Beiträge von Architektenkind

    ^ Genau, die Leute wollen halt Aufmerksamkeit für ihr politisches (und meines Erachtens schlecht begründetes) Anliegen. Haben sie geschafft. Die Empörungsmaschine funktioniert in alle Richtungen. Aber immer nur kurzfristig – also wird die Sache in drei Wochen vergessen sein.


    Was ich mir ernsthaft vorstellen könnte, wäre ein Kunstprojekt, das diese Idee aufgreift und in Christo-Tradition als Verhängung umsetzt. Warum nicht für ein paar Wochen die Bombenschäden durch eine schwarze Verkleidung der zerstörten Fassadenteile und der Kuppel sichtbar machen? Der 80. Jahrestag des Kriegsendes im kommenden Mai würde sich dafür anbieten.


    Das hätte keine irgendwie zu begründende Notwendigkeit. Aber warum es, wie Metamizol im Nachbarstrang meint, "irrsinnig" wäre, erschließt sich mir auch nicht. Man könnte die Verhängung sogar in einer feierlichen Zeremonie entfernen und hätte einen "Auferstanden aus Ruinen"-Moment – auch wenn der sicher nicht im Sinne der Initiatoren wäre.

    ^^ und ^: Das sind sehr gute Nachrichten. Hatte mich schon drauf eingestellt, dass das für weitere zehn Jahre Brache bleibt. Den Staab-Entwurf finde ich gar nicht mal so schlecht – der Materialmix mit Holz, Glas und Beton und die verschiedenen Höhen und Höfe machen in meinen Augen was her. Skeptisch bin ich bei den neuen Entwürfen für den Ballonplatz. Das sieht mir leider nach maximal monotonen Klötzen aus.

    So merkwürdig es auch erscheinen mag, aber diese Form der Parkgestaltung ist der Natur näher als so mancher grüner Rasen- und Blumenpark.

    Das kann ich bestätigen. Auf dem Petersburger Platz wurden letztes Frühjahr zwei runde Rasenflächen durch Schotterbeete ersetzt und (scheinbar) kärglich bepflanzt. Letzten Sommer sah das Ganze noch recht spartanisch aus – es wurden sogar Schilder aufgestellt, die um Geduld baten. Zustand heute ist der hier:



    Insekten en masse, Stauden und kleine Büsche verschiedenster Arten. Immer blüht irgendwas anderes und die Flächen wechseln die Farbe. Von den Parknutzern wird das anscheinend gutiert: Nichts ist niedergetrampelt, und der Müll hält sich trotz vieler Jugendlicher auf den angrenzenden Bänken in sehr engen Grenzen.


    ©Bild ist von mir.

    Die Sanierung der Komischen Oper sollte gestoppt werden. Das Haus sollte grundsätzlich abgewickelt werden.

    Schon wieder? Jährlich grüßt das Murmeltier.


    Antwort ebenso: Berlin ist aufgrund seiner Geschichte reich an klassischem Kultur- und Kunstangebot. Gilt für Museen, Orchester, Theater und Opernhäuser. Das ist ein Schatz, den die Stadt hegen und pflegen sollte. Sie hat nicht viele Facetten, mit denen sie wirklich glänzen kann. Mit dieser schon.


    Und natürlich ist diese Form der Kultur ein Zuschussgeschäft* – aber wer sich Kultur nur** als Wirtschaftsfaktor vorstellen kann, hat m.E. etwas Entscheidendes an ihr nicht verstanden. Diese Haltung: Es darf nur existieren, was nichts kostet und Profit abwirft, hat in meinen Augen etwas sehr genussfeindlich-calvinistisches.

    4. Die eingesparten Gelder, der dann geschlossenen KO können vollständig in Film- und Serienproduktionen investiert werden.

    Wenn ich mir anschaue, was die Filmförderung so unterstützt, will ich lieber eine gelungene Inszenierung an einer generalsanierten KO als hundert Filme mit Schweiger oder Schweighöfer. Filme und Serien sind tatsächlich Kulturindustrie, und die sollte profitabel arbeiten – besonders ambitionierte Projekte ausgenommen.


    * War es in Deutschland (und Kontinentaleuropa) übrigens schon immer. Die Musik- und Theaterkultur entstammt den absolutistischen Höfen und später dem bürgerlichen Mäzenatentum. Auch die Arbeiter- und Volksbühnen waren von Vereinen oder Genossenschaften finanzierte Zuschussgeschäfte. Das alles war nie auf Gewinn ausgelegt.


    ** Die (hoch-)kulturelle Vielfalt ist natürlich auch ein Wirtschaftsfaktor, weil sie Berlin für bildungsbürgerliche Touristen interessant macht.

    ^ Wenn das alles so kommt, ist es ein Qualitätssprung gegenüber dem müden Rest, der bislang auf der Linse gebaut wurde. Der Nöfer erinnert mich mit seinen starken Anleihen an die neue Sachlichkeit an dessen TU-Bau in der Marchstraße, hier legt er aber in Sachen Kubatur und Details noch ne Schippe drauf. Den HennTchoban-Voss-Entwurf sehe ich als solide Hommage an die Alt-Berliner Industriearchitektur. Beides schick, also Daumen drücken. ;)

    ^ Cool. Freue mich, dass es losgeht. Erinnere mich an die Baukollegiums-Sizung zu dem Quartier - wenn alles so umgesetzt wird wie angedacht, dürfte die Architektur weit über das gewohnte WDVS-08/15 hinausgehen, wie es sich sonst für solche Lagen eingebürgert hat.

    Eberty 25 – Tiefbau hat begonnen

    Beim Projekt Eberty 25 an der Ecke Eberty/Mühsamstraße geht es langsam los (Vorstellung hier). Bis vor einigen Jahren befand sich auf der Brache eine Autowaschanlage, bis in dieses Frühjahr ein Bezahlparkplatz. Ostern war das Gelände dann weitgehend beräumt, ein Bagger mit letzten Abrissarbeiten beschäftigt. Hier der Zustand an Karfreitag:



    Inzwischen sind auch die Reste der Waschanlage weg, Löcher werden gebohrt, und die Stahlkörbe für die Bohrpfähle stapeln sich in der Mitte. Macht Hoffnung, dass dieses Loch in der Stadtlandschaft wirklich verschwindet.


    © Bild ist von mir.

    Jetzt ist es amtlich: Der neue Lesesaal der Stabi unter dem Linden wird viel zu warm durch das Milchglas.

    Du meinst den Lesesaal, an dem seit 2005 (!) gebaut wurde und dessen Einweihung am 19. März 2013 (!) stattfand? Dass er sich aufwärmt, ist "jetzt amtlich"? Im Rekordsommer 2018 hat das niemand bemerkt? Und das macht ihn gleich "funktionslos"?


    Ernsthaft, wenn Du einfach einen Rant ablassen will, weil Du das Ding nicht magst, dann mach das doch einfach. Aber such Dir nicht irgendwelche Pseudo-Belege zusammen, die Deiner Abneigung die Weihen der Objektivität verleihen sollen. Das klappt eh nicht, wenn Du danach mit argumentfrei-wertenden Adjektiven kommst ("unpassend", "einfältig", "störend", "öde", nochmal "einfältig"). "Unpassend" ist reine Geschmackssache; was Du "einfältig" und "öde" nennst, würden andere als "schlicht und elegant" betrachten; die Treppe in der Mitte stört mich zumindest überhaupt nicht – und dass "die Besucher" im Saal "orientierungslos" seien, hast Du garantiert nicht aus einer Nutzerbefragung entnommen, sondern einfach Deiner Vorstellung entnommen.

    Wie konnte ein solchen Konzept in allen Instanzen genehmigt werden? nachhaltiges Bauen und die Globale Erwärmung spielen bei öffentlichen Bauten schon immer eine große Rolle.

    Ach so? Also 1750, 1905 oder 2003, als dieser Wettbewerb stattfand, wurde "Nachhaltiges Bauen" großgeschrieben. Wäre mir neu.


    Wie gesagt: Du musst das Ding nicht mögen. Ich finde ihn ganz gelungen, trauere dem alten Saal aber trotzdem nach (hätte ihn gerne erlebt). Nur dieser Versuch, hier eine Reko als einzig rationale Lösung hinzustellen und den neuen Bau als Sünde wider die Nachhaltigkeit – den finde ich weit hergeholt.

    ^ Bin ich heute auch drauf gestoßen und finde es interessant – was nicht bedeutet, dass ich gleich zustimmen würde (dazu fehlt mir die Ahnung). Ich weiß allerdings, dass der Hauptbahnhof überfüllt ist, jedesmal wenn ich dort bin. Verkehrstechnisch leuchtet mir die Argumentation ein: Der bestehende Hauptbahnhof ist dem wachsenden Verkehr – und erst recht dem Deutschlandtakt – nicht gewachsen; die Weiterfahrt von Fernzügen nach Altona/Diebsteich überfordert die Strecken und ist für Passagiere eigentlich überflüssig; ein neuer, großangelegter Hauptbahnhof würde diese Probleme lösen.


    Allerdings wäre der neue Hauptbahnhof weiter vom Zentrum entfernt, und bei den derzeitigen Planungszeiten und Baukosten wüsste ich nicht, wie lange die Umsetzung dauern würde. 20, 30 Jahre? Das macht mich wiederum skeptisch.


    Spannende Diskussion, auf jeden Fall. Mal schauen, wie die Reaktionen ausfallen...

    ^ Eine politisch-polemische Vereinfachung (und das weißt Du auch).

    • Es gab einen Wettbewerb für das Umfeld, der 2013 keineswegs allein vom Senat entschieden wurde.
    • Die Gestaltung der Lustgartenseite lehnt sich eng an die historische Gestaltung an und enthält aufwendig zu pflegende Grünflächen, die Terrassen.
    • Die Südseite war vielleicht im Wilhelminismus grüner als heute, davor aber nicht.
    • Das Schlossumfeld ist jetzt seit einigen Jahren offen, ohne dass größere Probleme mir Vandalismus, Sprayern, etc. aufgetaucht wären.
    • Als "Steinwüste" kann man auch die Place Vendôme in Paris bezeichnen. Oder den Max-Joseph-Platz vor der Residenz in München, um eine Liga kleiner zu spielen. Macht aber niemand.

    Ich bin durchaus dafür, dass man auf der Südseite etwas verändert – Wasser und etwas Grün hinzufügt. Nur diese nicht enden wollende Klage über die dumme, ideologisierte Stadt nebst verrohter Bevölkerung – das kann ich nicht mehr lesen. Da kam seit zehn Jahren kein Argument hinzu.

    Substanziell, in puncto Wertschöpfung trägt Tesla nichts zur Region bei.

    Reichlich unterkomplex erscheint es mir, die Wertschöpfung einer großen Fabrik auf Null zu setzen, weil der Firmensitz im Ausland ist. Folgende Aspekte unterschlägst Du meines Erachtens:

    • Tesla stellt keineswegs nur Hilfsarbeiter ein, sondern auch gelernte Arbeiter, Techniker, Verwaltungs- und Führungskräfte, das Management. Die zahlen ihre Steuern und Abgaben in Deutschland und geben ihr Geld in Berlin und Brandenburg aus.
    • Tesla kauft zunehmend bei regionalen Zulieferern, die teils ihre Kapazität ausbauen, sich teils neu ansiedeln (etwa in Fredersdorf/Vogelsdorf Cockpit-Armaturen oder in Ludwigsfelde Batterieteile). Die kaufen ihrerseits Fertigteile und Rohstoffe, zahlen Gewerbesteuern und beschäftigen Leute, die Steuern zahlen und Geld ausgeben. Inzwischen soll das alte Gewerbegebiet Grünheide ausgebaut werden, um für neue Betriebe Platz zu schaffen.
    • Tesla beschäftigt Logistik-Unternehmen – Lkw und Güterbahn – für den Transport von Teilen und fertigen Autos. Die vergrößern Fuhrpark und Belegschaft, zahlen Steuern, beschäftigen Leute, usw. usf.
    • Tesla baut neu und baut aus. Davon profitiert die Baubranche, die ihrerseits...
    • Tesla zahlt Gewerbesteuer – was allerdings vor allem der Gemeinde Grünheide zugute kommt.

    Ich habe einige Kritik an Tesla (betreffend u.a. die Bezahlung der Angestellten, den mangelnden Naturschutz, die Überwachungstechnik in den Autos und die Person des Firmengründers) – aber der Fabrik einen ökonomischen Nutzen für die Region abzusprechen, halte ich für eine ganz steile These. Das Bruttoinlandsprodukt in Brandenburg wuchs 2023 um 2,4 Prozent, der bundesweiten Rezession von -0,3 Prozent zum Trotz. Ich bin ziemlich sicher, dass die genannten Aspekte daran einen entscheidenden Anteil hatten.

    ^ Was ist jetzt eigentlich Dein Punkt? Dass Deutschland sich undankbar verhält, weil aus linksgrün-versifften Gründen keiner mehr Mercedes mehr kauft? Und deshalb abgestraft gehört, weil es die Ehre eines "Mercedes-Benz-Platzes" oder so nicht mehr verdient hat? Herrgott nochmal.


    Zum Thema: Ich wünschte mir sehr, der Platz bekäme einen würdigen Namen. Andererseits gönne ich es den Leuten, die sich dieses Konstrukt überlegt haben, dass es jetzt peinlich wird. Mal sehen, was die nächste Runde bringt. Vielleicht die Big-Mac-Arena und die Chicken-McNuggets-Hall an der Ronald-McDonald-Plaza. Warum nicht?

    Nach übereinstimmenden Medienberichten könnte der Central Tower deutlich höher ausfallen als bisher (68m) geplant und mit einer Krone eine Höhe von 110 bis 115 Metern erreichen.

    Hm, ich bin unentschieden. Einerseits kann das ein interessanter Entwurf werden. Und ich freue mich natürlich, dass Bewegung in der Sache ist, nachdem auf der Baustelle seit zwei Jahren nichts mehr passiert.


    Andererseits mag ich das Stufenkonzept, bei dem sich die umliegenden Hochhäuser (Centraltower, Grandair, JAHO, das neue Rathaus Mitte, aber auch HdR und HdL) auf 60 bis 90 Meter beschränken, damit der Alex mit 120 bis 150 Meter plus Fernsehturm als Zentrum zur Geltung kommt. Wenn Monarch wirklich tot wäre, dafür aber 500 Meter weiter südlich ein 115-Meter-Turm entsteht, würde das viel Unruhe in die Silhouette bringen. Und die interessante Torsituation an der Jannowitzbrücke bekäme eine Schieflage.


    Egal. Bin gespannt auf die Entwürfe und lasse mich gerne eines Besseren überzeugen.

    ^ Ja ja, nirgends auf der Welt ist es so schlimm wie in Deutschland! Alles ganz furchtbar, und jeder Maurer von umme Ecke plant bereits, nach Bulgarien auszuwandern, weil er dort viel bessere Zukunftsaussichten hat. (Hat mir ein Bauleiter gesagt, der dort gerade einen lukrativen Auftrag bekam und im Hotel wohnt.)


    Im Ernst: Die Immobilienkrise ist nicht von Pappe, und sie dauert wegen diverser Sonderfaktoren auch länger als die letzte Krise von 2008/9. Aber sie ist immer noch zyklisch – denn Inflation, hohe Zinsen, Kaufzurückhaltung, etc. sind auf dem Zenit bzw. darüber hinaus. Dass derzeit alles so katastrophal erscheint, hat nicht zuletzt mit dem scheinbar ewigen Boom der zwölf Jahre zuvor zu tun. Es blühte und boomte und schien nicht enden zu wollen. Einen endlosen Boom gibt es aber im Kapitalismus nicht, und jetzt ist halt Katzenjammer. Geht auch wieder vorbei. (Dass der Boom für Normalos auch schlimme Folgen hatte – siehe Mietpreisexplosion – wird übrigens gern vergessen.)


    Ich glaube keinen Moment, dass es eine Massen-Abwanderung von Maurern, Installateuren oder Dachdeckern nach Dubai geben wird. Die sind doch nicht doof und geben ihr Leben auf, weil es ein, zwei jahre weniger zu tun gibt. Wenn Du wissen willst, wie ein echter Baubranchen-Clusterfuck aussieht, dann schau nach China. Auch so ein Beispiel, das ständig über den grünen Klee gelobt wurde, weil es den deutschen Zuständen angeblich so meilenweit überlegen sei.


    Nun haben die dort Wohnungen für drei Milliarden Menschen im Land, und das bei sinkender Bevölkerung. Die Immobilienpreise fallen ins Nichts; und diejenigen, die eine Wohnung zur Altervorsorge gekauft haben, stehen vor demselben. Beziehungsweise in einer Rohbauwohnung ohne Fahrstuhl im 18. OG, die niemand mehr fertigstellen wird. Dagegen ist die deutsche Baukrise ist ein Witz – aber natürlich ist es "nur in Deutschland" schlimm.


    (Hier schon wieder falsch. Kann gerne in einen Wirtschafts-Fred verschoben werden.)

    ^ Krisen sind zyklisch, und die Baukosten waren auch vor zwei Jahren schon hoch. Die Inflationsrate fällt und wird kommendes Jahr um 3 Prozent liegen – deshalb werden auch die Zinsen nicht ewig oben bleiben, und die Konjunktur wird sich erholen. Die Berliner Politik hat dem Projekt grünes Licht gegeben, und der Bezirk ist raus aus der Entscheidung.


    Wenn das Projekt tatsächlich tot (und nicht nur konjunkturbedingt verzögert) ist, dann liegt es an den Problemen bei Signa. Alles andere ist geklärt oder vorübergehend. Und bei anderen Großprojekten geht es trotz Krise voran.


    (Kann gerne in den passenden Strang verschoben werden.)

    ^ Ah, danke für die Korrektur. Das war mir irgendwie durchgerutscht. Finde ich – was dieses Projekt betrifft – natürlich beruhigend. Um den Hermannplatz wäre es dennoch sehr schade. Und für die verbliebenen Kaufhäuser wird es auch wieder gefährlich, wenn der Laden ins Wackeln kommt.


    Die nachfolgenden Beiträge zum Karstadt am Hermannplatz wurden in den entsprechenden Thread verschoben, da sie mit dem Thema dieses Bauthreads nicht viel zu tun haben.