Beiträge von Civitas fortis

    Wichtig wäre zB mal ein Leitungsplan von irgendeiner Stelle - zB vom Rathenauplatz oder gerne vom Pirni-Platz. Kommt da jemand mal ran?

    Das Leitungskataster ist leider nicht im Open-Data-Portal enthalten, d. h. da muss man wohl selber Auskunft beantragen, sofern man berechtigt ist.


    Bei den letzten Offenlagen der B-Pläne im Robotron-Areal waren auch kombinierte und einzelne Lagepläne der Medien enthalten, die sind aber nicht mehr online. Ich habe sie mir lokal gesichert gehabt, aber der Pirnaische Platz ist nicht mit drauf.

    Vergleichbar mit Dresden ist das aber auch nur bedingt, denn in Dresden soll es zwar dichter, aber auch nicht zu dicht werden. Ich wünsche mir einen urbanen Stadtraum, der Altstadt und Vorstadt verbindet, aber auch einen hochwertigen Grünraum als Teil des Altstadtringes, der aber mehr als nur eine Allee mit Begleitgrün ist.

    Und dass genau das kein Konsens ist, ist das Problem. Hier geht es nicht um ein bisschen Kosmetik neben einer Straßensanierung, sondern um Stadtumbau im großen Maßstab - also um's Grundsätzliche. Das darf keine reine Verwaltungsaufgabe sein, bzw. nicht ohne die Bevölkerung und externe Experten einzubeziehen. Hier wird ein sehr zentraler Stadtraum in fast einzigartiger Ausdehnung und Lage betrachtet, und nicht irgendeine Fläche in der Peripherie. Was hier geplant und umgesetzt wird, wird also ewig Bestand haben. Da sollte man schon mal nachfragen, ob das, was angeblich konsensual "werden" soll, überhaupt eine entsprechende Reputation hat, oder ob ein Zustand, der bereits "ewig" bestand, bzw. bestanden hätte, nicht ebenso berechtigt wäre, diese ungeheure städtebauliche Lücke zu füllen und damit einen großen Teil des Stadtkörpers zu definieren.


    Mag sein, dass es eine hervorragende Lösung gibt, die nichts mit dem historischen Stadtgrundriss zu tun hat - von mir aus! - aber Ideen von Studenten (ich vergleiche mal meine Ideen und Erfahrungen als Student mit denen nach einigen Jahren Berufserfahrung - nichts für ungut, aber in diesem Stadium der Karriere ist man vielleicht nicht immer der beste Ratgeber) als einzige Grundlage für ein dann reines internes Verwaltungsverfahren zu verwenden, und andere Stimmen vollständig zu ignorieren, bzw. gar nicht erst nach solchen fragen zu wollen, finde ich der Aufgabe nicht angemessen.


    Arwed ich finde deine Beiträge leider manchmal etwas ... uneindeutig oder widersprüchlich. Einerseits bist du "wirklich offen" bzgl. des Ergebnisses, andererseits kommen von dir immer wieder Zaunspfähle gegen alles, was mit "Rekonstruktion" auch nur im entferntesten zu tun hat, oder was von jemandem geäußert wurde, der Rekonstruktionen positiv gegenüber steht. Einerseits findest du gute Beispiele, wie Ulm, andererseits willst du sie nicht gelten lassen, weil angeblich andere Ziele verfolgt werden sollen, während wir ja eigentlich bei dieser Frage ganz am Anfang stehen. Einerseits siehst du die Art und Weise der Planungen bisher als ausreichend an, andererseits beschreibst du, dass diese Planungen aber (vielleicht wegen der Art und Weise?) nicht durchsetzungsfähig sind. Einerseits fragst du nach objektiven Vorteilen für meinen Vorschlag, andererseits willst du sie nicht anerkennen, weil du irgendwelche Zwangspunkte siehst, die ja eigentlich erst diskutiert werden sollen.


    Daher mal meine ganz offene Frage: Hast du selbst eine einigermaßen konkrete Vorstellung, wie dieser Stadtraum am Ende aussehen sollte, bzw. kannst du einzelne Aspekte dazu mal detaillierter formulieren? Oder kannst du Aspekte der verschiedenen Vorschläge, die es ja bisher schon gab, bzw. die gerade entwickelt werden, nennen, die dir besonders sinnvoll, bzw. überhaupt nicht sinnvoll erscheinen? Ich würde gerne versuchen, deinen Standpunkt besser zu verstehen, da du ja nicht völlig fachfremd zu sein scheinst und ich deine Reaktionen von der Art und Weise her - ich sage mal - wohl nicht unrepräsentativ sind.

    Gut, dann kopiere ich mal hierher. Ziele des Entwurfs waren wohl:

    • Wiedervernetzung mit der Stadt
    • Stärkung von Blickbeziehungen zu Yenidze und Japanischem Palais
    • Einbindung des Hauses der Presse (das sich als, Zitat, "ignoranter" Solitär gegenüber der Umgebung verhalte)
    • Einfügen einer Straße in Anlehnung an den Vorkriegs-Stadtgrundriss sowie eines zentralen Platzes
    • Zur Eckbetonung höchstens 29 Meter hohe Gebäude
    • Ersatz der Flachbauten rund um SZ- und MoPo-Gebäude durch höhere Anbauten

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    Bildnachweis: Rene Meinig in: Sächsische Zeitung


    Anmerkungen der Gestaltungskommission:

    • Weniger Zersplitterung, mehr urbane kompakte Dichte - u. a. stärkere Schließung des Platzes
    • Begrenzung des Weges Richtung Yenidze mit einem Pavillon
    • weniger sichtbare Integration von Tiefgarageneinfahrten
    • erneute Vorstellung in der Gestaltungskommission sowie Aufstellung eines B-Plans
    • Stadtrat Stefan Engel (SPD) wünschte sich "mehr Behutsamkeit [...] mit dem Bestehenden" im Bezug auf die Flachbauten
    • Berücksichtigung, dass nebenan beim einst geplanten Landesbehörden-Neubau 29 Meter als zu hoch eingeschätzt wurden

    Meine Einschätzung:

    Auffällig ist mal wieder der Verzicht auf Bebauung in/an wilden Grünflächen. Eine Bebauung entlang der Könneritzstraße sollte bei einer Verdichtung eigentlich gesetzt sein. Die Straße, das Eisenbahnviadukt und der Bahndamm sind eine breite Schneise, die enger gefasst gehört. Das war schon vor dem Krieg nicht vollständig gelungen, war aber bereits geplant und entsprechend parzelliert:

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    Bildnachweis: © Deutsche Fotothek / Hahn, Walter Lizenz: Rechte vorbehalten - Freier Zugang.

    Die Grünfläche am Brückenkopf verträgt aufgrund ihrer Größe eine Bebauung entlang der Straße sehr wohl, der Großteil der zu erhaltenden Bäume wäre nicht beeinträchtigt und könnte dahinter bestehen bleiben - das war damit gemeint.


    Bzgl. Dichte kann man schon noch Abstufungen sehen. Braucht es so viele Durchgänge? Muss der Platz so offen gestaltet sein? Gerade letzteres entsteht aus dem unbedingten Freihalten von Sichtbeziehungen, die teils fraglich sind (z. B. unter dem Vordach des Kongresszentrums hinweg und durch Bäume über die Elbe zum Japanischen Palais). Wie auch Prof. Lorch meinte, kann man sich das aus meiner Sicht sparen, das kommt auf die Entfernung eh nicht wie beschrieben zur Geltung. Dann lieber klare Platzkanten und weniger Abstandsflächen.


    Der Teil, auf dem das Behördenzentrum geplant war, ist ja rechtskräftiger separater B-Plan, deswegen lässt sich das wohl erstmal nicht gleich wieder anfassen. Das ist aber auch der dichteste und städtebaulich am klarsten konturierte Teil des Gebiets.


    Die Schließung des Blocks der MoPo sehe ich eigentlich als zwingend an, auch wenn das wohl mit Kritik bedacht wurde. Aber dieses angebliche "Ensemble" aus Hochhaus, Flachbauten und Bürozeile trägt städtebaulich wenig zum Raumgefühl bei. Eine Bebauung der Ecke zur Ostra-Allee würde die (leider) denkmalgeschützte Wiese vor den Theaterwerkstätten wenigstens als Solitär auf der Straße herausstellen und der Ostseite der Ostra-Allee etwas den Gewerbegebiets-Charakter nehmen, den sie hier ausstrahlt. Der Bestand an der Maxstraße und der dreieckige Hotelblock bedingen hier beiderseits des Hauses der Presse ein Pendant jeweils bis zur nächsten Einmündung.

    • Eine Offenlegung des Kaitzbaches und eine Neuordnung der Knotenpunkte, u. a. mit Einordnung einer Straßenbahntrasse über die Pillnitzer Straße, sowie der Anbindung einer neuen Brücke bewirken aus meiner Sicht ohnehin umfassende Umbauarbeiten, sodass die Medien sowieso angepasst werden müssen. Zudem müsste so ein Umbau auch nicht sofort im kompletten Umfang geschehen. Eine Baufeldfreimachung für Promenadenring und die Ringbebauung wäre vorerst ausreichend.
    • Es würden Umlegungsverfahren entfallen, siehe aktuelle Flurstückzuschnitte. Ein Verkauf, bzw. eine Vergabe nach Erbbaurecht könnte also schneller beginnen.
    • Im Untergrund wird man Fundamente, Teile der Stadtmauer, etc. entlang des historischen Grundrisses vorfinden; bei einer Bebauung oder Verlegung wird man darauf also sowieso Rücksicht nehmen müssen.
    • Die Führung des Promenadenrings mit offenem Kaitzbach entlang der ehemaligen Stadtmauer ergibt städtebaulich, historisch, ästhetisch und auch verkehrlich Sinn, da bei einer geraden Führung mit konstanter Breite die Straßenbahntrasse, der Kaitzbach, sowie der Promenadenring problemlos eingeordnet werden können und keine toten öffentlichen Räume entstehen, wie bei den derzeitigen Dreiecksflächen zwischen Petersburger und der alten Baulinie Reichsbank-Landhausstraße.
    • Die ursprüngliche, heute "schräg" erscheinende Führung würde eine Fassung des Pirnaischen Platzes mit Bebauung vor dem Hochhaus ermöglichen und somit einen echten Stadtplatz mit geschlossenen Platzwänden entstehen lassen. Derzeit fasert die Platzfläche zum Hochhaus hin aus, welches durch den vorgelagerten Flachbau nicht als Teil des Platzes wirkt. Es entstehen damit auch zusätzliche Bauflächen zwischen Grunaer und ehemaliger Serrestraße.
    • Gleiches am Rathenauplatz: der Platenbauriegel ("Carolinum") wird ja bestehen bleiben, d. h. die Platzöffnungen würden kleiner, der Platz besser gefasst, urbaner Städtebau durch weniger Abstandsgrün erreicht - evtl. könnte im Hochparterre an der Ecke des Carolinums perspektivisch auch eine öffentliche Nutzung eingeplant werden (Läden, Gastronomie, etc.) - der Platz hätte insgesamt eine engere Anbindung an die Innere Altstadt einerseits, sowie an ein sich entwickelndes Quartier nördlich der Pillnitzer Straße andererseits.
    • Nicht zuletzt geht es um Adressbildung - ein Kopfbau und eine engere Fassung der Plätze bewirken eine einzigartige Identität der Orte, die zudem die wichtige geschichtliche Bedeutung hervorheben würden - diesen Aspekt würde ich nicht unterschätzen. Wie schwer sich neue Konzepte bei der Akzeptanz und Attraktivität im Vergleich zu vorherigen städtebaulichen Situationen tun, sieht man am Postplatz, Wiener Platz, sowie überall dort, wo nach dem Krieg große Räume ohne viele Funktionen entstanden und vorher das Leben pulsierte - z. B. Ammonstraße, Budapester Straße, Grunaer Straße, Lingnerallee, Georgplatz, usw.
    • Ich sehe hier sogar einen denkmalpflegerischen Aspekt, denn der Promenadenring hat ja bzgl. der zunächst angelegten Gärten im Bereich des alten Stadtgrabens und der daraus entstandenen Ringgestaltung einen klaren historischen Bezug.

    Inwieweit man den alten Stadtgrundriß aufnehmen könnte, sollte geprüft sein, aber um den Pirnaischen Platz mit seinen heutigen Wänden wird das glaublich für recht ausgeschlossen gehalten im SPA. Das hat ja alles diverse Gründe, der ganze Untergrund ist noch voller wichtiger Leitungen, welche verlegt werden müßten.

    Die immer wieder genannten "Leitungen" sind für mich kein Ausschlussargument per se, denn da steht ohnehin eine regelmäßige Erneuerung an und gerade am Pirnaischen Platz hat man mit dem nur verfüllten Fußgängertunnel sowieso eine größere Aufgabe bei einer ohnehin notwendigen Umgestaltung. Und solange in B-Plan-Entwürfen der Verwaltung Verlegungen, neue Leitungsrechte (verrohrter Kaitzbach, Fernwärme), etc. eingeplant werden können, brauchen sich städtebauliche Vorüberlegungen diesen später einzuplanenden Details nicht wirklich widmen. Das wird ja auch bei INSEK, Flächennutzungs- und Rahmenplänen nicht gemacht.


    Wenn die Petersburger verlegt und bebaut wird, sind umfassende Leitungsanpassungen sowieso nicht zu vermeiden. Übrigens auch hier: die Fernwärmetrasse über die Elbe liegt gerade bis zu einem Brückenneubau woanders und ließe sich währenddessen zwangsfrei neu planen.

    Arwed ich meine alle Vorschläge, inklusive den beiden genannten und den Utopien aus dem Semesterprojekt der TU, die im nächsten Semester wohl noch detaillierter ausgearbeitet werden.


    Wir sind uns ja offenbar einig, dass es darum geht, den Verkehrszug Carolaplatz-Georgplatz (bzw. auch darüber hinaus) zu verkleinern. Ich bin allerdings der Auffassung, dass es hier nicht vorrangig um ein Verkehrsthema geht (bzw. gehen sollte), sondern um Städtebau. Verkehr hat sich dem Städtebau unterzuordnen, und das wurde ja auch bereits vor langer Zeit mit der geplanten Verlegung der Bundesstraßen (und damit von Durchgangsverkehr) aus der Innenstadt heraus entschieden. Eine neue Brücke im Ostragehege war bisher nicht mehrheitsfähig und es sprechen (außer verkehrlichen) auch ziemlich viele Aspekte dagegen, v. a. auch ökologische und finanzielle. Es soll jetzt also schon um zwei bis drei neue Brücken gehen, bevor irgendwas anderes überhaupt nur besprochen wird? Das halte ich nicht für zielführend, nicht nur wegen meiner Konzentration auf Städtebau, sondern auch finanziell und politisch - habt ihr das Gezerre um die Waldschlößchenbrücke denn schon vergessen, oder das Blaue Wunder, oder die anstehende Sanierung der Marienbrücke? Und was ist mit den Bauleitplanverfahren, die ja bereits jetzt schon in dem Gebiet laufen und alle diese Aspekte bisher völlig außen vor gelassen haben?


    Aus meiner Sicht braucht es eine breite Diskussion darüber, wie unsere Stadt aussehen und funktionieren soll. Der Verkehr ist dabei Ergebnis und nicht Voraussetzung. Und natürlich geht es dabei auch und vor allem um Gebäude, Ensembles, Plätze, Räume im Allgemeinen und auch darum, wie sie aussehen sollen oder können. Stadt- und Raumplanung ohne eine klare Vorstellung davon mündet in beliebige Inseln von bezuglosen Stadträumen ohne urbane Qualitäten, wenn man Gegebenheiten nicht in Frage stellt und eine Vision entwickelt, wohin es gehen soll. Zu diesen Gegebenheiten zähle ich den Verkehrszug in seinen jetzigen Ausmaßen, inklusive aller Begleiterscheinungen, wie eben z. B. der Baumreihen, die bei einem Erhalt die Schneisenwirkung zementieren. Solche Flächen inmitten der Innenstadt als Folge der autogerechten Stadt will ich nicht heilig sprechen, bzw. sie in zu urbanen Stadträumen kompatible qualitativ hochwertige Grünflächen umwandeln, wie z. B. einen Promenadenring mit Kaitzbach und passender Bebauung (das ginge übrigens auch mit Verpflanzungen). In Konsequenz der Unantastbarkeit dieser Schneise wurde allerdings auch schon von Landschaftsplanung anstelle von Stadtplanung gesprochen - direkt zwischen Alt- und Vorstadt, in unmittelbarer Nähe zu Blüherpark, Bürgerwiese, Großem Garten, während die Vorstädte massiv zersiedelt und unterverdichtet sind - welch ein städtebaulicher Unsinn!


    Eine Debatte über eine Brücke ohne Klarheit, in welche Räume sie eingebunden, bzw. welche sie verbinden wird, ist eine rein verkehrliche Debatte und führt ganz sicher nicht zu den Ergebnissen, die ihr euch als logische Konsequenz vorstellt. Eine städtebauliche Debatte ist jetzt angebracht, denn es können damit jetzt Entscheidungen herbeigeführt werden, die für eine Brückendiskussion überhaupt erst Voraussetzungen schafft, während gleichzeitig viele andere Probleme gelöst werden, die man sonst aufschiebt: Wohnraum, Aufenthaltsqualität, Investitionen, und auch verkehrliche Regelungen, die im Moment sowieso stattfinden müssen und entsprechend gelenkt werden können. Mir ist klar, dass z. B. im Moment viel Widerspruch zu Überlegungen einer Rekonstruktion der alten Carolabrücke (oder überhaupt einer schmaleren Brücke) kommen, weil die Räume, die sie umgeben, das derzeit nicht hergeben. Stellt euch vor, ihr würdet auf einem dichter gefassten Rathenauplatz stehen, dann wäre das schon etwas ganz anderes. Im Moment findet eine Brückendiskussion unter den Vorzeichen der weiterhin bestehenden breiten Sankt Petersburger Straße und dem ach so wichtigen Durchgangsverkehr statt, der durch Räume führt, wo ja sowieso nichts los ist, eine schmale Brücke also ein unnötiges Hindernis wäre. Genau deshalb haben wir es mit Gesprächen über Ersatzneubau, Teilerhalt, angeschraubte Radwege, teilaufgehobene B-Pläne, etc. - also mit Flickschusterei und Resignation zu tun. Es braucht eine städtebauliche Vision!


    Und nochmal, weil das vielleicht nicht klar geworden ist: Meine Gedanken entspringen nicht der Prämisse, so viele Rekonstruktionen wie möglich einzufordern, sondern der Einsicht, dass der historische Stadtgrundriss eine perfekte Schablone für die Lösung der anstehenden Probleme ist und dieser im Gegensatz zu Experimenten mit neuen Konzepten (die sich andernorts als nicht sinnvoll erwiesen haben) viele Möglichkeiten schafft - neben "modernen" Zutaten eben auch Rekonstruktionen oder traditionellen Städtebau möglich macht, die das Stadtbild bereichern und dessen Geschichte sichtbar machen würden. Ich fände ein rekonstruiertes Redlichhaus grandios, aber ich präsentiere es nicht als Prämisse, sondern als Möglichkeit, als Dokumentation, wie der Stadtraum aussah und welche Qualitäten er hatte. Stellt euch doch einen Kopfbau à la Verwaltungszentrum, World Trade Center oder Fernbusbahnhof vor, wenn euch das so stört.


    Kurz gesagt: Wenn der historische Stadtgrundriss sinnvoll und möglich ist, warum denn eigentlich nicht? Mir konnte nämlich bisher niemand objektive Nachteile dieses Vorgehens darlegen, außer einer generellen Ablehnung, weil "Rekonstruktion" oder "geht nicht mehr wie früher" oder "Pferdekutsche und Klo im Hof".

    Das ging ja noch schneller als ich gedacht hätte: von der gesamtstädtischen Vision eines vielfältig vernetzten Stadtraumes und der dadurch möglichen Aufwertung von Straßen und Stadtplätzen in der Innenstadt, hin zu einer Forderung der Rekonstruktion einzelner Bauten des Historismus und historischer Baufluchten.

    und

    Eine Reko-Debatte lenkt ab, birgt Streit, und könnte alles zersetzen. Diese Fragen sind noch lange nicht anstehend, so schön es auch wäre.

    Von einer Forderung nach Rekonstruktionen oder einer "Reko-Debatte" war überhaupt nicht die Rede, sondern von Möglichkeiten und Vorschlägen. Nichts anderes hatte z. B. auch Frank Wießner mit dem Venezianischen Haus gemacht. Ich hatte auch im Gegenteil formuliert, dass es zunächst um den Stadtraum geht, nicht um einzelne Gebäude. Allerdings wurde ja auch schon richtig erkannt, dass man Bilder braucht, die die städtebaulichen Möglichkeiten visualisieren - warum nicht mit den vormals dort vorhandenen Gebäuden, wenn man sich schon auf den historischen Stadtgrundriss bezieht? Ich finde es etwas unfair, dass nur, weil Rekonstruktionen überhaupt erwähnt werden, ein umfassender Beitrag auf diesen Aspekt reduziert und daher entweder rundheraus abgelehnt oder ignoriert wird. Wer sich länger mit diesem Stadtraum beschäftigt, kommt eben irgendwann zu Details.


    Also, was sind denn eure konkreten Vorschläge, welche Aspekte wollt ihr an den jetzt vorliegenden Vorschlägen diskutieren? Woran habt ihr was auszusetzen und mit welcher Begründung? Lasst uns die Debatte, die in der Stadtgesellschaft notwendig ist, doch mal ganz konkret hier beginnen!

    Es geht hier aber tatsächlich um eine Rekonstruktion des Stadtraums, um die Wiedergewinnung eines Stadtgrundrisses, über dessen genaue Ausprägung natürlich gestritten werden kann und sollte sollte. Allerdings ist eine Variante mit möglichst vielen Rekonstruktion von Einzelbauwerken dabei eine völlig legitime, und das schließt die Carolabrücke selbst mit ein, genauso wie eine Fassung der Stadtplätze oder ehemaligen "Prachtstraßen". Warum sollte man Vorschläge der Rekonstruktion von Redlichhaus, Kaiserpalast, Thormeyers Apotheke, dessen Kopfbauten an der Landhausstraße, Marschallstraße 1, usw. denn aber kategorisch ausschließen, Arwed? Du wirst doch den vielen großartigen Rekonstruktionen rund um den Neumarkt, die anfangs teilweise überhaupt nicht zur Debatte standen, nicht die Qualität absprechen, einen gelungenen Stadtraum zu formen, oder?


    Ansonsten geht es beim Städtebau doch auch erstmal gar nicht um einzelne Gebäude. Wenn jemand eine Rekonstruktion als mögliche Baumasse vorschlägt, weil der Städtebau dazu passt, kann sich doch jeder, der die Rekonstruktion ablehnt, ein anderes Gebäude hindenken - das mache ich auch bei den üblichen Flachdach-Baumassenstudien-Visualisierungen. Ich sehe auch keine Notwendigkeit, den Städtebau nicht von der Vorkriegssituation ausgehend zu denken, denn der Stadtgrundriss passt in sehr vielen Aspekten sehr gut zu heutigen Anforderungen an den Stadtraum. Man sollte allerdings nicht städtebaulich argumentieren, wenn man Rekonstruktionen verhindern will. Wie sowas vor sich geht, sieht man ja am Neustädter Markt.

    Man bräuchte mal allmählich erste Visualisierungen allgemeiner Natur,

    wie eine enger-gefasste Verkehrsanlage der Petersburger ausschaut, mit entsprechenden Platzkreuzungen v.a. am Rathenauplatz samt Brückenzufahrt.

    Siehe:

    45645-luftbild-sankt-petersburger-stra%C3%9Fe-vergleich-ohne-markierungen

    Orthophotos: Datenquelle: Landeshauptstadt Dresden, dl-de/by-2-0, opendata.dresden.de


    Gelb ist die heutige Ausdehnung der Petersburger. Die Visualisierung zeigt einen Stand, bei dem die Kapazität der Petersburger gleich bliebe, d. h. eine tatsächlich schmalere Verkehrsanlage (mit weniger Spuren) wäre noch schmaler als hier gezeigt und könnte z. B. in der ehemaligen Johannesstraße zugunsten einer echten Stadtstraße auf den dargestellten schmalen Mittelstreifen verzichten.


    Was einer Umsetzung durch die Entwicklungen der letzten Jahre mittlerweile entgegen steht: B-Plan Robotron-Areal ohne Berücksichtigung der Petersburger, B-Plan um die Steinstraße (Teilaufhebung wegen Problematik Wohnplatte und Hotel), VB-Plan Serumwerk, Landschafts- statt Stadtplanung um jeden Ligusterbusch herum - alles Vorgänge, bei denen wir im Rahmen von Offenlagen, Ausschusssitzungen, und in der Presse versucht haben, eine notwendige Gesamtplanung anzumahnen. Stattdessen wurden B-Pläne geteilt, aufgehoben, bzw. eben nicht aufgehoben, und verschleppt, bis Fakten geschaffen wurden.


    Die Umsetzung wäre stückweise möglich - wie Elli Kny schreibt zuerst durch die Anpassung der Verkehrsinfrastruktur - die fehlende Brücke bietet dafür ironischerweise gerade den besten Anlass. Die Grundstücke gehören der Stadt, Umlegungsverfahren wären kaum nötig.


    Konkret bzgl. Rathenauplatz: mit Pillnitzer, Marschall- und Steinstraße, sowie mit Elb- und Hasenberg wären viele Verkehrsführungen auch bei schmalen Querschnitten und mit Straßenbahn in der Pillnitzer möglich; auch das geht Schritt für Schritt. Es würde natürlich große Eingriffe bedeuten: Baustellen, Zwischenzustände, Ersatz von Stadtbäumen, etc. - aber wir haben es bei der Petersburger auch mit einem massiven städtebaulichen Problem zu tun, das sich nicht durch Kosmetik oder Umwidmung zum Stadtwald lösen lässt.

    Das geht auf jeden Fall in die richtige Richtung, der Fokus liegt ja offenbar auch auf Bebauung entlang historischer Baulinien, bzw. in Dimensionen der dichten europäischen Stadt, sowie eine umfassende städtebauliche Betrachtung der gesamten Pirnaischen Vorstadt (und angrenzender Stadtteile) anstelle von kleinteiliger Flickschusterei - mithin genau das, was wir im Verein schon vor Jahren vorgeschlagen haben, worauf wir aber von Seiten der Stadt nie eine Reaktion erhalten haben.

    Der Entwurf versucht wenigstens zwischen beiden Nachbargebäuden zu vermitteln und vermeidet den großen Bruch. Und bei genauerem Betrachten ist es auch mehr als nur ein paar Profile aus dem Katalog. Die offenbar notwendige asymmetrische Abschrägung wird immerhin in die Gestaltung einbezogen, auch im Staffelgeschoss. In Summe ist der Entwurf aber trotzdem, vor allem auf die Proportionen bezogen, nicht wirklich ausgewogen.

    Diesen Durchbruch stelle ich mir 2-geschossig in der Achse der Rähnitzgasse vor. Er hätte dann ca. 6m lichte Höhe. Wichtig wäre auch, dass wirklich exakt die Straßenausrichtung aufgenommen wird und nicht wie bisher orthogonal zur Bebauung am Markt ausgerichtet wird.

    Das würde wohl den Teilabbruch der Platten und einen eingepassten Neubau bedeuten. Zudem würde der Durchgang nicht wirklich sichtbar sein, weil die Sichtachse durch das Hochbeet und den Platanenhain auf dem Platz führt. Die unter Denkmalschutz gestellte städtebauliche Figur ist einfach völlig konträr zur Klengelschen Anlage und so ein Durchgang mit einem Neubau würde diesen Kontrast baulich fortschreiben, was nicht wünschenswert ist.


    Ich würde, falls man den Denkmalschutz als gesetzt betrachtet (was ich streitbar finde, aber wohl Tatsache bleiben wird), eher eine Kombination beider Konzepte befürworten, also einen mittelfristigen Ersatz der Plattenbauten durch ein rekonstruiertes Neustädter Rathaus (das sich an der Ecke zur Hauptstraße ja ziemlich exakt auf der heutigen Baulinie befand und somit dem Denkmalschutz nicht zuwiderlaufen sollte), sowie die Wiederherstellung der Einmündungen in die Rähnitzgasse und die Kasernenstraße. Die Platanenhaine und Hochbeete würden dann als Elemente der DDR-Planung verbleiben und den aktuell unter Schutz stehenden Eindruck erhalten, denn die Durchbrüche in die beiden Gassen würde man beim Betreten des Platzes weder aus der Hauptstraße, noch von der Augustusbrücke aus sofort erkennen, da sie durch die "gartenkünstlerische" Gestaltung der DDR verstellt blieben. Auch die Ansichten von den Brunnenplätzen aus würde so gut wie vollständig erhalten bleiben - der Denkmalschutz begründet sich ja aus einer übergeordneten "Geste beschützender Hände", die sowieso vor Ort nirgends in Gänze erfahrbar ist.


    Somit würde man sich jedenfalls beides offenhalten: den Erhalt der DDR-Gestaltung (gemäß Denkmalschutz), sowie eine spätere Rekonstruktion der Vorkriegssituation. Der Denkmalschutz sollte keine endgültigen baulichen Fakten begünstigen, die letzteres verunmöglichen würden, denn dann wäre diese Unterschutzstellung endgültig das, als was sie schon immer erschienen ist: ein Vehikel zur Verhinderung einer durch die Bürgerbeteiligung gewünschte Rekonstruktion des historischen Neustädter Marktes.

    Für so einen großen Saal und die Institution an sich bieten sich wirklich geeignetere Orte an. Wie wäre es denn z. B. mit einem wiederaufgebauten Alberttheater? Immerhin ein Werk der Nachfolge Sempers, mit dem Wagner ja befreundet war. Die im Auftrag der Stadtverwaltung von Prof. Bäumler an der TU untersuchten "Potenziale eines zentralen Ortes", die 2016 zur Aufstellung eines B-Plans am Albertplatz führten, sind jedenfalls weniger überzeugend. Am Königsufer ist das Projekt jedenfalls abzulehnen und mit der Beschlusslage auch nicht vereinbar. Der Stadtrat sollte sich hier nicht überreden lassen. Dass diese Sache erst nach der Offenlage des B-Plans bekannt wird, ist ja auch mal wieder sehr bezeichnend.

    Tut mir leid, aber mit jemandem, der die Innenstadt nur in Kino, Restaurant und "Shopping" einteilt und ansonsten nur durchfahren will, ist es schwierig, eine substanzielle und konkrete städtebauliche Diskussion zu führen. Die Straßenbahn ist schuld an den Ausmaßen der Verkehrsanlagen des Georgplatzes, ernsthaft? Die Sankt Petersburger ist Teil des 26er-Rings? Am Georgplatz gibt's die allerletzten innerstädtischen Grünflächen? 70-80 km/h und Grüne Welle in der Stadt als Ideal, ernsthaft? Und natürlich wissen alle anderen gar nicht, wovon hier so wirklich die Rede ist ...?

    Schön, wie hier der Status Quo der Sankt Petersburger Straße und angrenzender "Stadtviertel" beschrieben wird - hätte ich auch machen können, denn ich kenne die Situation sehr wohl und auch die Fakten zu Verkehrsmengen etc. Ich beschäftige mich hier aber nicht damit, Zustände zu beschreiben und mich damit abzufinden, sondern Ideen zu Lösungen mitzuentwickeln und Argumente für und wider bestimmte Varianten abzuwägen.


    Insofern ist es völlig richtig beschrieben, dass es beiderseits der Petersburger kaum Ziele gibt, Querungen durch die Anzahl der Fahrspuren mit Mittelinsel stressfreier sind und was auch sonst noch vorgetragen wurde. Ich finde diese Zustände allerdings alles andere als einer Innenstadt würdig und sähe es gerne, wenn sich dort wieder Stadt entwickeln würde und man über Querungsmöglichkeiten von zu breiten Straßen oder fehlende Belebung des öffentlichen Raumes gar nicht diskutieren müsste.

    Der Georgplatz ist natürlich für Fußgänger eine Wüste, andererseits muss dort auch keiner queren, weil dort auf der anderen Seite auch nur eine große Straße ist. Wer von der Bürgerwiese kommt, quert am Ferdiandplatz. Wer vom Hygiene-Museum kommt, quert an der Kreuzstraße. Dazwischen gibt es für Radfahrer und Fußgänger schlichtweg auch keinen Querungsbedarf.

    Das ist genau die fehlende städtebauliche Weitsicht, die ich immer wieder in Dresden kritisiere. Wenn die Lingnerstadt dereinst bebaut sein wird, wird es Bedarfe noch und nöcher geben und das wurde auch in der Stadtverwaltung bereits erkannt. Nicht umsonst wird eine schmalere Sankt Petersburger Straße bereits offiziell diskutiert. Die Carolabrücke als Teil dieser bis heute trennenden Schneise bei einem ohnehin notwendigen Wiederaufbau nicht anzupassen, wäre langfristig Unfug. Zumindest die Brückenköpfe sollten angepasst werden.

    Ich glaube nicht mal die Grünen würden dort mit nur einer Spur je Richtung bei einem Neubau planen. Der Baubürgermeister selbst spricht ja von einem Ersatzneubau und nicht von einer völlig neu konzipierten Brücke mit weniger Spuren. Und selbst wenn könnte er das nicht gegen die Mehrheit durchsetzen (was er ja, zumindest lt. bisheriger Aussagen, auch gar nicht plant).

    Der Verkehrsversuch bildete genau das ab: eine Spur für den MIV und ansonsten mehr Platz für Radfahrer. Diese Aussage ist also falsch. Dem Baubürgermeister geht es nicht um die Beibehaltung von 4 Fahrspuren, sondern um's Geld, weil ein Ersatzneubau wohl ohne neues Planfeststellungsverfahren auskommen könnte un damit günstiger und schneller realisierbar wäre.

    Da hier aber dringende Strukturänderungen mitgedacht werden sollten, ja müssen, wird es teurer, und dann sind die rückliegenden und kommenden Kostensteigerungen on top - also bei 150 Mio wären es schon ca. 75 Mio € für die LH Dresden.

    Diese Aussage setzt voraus, dass die zusätzlichen Maßnahmen im selben Verfahren umgesetzt würden, was ja nicht notwendig ist (bis auf Planungsmittel, die aber für die Sankt Petersburger Straße sowieso anfallen werden, und zwar im Stadtplanungsamt). Es muss im Grunde zunächst "nur" festgesetzt werden, welche verkehrlichen und städtebaulichen Ziele man anstrebt, bevor ein Brückenneubau geplant werden kann. Die Zuführungsstrecken sind ja nicht unterdimensioniert, sondern im Gegenteil bis zu deren tatsächlichem Umbau flexibel anpassbar (die westliche Fahrbahn zwischen Pirnaischem und Rathenauplatz kann z. B. zusammen mit der Straßenbahntrasse erstmal stillgelegt werden, um Promenadenring und Kaitzbachoffenlegung voranzutreiben).


    Es geht bei der kurz-/mittelfristigen Finanzierung durch Land und Bund also mehr oder weniger nur um die Brücke.


    Außerdem muss wohl geklärt werden, was eine Finanzierungsbeteiligung durch den Bund für die Bundesstraße im Bezug auf deren zukünftige Widmung bedeutet - "darf" die frisch gebaute Straße/Brücke dann trotzdem kurzfristig entwidmet werden, weil die Bundesstraße verlegt wird?

    Vielleicht ist es bei der Menge an derzeit nicht zu bewältigenden Planungs- und Ausführungsaufgaben an der Zeit, die Verwaltung personell an den relevanten Stellen aufzustocken und Prioritäten zu klären. Mit der Carolabrücke kommen ja nun diese ganzen bisher auf die lange Bank geschobenen Einzelplanungen zusammen und wenn ein Ersatz so dringend ist, wie alle verantwortlichen reflexhaft betonen, muss die Stadt ihrer Verantwortung gerecht werden und Ressourcen dafür vorhalten. Das muss dann auch der Stadtrat einsehen, der ja schon öfter Untätigkeit und Nichtumsetzung von Stadtratsbeschlüssen bemängelt hat, und Mittel dafür umschichten. Dass die irgendwoher kommen müssen, ist klar und wenn ich die Sozialbürgermeisterin am Donnerstag richtig verstanden habe, werden ja durch die Verwaltung schon "vorbehaltlich der Zustimmung des Stadtrates" (dessen Votum in dem Fall aber genau konträr war) Verträge gekündigt, weil das Geld alle ist. Also entweder lebt die Stadt auf zu großem Fuß oder die Prioritäten stimmen nicht.


    Aus diesem Grund finde ich es wichtig, diese Diskussion (ja, auch bis ins Detail der Gestaltung, um die Öffentlichkeit mitzunehmen) jetzt zu führen.

    Es ist komplett verfrüht, jetzt eine rekonstruierte Brücke zu fordern. Erst mal muss geklärt werden, wie man generell mit dem Straßenzug umgehen will.

    Dass eine neue Brücke an dieser Stelle gebaut werden wird, können wir wohl als sicher annehmen. Die Petition fordert im Übrigen auch erstmal die Prüfung der Machbarkeit - was absolut sinnvoll ist. Unter Berücksichtigung aller bisherigen Ansätze, Planungen und Beschlüsse wird eine neue Brücke geringer dimensioniert sein können, als die jetzt abzureißende Brücke. Bis hierher ist aus meiner Sicht gar nicht so viel unklar, d. h. eine theoretisch rekonstruierte Königin-Carola-Brücke könnte gut zu den verkehrlichen Anforderungen passen.


    Es geht darum, die Ausgestaltung des gesamten Verkehrszuges so stadtbildverträglich wie möglich zu planen. Aus meiner (und offenbar vieler anderer Leute) Sicht war die damalige Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke das nicht, die Königin-Carole-Brücke aber sehr wohl, und wenn man diesen Gedanken weiterführt, passt auch noch mehr des Vorkriegs-Stadtgrundrisses (Amalien-, Johannes-, Marschallstraße, Rathenau-, Pirnaischer, Georgplatz, usw.) zu heutigen Verkehrsanforderungen. Diese Option nicht zu berücksichtigen wäre stadtplanerisch eine vertane Chance, vor allem in den Vorstädten, die zum Gesicht Dresdens entscheidend beigetragen haben und die Altstadtinsel sinnvoll mit dem Rest der Stadt verbinden könnten - wenn man es so formulieren will: die Stadt reparieren oder heilen.


    Die Carolabrücke war bisher immer der Zwangspunkt und wäre bei Umsetzung vieler städtebaulicher und verkehrlicher Anpassungen im Weg, oder zumindest ein Relikt einer Stadtplanung gewesen, die sich als nicht sinnvoll erwiesen hat. Der Einsturz birgt also - bei aller derzeitigen Verstörung und Problematik - eine riesige Chance, in der Pirnaischen Vorstadt doch noch einmal Stadtumbau im großen Stil zu betreiben, statt sich weiterhin mit Störfaktoren zu arrangieren und lediglich kleinteilige Kosmetik umzusetzen.