Ich versuche meinen Punkt auch nochmal ausführlicher zu erklären. Diese ganzen sozialen Nutzungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum (Sport und Spiel, Begegnungsorte, usw.) brauchen einen Impuls, die werden nicht von selbst nachgefragt und sind für sich erstmal weder wirtschaftlich, noch decken sie einen unmittelbaren Bedarf. Den gäbe es, wenn die Anwohner sowieso im Quartier unterwegs sind, weil sie Sowieso-Bedarfe erfüllen (Einkaufen, zum Friseur, zum Bäcker, ins Café, usw.), die sich bei entsprechendem Potential (s. Größe des Quartiers) wirtschaftlich selber tragen können, ohne dass es eine koordinierende Instanz braucht.
Klar kann man als Kommune Quartiersmanagement machen oder Geld für Parks, Trimm-Dich-Pfad, Spielplatz, Abhäng-Ecken, usw. ausgeben; vielleicht wird es sogar genutzt. Man kann auch Straßenfeste organisieren oder einen Nachbarschaftstreff betreiben. Aber es ist immer nur ein Angebot ohne Substanzgarantie, weil die Leute sich eben auch trotzdem fürs Daddeln, Fernsehen, oder mit dem gefühlt notwendigen Auto woanders "hochwertigere" soziale Angebote in Anspruch nehmen entscheiden können und werden. Gäbe es hingegen eine Grundfrequenz an öffentlichen Erledigungen (eben durch Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen, etc.), halten die Leute sich automatisch mehr im öffentlichen Raum ihrer Umgebung auf und entwickeln dadurch Bedarfe, in diesem Umfeld überhaupt auch soziale Tätigkeiten zu tun.
Einfaches Beispiel: Wenn es eine Bar gibt, wo man abends sitzen kann, entsteht evtl. der Bedarf, auf dem Rückweg noch in einem Park zu sitzen. Wenn es einen Kiosk gibt, wo man sich abends noch eine Cola holen kann, entsteht vielleicht der Bedarf, die auch noch beim Abhängen und Quatschen an der Tischtennisplatte zu trinken. Wenn es einen Bäcker oder ein Café gibt, wo man sonntags Kuchen oder Eis kaufen kann, entsteht der Bedarf, sich damit auf einem Spielplatz mit den Kindern eine Weile hinzusetzen. Wenn es einen kleinen Laden für den täglichen Bedarf gibt, überlegt vielleicht mancher, zum Einkaufen nicht mehr so oft woanders hin zu fahren, vielleicht sogar aufs Auto zu verzichten. Wenn man für all das aber aus dem Quartier raus muss (und dann auch noch so weit weg, dass man fahren muss), fragt keiner nach einem Park, einem Spielplatz, etc.
Man braucht sich ja nur mal angucken, wo es schwierig ist, solche Angebote aufzubauen. Es sind v. a. die monofunktionalen Wohngebiete, wo es Initiativen und Programme braucht, um "Leben" ins Viertel zu bringen, bzw. Missstände abzumildern (da kommt noch eine andere Kausalkette dazu). Auch dort fehlen Einrichtungen, die Sowieso-Bedarfe decken, bzw. sind die dann nur konzentriert in den Einkaufszentren, wo dann auch abgehangen, sich getroffen, und oft genug mit dem Auto hingefahren wird. Dort, wo es soziale Angebote vor Ort trotzdem gibt, ist das dem ehrenamtlichen Engagement Freiwilliger zu verdanken, die Gruppen, Veranstaltungen, Aktionen initiieren. Aber die müssen die Zielgruppe immer selber aus dem Haus locken.