Artenschutz heißt übrigens nicht, alles Natürliche zu erhalten, sondern vor allem Tötungsverbot und Ausgleichsmaßnahmen, was durch Auflagen (z. B. Fällungsverbot während der Brutzeit, Umsiedlungsnachweis vor Habitatzerstörung, oder Pflegeauflagen von zu erhaltenden Habitaten) und eine ökologische Baubegleitung erreicht wird. Die Einhaltung von Naturschutzgesetzen ist auch nicht optional, die Forderungen mancher sind also nicht einzelfallbezogen, sondern eher im Maßstab von Bundes- und Landesgesetzgebung oder eben juristisch relevant.
Dichte Bebauung und Artenschutz sind auch kein Gegensatz. Der Städtebau der Gründerzeit hat (wohl nicht als oberste Prämisse) auch für viele Tierarten günstige Verhältnisse geschaffen, u. a. durch das Anlegen von dichten kleinen Parks (große Bäume, Gebüsch, Mauern, etc.) und das Verbinden dieser Trittsteinbiotope durch Korridore von Straßenbaumreihen und auch durch die Bauweise (z. B. Habitat für Fassadenbrüter, Eidechsen). Wenn diese Lösungen häufiger und in Verbindung mit (zur Gründerzeit weniger üblichen) stark und divers begrünten Innenhöfen angewendet wird, braucht man sich um wegfallenden Wildwuchs auf Kriegsbrachen u. Ä. keine Gedanken machen. Im ärgsten Fall finden Höhlenbrüter und Fledermäuse in Nistkästen und Reptilien in angelegten Steinhaufen und Trockenmauern ein neues Domizil. Der Nachweis von Arten, die ausschließlich das durch eine Baumaßnahme gefährdete Habitat, und auch nur an dieser Stelle, bewohnen können, wie z. B. der Flussregenpfeifer auf einer Brachfläche, ist äußerst selten und selbst solche Arten müssen mit einem Ausgleichshabitat kein Hindernis für eine Bebauung sein.
In dem Zusammenhang kann man auch mal bei Bauvorhaben interessiert die Aufwendungen für Artenschutz studieren oder erfragen und überlegen, welche davon durch Anpassung der Bauweise anders erfolgen könnten. WDVS-Fassaden sind z. B. weder als Brut- noch als Nahrungs- oder Ruhehabitat für Vögel oder Eidechsen interessant und erfordern daher Ausgleichsmaßnahmen, bzw. bieten eben keinen zusätzlichen ökologischen Nutzen im Vergleich zu Gebäuden mit Gesimsen, Bossierungen, Naturstein, etc.