtigen Autospur der Lockwitzer Straße zwischen Heinrich‐Zille‐Straße und Wasaplatz
    • kein besonderer Bahnkörper auf der C.-D.-F.-Straße, dadurch beidseitig zwei Meter breite Radwege und kein Eingriff in denkmalgeschützte Gärten
    • Anpassung der Radverkehrsführung am Zelleschen Weg, die Hauptroute soll ja über die Gustav-Adolf-Straße auf einer neu trassierten Strecke führen
    • Anpassung der Fahrspurbreiten auf dem Zelleschen Weg (schmalere überbreite Fahrbahn, dafür breitere Radwege)

    Warum braucht der Nürnberger Platz eigentlich drei ausgebaute Haltestellen? Falls da eine "Bedarfshalt" sei, reichte doch ein Kap oder gar nichts...

    Die Haltestelle an der Münchner Straße soll laut Planunterlagen nur eine angehobene Fahrbahn für die Barrierefreiheit bekommen, also keinen "Ausbau" im Sinne einer großartigen Bestandsveränderung. Die Haltestelle ist natürlich günstiger gelegen, als wenn man erst den Nürnberger Platz überqueren müsste.

    Mehrfachhalte an der selben Kreuzung sind ja z.B. auch am Corolaplatz, Neustädter Markt und Lennéplatz zu finden. Warum man das so macht, erschließt sich mir ehrlich gesagt auch nicht - das kostet ja teilweise auch 1-2 Minuten.

    Man verfolgt seit Jahren den Ansatz, die Haltestellen beider Richtungen parallel anzulegen. Ansonsten müsste für jede Richtung die Haltestelle separat vor/nach der Kreuzung liegen. Das verlängert einige Umsteigewege und bedeutet mehr baulichen Aufwand. Die Mehrfachhalte erfolgen, weil man Haltestellen auf der Strecke nicht ohne Halt durchfahren will und eine Durchfahrt sowieso nur langsam erfolgen kann - das bedeutet in Summe in der Regel nicht viel mehr als eine Minute, meistens sogar weniger (zwei kurze Fahrgastwechsel statt ein längerer).


    Die Frage hier ist allerdings, wozu es die nordöstliche Haltestelle braucht. Für die geplanten Linien und auch alle gleisgeometrisch möglichen Relationen hätten Haltestellen in der Nürnberger Straße beidseitig des Platzes gereicht (zusammen mit der bestehenden in der Münchner Straße) - zugegeben mit Doppelhalt für eine zukünftige nicht abbiegende Linie (14). Ich vermute den Platzbedarf.

    Ich verstehe nicht, warum man die 7 über den Streckenabschnitt schickt bis es irgendwann eine Linie 14 geben wird.

    Es wäre doch besser die kaum ausgelastete 8 bis nach Wölfnitz oder gar Leutewitz über den neuen Abschnitt zu verlängern.

    Die 7 verkehrt bereits mit großen Fahrzeugen und die 8 müsste wahrscheinlich ebenfalls mit solchen verkehren, wenn sie den Verkehr von Löbtau zur Uni aufnehmen sollte. So viele große Fahrzeuge haben die DVB nicht Außerdem existiert dann mit der 7 die wichtige Direktverbindung von Gorbitz zur Uni. Die Linienführung über die Freiberger und Ammonstraße hat weniger Fahrgastpotential.

    Die Anbindung aus Prohlis/Reick soll ja die 9 bewerkstelligen, die 14 eine Durchgangslinie entlang der neuen Strecke werden. Die würde allerdings dann nur noch die 61 ablösen, die es bisher immer noch braucht. Zudem fehlt einer Linie 14 bisher der östliche Endpunkt (Blasewitz - ob die Strecke durch Striesen kommt, steht in den Sternen - oder wenigstens Gruna). Die 8 soll dann auch bis zur Wallstraße eingezogen werden.

    Die Frage ist doch eher, ob es Argumente dafür gibt.

    Sicher gibt's die und die werden z. B. auch in der Gestaltungsleitlinie (u. a. Kapitel D.18) ausführlich diskutiert. Es geht, wie immer, um eine Interpretation und Bewertung dieser Argumente. In/benachbart zu einem gründerzeitlichen Quartier überwiegt aus meiner Sicht die Kontinuität der Gestaltung wenigstens innerhalb einer Straße, und nicht ein fragliches ökologisches Argument, wenn ohnehin oftmals mehr Dachbegrünung versprochen wird, als nachher umsetzbar oder umgesetzt wird - zumal durch die großen umgebenden Grünflächen und die Nähe zur Elbe die Dächer eines halben Straßenzuges keinen hohen Zusatznutzen bzgl. Hitzeresilienz, Feinstaubbindung oder Biodiversität liefern.


    Wenn man allerdings eine traditionelle Architektursprache aus Gründen ablehnt, die argumentativ streitbar sind, lässt man sich eben nicht auf solche Diskussionen ein. Sollte ein Argument (wie angedeutet) der Wille des Bauherrn sein (mutmaßlich ein finanzieller Grund), muss man dieses im Rahmen der Bauleitplanung ganz klar dem Gemeinwohl (hier: Wunsch nach ansprechender Architektur, zum Ausdruck gebracht u. a. durch die Gestaltungsleitlinie) unterordnen.


    Im Übrigen gibt es Kombinationen von Mansarddach und Dachbegrünung, diese Diskussion ist also nicht einmal schwarz-weiß, sondern es gäbe von vornherein einen Kompromiss. Offenbar ist aber für manche Leute jeder einzelne Dachziegel des Teufels.


    Ja, aber das war nun mal die Prämisse dieses Entwurfs

    Was soll das denn für ein Argument sein? Ich hatte ja gesagt, dass mir genau das an dem Entwurf nicht gefällt. Nur, weil dieser nun gewonnen hat, ist doch konstruktive Kritik nicht auf einmal verboten, zumal die Kritik begründet ist, weil sich jedes Bauvorhaben und jedes Planungsverfahren eben an geltenden Maßstäben messen lassen muss. Die Aussage, dass die Grünfläche an der Erfurter fast alle Entwürfe für sakrosankt halten, zeigt doch, dass sich nur wenige Büros ausreichend Gedanken über eine entsprechende ästhetische Wirkung gemacht haben.

    Mich stört weiterhin die nicht ausgereizte urbane Dichte des Wohnquartiers an Erfurter und Leipziger Straße. Die großen Abstandsflächen zur breiten Leipziger Straße sind nicht notwendig, ebensowenig der größere "Park" an der Erfurter. Für ein Quartier in Laufnähe zur Elbe und zum überwiegend grünen Areal des Leipziger Bahnhofs ist genug wohnungsnahe "Erholungs-Grünfläche" (darum geht es bei der Argumentation pro Grünflächen ja vorwiegend).


    Mir hätte stattdessen das Aufgreifen der städtebaulichen Figur der Wohngebäude an der Erfurter Straße (oval-konkave Form) sehr gefallen; das hätte ein sichtbares Weiterbauen des Wohnquartiers bedeutet. Genauso hätte die Leipziger Straße gegenüber der Hafencity ein bauliches Pendant benötigt, denn jetzt franst dieser Straßen- und Stadtraum sehr aus. Das "Orangierie-Wäldchen" würde mit baulicher Fassung als naturnaher Park mehr hermachen.


    Ich sehe natürlich, wo das herkommt: Jeder auf Brachflächen wildgewachsene Baum, den man nicht mit den Händen umfassen kann, muss auf Teufel komm raus als "Biotop" erhalten werden, wofür man dann statt Stadtplanung Landschaftsplanung betreibt, und in Kauf nimmt, dass die Stadt sich nicht nur jetzt nicht verdichtet, sondern es auch in Zukunft nicht mehr kann. Dass die Abwägung dabei sehr schwierig ist und es Argumente für und wider beide Positionen gibt, ist mir klar, aber so fördern wir bei Wachstum der Stadt eher eine Ausbreitung statt Verdichtung, was u. a. auch eine geringere Wirtschaftlichkeit von ÖPNV in der inneren Stadt bedeutet. In diesem Areal ist die ganze Angelegenheit vielleicht nicht ganz so gravierend, aber das passiert ja allerorten.


    Ein lustiges, bzw. lächerliches Detail ist für mich die konkave Umbauung des zu erhaltenden Direktionsgebäudes Gothaer Straße 9 - das wird hoffentlich noch etwas respektvoller geplant. Insgesamt kommt hoffentlich endlich mal die Gestaltungsleitlinie zur Anwendung, u. a. gibt's kein Argument gegen Sattel- oder Mansarddächer zumindest entlang der Erfurter und Leipziger Straße und vor allem am Alexander-Puschkin-Platz, eigentlich auch am Alten Schlachthof entlang der Gothaer Straße.

    Tatsächlich, ich bitte um Entschuldigung. Ich hatte einen ähnlichen Bericht bzgl. Emerich-Ambros-Ufer im Kopf, den ich im Ratsinformationssystem gerade nicht finden kann (oder war's eine PM der Landesdirektion?), in dem/der auch von Grunderwerb und Bauvorleistungen die Rede war - auf die Schnelle hier der Artikel der SZ dazu. Jedenfalls soll für den Abschnitt am Emerich-Ambros-Ufer kein neues Planfeststellungsverfahren notwendig sein und die von dir beschriebene Baumaßnahme berücksichtigt die Planungen, die Raimundstraße für den MIV zu sperren, auch noch gar nicht. In Cotta soll demzufolge auch erst nach Fertigstellung der Baumaßnahme Hamburger Straße angefangen werden. Insofern ist die dann ausgebaute Lübecker/Cossebauder Straße auch eher Umleitungsstrecke für die Baumaßnahme Hamburger Straße.

    Naja, was heißt Umleitung; der Abschnitt soll ja durch die Maßnahme Äußerer Stadtring West entlastet werden, insofern ist für dessen Neubau keine Umleitung notwendig und es ist auch nicht mit mehr Verkehr während der Baumaßnahme zu rechnen. Ich nehme an, es geht um sonst konkurrierende Baustelleneinrichtungen bzw. übermäßigen Baustellenverkehr und dessen Auswirkungen, der sich auf die Genehmigungsfähigkeit auswirken würde.


    Ansonsten ist der (öffentlich zugängliche) aktuelle Stand zum Äußeren Stadtring West der Abschlussbericht zur Vorlage von Anfang 2023 (Direktverweis). Der Grunderwerb durch die Landeshauptstadt ist laut Themenstadtplan offenbar abgeschlossen.

    Oder denkt echt jemand, daß hier irgendwer mal mit dem ollen Bus fahren wird - ausser vielleicht mal die Kids, wenn sie zum Sport möchten.

    Naja, immerhin eine 60er-Buslinie, die im 10-Minuten-Takt die S-Bahn und die Innenstadt sowie fast alle Straßenbahnlinien anbindet. Das ist für ein Einfamilienhauswohngebiet nicht schlecht und ermöglicht Pendelwege mit dem ÖPNV und den Verzicht auf Zweit- und/oder Dritt-Kfz je Haushalt Weitere Pendelwege werden wahrscheinlich über die (sehr) nahe Autobahn verlaufen und wenigstens die Stadt nicht lokal belasten..


    Allerdings ist natürlich so ein Wohngebiet "im Grünen" ökologisch absolut fragwürdig, ästhetisch sowieso. Die Frage ist nur: wo, wenn nicht hier, sollte sowas sonst entstehen (außer "gar nicht", denn der Bedarf ist ja offensichtlich da)? Auf dem Land gibt's keinen so attraktiven ÖPNV und noch längere Pendelwege mit MIV.

    Elli Kny aber meinst du, dass die anfangs visualisierten Bäumchen auf dem Dach der "Stadthäuser", die, wie du richtigerweise sagst, vielleicht ein Zehntel der Fläche ausmachen, dann wirklich so einen Unterschied gemacht hätten? Greenwashing ist es ja nicht nur, wenn man Begrünung verspricht und sie dann nicht kommt, sondern auch, wenn sie umgesetzt wird und eine Wirkung vorgaukelt, die sie gar nicht erfüllen kann. Die Grünflächen um das hochversiegelte Gewerbegebiet herum haben doch aufs Mikroklima und die Biodiversität einen ungleich höheren Einfluss, als ein paar Kübelpflanzen, ein paar Quadratmeter Sedum-Teppich, oder die vertraglich geforderte "Herstellung des Straßenbegleitgrüns". Mit Dach- und Fassadenbegrünung entstehen ja keine Biotope, sondern Dekorationsobjekte. Da ist doch die Verhältnismäßigkeit von Anfang an nicht gegeben.


    Wenn man es ernst meinte mit Umweltschutz, Artenschutz, Klimaschutz und Verkehrswende, dann wäre die richtige Lösung doch das von mir weiter oben beschriebene urbane Stadtteilzentrum mit Straßenbahnanschluss und 15-Minuten-Stadt, aber da sind wir ja wohl sowieso einer Meinung.

    Ja, gab es, der beinhaltete allerdings nur Erschließungs-, Naturschutz- und Klimaschutzaspekte:

    Parallel zum Satzungsbeschluss ist der Abschluss eines städtebaulichen Vertrags vorgesehen.

    Über diesen Vertrag wird geregelt, dass die abgestimmte Freianlagen- und Erschließungsplanung einschließlich der Herstellung des Straßenbegleitgrüns und Finanzierung von Ersatzpflanzungen außerhalb des Bebauungsplangebietes und deren Pflege sowie externer Ausgleichsmaßnahmen zum Ausgleich des Defizits beim Schutzgut Klima umgesetzt werden. Es wird die Lieferzufahrt über die Michaelisstraße vereinbart. Darüber hinaus verpflichtet sich der Bauherr zur Durchführung artenschutzrechtlicher Ausgleichsmaßnahmen. Des Weiteren wird eine Regelung aufgenommen, wonach der Bauherr der Widmung der für die Erweiterung der Straßenverkehrsflächen an die Stadt zu übereignenden Teilflächen und der Übernahme von Dienstbarkeiten für den Bestand, die Betreibung und die Unterhaltung der zu errichtenden Lichtsignalanlagen im Bereich der neuen Grundstückszufahrten zustimmt.

    Schließlich werden in den städtebaulichen Vertrag Regelungen zur Umsetzung der Dresdner Energie- und Klimaschutzziele aufgenommen (Anschluss an Fernwärmeversorgung, Errichtung und Anschluss von Photovoltaikanlagen sowie Umsetzung von Bestandteilen eines Mobilitätskonzeptes mit dem Ziel der Förderung des Umweltverbundes).

    Das schlimme ist, dass sowas keine Konsequenzen hat. Die Lehre, die man daraus ziehen kann, ist, dass solche für Entscheidungen zentralen Punkte auch rechtssicher definiert werden müssen, also z. B. in Bebauungsplänen oder Verträgen mit den Bauherren. Hier war's ja noch nichtmal ein Visualisierungsschwindel (der auch oft genug vorkommt), sondern eine offene Verschlechterung nach Beschluss, und zwar nicht nur im Bezug auf Gestaltung, sondern auch auf angeblich ökologische Vorteile. Das ist entweder bewusstes Greenwashing oder Naivität - beides gleich schlimm und leider immer wieder zu beobachten. Wenn mit Dach-/Fassadenbegrünung und Holzhybridbauweise im Bezug auf Nachhaltigkeit argumentiert wird, ist also Vorsicht geboten - mal davon abgesehen, dass am Stadtrand die Dachbegrünung wohl auch kaum ökologische Vorteile gebracht hätte und dieser Aspekt für die Entscheidung unverhältnismäßig hoch gewichtet wurde.