Beiträge von Civitas fortis

    Auf die Materialien und v.a. Farben bin ich auch sehr gespannt, wobei der Verzicht auf plastischen Fassadenschmuck (z.B. fast alle Gesimse) erwarten lässt, dass man da viel sparen will. Und ob dann tatsächlich gestrichen wird, bzw. nicht doch wieder weiß-grau, ist eher fraglich, als wenn es strukturelle Fassadengliederungen geben würde.


    Ich finde die konsequente Weigerung, echte Dächer zu bauen, sehr bedenklich, denn diese würden so viel zu einem harmonischen Stadtbild beitragen. Nöfers Entwurf hatte wenigstens zu den Straßen hin auf diese Kontinuität gesetzt. Das helle Staffelgeschoss betont den abrupten Schnitt auch eher, als ihn neben den gründerzeitlichen Mansard- und Satteldächern zu "tarnen".


    Ich bin auch auf das Endergebnis gespannt. Solche riesigen Projekte von einem Investor mitten in der Stadt machen ja oft einen eintönigen Eindruck, aber hier bin ich auch weiterhin optimistisch. Immerhin kennt man an der Ecke ja nur den Vorzustand und auch dessen Vorzustand war ja, bis auf die Jahnstraße, nicht gerade urban.

    Ich glaube Du willst mich nicht verstehen.

    Ich glaube, es ist eher umgekehrt. Ich habe doch explizit geschrieben, dass so ein Wettbewerbsbeitrag sich an die Wettbewerbskriterien halten und natürlich auch wirtschaftlich und baurechtlich einwandfrei sein müsste, und keinesfalls dysfunktional. Es ginge dabei auch gar nicht um eine Umnutzung, weil es ja genauso ein Neubau wäre, der für seine neue Funktion konstruiert würde. Er hätte dann wahrscheinlich auch keine meterdicken ungedämmten Ziegelwände. Die andere "Fantasie" zeigt (auch, wenn es mir gar nicht gefällt), dass sowas nicht unmöglich ist. Aber das habe ich ja alles schon breit genug ausgeführt.


    Wenn man aufgrund einer persönlichen dogmatischen Abneigung gegenüber Rekonstruktionen an sich sowas als "Murks" bezeichnet, kann man sich damit wohl nicht sachlich auseinandersetzen. Tolle Beiträge in einer Diskussion sind für mich solche, die sich in sachlicher Art mit Argumenten begegnen, die verschiedene Aspekte eines Themas beleuchten.

    Sorry, aber dieses Projekt ist, so wie ich das mitbekommen habe durch eine rein private Initiative entstanden, weder der Bezirk noch der Senat haben grundsätzlich und aktuell überlegt, das Gelände des ehemaligen Bahnhofs zu bebauen!

    Dann hat es ja auch niemand abgelehnt und grundsätzlich kann mit einem Bebauungsplan immer noch definiert werden, was, bzw. in welcher Form etwas dort entstehen soll. Im Übrigen gibt es eine Initiative zur Rekonstruktion des Anhalter Bahnhofs.

    Welches Architekturbüro würde versuchen, seinen Entwurf in einen Einwurf eines anderen Architekten mit anderen Raumprogramm zu quetschen und nicht Nutzung, Typologie und Gebäudekubatur kohärent zu entwerfen?

    Keins, deswegen sollte meiner Meinung nach bei solchen Projekten die (Teil-)Rekonstruktion ja auch als gesetzter Beitrag in dem Wettbewerb betrachtet werden. Wer diesen entwirft, wäre die nächste Frage, aber bei solchen Wettbewerben geht es nicht um eine Bauzeichnung, also wird sich das Honorar dafür in Grenzen halten, d.h. das könnte die Stadt selbst beauftragen. Ob es das wert ist, müsste politisch entschieden werden.

    Wer sag denn, dass Rekonstruktionen nicht "viel" teuer sind?

    Warum sollten sie teurer sein? Sie sind genauso Neubauten, wie andere Entwürfe. Für sie gelten die gleichen gesetzlichen Vorgaben. Dass die Bauausführung deshalb an manchen Stellen nicht 1:1 wie vor 100 Jahren gehen kann, ist klar, aber das wird der Architekt im Bauplan berücksichtigen. Das ist aber keine zusätzliche Arbeit, denn den muss der Architekt bei einem Neubau ebenso machen, und zwar von Grund auf. Am Material kann es auch nicht liegen, denn andere Entwürfe verwenden auch "hochwertige" Baumaterialien.

    Das eine Rekonstruktion nicht gewünscht war, versteht sich von selbst

    Das ist deine Schlussfolgerung, aber wohl keine explizite Vorgabe im Wettbewerb gewesen. Falls doch, ist die Frage, von wem nicht gewünscht: von der Stadt als Veranstalter des Wettbewerbs oder vom Abgeordnetenhaus durch Beschluss. In letzterem Fall kann die Sache bereits abgehakt werden. In ersterem Fall nicht, denn dann kann darüber noch entschieden werden, falls es einen B-Plan gibt. Es muss nur ein Antrag gestellt werden.


    Nochmal: Ich beschreibe eine mögliche Veränderung solcher Gestaltungsprozesse, und nicht etwa irgendeine weltfremde dogmatische Haltung. Ich sage nur, was möglich und aus meiner Sicht von Vorteil wäre.

    Dein Vorschlag zur Rekonstruktion beinhaltet min. 60% der historischen Baukonstruktion - was sicherlich das Budget für das Exilmuseum um das 4-fache übersteigen würde. (Allein die tiefe Frontfassade der Halle, hatte das Bauvolumen des jetzigen Museums.) Abgesehen davon weiß ich nicht wie Du dir einen Museumsrundgang vorstellst, der in den "Sackgassen" der Seitenflügel endet.

    Mein Vorschlag ist gar keiner, es war nur eine beispielhafte Beschreibung. Insofern kann man auch keine vierfachen Kosten daraus ableiten (übrigens oft ein Trugschluss, dass Rekonstruktionen so viel teurer wären). Ein Museum muss zudem nicht immer einen Rundgang beinhalten, bzw. kann man auch in schmalen Räumen einen solchen einrichten. Es ist ja nicht so, dass dort, wie im U-Bahnhof, riesige Menschenmassen geführt werden müssen.


    So ein von mir angedeuteter Wettbewerbsbeitrag müsste natürlich die Vorgaben des Wettbewerbs einhalten, d.h. auch das Raumpogramm und alle heutigen Bauvorschriften beachten. Wenn dann tatsächlich dabei herauskommt, dass das nicht geht, ist das doch genauso ein Ergebnis, oder nicht?


    Dass eine Rekonstruktion nicht gewünscht war, lässt sich aus den eingegangenen Wettbewerbsbeiträgen doch gar nicht ableiten. Ein teilnehmendes Büro hätte die Rekonstruktion doch als Beitrag einsenden können.


    Der Vergleich mit der Frauenkirche hinkt übrigens gewaltig, denn dort gab es nie einen Wettbewerb und es war auch keine andere Nutzung geplant. Außerdem wurden selbst bei der Rekonstruktion der Kirche aktuelle Bauvorschriften eingehalten und auch sonst einige Dinge verändert (z.B. eine Fußbodenheizung eingebaut).

    Eine Rekonstruktion des Portalgebäudes und der beiden Seitenflügel, aber ohne der Bahnhofshalle (jedoch mit deren Hauptfassade) ergäbe eine Grundfläche von knapp über 4000 m² und wäre also, im Vergleich mit den Wettbewerbsentwürfen, nicht zu groß. Der Sportplatz müsste dabei ca. 25 Meter nach Süden verschoben werden, was bei einem Kunstrasenplatz kein Problem und auch nicht teuer ist, der muss eh alle 15-20 Jahre saniert werden. So wäre jedenfalls ein stadtbildprägendes Gebäude äußerlich wiedergewonnen. Wenn der Bahnhof nicht gesprengt worden wäre, gäbe es evtl. genau so einen (denkmalschutzverträglichen) Umbau zu einem Museum.


    Wäre diese Rekonstruktionsvariante als Wettbewerbsbeitrag eingereicht worden, würde die Diskussion wahrscheinlich nicht so dogmatisch verlaufen. Bei der Wiederbebauung der Flächen solcher identitätsstiftender Gebäude, die (teilweise) verloren gegangen sind, sollte die Rekonstruktion eigentlich immer als Variante betrachtet werden. Dann kann nämlich gleichberechtigt darüber diskutiert werden und wenn aufgrund dessen die Rekonstruktion ausscheidet, wäre das dann auch (obwohl schade) in Ordnung.


    Dass ein Bahnhof (teil)rekonstruiert wird, bedeutet jedenfalls nicht zwingend, dass er auch wieder so benutzt werden muss. Rekonstruktionen sind zudem genauso Bauvorhaben, wie andere Neubauten. Nach solchen Wettbewerben wird meistens ein (ggf. vorhabenbezogener) B-Plan verabschiedet und dann gibt es private Investoren, die daraufhin einen Bauantrag stellen. Da wird kein Steuergeld verschwendet. Ein Architekt liefert mit einem Entwurf auch nicht gleich einen Investor mit.

    Das ist wohl etwas überspitzt aufgefasst worden, das war nicht beabsichtigt. Mit meiner Beschreibung der Lage an der Strehlener Straße wollte ich ausdrücken, dass dort nicht unbedingt ein reines Gewerbegebiet hin muss, sondern dass sie sich für mehr als das eignet.


    Es gibt natürlich einen Unterschied, ob man über Produktionsstätten, wie die Chipfabrik von Bosch, oder um innenstadtnahe Büroräume spricht. Erstere Gewerbe gehören natürlich in Industriegebiete, die alleine schon wegen der Lieferwege bevorzugt außerhalb der Innenstadt und an Verkehrswegen (Autobahn, Bahnstrecken, etc.) angesiedelt werden sollten. Das betrifft auch Tankstellen und Feuerwachen, usw. insoweit, als sie nicht mitten in (auch) zum Wohnen oder Aufhalten genutzten Gebieten vorgesehen werden sollten, sondern z.B. an Ausfallstraßen.


    Büros von Dienstleistungsbetrieben (z.B. Kanzleien, Designagenturen, Versicherungsmakler, etc.), können aber in gemischten Gebieten wunderbar mit Wohnnutzungen und Einzelhandel/Gastronomie harmonieren und so auch in der Innenstadt bestehen. Dadurch gibt es auch tagsüber, wenn die Bewohner auf Arbeit sind, Bedarf an Einzelhandel und Gastronomie vor Ort, sowie auch in Randzeiten, wenn der Bedarf privater Natur ist. In einem reinen Büro-Park muss es dann z.B. entweder eine Kantine geben oder in der Mittagspause wird woanders hin gefahren, um zu essen.


    Wie gemischte Nutzung heutzutage funktionieren kann, sieht man z.B. am "Haus am Schauspielgarten", wo im Erdgeschoss ein Supermarkt eingezogen ist (auch wenn die Architektur hätte besser sein können und die Schaufenster nicht verklebt sein müssten), der ansonsten ja auch "auf der grünen Wiese" in irgendeinem Industriegebiet hätte entstehen können. Wenn es momentan nicht so einen großen Bedarf an Wohnraum geben würde, hätte man sicher auch in einer Etage Büroräume vorgesehen, wie das z.B. auch in der Weißen Gasse in den 50ern gemacht wurde und sogar in Gorbitz auf der Braunsdorfer Straße in den Plattenbauten, wo die Erdgeschosswohnungen von Arztpraxen, Büros und Geschäften belegt waren.


    Die autogerechte Stadt ist ja nicht durch natürliche Entwicklung der Nutzungstrennung entstanden, sondern wurde zusammen mit dieser so geplant - und das hat sich eben als nicht nachhaltig herausgestellt. Mobilität ist natürlich wichtig, aber in der Innenstadt sollten kurze Wege ermöglicht werden, was die autogerechte Stadt absichtlich verneint und die Möglichkeit verweigert, Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den Öffentlichen zu erledigen, weil die Verkehrsflächen vorrangig für MIV ausgelegt sind. Wer bei Bosch arbeitet, soll natürlich auch mit dem Auto hinfahren können. Es geht aber überhaupt um die Möglichkeit, in 100 Meter Entfernung zum Wohnort zu arbeiten, einzukaufen usw., ohne erst irgendwohin fahren zu müssen. Im Übrigen ist auch bzgl. der Architektur diese kleinteilige Parzellierung und Mischnutzung vorteilhaft, denn das schafft Abwechslung und verhindert überdimensionierte und langweilige Baukörper.


    Wenn um 1900 im EG eine Bäckerei einzog und der Geselle evtl. mit einem Lastenfahrrad das Mehl vom Großmarkt am Bahnhof Mitte holte, und die Bewohner der umliegenden Straße auf dem zu Fuß oder per Straßenbahn zurückgelegten Nachhauseweg von der Arbeit dort einkauften, klingt das für mich genau nach der Verkehrswende und dem Nachhaltigkeitskonzept für die Stadt, das heute doch überall gepriesen wird. Das Vorbild des Städtewachstums um die Jahrhundertwende ist nämlich genau aus diesem Grund ein solches: Weil es kaum private PKW in der Stadt gab, hat die Stadt ohne selbige funktioniert.

    Damit hätte man sich z.B. auch das jahrelange Theater um die Spurstreichung auf der Albertstraße sparen können.

    Und am Zelleschen Weg ebenso, allerdings liegt die Betonung dabei auf "hätte", denn diese Fakten sind allen Beteiligten bekannt gewesen. Es wurde aber teilweise rein populistisch "argumentiert", v.a. von einem Herrn Zastrow, der nicht müde wird, von "Straßenrückbau" in Dresden zu sprechen, dabei aber keinerlei Gegenvorschläge für eine gerechtere Verteilung der Verkehrsflächen macht.


    Ich verstehe auch die Argumentation der Grünen, den Neustädter Markt unbebaut zu lassen, als populistischen Winkelzug. Denn nachhaltig wäre es, Wohnungen und Gewerbe innenstadtnah wieder verdichteter anzusiedeln, um Verkehr zu vermeiden und lokale Wirtschaft zu fördern. Dazu gehört auch ansprechende, hochwertige Architektur. Und auch im Gemeinwohlsinne wäre es, sich nicht einseitig hinter ein paar Anwohner zu stellen, die um ihre billige Miete bangen, nachdem die Bürgerbeteiligung, mit der man sich so groß brüstete, etwas anderes ergeben hat. Das bestehende "Ensemble" zu erhalten und dafür mal schnell (jetzt endlich) die Brunnen zu sanieren, ist dabei doch nur ein Feigenblatt.

    Ein solches monofunktionales Gebiet ist eben leider nach Feierabend und am Wochenende tot, das ist ein Aspekt der "modernen" autogerechten Stadt, in der Funktionen strikt räumlich getrennt sind.


    Die Lage ist dort nicht schlechter als z.B. im Hecht, wo auch die Bahn direkt angrenzt. Man ist im Nu am Hauptbahnhof, auf der Prager Straße und im Großen Garten - was will man mehr? Blockrandbebauung mit funktionaler Durchmischung ist also auch dort sinnvoll. Die Innenhöfe wären ruhig und privat. Kleingewerbe und Gastronomie in den Erdgeschossen würde dort ganztägig und auch am Wochenende Belebung schaffen. Kleine parkähnliche Plätze schaffen Verweilqualität. Schöne Architektur lockt auch Besucher an. Zudem ist die Uni nahe, ein perfektes Studenten-Wohngebiet also.


    Das ganze Viertel war vor dem Krieg dicht bebaut und hatte städtebaulich und architektonisch genauso viel zu bieten, wie z.B. die Antonstadt (vulgo "die Neustadt"). Die dichte Bebauung direkt am Bahndamm wirkte ganz einfach auch schallschluckend. Heute hört und sieht man die Güterzüge bis zur Reichenbachstraße hinauf.


    P.S. Hier eine historische Ansicht des zentralen Lindenauplatzes

    Ob eine vollausgelastete zweispurige Straße so viel besser ist als eine teilweise ausgelastete vierspurige, bezweifle ich.

    Ich nicht, denn mehr Verkehrsflächen ziehen nachgewiesenermaßen mehr Verkehr an. Außerdem geht es bei der Auslastung vorrangig um die Knotenpunkte und der fällt mit der Sperrung der Augustusbrücke am Neustädter Markt ja vollständig weg.


    Tunnelrampen zerstören ein Stadtbild und bilden eine Barriere für querenden Verkehr (Fahrrad, Fußgänger, etc.). Außerdem sind Tunnel extrem kostenintensiv bei der Wartung. An den Stellen, wo die Tunnelrampen entstehen müssten, gibt es dazu Engstellen (Jägerhof) und die Straßenbahntrasse wird weiterhin überirdisch geführt werden. Außerdem muss z.B. für Rettungsfahrzeuge weiterhin eine oberirdische Anbindung gegeben sein, d.h. die Tunnelrampen benötigen zusätzliche Fläche.


    Oberirdische Verkehrsflächen können auch von Radfahrern und Fußgängern genutzt werden, da kommt es nur auf das Kreuzungslayout an. Der Carolaplatz ist völlig unnötig so groß. Eine Bündelung der Verkehrsflächen in eine "normale" Kreuzung würde viel Platz für andere Flächen oder Bebauung freigeben.


    Gegen einen Tunnel spricht so viel, dass der meiner Meinung nach, da sind wir uns ja einig, sowieso nicht kommen wird.

    Wenn man an der Stelle das Verkehrsproblem überhaupt lösen will, dann geht es halt nur mit einem Tunnel.

    Das möchte ich stark bezweifeln. Auf der Köpcke- und Großen Meißner Straße werden ca. 10.000-14.000 Fahrzeuge pro Tag gezählt (siehe hier). Nach der Verlegung der B 170 über die Nürnberger Straße, das Emerich-Ambros-Ufer und die Washingtonstraße wird der Durchgangsverkehr dort nochmal erheblich zurückgehen. Die Zählwerte scheinen außerdem noch nicht vollständig die Schließung der Augustusbrücke zu berücksichtigen, also nochmalige Verringerung zu erwarten. Der Straßenzug kann also problemlos kapazitiv eingeschränkt werden und das ist genau das, was mit der Planung am Neustädter Markt einher ging.


    Mit einer schmaleren Straße ist auch der bisherige Platz mit den Brunnen überdimensioniert. Das "Ensemble" stammt aus der Zeit der autogerechten Stadt, die dort - zurecht - verworfen wird. Also kann und sollte auch die Bebauung auf der Platzfläche wiederkehren.


    Dort ernsthaft einen Tunnel zu wollen - neben Hochstraßen die teuerste und hässlichste Variante der autogerechten Stadt - lässt einen doch nur den Kopf schütteln.


    Ganz nebenbei: Die Verlegung der Bundesstraße ermöglicht auch die Verlegung und Verschmälerung der Sankt Petersburger Straße und eine genauso dringende städtebauliche Neuordnung des gesamten östlichen Rings und der Pirnaischen Vorstadt zwischen Georgplatz und Carolabrücke. Die historischen Verläufe der Straßen sind, hier wie dort, der Schlüssel zu einem urbanen und authentischen Stadtbild.

    Darf der Parkplatz gegenüber eigentlich immer noch nur von Stadiongästen zu Dynamo-Heimspielen benutzt werden (was diese aber meist gar nicht tun)? Spätestens mit der Posse ist doch das Gebiet dort ästhetisch völlig verloren. Ich hatte mich damals schon über die miese fehlende Architektur der Feuerwache geärgert. Dort hätte trotz Bahnstrecke ein wunderschönes gemischtes Gebiet hingepasst, das ein Auftakt für eine Verbesserung von "Platten & Baracken" bis zur Reichenbachstraße hätte sein können. Stattdessen wurden aber nur die Lücken mit Einheitswürfeln gefüllt. So stehen die guten Ansätze einer Neubebauung (Verkehrsingenieurschule und Studentenwohnheim) nach wie vor bezuglos zwischen Betoneinerlei, weil man sich lieber architektonisch an den Platten orientiert.


    Ergo: Jeder Neubau müsste dort eine qualitative Steigerung sein, wenn man noch irgendwas retten will.

    Danke, ich hatte nicht erst recherchiert, ob eine solche Satzung dort besteht.


    Das heißt dann wohl tatsächlich, dass das Gebäude so genehmigt wurde. Eine Baugenehmigung ohne Prüfung im Bezug auf die Erhaltungssatzung wäre nämlich ebenso ein Skandal. Da müsste man sich eigentlich mal an den Stadtrat seines Vertrauens wenden, damit da wenigstens mal nachgefragt wird und ein Bewusstsein entsteht, dass Verbesserungsbedarf besteht.

    Zur Rechtsprechung zu § 34 (1) BauGB: https://dejure.org/dienste/lex/BauGB/34/1.html


    Die Hürden sind ja schonmal folgende:

    1. Nur wer betroffen ist, kann klagen.
    2. Der Kläger muss einen Gesetzesverstoß beweisen.

    Da kommen dann solche Leitsätze:

    Im Rahmen des § 34 Abs. 1 S. 2 Hs. 2 BauGB ist nicht jedes Ortsbild schützenswert. Das Ortsbild muss vielmehr eine gewisse Wertigkeit für die Allgemeinheit aufweisen, die dem Ortsteil eine aus dem Üblichen herausragende Prägung verleiht.

    Viel Spaß, das objektiv in Gutachten zu beweisen.


    Deshalb ist es so wichtig, im Vorhinein sowas entweder auf rechtlich einwandfreiem Weg (z.B. durch Gestaltungs- und Erhaltungssatzungen) oder durch Einsicht des Bauherrn (Gespräche, etc.) zu verhindern. Die Frage ist nur, wer das machen soll ...

    Ganz schön wenig Variation im Baustil, wenn man bedenkt, dass die Gebäude an der Seestraße schon 20 Jahre alt sind. Dass die Bebauung dort jetzt endlich geschlossen wird und vielleicht noch, dass sie Dächer hat, sind die einzigen positiven Dinge an dem "Viertel".

    Heute Nachmittag konnte ich den Artikel trotz "Plus"-Markierung trotzdem lesen, jetzt aber nicht mehr. Die Umfrage steht am Ende des Artikels, also wohl nur für Abonnenten, ja. Wahrscheinlich gibt's in den nächsten Tagen einen weiteren Artikel, der das "Umfrageergebnis" präsentiert, das war schon öfter so - mal schauen.

    Kurze Zusammenfassung dieser wunderbaren Nachricht:

    • Wießner "[...] möchte das Venezianische Haus gern wieder aufbauen und der Stadtgesellschaft dieses Kleinod zurückgeben", schreibt die Sächsische Zeitung
    • Er ist im Gespräch mit Stadtplanungsamt und Stadtratsfraktionen
    • Ein "moderner Neubau" wird mit geplant, weil "[...] die Dresdner Stadtplaner vor allem Wert [darauf] legen", schreibt auch die Sächsische Zeitung mit dem Verweis, dass Herr Wießner damit selbige für das Projekt gewinnen möchte - ein Satz, den man sich mal auf der Zunge zergehen lassen sollte. Man muss wohl solche Kröten schlucken, um so ein Projekt zur Akzeptanz zu bringen
    • Grundrisse und Pläne seien vorhanden, sodass eine originalgetreue Rekonstruktion möglich wäre
    • Laut Wießner sollen in dem Haus auf 20 % der Fläche ein Kreativzentrum und sozial geförderter Wohnraum entstehen, auf der restlichen Fläche Lofts und ein "Künstlerhotel" analog des Berliner "Künstlerheim Luise"
    • Die Kosten schätzt Wießner auf ca. 12 Mio. Euro, die er nach eigener Aussage finanziert bekomme
    • Das Erdgeschoss würde hochwasserangepasst ausgeführt werden, entweder "durchflutbar" oder "mit Schotten"; Verkehrslärm von der Carolabrücke könne man mit Schallschutzfenstern begegnen
    • Die Fläche gehört der Stadt, die dort noch nichts plant
    • Stadtrat Wirtz (LINKE) will einen Antrag im Stadtrat einreichen, um die Pläne prüfen zu können
    • Die Umfrage unter dem SZ-Artikel war vor ein paar Stunden bei 73 % dafür, jeweils 14 % dagegen oder unentschieden

    Wer in der Jury saß [...], wurde mir nicht erläutert.

    Das stimmt so nicht ganz, ich meinte nur, dass keine Namen genannt wurden. Die Jury bestand ...

    Zitat von WiD Wohnen in Dresden GmbH & Co. KG

    [...] aus Vertretern des Stadtplanungsamtes, des Stadtrates, der Gestaltungskommission der LHD sowie der STESAD GmbH [...]