Vielen Dank für die Bilder Silesia!
Ich habe vor ein paar Tagen einen Spaziergang durch das „Quartier“ gemacht und wollte hier mal meinen Senf zu den einzelnen Gebäuden und meinem Gesamteindruck abgeben. Für mich von Bedeutung ist vor allem die Wirkung der Gebäude hin zur Glücksteinallee.
No.1: Das für mich schwächste Gebäude. Verantwortlich dafür sind die Bauherrn/Architekten und der Rahmenplan. Erstere verantworten die langweilige Fassadengestaltung, die nicht sehr hochwertige Materialwahl und die fehlende bauliche oder architektonische Trennung zwischen Sockel und Hochhaus, wodurch das Gebäude stumpenhafter als notwendig wirkt. Zweiterer beschränkte das Hochhaus auf ~50 Meter, wodurch ein Stumpen überhaupt erst entstand. Mit dieser Höhe kann das Gebäude nicht gegen seinen direkten Nachbarn, den Viktoriaturm bestehen. Ich habe keinen Blickwinkel gefunden, aus dem die Höhe funktioniert. Am schlimmsten ist es aber, wenn man auf dem Bahnhofsvorplatz steht. Während das No.1 gerade so über das Bahnhofsgebäude hervorschaut, thront daneben der Viktoriaturm. Mir ist absolut bewusst, dass ein Gebäude keine Emotionen hat, aber immer wenn ich das sehe, tut mir das No.1 irgendwie leid.
TRM: Positiv zu erwähnen ist hier vor allem der Wille zum Abweichen aus dem Raster. Alle anderen Gebäude nutzen die erlaubte Baufläche maximal aus (abgesehen vom LIV, bei dem aber die geringere Flächennutzung den Wettbewerb entschied). Die Überhänge und die 4-Stöckigkeit hin zum Lindenhof lockern die Fassadenfront des Quartiers hin zur Glücksteinallee auf. Dadurch wirkt zudem das Hochhaus deutlich besser. Die Kosteneinsparungen in der Fassade sind mir nicht negativ aufgefallen. Was ich jedoch negativ finde, ist die farbliche Gestaltung, dies ist aber natürlich Geschmackssache.
Quartier^4: Das Bürogebäude schaut hochwertig aus und durch die bauliche Trennung hin zum Wohnkomplex kommt das Hochhaus gut zur Geltung (wenn man es von der Glücksteinallee betrachtet). Leider ist meiner Meinung nach aber das Wohngebäude nur unterdurchschnittlich gut gelungen. Das Bürogebäude ist schon monoton in der Gestaltung, sodass ich eine auflockernde Architektur beim Wohngebäude begrüßt hätte. Wie ich mir das vorstelle, zeigt sich beim LIV.
LIV: Das Bürogebäude ist hier wieder recht monoton. Das Wohngebäude hat aber zwei unterschiedliche Fassadengestaltungen, die eine hin zur Glücksteinallee und die andere zu den Lokschuppen. Das lockert die sehr starre Architektur in diesem Gebiet zum Glück ein bisschen auf. Die Wirkung des kleinen Platzes hin zu den sanierten Lokschuppen will ich erst bei Fertigstellung beurteilen.
Loksite: Hier sieht man ja noch nicht viel, ich hänge mich aber mal aus dem Fenster und sage, dass auch hier wie beim No.1, das Hochhaus stumpenhaft wirken wird, wobei im Gegensatz zum No.1, die Fassade hochwertiger sein wird.
Gesamteindruck: Jetzt, wo ein Großteil der Gebäude steht, lässt sich ein vorläufiges Fazit ziehen. Mir ist die Architektur leider zu starr und boxenhaft. Das ist mir alles schlicht zu langweilig. Ohne das TRM würde ich spätestens auf Höhe des Quartier^4 beim Gehen einschlafen. Vergleicht man mal die Hochhäuser mit denen auf dem Europaviertel in Stuttgart, so zeigt sich, dass Hochhäuser, die in einer Reihe stehen und relativ niedrig sind, nicht zwingend langweilig sein müssen. Hauptverantwortlich dafür, dass sie es in Mannheim aber sind, ist meiner Meinung nach der städtebauliche Rahmenplan. Um ein Hochhaus mit 50 Meter Höhe ansprechend in eine Blockbebauung übergehen zu lassen, bedarf es einer guten/besonderen Architektur. Man kann schlicht nicht ein 6-stöckigen Sockel nehmen und den an einer Stelle auf 50 Meter erhöhen. Das resultiert, siehe No.1, in einem unansehnlichen Stumpen. Gute/besondere Architektur kostet aber entweder Fläche (TRM) oder Geld in Form einer höherwertigen Fassade (Postquadrat). Ein Investor, der schlicht seinen Gewinn maximieren möchte, findet beides verständlicherweise doof und baut dann lieber ein No.1. Um dem vorzubeugen, hätte ich einen anderen städtebauplanerischen Ansatz verwendet. Am nächsten zu meiner Version kommt wohl die von Veauthier Architekten. Eine Bündelung „echter“ Hochhäuser um den Viktoriaturm und eine Blockbebauung auf dem restlichen Areal. Das hätte zwar nicht direkt gute Architektur gesichert (siehe Turm am Mailänder Platz in Stuttgart), aber zumindest wäre das Risiko von Stumpen kleiner gewesen und man hätte ein sichtbares Cluster an hohen Gebäuden gehabt.
Mit dem jetzigen Ergebnis kann man zwar auch leben, aber immer wenn ich dort bin, denke ich mir, da hätte man mehr draus machen können.