Beiträge von Architektenkind

    Da frage ich mich was der ganze Aufwand soll, wenn sich die Situation später derart gestaltet, dass Familien mit Kindern die Anlagen gar nicht nutzen können, weil die hygienischen Zustände untragbar geworden sind.

    Ich wiederhole mich: Warum sollte eine Anlage, die trotz Obdachlosen schon heute von Familien und Touristen en masse genutzt wird, nach einer Aufwertung nicht mehr von ihnen genutzt werden? Wenn Du sagen willst, Du willst da mehr Gebäude haben, dann tu das doch einfach – ich wär sogar dabei. Wenn Du über Obdachlosigkeit als Problem reden willst, dann tu das in der Lounge – wichtiges Thema (das sich aber nicht durch Polizeigewalt lösen lässt, wie Du nahelegst). Aber dass eine gepflegtere Gestaltung des Areals zu mehr Verelendung führte, das halte ich für eine unplausible Spekulation.


    Abgesehen davon steht und fällt eine solche Planung natürlich mit der Pflege, die in sie gesteckt wird. Man kann sowas nicht anlegen und dann sich selbst überlassen, sondern muss Gärtner und Reinigungstrupps beschäftigen, die ständig am Start sind. Das muss die Stadt gewährleisten, sonst ist der Glanz in der Tat bald ab.

    ^ Was ändert sich denn diesbezüglich durch den Umbau? Auch jetzt sind dort schon Grünflächen und Gebüsche, die als Nachtlager von Obdachlosen genutzt werden. Und Bettlern begegne ich häufiger in der S-Bahn als dort. Spielende Kinder und flanierende Erwachsene gibt es aber auch - und die werden eher mehr, wenn sich das Angebot am Wasser verbessert, alles etwas schicker aussieht und die trennende Straße verschwindet. Warum also sollte die Aufwertung Verelendung fördern?


    Was Armut in Berlin im Allgemeinen angeht, so gehört das in die Lounge. Steigende Mieten führen aber eher zur Abwanderung in Außenbezirke und Speckgürtel als zu Obdachlosen am Fernsehturm.

    Äh, ja und? Es handelt sich trotzdem um eine Rekonstruktion der Denkmalanlage samt Wiederherstellung der versiegelten Freifläche.

    Was "aufwendige Rekonstruktion" evoziert: Irgendwer hat politisch beschlossen, ein verlorenes Denkmal der DDR wieder herzustellen, und dafür viel Geld ausgegeben.


    Was tatsächlich passiert ist: Die BVG hat für ihre Baustelle Figuren versetzt und sie danach wieder an ihren alten Platz zurückgeschafft. Außerdem wurde Rasen "aufwendig rekonstruiert", auf dem zuvor Container standen.

    ^ Auf dem Dach werden 4000 Quadratmeter Solarpanele verbautt, die PV-Anlage ist also praktisch das Dach (abzüglich der Oberlichter). Natürlich ist es dunkel (es sei denn, Du meinst, weiße Panele wären effektiver). Egal: Das Museum erreicht nach der Umplanung EGB 55. Große Teile des freibleibenden Grundstücks werden nicht gepflastert, sondern bepflanzt. Kritik an zu wenig klimaresilienter Umgestaltung ist natürlich legitim - aber vielleicht sollte man dabei konkret auf die reale Planung eingehen, statt mit verzerrenden Behauptungen (ein Baum als "Umweltfeige", sonst alles Pflaster) einfach draufzuhauen.

    Wer britische Stadtgärten kennt muss wirklich verzweifelt bei deinem Lob dieser geplanten Ödnis lachen, Tränen lachen.

    Sorry, aber so geht das nicht. Ich habe gar nichts gelobt, ich habe lediglich Deine Zuspitzungen relativiert. Wenn Du über meine Beschränktheit Tränen lachen musst, sei Dir das unbenommen - Du solltest dennoch die Frage beantworten, warum wir es hier mit einem Pendant zu einem Stadtgarten zu tun haben und nicht mit einem urbanen Platz. Die sind auch in England meist gepflastert.


    Umgekehrt gibt es in Berlin auch Plätze, die kaum versiegelt sind, wassergebundene Wege haben und in letzter Zeit immer mehr Staudenbepflanzung für Artenvielfalt bekommen. Den Petersburger Platz zum Beispiel hatte ich kürzlich erwähnt.

    ^ Nein, nein. Dass das Dach schwarz wird, ist Ergebnis einer klimaschonenden Umplanung – es handelt sich um Solarzellen. Ursprünglich war ein Backsteindach vorgesehen. Auch drumherum soll es jetzt viel Grün geben. Und ein recht großer Park beginnt 200 Meter entfernt.

    Ein winziges Beispiel dafür ist das Gebiet gegenüber dem Finanzministerium.

    Das wird aktuell bebaut.

    Würde ein Teil davon für den Markt und die Bebauung freigegeben, wäre das ein Segen für die Baupreise und das Angebot.

    Das ist nicht falsch, aber natürlich eine sehr verkürzte Darstellung. Dieser Logik zufolge müssten explodierende Immobilienpreise ein spezifisches Berlin-Problem sein. Sie sind aber eine globales Phänomen.

    Allen Beteiligten (auch den auf höheren Ebenen agierenden Grünen und Linken) ist klar, dass eine Randbebauung sinnvoll und dringend nötig wäre. Das Gebiet ist zentral und voll erschlossen.

    Das ist nicht unwahrscheinlich. Beide Parteien regieren derzeit nicht. Mal sehen, was die anderen daraus machen.

    Und den Preis zahlen die "kleinen Leute". Gerade deshalb wundert mich der Widerstand von Linken, Grünen und va SPD.

    Ja, aber das ist wieder zu einfach. Du tust so, als könne die Landespolitik einfach lösen, wenn sie nicht dumm handeln würde.* Ich würde sagen: Dummes Handeln verschärft das Problem, ist aber keineswegs die Ursache. Die liegt eher in dem Widerspruch zwischen dem Grundbedürfnis Wohnen und der Renditeerwartung des Immobilienmarkts. Bis auf weiteres kaum aufzulösen.


    *Wozu übrigens auch die CDU ihren Teil beiträgt, wenn Sie sich in den Randbezirken Mehrfamilienhäusern verweigert, weil sie unbedingt Eigenheimquartiere haben will.

    Ich fürchte aber, dass da jetzt schon einige Denkmalschützer, Kleingeistige Politiker und Wutburger Schnappatmung bekommen.

    Super: Gleich mal vorab alle potentiellen Kritiker als kleingeistige Wutbürger mit Schnappatmung abgestempelt. Das trägt wirklich zu einer sachlichen Debatte bei. Danke.


    Zum Messekonzept: Die Idee finde ich erstmal charmant. Eine stärkere Nutzung als Messegelände kann ich mir gut vorstellen. Auch gegen zusätzliche Hallen hätte ich nichts einzuwenden. Hier scheinen mir die neuen Hallen allerdings eher eine Konkurrenz für die alten Hangars zu sein – und zur Belebung der Büroflügel (meines Wissens das Hauptproblem) tragen sie auch nichts bei. Dazu käme, dass bestehende Messen wie die Velo Berlin genau das Vorfeld bespielen (und benötigen), das dann bebaut wäre. Na ja, ist eine erste Skizze. Vielleicht lassen sich da Lösungen finden.


    Zum Verkehrskonzept: Mehr Bahn finde ich immer gut. Hier vielleicht fast zu engmaschige Stationen, und die Anbindung an den westlichen Ring ist nicht optimal gelöst. Aber das ließe sich entwickeln. Was mich stört, ist das ca. 500 Meter (!) lange Parkhaus genau dort, wo sich das Feld mit am besten für Wohnbebauung eignen würde. Diese Idee ist ein Überbleibsel der autogerechten Stadt – belastend und völlig überflüssig, wenn die Bahnanbindung stimmt.


    Konzertkonzept: Hier sehe ich einen klaren Nutzungskonflikt. Wenn das nördliche, das westliche und das südöstliche Feld mit Wohnungen bebaut werden (was ich befürworte), können auf dem Feld keine Freiluftkonzerte mit 100.000 Leuten stattfinden. Das würde schon der Lärmschutz nicht erlauben.


    Mein erstes Zwischenfazit: Ich sehe Potenzial und freue mich, wenn Schwung in die Debatte kommt. Zuende gedacht ist das aber noch nicht.

    Architektenkind Ihre "Vermutungen" in Ehren, allerdings könnte man nun auch Dutzend Bauprojekte in Berlin aufzählen, auf die diese Ereignisse für die Planungs- und Bauzeit nur einen marginalen Einfluss hatten.

    Warum so giftig? Ein Haufen Bauprojekte wurde in den letzten Jahren auf's Abstellgleis geschoben. Dies hier wohl auch. Über die genannten Vermutungen hinaus habe ich keine Ahnung, warum das so ist. Ich finde es allerdings auch nicht verwunderlich: Manche Projekte sind nach ihrer Ankündigung in zwei Jahren fertig; bei anderen wird zehn Jahre lang herumgewerkelt, ohne dass ein Ende in Sicht ist (siehe Max & Moritz gleich nebenan). Shit happens.


    Du stellst investigative Fragen, die durchaus interessant sind, aber Du richtest sie an die falschen Leute. Wie wäre es mit einer Mail an den Bauherren? Oder den Senat? Sehe nicht, wen Dein vorwurfsvoller Tonfall hier erreichen sollte.

    Vorab: Ich freue mich, dass sich hier ein schöner Streit um Argumente entwickelt und die üblichen Nickligkeiten trotz kontroverser Positionen weitgehend ausbleiben. Schick.

    Wenn wir bei der Pflege und der Wiederbelebung unseres Kulturerbes moralische Makellosigkeit zur Bedingung machen würden, hätten wir kein Kulturerbe mehr.

    Ich bin zwar skeptisch, ob man ein Kulturerbe wiederbeleben kann (denn Kultur ist immer an ihre Zeit geknüpft), aber sonst gebe ich Dir Recht. Walter Benjamin hat mal geschrieben: "Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne ein solches der Barbarei zu sein." Diese Spannung gilt es auszuhalten – in beide Richtungen. Die Rekofreunde sollten nicht vergessen, dass die Genese historischer Baukunst oft an Blut, Schweiß und Tränen gebunden war. Die Idealisierung vergangener Zeiten beruht auf Verdrängung ("Denn man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht"). Die Rekogegner hingegen sollten von ihrem hohen Ross herunter, wenn sie meinen, mit der Erinnerung an vergangenes Unrecht auch den kulturellen und ästhetischen Wert historischer Bauten verwerfen zu können.

    Kein Mensch lehnt die Aufführung einer Mozart-Oper ab, weil "Mozart heute nicht mehr so komponieren würde". Und ganz ehrlich: eine Mozart-Oper aufzuführen ist keineswegs einfacher als einen Pop-Hit zu singen.

    Stimmt. Aber dieses Argument ist schwieriger zu widerlegen, denn hier haben die Freunde einer "Neuinterpretation" durchaus einen Punkt: Der Schinkel'sche Geist war – gerade bei der Bauakademie – der technische und ästhetische Bruch mit herrschenden Konventionen. Das Gebäude hat damals (nicht nur) durch seinen Bezug zum Schloss provoziert. So hatte noch niemand gebaut. Der bessere Vergleich zur Musik wäre Beethoven: Man kann sich fragen, was der heute anstellen würde, um mit eingefahrenen Gewohnheiten zu brechen. Das Ergebnis wäre sicher keine "10. Symphonie", wie sie kürzlich von einer KI zusammengestückelt wurde, sondern etwas gänzlich anderes.


    Es ist also legitim, wenn man sagt, im Sinne Schinkels müsste ein neues Gebäude heute anders aussehen als das, welches er damals entworfen hat. Ich sehe nur nicht, wer so etwas in einer Form bewerkstelligen könnte, die entweder wirklich provokativ ist (statt nur langweilig) oder städtebaulich überzeugen könnte (am besten beides). Deshalb wünsche ich mir hier einfach die alte Bauakademie zurück – auch wenn sie ihren "disruptiven" Charakter längst eingebüßt hat und einfach nur noch gut aussieht. Bis zum Beweis des Gegenteils ist sie der passende Bau für diesen Ort.

    ^ Genau, die Leute wollen halt Aufmerksamkeit für ihr politisches (und meines Erachtens schlecht begründetes) Anliegen. Haben sie geschafft. Die Empörungsmaschine funktioniert in alle Richtungen. Aber immer nur kurzfristig – also wird die Sache in drei Wochen vergessen sein.


    Was ich mir ernsthaft vorstellen könnte, wäre ein Kunstprojekt, das diese Idee aufgreift und in Christo-Tradition als Verhängung umsetzt. Warum nicht für ein paar Wochen die Bombenschäden durch eine schwarze Verkleidung der zerstörten Fassadenteile und der Kuppel sichtbar machen? Der 80. Jahrestag des Kriegsendes im kommenden Mai würde sich dafür anbieten.


    Das hätte keine irgendwie zu begründende Notwendigkeit. Aber warum es, wie Metamizol im Nachbarstrang meint, "irrsinnig" wäre, erschließt sich mir auch nicht. Man könnte die Verhängung sogar in einer feierlichen Zeremonie entfernen und hätte einen "Auferstanden aus Ruinen"-Moment – auch wenn der sicher nicht im Sinne der Initiatoren wäre.

    ^^ und ^: Das sind sehr gute Nachrichten. Hatte mich schon drauf eingestellt, dass das für weitere zehn Jahre Brache bleibt. Den Staab-Entwurf finde ich gar nicht mal so schlecht – der Materialmix mit Holz, Glas und Beton und die verschiedenen Höhen und Höfe machen in meinen Augen was her. Skeptisch bin ich bei den neuen Entwürfen für den Ballonplatz. Das sieht mir leider nach maximal monotonen Klötzen aus.

    So merkwürdig es auch erscheinen mag, aber diese Form der Parkgestaltung ist der Natur näher als so mancher grüner Rasen- und Blumenpark.

    Das kann ich bestätigen. Auf dem Petersburger Platz wurden letztes Frühjahr zwei runde Rasenflächen durch Schotterbeete ersetzt und (scheinbar) kärglich bepflanzt. Letzten Sommer sah das Ganze noch recht spartanisch aus – es wurden sogar Schilder aufgestellt, die um Geduld baten. Zustand heute ist der hier:



    Insekten en masse, Stauden und kleine Büsche verschiedenster Arten. Immer blüht irgendwas anderes und die Flächen wechseln die Farbe. Von den Parknutzern wird das anscheinend gutiert: Nichts ist niedergetrampelt, und der Müll hält sich trotz vieler Jugendlicher auf den angrenzenden Bänken in sehr engen Grenzen.


    ©Bild ist von mir.

    Die Sanierung der Komischen Oper sollte gestoppt werden. Das Haus sollte grundsätzlich abgewickelt werden.

    Schon wieder? Jährlich grüßt das Murmeltier.


    Antwort ebenso: Berlin ist aufgrund seiner Geschichte reich an klassischem Kultur- und Kunstangebot. Gilt für Museen, Orchester, Theater und Opernhäuser. Das ist ein Schatz, den die Stadt hegen und pflegen sollte. Sie hat nicht viele Facetten, mit denen sie wirklich glänzen kann. Mit dieser schon.


    Und natürlich ist diese Form der Kultur ein Zuschussgeschäft* – aber wer sich Kultur nur** als Wirtschaftsfaktor vorstellen kann, hat m.E. etwas Entscheidendes an ihr nicht verstanden. Diese Haltung: Es darf nur existieren, was nichts kostet und Profit abwirft, hat in meinen Augen etwas sehr genussfeindlich-calvinistisches.

    4. Die eingesparten Gelder, der dann geschlossenen KO können vollständig in Film- und Serienproduktionen investiert werden.

    Wenn ich mir anschaue, was die Filmförderung so unterstützt, will ich lieber eine gelungene Inszenierung an einer generalsanierten KO als hundert Filme mit Schweiger oder Schweighöfer. Filme und Serien sind tatsächlich Kulturindustrie, und die sollte profitabel arbeiten – besonders ambitionierte Projekte ausgenommen.


    * War es in Deutschland (und Kontinentaleuropa) übrigens schon immer. Die Musik- und Theaterkultur entstammt den absolutistischen Höfen und später dem bürgerlichen Mäzenatentum. Auch die Arbeiter- und Volksbühnen waren von Vereinen oder Genossenschaften finanzierte Zuschussgeschäfte. Das alles war nie auf Gewinn ausgelegt.


    ** Die (hoch-)kulturelle Vielfalt ist natürlich auch ein Wirtschaftsfaktor, weil sie Berlin für bildungsbürgerliche Touristen interessant macht.