Beiträge von Civitas fortis

    Dass die Lingnerallee an der Sankt Petersburger Straße im "Nichts" enden würde, ist zwar beim Status Quo am Ring korrekt, aber diese Argumentation zugunsten der Bauflucht an der Herkulesallee macht sich hier zum Diener der Verschleppung einer umfänglichen städtebaulichen Lösung entlang des gesamten östlichen Rings und des Übergangs zur Pirnaischen Vorstadt insgesamt.


    Umgekehrt kann man nämlich auch feststellen: Die Herkulesallee führt am Großen Garten ebenfalls ins "Leere" - der repräsentative Eingang zum Großen Garten ist nunmal an der Hauptallee - mit Gastronomie und Blick zum Palais. Einzig die Parkeisenbahn würde sich über mehr Laufkundschaft freuen können. Zudem knickt die Blickachse der Herkulesallee an der Lennéstraße ab, aus dem Großen Garten entfallen die gepriesenen Blickbeziehungen zum Rathaus. Eine Bebauung der Lingnerallee bis zur Ecke Blüherstraße würde bei den Entfernungen auch nicht den Blick zum Rathausturm verstellen, sondern im Gegenteil aufwerten, vor allem bei einer Rekonstruktion der Eckbebauung.


    Warum also die Möglichkeit der Wiedergewinnung eines städtebaulichen Kleinods - der ehemaligen Johann-Georgen-Allee - ignorieren? Warum sie nicht als Anfang und Auftrag einer umfassenden Stadtreparatur im Bereich des gesamten östlichen Rings und der fehlenden Stadtplätze Pirnaischer, Georg- und Rathenauplatz wahrnehmen?

    Dass niemand ernsthaft den Status Quo am Georgplatz beibehalten will, scheint ja Konsens zu sein. Deshalb kann ich nicht nachvollziehen, wieso genau dieser Ist-Zustand als Begründung und Grundlage der Ausgestaltung dieses Gebäudes herangezogen wird ("Fassen des großen Platzes").


    Das, was dort geplant und gebaut wird, ist kein Wohnimmobilien-Investitionsprojekt, das häufiger mal den Eigentümer wechselt und bei dem bauliche Änderungen dabei gelegentlich möglich sind. Das wird ein von der öffentlichen Hand ausgeführtes und genutztes Projekt und wird schon aus diesem Grund für sehr lange Zeit unverändert Bestand haben.


    Ergo: Hier muss bei der Gestaltung eine irgendwann mögliche (und notwendige) Umgestaltung der Sankt Petersburger Straße berücksichtigt werden. Wenn der Georgplatz einmal eine sinnvolle Ausgestaltung und Größe erhalten wird, darf das Verwaltungszentrum kein Fremdkörper, oder - noch schlimmer - anspruchsloses Vorbild für die weitere Bebauung sein.

    Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum die kilometerlange Sichtbeziehung zum Rathausturm entlang der Herkulesallee so wichtig sein soll, zumal es einen leichten Knick am Beginn des Großen Gartens gibt, sodass das Rathaus aus dem Großen Garten gar nicht zu sehen ist.


    Selbst von der Lennéstraße aus würde eine Bebauung in Flucht der Lingnerallee die Sicht nicht großartig verändern. Erstens stehen dort Bäume, die mindestens so hoch wie 3 oder 4 Geschosse sind und zweitens lugt der Rathausturm durch die Entfernung trotzdem noch mit der Besucherplattform darüber: Google StreetView


    Das Argument mit der fehlenden Verlängerung durch die Moritzstraße ist zwar richtig aber nicht zu Ende gedacht: Es soll eine Verbindung von der inneren Altstadt zum Großen Garten entstehen. Ohne die Lingnerallee entlang des ursprünglichen Verlaufs (und idealerweise noch durch die Pirnaische Straße) bleibt es um den Pirnaischen Platz bei der aktuellen versperrten Situation (einerseits durch die Sankt Petersburger Straße, andererseits durch die durchgehende Bebauung entlang derselben), die Fußgängerströme müssen erst irgendwie zum Rathausplatz geleitet werden.


    Dass der westliche Teil zwischen Dorint-Hotel und Sankt Petersburger Straße nicht Teil des betrachteten Gebietes war, ist eigentlich ein Unding, hier muss im großen Umfang geplant werden. Die Entwicklung kleiner in sich abgeschlossener Teilgebiete bewirkt genau das: Abgeschottete Gebiete ohne städtebaulichen Zusammehang untereinander.


    Mein Vorschlag wäre ja gewesen, die historischen Straßenverläufe als Grundraster für neue Quartiere zu verwenden. Wenn die Herkulesallee unbedingt auf ganzer Länge unbebaut bleiben soll, gäbe es von mir aus eine große "Kreuzung" der beiden Alleen als zentralen Quartiersplatz zwischen Dorint-Hotel und Hygienemuseum. Es gäbe mit der "alten" Lingnerallee und der Pirnaischen Straße wunderbare natürlich gewachsene Verbindungen zwischen dem Pirnaischen Platz (und auch Alt- und Neumarkt) und dem Großen Garten. Statt konstruierter Sichtbeziehungen sollte die Architektur des Gebietes selbst genug interessante Blickbeziehungen hervorbringen. So würde das zum Beispiel aussehen (nur der westliche Teil des betrachteten Gebietes):



    Klar, "Klötzchenschieberei", aber was anderes wurde im Werkstattverfahren ja auch nicht gemacht - leider aber auf der sprichwörtlichen grünen Wiese, anstatt das urbane Gesicht der Stadt im Hinterkopf zu haben.

    ^ "flächenreiche Wohngesellschaften"
    Dazu eine Frage: Kennt jemand hier im Forum eine Karte/ Liste, auf der die Flurstücke der Gesellschaften (gern auch aller sonstigen Eigentümer) vermerkt sind? Die würde auch bei der Diskussion hier im Forum ungemein helfen.


    Im Themenstadtplan sind die Hauptsitze der Genossenschaften ersichtlich.


    Grundstückseigentümer sind im Grundbuch ersichtlich, dessen Einsicht aber nach § 12 GBO nur bei berechtigtem Interesse zulässig ist.


    Über die Websites der Genossenschaften lassen sich sicher mit etwas Aufwand deren Mietimmobilien und somit die zugehörigen Grund-/Flurstücke ermitteln.

    Ich frage mich, warum bei allen Planungen in der westlichen Seevorstadt zumindest öffentlich wahrnehmbar nirgends die Rede von zukünftigen Anpassungen der Infrastruktur die Rede ist. Meiner Meinung nach ist die aufgeweitete St. Petersburger Straße zwischen Georgplatz und Rathenauplatz das größte Hindernis für vernünftigen Städtebau in diesem Bereich.


    Die riesigen Flächen würden bei einer Verlegung oder perspektivisch sogar Verschmälerung (nach Verlegung der Bundesstraße) der St. Petersburger Straße so viel ermöglichen:


    • Wiedererstehung des gesamten Georgplatzes, des Pirnaischen Platzes und des Rathenauplatzes als Stadtplätze mit Verweilqualität und architektonischer Fassung
    • Bebauung des östlichen Rings zwischen Kreuzstraße und Rathenauplatz (ehem. Maximilians- und Moritzring) inkl. Rekonstruktion der Platzstruktur des Pirnaischen Platzes
    • Rekonstruktion oder Neubau in Anlehnung an die Originalbauten von Kreuzschule, Bürgerschule, Bebauung des westlichen Georgplatzes und der Bürgerwiese an der ehem. Einmündung Bankstraße


    Das wäre sogar alles ohne Abrisse möglich. Mit Abriss einiger Plattenbauten aus DDR-Zeiten wäre sogar noch mehr möglich:

    • Rekonstruktion von Pirnaischer Straße und Lingnerallee
    • Rekonstruktion von Marschallstraße (als sinnvolle Verkehrsverbindung in die Johannstadt) und Elbberg


    jeweils im Sinne von Rekonstruktion des Straßenraums und wo sinnvoll einzelner historisch wertvoller Gebäude, wie z.B. das Venezianische Haus und das Güntzbad.


    Kennt hier jemand Initiativen und/oder Fakten bzgl. Machbarkeit oder überhaupt der ernsthaften Beschäftigung mit diesem Thema?